Hallo und willkommen Dioso,
beim lesen Deiner Zeilen musste ich gleich an mich denken, sosehr erinnern sie mich an mich, als ich 17 war. Ich habe damals nur noch nicht erkannt, dass sich unsere Rollen in meinem Kopf bereits zu vertauschen begannen und ich mich mehr als die Mutter meiner Mutter, denn als ihre Tochter gefühlt habe. Wie es für mich weiter gegangen ist, kannst Du, wenn Du magst, in meinen Beiträgen lesen. Es war und ist für mich nach dieser langen Zeit des Fehlverhaltens schwierig und schmerzhaft wieder umzudenken. Du hast diese Chance noch, gar nicht erst soweit zu kommen. Ich war mit 17 noch nicht so reif wie Du.
Daß Dir die Belastung zuviel wird, kann ich gut verstehen. Ich weiß wie schwer sich das Päckchen anfühlt, dass Du Dir da aufgeladen hat. Es ist auch nicht Deine Aufgabe, Dich um das Wohlergehen Deiner Mutter zu kümmern. Du bist selbst erst 17 und es sollte, wie Du richtig erkannt hast, umgekehrt sein. Es liegt in Deiner Hand das zu ändern.
Es ist, bei aller Liebe für die eigene Mutter, nicht die Aufgabe eines 17-jährigen Mädchens, sich um die Mutter zu kümmern, wenn sie es selbst noch kann und das kann sie. Du merkst es an ihrer Reaktion, dass sie sich durchaus dazu in der Lage fühlt. Sie würde sonst nicht immer aggressiv werden, wenn Du ihr etwas sagst, was nach Deiner Meinung für sie richtig ist. Sie sieht das nun einmal anders. Ob ihre Sicht richtig ist, ist in diesem Fall nicht von Bedeutung, es ist einfach ihre Sicht. Du fändest es auch nicht gut, wenn sie sich mit, in Deinen Augen, unsinnigen Vorschlägen und Vorstellungen in Dein Leben einmischt. Und sie hat Recht Du bist nicht ihre Mutter.
Sicherlich belastet es sie ebenso, dass es Dir nicht gut geht. Sie sieht nur Dein Problem nicht, weil sie selbst meint gut mit dem Alkohol klar zu kommen. Und selbst wenn, sie es schon anders sehen sollte, würde sie es Dir nicht sagen. Sie will Dich schließlich nicht noch mehr belasten.
Erst wenn sie selbst sieht, dass sie ein Problem mit Alkohol hat und dazu steht, wird sich etwas ändern, vorher nicht. Du kannst Dir den Mund, wie ich damals, fusselig reden. Du erreichst nur, wie ich damals, dass sie sich bevormundet fühlt und böse und aggressiv wird. Durch noch soviel reden von Dir wird sie es nicht eher einsehen. Sie ist eine erwachsene Frau und für sich selbst verantwortlich, auch für ihre Fehler und für ihr Leben.
Du musst Dir nichts bieten lassen. Aber Deine Mutter muß sich aber auch nicht bieten lassen, sich von ihrer 17-jährigen Tochter bevormunden zu lassen. Auch wenn das von Dir noch so gut gemeint ist, sie fühlt sich zu Recht von Dir bevormundet. Auch wenn Dir das weh tut, denn Du meinst es eben gut mit ihr.
Ich kann Deine Sorgen nur zu gut verstehen, aber Du kannst nichts für sie tun. Du kannst nur etwas für Dich tun. Dich um Deine vernachlässigten Freundschaften und Deine Ausbildung kümmern. Dann gibt es auch keine Spielchen mehr. Vielleicht ändert sich dann auch Euer Verhältnis wieder, wenn Deine Mutter sich nicht mehr auf Schritt und Tritt von Dir überwacht fühlt.
Ich hoffe, Du nimmst mir meine offenen Worte nicht übel. Sie sind nicht nur durch den Wunsch motiviert Dir helfen zu wollen, sondern, wenn ich ehrlich bin, auch durch den Wunsch die Zeit zurückzudrehen, um mich an meine eigenen Worte halten zu können.
Skye