Ulis roter Faden

  • Liebes Forum,

    nun habe ich einige Tage nicht mehr hier geschrieben. In diser Zeit war ich draußen in der Sonne und am arbeiten, und ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich das Forum in Zukunft nutzen möchte.
    Ich habe beim Lesen einiger Beiträge Parallelen und Gemeinsamkeiten zu meiner Geschichte entdeckt, aber ich merke auch oft, dass ich noch nicht so weit bin auf die Beiträge so qualifiziert und individuell einzugehen, um eine Hilfe zu sein. Ich kann nur meine eigenen Erfahrungen anbieten, aber keine Lösungen, und bis ich so klug die richtigen Fragen stellen kann wie die Moderatoren und einige der Mitglieder hier, ist es noch ein weiter Weg. Auch bin ich zu selten hier, um eine Diskussion auch zu Ende führen zu können.

    Für den geschlossenen Bereich bin ich aus verschiedenen Gründen noch nicht bereit, evtl. kommt das später.

    Ich habe daher beschlossen, ähnlich wie manch andere hier, einen eigenen Thread aufzumachen, in dem ich meine Gedanken und Erlebnisse zu verschiedenen Themen schreiben werde. Natürlich freue ich mich über jede Rückmeldung, Antwort gibt es bestimmt. Ich werde auch mal die eine oder andere Frage stellen, und auf das eine oder andere Thema antworten, aber in erster Linie geht es mir darum, meine Gedanken aufzuarbeiten. Das ist momentan für MICH wichtig. Ich denke, als Co-Abhängiger läuft man schnell gefahr, sich die Probleme anderer zu eigen zu machen, und gute Ratschläge zu erteilen, noch bevor man sein eigenes Leben im Griff hat.

    Ich mag die Übersetzung Faden für Thread, deshalb der Titel. Ich hoffe, ich kann hier im Nachinein meinen Weg verfolgen, und bin gespannt, ob der sprichwörtliche rote Faden irgendwann zu erkennen sein wird. Mir gefällt diese Idee gerade besser, als jedesmal ein neues Thema aufzumachen.

    Das ist zumindest die Theorie, mal sehen, wie's sich entwickelt.

    Viele Grüße,

    Uli

  • Hallo zusammen!

    So, und nun zu ersten Unterthema, ausgelöst durch einen Traum, in dem mein Mann wieder getrunken hat.

    Dass ein Alkohliker immer Alkoholiker bleibt, auch wenn er trocken ist, weiß hier jeder, aber wie ist es mit der Co-Abhängigkeit. Bleibe ich mein leben lang Co?

    Ich frage mich immer wieder, was wohl passieren würde, wenn mein Mann wieder trinken würde. Würde ich wieder in die gleichen Verhaltensmuster zurück fallen wie früher?

    Momentan lebe ich angstfrei und bin glücklich. Das Vertrauen baut sich wieder auf, und wir erleben eine Partnerschaft, wie sie sein sollte:

    Ich schaffe es inzwischen - und darauf bin ich mächtig stolz - meinem Mann nicht hinterher zu telefonieren, wenn er mal eine halbe Stunde später heim kommt.
    Ich muss nicht immer gleich nach Hause hetzen, um zu sehen, ob er wieder trinkt, und ihm ggf. die Flasche aus der Hand zu reißen.
    Wir können über alltägliche Dinge streiten und schnell wieder vertragen, wie Zahnpastatuben oder nicht gewechselte Handtücher. Ich kann selbst das genießen, denn früher ging es immer nur um Alk, wenn wir gestritten haben.
    Ich kann von alltäglichen Dingen genervt sein, die mit meinem Mann nichts zu tun haben. Früher gab es für mich nur die alkbedingten Launen meines Mannes.
    Wir schlendern durch die Stadt mit einem Eis in der Hand. Früher war es Tanke und zurück.

    Aber was ist, wenn er einen Rückfall hätte, würde ich nicht genauso reagieren wie immer? Bei mir hat sich bei den Saufexzessen meines Mannes immer alles nach dem gleichen Muster abgespielt:

    Erst Hoffnung, dass ich mit meinem Verdacht falsch liege.
    Dann sich zwingen, nicht anzurufen, denn man muss ja Vertrauen haben.
    Dann irgendwann es nicht mehr aushalten, und doch hinter her telefonieren.
    Am Telefon bitten und betteln, und sich je nach Pegel leere Versprechungen oder Beschimpfungen anhören.
    Dann kommt irgendwann der Punkt, an dem sich der Schalter umlegt. Totale Handlungsunfähigkeit und nur noch ein Gedanke, ich muss schlimmeres verhindern, bevor er irgendeinen Blödsinn macht. Im schlimmsten Fall startet dann die Tour durch die Kneipen.
    Am nächsten Tag Schimpfen, der Versuch, darüber zu reden, Drohungen von Trennung, ohne zu glauben, dass ich die Konsequenz dazu hätte.

    Ich habe das Gefühl, der erste Schluck meines Mannes könnte das alles wieder in mir auslösen. Ich stelle mir das so vor, wie bei einem Alkoholiker, wo auch der erste Schluck wieder zum Kontrollverlust führen kann. Zu sehr hängt mein Wohlbefinden an der Trockenheit meines Mannes.

    Ich muss nach Wegen finden, mich daraus zu befreien, ohne dabei unsere Beziehung in frage zu stellen. Vielleicht muss ich mich damit abfinden, niemals geheilt zu sein, oder vielleicht wird es mit der Zeit besser. Ich versuche, wieder zu mir zu finden, meinen Gefühlen und Bedürfnissen nach zu spüren, und mir ein paar Dinge (so wie mein Yoga) zu schaffen, die nur für mich sind.

    Schreiben hier auch Angehörige von schon länger trockenen Alkoholikern, oder gar EHEMALIGE Co-Abhängige? Wie habe Ihr es geschafft, Eure Co-Abhängikeit zu überwinden, oder ist sie immer noch latent vorhanden?

    Mal schauen, vielleicht kann ich das Thema ja heute Abend in der SHG ansprechen...

    Liebe Grüße,

    Uli

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