wieviel druck machen?

  • Hallo Karla,

    sei herzlich willkommen im Forum!

    ja, die Unsicherheit, wie man sich selbst verhalten soll, wenn der Partner gegen den Alkohol etwas unternehmen soll.

    So wie Du eure Situation schilderst, hast Du das Beste bisher getan, was Du konntest. Du hast ihn nicht unterstützt in seiner Sucht aber gesagt, was Du Dir wünschst.

    Es ist doch hervorragend, wenn er schon den Antrag gestellt hat für den Entzug und die Reha.

    Aus meiner eigenen Erfahrung ist der Prozeß des Entschlusses, sich dem Alkoholentzug zu stellen und Abstinent zu leben nicht eine Sache des Absendens der Unterlagen und warten auf die Therapie.

    Das ist eine Entwicklung, gerade am Anfang der Entscheidung kämpfen tausend Gedanken in Dir, ein Für und Wider, erst nach einigen Tagen oder Wochen kommt eine gewisse Geduld und Stabilität dazu, aber manche schaffen es gerade in der Anfangszeit nicht und bekommen Rückfälle, über die sie selbst am unglücklichsten sind.

    In dieser Zeit hätte ich da keine Störung oder Bedrängen von meinem Partner gewünscht, das mußte ich mit mir ganz allein ausmachen, was will ich für mich erreichen, warum will ich es erreichen und wie. Darüber reden können jederzeit, aber nur alleine entscheiden, oder Überredung oder Bedrängen von anderen.

    Wenn ein Grund ist, daß er es aus Liebe zu Dir will, ist das gut, aber als Sicherheit für eine Abstinenz gehört viel mehr dazu, er muß es für sich erkennen und wollen. Du wirst Gedulg brauchen Karla, habe nicht zu hohe Erwartungen und möglichst keine Forderungen. Er muß es selbst entscheiden können und wollen.

    Seit meiner Therapie vor 2 1/2 Monaten lebe ich von meinem Mann getrennt. Aber wir treffen uns jetzt oft und können wunderbar miteinander reden, obwohl er die Scheidung eingereicht hat. (Aber das wird auch ein Entwicklungsprozeß entscheiden, ob es dabei bleibt) Ich lebe meinem Mann meine Trockenheit vor, wir reden über unsere Gefühle, warum ich mich gut fühle und immer besser und selbstbewußter, seit ich nicht trinke, und er sagt mir die Gründe, warum er es noch nicht akzeptieren will für sich, abstinent leben zu wollen, aber er merkt bereit immer öfter, daß er sich keinen Gefallen tut, wenn er wieder trinkt. Und ich bin schon über diese Entwicklung glücklich. Mein Mann hat das Gefühl, er kann für sich selbst entscheiden und ich habe das Gefühl, er muß sich selbst darüber klar werden, was er will. Das geht nicht von heute auf morgen.

    Ich drücke Dir und Deinem Freund die Daumen, GEDULD, Karla, Du liebst ihn und achtest ihn, vergiß das nicht, er liebt Dich und Du bist nicht sein Aufpasser, auch wenn das schwer ist. Besser ist ehrlich reden zu können als zu mißtrauen, dann muß er Dir auch nichts vorspielen.
    Lieben Gruß Leguan

  • Hallo Karla,
    ich verstehe Dich gut, Du willst wissen, was auf dich zukommt.

    Das ging mir auch so und ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen, logisch. Ich habe in den Gesprächen mit meinem Mann erkannt, daß er das für sich noch nicht annehmen kann. Ich wollte anerkennen, daß er ein eigenständiger Mensch ist und wir über alles reden wollen. Also mußte ich seine Argumente akzeptieren und ich konnte nur von mir selbst sprechen, was ich für mich wünsche. Somit stellte ich ihn nicht unter Druck aber er fand es selbst als erstrebenswert, sich ernsthaft mit der Thematik Abstinenz und nicht "kontrolliert trinken" auseinanderzusetzen, denn das "kontrolliert trinken" erfährt jeder Alkoholiker früher oder später, ist schon ein Teufelsspiel.

    Ich denke, Du sollst ihm sagen, was Du Dir wünschst für euch beide. Nur die Gefahr des Vorwurfes und Kontrollierens ist groß. Jeder Mensch ist und reagiert auch anders, einer empfindet es als Aufmerksamkeit, wenn er bissl unter Druck gesetzt wird. Bei mir und meinem Mann erzeugt das allerdings das genaue Gegenteil, wir waren beide immer sture Individualisten. Das solltest Du für Dich erkennen, wo ein zuviel oder zu wenig der Aufmerksamkeit ist.

    Beiuns beiden hilft das absolut ehrliche sprechen über unsere Gefühle, warum trinkt mein Mann, wann trinkt er, was fühlt er dabei und was fühlt er wenn er nichts trinkt. So lernten wir wieder Vertrauen zueinander aufbauen. So kann er mir auch seine Ängste vor der Abstinenz anvertrauen. Ich denke, das ist das Wichtigste, daß ihr voeneinder wißt, was der andere denkt und fühlt.
    LG Leguan

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