Guten Morgen,
wenn ich mich hier so durch lese, kommen mir meine eigenen Schwierigkeiten wieder in den Kopf. Ich wollte auch nüchtern werde. Nach einigen Versuchen und einer Therapie, die ich gott sei dank, zu Hause machen konnte, bin ich heute noch nüchtern.
Die Gruppen, die dann besuchte, machten es mir nicht leicht. Oft hatte ich das Gefühl, die dort schon lange hingehenden trockenen Alkoholiker hatten irgendwie vergessen, wie sie mal angefangen hatten. Es wurde viel von Selbstständigkeit im neuen Beruf, über teure Autos und sogar Segeljachten gesprochen. Die einzigen Probleme, die diese Leute hatten, war, welche Farbe doch ihr neues Auto haben sollte. Ich fühlte mich dann immer total falsch und hatte dadurch mächtig Angst, mich dort zu melden und mit für mich sehr wichtigen Fragen, die eingespielte Runde, zu belästigen. Viele Gruppen habe ich besucht. Aber irgendwie war es immer das Gleiche. Die schon lange dabei waren, waren unter sich und die, die wie ich neu waren, unterhielten sich untereinander.
Weil ich aber an den Diskussionen, die teilweise von neueren Mitgliedern ausgelöst wurden, immer wieder hörte, das man sich "seine" Gruppe suchen mußte, welchelte ich weiter die Gruppenorte.
Dann war ich einmal in einer Gruppe, wo sich nicht mnologisch , sondern dialogisch unterhalten wurde. Da konnte ich nicht mehr so ruhig bleiben. Schon bei der Vorstellungsrunde, die im Kreis verlif, bekam ich immer mehr Angst, bis auch ich meinen Namen stammelte und mein Alter angab. Mehr brachte ich nicht heraus.
Mir war klar, ich mußte hier irgendwie raus und weiter nach "meiner" Gruppe suchen.
Danach wurde das Thema des Abend bekanntgegeben, es war der "erste Rückfall". Die sich kannten, meldeten sich und erzählten von ihren Gründen, warumsie mal rückfällig geworden sind.
Viele der Geschichten, hätten auch meine sein können. Irgendwie glichen sie sich alle. Man kam mit einer Situation nicht zurecht, hatte niemand zum reden und ging den scheinbar leichten eg, man trank wieder.
Auch mir ging es immer so. Selbst hier in den Gruppen, wo alle letztendlich das gleiche Problem hatten, traute ich mich nicht zu reden.
Am nächsten Tag war ich wieder auf dem Weg zu einer Gruppe. Es sollte wieder eine andere sein, weil ich jetzt Angst hatte, man würde mich in der gestigen Ansprechen. Ich kam aber nicht weit. Ein Mann, der gestern auch in der Gruppe gesprochen hatte, begrüßte mich am Bus.
Ihm erzählte ich von meinen Schwierigkeiten zu reden und das ich noch nach einer Gruppe suchte, wo ich mich zu Hause fühlen wurde.
Dann komm mit, sagte er. Er zog sich mit sich und wir waren wieder in dem Raum von gestern. Zu meiner Verwunderung, begrüßten mich auch die schonda waren, mit meinem Namen. Obwohl ich ihn gestern ja nur kurz in der Vorstellungsrunde genannt hatte, wußten sie ihn noch.
Heute war eigentlich eine geschlossene Grupe, wo keine "Gäste" dabei sind. Mich wollte man aber dabei haben. Ich fühlte mich aber immer noch unbehaglich. Bei dieser jetzt völlig ungezwungenen Unterhaltung erzählte ich von mit und meinem Problem, das ich Angst habe, vor fremden Menschen zu reden.
Keiner lachte oder sah gelangweilt aus. Alle stellten mir Fragen, die ich dann beantwortete. Ganze zwei Stunden ging es um mich.
Auf dem Nachhauseweg konnte ich mich selbst nicht verstehen, warum ich Angst hatte, in einer Gruppe zu sprechen.
Heute gehe ich immer noch in die gleiche Gruppe. Wenn ein neues Mitglied kommt, gehe ich auf ihn zu und versuche ihn die Angst zu nehmen. Oft kommt er oder sie trotzdem nicht wieder. Ich brauche mir aber keine Vorwürfe zu machen.
Was ich noch sagen möchte. Jede Grupe kann "meine" Gruppe werden.
Auch dieses Forum hier, ist eine Art Gruppe. Nutz die verschiedenen Möglichkeiten, um unser gemeinsammes Ziel zu erreichen.
Olli