Beiträge von AliJe

    Mein Vater trinkt schon mein ganzes Leben lang. Meine Kindheit war eine Katastrophe. Meine Eltern haben nur gestritten, geschrien, sich gekloppt vor uns Kindern. Ich hatte jeden Tag Angst. Es gab Zeiten in denen er es heimlich tat und dann einfach stinkbesoffen aus dem Keller kam und es gab Zeiten in denen die Wodka- oder Kornflasche auf dem Wohnzimmertisch standen und er sich vor uns Kindern daran bediente.

    Es gab eine kurze Phase der Abstinenz, das war der Himmel auf Erden. Durchatmen.

    Dann ging es wieder los. Heimlich. Ich war die Einzige, die es ansprach. Dann ist er ausgerastet. Meine Mutter und meine Schwester waren Weltmeister im Verdrängen. Es gab Zeiten, in denen sie es verdrängt und ich will fast sagen "unterstützt" haben.

    Dann wurde er krank. Krebs. Es gab eine lange Phase der Abstinenz. Da war ich Anfang 20.

    Irgendwann ging es wieder los. Anfangs gaaaaanz langsam. Ich wohnte da schon nicht mehr bei meinen Eltern. Als er das erste mal öffentlich auf einer Feier "mittrank", traute ich meinen Augen nicht. Meine Mutter, meine Schwester ließen ihn einfach gewähren. Ich sagte: Du trinkst doch gar nicht. "Doch." Und von da an ging es wieder los. Erst nur auf Feiern. Dann wurde es das tägliche Bier. Spiegeltrinker.

    Meine Mutter wurde krank. Starb. Wir nahmen meinen Vater bei uns auf. Im Haus. Er schafft es nicht alleine in der Wohnung. Weder finanziell. Noch körperlich. Er ist schwach. Viele Krankheiten. Kann sich nicht alleine versorgen.

    Wir dachten, es ist das eine tägliche Bier um seinen Pegel zu erreichen. (Das hat er meinem Mann auch so gesagt.) Wie naiv! Und dumm!

    Und jetzt erlebe ich täglich einen besoffenen Vater. Immer nachmittags/abends und finde heraus, dass es nicht nur das tägliche Bier ist, sondern Korn, Wodka, Amaretto. Wie kann er mir das nur antun? Ich kann einfach nicht mehr. Ich weiß nicht, was ich tun soll.