was mich interessieren würde

  • Hallo,

    ich gehe ziemlich offen mit meiner Suchterkrankung um, jedoch binde ich es nicht jedem auf die Nase. Warum auch?

    Ein Diabetiker oder Allergiker erzählt ja auch nicht gleich jedem von seiner Erkrankung.

    Unbedingt erzähle ich es aber sofort, wenn ich mich in einer Situation befinde, die für mich zur Gefahr werden könnte. Z. B. wenn ich auf einer Feier o. ä. Alkohol wiederholt abgelehnt habe und der Gastgeber gibt immer noch keine Ruhe. Meine Freunde und Verwandten wissen es auch alle.

    Bin erst 6 Monate trocken, doch ich habe noch niemals schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich offen und ehrlich darüber geredet habe.

    Erst vor einigen Tagen habe ich mir in einem Cafe einen schönen großen Eisbecher bestellt. Sorgfältig habe ich ihn auf der Karte ausgesucht. Trotzdem es gab Eierliköreis. Hab es dem Eis nicht angesehen, doch nachdem ich in den ersten Löffel probiert hatte, rief ich sofort den Kellner, sagte dass ich Alkohlikerin sei und ließ das Eis zurück gehen. Daraufhin brachte mir der Geschäftsführer einen Extra-Großen Eisbecher mit einer Entschuldigung.

    Offen und ehrlich, wenn es sein muß! Aus Selbstschutz.

    lg
    Simone

  • Hallo,

    Was ein Bewerbungsgespräch angeht wäre ich aber skeptisch. Nicht nur als Alkoholikerin, sondern in diesem Fall als Personalrätin, die ja bei Neuanstellungen mitzureden hat und über einige Erfahrung verfügt.

    Die Arbeitgeber haben schon Bedenken einen trockenen Alkoholiker einzustellen, nicht weil sie seine Leistungen nicht anerkennen, sondern weil Arbeitgeber auch eine Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Mitarbeitern haben. In großen modernen Unternehmen sind die Abteilungsleiter und Direktoren inzwischen sehr gut geschult, was den Umgang mit Suchtkranken angeht. Auch wenn man das den Einen oder Anderen gar nicht anmerkt. Sie wissen ganz genau, dass auch ein langjährig trocken lebender Alkoholiker nicht vor Rückfällen geschützt ist. Der Absturz kann auch nach vielen Jahren wieder erfolgen. Das wissen wir alle genau, die Arbeitgeber eben auch. Die haben dann einfach Angst vor längeren Ausfallzeiten und vor der Störung des Betriebsfriedens.

    In einem Bewerbungsgespräch würde ich also nicht dazu raten, wenn diese Frage überhaupt gestellt werden sollte, offen und ehrlich darauf zu antworten.

    Anders sieht die Sache aus, wenn man schon länger angestellt ist und z. B. in eine Langzeittherapie gehen will. Dann ist es schön fair zu seinem Chef zu gehen und die Karten offen auf den Tisch zu legen. Die lange Ausfallzeit muß durch den Arbeitgeber ja aufgefangen werden. Ich persönlich habe das so gemacht und habe sehr positive Erfahrungen und Überraschungen erlebt. Mein Arbeitgeber ist jetzt sehr besorgt um mich und versucht mir mein Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich zu machen. Das ist mir schon fast unangenehm.

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