Beiträge von Ette

    Hallo Hartmut,

    ich find es toll, was dir immer für Fragen einfallen. Auch auf diese kann ich dir nur so antworten, wie ich es für mich empfunden und erlebt habe.

    Ich habe, nachdem ich realisiert hatte, dass „er“ wieder trinkt, für mich einen inneren Zeitpunkt zur Trennung festgemacht. Im Mai hatten sich meine Befürchtungen, die zu der Zeit seit ca. einem halben Jahr hatte, durch ein „Pusten“ bei einer Verkehrskontrolle bestätigt. Es folgten Entgiftung, Beantragung und Beginn einer neuerlichen LZT und – weitertrinken. Mein Ultimatum war, dass er sich bis Ende des Jahres eine Wohnung suchen solle. Nachdem „er“ dann eines Tages auch noch einfach spurlos verschwand und erst durch die Polizei wieder aufgespürt werden konnte (die hatte ich alarmiert wegen meiner Angst vor einem Suizid), habe ich einfach seine Sachen gepackt. Alles, was von ihm in meiner Wohnung war, habe ich in den Keller geschafft und ihm am Tag, als er es abholen wollte, vor die Tür gestellt. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch die Nase voll und wollte mit all dem Stress und Durcheinander nichts mehr zu tun haben. Ich konnte auch nicht mehr bis zum Ende des Jahres abwarten, weil ich dachte, ich würde durchdrehen, wenn das weiterginge.

    Für mich war es in dem Moment einfach genug. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, was mit ihm passiert oder wo er bleibt. Ruhe wollte ich wieder in meinem Leben haben und Normalität. Die war mit ihm zusammen nicht zu bekommen. Also musste es ohne ihn gehen. Um auch wirklich sicher zu sein, gabs auch noch ein neues Schloss und jede Menge Stolz, was ich so alles konnte, wenn es darauf ankam.

    Nun, nach über 5 Jahren, wissen wir beide, dass das für uns das Beste gewesen ist. Jeder musste zusehen, dass er für sich allein sein Leben erst mal klar kriegt.

    Natürlich habe ich in der ersten Zeit, genau wie viele Schreiberinnen hier, versucht, die entstandene Lücke möglichst kurzfristig mit einem neuen Mann zu füllen. Trotz anfänglicher Euphorien hatte ich aber immer wieder das Gefühl, nur vom Regen in die Traufe zu kommen. Also habe ich dann für mich beschlossen, dass ich erst mal lernen will, mit mir selbst zufrieden zu leben. Dann würde sich alles Andere sicher finden. Und auf diesem Weg bin ich jetzt. Und er fühlt sich für mich gut an. Ach – und einen neuen Mann gibt’s immer noch nicht in meinem Leben. Aber einen „alten“ Neuen oder neuen Alten? Egal – jedenfalls passt es.

    LG
    Ette

    Hallo ihr Schwarz-Weiß-Seher,

    bei Alkoholabhängigkeit gibt’s nur entweder – oder, da geb ich euch vollkommen recht. Leider ist das bei Co-Abhängigkeit nicht so klar. Wie Kaleu schon sagt, wäre die einzige Möglichkeit, ohne andere Menschen zu leben. Das ist nicht wirklich erstrebenswert und geht im Alltag auch gar nicht. Vielleicht ist es ja vergleichbar mit kontrolliertem Trinken – da muss man sich auch immer bewusst machen, wo die Grenze zum Missbrauch ist. So ähnlich empfinde ich meine Co-Abhängigkeit. Sie ist latent immer vorhanden, weil ich so sozialisiert wurde. Sie war vor „meinem Alki“ da und sie ist es danach.

    Ich muss vielleicht ein wenig mehr auf mich und meine Empfindungen achten als ein Mensch, der dieses Problem nicht hat. Ich muss ein wenig mehr an meiner Persönlichkeit arbeiten, die irgendwann eine Pause in der Entwicklung machte, zum Beispiel als es darum ging, ein eigenständiges Individuum zu werden. Das sind Entwicklungen, die ich nun im reifen Alter einfach nachholen kann und auch möchte.

    Kaleu, du hast recht, meine Persönlichkeit und meine Charaktereigenschaften kann ich nicht einfach umkrempeln. Ich kann aber meine Potentiale entwickeln und meine Defizite verbessern. Ich habe eine ganze Menge an Eigenschaften und Fertigkeiten, die ich an mir mag. Ich konnte eben nur nicht allein leben, weil ich irgendwann nicht genug Stärke dafür mitbekommen habe. Wenn ich das weiß und mich entsprechende verhalte, kann ich es aber lernen. Wieder fällt mir nur der Vergleich mit dem kontrollierten Trinken ein – nach einem Bier ist Schluss..... Und dazwischen kann ich nicht schwarz-weiß leben. Ich muss, nein ich darf, auch die Grautöne mitnehmen. Allerdings immer mit der Maßgabe, darauf zu achten, nicht zu sehr auf die Seite zu rutschen von der aus ich angefangen habe, an meiner Abhängigkeit zu arbeiten.

    Und von daher kann ich auf die Eingangsfrage eigentlich nur antworten, ja, ich muss meine co-abhängigen Verhaltensweisen kontrollieren. Aber nicht dafür, einen Partner eventuell in seiner Sucht zu unterstützen oder nicht, sondern ganz einfach deshalb, um selber besser leben zu können.

    LG
    Ette

    Guten Morgen,

    hach, was ist doch so eine zusätzliche Stunde in der Nacht schön. Lang genug geschlafen und trotzdem noch relativ früh – schön!

    @Matthias: Du hast recht, wir sind soziale Wesen, Herdenwesen wie du es nennst. Das heißt für mich aber nicht, dass ich, um mich wohl zu fühlen unbedingt gebraucht werden möchte. Ich fühle mich sehr viel wohler, wenn mir jemand sagt, dass er gern Zeit mit mir verbringt. Wenn der Andere mich braucht – dann fühle ich mich eingeengt, unter Druck gesetzt, weil ich die Verantwortung spüre, dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlt. Ich lerne, mich sowohl mit Menschen als auch mit mir allein wohl zu fühlen. Du das Gleiche wünsche ich mir auch von den Menschen, mit denen ich Umgang pflege. Sicherlich gibt es immer einmal Situationen, in denen meine Hilfe gebraucht wird. Aber ich wehre mich gegen dieses Gebraucht werden.

    Diese ganz Co- und Hilfe-Diskussion, die hier im Moment läuft, geht mir aber die ganze Zeit durch den Kopf. Das ist für mich immer wieder eine Geschichte, die mich anpackt. Denn schließlich bin so erzogen worden, dass es erstrebenswert ist, mehr als auf Andere zu gucken, als auf mich selbst. Es sind so etliche Sätze und Redewendungen, die ich da schon sehr verinnerlicht habe und die mein Verhalten immer noch beeinflussen.

    Du bist die Große, gib nach.
    Kinder mit Willen kriegen welche auf die Brillen.
    Musst du immer so egoistisch sein?
    Mach die Augen zu und was du dann siehst, kannst du kriegen.

    Um nur ein paar Beispiele zu nenne. Und natürlich das Schweigen – dieses Schweigen, mit dem ich von meiner Mutter bestraft wurde, wenn ich mich nicht so verhielt, wie sie der Meinung war, dass es richtig sei.

    All das haben mich zu einem Menschen werden lassen, der eben mehr darauf guckt, so zu sein, wie Andere es haben wollen. Helfen kommt ja im Allgemeinen gut an. Ich kann mich an Situationen erinnern, da hab ich die Kinder einer Kollegin gehütet, obwohl ich zu hause nicht wusste, wie ich Bügelwäsche, Haushalt und Steuererklärung unter einen Hut bringen sollte. Ich hatte aber Angst davor, im Büro von der Kollegin geschnitten zu werden, wenn ich ihr nicht helfe. Und natürlich fand ich es obertoll, wenn sie erzählte, sie hätte so eine nette Kollegin, die ihr die Kinder hütet, wenn sie etwas vor hätte.

    Ich helfe immer noch – aber nicht mehr dergestalt, dass ich meine eigenen Belange vernachlässige. Wenn ich Zeit habe zu helfen, dann tue ich es gern. Aber ich nehme mir auch die Freiheit, nein zu sagen. Und noch etwas habe ich gelernt: zu warten, bis ich um Hilfe gebeten werde. Allzu gern habe ich früher angeboten, zu helfen. Im nachhinein weiß ich, dass ich einfach dieses: „ach du bist so nett, dass du mir das machst“ haben wollte. Es machte mir ein gutes Gefühl, ließ mich für mich wertvoll erscheinen. Dass ich zu hause nicht wusste, wie ich rund kommen sollte, war da doch ein angemessener Preis für.

    Jetzt sehe ich das anders. Ich wäge ab – brauche ich das Wochenende, um meine eigenen Dinge zu regeln oder um mich für die Arbeitswoche zu regenerieren oder kann ich bei Bekannten beim Umzug helfen. Diese Entscheidung habe ich früher gar nicht getroffen – da war klar, dass ich helfe.

    Das mag manchen Menschen egoistisch erscheinen. Gut, dann bin ich halt egoistisch, aber ich fühle mich damit wohler und gesünder, als wenn ich auf diese Art von Egoismus verzichten würde.

    Hinter jedem Handeln steckt eine Motivation. Und wenn ich mir diese Dauerhelferlein recht betrachte, sind sie viel egoistischer als ich. Sie holen sich nämlich ihre guten Gefühle durchs Helfen. Im sozialen Umfeld, ja in unserer ganzen Gesellschaft, ist natürlich der oder die Helfende gut angesehen, weil Helfer, ganz selbstlos wie es heißt, sich selbst hinten anstellen, um für Andere da zu sein. Dabei wäre für alle gesorgt, wenn jeder gut für sich selbst sorgen würde.

    Ich bin davon überzeugt, dass ich in meinem sozialen Umfeld besser zurecht komme, wenn ich mich wohl fühle und mir selbst etwas wert bin. Und dazu braucht es auch immer wieder eine Portion Egoismus. Aber es ist natürlich schwer, Dinge umzulernen, die mir ziemlich jung ziemlich tief eingepflanzt wurden.

    Na, aber heute ist ja Sonntag, da kann ich mich noch ein wenig in meinen Gedanken „ergehen“, ganz egoistisch und für mich hilfreich.

    LG
    Ette

    Hallo Elfi,

    trösten kann ich dich leider nicht, dazu kenne ich deine Situation zu wenig. Ich habe aber eine Bitte an dich. Über das Feld unten links auf der Seite mit der Überschrift "Hier kannst du schneller antworten" kannst du bei neuen Gedanken, die dir kommen in ein und demselben Thread weiterschreiben. Es ist ansonsten sehr mühselig, deine Postings zu lesen. In einem einzigen Thread ist dies für mich deutlich einfacher. Vielen Dank im Voraus.

    LG
    Ette

    Hallo ihrs...

    Wenn mir ansehe, wann ich das letzte Mal hier geschrieben habe, fällt mir auf, dass es immer seltener wird. Für mich ein gutes Zeichen, denn es sagt mir, dass ich mir weniger Gedanken darüber machen muss, allein zufrieden zu leben. Ich tu´s einfach.

    Allerdings sind mir die letzten Tage hier im Forum ein paar Themen untergekommen, die mich auch wieder schreiben ließen. Und meine Gedanken in Gang setzten, was Co-Abhängigkeit in Bezug auf mich und im Allgemeinen betrifft.

    Besonders sind mir Fragen aufgefallen. Nicht solche Fragen, die dazu dienen, den Anderen besser zu verstehen. Nein, diese pseudo-psychologischen Fragen – die immer so harmlos rhetorisch daherkommen. Die natürlich rein hilfreich angedacht sind- Die kenne – aus meiner realen SHG nämlich. Dort werden sie vornehmlich von Gruppenmitgliedern gestellt, die zwar reden wollen, aber nichts von sich erzählen möchten. Da sind dann hilfreiche Fragen eine gute Methode, von sich selbst abzulenken und die Aufmerksamkeit immer schön auf Andere zu richten.

    Oft sinds die Therapieerfahrenen, die sich wie eine Art Hilfstherapeut darauf stürzen, den Anderen Hilfestellung zum Nachdenken zu geben. Auch eine Facette der Co-Abhängigkeit in meinen Augen und für mich absolut unakzeptabel. In der realen SHG sind das die Gruppenmitglieder, bei denen ich besonders hellhörig werde.

    Ich weiß, dass die Sucht nach dem Gebrauchtwerden viele Gesichter hat. Hier kann ich mir immer wieder ansehen, worauf ich selbst im Umgang mit anderen Menschen achten muss. Von daher sind selbst die "hilfreichen Fragen", obwohl ich sie sehr differenziert betrachte, eine Bereicherung für mich.

    LG
    Ette

    Zitat von n i c i


    Nun was erwarte ich von Mitmenschen, wenn nicht dieses "Gebrauchtwerden" von mir verlangt wird, das bin ich am recherchieren.

    Hallo nici,

    ja, diese Frage kenne ich auch. Ich war immer der Meinung, dass ich nur akzeptiert und gemocht bin, wenn ich helfe. Inzwischen durfte ich lernen, dass ich auch dann gern gesehen bin, wenn ich bin, wie ich bin - auch wenn ich sage, was ich selbst möchte und meine Grenzen ziehe. Dazu musste ich mir aber erst den Mut erarbeiten, dies auch zu tun. Früher dachte ich immer, wenn ich sage, was ich möchte und dies nicht das Gleiche ist, wie auch mein Partner es möchte, dann gibt es Streit oder aber er verlässt mich womöglich. Die Angst vor dem Alleinsein hat mich vieles tun lassen, was nicht meinen wirklichen Bedürfnissen entsprach.

    LG
    Ette

    Hallo Innocent,

    ich meine mich zu erinnern, dass du dich schon vor einer ganzen Weile hier angemeldet und auch geschrieben hast. Was hast du denn bisher an deiner Situation verändert? So wie es sich für mich liest, ist deine Partnerin immer noch der Mensch, auf den du den Fokus richtest.

    LG
    Ette

    Hallo Kernkraft,

    ja, ich seh das ähnlich wie du. Co-Abhängigkeit, bzw. derartige Verhaltensmuster, sind nicht allein vom Zusammenleben mit einem Alkoholiker abhängig. Im Gegenteil, diese Verhaltensmuster sind sogar von der Gesellschaft recht gern gesehen. Das Sorgen und Behüten, das für Andere da sein. Es ist jedoch alles eine Frage des Maßes. Und du hast recht, der Übergang ist fließend. Bedenklich wird es meines Erachtens dann, wenn das Helfen und die anderen Menschen, egal ob Kinder, Partner oder andere Menschen im nahen Umfeld, einen größeren Stellenwert einnehmen als der co-abhängig Handelnde selbst.

    Deshalb behaupte ich nach wie vor, Co-Abhängigkeit ist nicht weg, wenn ich mich vom abhängig Trinkenden trenne. Sie ist auch nicht „erloschen“, wenn ich den Alkoholiker nicht mehr liebe. Denn der Alkoholiker ist nicht der Grund für die Co-Abhängigkeit. Durch ihn werden die Verhaltensweisen nur unübersehbar für den Co-Abhängigen.

    Ich kann es nur wiederholen – für mich wurde erst dann alles besser, als ich akzeptiert hatte, dass meine Co-Abhängigkeit aus mir selbst kommt und auch nur dort, also in mir, verändert werden kann. Sie erlischt nicht einfach. Mich aus der Co-Abhängigkeit zu lösen, ist ein Prozess, der mir Selbstreflektion, Veränderung meiner Verhaltensweisen und inneres Wachstum abverlangt.

    Früher sagte ich immer, „mein Alki“ hat mich co-abhängig gemacht. Hat er nicht! Er hat nur dazu beigetragen, dass ich diese meine eigene Abhängigkeit nicht mehr ignorieren konnte.

    LG
    Ette

    Hallo Hartmut,

    na klar spring ich auf das Thema an. Schließlich ist das mein Thema, nämlich eines, das sich wirklich auf die Co´s bezieht. Viel zu oft wird hier im Forum trotz allem theoretischem Wissen sehr "Alki-zentriert" geschrieben ;)

    LG
    Ette

    Hallo liebe Lesende und natürlich Schreibende,

    ich habe mich lange nicht mehr zu Wort gemeldet. Als ich jedoch die Fragestellung las, hat es mich doch wieder in den Fingern gejuckt.

    Mein Kontrollverhalten kontrollieren... meine Co-Abhängigkeit reflektieren und verändern – das ist für mich ein Prozess, der inzwischen bestimmt schon 4 oder 5 Jahre in Anspruch nimmt.

    Der erste gravierende Schritt war für mich dabei, zu akzeptieren, dass mit mir selbst etwas nicht stimmt. Dass ich mich zu viel nach außen orientiere, zu sehr von der Meinung anderer abhängig bin und mich mein Leben lang darum bemüht habe, gemocht und geliebt zu werden. Das war mit ein Grund, dass ich nicht gleich die Beine in die Hand genommen habe, als ich feststellte, was mit „meinem Alki“ los ist. Im Gegenteil, ich war der Meinung, mit genug Liebe kann ich ihn vom Trinken abhalten, ihn retten kann. Ihr wisst alle, dass das nicht geht.

    Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich verstanden habe, was damit gemeint war, wenn mir die Leute von der Suchtberatung sagten, ich solle etwas für mich tun. Da brauchte es erst noch einen Burnout, damit ich in eine psychosomatische Reha ging. In den Gesprächen dort stellte sich heraus, dass ich selbst Sucht- bzw. Abhängigkeitsstrukturen habe, die sich vor allem darin zeigen, dass ich ohne Beziehung scheinbar nicht leben kann. Also galt es für mich, eine Entwicklung nachzuholen, nämlich die, als erwachsener Mensch auch in der Lage zu sein, alleine leben zu können.

    Seither bin ich also am Lernen. Das hat dazu geführt, dass ich meine Co-Strukturen erkennen kann, wenn sie immer wieder einmal auftreten. Das passiert nicht nur im Zusammenleben mit einem Alkoholiker. Dort werden sie nur unübersehbar. Sie waren ja auch nicht weg, als ich mich damals von „ihm“ trennte.

    Also wäre es genauso gut möglich gewesen, diese meine Entwicklung im Zusammenleben mit dem Mann in Angriff zu nehmen. Es wäre jedoch ungleich schwerer gewesen. Getrennt von ihm habe ich die Möglichkeit gehabt, mich besser auf mich und meine eigenen Schwächen und Potentiale zu konzentrieren. Zu üben, nein zu sagen und zu erkennen, was ICH möchte und was mir gut tut. Seither hat sich in meinem Leben Vieles verändert, denn iICH habe mich verändert. Auch das Verhältnis zu meinem Freund hat sich verändert. Er ist inzwischen mehr als 5 Jahre trocken und wir haben inzwischen eine sehr herzliche Beziehung zu einander. Diese Entwicklung hätten wir beide nicht nehmen können, wenn wir damals zusammen geblieben wären.

    Diese Zeit, die ich in meine ganz eigene „Nachreifung“ will ich es mal nennen, investiert habe, war sehr wichtig für mich. Ich kann mir meine Verhaltensweisen bewusst machen, sie reflektieren und so umlernen. Mein Selbstbewusstsein musste in dieser Zeit ebenso wachsen wie meine Fähigkeit, auch ohne Beziehung klarzukommen. Nun brauche ich auch nicht mehr zu kontrollieren, ob andere Menschen sich so verhalten, wie es mir gut tut. Es geht mir auch gut, wenn sie dies nicht tun.

    Es reicht nicht aus, mein Kontroll- und Co-Verhalten zu kontrollieren. Ich muss es erkennen und umlernen. Mein Leben und auch mich verändern. Genauso, wie es ein Betroffener tun muss. Für ihn reicht es auch nicht aus, sein Suchtmittel, den Alkohol, wegzulassen und sein Trinkverhalten zu kontrollieren. Er muss umlernen, neue Erfahrungen machen und sich so eine zufriedenen Trockenheit erarbeiten. Ich als Co-Abhängige musste mir auch eine zufriedene Abstinenz erarbeiten. Nicht meine Kontroll- und Co-Verhalten lernen zu kontrollieren, sondern loszulassen und so ein unabhängiges Leben zu lernen. Ich werde, wie ein Alkoholiker, mein Leben lang vorsichtig sein müssen und meine Abhängigkeit wird mir immer wieder begegnen. Ich muss mir ihrer bewusst sein, mich immer wieder selbst reflektieren und betrachten im Umgang mit Menschen. Das hilft mir, zufrieden zu sein. Und es hilft mir, mich nicht vom Verhalten Anderer abhängig zu machen.

    LG
    Ette

    Hallo Gotti,

    es hat mir sehr für dich leid getan, als ich las, dass dein Mann wieder getrunken hat. Was war das schon alles für eine Aufregung, bis es gut wurde und du dich wieder wohlgefühlt hast.

    Aber – Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit und bei Krankheiten ist niemand vor Rückfällen gefeit. Es ist gut, dass dein Mann sich auf den Weg macht und sich ärztliche und therapeutische Unterstützung holen möchte. Abwarten ist in diesem Falle in meinen Augen schon in Ordnung, denn er lässt sich ja wohl nicht aufs neue wieder voll und ganz auf die Flasche ein, sondern versucht, davon wieder loszukommen.

    Ich wünsche euch Glück und Kraft.

    LG
    Ette

    Hallo Mayado,

    herzlich willkommen hier im Forum. Hier findest du sicherlich jede Menge Informationen, wie du für dich selbst dein Leben ordnen kannst.

    Für deinen Freund, so er denn will, finden sich im Internet Tests, mit denen ein Betroffener einschätzen kann, wie weit sein Trinkverhalten schon bedenklich oder gar abhängig ist. Allerdings ist es vorrangig seine Aufgabe, sich damit auseinander zu setzen.

    Ebenso ist es nicht deine Aufgabe, ihn abzulenken damit er nicht nicht kifft oder trinkt. Wenn er etwas verändern möchte, gibt es jede Menge professioneller Unterstützung, so er denn wirklich will.

    Ich habe es als sehr viel schwieriger empfunden, für mich selbst Unterstützung zu finden, um aus dem Hamsterrad des Helfens heraus zu kommen.

    Auf jeden Fall entnehme ich deinem Posting die Tatsache, dass dich sein Alkoholkonsum stört. Dabei ist die einzige Situation, die du ändern kannst, deine eigene.

    Wie du dir selbst helfen kannst, dazu findest du hier im Bereich der Co-Abhängigen sicherlich genug "Denkfutter". Manchmal nicht einfach zu verdauen, aber hilfreich.

    LG
    Ette

    Update....

    Hallo liebe Lesende,

    ich weiß überhaupt nicht, wo die Zeit bleibt! Ehe ich mich versehe, sind schon wieder Wochen vorbei, in denen ich hier nur gelesen habe. Und der Herbst macht sich deutlich bemerkbar. Früchte und Gemüse wird reif und es gibt jede Menge im Garten zu tun. Keine Zeit, traurigen Gedanken nachzuhängen. Wehmütig werde ich jedoch, wenn es trotz des Sonnenscheins kühl draußen ist und man schon wieder die Wohlsachen hersuchen kann.

    Ich glaube, dass mir die Zeit so schnell vergeht, weil sie ständig zu wenig ist. Die Bürozeit lässt wenig Raum für die Dinge, die ich außer Beruf sonst noch mag.

    Noch immer lebe ich alleine, obwohl ich mir inzwischen doch wieder jemanden wünschen würde, mit dem ich leben kann. Aber – ähhhmm...wenn ich mir so ansehe, was in meinem Alter unterwegs, ne, dann bleib ich lieber allein. Die ordentlichen und gepflegten Männer tragen in der Regel einen Ring. Manchmal scheint es mir, als wären Männer, die alleine leben, einfach nicht in der Lage, sich zu pflegen und geschmackvoll zu kleiden.

    Es ist komisch, manchmal, wenn ich an ihn denke, habe ich den Geruch meines Ex in der Nase. Natürlich nicht, wenn er betrunken war. Aber es scheint zu stimmen, dass sich die Nase sehr gut erinnern kann. Wenn jemand an mir vorbei geht, der das gleich Aftershave, bekomme ich immer noch so ein ziehendes Gefühl in der Herzgegend. Schon seltsam.....

    Ansonsten plätschert mein Leben so dahin. Ich hätte mir früher nie vorstellen können, dass ich ein Leben ohne Chaos und ständiger Aufregungen ertragen kann. Aber es ist so und ich fühle mich nicht unwohl dabei. Was Andere vielleicht als langweilig bezeichnen würde, nenne ich entspannt und ruhig, entschleunigt.... schön einfach.

    So, und nun werde ich mich wieder an die Nadel hängen... die Stricknadel. Ein Hobby, das mich so schön vom Rauchen abhält beim Fernsehen.

    Einen schönen Restsonntag noch.

    Ette

    Hallo Karotte,

    ich kann dich beruhigen, 20 Jahre älter ist nicht zwangsläufig mit Zipperlein verbunden. Ganz im Gegenteil....

    Und der Link... so wie ich das lese, ist das Buch noch gar nicht erschienen. Zudem haben Bücker einen Nachteil. Es reicht nicht nur, sie zu lesen. Das Gelesene auch halbwegs umzusetzen, das ist die Krux. Ich kann mir alle möglichen hilfreichen Bücher kaufen und lesen. Wenn ich nichts davon für mich selbst annehme, ist es rausgeschmissenes Geld.

    In diesem Sinne, alles Gute für deine Nebenhöhlen.

    LG
    Ette

    Guten Morgen,

    manchmal ist schon die Vorfreude auf den Genuss der größte Genuss. Grad eben habe ich einen "Zwetschgendatschi" ins Rohr geschoben. Mit Zimtstreuseln und einem ECHTEN Hefeteig! Vor dem hatte ich immer Angst... aber, er sieht schon ganz gut aus. Und ich freu mich drauf, ihn nachher mit Vanillesahne zu verputzen....

    LG
    Ette

    Guten Morgen und hallo Zeter,

    findest du eigentlich auch einen Alki verkrampft, der alles tut, damit er trocken zufrieden leben kann? Wir, die wir hier schreiben, sind abhängig, co-abhängigkeit, d. h. nur schwer bis gar nicht in der Lage, ohne Beziehung zu leben.

    Der Ursprung, mit dem diese Diskusskon hier begann, war doch, dass es mir einfach manchmal zu viel ist, neben meinem Beruf noch den Haushalt mit all seinen, mir schon immer, unangenehmen Pflichten auf die Reihe zu bekommen. Da sehe ich nichts verkrampftes, sondern einfach nur meine Aversion gegen Hausarbeit.

    Natürlich hast du recht, wenn du schreibst, dass Menschen für die Gemeinsamkeit konzipiert sind. In Gemeinschaft bin ich bei der Arbeit, in meiner SHG und bei einigen, handverlesenen, Freunden. Für mich ist es sehr wichtig gworden, mein Leben auch alleine zu genießen. Denn die Unfähigkeit, alleine leben zu können, ist mit die Hauptursache für meine Co-Abhängigkeit. Ich lerne, mit mir selbst zufrieden zu leben, denn das schützt mich davor, wieder in eine kranke Beziehung zu flüchten, nur um nicht alleine leben müssen.

    Spaß und Glück sind in diesem Leben auf keinen Fall außen vor. Vielleicht kannst du dir das nicht vorstellen, aber ich bin in meinem Leben zufrieden. Und da gehören Spaß und Glück dazu. Vielleicht haben sich meine Vorstellung von Spaß und Glück verändert. Was ist für dich denn Spaß und Glück im Leben? Es ist doch sicherlich für jeden etwas anderes. Wenn ich natürlich diese Gefühle nur im Kontext zu anderen Menschen finden kann, habe ich ein Problem mit dem alleine Leben, da gebe ich dir recht. Das habe ich aber nicht.

    Über 40 Jahre ging es mir wie dir. Ich konnte mir nicht vorstellen, alleine zu leben, denn von Geburt an war ich es gewohnt, in Beziehungen eingebunden zu sein. Als Kind ist das ja auch wichtig und richtig, denn sonst könnten wir nicht überleben. Als Erwachsene musste ich aber eine Entwicklung nachholen. Nämlich die Fähigkeit des allein Lebens. Und es hat eine Menge Vorteile, die mir mehr als 40 Jahre gar nicht bewusst waren. Jetzt genieße ich sie.

    Ich hab bloß keine Lust auf Hausarbeit, weil es so viel mehr Dinge gibt, die ich in meiner Freizeit lieber mache. Wenn du das verkrampft nennst, dann bin ich es eben. Aber – dann ist es ganz allein deine Bewertung, nach deinen Maßstäben und die gelten für mich noch lange nicht, denn es sind – deine.

    LG
    Ette

    Zitat von habibi


    nee, das ich das noch erleben darf :D das sich in meinem thread noch jemand meldet !!!!!!!!!!!!

    Hallo Habibi,

    seltsam, seitdem Rosa Li nix schreibt, schreibst du auch nicht mehr. Auf mich macht das den Eindruck, als wenn du dich nur auf die Themen von ihr konzentrentrierst und nicht auf deine eigenen.

    Dann ist es auch nicht verwunderlich, dass dein eigener Thread verwaist. Aber - so ist das halt mit der Co-Abhängigkeit, den fehlerhaften Clustern....

    LG
    Ette

    Hallo und guten Morgen,

    mit mir selbst zufrieden leben – immer mal wieder ist das auch ganz schön anstrengend. Ich wünsche mir manchmal, nicht alleine zu leben, weil ich die Alltäglichkeiten teilen möchte. Nicht nur die schönen Alltäglichkeiten, nein. Ich finde es oft einfach anstrengend, neben dem Beruf die Hausarbeit auf die Reihe zu kriegen. Mir scheint, ich habe dann gar keine Zeit mehr, Zeit mit Dingen zu verbringen, die ich einfach nur gern mache und die mir gut tun. Aber leider ist nun mal ein Erwachsenenleben nicht so gestaltet, dass jemand da ist, der einem das Unangenehme abnimmt. Vom Kopf her ist mir das schon klar, aber fühlen tu ich dann immer noch wie Klein-Ette. Ich will Spaß, ich will Spaß.... Manchmal ist aber auch einfach meine Kraft am Ende und ich brauche die Auszeit mit angenehmen Dingen, um zu regenerieren.

    Wie jetzt zum Beispiel. Eigentlich wartet Bügelwäsche, Wochenendputz und Papierkram auf mich. Aber vor lauter Gedanken habe ich dazu einfach keine Ruhe. Vielleicht hilft es mir, wenn ich meine Gedanken formuliere und ins www schicke.

    Dabei war ich, als ich mit „meinem Alki“ zusammenlebte, immer die, die alles auf die Reihe brachte. Natürlich hat er auch mitgeholfen, aber ich war die, die den Ablauf organisierte, ihm sagte, was zu tun sei. Ich wusste immer, was gut und richtig ist. Ich wusste sogar, was für ihn gut und richtig ist – bildete ich mir ein. Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Punkt bei meinen Co-Strukturen ist. Mein eigenes Krams nur unter Mühe auf die Reihe kriegen, aber ganz genau wissen, was der Andere zu tun hat.....

    Das lese ich auch oft in den Beträgen hier. Da weiß „frau“ genau, was gut für ihren Partner ist und möchte, dass er sich so verändert, wie sie es sich für ihn vorstellt. Auf die Idee, dass ihr Wunsch nach seiner Veränderung vielleicht gar nicht sein eigener ist, kommt „frau“ gar nicht. Schließlich ist „frau“ davon überzeugt, dass ihre Ein- und Vorstellung von Leben und Zusammenleben die richtige ist. Da wird gedrängt und geredet, gekämpft und geweint, gedroht und manipuliert. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich es genauso machte. Dabei merkte ich gar nicht, dass bei mir selbst auch so manche Baustelle ist. Wie auch, war ich doch viel zu sehr damit beschäftigt, ihn mir zurecht zu biegen.

    Inzwischen merke ich, dass ich genug damit zu tun habe, mich selbst „zurecht zu biegen“, nämlich dahingehend, dass ich die Verantwortung für mein Leben selbst trage – und für meine unangenehmen Arbeiten. Ich kann gar nicht mehr verstehen, wie ich jemals so viel Zeit hatte, mich um anderer Menschen Angelegenheiten zu kümmern. Die Zeit reicht ja kaum, mein eigenes Krams auf die Reihe zu kriegen.

    So, und jetzt wird gebügelt.

    LG
    Ette

    Guten Morgen,

    der Sonnenaufgang ist gerade ein wahrer Augenschmaus. In einer Farbe, die ich mit Worten nicht beschreiben kann, ist der Himmel im Osten einfach nur wuuuunderschön. Ein toller Start in den Tag......

    LG
    Ette

    Hallo drosera,

    willkommen hier im Forum. Vielleicht kannst du durch Lesen hier zur Selbsterkenntnis kommen, dass du etwas für dich und dein Leben tun solltest. Die Verantwortung für das Leben deines Freundes liegt ganz bei ihm selbst. Du wirst ihn nicht davon überzeugen können, dass er tätig werden muss, wenn er es nicht selbst will.

    Liebe Grüße und genug Mut und Kraft zur Selbsterkenntnis wünscht dir

    Ette