Was genau heisst Co-abhängig sein?

  • Hallo Fabienne,

    ob und in welchem Maß Du die Krankheit Coabhängigkeit hast, kannst letztendlich nur Du bestimmen. Ich denke aber, wenn ich mir Deine Beträge durchlese, dass Du zumindest eine starke Tendenz dazu hast.

    Coabhängigkeit zeigt sich in vielen verschiedenen Symptomen. Ich denke man kann Coabhängigkeit vielleicht unter anderem so definieren. Man stellt seinen eigenen Bedürfnisse, Ansichten und Meinungen hinten an, wenn man allein schon das vage Gefühl hat dem Abhängigen oder auch anderen Menschen damit zu verletzen, ihn wütend oder auch traurig zu machen. Die Steigerung ist der absolute Verzicht auf diese Dinge, weil man sich verantwortlich für sein Trinken oder das schlechte Gefühl von anderen fühlt, wenn man tut was man selbst gern möchte. Man verzichtet darauf seine eigene Meinung kund zu tun, aus Angst, zusätzlich noch selbst abgelehnt zu werden.

    Man versucht den Abhängigen vor den Konsequenzen seiner Sucht zu schützen, z. B. meldet man ihn beim Arbeitgeber krank, entschuldigt ihn bei Freunden oder sagt Feier ab, weil er zu betrunken ist, man bemäntelt sein „Problem“ damit andere es nicht erfahren und er somit vielleicht ausgegrenzt wird. Die Möglichkeit das man z. B. auch ohne den Abhängigen eine Feier besuchen kann, wir nicht in Betracht gezogen, es könnte ihn ja verletzen oder andere könnten dann „vielleicht vermuten“ das er ein "Problem" hat.

    Der Coabhängige richtet sein Leben voll und ganz auf den Abhängigen aus, um ihm zu „helfen“. Er schiebt sich selbst aus seinem Lebensmittelpunkt und setzt den Abhängigen an diese Stelle. Dieses Verhalten betrifft leider nicht „nur“ den Abhängigen, es bezieht sich auch sehr schnell auf andere Menschen in der Umgebung. Jeder von dem man glaubt, das er „Hilfe“ brauchen könnte, bekommt sie dann ob er will oder nicht. Man verliert den Blick dafür, dass jeder Mensch für sein Tun und Handeln selbst verantwortlich ist.

    Nur mal zwei Beispiele von mir: Ich habe meiner Mutter jahrelang alle 14 Tage das Haus geputzt, wozu sie selbst nur noch bedingt in der Lage war. So hatte sie weiterhin das Gefühl, es ist alles in Ordnung. Der äußere Anschein von Normalität wurde gewahrt. Nur…… ich habe es zum Schluß einfach nur noch gehasst und trotzdem weiter gemacht. Jeder „normale“ Mensch hätte spätestens da aufgehört. Ich als Co wollte sie nicht hängen lassen, was hätte sonst der Besuch gesagt oder mein Vater hätte sich irgendwann beschwert oder, oder, oder…

    Immer wieder habe ich ihr zugehört, wenn sie sich darüber beschwert hat wie unmöglich irgendwer gewesen ist. Das der oder der sie in Zukunft mal könne…… Ich wusste ganz genau, dass diese Menschen über die sie sich beschwert hat, einfach keine Lust mehr hatten, sich den Launenhaftigkeiten und der Unzuverlässigkeit eines Alkoholikers auszusetzen. Gesagt habe ich das nie oder nur in sehr abgeschwächter Form, sondern nur zugehört und weiter stumm daneben gestanden während sie sich fast ihr gesamtes soziales Umfeld zerstört hat. Es hätte ihr ja wehtun können, wenn ich gesagt hätte was ich denke. Vielleicht hätte es ihr aber geholfen, wenn ich etwas gesagt hätte.

    Ich weiß nicht, ob ich Dir helfen konnte. Vielleicht erhältst Du noch die eine oder andere Antwort bzw. Sicht von anderen. Hier ein Link wo Du vielleicht noch etwas für Dich darüber erfahren kannst: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…h%C3%A4ngigkeit

    Das Wichtigste ist an Dich selbst zu denken.

    Skye

  • Hallo LaLuna,
    das sehe ich 100%ig genauso! Ich komme mir oft so vor, als hätte ich 3 Kinder - eins davon ist mein Mann! Sehr anstrengend ist das! Dieses Verhalten sollte man versuchen, abzustellen. Wenn man sich viele Jahre so verhalten hat, dann ist das sehr schwer, aber es ist nicht unmöglich!

  • Hi an euch,
    es reicht dem Alkohol anscheinend nicht den Betroffenen zu zerstören,er zerstört auch das ganze Umfeld.
    Als trockener Alkoholiker habe ich das erst verstanden und überhaupt wahrnehmen können.
    Und das ganz bedauerliche
    "Man kann die Zeit nicht mehr zurückstellen"
    Liebe Grüsse,hoffe ich nerve nicht

    Peter Pan

  • Hallo Lotte00,

    ich möchte mich Deiner eigenen Beurteilung anschließen. Du bist co-abhängig, Dein Verhalten Deinem Partner gegenüber ist co-abhängig. Du übernimmst die Verantwortung für ihn, indem Du alles das erledigst, was für ein angenehmes Leben getan werden muß und notwendig ist. Die "kleine Unbequemlichkeit" sich den Stoff selbst besorgen zu müssen, sollte da keine Problem mehr für ihn sein, Du erledigt schließlich den gesamten Rest. Du hast alles unter Kontrolle!.... oder?

    Hast Du mal überlegt, daß Deine Ursache Deiner Panikattacken = Angst vor Kontrollverlust in Deiner Co-Abhängigkeit liegen könnten? Nur ein kleiner Denkanstoß...

    Du bist im übrigen nicht blöde, sonst würdest Du nicht hier sein und über Dein Problem nachdenken. Mach Dich nicht selbst klein, daß Leben mit einem Alkoholiker erfordert viel Kraft und Kraft haben die Großen und Starken. Es ist auch ein Zeichen von Größe und Stärke, Schwäche zu zeigen wenn man sie fühlt.

    Einen schönen Tag wünscht
    Skye

  • Hallo Fabienne,

    Du machst das richtige. Ein jeder Mensch sollte sich selbst der wichtigste in seinem Leben sein. Jeder Mensch sollte im Mittelpunkt seines eigenen Lebens stehen. Seinen Traumberuf auszuüben ist ein Schritt in diese, in die richtige Richtung. Das hat nichts mit Selbstsucht zu tun, sondern das ist gesunder Egoismus. Ergreife diese einmalige Chance, ohne Reue.....

    Viel Glück und Erfolg wünscht Dir

    Skye

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