Als mir klar wurde, dass ich alkoholkrank bin, hätte ich diese Krankheit am liebsten gegen Krebs eingetauscht. Dafür hätte ich mich dann nicht verantwortlich fühlen müssen, alle Menschen um mich herum und hätten sich um mich gesorgt. Eine gesellschaftlich akzeptierte Krankheit eben, die Mitgefühl erzeugt.
Unsere Krankheit erzeugt leider jedoch bei vielen Menschen Ablehnung. In ihren Augen sind wir eben willenschwach und selbst schuld.
Inzwischen weiß ich aber, wichtig ist selbst diese Krankheit als solche zu akzeptieren, wenn man sie stoppen will. Es zu verinnerlichen, dass man eben krank ist. Ja, sie verändert die Persönlichkeit. Ich war nicht mehr ich selbst, sondern durch und durch Alkohol. Heute lebe ich abstinent und bin wieder die, die sein will. War sehr harte arbeit.
Heute bin ich sehr froh, dass ich keinen Krebs habe, sondern "nur" alkoholkrank. Damit will ich meine Krankheit nicht verharmlosen. Auch sie kann tödlich enden. Doch ich kann ihren Verlauf beeinflußen. Es ist immer noch meine Entscheidung, ob ich das erste Glas stehen lasse oder trinke. Ein krebskranker Mensch kann nichts beeinflußen. Er ist ihr ausgeliefert.