Wollte mich auch mal vorstellen

  • Hallo, mein Name ist Daniel, bin 43 Jahre alt und Alkoholiker. Bin nun seit Mai 2003 trocken. Angefangen hat meine Alkohol-Karriere mit 14 Jahren. Damals trank man noch am Wochenende auf Partys mal ein paar Bier. Normal also. Mit 20 Jahren steigerte sich mein Konsum aber langsam, sodass ich auch unter der Woche abends mal ein paar Bier getrunken habe, oder einen Wein. 1990 wurde mir der Führerschein wegen Trunkenfahrt entzogen. Nach 12 Monaten bekam ich ihn wieder, hatte aber für mich selber immer noch nicht erkannt, dass ich ein Problem mit Alkohol habe. Zeitweise konnte ich zwar meinen Konsum runterfahren, aber eben nicht längerfristig. Auf Party trank ich immer häufiger bis zum Filmriss. Die letzten 5 Jahre habe ich extrem viel getrunken. Schon morgens früh musste ich mir das erste Bier aufmachen, damit ich das zittern wegbekam. Zum Schluss war ich auf 16-18 Flaschen Bier täglich, dazu noch ne halbe Flasche Wodka. Körperlich ging es mir elend. Angstzustände und Kurzatmigkeit kamen dazu. Ich hatte ungeheuer zugenommen, erkannte mich selber kaum wieder. Allerdings war ich nie gewalttätig, ausfallend oder ähnliches. Im Mai 2003 habe ich mich dann meiner Frau anvertraut, die bis zu diesem Moment zwar viel geahnt, aber nicht wirklich die Höhe meines Konsums wusste. Dann ging es Schlag auf Schlag. Entzug in einer Klinik, in der ich zwei Wochen blieb. Körperlich war das alles andere als lustig. Aber dann ging es. Seit dem bin ich trocken ohne Rückfall. Habe mein Gewicht um 25 Kilo runtergebracht, bin körperlich wieder fit, treibe viel Sport und habe mir nun vorgenommen auch mit dem Rauchen aufzuhören. Denn das ist meine letzte Abhängigkeit, die ich auch unbedingt loswerden möchte.
    Das wars erst einmal für den Anfang. Danke für`s lesen.
    Gruss Daniel

  • Guten Morgen Daniel,

    ich möchte dich auch recht herzlich hier im Forum willkommen heissen. Du hast ja eine ganze Menge schon hinter dir. Ich freue mich immer, wenn ich lesen darf, das es jemand geschafft sich mit seinem Alkoholabusus auseinanderzusetzen. Und nun schon längere Zeit trocken ist. Das gibt mir immer etwas "Auftrieb".

    Liebe Grüße,

    Jenny :D

  • danke für die freundliche Aufnahme hier im Board.
    Ja, der Wille ist sehr stark. Aber es ist kein Kampf! Denn einen Kampf gegen einen stärkeren Gegner führen zu wollen ist sinnlos und reinste Energieverschwendung. Also führe ich ihn erst gar nicht. :D Ich habe also keinen Suchtdruck, mir fehlt das "Gefühl" des Alkohols nicht, und ich habe auch das Kiffen gänzlich eingestellt. Also nur noch rauchen, was ich ja nun auch noch angehen werde, denn es passt auch einfach nicht mehr zu meinem Leben. Ich kann endlich wieder Sachen machen, die ich eben unter Alk nicht mehr machen konnte. Ob es mal eben ne Runde mit dem Motorrad ist, oder eine spontane Einladung von Freunden, etc. Ich besuche, schon vom ersten Moment des Trockenseins, auch regelmässig unseren IG-Stammtisch in einer Kneipe. Ich habe also kein Problem damit wenn um mich herum getrunken wird. (den Alkohol, den ich in meinem Leben trinken kann, habe ich bereits getrunken!) Es ist aktzeptiert, dass ich nicht mehr trinke, dass ich ein massives Problem mit Alkohol habe, und gut ist.
    Auch haben wir hier bei uns zu Hause Alkohol stehen. Ich glaube, es sind zwei drei Flaschen Bier, eine Flasche Rotwein, und eine Flasche Sekt. Die stehen hier für Besuch, wenn derjenige denn unbedingt was haben möchte. Mich stört es nicht, diesen Vorrat hier zu haben, macht mich nicht nevös oder so, Der Wein und Sekt steht hier seit bestimmt 1,5 Jahren rum. Ich habe einfach für mich beschlossen, dass Alkohol für mich einfach unwichtig ist. Ich habe sehr viel mehr Lebensqualität bekommen. Ich habe nicht mehr einen Tagesablauf, der sich nach meinem Suchtverhalten richten muss. Ich darf endlich wieder durchschlafen, ich kann anderen Menschen unter die Augen treten, ohne ein Bonbon im Mund zu haben, kann wieder mit gesundem Appetit essen, habe eine Verdauung, die normal ist, bin leistungs-und belastbar. Auch Niederlagen werden nun nüchtern überwunden und gemeistert. Es ist wie ein Kapitel eines Buches, das eben gelesen ist. Es war so, aber es ist nun zu Ende. Ich bin mir aber bewusst, dass es keine Leichtfertigkeit geben darf. Ich bin auf der Hut und vorsichtig. Ich habe nicht im Kopf: "das kann mir nicht mehr gefährlich werden". Ich weiss, dass das nächste Glas Alk mein Untergang würde, also lasse ich es lieber stehen.
    Ich habe, bevor ich den Schritt des Entzuges unternahm, sehr häufig darüber nachgedacht, habe mich selber aus der Distanz beobachtet. Das Ergebnis war niederschmetternd. Ich war erstaunt darüber, dass meine Frau zu mir hielt, mich trotz dieses Zustandes lieben konnte. Also wurde der Wunsch trocken zu werden, und auch zu bleiben, riesengross. Ich wollte mir und meiner Frau ein schöneres, unbeschwerteres Leben bescheren. In der Klinik dann wurde ich, egal was ich sah, hörte, miterlebte, darin bestärkt trocken bleiben zu müssen. Ich fand es so grausam, dass es da Patienten gab, die das 6. 7. 10. Mal da waren. Lebendige Leichen, ausgebrannt, hoffnungslos und teilweise mit massiven körperlichen Schädigungen. Viele Unterhaltungen und Gespräche mit Mitpatienten geführt. Das alles hat mir extrem geholfen. Ich hatte mir vorgenommen, als ich mich dorthin begab, die Eingangsuntersuchung beendet war (2,4 Promille, und das um 11.00h) " jep, das machst du jetzt genau einmal! Du bist jetzt genau einmal hier in dieser Klinik! Du wirst das schaffen, du ziehst das jetzt konsequent durch"! Ja, und nun sind mehr als zwei Jahre um, indenen ich trocken bin. Nicht wirklich eine lange Zeit, aber lang genug um Gewohnheiten langsam zu "vergessen" und zu "verlernen". Eine gute Tasse Kaffee, eine Apfelschorle, viel Wasser und auch mal eine Cola reichen mir um "Durst" zu löschen.

    An den Administrator: Hut ab, ein wirklich gelungenes Forum!!! Schön, dass es Menschen gibt, die mit viel Engagement sich für eine Krankheit einsetzen.
    Lieben Gruss
    Daniel

  • Hallo Daniel,
    herzlich Willkommen!!
    Bin erst 44 Tage trocken und finde 2 Jahre schon eine sehr beachtliche Zeit.
    Hoffe das du dich hier wohlfühlst. Ich finde dieses forum saugut!! Ist irgendwie zu meiner täglichen SHG geworden, wobei ich selbstverständlich meine "normale" SHG weiter besuche.

    Gruß Frank

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