Liebe Weitsicht, lieber Dagmar, und alle anderen auch!
Ich find's so lieb, wie Ihr Euch bemüht um mich und ich würd's so gerne irgendwie besser verstehen können oder besser annehmen können oder was auch immer das genau ist. Aber egal was nicht klappt, das ist es nicht:
Zitat von Weitsicht
Vielleicht schreibe ich in Deinen Augen Blödsinn, dann vergiss es, was ich Dir geschrieben habe.
- ist doch kein Blödsinn, was Du (Ihr alle) schreibt! Ok, manches passt nicht wirklich zu mir, aber das macht noch lange keinen Blödsinn draus! Und ich versuch auch wieder häufiger zu schreiben, weil sich irgendwie vielleicht doch was damit bewegt und dazu sind doch Eure Antworten und Fragen wichtig!
Liebe Weitsicht, Du stellst mir spannende Fragen...
Zitat von Weitsicht
Wie lange trauerst Du schon?
Seit April letzten Jahres sind wir nicht mehr zusammen. Seither. Vorher war ich sauer, frustriert, genervt, traurig, ganz viele negative Gefühle wegen der Trinkerei. Und dann gab's auch schöne Gefühle daneben, fröhliche, glückliche, ausgelassene, mit ihm und auch ohne ihn. Aber was auch immer da war an Gefühlen, darunter war immer diese gute Grundlage eines glücklichen Gefühls, dem konnte das Trinken nichts anhaben, das hatte damit ja auch nix zu tun, das war ich, unbeeinflusst. Und seit wir nicht mehr zusammen sind, ist das weg. Auch wenn die guten Gefühle da sind, wenn ich fröhlich bin und es lustig habe - weil das hab ich, diese guten Gefühle sind da, das "funktioniert" - aber dieses Grundgefühl ist weg. - und ih weiss, es gibt verschiedene Phasen und ich weiss, dass es viel Zeit braucht... es geht nur schon so lange...
Und vielleicht tönt das jetzt scheusslich blöd, aber wenn Du schreibst, dass das Verlassenwerden einem Abschied für immer nahe kommt, dann hab ich irgendwie das Gefühl, dass gerade das "für immer" eben hier nicht dasselbe ist. Dass bei einem Todesfall klar ist, dass da nichts rückgängig zu machen ist. Das muss man dann akzeptieren. Wie bei einer Krankheit, das kenn ich, das musste ich auch und da hab ich kein Problem mit dem Akzeptieren, das ist nun mal so. Aber bei unserer Trennung müsste es eben nicht so sein. Hier wäre es möglich, etwas rückgängig zu machen... und darum bleib ich dran "hängen"... oder will es "zurückbiegen", oder "erzwingen". Weil es möglich ist... Macht das Sinn?
Du fragst:
Zitat von Weitsicht
Wie war Dein Verhältnis zu Deinem Vater? Konntest Du Dich von ihm angenommen und geliebt fühlen. Gab er Dir gute Rückmeldungen, auf Deinem Weg vom Mädchen zur Frau, damit Du zu einer selbstbewussten Frau heranwachsen konntest?
Das mit der ersten grossen Liebe zum Papa stimmt sicher. Und mein Verhältnis zu ihm ist sehr gut und ich denke ich hab von beiden Elternteilen super Starthilfe gekriegt, um eine selbstbewusste Frau zu werden. Geliebt und angenommen und ernstgenommen und alles, was man sich nur wünschen kann. - vielleicht zu "perfekt" (perfekt ist ja nix, weiss ich schon, aber Ihr wisst, wie ich meine), weil es jetzt dafür umso heftiger weh tut, weil ich es absolut nicht kannte, von einem Menschen verletzt zu werden, den ich liebe und dem ich vertraue.
Deine Frage:
Zitat von Weitsicht
Bist Du Dir in Deiner Therapie näher gekommen?
kann ich nicht beantworten, weil ich immer noch nicht weiss, was dieses "sich selbst nahe sein" bedeutet. Bzw. ich verstehe nicht, was denn das Gegenteil wäre. Was bedeutet, sich selbst fern zu sein? Ich glaube, ich bin mir selbst sehr nahe.
Und das bringt mich zu Dir, Dagmar, wenn Du sagst:
Zitat von dagmar007
Aber ich wünsche mir für mich zu lernen, dass ich mich mit selber ebenso wohl fühle wie in einem Gespräch mit einem geliebten und geschätzen Menschen.
- ich versteh das auch nicht ganz. Ich vermisse meinen Mann, er fehlt mir, ich möchte ihn schrecklich gerne wieder zurückhaben, bei mir haben, in meinem Leben haben. Und seit er nicht mehr da ist, ist etwas kaputt, fehlt etwas. All das hab ich ja schon geschrieben. Aber das heisst doch nicht, dass ich mich mit mir selber nicht wohl fühle! Ich fühle mich sehr wohl mit mir selber. Ich mag mich auch gut leiden. Ich bin auch gern für mich alleine. Aber wenn ich jemanden liebe, dann ist derjenige doch einfach auch noch da, dazu, als Extra, und das macht es noch schöner. Auch wenn derjenige einfach nur so "im Hintergrund" exisitert. Er muss nicht mal da sein, geographisch am selben Ort, physisch anwesend. Einfach das Wissen drum, dass es ihn gibt ist doch schön. Ändert aber nichts daran, dass ich mit mir selber völlig zufrieden bin. Wer und was ich bin hängt ja nicht von ihm ab.
Aber dann fragst Du:
Zitat von dagmar007
Aber ...... wenn ich mich in der Nähe eines anderen Menschen so wohl fühle, was gibt er mir denn, was ich mir selber nicht geben kann.
Was gibt er mir? Ich nehme nicht an, dass es um so banales Zeug geht, wie die Tatsache, dass es lustiger ist, beim Essen im Restaurant ein Gegenüber zu haben, stimmt's? Wobei auch das zu den Dingen gehört, die er mir gibt und die ich mir nicht selber geben kann! Er kann mir auch den Rücken massieren kann ich auch nicht selber. Aber was mir dieser andere Mensch vor allem gibt, ist doch sich selber. Eben die Tatsache, dass es ihn gibt. Dass ich jemanden habe, den ich lieben kann, der mir wichtig ist. Und umgekehrt. Und das bedeutet, dass da jemand ist, mit dem ich meine Freude teilen kann - und das macht die Freude noch grösser. Und mit dem ich meine Sorgen teilen kann - das macht sie nicht unbedingt leichter, aber doch, irgendwie macht's schon was aus. Und umgekehrt auch, jemand lässt mich an seiner Freude teilhaben und erzählt mir von seinen Sorgen. Das ist doch schön. - find ich zumindest.
Und das kann ich mir nicht selber geben. Und das können mir auch die allerbesten Freunde nur bis zu einem gewissen Grad geben. Für mich ist das auf jeden Fall so. Vielleicht ist das der Fehler? Dass ich manche Dinge wirklich nur mit einer Person auf der Welt teilen mag - und die fehlt mir jetzt und ich kann sie nicht "ersetzen".
Vielleicht kann ich mir das einfach nicht vorstellen, wie das gehen soll, was Du schreibst:
Zitat von dagmar007
andere Themen die Chance, in Deinem Leben mehr Platz einzunehmen als der (Ex-)Partner. Vielleicht irgendwann ein Hobby, ein Interesse, ein neuer Mensch.... Egal was oder wie - aber einfach anderen Dingen und Menschen überhaupt die Chance geben an und in Dein Herz zu kommen.
- diesen Platz kann doch nicht ein Hobby einnehmen! Das klingt für mich geradezu absurd. (Sorry, nicht böse gemeint, wirklich nicht! Es klingt für mich einfach so... absurd eben.) Statt dass ich mit meinem Mann einen schönen Moment erlebe und teile und mich selbst über den Moment freue und mich zudem noch dran freuen kann, dass er sich auch freut - stattdessen soll ich Stricken??? (Fällt mir grad kein anderes Hobby ein...) Man kann doch einen Partner nicht durch n Hobby ersetzen!? Das würde ja bedeuten, dass der Partner nix anderes ist, als ein etwas zeitraubendes und ausgedehntes Hobby! Das kann ja nicht gemeint sein, oder? Mein Partner ist doch nicht bloss n Zeitvertreib oder eine Beschäftigungstherapie oder sowas!
Ok, dass der Platz theoretisch von einem neuen Menschen eingenommen werden könnte, ja, das ginge immerhin von der Logik her. Aber solange da noch mein Mann ist, kann ich nicht einfach die Rolle neu besetzen.
Liebe Dagmar, was meinst Du, wenn Du sagst:
Zitat von dagmar007
ich selber konnte mir etwas nicht geben, was vom Partner kommen sollte. Niemals kann ein Partner, egal wie gesund oder krank, mir das geben, was ich selber nicht erreichen kann.
Da sind doch unzählig viele Dinge, die ich mir nicht selber geben kann, von den banalen Rückenmassagen (und sonstigen so angenehmen Dingen, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen ) bis eben hin zum "anderen", mit dem ich mein Leben teilen kann.
Oh Mist, ich schreib wieder und schreib und schreib und schreib... Das wär auch so etwas, das "aufgefangen" würde, wenn mein Mann da wäre: dann würd ich ihn dumm und dämlich quasseln, statt hier zu schreiben. Nee, blöder Spruch. Aber es stimmt schon auch, dass mir mein "bester Freund" fehlt, derjenige, dem ich all das erzählen kann, das ich sonst keinem erzählen mag... Und jetzt muss ich mit dem Erzählen überhaupt bremsen, es ist viel zu spät und ich muss ins Bett. Aber danke für's Zuhören!
Bis bald und liebe Grüsse,
c.