Hallo Annika,
aber gerne doch.
Vielleicht zum Einstieg, ich bin heute 37 Jahre alt.
Angefangen hat es bei mir so im Alter von 15.
Die ersten Partys, der erste Vollrausch.
Ich fand ziemlich schnell gefallen daran. Das erstemal, dass ich gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt, war so im Alter von 19.
Ich hatte mir angewöhnt vor dem Schlafen gehen Bier zu trinken.
Plötzlich merkte ich, dass ich ohne Bier nicht mehr schlafen konnte.
Ich habe gar nicht versucht dagegen anzukämpfen. Habe einfach weitergetrunken, was man in diesem Alter je auch gut wegsteckt.
Krasser wurde es dann mit 23. Da bin ich Zuhause aus- und mit einem Freund zusammengezogen. Der Anfang vom Ende!
Ab dem Zeitpunkt habe ich dann bis zu meinem 29. Lebensjahr extrem getrunken. Man könnte auch sagen, ich habe durchfeiert! Ich blende die Zeit zwischen 23 und 29 jetzt mal aus. Das würde zu lange dauern.
Wichtig wäre noch zu sagen, dass ich mit 27 dann noch parallel zur Arbeit Abendschule gemacht habe. Der Druck wurde immer unerträglicher, durch die Doppelbelastung Arbeit & Abendschule. Ich habe mich dann immer öfter mit Komatrinken ausgeschaltet. Das ging 2 Jahre so. Am Ende war ich dann so bei einem Tagespensum innerhalb der Woche von 3 Liter Bier und ca. 0,3- 0,5 Liter harten Stoff wie Whisky und Rum. Der Konsum lang am Wochenende beim Doppelten der Menge. Dabei darf man das Zeitfenster innerhalb der Woche nicht außer Acht lassen. Teilweise habe ich mir am Abend diese Mengen Stoff innerhalb 2 Stunden zugeführt, um überhaupt schlafen zu können.
Dann plötzlich mit 29 Arbeitlos! Ich habe eine gute Abfindung bekommen.
Das Erste was ich nach meinem letzten Arbeitstag gemacht habe, war, einen 6er Karton Rum und einen Kasten Cola zu kaufen.
Endlich konnte ich in Ruhe saufen!
Es war der absolute Wahnsinn, oder die Hölle, wie man es gerade nimmt. Anders war es für mich aber nicht mehr auszuhalten.
Irgendwann war ich dann richtig runter.Ich habe dann den ersten Versuch mit den AA´s probiert. Bin dadurch ungefähr drei Wochen trocken geblieben. Dann kam Weihnachten und der alte Freundeskreis, der auch immer getrunken hat.
Ich bin bis zu diesem Zeitpunkt meist ohne Freundin durch Leben gegangen. Meine Einsamkeit habe ich betäubt! In meinem Freundeskreis war es nichts ungewöhnliches jedes Wochenende betrunken zu sein. Das ich es auch in der Woche abends war hat auch keinen gestört. Vielleicht waren es die anderen auch. Ich gehe einfach mal davon aus. Aber das behandeln wir einfach später mal, im Hinblick auf notwendige Veränderungen.
Sylvester 1999/ 2000 war es dann endlich soweit! Ich hatte die Frau für Leben gefunden!
Ich hatte mich dann auch im Griff! Wir sind relativ schnell zusammengezogen. Mein damaliger Mitbewohner hatte kurz vorher den Mitvertrag gekündigt.
Es lief die erste Zeit ziemlich gut. Arbeit hatte ich auch wieder.
Nur die Sucht war noch da!
In meinem alten Freundeskreis konnte ich es gut am Wochenende ausleben. Was aber in der Woche tun? Ich hatte ziemlich schnell raus, dass meine Freundin keine Ahnung vom Alkohol hatte. Uns trennten auch 10 Lebensjahre Erfahrung. Alkoholprobleme gab es in ihrem damiligen Umfeld nicht.
Also leichtes Spiel für einen Alkoholiker. Gründe zu Trinken konnte ich ihr gut vormachen. Zahnschmerzen, Arbeitsstress, oder der einfache Trick:
Lass uns doch mal ein Glas Wein trinken.
Haben wir auch! Nur ich hab dann schnell den Rest getrunken und mir in der Küche noch eine zweite oder sogar dritte Flasche bereitgestellt.
Alkoholiker sind ja bekanntlich erfindungsreich.
Mittlerweile war ich noch weiter runter gekommen. Die Versuchung sich den Alkohol in den Tag hinein zuholen wurde immer größer. Das morgentliche Zittern ebenfalls immer größer.
Der Restalkohol vom Vorabend reichte nicht mehr für den Tag.
Nach einem halben Jahr war es dann soweit. Es gab auch in ihren Augen ein Alkoholproblem meinerseits!
Dann kam meine Erlösung. Mein Schlüsselerlebnis! Mittlerweile hatte ich schon so viele Blackout´s, dass ich mich selten an wesentliche Dinge des Vorabends erinnern konnte.
Ich wachte morgens nach einer Feier auf und ging zur Toilette.
Ich war am Vorabend im Bad gestürzt und hatte die Klobrille im Fall wohl abgerissen. Mein Freundin war zu dem Zeitpunkt ohne mein Wissen zu meiner Mutter geflüchtet.
Ich war bestürzt über mich selbst.
Andere müssen den Job, den Führerschein, den Partner oder das Leben verlieren um mit dem Trinken aufzuhören.
Sollte die Klobrille bei mir ausreichen? Nicht ganz! Es fehlte noch was.
Später am Tage wurde ich von meiner Freundin mit einem Ultimatum konfrontiert.
Der Alkohol oder ich, hieß es!!!!
Mein Tiefpunkt war da!!!!!!!!! Endlich sage ich heute!
Zu dem Zeitpunkt war ich völlig fertig!
Dann habe ich einen Fehler gemacht! Ich habe eine Woche zuhause kalt entzogen. Wie ich später erfahren habe, hätte ich dabei draufgehen können. Davon kann ich hier an dieser Stelle nur jedem abraten. Geht bitte ins Krankenhaus. Es ist keine Schande!!
Anschließend habe dann eine Suchtberatungstelle aufgesucht, div. Einzelgespräche und ein Paargespräch absolviert.
Der Vorschlag meines Therapeuten war damals, es am Anfang mit einer Selbsthilfegruppe zu versuchen. Therapie könnte ich später noch machen. Vielleicht reicht es ja aus bei dir, hieß es damals. Meine Freundin ist im ersten Jahr regelmäßig mitgekommen.
Es hat ausgereicht!
Die Gruppe, die ich heute noch regelmäßig (und das betone ich hier extra) besuche, hat mir die Möglichkeiten gezeigt. Und natürlich einige Grundwerte des Trockenseins und bleiben vermittelt.
Alkohlofreie Zone ( Zuhause)
Ändern des Umfelds ( Freundeskreis) Anmerkung dazu: Die Richtigen Freunde habe ich auch erst in der Gruppe gefunden. Also nur Mut!!!
Es kommen natürlich noch einige weitere Dinge dazu, aber ich halte gerade am Anfang diese beiden Punkte für besonders wichtig.
Die ersten Schritte waren schwer für mich. Anfangs glaubte ich noch, dass man mir beibringen würde, wie ich " Normal" Alkohol konsumieren kann.
Plötzlich keine Freunde mehr! Unverständnis des Umfelds! Wie du trinkst nichts mehr? und solche Dinge halt.
An dieser Stelle muss ich jetzt leider aufhören. Das Abendessen ruft. Und meine Frau ( die oben beschriebene) auch!
Fragen? Meldet euch einfach! Ich berichte dann gerne weiter!
Schönen Abend noch! Und ich hoffe ihr seit für die Woche gerüstet!
LG
phonix
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