Ist die Trennung der richtige Weg?

  • Servus Eldarwen,

    schön, dass Du hierher gefunden hast. Im Bereich der Angehörigen und Co-Abhängigen findest Du jede Menge Erfahrungsberichte zu diesem Thema.

    Um auf Deine Situation zu kommen: ich verstehe, worauf Du hinaus willst. Aber mal ganz ehrlich: So, wie die Situation momentan ist, ist es eigentlich keine schlechte Ausgangsbasis.
    Wichtig ist, dass Du Deinem Freund wenn er nüchtern ist ganz klar und deutlich sagst, dass Du ihn trinkend nicht willst und Dich von ihm trennst, so lange er trinkt. Und das dann auch konsequent durchziehst (sonst wirst Du unglaubwürdig)!
    Macht er dann was für sich (Therapie etc.), dann ist ja auch vielleicht wieder eine gemeinsame Basis gegeben. Ich sage bewusst vielleicht, weil sich ein trockener Alkoholiker deutlich von einem nassen unterscheiden kann (im gesamten Wesen).

    Aber von daher sehe ich Dich eigentlich in einer "komfortablen" Ausgangsposition.

    LG
    Spedi

  • Servus Eldarwen,

    deswegen bin ich ja der Ansicht, Deine momentane Position (=Du hast Dich von ihm getrennt) ist gar nicht so schlecht.

    Tut er was für sich (das dauert einige Zeit, rechne mal mit Monaten und nicht mit Wochen), ist es gut und Du kannst dann überlegen, ob ihr dann eine gemeinsame Basis findet.

    Unternimmt er nichts, schadet er Dir zumindest nicht, weil Du Dich von ihm zurückgezogen hast. Du hast so die Chance, ohne weitere Verletzungen/Demütigungen Dein Leben zu strukturieren und zu planen.

    Schau, Du bist noch verdammt jung. Willst Du wirklich Dein Leben sinnlos dem Alkohol opfern? Lies Dich durch die Vielzahl der Beiträge von Co-Abhängigen und Angehörigen in diesem Forum, und Du wirst erkennen, dass das mit Sicherheit kein erstrebenswerter Zustand ist - und schon gar kein Leben!

    Du hast es momentan in der Hand, wie Dein Leben verläuft.
    Sein Leben kannst Du nicht beeinflussen, so lange er nicht von sich aus bereit ist, ohne Alkohol leben zu wollen und sich die Grundlagen für ein Leben ohne Alkohol selbst zu erarbeiten.

    Tu Dir selbst was Gutes, Lebe Dein Leben, ohne Alkohol, ohne Co-Abhängigkeit. Je mehr Du Dich jetzt um ihn kümmerst, Verantwortung für sein Leben übernimmst, um so schwieriger wird es für Dich, nicht irgendwann in die Falle der Co-Abhängigkeit zu geraten.
    Du hast ein Recht darauf, ein selbstbestimmtes Leben zu führen - und nicht eines, das vom Alkohol und der Sucht bestimmt wird. Das ist nämlich kein Leben, das ist unsagbares Leid - für nichts und wieder nichts...

    Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg, und die Einsicht, herauszufinden, was für Dich gut ist.

    LG
    Spedi

  • Oha, Eldarwen,

    Zitat von Eldarwen

    Ich habe schon mehrere Beziehungen mit kranken Menschen (Borderline, Bulemie, SVV, Drogen) hinter mir und im Grunde weiß ich, dass ich nicht wirklich helfen kann...
    ...aber es muss doch einen Weg geben ohne gleich alles "hinzuschmeissen" was uns die ganzen Monate verbunden hat?!

    jetzt läuten bei mir aber sämtliche Alarmglocken!

    Kann es sein, dass Du ein ausgeprägtes Helfersyndrom hast?

    Unabhängig davon: was hat Euch denn die ganzen Monate verbunden? Weisst Du es? Ich habe da so meine Zweifel...

    Ich kann Dir nur von mir berichten: so lange ich nass war, war ich mit meinem Suchtmittel "liiert", aber nicht mit meiner Frau...die einzige "Gemeinsamkeit" (ja, ist jetzt absichtlich übertrieben) war die Adresse...

    Ach ja, und "im Stich lassen" kannst Du ihn nicht in diesem Fall: egal, ob mit Dir oder ohne Dich, er muss seinen Weg aus dem Alkohol finden. Tut er das nicht, hast Du schon "verloren", bevor Du überhaupt angefangen hast ihm zu helfen.

    Und nochmal: lies Dich durch die Beiträge hier im Forum, Rubrik Angehörige/Co-Abhängige. Ich kann Dich nur warnen, ein Helfersyndrom ist der perfekte Einstieg in eine Co-Abhängigkeit (wenn es nicht schon so weit ist)!

    Mädel, mach kein Schei..., Du kannst nur verlieren!

    LG
    Spedi

  • Servus Eldarwen,

    Deinen letzten Satz kann ich Dir beim besten Willen nicht beantworten - ich bin kein Hellseher.

    Ich kann Dir nur aus meiner täglichen Erfahrung berichten. Diese Erfahrung stammt aus meiner eigenen Geschichte als Alkoholiker, aus fast vier Jahren aktiver Arbeit in Selbsthilfegruppen für Alkoholiker und Angehörige, sowie aus den vielen Krankenhausbesuchen in Entgiftungsstationen.

    Leider ist es sehr häufig so, dass ein Alkoholiker, der zwar durchaus seine Krankheit erkannt hat, aber noch nicht bereit ist, sein Leben zu ändern, nun, dass also dieser Alkoholiker sehr viele Versprechungen macht, Besserung gelobt, zum Teil zum Schein sogar "handfeste" Aktionen umsetzt (wie z.B. Therapien etc.) und immer wieder sogar (längere) Trinkpausen einlegen kann.
    Dieser Alkoholiker wird aber (immer wieder) rückfällig. So lange, bis er von sich aus sein Leben ohne Alkohol leben will.
    Und kein Angehöriger, kein Freund, keine Therapie, schlichtweg niemand "erreicht" ihn in dieser Phase und kann ihm helfen. Wir nennen das "er muss seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht haben, um etwas ändern zu wollen".

    Ich kann Dir also leider nicht sagen, ob Dein Freund diesen individuellen Tiefpunkt erreicht hat oder nicht. Dieser Tiefpunkt ist auch so unterschiedlich, dass es keine "Erfahrungswerte" dafür gibt.
    Dem einen reicht es, wenn sein Angehöriger mit Trennung droht, manchem wird sogar ohne Einfluss "von aussen" klar, dass es so nicht weitergeht.
    Aber es gibt auch viele Fälle, in denen der Alkoholiker noch in der Intensivstation des Krankenhauses "nicht genug hat" und weitertrinkt - bis zu seinem grausamen Tod.

    Eines muss Dir klar sein: Unsere Krankheit endet tödlich, sofern sie nicht zum Stillstand gebracht wird! Wir reden hier nicht über ein "Zipperlein".
    Und ich selbst musste erst kürzlich wieder einmal miterleben, dass es manchmal einfach zu spät ist, um noch etwas gegen die tückische Krankheit zu unternehmen. Wir Alkoholiker haben nicht "unbegrenzt" die Chance, unser Leben zu ändern. Der Punkt, an dem es zu spät ist, kommt manchmal schnell und ohne Vorwarnung.

    In diesem Sinne, ich muss für heute Schluss machen, Dir noch viel Kraft auf Deinem Weg.

    Lg
    spedi

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!