Beiträge von lausaufderleber

    Hallo Kurzi

    Ich verstehe das Gefühl der Zerrissenheit sehr. Ich kann mich gut an das Gefühl erinnern, als ich vor ca 3 Monaten die Zusage zu meiner neuen Mietwohnung erhalten habe. Als ich den Vertrag unterschrieb, fühlte es sich wie Verrat an. Das gemeinsame Leben war nicht mehr auszuhalten. Nach 20 gemeinsamen Jahren wussten wir beide, wie wir uns gegenseitig sehr verletzen können. Unsere Tochter hat sich vordergründig komplett von ihr distanziert und drängte auf eine Trennung. Im Grundsatz haben wir drei hauptsächlich gelitten. Lange Zeit jeder für sich allein. Alle Versuche, Bitten, Drohungen, Kliniken und Arztbesuche brachten nichts, konnten die Abwärtsspirale nicht aufhalten.

    Die Trennung war richtig und wichtig. Doch auch mit etwas zeitlichem Abstand ertappe ich mich immer wieder mal, wie mir eine Träne über die Wange läuft. Ich ärgere mich dann, wie mein Herz mich die furchtbaren Erlebnisse vergessen lässt. Gedanklich in die Welt mit der Frau abtauchen lässt, die sie einmal war.

    Dann hilft die Ratio. Keine schlechten, ängstlichen Gedanken auf dem Heimweg. Keine Frage, was erwartet mich. Keine gegenseitigen Vorwürfe und kraftraubende Streitereien.

    Freunde, Familie und Musik sind auch prima Begleiter. Am wichtigsten aber...Zeit

    Na ja, der grösste Tiefpunkt sollte ja sein, dass die Familie zerbrochen ist und unsere Heimat zum Verkauf steht. Ob das für sie so ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Schnell konnte sie alles austauschen.

    Bis zu diesem Punkt haben wir denke ich Einiges durch. Stürze, Prellungen, nächtliches ausbleiben, Filmriss..Filmriss..Filmriss. Kam öfter nass oder dreckig nach Hause mit fadenscheinigen Begründungen. Unser Leben bestand aus Streit, Suiziddrohungen ihrerseits. Sie hat sich immer mehr in ihre Welt fallen lassen. Keine Arbeit, schon Morgens Alkohol da Mann und Kind tagsüber ausser Haus. Dann immer weniger Antrieb. Keine cleanen Phasen mehr, nur noch unterschiedliche Level.

    Wie es ihr jetzt geht weiss ich nicht, ob sie je etwas ändert oder ändern kann glaube ich nicht mehr

    Danke für eure Antworten. Ja, Psychologe für meine Tochter habe ich darüber nachgedacht. Sie möchte es noch nicht, denkt aber darüber nach. Sie spürt, denke ich, so eine Art Hass Liebe. Sie möchte keinen Kontakt zu ihr, spricht aber gelegentlich über Themen, die sie mit ihr besprochen hatte. Ist ja auch klar, sie ist ihre Mutter. Die beiden hatten die letzten Jahre keine gute Zeit miteinander...

    Trennung ja, habe ich hinbekommen. War in dem Haus aber auch echt nicht mehr auszuhalten. Hier in der Wohnung mag ich es aber auch nicht, fühle mich so zerrissen. Ich hoffe, die Zeit heilt meine Wunden. Bereue meine Entscheidung nicht, war richtig und wichtig. Aber ich leide und hasse es...wie kann Sekt wichtiger sein als Kind,Mann, Haus ,Leben...ich verstehe das nicht.

    Ich bin um die 50 Jahre, meine Frau um die 40. Seit 20 Jahren sind wir zusammen und haben eine Tochter im pupertierenden Alter. Getrunken und gefeiert haben wir beiden immer gerne, hatten sehr viel Spass mit Freunden und tolle Feste in unserem wunderschönen Haus.

    Die letzten Jahre, weiss nicht ab wann und diese Frage quält mich, ist alles entglitten. Ich weiss nicht genau seit wann und schon garnicht warum. Schuld sei ich, aber wie ich hier schon oft lesen konnte, ist das üblich...

    Sie trinkt täglich, bereits Morgens, raucht und telefoniert oder schläft. So ist das jeden Tag gewesen. Auf dem Heimweg von der Arbeit fragte ich mich immer wieder, was mich erwartet. Denn sie hörte irgendwann auf, mich mehrfach täglich auch auf der Arbeit anzurufen. Ohne Spass, ich konnte nach der langen Zeit bereits ihren Alkoholpegel an der Art wie sie redet bestimmen.

    Das mit dem Trinken hat sich echt unter meinen Augen innerhalb unserer Beziehung zum Problem entwickelt, glaube ich zumindest. Noch lange bevor ich in ihr Leben trat war und ist sie Essgestört. Auch das Thema war immer wieder Thema bei uns, da es natürlich auch somatisch immer wieder Probleme gab und ich mir ehrliche Sorgen um sie aber auch auf das Vorleben und Beispiel geben gegenüber unserer Tochter gemacht habe.

    Bezüglich der Essstörung fuhr ich sie vor 2 Jahren in eine Spezialklinik nach NRW, sie sass 5 Wochen ab und lebte am Tag danach ihr Leben weiter wie gehabt. Im Vorfeld gab es viel Streit und Druck. Sie tat es nur wegen mir. Gebracht...nichts...

    Seit ca. 3 Jahren (vorher 30%) arbeitet sie garnicht mehr. Lebt den langen Tag einfach so vor sich hin. Findet immer jemand, der sie in den Laden oder an die Tankstelle fährt um Zigaretten oder Alkohol z besorgen. Das einzige auf was ich mich immer verlassen konnte, Essen steht auf dem Tisch, denn dass ist ja auch ein Thema.

    Unsere Tochter hat sich tagsüber in ihrem Zimmer eingeschlossen, da die beiden sich eigentlich nur noch gestritten haben. Meine Frau kann unter Alkohol echt zu einem Monster werden. Wenn ich nach Hause kam, haben wir, mehrheitlich unter Streit, zu Abend gegessen unser Kind ging wieder in ihr Zimmer und oft gingen auch meine Frau und ich uns in dem grossen Haus aus dem Weg, denn sonst haben wir nur gestritten und das macht unter Alkohol mal überhaupt keinen Sinn.

    Vor drei Monaten habe ich mich getrennt bin ausgezogen. In eine Wohnung, mit meiner Tochter. Sie möchte bei mir bleiben, möchte keinen Kontakt zu ihrer Mutter, erschreckt mich manchmal mit ihren Äusserungen. Das Haus steht zum Verkauf, ist aber derzeit nicht wirklich einfach.

    Ich sagte ihr mal: Jeden Tag vor dem Kühlschrank entscheidest du dich aufs Neue...

    Jeden Tag hat sie sich gegen mich, unsere Tochter und unser Leben entschieden...

    Ca. 1 Monat nachdem wir weg waren, dazwischen Nachrichten und Telefonate mit Liebe und Hass, ging sie in eine Entzugsklinik. Wohlgemerkt körperliche Entgiftung, 10 Tage. Dann meinte sie, sie habe etwas getan und war erstaunt, dass wir nicht gleich zurück kommen. Am Abend der Entlassung-Rückfällig.

    Ich sitze in meiner neuen Wohnung, habe zum Glück eine Hand voll gute Freunde, und lamentiere über das Leben. Nerve mich über meine innerliche Traurigkeit und warum ich nicht froh bin, dem Ganzen endlich entkommen zu sein. Sie hat in der Klinik einen neuen Partner gefunden. Lebt bei ihm und hat nun endlich keinen Stressfaktor mehr neben sich, der sie bei ihren Gewohnheiten stört, sondern einen Gleichgesinnten.

    Trotzdem fehlt mir so sehr der Mensch, in den ich mich vor 20 Jahren verliebt habe, obwohl der schon lange weg ist...