Ein Kater wird trocken

  • Tag drei der Trockenheit neigt sich dem Ende entgegen und wie viele andere hier habe ich beschlossen, meine aktuellen Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse hier zu veröffentlichen.
    Dass dies hier nicht ein geschlossener Bereich ist, stört mich nicht. Zwar gehe ich mit meiner Sucht nicht hausieren, denke aber dass Menschen die sich hier einfinden ein begründetes Interesse an solchen Erfahrungsberichten haben. Auch nicht Alkoholiker können daraus eigentlich nur profitieren. Bis zu meinem 16en Lebensjahr war ich Alkohol gegenüber sogar abgeneigt. Dann begann der Abstieg…

    Nachdem ich Anfang August meinen 41en Geburtstag gefeiert habe beschloss ich am 31.08.2006, dass dies der erste Tag meines neuen Lebens sein soll. Heute bin ich also drei Tage alt.

    Details zu meiner Person könnt ihr im Vorstellungsbereich nachlesen.

    Mir wird es sicherlich helfen meine Gedanken hier zu publizieren. Schreiben ist immer eine gute Hilfe und der Gedanke dass es anderen auf Ihrem Weg helfen könnte motiviert mich umso mehr. Hilfe in aktiver Form kann ich noch nicht bieten. Dafür ist der Weg noch zu Steil und ich zu instabil. Jetzt, mitten in der Entgiftungsphase- ich musste mich für einen kalten Entzug entschließen- geht es mir am dritten Tag durchwachsen. Das Wetter ist wunderschön, es ist warm und ich bin sicher, vor einer Woche hätte ich mich um diese Zeit im Biergarten wieder gefunden. Bei einigen Litern Bier oder Apfelwein, durchaus drei bis 4 Liter… Zumal dieses Wochenende in dem Ort in dem ich Lebe die Kerb stattfindet. Für nicht Hessen, eine Art lizenziertes Massenbesäufnis bei dem besonders die Jugend mit Freibier an den „guten Stoff“ gewöhnt wird. Statt mich also unauffällig zu betrinken sitze ich hier und konzentriere mich auf meine Fingerspitzen damit diese die richtigen Tasten treffen.

    Da ich alleine bin und auch leider meiner Großmutter (81), mit der man nicht mehr wirklich gut reden kann, niemanden habe, ist dieses Medium denke ich dass richtige. Ich habe hier schon sehr viel positiven Zuspruch gefunden, der das senken der Decke über mir stark verlangsamt hat.

    Körperlich fühle ich mich heute gut. Heute Mittag blubberte der Magen etwas. Im Moment sind die Hände trocken, der Kopf ist frei. Ich habe gekocht und lecker gegessen. Würde mich jemand sehen, er oder sie würde nicht merken in welcher Phase ich mich im Moment befinde.
    Wenn ich merke dass die Nervosität während der Entgiftung zunimmt, nehme ich ein pflanzliches Beruhigungsmittel das laut Packungsbeilage nicht abhängig macht. Sollte es das doch tun, ziehe ich dieses der alten Abhängigkeit vor.. War nur ein Scherz, ich hoffe ernsthaft das Passionsblumenkraut nicht süchtig macht.

    Vor dem Wochenende habe ich keine Angst, da ich das Haus nicht unbedingt verlassen muss. Am Montag und Dienstag gehe ich wieder meinem geliebten Job nach. Die Feierabendbiere werden aber ab jetzt auf mich verzichten müssen. Und mein armer Wirt wird auch seinen Weihnachturlaub nicht wie üblich auf den Malediven sondern im Schwarzwald verbringen müssen. Ich mochte die Kneipe eh nie.
    Ich habe beschlossen die Zeit der ewigen Lügen und Zweifel am Sinn dieses Lebens hinter mir zu lassen. Nicht mein Wirt hat ein gutes Leben verdient sondern ich.

    Der Tag neigt sich nun dem Ende zu. Ich werde noch einige Beiträge lesen und in den Chat schauen, in dem ich schon viele, tolle Menschen getroffen habe. Ich konzentriere mich auf die nächsten 24 Stunden und warte ob der kleine Teufel auf meiner Schulter bald zum Schlag ausholt. Ich weiß aus Erfahrung dass seine Schläge immer schwächer werden. Er wird nie verschwinden und mir immer wieder mal eine Ohrfeige geben. Aber wenn ich weiß woher die kommt, nehme ich sie tapfer hin warte, bis er wieder einschläft.

    Mein Name ist Michael, ich bin Alkoholiker und heute 3 Tage alt…

  • Hallo Michael,

    aufpassen!
    woher weißt Du, daß die Menschen so toll sind, wie Du sie empfindest?

    Diese überschwengliche Euphorie finde ich als gefährlich.

    Sophia

  • Hallo Michael,
    ich freue mich für Dich, das es Dir soweit so gut geht, aber es ist erst der dritte Tag ! Die schweren Tage stehen Dir noch bevor. Dann heißt es tapfer bleiben und durchhalten. Ich verstehe zwar nicht, warum ein kalter Entzug sein MUSS, aber Du mußt Dich sofort in ärztliche Betreuung begeben, wenn es Dir schlechter geht, ich hoffe, das ist Dir klar ?
    Sonst kann das lebensgefährlich werden, wie Du hier sicher schon gelesen hast. Ist denn jemand bei Dir, der Dir im Notfall helfen kann, wenn Du dazu nicht mehr in der Lage sein solltest? Das wäre sehr wichtig !

    Ansonsten wünsche ich Dir alles alles Gute, und schreib hier, wenn es Dir schlecht geht, am besten jeden Tag oder so oft Du es brauchst, hier ist immer jemand da.

    Lieben Gruß von der Lilly

  • Hallo sophia,

    hast schon recht und ich werde diesen tollen Menschen auch keine Bankvollmacht von mir geben :) Obwohl sie damit eh nix anfangen könnten ;)
    Ich habe in meinen 41 Jahren viel Misst erlebt. Bin betrogen, beklaut, beschimpft und so weiter worden. Auch von Menschen die ich für toll hielt oder sogar liebte. Ich hatte immer Angst irgendwann das Vertrauen zu verlieren. Aber Gott sei dank ist dies nie passiert. Ich glaube an das gute im Menschen. Mit einem gesunden Funken Vorsicht natürlich.
    Eine meiner positiven Eigenschaften ist meine Naivität, eine meiner negativen ist meine Naivität. Aber ich merke recht schnell wohin der Hase rennt..oder wie man das sagt.
    Danke für deinen Hinweis, werde ihn beherzigen

    Lieber Gruße Michael

  • Liebe Lilly,

    vielen Dank für die Worte und die Sorgen. Die harte Phase kommt noch, ich weiss. Hab das ja schonmal vor 5,5 Jahren durchgemacht. Arzt is nicht wegen fehlender KV. Aber ich verspreche hier zu schreiben wenn was ist. Und wenn nix ist auch.
    Ich würde auch denken, wie kann einer so euphorisch sein nach drei Tagen. Ich weiß, aber das ist meine Art damit umzugehen. Der Dämpfer kommt bestimmt, ich erwarte ihn. Nur bis er kommt, bin ich lieber fröhlich und Hoffnungsvoll als das Gegenteil.

    Lieber Gruß Michael

  • Hallo Michael,

    ...sich positiv zu motivieren, ist eine gute Überlebensstrategie.

    Viel Erfolg damit!

    sophia

  • Guten Morgen Billy,
    danke für deine Gedanken.
    Ich werde darauf achten dass meine Euphorie nicht übertreibt und mich zu Dummheiten verleitet. Eigentlich war ich immer ein Positivdenker. Auch in schlechten Zeiten konnte ich noch ein bisschen positives aus der Situation ziehen.
    Ich hab immer versucht nach dem Motto "Heute ist mein bester Tag" zu leben. Hätte auch geklappt, wäre da nicht meine Sucht.
    Im Moment plane ich wirklich nur die nächsten 24 Stunden. Mehr will ich mir nicht zumuten.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine Freundin. Ich bekannte mich ihr gegenüber zu meiner Sucht. Ich muss dazu sagen, dass sie keinerlei Erfahrung mit Suchtverhalten hat. Ihre Worte waren immer, IHR könne so etwas nicht passieren. Sie käme aus einer normalen Familie.
    OK, das schmerzte etwas, denn ich kam somit nicht aus einer normalen Familie (zugegeben, wars auch nicht...)
    Um SIE nicht zu verlieren, hörte ich 10 Tage auf zu trinken. Sie sagte, schön...ABER du hast immer noch keinen Führerschein, du hast kein Haus, du hast kein..........
    Das holte mich aus meiner Euphorie wieder auf den Boden und ich begann wieder zu trinken weil ich merkte, nur nicht zu trinken ändert nichts an meinem Leben.
    War natürlich dumm. Jetzt nehme ich mir die Zeit die ich brauche und ich tue es für mich. Niemand darf mich unter Zwang setzen. Es geht um meinen Hintern.
    Meine Ex hat jetzt jemanden ohne Suchtprobleme, mit Auto und Haus.
    Aber ich hab was viel wichtigeres..ich gewinne mein Gesicht zurück.
    Ich kenne die Gefahren der Euphorie und weiß dass ich im Moment nicht die Leitung bringen kann, die andere erwarten.
    Zu dieser Schwäche stehe ich gerne, denn ich weiß auch dass sich das ändern wird. Ich habe über 20 Jahre gebraucht um so tief zu sinken. Das kann ich nicht in 10 Tagen reparieren. Wer das erwartet, ist dümmer als ich.

    Ihr helft mir sehr. Mehr als ihr denkt.
    Ich wünsche ein wunderschönes Wochenende und freue mich auf den Chat heute Abend. Ist echt Lustig und vollkommen ungefährlich :lol:

    Liebe Grüße Michael

  • Hallo Billy,

    ich denke um 20 uhr werd ich auf jeden fall drin sein. Im Moment hab ich eh nicht vor das Haus (ausser zum Einkaufen) zu verlassen :roll:
    Wäre toll wenn du kämst :D

    Wird langsam voll der Chat :lol:
    Ich hoffe wir sprengen nicht Karstens Kapazitäten :P

    Ich freue mich auf heute Abend

    Michael

  • Zitat von Katerlukas


    Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine Freundin. Ich bekannte mich ihr gegenüber zu meiner Sucht. Ich muss dazu sagen, dass sie keinerlei Erfahrung mit Suchtverhalten hat. Ihre Worte waren immer, IHR könne so etwas nicht passieren. Sie käme aus einer normalen Familie.
    OK, das schmerzte etwas, denn ich kam somit nicht aus einer normalen Familie (zugegeben, wars auch nicht...)

    Ach Kater, diese "normalen" Familien existieren doch eh nur in "Alices Wunderland"... man redet sich auch gern mal was schön. Ich hab neulich gelesen, das jeder 11.te ein Alkoholproblem hat, und jeder 18.te ist abhängig in der BRD. Also, sollte ihre gesamte Familie aus mehr als 11 Personen bestehen,was ich annehme (Verwandschaft mal eingeschlossen) gibt es auch dort dieses Problem. Außer natürlich , sie wohnen wirklich in Alices Wunderland.
    Und diese Aussagen: "Mir könnte sowas nicht passieren". Wie überheblich und dumm, das haben sich schon ganz andere gedacht... Alkoholismus gibt es in jeder Gesellschaftsschicht, ganz oben und ganz unten und in der Mitte erst recht. Sie war sicher zu unsicher, um mit Deiner Krankheit leben zu können, denn es ist nun mal eine Suchterkrankung, keine persönliche Schwäche. Wenn es das nämlich wäre, würden hier nicht so viele willensstarke Menschen im Forum sein, die auch wieder trocken wurden. Das ist Stärke ! Finde ich jedenfalls...
    Ja, sowas tut weh, meine Mutter sagt heute noch: "Ach , wie kann man nur so trinken", wenn sie Alkgeschichten hört, obwohl mir das doch auch passiert ist. Alle meine Erklärungsversuche sind irgendwie sinnlos, sie will auch gar nicht richtig zuhören, also was solls? Ich sag jetzt nur noch, das Alkoholismus eine Krankheit ist...Punktum ! Will einfach kein blödes Gelaber mehr hören...bla bla bla... Aber mit meiner Tochter kann ich immer reden, sie hat sich über alles selber schlau gemacht, fragt mich, wenn sie was wissen möchte und sie ist immer für mich da.

    Zitat

    Um SIE nicht zu verlieren, hörte ich 10 Tage auf zu trinken. Sie sagte, schön...ABER du hast immer noch keinen Führerschein, du hast kein Haus, du hast kein..........
    Das holte mich aus meiner Euphorie wieder auf den Boden und ich begann wieder zu trinken weil ich merkte, nur nicht zu trinken ändert nichts an meinem Leben.
    Liebe Grüße Michael

    Was n Mist.... Mein Haus, Mein Auto, meine Pferde.... ja ja, das ist ja das überhaupt wichtigste im Leben,schon klar.
    Solche Menschen sind oberflächlich und materiell eingestellt. Hat sie ein Haus? Nein? Warum denn nicht ? Hat sie denn ein Auto, und wenn, was denn für eins, ich hoffe, wenn dann doch wenigstens ein Mercedes Sportcoupè. Auch nicht?..tztztztz
    Kater, mit so einen Frau kannst DU gar nix anfangen ! Es gibt auch andere, die Dich lieben und unterstützen, glaub es mal der alten Tante Lilly
    Und einen Führerschein kannst Du immer noch machen, wenn Du es willst. Und eine Arbeit wird auch zu finden sein. Es geht (fast) alles, wenn man es nur will, ich kann es bestätigen, ich war auch schon mal ganz unten, aber GANZ unten...aber ich hatte noch meinen Job, das war natürlich ein entscheidender Vorteil. Aber den hätte ich auch nicht mehr lang gehabt...
    Du bist auf einem tollen Weg ! Mach bitte weiter so und verlier nicht Deine ansteckend gute Laune, bleib so positiv, wie Du bist, ich bin nämlich auch so. Das erleichtert vieles ungemein. Habe Dich ja nun gestern abend im chat ein bisschen kennenlernen dürfen und das fand ich sehr schön. Du bist so ein lustiger Mensch, wir lassen uns NICHT unterkriegen, weil wir Stehauf-Männchen sind ! JAWOHL !!

    So, Ende der Durchsage, ich wünsche Dir einen schönen, trockenen Tag, hier scheint die Sonne und wenn die untergeht, weißt Du, wo ich zu finden bin!! Bis heute abend dann

    Einen lieben Gruß sendet Dir die Lilly

  • Hallo Kater, ich noch mal

    hab den Text etwas versaubeutelt, die Hälfte meiner Antwort steht noch im Zitat, hab das nicht besser hinbekommen, vielleicht erbarmt sich einer Moderator(innen), es wieder "gut" zu machen. Und sagt mir, wie ich das besser machen kann, ist mir ja schonmal passiert, ische weisse nischt, wie das bessere gehte, bin aber nicht lernresistent....grins

    Gruß Lilly

  • Hallo Karsten
    Jaaaaaa, so war es gemeint. Vielen Dank für die rasche Korrektur.

    Lieben Gruß von der Lilly

  • Liebe Lilly,
    es ist schön soviel Verständnis und Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen :)

    In der Tat hielt ich sie oft für Oberflächlich. Als ich vor einiger Zeit Probleme mit der Miete hatte präsentierte sie mir stolz ihre neue Rolex die sie sich gebraucht beim Juwelier gekauft hatte mit den Worten: „Das habe ich mir verdient“. Nicht das ich mir Unterstützung gewünscht hätte, ich hielt nur die Situtation und den Zeitpunkt für recht Skurril.
    Ein Haus will sie sich kaufen, das Geld hat sie sich selbst erarbeitet. Einen Mercedes fährt sie nicht aber immerhin ein neues Cabrio. Alles mit ihrem eigenen Geld erarbeitet. Eine Tochter musste sie alleine groß ziehen, da ihr Mann sie wegen einer anderen verlassen hat. Als die Tochter ein Baby bekam vor 9 Monaten distanzierte sich ihr Exmann sogar von der Tochter.
    Ich habe vor dieser Frau großen Respekt. Sie hat es geschafft sich von weit unten wieder hoch zu kämpfen. Aber der Preis den sie bezahlt hat ist hoch.
    Ich für meine Person dürfte eine Art Bestätigung für sie gewesen sein. Ein Mann der 7 Jahre jünger ist und bei weitem nicht ihren Status erreicht hat. War es doch so einfach mich immer auf meine Fehler und Schwächen aufmerksam zu machen. Eines Tages lag auf den Ledersitzen ihres Cabrios ein Handtuch als ich einstiegen wollte. Meine (saubere) Jeans könne ja die Sitze einfärben. Ich dachte so was gibt es nur in schlechten Witzen.
    Ich teilte ihr von Beginn an mit, das ich starke Probleme mit Alkohol (oder ohne) habe. Auch meinen finanziellen Status kannte sie. Sie lernet meine Oma kennen bei der ich nach dem Tod meiner Mutter aufgewachsen bin und ich ihre Tochter mit dem Enkelkind. Ihren Freundeskreis lernet ich nie kennen. Das war ihr zu heikel. Ich hoffte wohl auf ein Wunder, dass mir den Ausstieg erleichtert. Als ich damals 10 Tage aufhörte zu trinken, war gerade Fußball WM. Wir gingen in ein Gartenlokal. Ich trank mehrere Apfelsaftschorlen. Sie musste an diesem Abend unbedingt ein Bier trinken. Ich dachte ich müsse lernen damit umzugehn. Könne nicht von anderen erwarten dass sie verzichten, denn ich habe ja das Problem. Später habe ich mich für meinen merkwürdigen Blick als sie das Bier bestellte entschuldigt. Sie fühlte sich eingeengt und konnte sich so keine Zukunft vorstellen…

    Heute sehe ich die Sache anders. Natürlich kann ich von einem Menschen der mich liebt erwarten, dass er(sie) in meiner Anwesenheit verzichtet und in der gemeinsamen Wohnung (hatten wir ja nicht) kein Alk zu finden ist.
    Der andere wird nicht sterben wenn er nicht trinkt. Für mich wäre es der Anfang vom Ende. Bitte versteh mich nicht Falsch. Ich hätte nichts dagegen wenn ein Freund oder eine platonische Freundin (etwas) Alkohol trinken. Aber der Mensch mit dem ich die nächste Nacht verbringe, sollte es kurz vorher nicht tun. Sonst ist da wohl auch keine Liebe im Spiel. Ich beginne zu ahnen was gesunder Egoismus bedeutet. Sich von solchen Menschen nicht immer gleich den schwarzen Peter zuschieben zu lassen. Ich bin froh, dass die Beziehung beendet ist, weil ich sonst den Ausstieg unter solchem Druck nicht schaffen würde.
    Meine Arbeit, die ich sehr liebe, habe ich übrigens noch. Nur leider bin ich kein Angestellter sondern Freiberufler. Da gibt es weder bezahlten Urlaub noch wird man Krank. Auch eine Kur oder Reha kann man vergessen. Trotzdem liebe ich diesen Beruf weil er mir die Bestätigung gibt, die ich gerade jetzt brauche. Auch wenn ich in den 18 Jahren Beruf nur einen mächtigen Schuldenberg aufgebaut habe. Das liegt aber nicht am Beruf, sondern an mir und meiner Sucht.
    Gestern hatte ich übrigens einen Anruf von einer Firma mit der ich jetzt einen Vertrag geschlossen habe. Wir werden demnächst Terminplanung bis ins nächste Jahr machen. Das lässt mich hoffen und macht mir Mut.
    Lassen sich doch der Zusammenhang meiner neuen Trockenheit und dieser Erfolg nicht ganz von der Hand weisen.

    Mensch Lilly, jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben…
    Aber es tut so gut..

    Ich freue mich auf heute Abend im Chat :D

    Liebe Grüße Michael

  • Hallo Katerlukas,

    Ich freue mich über Deine Selbsterkenntnis über Deine letzte "Liebe", auch wenn Du lange gezögert hast und Hoffnung hattest, sie könnte sich "normalisieren".

    Ich habe auch erfahren, daß sich so etwas nicht "normalisiert".
    Ich hatte in der Phase als ich noch trank, einen Mann kennengelernt, in den ich mich Hals über Kopf verliebte. Wie eine Süchtige wartete ich auf Signale von ihm, und war doch enttäuscht, weil seine Signale sehr oberflächlich und nur auf Sex ausgerichtet waren.

    Ihm war auch sein Hab und Gut wichtig, so wichtig, daß er keine Zeit hatte, mich treffen zu wollen, es sei denn ich hatte Lust auf Sex. Ich war damals noch sehr quängelisch und wollte ihn so gerne um mich haben, bis ich mich zu der Therapie entschloss, weil ich außerdem in der Zeit Unmengen Wein trank um diesen Kummer zu ersäufen.

    Vom Zeitpunkt der Therapie an war unsere Beziehung noch dadurch geprägt, daß er sich auf die Brust klopfen konnte, denn er benötigte keine Therapie, aber ich. Ich fühlte mich auf der "Verlierer-Seite", weil ich nun auch noch mit dem Makel Alkoholiker behaftet war. Und er unterstrich diese Seite auch noch, in dem er mir bei jeder unpassenden Gelegenheit, in der ich mich einsam fühlte, nur per SMS fragte: "Was macht Deine Therapie"...

    Bis dahin hatte ich nicht begrifen, daß ich ihm gar nicht wichtig war, ich sollte nur für ihn funktionieren. Das Gefühl hatte ich beim Lesen Deiner Zeilen über Deine Freundin. Es ist wirklich so, selbst wenn es nicht die Liebe war, die Du Dir gewünscht hast, es stärkt Dein Selbstwertgefühl, Dich nicht zu "verkaufen", wenn Du merkst, Du hast geliebt, aber die Liebe ist nicht erwiedert worden.

    Ich drück Dir fest die Daumen, daß Deine Motivation zum Trockenleben nicht nachläßt, auch in seelischen Tiefs. Dafür sind wir alle hier! Für die guten und weniger guten Momente, uns nicht allein zu fühlen.
    LG Leguan

  • Liebe Eveline,
    danke für deine Zeilen und Gedanken. Der Chat wird denke ich mal jetzt besser besucht werden als bisher :wink:
    Im Bereich allgemeine Gespräche gibt es jetzt einen Thread in dem jeder der Lust hat mitteilen kann, wann er oder sie im Chat ist. Das erhöht doch die Wahrscheinlichkeit dass man nicht alleine ist. Und es kann echt Spaß machen und auch helfen mal live zu quatschen.
    Trag dich doch gleich mal ein. Heute um 20 Uhr werden wohl einige wieder kommen.
    Was meine "Beziehung" angeht hast du Recht. Ich habe sehr die emotionale Nähe vermisst. Natürlich kann ich nicht von jedem erwarten meinen (schrägen) Lebenswandel zu akzeptieren und sich darauf einzulassen. Manchmal kam ich mir aber sehr vor wie ein Projekt (sie ist im Projektmanagement) das man auf einer Liste mit Meilensteinen abhakt. Wenn sie Fragen zu meiner Abhängigkeit stellte, waren diese immer sehr kühl und kamen mir überlegen vor. Ohne Emotionen. Und Aussagen wie "Das könnte mir oder jemandem aus meiner Familie nie passieren. Dafür sind wir zu stark" zeugen doch mehr von Ignoranz und Dummheit als Überlegenheit.
    Emotional habe ich schon jetzt hier viel mehr gefunden, als in der "Beziehung".
    So, und wir sehen uns im Chat :D

    Lieber Gruß Michael

  • Hallo Leguan,
    deine Geschichte verdeutlicht mir, dass die Dinge sich ständig wiederholen. Egal ob für Mann oder Frau, alles geht.
    Bei mir war es genau umgekehrt. Ich sehnte mich mehr nach Zärtlichkeit und einem Menschen den ich im Arm halten kann. Sie sprach lieber über unseren „tollen“ Sex. Zeitweise hatte ich Angst ihren hohen Erwartungen in dieser Beziehung nicht nachkommen zu können. Dann hätte ich sogar da versagt dachte ich. Klar ist S** wichtig aber der Zeitpunkt ist es auch.

    Ich schrieb jeden Tag 3 Mega SMS weil wir uns ja so selten sahen. Zurück kam, wenn überhaupt ein kühler Einzeiler. Ich war überrascht im TV einen Bericht zu sehen, dass es eigentlich umgekehrt sein müsste laut Statistik.
    Als ich das erste Mal in ihrer Wohnung war bat sie mich die Schuhe auszuziehen. Ich tat wie mir befohlen und meine Schuhe berührten ihre auf dem Boden. Darauf hin wurde mir gesagt, ich solle doch etwas besser aufpassen. Ich glaube im Nachhinein habe ich in diesem Moment einen Hacken hinter die Beziehung gemacht. Warum ich doch daran fast hielt? Ich dachte wohl, alles ist besser als niemanden zu haben. War aber ein dummer Fehler. Entgegen meiner Annahme ich schaffe den Ausstieg so besser, wurde er unmöglich für mich. Erst nach der Trennung kam der Gedanke nach einem trockenen Leben zurück und wurde so stark, dass ich alles daran setze, ihn zu realisieren.
    Ich glaube Menschen wie wir brauchen einen Partner der über ein hohes Maß emotionaler Intelligenz verfügt. Lieber ein Mensch der zu seinen Schwächen steht, sie zugibt und daran arbeitet als ein Mensch ohne Schwächen den es eh nicht gibt. Nur einige haben die wunderbare Gabe, ihre eigenen Schwächen mit denen anderer zu vertuschen.
    Das ist wie in der Kneipe fällt mir gerade auf. In jeder Kneipe gibt es einen schlimmeren Alkoholiker als die anderen. So können die anderen sich orientieren und stellen fest, dass sie gar nicht sooo schlimm sind.

    Ich hoffe wir lesen uns heute Abend und es wird so schön wie gestern :D

    Viele Grüße und Danke
    Michael

  • Zitat von eveline

    Hallo Michael,

    Ein teures Geschenk, wenn der Partner Mietprobleme hat, ist keine Hilfe. Womit ich jetzt nicht den finanziellen Aspekt meine, sondern den emotionalen.
    Verständnis, und liebevolle Zuwendung hast Du nicht bekommen. Sich ein "Geschenk verdienen"?!
    Man sollte schenken, um dem Anderen eine Freude zu machen, weil man ihn mag, oder liebt. Der finanzielle Wert eines Geschenkes ist dabei nicht wichtig.

    Hallo eveline,
    datt war doch noch viel schlimmer, sie hat SICH SELBST die teure Rolex geschenkt ! Sowas würde mir nicht im Traum einfallen, wenn man Partner finanzielle Probleme hat. Da würe ich doch lieber erstmal da aushelfen, wenn ich es schon so dicke habe. Aber ich bin auch ein gutmütiges Schaf...grins

    Eveline

  • Zitat von Lilly12

    Hallo eveline,
    datt war doch noch viel schlimmer, sie hat SICH SELBST die teure Rolex geschenkt ! Sowas würde mir nicht im Traum einfallen, wenn man Partner finanzielle Probleme hat. Da würe ich doch lieber erstmal da aushelfen, wenn ich es schon so dicke habe. Aber ich bin auch ein gutmütiges Schaf...grins

    so war es gemeint, ich glaub, ich lern es nie....
    Die Lilly

  • Hallo Katermichael,

    mir ist schon öfters augefallen, das Personen (meist Frauen) mit einem ausgeprägtem Hygienefimmel, um nicht sogar Putzsucht zu sagen, emotional kalt und unsensibel sind. Weiß nicht warum es so ist, fällt mir nur oft auf. Vielleicht haben sie Angst, das jemand am Ende noch ihre Gefühle "beschmutzt" und die Flecken nie wieder raus gehen? Eine sehr gewagte Vermutung und auch nicht ganz ernst gemeint, aber wollt ich mal so abseiern.

    Das mit dem Handtuch auf den Sitz legen ist beleidigend, da wär ich wohl gleich auf dem Absatz kehrtgemacht... na ja, und das mit dem Schuhe ausziehen kann man ja verstehen, wenn es dort so gewünscht wird, bei meiner Freundin werden auch immer die Schuhe ausgezogen, weil sie ein Kind im Krabbelalter hat, das ist ja okay so. Aber in deinem Fall war das auch eine Kränkung, wo sollst Du denn die Schuhe ausziehen, vor der Eingangstür?

    Ach, das ist alles merkwürdig, ich denke mal, es ist besser,das es vorbei ist, so hast Du die Möglichkeit , offen für eine neue Beziehung zu sein. Und die kann ja nur noch besser werden...

    Ich habe auch schon einige Trennungen hinter mir, und im Nachhinein betrachtet tut es mir nicht leid, mich getrennt zu haben, es war immer die richtige Entscheidung zu dem Zeitpunkt, aber das sieht man immer erst hinterher.

    Ich finde auch, hier im Forum sind Menschen mit Herzenswärme und Gefühlen, auch wenn hier oft Klartext geredet wird, ist es so. Man will ja den anderen nur helfen und ihm , wenn es möglich ist, vor einem noch schwereren Weg bewahren, den man selber vielleicht gehen mußte in die Trockenheit.

    So, ich freu mich auch schon auf heut Abend, lach, mal sehen, ob es wieder so lustig wird, die Billy kommt ja auch und bestimmt noch ein paar andere. Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, ich würd Sonnanbends Abends in einem Alki-Chat runlungern, hätt ich ihn ausgelacht. Tja, so ändern sich die Zeiten, aber zum Besseren.

    Ich wünsch Dir noch einen trockenen, schönen Resttag, bis denne

    Gruß von der Lilly

  • Hallo Lilly,
    deine Worte kamen gerade im richtigen Moment :D War gerade etwas zu nachdenklich was mir etwas Angst machte. Jetzt ist es besser :D
    Mit deinen Aussagen liegst du komplett richtig. Das fing bei ihrer angeblichen unheilbaren Katzenallergie an und endete bei der Aufforderung Papier in die Kloschüssel zu legen bevor...naja
    Hab ja in meinen 41 Jahren auch schon das ein oder andere Skurrile erlebt, das war mir neu. Ich glaube ihr Albtraum wäre gewesen, meine zwei Stubentiger dabei zu erwischen wie sie mit mir zusammen ihr Klo zuschei*** Hihi, sorry :oops:
    Und ich Esel sperre die beiden aus dem Wohnzimmer aus und mach auf Katzenfreie Zone.
    Ist besser so und du hast sicher Recht, es geht immer weiter. Und ich hab kein schlechtes Gefühl dabei weil es viel spannender ist nicht zu wissen was die Zukunft bringt, als zu wissen es kann nichts gutes sein.
    Ich freue mich auf nachher im Chat

    Hm, soll ich noch Zigaretten holen? Bin zum Kettenraucher mutiert…

    Lieber Gruß Katermicha :D

  • Hallo katermicha,

    Vorhin mußte ich noch so im Auto lachen, ich mußte daran denken, wie Du dem Micha schriebst, der Name "Katerlukas" wäre auch nicht Deine erste Wahl gewesen, grins.
    Ich mußte so daran denken, wie der Standesbeamte Deine Eltern fragte: Wie soll der Junge denn heißen? Und sie dann sagten: Katerlukas !

    Ich könnt mich darüber wegschmeissen vor Lachen...

    Nun aber wieder ernst, na ja, ich versuche es zumindest... Ganz ehrlich gesagt, ich dachte mir schon direkt, als Du das von Deiner Ex schriebst, das sie doch auch sicher ne Katzenallergie hat. Das passt irgendwie. Das mit dem Klo ist auch echt krank. Aber was solls, der "Alptraum" ist vorbei und der andere hoffentlich auch bald, wie geht es Dir denn heute so? Bist Du fit? Körperlich gesehen meine ich.
    Das mit den Zigaretten ist so eine Sache, wenn es Dir hilft, trockenzubleiben, würde ich erstmal weiterrauchen,aber nur, weil ich denke, mit 2 Süchten Schluss zu machen, ist zu schwer, es ist schon so schwer genug für Dich.

    Wenn Du dann soweit trocken und stabil bist, kannst Du Dir ja überlegen, auch mit dem Rauchen aufzuhören.
    Ich hab leider wieder angefangen zu rauchen, aber ich will damit unbedingt wieder aufhören. Könnt mich schwarzärgern darüber, aber ich hab gesehen, hier gibts auch ein Nichtraucher-Forum, da schau ich mal rein. Ich muss noch den richtigen Drive dazu finden, das dauert bei mir immer ein bisschen, aber ich bekomm das hin. Da ich ja auch Sportlerin bin, ist es so blöd, zu rauchen, ich schäme mich dafür. Sport und Rauchen, geht für mich irgendwie gar nicht !

    Von den gesundheitlichen Schäden durch Rauchen mal ganz zu schweigen, ich merke gerade, das mir das Thema richtig unangenehm ist. Ich muss da was machen, weiß nur noch nicht genau, wie....

    Lieben Gruß von der Lilly

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