Alkohol und Selbstbewusstseins

  • hallo,


    ich bin 25 und habe heute morgen hier schon mal geschrieben. leider wurde der text irgendwie nicht ins brett gestellt.
    dann eben nochmal (in kurzform):
    ich trinke wenn ich abends mit freunden weg bin zwei liter bier. zwei mal die woche oder öfter, aber immer mit einem tag pause dazwischen. leider rauche ich dabei auch unkontrolliert. das kann sich dann schon mal auf eine ganze schachtel (in ausnahmefällen auch mehr) belaufen. wenn ich nüchtern bin rauche ich nicht.
    ich bin ein bisschen erschreckt, dass ich nicht einfach mal nüchtern bleiben kann, wenn ich unterwegs bin. leider ist das bier auch ein lockerungsmittel, stärkt das selbstbewusstsein und so fühle ich mich "ohne" einfach nicht locker genug und habe einfach keinen spass. das ist mit sicherheit auch ein großer faktor, warum ich nie das halte, was ich mir verspreche, z.B. mal bis weihnachten keinen alkohol zu trinken. das kotzt mich dermassen an, dass ich im grunde ein dauer-schlechtes-gewissen habe und auch das kotzt mich wiederum an. ich muss aussehen... :)
    meine beste ausrede wenn ich abends ein bier bestelle: "du kannst ja morgen mit aufhören anfangen."
    ich bin ja sooooo konsequent. heute ist morgen. und ich würde gern mit aufhören beginnen.

    soweit erst mal.
    lg, judy

  • Hallo Judy
    Ich denke das ist ein trügerisches selbst - bewußtest - sein, weil SELBSTBETRUG durch ein auflockerungsmittel benutzt, sprich alkohol eingesetzt wird. Keine ausreden mehr, fang an , nimm dir zeit erst einmal für einen tag. Du wirst sehen, das schlechte gewissen wirst du schnell verlieren wenn du standhaft bleibst, dafür erntest du dann SELBSTACHTUNG und SELBSTVERTRAUEN
    wünsche dir glück

  • hallo karsten,

    ich habe mit 15 jahren mein erstes bier getrunken. ab 16 jahren hab ich abends auf meinem zimmer gehockt und ne flasche zum einschlafen getrunken. den kasten habe ich mir ""heimlich"" mit meinem vater geteilt. meine eltern haben das also toleriert. (feststellung)
    naja von damals bis heute hatte ich schon so meine abstürze... möchte ich mich eigentlich nicht mehr dran erinnern. in der anfangszeit habe ich auch mal mit tequila experimentiert. den kann ich heute nicht mehr trinken. leider schmeckt mir bier immer noch. in dieser zeit (15-19) war ich ziemlich depressiv... ich habe vor zwei jahren eine psychotherapie begonnen. danach bin ich ein bisschen bewusster geworden, was den umgang mit "alltagsdrogen" angeht.
    statt allein zu hause trinke ich jetzt, wenn ich mit freunden weg bin. statt wild durcheinander bleibe ich beim bier. (da fällt mir grad ein, dass ich mit 16 eine etwas längere gin-phase hatte.)
    alles aufbauend auf ein wirklich nicht sehr gut entwickeltes selbstbewusstsein. ja, ich habe den alkohol bewusst eingesetzt, damit ich mich besser leiden konnte. so kann man das wohl sagen. die nervigen, fertigmachenden stimmen im kopf kann man so ausser gefecht setzen.

    in letzter zeit ist es so, dass ich abends schon so 1-2 liter bier trinke, damit ich diesen rauschzustand bekomme. also es ist schon klar, wenn ich die bar betrete, dass ich unter 3 bier nicht nach hause gehe.
    und das stimmt mich schon sehr bedenklich.
    ich denke, ich habe jetzt die möglichkeit mein ramponiertes selbstwertgefühl ein bisschen zu pushen, indem ich einfach mal das mache, was ich mir vornehme. und ich nehme mir vor nichts zu trinken. dann höre ich nämlich auch gleichzeitig mit dem rauchen auf. denn zigarette gehört zum bier dazu bei mir.

    ich muss das hinkriegen, nicht automatisch zu sagen "ein großes pils". das hat ja schon auch alles sehr viel mit gewohnheit zu tun. wenn ich nikotinsüchtig wäre, hätte ich auch tagsüber ein rauchverlangen. aber da ich es gewohnt bin nur zu rauchen, wenn ich dabei ein bier trinke, kann ich mit rauchen nicht aufhören. es sei denn ich höre auf zu trinken. und das möchte ich jetzt schaffen! ich weiss zwar noch nicht wie ich das anstellen soll, aber ich werde mein bestes geben, mir diese entscheidung immer wieder vor augen zu führen und bewusst zu machen. anders kann man den kampf wohl nicht gewinnen.

    lg, judy

  • @ Karsten

    das mit dem tag pause dazwischen ist kein selbstbetrug. ich brauche einfach einen tag um mich zu regenerieren... das mach ich ja nicht, um zu sagen "hey! gestern hab ich ja nichts getrunken, dann kann ich heute ja wieder!"
    mein körper sagt, dass ich mindestens einen tag brauche, damit es überhaupt schmeckt abends...

    ist das jetzt trotzdem noch selbstbetrug?

  • hallo, ich nochmal!

    hm. sich zeit für den tag nehmen. mehr bewusst machen. und vielleicht sich auch mal für dinge interessieren... also aktiv werden!? muss wohl in den apfel beissen und meine hemmungen überwinden. mir ist es morgens ja auch immer peinlich, wenn ich abends bierbeschwingt aufgedreht war und nur scheisse gequatscht hab. ich red aber auch manchmal einen stuss! das ist ja auch nicht gerade pro-selbstbewusstsein.

    wenn nur dieser kleine mann im ohr nicht wär, der mir zuflüstert "na los, trink ein bierchen, dann fällt dir ein mit was du das gespräch aufpeppen kannst... ist doch immer so lustig! entspann dich, lehn dich zurück, die welt ist doch gar nicht so schlecht."
    das ist immer total überzeugend in solchen momenten. um der anspannung zu entfliehen, dass ich mich gerade mit anderen menschen auseinandersetzen muss - von ihnen beurteilt werde - gab ich dieser stimme bisher meistens nach. war wohl gerne schwach...

    ich möchte mich aber nicht mehr verführen lassen.
    sind eure "stimmen" auch so überzeugend? kann man die umprogrammieren?

    lg, judy

  • Zitat von Karsten


    Wenn Du aufhören möchtest, bist Du hier genau richtig. Wir werden Dir helfen.
    Lass den Alkohol weg, unterbreche Deine Tagesgewohnheiten und meide Menschen, auch Deine Freunde, die ständig Alkohol trinken.

    wie soll ich das denn machen? ich hab ja sowieso nicht so viele freunde... naja, ich könnte mich mehr tagsüber mit ihnen treffen. dann trinken wir nen kaffee oder tee... in die bierfalle tappe ich immer erst ab 18 uhr. schlimm, wie gewohnheiten das leben bestimmen.

    Zitat von Karsten


    Hier findest Du sehr viele Menschen, vielleicht auch neue Freunde, die Dir zeigen und helfen, ein nüchternes Leben zu beginnen.

    darum wende ich mich an euch! ich brauche irgendwo einen platz, wo ich ohne hemmungen über die dinge austauschen kann, die sonst niemand mit mir bereden will.
    es geht ja darum, dass man ernst genommen wird. aber es geht auch darum, dass man vorurteilsfrei darüber reden kann. und ich will mich noch nicht brandmarken.

    lg, judy

  • Zitat von Karsten

    Hallo Judy,

    ich schreib mal anders, was ich meine.
    Du hast, wenn auch wenige Freunde, mit denen Du scheinbar immer getrunken hast. Wenn Du Dich nun mit ihnen triffst und Kaffee oder Tee trinkst, sind es dennoch die gleichen Menschen.
    Es würde nur Sinn machen, wenn auch sie bewußt mit dem Trinken aufhören möchten.
    Die Gespräche und Gedanken werden immer wieder in die alte Richtung gehen.

    ähm.. ich versuche es zu verstehen, aber es fällt mir wirklich schwer. denn zu allererst liegt es doch an mir, dass ich diesem mann im ohr immer wieder nachgebe. du meinst also, dass ich in immer gleichen situationen immer wieder in die falle gehen werde, auch wenn ich mich bewusst dagegen entscheide. (hat bisher noch nie geklappt, gebe ich ja zu.) was ist mit meiner lebenspartnerin? sie hat ihren konsum unter kontrolle. trinkt seltener, kann nein sagen, sagt auch zu mir öfters nein und manchmal höre ich sogar drauf.
    wenn ich abends mit meinen freunden ausgehe, bin ich diejenige die am meisten trinkt. auch wenn niemand trank, habe ich mir bisweilen ein bier bestellt.
    also nochmal: geht es um die situation oder um die menschen?

    Zitat von Karsten


    Warum tappst Du in die Bierfalle?
    Das kann, wie Du ja selbst erkennst, an Deinen Tagesrythmus liegen.
    Versuche einfach mal, um 19 Uhr was andees zu machen. Vielleicht hier lesen, schreiben oder chatten.

    hm. weil es auf den ersten blick der einfachste weg ist, lockerer zu werden. und es noch dazu bis zu einer gewissen grenze gesellschaftlich geduldet, wenn nicht gar gefördert wird.
    dass es bei mir wohl nicht um den biergeschmack geht habe ich herausgefunden indem ich ne weile clausthaler getrunken habe. hat keinen "spass" gemacht, kein wunder, war ja kein stoff drin.
    das muss ich mir auch immer wieder sagen... dass ich ja jetzt nicht auf den leckeren biergeschmack bis ans ende meiner tage verzichte... weil es mir ja gar nicht um den geschmack geht! geschmack ist ja nur die ausrede... und der druck auf die eigene tränendrüse. "oh mein gott, ich werde niemals wieder ein bier trinken! niemals wieder, in meinem ganzen leben nich! :( "

    Zitat von Karsten


    Da hier alle ein Problem mit Alkohol haben, wirst Du auch nichtgebrandmarkt oder was meinst Du damit?

    ich meinte damit auch nicht das forum, sondern meinen freundeskreis mit dem ich dieses thema nicht in dieser deutlichkeit diskutieren möchte. wegen der vorurteile.

    Zitat von Karsten


    Alle haben wir mal vor der gleichen Frage gestanden, wie Du jetzt.
    Entweder das Leben verändern oder weiter trinken.

    diese brett ist wirklich nett. wenn ich das mal so sagen darf. gefällt mir gut hier!

    lg, judy

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