Beiträge von Ella

    Danke Tippi,

    es fällt schwer, “wegzusehen”. Er ist nicht irgendeiner, sondern der Mann, den ich mal geliebt habe. Sehr sogar.

    Und ja, ich leide darunter, dass ich nicht mehr glücklich sein kann zusammen mit ihm.

    Er tut doch nichts Böses… das hat er am 24.12. ganz jämmerlich zu mir gesagt, als er zu Besuch kam (ich wollte für uns kochen) und ich ihn nach 1 Stunde wieder nach Hause gefahren habe (große Schmerzen durch Wirbelbruch, daher ausnahmsweise nicht mit dem Bus fahren lassen).

    Er hat nur an der Vodkaflasche gelutscht, und der Pegel samt blödem Gesabbel stieg rasant, das wollte ich MIR nicht antun.

    Dennoch treibt es mir die Tränen in die Augen… er tut ja wirklich nichts Böses… ich kann das aber nicht mehr ertragen.

    Es macht keinen Unterschied mehr, ob ein “Feiertag” ansteht oder es einfach Dienstag ist - ein “Grund” wird täglich gefunden.

    Die Einsicht, dass es eine Sucht ist, findet er aber nicht.

    Ich erwähne nichts von “Du brauchst Hilfe, Du bist alkoholkrank, du solltest einen Entzug machen etc.”.

    Ich warte ab und frage mich, ob ein Alkoholiker denn irgendwann einmal wenigstens zu der Selbsterkenntnis kommt, dass er eben in der Sucht ist.

    Nur bis dahin. Ohne Überlegung, wie es denn dann weitergehen kann.

    Ich vermute, dass es eine Art Selbstschutz ist.

    Vielleicht empfindet ein Süchtiger das als persönliche Niederlage… auch das noch, versagt, ich kann gar nichts, bin nichts wert, kann mir nicht mehr helfen, habe keine Kontrolle mehr…

    Und bei solchen Überlegungen, wie es ihm vielleicht geht gefühlsmäßig, springt mein V8 Hilfe- und Mitleidsmotor an.

    Ich muss doch was tun. Der Arme. Ich mache es ihm mal besonders schön. Er war doch so ein lieber und geliebter Mann. Schöner Mann.

    Und das Rad dreht sich weiter… wenn ich das tun würde, hat er ja wieder jemanden, der für ihn da ist. Hat genug gejammert, damit ihn jemand hört und dann ist ja alles wieder gut.

    Danke Seeblick,

    und ja, soweit bin ich schon, dass ich akzeptieren lerne, ich kann nix machen.

    Gute Worte, Ermahnungen, Wut oder Enttäuschung zeigen - ändert alles nichts.

    Er sieht es nicht, dass er nicht mehr anders kann.

    Er MUSS trinken. Täglich. 1 Flasche Billig-Vodka und einige Biere dazu. Kein einziger Tag ohne Alkohol ist mehr möglich.

    Natürlich sagt er, er könnte nichts trinken, wenn er wollte. Natürlich sagt er immer wieder, morgen trinke ich nichts. Daraus wird aber nichts.

    Inzwischen kann ich seine Aussagen seinem jeweiligen Pegel zuordnen. Zwischen Euphorie und tiefster Verzweiflung bewegen sich seine Texte. Dazwischen Einsamkeit, Aggression, Selbstmitleid, Schuldzuweisung, Suche nach Selbstbestätigung in Form von Erwähnungen, was er alles schon gemacht hat und wie gut er ist.

    Telefonate gibt es nur noch sehr selten, gegenseitige Besuche so gut wie gar nicht mehr.

    Langzeitarbeitslos, FS weg, diverse Stürze mit durchaus ernsthaften Verletzungen (Brustwirbelbruch).

    Er säuft sich zu Tode, und das darf er auch.

    Mein Partner ist vom häufigen Saufen zum täglichen Suff ohne Trinkpausen abgeglitten. Ich habe selbst ausreichend Erfahrungen mit Alkohol, habe vor über einem Jahr beschlossen, nicht mehr Mitzutrinken, auch nicht allein aus Langeweile, Stressabbau oder zur “Belohnung” zu trinken.

    Wir leben in getrennten Wohnungen, jedoch nur wenige km von einander entfernt und kennen uns seit über 11 Jahren als “Paar”, wobei ich unsere Beziehung inzwischen nicht mehr als Partnerschaft ansehen kann.

    Wir sind beide über 50, es sind also keine Kinder involviert.

    Ich betrachte mich als Angehörige eines Alkoholikers, habe mir bereits Hilfe zur Bewältigung der Sorgen um ihn u.a. über das Gesundheitsamt/ SMD gesucht.

    Ich erhoffe mir hier Input zum Verständnis der Alkoholsucht und Kraft für meinen persönlichen Weg.

    Hallo an alle, Ella