Hallo Hartmut,
ich find es toll, was dir immer für Fragen einfallen. Auch auf diese kann ich dir nur so antworten, wie ich es für mich empfunden und erlebt habe.
Ich habe, nachdem ich realisiert hatte, dass „er“ wieder trinkt, für mich einen inneren Zeitpunkt zur Trennung festgemacht. Im Mai hatten sich meine Befürchtungen, die zu der Zeit seit ca. einem halben Jahr hatte, durch ein „Pusten“ bei einer Verkehrskontrolle bestätigt. Es folgten Entgiftung, Beantragung und Beginn einer neuerlichen LZT und – weitertrinken. Mein Ultimatum war, dass er sich bis Ende des Jahres eine Wohnung suchen solle. Nachdem „er“ dann eines Tages auch noch einfach spurlos verschwand und erst durch die Polizei wieder aufgespürt werden konnte (die hatte ich alarmiert wegen meiner Angst vor einem Suizid), habe ich einfach seine Sachen gepackt. Alles, was von ihm in meiner Wohnung war, habe ich in den Keller geschafft und ihm am Tag, als er es abholen wollte, vor die Tür gestellt. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch die Nase voll und wollte mit all dem Stress und Durcheinander nichts mehr zu tun haben. Ich konnte auch nicht mehr bis zum Ende des Jahres abwarten, weil ich dachte, ich würde durchdrehen, wenn das weiterginge.
Für mich war es in dem Moment einfach genug. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, was mit ihm passiert oder wo er bleibt. Ruhe wollte ich wieder in meinem Leben haben und Normalität. Die war mit ihm zusammen nicht zu bekommen. Also musste es ohne ihn gehen. Um auch wirklich sicher zu sein, gabs auch noch ein neues Schloss und jede Menge Stolz, was ich so alles konnte, wenn es darauf ankam.
Nun, nach über 5 Jahren, wissen wir beide, dass das für uns das Beste gewesen ist. Jeder musste zusehen, dass er für sich allein sein Leben erst mal klar kriegt.
Natürlich habe ich in der ersten Zeit, genau wie viele Schreiberinnen hier, versucht, die entstandene Lücke möglichst kurzfristig mit einem neuen Mann zu füllen. Trotz anfänglicher Euphorien hatte ich aber immer wieder das Gefühl, nur vom Regen in die Traufe zu kommen. Also habe ich dann für mich beschlossen, dass ich erst mal lernen will, mit mir selbst zufrieden zu leben. Dann würde sich alles Andere sicher finden. Und auf diesem Weg bin ich jetzt. Und er fühlt sich für mich gut an. Ach – und einen neuen Mann gibt’s immer noch nicht in meinem Leben. Aber einen „alten“ Neuen oder neuen Alten? Egal – jedenfalls passt es.
LG
Ette