Hallo Ihr Lieben alle zusammen,
wir "schon länger" Trockenen geben ja oft den Ratschlag, sich einem Arzt anzuvertrauen. Sich nicht zu schämen und den Mut dazu zu haben.
Falls es jemanden interessiert, kann ich mal berichten, wie es bei mir mit meinem Arztbesuch war.
Nach meinem Zusammenbruch, einer Entgiftung im Krankenhaus und der anschließenden Entlassung mit einer Überweisung für den Hausarzt und Bericht meines derzeitigen Zustandes fing es an. Ich wollte erst zu meinem Hausarzt,aber dort waren die Sprechstundenhilfen immer so patzig und unhöflich, das ich mich für eine ortsansässige Internistin entschied, von der ich Gutes gehört hatte. Ich bekam auch sehr schnell einen Termin, war 2 Tage nach der Entlassung bei ihr.
Sie nahm sich viel Zeit für mich, Blutabnehmen..das übliche Prozedere. Dann fragte sie mich, wie es mir ginge und wie ich mir mein weiteres Leben so vorstelle. Ich sagte ihr meine Vorstellungen, halt nie wieder trinken zu MÜSSEN, weil ich am Ende keine Wahl mehr hattte. Sie hat das gleich mit dem "Trinken-Müssen" verstanden, fragte nur kurz, wie es dazu kam, aber das war eher zweitrangig. Darüber sprachen wir bei späteren Gesprächen. Sie fragte mich, wie ich das so bewerkstelligt hatte, möglichst unauffällig zu bleiben, ich glaube,auch ein bisschen aus Neugier. Aber ich merkte sehr schnell, das sie sehr sachkundig auf diesem Gebiet war. Sie nannte mir auch die Termine der AA bei uns im Ort, und wann die Treffen sind. Das hat mich schon erstaunt...Ich war dort aber nur 2x, dazu mal später.
Sie sagte dann noch, das sie mich bei allem unterstützen würde, das fand ich wichtig, so hatte ich nach dem ersten Gespräch gleich das Gefühl, ich bin nicht mehr allein. Das meine Freunde und Familie mich auch unterstützen würden, wußte ich ja zu dem Zeitpunkt noch nicht so genau. Auf jeden Fall hatt ich ziemlich schnell Vertrauen zu ihr.
Auch fühle ich mich in dieser Praxis sehr gut aufgehoben, die Sprechstundenhilfen sind sehr nett und auch die Arzthelferin, die immer das Blut abnimmt, ist so eine liebe, fast mütterliche Person. Ich wurde nie schief angesehen, sondern so genommen, wie ich bin. Obwohl die Damen das wissen, das ich Alkoholikerin bin.
Eher das Gegenteil ist der Fall, die freuen sich mit mir, das ich trocken geblieben bin, das merkt man richtig. Wenn die mich heut sehen, sagen sie: Mensch, sehen sie gut aus ! Darüber freut man sich ja doch...
Die "Blutabnehmerin" sagt jetzt immer: Na, wie gehts, Frau...,ach, das brauch ich ja gar nicht zu fragen, das sieht man ja, wie gut es Ihnen geht.
Die alte Schleimerin,nee, nur Quatsch, die meint das schon so, die kann gar nicht lügen, ist nicht ihre Natur. Und einmal schenkte sie mir einen Whiskas-Katzenkalender, weil sie wußte, das ich Katzen habe, das fand ich sooo lieb von ihr ! Hatte sie extra für mich aufgehoben.
So also ist das bei mir abgelaufen, vielleicht hab ich auch nur Glück gehabt mit meiner Arztwahl, ich weiß es nicht...
Auf jeden Fall geh ich da gern hin, na ja, wer geht schon gern zum Arzt, ich hatte früher echt ne Arzt-Phobie, aber das ist lange vorbei.
Später dann bei den AA hab ich mich nicht so ganz wohl gefühlt, aber da es in unserer Firma Suchtberater gibt, zu denen man zu jeder Zeit gehen kann, wenn man reden will, wurde das meine Anlaufstelle. Die kennen sich bestens aus und man fühlt sich dort gut aufgehoben und niemand erfährt, was dort gesprochen wird. Aber ich brauch diese Gespräche heut nicht mehr so, es ist aber gut zu wissen, das immer jemand da ist, zu dem ich gehen kann. Mein Chef weiß Bescheid über mich, die Kollegen teilweise, viele haben gewechselt, sodas es nur einige wissen. Ich geh damit nicht hausieren,aber verheimliche auch nichts. Wer es wissen will, kann es wissen und gut ist es. Bin damit bisher ganz gut gefahren...
So, der halbe Roman ist zu Ende, mich würde es aber sehr interessieren, wie es Euch mit Euren Ärzten so ergangen ist?
Was habt Ihr so für Erfahrungen gemacht?
Freuen mich schon auf Eure Antworten, hoffentlich gibt es welche....
Die neugierige Lilly