Hallo Aurora,
vielen Dank für deine lieben Worte, durch die nun doch ein paar Tränen kommen.
Meine Mutter ist derzeit noch nicht bereit, sich Hilfe zu suchen, da sie nach vielen Jahren ohne Beruf keinen Ausweg sieht und finanziell abhängig ist (Vater ist Angestellter bei der Stadt). Sie war früher wirklich die unbesiegbare Macherin, bis der Tod meiner Schwester (überspitzt formuliert) sie "gebrochen" hat und sie dann wie auf "Knopfdruck" Krebs bekam. Die Probleme mit meinem Vater waren immer da, sind aber hinter der Krankheit meiner Schwester zurückgetreten. Ich versuche zu verstehen: Ich habe den Eindruck, als könnte mein Vater es meiner Mutter nicht verzeihen, dass sie Krebs bekommen hat. Das ist doch krank!
Und du hast Recht, ein Zustand ist das nicht. Zum Glück haben meine Eltern ein Haus, sodass wir uns aus dem Weg gehen so gut es geht. Da ich die Behandlungsmöglichkeiten für meine Autoimmunerkrankung an meinem Wohnort schnell ausgeschöpft habe, kann ich hier nicht so schnell weg und hoffe eigentlich nur, dass die Medikamente bald anschlagen oder sie operieren. Ich habe sicher mit meiner Frustration zu dem Unglück beigetragen, früher habe ich doch auch und sehr gut funktioniert.
Aber wenn wir eines können, ist funktionieren: Weil mein Vater im letzten Herbst betrunken meine Mutter gegen ein Treppengeländer geworfen hat, sind wir vorsichtig und meine Mutter hat wirklich Angst, dass er sie oder mich umbringt. Das war dann der Punkt, an dem meine Mutter und ich "zumachten" und uns dazu entschlossen, mit ihm nicht mehr zu reden. Jetzt trinkt er heimlich aus seinen (schlechten) Verstecken im Keller. Die Caritas und ProFamilia sind mir aus der Zeit mit meiner Schwester noch bekannt; ich mache mich mal daran, da ich derzeit eh nur von Praxis zu Klinik und zurück zuckel.
Was mich fertigmacht: Ich verstehe einfach nicht, wie egal es meinem Vater ist, wie es meiner Mutter damit geht. Ist das vielleicht auch nur der Alkohol? Ihr erster Mann und Vater meiner Schwester war sicherlich Alkoholiker, da hat sie sich aber sofort in einer Nacht- und Nebelaktion getrennt, als er die Wohnung demoliert hat. Und meine Schwester hat auch in ihren Rückfällen versucht, die Ehe meiner Eltern auseinanderzubringen und meine Mutter bekniet, sie möge ihn verlassen. Wie gern würde ich meiner Schwester jetzt sagen, wie Recht sie hatte, ich war doch echt ein dummes Huhn..
Da es nun schon wieder so ein Roman geworden ist, würde ich mich gern freischalten lassen, denke ich. Meine Familie ist schon seit ein paar Jahren isoliert und so eine niedrigschwellige Möglichkeit zum Austausch halte ich auf jeden Fall für eine gute Idee, wenn auch nur als ersten Schritt. Vielleicht macht meine Mutter dann auch mal mit, um sie geht es ja. Sie hat was Besseres verdient, wie eigentlich alle in ihrer Situation.
Euch einen guten Wochenstart und viele Grüße
unbezwinglich