Beiträge von Kopfmensch

    Hallo Linde66,

    ich sehe dieses Forum - die Foren insgesamt - als Impulsgeber/ Hilfestellung für mein reales Leben an. Alle Seiten der (Co-)Alkoholkrankheit werden beleuchtet und auch Wege daraus aufgezeigt.

    Mein Ziel ist es, meine eigene Co-Abhängigkeit zum Stillstand zu bringen und für eine bessere Lebensqualität zu sorgen - unabhängig von Anderen.

    Daher interessieren mich die Geschichten der Menschen inkl. Erkenntnis und ihre Arbeit an sich - Ausgangssituation - Ziel - Wege dahin.

    Im "Einzelkämpfer" sehe ich eher das Individuum mit Verantwortung für sich selbst.

    Gruß - Kopfmensch

    Hallo Mikesch,

    diese mehreren inneren Stimmen machen mich teilweise für eine gewisse Zeit hilflos. Manchmal auch panisch, weil ich nicht weiß, welches die richtige Entscheidung ist.

    Auf meinem Weg habe ich bereits erfahren, dass ich eine gute Lösung finde, wenn ich für mich zur Ruhe komme und die äußeren Einflüsse ausblende - loslasse. Das wichtigste ist, es mir selbst recht und nicht auf Bestätigung von außen aus zu sein. Das ist noch eine große Baustelle.

    Ebenso die, dass ich nicht so gewaltig explodiere. So, als müsse ich mein Leben verteidigen, obwohl ich nur (m)eine Meinung vertrete.

    Kopfmensch

    Hallo EKAs,

    ich habe hier schon einige Merkmale platziert. Was mir aktuell aufgefallen ist, dass ich ein Problem habe, Entscheidungen durchzuziehen. Dadurch, dass ich innerlich nicht immer gefestigt bin, gerate ich oft ins Wanken und werde von Anderen als wankelmütig wahrgenommen. Habe z. B. schon zig Mal einige Freund- und Bekanntschaften beendet und bin später selbst wieder an diese Menschen herangetreten. Hick-Hack. Jüngst habe ich mich von einem über das Internet kennen gelernten Mann verabschiedet, weil mir sein Alkoholgenuss zu krass ist und ebenso seine permanente aggressive Haltung gegenüber der Außenwelt. Jetzt muss ich an diesen Menschen denken und eiere gedanklich herum, obwohl ich doch eine Entscheidung gegen diese Verbindung getroffen habe. Oder im Berufsleben. Ich bin selbständig und habe Firmen, für die ich arbeite wissen lassen, dass ich zwischen den Jahren Urlaub habe. Eine Person schreibt mir dauernd Emails mit zu erledigenden Aufgaben. Ich werde selbstverständlich nicht antworten. Habe sie schließlich in Kenntnis gesetzt, dass ich Urlaub habe. Innerlich werde ich wütend, ich empfinde es so, als ob jemand versucht, meine gesetzte Grenze zu überschreiten. Kennt Ihr das?

    Der Kopfmensch

    Hallo Sinnesrausch,

    es geht bei der radikalen Vergebung nicht darum, zu wissen, wie, sondern, dass es Dein Leben verändern wird und einem Menschen die Werkzeuge an die Hand gibt wie.

    Ich habe für mich festgestellt, dass es im ersten Schritt gut war, zu wissen, ich bin nicht allein mit meinen Problem. Aber in diesem Schritt wollte ich nicht verharren, sondern weiter kommen und diesen Kreislauf inkl. ewigem Selbstmitleid durchbrechen. Ich habe jedem neuen Menschen in meinem Leben von meinem so bösen trinkenden Ex-Freund und meiner Geschichte erzählt, bin bemitleidet worden, habe zig Bücher gelesen...es hat mir nicht dabei geholfen weiter zu kommen. Ich bin stecken geblieben und es ging mir zunehmend schlechter, denn der Ballast wurde nicht leichter. Jetzt fällt Stück für Stück ab.

    Die Vergebungsmethode funktioniert nicht so, dass einmal angewendet, plötzlich alles gut ist. Es ist eine permanente Übung zur Veränderung der alten Muster und das alte Ego kämpft und wehrt sich, weil es doch soooo gerne im Opferland mit all den anderen stecken bleiben will. Mehr zur Methode der radikalen Vergebung unter folgendem Link edit - bitte keine Links einbinden, danke - edit

    Kopfmensch

    Hallo Sinnesrausch,

    ich habe in einem Seminar über „Radikale Vergebung“ (ebenso dazu erhältlich ein Buch mit gleichnamigen Titel von Colin Tipping) gelernt, dass das innere Kind unsere alten Wunden sind.

    Wenn wir das innere Kind (Sammlung aus schmerzhaften Kindheitserfahrungen, aus denen ein Mensch quälende und sein Leben begleitende Glaubenssätze abgeleitet hat, die zu festen Mustern, teilweise bewusst teilweise unbewusst wurden) nicht irgendwann loslassen, bleiben wir ein Leben lang im Opferland gefangen und suchen uns entsprechende Menschen zur Bestätigung dieser inneren Überzeugungen.

    Darin steht z. B. auch, dass, wenn man sein inneres Kind losgelassen hat, Veränderungen im Umfeld eintreten, man sich nicht mehr zum Unglück hingezogen fühlt, ja sogar Kreise meidet, die sich gern im Selbstmitleid gefangen halten. Dazu zählen Menschen, die sich beklagen, wie schlecht die Welt ist, wie übel das Leben ihnen mitgespielt hat - evtl. auch SHGs. Klingt plausibel. Habe ich auch selbst erlebt. Ich hatte in der realen SHG den Eindruck, als wolle das Gros der Gruppe das alles beim alten bleibt. Ich wollte aber vorwärts kommen, den Kreislauf der Co-Abhängigkeit durchbrechen. Habe eine gewisse Unruhe reingebracht und die Gruppe wieder verlassen.

    Jeder ist auf seinem Weg und entscheidet für sich selbst. Die Radikale Vergebung ist das beste, was mir begegnet ist, weil ich endlich loslassen kann und konnte. Das möchte ich Euch hier lassen. Alles Liebe – Kopfmensch

    Hallo Iffiegenie,

    viele der Punkte, die Du aufzählst, können auch von mir stammen.

    Besonders der „Meine Wohnung ist mein Bunker“. Ist auch bei mir so. Spontane Besuche mag ich nicht.

    Darüber hinaus habe ich auch ein Problem damit, woanders zu übernachten. Fordere mich aber immer wieder selbst und mache es dann doch, um herauszufinden, dass es nichts bedrohliches ist. Es ist die Angst vor dem Unbekannten.

    Neulich hat mir ein Freund (Sohn eines Alkoholikers) gesagt, dass ich mich meinem näheren Umfeld erklären müsse, um ein gewisses Verständnis zu ermöglichen. Sonst würden mich die Leute nach Schema F wegsortieren und denken, ich hätte eine Meise. Ihm ginge das im Umgang mit mir auch so. Er weiß manchmal nicht, wie er sich mir gegenüber verhalten soll...ich sei manchmal ein echter Klotz und verletzend in meiner Art. Zumal der ewige Wechsel zwischen Nähe und Distanz.

    Ich gebe zu, ich habe ein Problem damit, emotionale Spannungen auszuhalten. Am liebsten möchte ich gerne immer alles sofort klären, weil ich es nicht ertragen kann. Wenn mein Gegenüber dann nicht so mitspielt, stecke ich in einem extremen Chaosgefühl, ziehe ich oftmals sogar die Notbremse, um dem zu entkommen und trenne mich. So habe ich oft schon voreilig Beziehungen, Freundschaften sowie Bekanntschaften einfach so aufgelöst. Egal, wieviel ich für diesen Menschen empfunden habe. Später bereue ich es dann.

    Ich sehe ich oftmals nur mich selbst und nicht mein Gegenüber. Das blende ich total aus. Egal, was mir ein anderer sagt, auch, wenn er mir wahre Gefühle offenbahrt und mich real wahrnimmt und gut erkennt. Ich habe mir irgendetwas in den Kopf gesetzt, einen Gedanken und der muss dann wahr sein. Also führe ich manchmal Auseinandersetzungen, die total sinnlos sind und nur dem Zweck dienen, den anderen wegzustoßen.

    Ein weiteres Thema ist Smalltalk. Es fällt mir schwer, mich über banale und alltägliche Dinge zu unterhalten. Ich steige meist mit für mein Gegenüber schwierigen und sehr persönlichen Themen ein. Oftmals führt das zu einem eher belastenden als leichten Gespräch...

    Außerdem habe ich extreme Gefühlsschwankungen, die überwiegend mit äußeren Ereignissen zusammenhängen. Ich lasse alles an mich heran und versuche, Probleme anderer in mir zu lösen. Dabei verausgabe ich mich dermaßen bis zur völligen Erschöpfung.

    Viele Grüße Kopfmensch

    Es gibt ein Zitat, dass sowohl zum Alkohol- als auch zum Coabhängigen - imgrunde zu jeder Lebenssituation - passt:

    "Wer will findet Wege, wer nicht will findet Worte"

    Die Argumente meiner Mutter waren "Haus" und "Kinder", mein eigenes "Liebe" - alle drei waren Selbstbetrug.

    Kopfmensch

    Hallo Monty,

    er lebt in einer anderen Welt. Ich habe vor ein paar Tagen nach Wochen einen ebenso ominösen Anruf von meinem Ex erhalten: "So, die Küche ist soweit fertig. Willst Du herkommen sauber machen?" und "Wir haben von X eine Einladung erhalten und müssen bis zu dem Tag X eine Rückmeldung geben."

    Das zeigt mir, dass er mich noch nicht losgelassen hat. Noch schlimmer als das wirre Gesagte war jedoch mein eigenes Gefühl, denn es ging mir sehr schlecht danach. Ich konnte nicht mehr weiter arbeiten. Ein Anhaltspunkt für meinen eigenen Weg. Anscheinend bin ich auch noch nicht weit genug entfernt...diese SMS-/ Anrufspielchen sind eine Verlängerung unserer eigenen Sucht, wenn es uns nicht gelingt, den Punkt in unserem inneren trocken zu legen.

    Liebe Grüße Kopfmensch

    Hallo Paddy,

    hier ein Buchtipp: "Die Liebesfalle: Spielregeln für eine neue Beziehungskultur"

    Es zeigt auf, fordert Dich aber gleichzeitig auf, an Dir zu arbeiten und bezieht sich auf jegliche Art von Beziehung.

    Dinge geschehen, weil wir es in unserem inneren zulassen. Wenn andere fordern, kann man Ihnen keinen Vorwurf machen, weil wir nicht Nein gesagt haben.

    Liebe Grüße Kopfmensch

    Hallo Lynette,

    mein Ex hat mir während unserer Beziehung auch mal diese Frage gestellt, weil er wohl gemerkt hat, wie schlecht es um ihn steht und, dass niemand mehr für ihn da ist. Ein AA-Freund hat dies so übersetzt: er braucht Dich für die Dinge des Alltags, damit er in Ruhe seine Sucht weiterleben kann.

    Ich kann das mit den ausbleibenden SMS-Nachrichten gut nachempfinden. Ging mir auch so. Einerseits wollte ich Ruhe und Abstand, andererseits hat es mich auch beruhigt, dass er mich immer wieder kontaktiert hat. Auch, wenn ich nicht reagiert habe. Habe mir eingebildet, es wäre, weil ihm tatsächlich etwas an mir liegt. Er hat mich gebraucht, so wie ich ihn. Es ist ein Zeichen unserer eigenen Sucht. Es funktioniert nur so lange man es selbst zulässt und keine Ruhe im inneren findet.

    Kopfmensch

    Liebe Emma,

    der Wunsch nach einer Partnerschaft ist absolut legitim. Die Aufgabe, die sich uns stellt, ist an der Gesundung unseres Egos zu arbeiten und zwar ohne Fokus auf eine lähmende und kräftezehrende Beziehung.

    Echte Liebe ist Freiheit, Energie und Frieden - alles andere ist keine Liebe...

    Dein Freund ist nicht mehr der, der er mal war. Der Alk hat ihn verändert. Er kann kein guter Partner für Dich und Deine menschlichen Bedürfnisse sein - ich spreche aus Erfahrung.

    Liebe Grüße - Kopfmensch

    Mir ist heute im Therapiegespräch umso mehr deutlich geworden, dass ich selbst in der kranken Co-Abhängigen/Alk-Beziehung aus dem Kindheits- und Eltern-Ich mit meinem Ex kommuniziert habe und dass ich in meiner Kindheit das gleiche an meinen Eltern (Mutter: Co/ Vater: Alk) beobachtet und als Muster gespeichert habe. „Gesunde“ Beziehungen, in denen Menschen sich auf Augenhöhe als Partner begegnen kenne ich nur wenige.

    Zudem habe ich in meinem bisherigen Leben als Co-Abhängige generell Menschen mit Problemen angezogen habe, die selbst aus der hilfsbedürftigen Kind-Perspektive gefunkt und damit meine Knöpfe gedrückt haben. Ich bin angesprungen wie damals als Kind, wo ich stellvertretend für meine Mutter stark war und innerhalb der Suchtfamilie geholfen und funktioniert habe. Das tue ich heute noch und muss immer wieder für mich überprüfen, ob meine Leistungen angemessen sind oder, ob ich mich schon wieder selbst völlig verausgabe.

    Laut Therapeut kann ein nasser Alkoholiker kein Partner sein, egal wie gut die Co-Abhängige funktioniert – denn sein Problem hat nichts mit ihr zu tun. Auch, wenn er seiner „Co-Partnerin“ das gern einredet. Das Spielchen ist also ein permanenter Wechsel aus Zuckerbrot (Kindheits-Ich) und Peitsche (Eltern-Ich) mit der krankhaften Hoffnung, dass irgendwie und irgendwann eine partnerschaftliches Miteinander (Erwachsenen-Ich) da ist – UNMÖGLICH!!!

    Jeder Mensch hat gesunde Anteile in sich und jeder entscheidet, ob er diese für sich stabilisiert, um eine gesunde Egogrundlage zu schaffen, die eine Chance auf eine ebenbürtige Partnerschaft bietet. Da gehe ich hin – egal wie lange mein Weg dauert...ich fühle das Potenzial. Dieses Gefühl hatte ich in meiner Ex-Beziehung nicht.

    Liebe Grüße und Kraft auf Eurem Weg - Kopfmensch

    Eine neue Erkenntnis auf meinem Weg: im Zusammenspiel mit meinem Ex-Freund, einem Alkoholabhängigen, sind wir uns fast nie auf Erwachsenenebene begegnet, sondern wir haben aus dem Kindheits-Ich (Kuscheln + Klammern, Jammern + Fordern) und dem Eltern-Ich (Iss, sonst wird es kalt, putz Dir mal die Schuhe, was ziehst Du für ein Gesicht, Anschuldigen: Du hast; Du kannst; Du musst; Mach sofort; Fräuleinchen) heraus miteinander kommuniziert. Wir waren beide keine gesunden Erwachsenen, sondern aus Kind- und Elternperspektive fordernde Kranke mit beleidigter Leberwurst-Tendenz, wenn der andere nicht wollte.

    Ich habe bei meinem Ex-Freund zwar einen Partner gesucht. War selbst, aufgrund eigener Störung aber garnicht fähig, Partner zu sein. Das kann ich logischerweise auch erst sein, nachdem ich meinen kranken Anteil bearbeitet habe.

    Zudem hat mir eine Freundin neulich etwas Treffendes gesagt: „Es passiert, weil Du es zulässt.“ Dieser Satz begleitet mich seit Tagen durch den Alltag. Menschen gehen mit uns nicht gut um, weil wir es zulassen und Grenzen überschreiten lassen, anstelle von „Stopp“, „Es reicht“ oder „Das geht zu weit“ zu sagen. Menschen gehen immer so weit, wie man sie lässt – das gilt auch für mich.

    Freitagsgrüße vom Kopfmensch

    Es ist erstaunlich, wie schnell sich Dinge und Gefühlslagen ändern, wenn man den Blick auf die Dinge verändert. Heute Abend geht es mir schon bedeutend besser. Habe mich mit einer Freundin unterhalten und alles nochmal reflektiert und neu geordnet. Ich habe mit dem Geschehenen endlich den Punkt erreicht, um abzuschließen. Der anderen Frau sei Dank. Ich setze meinen Weg nach vorn fort. "ICH schaffe das". Gute Nacht, Kopfmensch