Ich muß es loswerden...

  • Mein Mann liegt zur Zeit im Krankenhaus. Letzt Nacht habe ich ihn gefunden - er ist kopfüber die Treppe runtergestürzt. Dabei hatte er relatives Glück. Er ist zwar schwer verletzt, aber tatsächlich hätte er sich das Genick brechen können.
    Er trinkt schon seit Wochen, mehr oder weniger stark, aber doch täglich. Und er meint, daß er aufhören könnte, wenn er wollte. Na, Ihr werdet wissen, was davon zu halten ist.
    Wir könnten ein schönes Leben haben im eigenen, bezahlten Haus. Beide haben wir gute Jobs und verdienen genug. Die Kinder sind erwachsen und haben auch Arbeit.
    Er hat immer ganz gerne getrunken bei Geselligkeiten. Irgendwann hat er dann aber angefangen auch zu trinken, wenn er von der Nachtschiocht kam, weil er immer Angst hatte, Fehler gemacht zu haben.
    Mittlerweile hat er irgendwo eine Flasche versteckt (einmall habe ich eine gefunden). Wenn er vor meinen Augen was trinken will, ist es Bier (hat er früher nie getrunken), weil er meint, daß ist nicht so schlimm, machen andere ja auch.
    Und in diesem Sommer ist er erstmalig auch gegen andere verbal aggressiv geworden, wenn er getrunken hatte. Sonst war ich immer der Blitzableiter. Der bin ich zwar nach wie vor, aber zusätzlich hat er eben auch andere "angemacht". Außerdem haben ihn mindestens zwei Bekannte erstmalig auf seinen Alkoholkonsum angesprochen.
    Ihn regt das ziemlich auf, weil er von sich ein ganz anderes Bild hat, obwohl ich eigentlich überzeugt bin, daß er selber weiß, daß sein Alkoholkonsum nicht mehr in Ordnung ist.
    Ich denke ernsthaft darüber nach zu gehen. Es wird dann wohl nicht lange dauern bis er völlig abrutscht. Andererseits stelle ich bei mir selbst ein ungesundes Verhalten fest. Ich ziehe mich zurück von der Umwelt, bin häufiger mal depressiv und verliere die Lust am Leben. Wenn ich nichts tue, wird sich für mich nichts ändern. Für ihn wohl auch nicht, außer, daß es noch schlimmer wird.
    Selbst der Unfall scheint ihn nicht zum Nachdenken zu bringen. Oder ist das noch zu früh? Muß erst der Alkohol aus dem Körper raus? Es kann kaum sprechen, aber verbal aggressiv war er trotzdem gegen mich. Ich bin aufgestanden und gegangen. Ich will mich nicht mehr anmeckern und runtermachen lasse.
    Die Lösung zu gehen, finde ich selbst nicht optimal. Mein Mann war mir viele Jahre ein guter Mann und er ist es auch heute noch manchmal. Ich würde gerne mit ihm zusammenbleiben. Aber nicht so! Würde er Veränderung für sich und den Alkohol wollen, würde ich diesen Weg mit ihm gehen. Ich fühle mich wie in einer Falle - egal wie ich mich entscheide - richtig scheint keine Lösung zu sein. Wie soll man damit nur fertig werden?

  • Hallo,
    und herzlich Willkommen hier im Forum
    Dein Mann liegt ja nun wegen seines Sturzes im Krankenhaus.
    Nun ist zunächst einmal ganz wichtig, dass Du den Ärzten von seinem Alkoholproblem erzählst. Da ein Entzug nicht einfach ist und lebensgefährlich sein kann, sollten die Ärzte auf jeden Fall informiert sein, damit sie ihn entsprechend behandeln können.

    In der Zeit, in der Dein Mann stationär behandelt wird, wird sein Körper gleichzeitig entgiftet. Kümmere Dich nun zunächst einmal um ihn, denn das ist für ihn eine zusätzliche Belastung zu seinen Sturzfolgen.

    Gib ihm ein paar Tage Zeit, und dann redet vernünftig zusammen. Du solltest ihm nur keine Vorhaltungen machen, denn dann blockt er ab.
    Du hast das hier so geschrieben, wie Du ihm das auch eigentlich sagen solltest:

    Zitat von Gast09

    Ich will mich nicht mehr anmeckern und runtermachen lasse.
    Die Lösung zu gehen, finde ich selbst nicht optimal. Mein Mann war mir viele Jahre ein guter Mann und er ist es auch heute noch manchmal. Ich würde gerne mit ihm zusammenbleiben. Aber nicht so! Würde er Veränderung für sich und den Alkohol wollen, würde ich diesen Weg mit ihm gehen. Ich fühle mich wie in einer Falle

    Das klingt doch gut. Du sagst, was Du möchtest, was Dich belastet, und Du bietest ihm Deine Hilfe an. Er hat die Wahl: Entweder ein Leben mit Dir oder mit dem Alkohol.

    Vielleicht ist es auch gut, ihn die ersten Tage nicht im Krankenhaus zu besuchen, damit er sich Gedanken macht. Ich weiß es nicht. Das solltest Du aus dem Bauch heraus entscheiden. Aber denke bitte daran, den behandelnden Arzt so schnell wie möglich aufzuklären.

    Ich wünsche Dir viel Glück, dass Dein Mann sich nun besinnt.

    liebe Grüße,

    Rainer

  • Hallo,

    ich habe da noch eine Idee:

    wie wäre es, wenn Du Dir mal in einem Brief an ihn alles von der Seele schreibst?
    Schreibe alles auf, was Dich belastet, wie Du Dich fühlst, was Du möchtest, welche Hilfe Du ihm anbietest und mit welchen Konsequenzen er zu rechnen hat, wenn er nicht aufhört, zu trinken.
    Aber schreibe in der Ich-Form, schreibe z.B. "ich möchte nicht mehr gegen den Alkohol ankämpfen". Schreibe nicht "Du säufst nur..."

    Er hat ja viel Zeit im Krankenhaus und kann sich Deinen Brief immer wieder durchlesen und sich Gedanken machen. Bedenke aber, dass Du die Konsequenzen, vor die Du ihn stellst, dann eventuell auch durchziehen musst. Von ihm wegziehen wäre wohl die letzte Konsequenz, aber es gibt auch andere, "mildere", die vielleicht schon helfen. Z:B: eine räumliche Trennung innerhalb des Hauses, für ihn nichts mehr zu machen usw.
    Vielleicht hilft´s :wink:

    lieben Gruß,

    Rainer

  • Auch von mir ein herzliches Hallo,

    vielleicht ist der ganze Umstand ja soger eine Chance für Dich und Deinen Mann. Jetzt, wo es ihn so richtig "hingeschmissen" hat. Da ist Zeit zum Nachdenken reichlich da. Ich bin auch kein Experte, aber ich würde ihn im Moment nicht fallen lassen so lange er im Krankenhaus ist, aber die Idee von Rainer mit dem Brief, die find ich echt gut. Sag ihm klar, wie die Situation momentan ist
    Du kannst wirklich alles schreiben, was Dir auf der Seele brennt, und ihm sagen, was Du nicht mehr möchtest, ohne ihm Vorwürfe zu machen.
    Er kann das dann lesen, ohne dass er dich anschreit, und wie gesagt drüber nachdenken.
    Ich wünsche dir jedenfalls, dass du den richtigen Weg findest und wünsche dir dafür viel Kraft und Mut

    Liebe Grüsse

    Joachim

  • Irgendwie ähnelt und wiederholt sich das doch alles. Ist wohl wie die Krankheit funktioniert. Diese Leute sind meistens ganz lieb und hilfsbereit, doch der Alkohol lässt sie sich verändern und sie können gemein und fies werden, demütigend und beleidigend, im schlimmsten Fall auch noch körperlich angreifen. Es ist so schade und eigentlich auch sehr sehr traurig, das diese ansonsten doch lieben Menschen, durch diese furchtbare Droge Alkohol, wogegen sie nicht ankönnen, sich so sehr verändern. Es ist wirklich traurig wenn man hilflos ist und denen nicht helfen kann, bei denen der Alkohol die Sucht nach mehr davon verursacht, wenn sie selber nicht erkennen können, das es für sie selber und für ihre Mitmenschen und die, die sie lieben wirklich das Leben kaputtmachen kann. Es ist so traurig, so hilflos zu sein, wenn man jemanden liebt der diese Krankheit hat, aber ausser er selbst, niemand ihm klarmachen kann, was Alkohol anrichten kann und anrichtet.

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