@ Lilly
Habe mir gestern noch lange Gedanken über das veränderte Wesen bei ihm und die damit verbundenen Auswirkungen auf mich gemacht. Allein wenn ich die ersten beiden Sätze von Dir lese „Der Alk verändert uns dermaßen, das wir wirklich unausstehlich werden. Wir fühlen uns noch im Recht dabei, sind selber die armen, denen so böse mitgespielt wurde.“ Wenn ich das lese grusele ich mich.
Kennen gelernt haben wir uns im Internet, durch ein gemeinsames Hobby, das Motorrad fahren .Er hat mich in einer Phase des Lebens kennen gelernt, in der ich eigentlich mit dem Rest so ziemlich abgeschlossen hatte, aufgeräumt und sortiert. Nicht mit dem Leben an sich, aber mit dem, wie es sich so gestaltet. Soll heißen ich hatte beschlossen für mich allein, meinen Weg zu gehen ohne dass ich auf andere Rücksicht nehmen muss. Ohne jegliches Gefühl jemanden gegenüber (mehr Männer betreffend) lebte ich, sicher hinter einer Mauer, die so hart und so kalt war, das sich keiner mehr traute diese einzureißen oder den Mut hatte diese überwinden zu wollen. Ok, ich gebe zu, sobald es einer auch nur versuchte war ich schneller weg als man schauen konnte. Hielt eben immer eine gewisse Distanz. Frei nach dem Motto „lass keine Gefühle zu, dann kann man diese auch nicht verletzen“ Ich wollte eben nie mehr jemanden so nah an mich ranlassen das er mich verletzen kann. So lebte ich drei Jahre. Ich muss sagen es war kein schlechtes Leben an sich, es war halt einfach anders.
Bei ihm war alles anders, er war der erste, der diese Mauer durchbrach und das verdammt schnell. Wieso das so war. Das erste Treffen so spontan, danach die endlos langen Telefonate (wohnten knapp 120 km auseinander). Nach drei Tagen Dauertelefonaten sagte ich ihm dann, dass er bald mehr über mich wissen würde, als ich über mich. Worüber ich oft geschwiegen habe, sprudelte bei ihm einfach raus, das war schon verrückt. Seine Ganze Art eben und wie es sich eben entwickelte. Die Gespräche mir ihm, das einschlafen und aufwachen mit ihm (so wie wir „eingeknotet“ abends einschliefen, so wachten wir oft morgens auf). Manchmal fanden wir einfach kein Ende mit reden. Zwei, drei Stunden Schlaf die Nacht mussten reichen. Morgens wollt man nicht aufstehen, nicht wegen Müdigkeit, nein wegen dem Gefühl … und dem Kaffee. Wurde richtig zum Ritual das wir oft den Wecker mindestens ne halbe Stunde früher klingeln lassen haben um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Und da gibt es noch so viele andere Kleinigkeiten, aber das würde jetzt hier zuviel werden.
Der Alkoholkonsum hat ihn ganz gewaltig verändert. Nicht von jetzt auf gleich, sondern Stück für Stück. Im laufe der Zeit war da immer mehr. Immer mehr ist mir aufgefallen. War er vorher ein liebevoller, zärtlicher Partner, Freund, Vertrauter, kommt er mir heute oftmals kalt, berechnend und abgeklärt vor. Manchmal aber dann auch wieder wie ein kleines Kind, der Mutti alles fragen muss. Wenn ich einst in seine strahlenden Augen sah, wusste ich alles ist gut. Heute sehe ich nur noch trübe Augen, zu sehen ist nichts mehr. So richtig persönliche Dinge besprechen wir fast gar nicht mehr. Eben halt das was man für den Tag braucht. Guten Morgen, Tschüss, Was möchtest essen, Gute Nacht, bis morgen. Vielleicht noch etwas aus dem Tagesgeschehen und dann .war es das fast schon. Ich habe das Gefühl das da eine gewaltige Mauer zwischen uns steht. Denn klar, durch den Alkohol habe auch ich mein Wesen geändert. Ich habe mich immer weiter zurück gezogen, meinen Frust, meine Wut über die Veränderungen einfach geschluckt. Lange habe ich gewartet um ihm zu sagen dass mir das nicht gefällt. Zuerst versuchte ich es mit kleinen Andeutungen, wie z.B. seine verfärbten Augen. Da hab ich es über den Weg versucht das er sich mal checken lassen sollte ob alles in Ordnung ist wegen der Leber. Ich hab ihm NICHT gesagt, was ich zu dem Zeitpunkt bereits ahnte. So entfernten wir uns immer mehr, bzw. ich mich von ihm. Ich habe also wieder angefangen meine eisige Mauer wieder aufzubauen damit man mir nicht mehr wehtun kann, bzw. alles davon abprallt. Und so staut sich sicher von jeder Seite einiges auf. Nicht nur auf meiner, sondern sicherlich auch einiges auf seiner. Jeder hat eben eine andere Sichtweise der Dinge.
@ klaro
auch Dir einen lieben Dank für Deine Worte. Erschreckend sitzt Du etwa bei uns im Haus ? So wie Du schreibst könntest Du ein stiller Zuseher sein, quasi ein Spion. Das was Du geschrieben hast trifft 100%ig zu. Erschreckend einfach und da sieht man einfach man ist doch nicht allein. Frage mich grad, warum war ich soooo lang still ? Na ja ist jetzt auch irgendwie egal. Worüber ich schmunzeln musste war die „Geliebte“. Nun in einem Gespräch nannte ich es „dein großer starker Freund“.
@ elle
so und bei Dir bedanke ich mich auch für Deine Wortmeldung.
Vermeidungsstrategie…. Ja die Vermutung hab ich auch. Ich sagte ihm einmal das ich nicht mehr mit ihm reden werde wenn er trinkt, also ist es doch ein einfaches. Flasche auf und ich hab meine Ruhe. Ja so in etwa kann ich es mir gut vorstellen, das der Gedankengang so ist.
Wahrnehmungs- und Gefühlwelten …. Auch hier bin ich der Meinung dass wir in völlig verschiedenen Welten leben und die zurzeit nicht kompatibel sind. Reden können wir momentan nicht weil ja immer das Bier Begleiter sind.
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Ich für meinen Teil werde hier wohl noch eine Weile bleiben. Es tut gut hier zu sein und das nach nur so kurzer Zeit. Nach allem was ich gelesen habe werde ich ziemlich radikal einiges ändern müsse. Nun gut dann soll es so sein. Mir fällt grad ein Lied ein, bzw. eine sehr sehr zutreffend Zeile:
„Ich erinner mich gern an diese Zeit,
eine Zeit die man nie vergisst,
doch ich muss mein Leben leben,
meinen Weg alleine gehen,
mach’s gut Du schöne Zeit,
auf Wiedersehen“
Fakt ist ich muss mein Leben ein klein wenig auf Kopf stellen. Gut das das Frühjahr schon recht nah ist, dann ist Motorrad fahren angesagt, macht unheimlich den kopf frei. Jedenfalls kann man sich sehr ablenken.
Nachdem ich hier oft etwas unsortiert schreibe, habe ich gestern angefangen so eine Art Tagebuch zu schreiben. Dort die wirren Gedanken zu verfassen. Erstaunlich wie schnell sich Seiten füllen können. ER ist dort indirekt mein Ansprechpartner. Und egal was einmal passieren wird, sollte ich irgendwann gehen, bekommt er es und wenn es doch gut gehen sollte, dann bekommt er es auch. Irgendwann eben. So habe ich erst einmal eine Art mich ihm mitzuteilen und mich doch von ihm fernzuhalten.
Des Weiteren habe ich einen kleinen Teil von klaro´s Rat befolgt, ich habe mir Selbsthilfegruppen hier in der näheren Umgebung rausgesucht. Für den Anfang rausgesucht, weil im Moment kann ich dort nicht hin. So weit bin ich nicht. Lieber Step by Step. Nicht alles auf einmal. Werde jetzt einfach Stück für Stück mein eigenes Leben wieder leben. Denn auf ihn bauen kann ich jetzt nicht wirklich. Gestern z.B. habe ich ihm einen sehr langen Brief gegeben. Den schrieb ich vor drei Wochen, nachdem er mich mit Vorwürfen bombardiert hat ins Gästezimmer “ausgewandert“ ist. Es waren Erinnerungen an alte Zeiten, wie er einmal war. 14 Seiten lang, nur eine halbe Seite die die bösen Erinnerungen. Es kam eine Mail dann von ihm, genau ein Satz: Deine Zeilen…. Gelesen hab, aber nicht antworten kann.“ Das wars, das war alles was er zu 14 Seiten Text sagen, bzw. schreiben konnte. Aber ich hab´s begriffen, Er ist derjenige der in einer anderen Welt lebt, ich werde nie gut genug sein, weil ER krank ist. Ich muss meinen Weg gehen und er den seinigen und vielleicht, aber auch nur vielleicht finden wir dann einen gemeinsamen Weg.
Ob es mir gelingen wird mich an meine eigenen Regeln zu halten wird die Zeit zeigen. Bin Realist genug, das es auch schwere Moment geben wird. Sicher auch Schwache. Weiß noch nicht einmal wie ich es im Urlaub machen soll, der da in 3 ½ Wochen ansteht. Eigentlich wollte ich allein fliegen, eine Bekanntschaft aus dem Netz lebt dort hatte anhand meines Schreibens gemerkt das ich nicht gut drauf war und meinte ich solle ab auf die Insel, Kraft tanken. Ok gesagt getan Termin rausgesucht, wo´s klappen könnte. Des Nachts lange wach gelegen und mir überlegt IHN mitzunehmen. Einfach das wir beide gemeinsam mal raus kommen. Eine andere Umgebung, Sonne, Sand und blaues Wasser und 18.000 km weit weg vom Alltagstrott. Zeit einfach mal zu reden, denn auf der kleinen Insel kann er nicht weglaufen.
Und jetzt nach allem was ich lese, schreibe, weiß ich gar nicht ob das alles richtig bedacht habe. Ich für meinen teil freue mich auf die Reise, schön ist auch das er dabei ist…. Aber wenn ich denke was wenn dann …….
Und somit schließe ich ein erneutes Kapitel in diesem Roman…..
…. Dank an alle für die Geduld des lesens
Dat Teufelchen