Hallo,
ich bin Tochter aus "gutem Hause". Meine Mutter trinkt versteckt seit 20 Jahren. Mein Vater hat sich bisher geweigert, dies als Problem zu sehen. Er verlangt von mir und meinen Geschwistern (35, 40, 42 Jahre alt) immer Verständnis und Schweigen darüber. Er fürchtet, daß meine Mutter von Bekannten und Nachbarn schlecht dasteht. Er selbst trinkt auch abends, aber er ist nicht abhängig, eher ein Gewohnheitstrinker. Letztens meinte er empört, daß er auch nicht darauf verzichten möchte. Es sei schließlich sein Haus und sein Recht. Meine Mutter ist inzwischen ein Wrack. Trinkt den ganzen Tag, heult und badet im Selbstmitleid. Sie bildet sich immer schwere Krankheiten ein. Für sie bedeutet leben = leiden. Sie droht und terrorisiert. Mein Vater erwartet unsere Unterstützung. Wenn er auf Dienstreise geht, dann soll ich mich um sie kümmern. Meinen vierjährigen Sohn, soll ich meiner Mutter über das Wochenende geben, da er ihr so gut tut. Es dreht sich alles um meine Mutter. Inzwischen sehe ich sie als Tyrannin und danach gleich meinen Vater. Wir Kinder wurden nie wirklich gesehen. Meine Eltern waren nur immer mit sich selbst beschäftigt. Wir lieben uns sehr, aber es gibt eine unüberbrückbare Distanz. Ich kann es nicht mehr ertragen. Meine Mutter wird sich bald in den Tod trinken. Alles wissen es und nichts geschieht. Mein Vater deckt sie, nimmt sie in Schutz. Er will es nicht sehen, weil ja dann seine heile Welt offiziell zusammenbricht. Die beiden sind wie ein "Gaunerteam", das sich systematisch Alibis verschafft. Ich habe sehr viel Wut, Verzweiflung und Schmerz in mir. Mir ist es bis heute nicht gelungen, mich davon frei zu machen. Ich weiß, daß man für niemanden die Verantwortung übernehmen kann. Mein Kopf ist klar und ich weiß, wie hoffnungslos die Geschichte ist. Doch gibt es tief in der Seele ein Schlachtfeld, daß sich nicht mit Verständnis befrieden läßt. Ein Teil möchte jetzt wirklich die Distanz, den Kontakt einfrieren. Der andere Teil hat Angst zu verlieren. Gibt es Wege aus diesem Teufelskreislauf?
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