Beiträge von klarerkopf

    Schönen Abend, pierre64,

    ich hab jetzt, so glaube ich, deine Zeilen nicht ganz verstanden.

    Zitat

    Das heißt es gibt Verlagerungen in alle Richtungen,was aber einen einzigen bzw komplexen Grund nicht ausschließt.

    Ich würde sagen, dies hat einen einzigen bzw. komplexen Grund.
    Dieses Verhalten hab ich übrigens auch schon bei Nicht-Alkoholikern beobachtet.
    Andererseits beneide ich Menschen, wie z.B. meine Frau, die von Natur aus eben kein Suchtverhalten haben, die sich ein Leben "mit Maß und Ziel" nicht vorzunehmen brauchen, denn die leben sowieso danach, ohne sich von Zeit zu Zeit drauf aufmerksam machen zu müssen.

    Ich mein´, wenn man, wie auch die vorhergehenden Antworten aussagen, immer ein Auge drauf hat, und diese momentane Neigung zum Suchtverhalten registriert, ist man ja meiner Meinung nach eh am richtigen Weg.

    Den (einzigen bzw. komplexen) Grund für dieses Verhalten ist, vermute ich, ohne jetzt einer psychotherapeutischen Fachkraft vorzugreifen, in meinem Fall in meiner Kindheit zu suchen.

    Ich will jetzt hier nicht näher drauf eingehen, wie eben die Kindheit war, aber verschiedene Dinge deuten darauf hin, daß mir eben damals "etwas" gefehlt hat, sei es Zuneigung, Aufmerksamkeit, Liebe etc. und dies mir jetzt unbewusst mit dem beschriebenen Suchtverhalten nachträglich holen will.

    Dies ist, wie ich schon sagte, eine Vermutung, mit professioneller Hilfe (Psychotherapeuten,...) wäre das sicherlich rauszufinden, wenn dieses Verhalten mir "zu sehr zusetzen" würde.


    Schönen Abend

    klarerkopf

    Guten Abend, Manu,

    Zitat

    Ich arbeite jeden Tag daran eine gesunde Balance zu finden

    Ja, dies ist auch mein Weg, dem ich versuche zu folgen. Ein unnatürliches Verlangen nach Liebe, Nähe, Anerkennung kann ich auch für mich bestätigen, und wenn dies auch keine stofflichen Süchte darstellen, so glaub ich doch, daß sie einem eher schaden.

    Vor Schlaf- oder Beruhigungsmedikamenten laß ich lieber die Finger, denn das würde mich, wie ich mich kenne, eventuell in die nächste Abhängigkeit bringen.

    Danke auch für deine Zeilen


    klarerkopf

    Guten Morgen, Pierre64,

    genau wie du schreibst, erinnert einen das an die Zeit damals, Gedanken kommen wieder hoch, wie, ich muß mir das jetzt wieder besorgen (sonst geht mir etwas ab).

    Bewußt damit umgehen und mich dahingehend beobachten, wie du schreibst, sind auch mein Verhalten diesen Gedanken gegenüber, als Ersatz für den Alk-konsum sehe ich es auch nicht.

    Hab natürlich auch schon versucht, Dinge wie Kaffee ganz in meinem Leben wegzulassen, da schleichen sich Kopfweh und dergleichen ein.
    Also verordne ich mir von Zeit zu Zeit ein "mit Maß und Ziel" Programm.

    Danke für deine Gedanken und einen schönen Tag

    klarerkopf

    Liebe Freunde,

    eine Frage, die mir bereits seit geraumer Zeit in meinen Gedanken herumschwirrt, ist die:


    Habe ich mein Suchtverhalten abgelegt?

    Im Jahre 2005 habe ich mein Suchtverhalten gegenüber dem Alkohol abgelegt, indem ich meinen negativen Zenit erreichte, und dann eben nicht mehr trank. Darüber bin sehr dankbar und ich führe jetzt auch ein sehr zufriedenes, glückliches Leben.

    Was mir aber von Zeit zu Zeit auffällt, ist, daß ich gegenüber anderen Sachen, stofflich oder nicht stofflich, auch manchmal zu einem Suchtverhalten tendiere. Dies kann sein, daß mir z.B auffällt:

    - daß ich über längere Zeit einiges mehr an Kaffee konsumiere, als mir guttut,
    - daß ich ebenfalls über längere Zeit ganz schön was an Süssigkeiten verdrücke
    - daß ich .....

    Nach einiger Zeit reisse ich mich dann am Riemen und nehme mir dann wieder vor, diese Dinge in Maßen zu genießen, was ja auch wieder gelingt, zumindest eine gewisse Zeit. Auch, um der wohl bekannten Suchtverlagerung vorzubeugen.

    Einmal, im Zuge einer belanglosen Diskussion, bezeichnete mich jemand als "Suchenden", und ich meine, so unrecht hatte dieser oder genauer gesagt diese "jemand" nicht.
    Nicht zuletzt kommt ja auch das Wort Sucht von "Suchen", so hab ich´s des öfteren gehört und dies entspricht meines Erachtens auch der Wahrheit.
    Und so bin ich noch die Antwort auf meine Titelfrage schuldig:

    Ich beantworte sie mit einem klaren "Nein".

    Ich habe mein Suchtverhalten mit dem Zeitpunkt, an dem ich den Alk-konsum stoppte, nicht abgelegt. Ich trage dieses Verhalten in mir. Und ich tue gut daran, mir dessen immer bewusst zu sein. Manche Dinge würden mich eher für eine Suchtverlagerung anziehen, manche weniger.
    Ich muß eben auch dahingehend in meinem weiteren Leben auf der Hut sein.

    Und wenn ich jetzt auch ein wunderbares, zufriedenes Leben ohne Alkohol führen darf, so vergesse ich gleichzeitig auch nicht:

    Das nächste Glas würde mich mit diesem beschriebenem Suchtverhalten umbringen.

    Kennt noch jemand solche Suchtverhalten, auch wenn er schon länger keinen Alkohol mehr konsumiert?


    Euer

    klarerkopf

    Guten Morgen, Waltraud,

    auch ich "knapperte" lange an diesem Thema in meiner "Herkunftsfamilie". Die Verhaltensweisen und der Umgang miteinander sind sicherlich auch mit ein Grund für meinen Alkoholismus, den ich 2005 gestoppt habe.

    Ich will hier nicht näher drauf eingehen, ich könnte einiges unterstreichen, das du auch schreibst.

    Jedenfalls begab ich mich damals, 2005, in professionelle Hände, heißt, stationäre Therapie, Nachbetreuung, etc.

    Im Zuge dieses Prozesses konnte ich meine Vergangenheit (besser gesagt, ich wollte es) aufarbeiten, mit vielen Therapeutenstunden, Teilnahme an Familienaufstellungen, etc.

    Dabei bin ich eben mit der Zeit draufgekommen, daß ich auch drauf und dran war, damals, in meiner Trinkerzeit, mich gleich zu verhalten, wie meine Vorgänger in der Familie, sprich, es hätte sich weiter wie ein roter Faden in der Familie weitergezogen.

    Ich konnte dies, nicht nur durch das Nichttrinken, stoppen, dafür bin ich auch nicht zuletzt meiner Krankheit "Alkoholismus" dankbar.

    Was ich dabei aber auch gelernt habe, und dies war ein langer Prozess, nämlich, dass ich heute die Verhaltensweisen meiner "Vorgänger" in der Familie in einem anderen Licht sehe, nicht akzeptiere, aber ich kann leichter damit umgehen.

    Dies war eine Folge daraus, daß ich mich für deren Vergangenheit interessierte, denn auch mir ließ es nicht in Ruhe, "warum sind meine Eltern so,..." Schließlich, das kann ich ja auch inzwischen mit Sicherheit sagen, kommt keiner mit derartigem Verhalten auf die Welt, vielmehr (so war es bei meinen "Vorgängern") prägt einen das Leben, vor allem die Anfangsjahre.

    Lange Rede, kurzer Sinn dieser Antwort an dich, ich für meinen Teil habe gelernt, ihr Verhalten zu akzeptieren, indem ich mich inzwischen gut abgrenzen kann, indem ich etwas in der deren Vergangenheit kramste, und die wirkungsvollste Beschäftigung, wenns gar nicht mehr anders geht, sich einige Stunden mit einem Psychotherapeuten zu "gönnen" :)

    Denn, auch eine Distanz von so und so vielen km hilft meiner Meinung nach nicht wirklich, man ist innerlich immer in gewisser Weise mit den Eltern - der Mutter, dem Vater - verbunden.

    Ich wünsch dir einen schönen Sonntag

    klarerkopf

    Hallo chaosimleben,

    meine Lebenseinstellung ist in etwa die selbe, mit dem einzigen Unterschied, wenn mein alljährlicher "2. Geburtstag" naht, habe ich so "meine" Gedanken. :D

    Gedanken wie, wo wäre ich jetzt, wenn ich damals nicht ....

    Meiner Meinung nach ist deine jetzige Einstellung das Ergebnis eines sich guten Auseinandersetzens mit dem Thema Alkohol.

    Wie ich schon sagte, denke ich etwa auch so, weiß aber auch, daß meine Gedanken vor 2, 3, 4 Jahren (damals auch schon abstinent) ganz andere waren.

    Blöd ausgedrückt: "Jedem Zeitabschnitt seine dazugehörenden Gedanken"

    Für Leser, die noch im Anfangsstadium stehen - ich will hier keine Ratschläge geben, ich versuche mich einfach in meine Anfangszeit zurückzuversetzen, sage ich jetzt einfach mal, es lohnt sich, daran zu arbeiten, um irgendwann soweit zu sein, nicht immer an unsere Krankheit zu denken - im Sinne von "jede Minute".
    Nur:
    "Der Fallschirm sollte sich aber schon öffnen, bevor man am Boden aufschlägt" - um es einfach mal anders auszudrücken.
    Dies ist mir letztendlich auch klar.


    klarerkopf

    Schönen Abend, Harry

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    Sie durften einen Vater erleben mit klaren, ungetrübten Kopf, frei von Alkohol.

    So oder so ähnliche Gedanken habe ich auch immer bei diversen feierlichen Anlässen, Weihnachten, Treffen der Familienmitglieder, etc.
    Wobei ich für meinen Teil aber noch dazusage, meine Mitmenschen konnten ja nichts dafür, daß ich halt bei solchen Anlässen immer "zuviel" hatte.
    Ich weiss auch, dass du es nicht so gemeint hast, aber man ist halt selbst auch froh, um nicht zu sagen, ein ganz klein wenig stolz drauf, dass es jetzt eben so ist (und auch weiterhin so bleibt, davon gehen wir aus).

    Du erwähnst auch den klaren Verstand, klare Gedanken.

    Klare Gedanken, einen klaren Verstand und einen "klaren kopf" sind für mich Dinge, die ich sehr, wenn nicht am meisten an meinem jetzigen Leben schätze, ich denke auch oft zurück, und kann zeitweise nur den Kopf schütteln, was mir "damals" zeitweise durch meinen benebelten Kopf gegangen ist.

    Ich weiss nicht, wo ich heute wäre (oder ob ich überhaupt noch wäre), hätte ich damals nicht die Kurve gekratzt.

    Aus diesem Gedankengut heraus resultierte damals auch mein Nik-Name .....

    Danke für das Teilhaben lassen an deinen Gedanken


    klarerkopf

    Hallo baffi,

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    Im Moment will ich nie wieder Alkohol trinken.

    Auf jeden Fall wünsche ich dir, daß du auch weiterhin nach diesem Motto lebst.

    Ich hab für mich die Erfahrung gemacht, daß sich diese paar wichtigen Worte - "ich will keinen Alkohol mehr trinken" - mit Fortdauer der Abstinenz in mich eingeprägt haben, anfangs eben nur für den Moment, dann ging das über in eine Art Lebensmotto.

    Dies resultierte unter anderem daraus, daß ich mit der Zeit feststellte, wie schön sich doch das Leben ohne Alkohol leben lässt.
    Und auch die Schattenseiten des Lebens lassen sich "ohne Suchtmittel" weitaus besser und klarer meistern.

    klarerkopf

    Schönen Abend, baffi,

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    Hat der Alkohol allein schuld daran, dass ich viele Sachen und Erfahrungen nicht habe, die ich gerne hätte? Ich weiß es nicht. Mitschuld hat er aber sicher.

    Deswegen muss er weg aus meinem Körper. Weg aus meiner Wohnung. Zumindest weitgehend weg aus meinem Umfeld.

    Für immer? Ich glaube ja. Ein Teil von mir schreit gerade ganz laut: Aber Du weißt es nicht!

    Als ich vor mehr als fünf Jahren meinen Tiefpunkt hatte, und mir danach schwor, dem Alkohol zu entsagen, schien mir das anfangs kein Problem, eben nicht mehr zu trinken (ich hatte ja kurz zuvor infolge des Tiefpunktes einen Spitalsaufenthalt mit allem drum und dran, Intensivstation, ....), die Erinnerung an diese Vorfälle waren noch immer schlimm.

    Als ich dann ein paar Monate später meine stationäre Therapie antrat, bis dahin auch keinen Alkohol mehr getrunken hatte, gab es eben auch die Gruppengespräche.
    Und dort, siehe da, wurde mir erstmals klar, daß ich eigentlich mein ganzes Leben keinen Alk mehr anrühren sollte, müßte, ...
    Meine Gedanken kreisten damals, ich erinnere mich noch genau, wie ich das eigentlich bewerkstelligen soll,

    - soll ich mir jeden Morgen in mein Spiegelbild sagen, nein, heute darfst du keinen Alkohol trinken
    - soll ich mir selber gegenüber Druck erzeugen, daß ich keinen Alk mehr anrühre
    und so weiter und so fort. Ich war mir darüber nicht im klaren.

    Nach Ende der stationären Therapie oder 8 Wochen später wußte ich für mich, daß mir selbst auferlegter Druck dahingehend schadet.
    Ich nahm mir einfach vor, bis zu meinem nächsten Geburtstag nichts mehr zu trinken, und danach? Ganz einfach, danach wieder bis zu meinem nächsten Geburtstag. Indem ich mir das so sagte, nahm mir das den Druck weg, der in mir kam, wenn ich mir sagte, ich darf oder soll mein Leben lang nichts mehr alkoholisches trinken. Inzwischen weiß ich, daß es eigentlich richtig heißt: "Ich will keinen Alkohol mehr trinken".

    Ich hab dann natürlich weiter an mir gearbeitet, besuchte lange eine reale SHG, auch heute noch zeitweise, und vertrete jetzt die Ansicht:

    "Ich weiß zwar noch nicht, ob ich es ein Leben lang ohne Alkohol schaffe, aber davon ausgehen, das tue ich ..."

    lg

    klarerkopf

    Hallo Sonnenblümchen,

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    Ich glaube auch, und das ist nicht wirklich provozierend gemeint, daß der Alkohol nicht DAS Problem ist, sondern lediglich eine Variante des Versuches, das Ursprungsproblems zu lösen. Selbsthaß, der Verlust der Fähigkeit, das Selbst zu spüren, mangelndes Selbstvertrauen, das halte ich für die Ursache.

    Genaus diese Dinge halte ich auch für das eigentliche Problem des Trinkers. Dies hat sich auf jeden Fall bei mir gezeigt (seit über 5 Jahren "trocken"), nachdem ich damals gehörig "auf die Schnautze gefallen bin", oder meinen Tiefpunkt hatte, wenn man so will.

    Ich begann damals "meine Geschichte" mit professioneller Hilfe aufzuarbeiten und das sich befassen damit sehe ich in der Zwischenzeit als eine Art "Lebenswerk".

    Ich bin auch der Meinung, daß, je mehr diese Ursprungprobleme, die du ansprichst, ausgeprägt sind, desto schneller führen sie einen in die Suchtspirale, die letztentlich in Abhängigkeit endet.

    Ich hab mir in den letzten Jahren oft die Frage gestellt, warum ich soweit kommen konnte und warum andere, so scheint es mir, jahrzehntelang genußvoll dann und wann etwas Alkoholisches trinken können, ohne abhängig zu werden. Mein Großvater war übrigens einer von jenen Menschen, die ihr Leben lang den Alk als Genuss sahen (ich trauere hiermit dem Alk keine Träne nach, bin mit meinem alkfreien Leben mehr als zufrieden und möchte es nie, nie mehr anders haben).

    Wie gesagt, ich meine, daß das ein ganz gravierender Punkt ist, eben die Ursprungsprobleme, aber, man kann daran, das behaupte ich jetzt mal, arbeiten, das Einem das auch mal bewusst wird, warum das so ist und hier dann eben mal ansetzen, so war mein Weg. Ich behaupte sogar, daß diese Eigenschaften bei jedem vorhanden sind, beim Einen halt mehr, beim Anderen weniger ausgeprägt.

    Dies hab ich für mich eingesehen und ich kann nur sagen, es lohnt sich, eben solche Dinge mit Hilfe von Professionisten (Therapeuten, ...) aufzuarbeiten.

    Wichtig, das muß aber derjenige selbst wollen .......


    lg

    klarerkopf

    Zitat

    jeder nasse Alkoholiker dem ich begegne und mit dem ich direkten Kontakt habe, hält mir einen Spiegel vor.


    Genau so sehe ich das auch.
    Und jedesmal denke ich mir dann, eigentlich muß ich meinem Tiefpunkt damals vor über 5 Jahren und meiner Reaktion darauf dankbar sein, ich möchte mir nicht ausmalen, wie meine heutige Situation wäre ....

    Ach ja, und meine Glückwünsche zu den bald 3 trockenen Jahren.

    klarerkopf

    Schönen Abend, Chaosimleben

    Zitat

    Warum kann ich mich nicht distanzieren?

    Zitat

    NEIN ich muss mich aufregen.

    Ja, das hab ich mich auch schon oft gefragt, diesem Thema begegne auch ich des öfteren im Leben.

    Wie ja auch die Antworten schon sagen, spielt hier zusätzlich eine Rolle, daß es eben jemand aus dem näheren Bekanntenkreis ist.

    So erlebe ich es bei mir auch von Zeit zu Zeit, daß ich mich über einen näheren Bekannten ärgere, daß er sein neues, abstinentes Leben im 2. Jahr der Trockenheit beendet hat und eben wieder trinkt.
    Mit allen Schwierigkeiten in seinem Umfeld, die eben dann dazugehören.

    Hier könnte ich übrigens auch andere Dinge des Alltags aufzählen, die nicht die Krankheit Alkoholismus betreffen, wo es mir aber ähnlich geht, das heisst, wo ich mich auch unnötig ärgere.

    Wenn man sich jetzt diese Abläufe ansieht - so sehe ich es für mich - bin eigentlich immer ich derjenige, der sich selbst auf Dauer nichts Gutes tut, indem ich mich eben ärgere oder die längste Zeit darüber grüble.
    Denn derjenige, den es betrifft, in deinem Fall, deine Nichte, die hat ja kein Problem damit, und ich wage zu behaupten, daß sie nicht mal merkt, wie dich das trifft, daß sie um 10.50h vormittags lallt.

    Und da es keinen Schalter im Kopf gibt, den man ausschalten kann, wenn man sich über derartige Dinge "einen Kopf macht", ist, so glaube ich, ein lebenslanges Lernen oder besser gesagt, sich befassen damit, notwendig, um sich selber sagen zu können:

    - Dinge, die ich nicht ändern kann, habe ich leider hinzunehmen

    ein Teil des "Gelassenheitsspruches", der diese Thematik gut trifft.

    Wir sind eben "nur" Menschen, dadurch auch mit Gefühl, Nächstenliebe etc. ausgestattet, und so werden uns solche Dinge immer wieder mehr oder weniger "belasten", für mich weiß ich jetzt schon, daß das auch noch mit 70 (wenn ich so alt werde) so sein wird, es ist nur die Frage, wie weit ich solche Sachen an mich ran lasse.

    lg

    klarerkopf

    Das Rückbesinnen - Erinnern an die Situation meines persönlichen Tiefpunktes, und speziell auch die letzte Zeit davor.

    Jetzt, genau 5 Jahre danach, frag ich mich manchmal immer noch, wie ich so weit kommen konnte.

    Ja, ja, Alkoholsucht in seiner ausgeprägtesten Form, meine persönliche Antwort dazu.

    Vielleicht noch interessant, meine Gedanken damals in der Intensivstation (und eben diese werde ich, so lang ich lebe, nicht vergessen):

    Wenn du jetzt noch einen Funken Stolz besitzt, dann unternimmst du jetzt endlich was ...

    Liebe Berna,

    Zitat

    Liegt es an der Fürsoge der Angehörigen, der Cos also?

    ich bin Alkoholiker, trinke nun mit Ende Oktober 5 Jahre nicht mehr, dies, weil ich es selbst so entschieden habe. Habe natürlich auch das ganze Programm (professionelle Hilfe, Therapie etc.) durch.

    Ich kann in meinem Fall nur sagen, daß sicherlich das Verhalten des Partners auch eine Rolle dabei spielt, ob das Vorhaben - nichts mehr zu trinken - gelingt, obwohl, wenn man wirklich vorhat, das weitere Leben abstinent zu bleiben, dann sollte ein "dem Ganzen nicht zuträgliches Verhalten" auch kein Hindernis sein.

    Meine Frau half mir bei meinem Vorhaben am besten, indem sie mir nicht half, auch nicht mit Fürsorge. Auch nicht mit Ratschlägen und dergleichen, entweder, ich hab es selbst "kapiert", oder eine weitere gemeinsame Zukunft ist sinnlos, so ihre Meinung und demnach auch ihr Verhalten.

    Eine kleine Hilfe, wenn man so will, hat sie mir schon zukommen lassen, und zwar:

    Sie akzeptiert meine Entscheidungen, die ich bezüglich meines alkfreien Lebens treffen muss, wie Fernbleiben von diversen Events, wo übermäßig Alk fliesst, und eben alle Dinge, die ich geändert habe um mir selbst ein (ich mag den Ausdruck noch immer nicht) "trockenes" Leben zu erleichtern.


    Zitat

    Gibt es das, hoffnungslose Fälle, besonders schwere Suchtbetroffenheit?

    Ich sehe das so:

    Sicherlich mag es das geben, aber es gibt keinen so hoffnungslosen Fall, als dass er nicht mit dem Willen, ein "neues" Leben zu beginnen, geändert werden kann. Bekanntlich beginnt ein Weg von 1000 Meilen mit dem ersten Schritt.
    Andererseits ist ein Fall - wenn ich das jetzt so schreiben darf - mit leichter Suchtbetroffenheit, der an seinem Leben nichts ändern will, schon eher ein hoffnungsloser Fall.

    Das Ergebnis präsentiert sich meist mit den Jahren.


    Schönen Abend aus Ö

    klarerkopf

    Hallo Neera,

    auch ich hab vor einigen Jahren einen sehr nahen Angehörigen auf diese Art verloren, und ich weiß daher, daß einem vor allem die erste Zeit nach diesem "Ereignis" verschiedene Fragen "quälen".

    Will híer gar nicht näher drauf eingehen, diejenigen, denen es auch so ging, wissen ja, wovon ich rede, die Hauptfrage ging für mich in die Richtung: "Wie hätte man (ich) das verhindern können?"
    Und gerade dazu finde ich deine Sicht der Dinge gut, nämlich sich nicht in eine Art Co-verhalten drängen zu lassen.

    Die erste Zeit nach dem Freitod meines nahen Angehörigen war für mich, na, ich wills jetzt gar nicht in allen Einzelheiten erläutern, will aber gleichzeitig dazu noch, ohne den in den Freitod Gehenden etwas vorwerfen zu wollen, sagen, er hatte es ja mit dem Beenden seines Lebens hinter sich, aber was alle näheren Angehörigen danach leiden, ist halt auch eine furchtbare Geschichte.

    Inzwischen, und da die Zeit halt auch die Wunden heilen lässt, bin ich für mich zu dem Entschluß gekommen:

    Ich habe diese, seine Entscheidung zu akzeptieren, es war sein Leben und er hat es mit allem drum und dran so gelebt (und beendet), wie er es wollte und wie auch du beschreibst, man kann probieren zu helfen, aber die letztentliche Entscheidung für sein Tun liegt immer bei einem selbst.

    Ich finde es gut, daß du das jetzt (nach so kurzer Zeit) schon so klar und zuversichtlich siehst, ich brauchte dafür einige Zeit.


    einen lieben Gruß

    klarerkopf

    Hallo mädchen,


    eine meiner ersten wichtigen Taten am Beginn meines "neuen" Lebens war:

    Ich sortierte meinen Freundeskreis.


    Zitat

    und mir macht das garnix wenn andere sagen, komm, trink doch was.....


    Diese "Anderen" gehörten ab da an in meinem Freundeskreis der Vergangenheit an,


    Zitat

    hatte aber auch paar interessaante gespräche mit leuten, die ähnlich dneken wie ich. naja.


    Mit diesen "Leuten" blieb ich weiterhin mit der Voraussetzung in Kontakt, daß sie mein Vorhaben ausnahmslos akzeptierten.


    Schönen Abend

    klarerkopf

    Hallo Bernsteinauge,

    da mein Trinkverhalten ähnlich deinem war, möchte ich dir kurz mitteilen:

    Zitat

    Bin ich Alkoholiker, weil:
    Ich bei den passenden Gelegenheiten nicht aufhören kann, wenn Alkohol greifbar ist?
    Ich auf Partys und weiteren Gelegenheiten gnadenlos zuschlage?

    Ich hielt es auch in dieser Art, auch hatte ich dann wieder ein paar Tage oder ne Woche, wo ich nichts konsumierte, eh kein Wunder, manchmal war ich nach einem Gelage halb tot.

    Aber in meiner stationären Therapie bin ich beim ersten Gruppengespräch draufgekommen, daß ich mit diesem Verhalten eigentlich keinen mehr fragen brauchte, ob ich Alkoholiker bin oder nicht, ich konnte das für mich getrost mit "Ja" beantworten.

    Heute, nach fast 5-jähriger Abstinenz, kann ich mich nur wundern, warum ich mir das überhaupt noch gefragt habe, denn, so sehe ich das heute, wenn ich nach einem alkoholischen Getränk nicht mehr aufhören kann, so ist das ein sogenannter "Kontrollverlust", und diese Eigenheit, eben den Kontrollverlust, kann man getrost dem Alkoholismus zuschreiben.

    Seit diesem Zeitpunkt sehe ich mich als Alkoholiker, und lebe jetzt ein ruhiges und ausgeglichenes Leben, die Voraussetzung war eben auch die Kapitulation vor diesem Gift.

    Auch ich fragte mich lange Zeit nach dem "Warum", bin aber, wie die Antwortenden vor mir zu der Erkenntnis gelangt, daß ich dazu keine passende Antwort finde, wozu auch, es gilt, nach vorne zu blicken und sein Leben zu ändern.

    Auch ich glaubte, in Vereinen diese und jene Funktion haben zu müssen, hier geht es nicht ohne mich und dort noch weniger.
    In puncto Ehrenämter sag ich mir jetzt: Jeder ist ersetzbar, ich hab auch hier komplett zurückgeschaltet, war für mich, wenn man so will, auch ein Baustein für eine zufriedene Abstinenz.

    Schönen Abend noch

    klarerkopf