Hallo Dixi,
ich lese mit Schrecken Deinen Bericht und sehe mich selbst vor ca 6 Jahren, vor meinem jetztigen Mann stehend, schwer verliebt, das Problem Alkohol zwar wahrnehmend aber verharmlosend. Ich zog zu ihm.
Das Problem wurde wirklicher, ich hatte Angst und das erste Kind war unterwegs. Ganz in weiß, am schönsten Tag meines Lebens (der es sein sollte), wollte ich nein sagen, ich hatte Panik. 250 Gäste hätten es nicht verstanden.
Ich hoffte das sich mit der Geburt des Kindes alles ändern würde. Alles Quatsch! Er hatte eine bessere Ausrede -> ein Einkommen fehlt, ein Mäulchen mehr zum stopfen -> er muß mehr arbeiten -< er brauch mehr stoff zum runterfahren.
Das 2. Kind kam. Ich dachte, es könne nicht noch mehr bergab gehen. Es geht immer noch tiefer ins Tal als man denkt. Er trank regelmäßig, während der Arbgeit, vor der Arbeit, nach der Arbeit am Wochenende. Aber NIE zu hause vor mir, aber umso mehr heimlich im Keller. Wie jeder Co hier hatte ich meine strategien entwickelt: Flaschen verstecken, entsorgen, ausschütten, abzählen, mit Edding Markierungen anbringen, nummeriieren usw, usw, usw. Ganz abgesehen von Taschenkontrolle, Autokontrolle, Verstecken des Autoschlüssels usw.
Ich habe ihn geheiratet und ich habe geliebt und gehofft, so wie Du! Das Jammertal kam, gewaltig und hat mich volles Ballett erwischt. Die Einsicht ihm NICHT helfen zu können schmerzte mehr, als all das was er die Jahre zuvor mir und den Kindern angetan hat, und nich zu vergessen sich selbst.
Ich war soweit, egal, was die zukunft so bringt. Mein Kind soll nie wieder zu seinem Vater sagen: "Du stinkst, fass mich nicht an!" Das Kind war erst 4! Und es sollte doch noch eine Weile dauern.
Alle Drohungen, zurechtweisungen, und was weiß ich nicht alles... . Alles sinnlos. Ich mußte für mich und die Kinder sorgen, den der einzigste auf wen ich mich verlassen konnte war ICH SELBST!!!!! Und ich hatte keine Kraft mehr, 2 Kinder zu erziehen, arbeiten zu gehen, das Haus zu pflegen und einen saufenden Ehemann zu verharmlosen und vor sich selbst zu schützen.
Er hat es begriffen! Wie durch ein Wunder. Er geht zur therapie und mit vorgehaltener Hand: ich würde sagen, er lebt langsam wieder. Leider ist in den letzten jahren viel, sehr viel zerbrochen und ich habe lange mir nichts sehnlicher gewünscht als veränderung. Jetzt, wo sie endlich einsetzt bin ich weiter weg von ihm als je zuvor. Dennoch ich unterstütze ihn und beobachte seine veränderung, ja und ich bin stolz auf ihn.
Ich weiß nicht was die Zukunft bringt, und das ist auch gut so. Ist es nicht die Hoffnung, die uns Co´s alle hier zusammenbringt? Wenn wir die nícht hätten, wozu dann diskutieren?
Ich selbst bin mittlerweile wankemütig, ob die Wohnung die richtige Entscheidung, war, es war aber die gesündeste für mich und die Kinder. Vielleich finden wir wieder zueinander, das wäre ein schönes Ziel. Aber bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns. und vorallem vor IHM.
Ich wünschte Dir von herzen, dass dein Mann aufwacht. Aber genauso wünsche ich Dir, dass DU aufwachst und die rosa-rote Brille abnimmst. Wenn es sich zu kämpfen lohnt, dann kämpfe! Aber zu jedem Kampf gehören Niederlagen, und Alkohol ist ein erbitterter Feind, der keine Gnade kennt.
Ich drück Dich ganz fest und wünsch Dir ganz viel Kraft!
Bella