Beiträge von marianee

    Liebe LiesaB. und alle anderen,

    Zitat

    Hat jemand von den Foristen Erfahrungen mit Alkohol und Übergewicht? Bedingt das eine das andere? (Ich meine nicht die Abnahme, die am Ende der Sucht steht.)

    Das scheint so zu sein. Ich habe (wieder trocken seit dem 08.04.2020) auch stolze 6 kg zugelegt. Bei mir kommt es zu Schockoladenattacken und sonstigem Heißhunger auf Süssigkeiten. Der Körper (meiner) sucht nach nem Ausgleich.
    Ich hatte in meinen 3 Rückfallwochen aber auch so gut wie nichts gegessen. Sparflamme, hauptsache es kreiselte.
    Wenn ich mal so überlege, was wir unseren Körpern antun, na dann gute Nacht.
    Mein Entschluss liegt dennoch fest. Lieber paar Kilo mehr, als sich im Tran auf die Suche nach den nächsten Flaschen zu begeben.
    Und das schreibt einer, der es eigentlich wissen müsste.
    Der es wieder mal geschafft hat, nach einer langen Trockenzeit alles mit dem A... einzureißen.
    Der wissen müsste, dass nach dem geschätzten zehnten Entzug nicht ein elfter folgen darf. Und es dennoch dahin "geschafft" hat.
    Alles vergessen und die Prozedur von vorne.
    Obwohl jeder hier weiß, dass der Alkohol zwar schnell da ist und dir anfangs irgendwas einsuggeriert. Irgendwas. Reden kann er ja nicht. Aber er ist, wenn man nicht aufpasst, sofort greifbar und tut angeblich "gut". Unterm Strich gesehen, lässt er dich vereinsamen, dein Selbstwertgefühl verlieren und und und...
    Ich hoffe für mich und wünsche allen hier, dass wir gemeinsam die Kraft aufbringen, diesem Typen namens Alkohol ein Schnippchen zu schlagen , um erhobenen Hauptes daraus hervor zu gehen.
    Klar, wird ein nichttrinkender Mensch i.d.R. argwöhnisch beäugt. Was soll's. Normalerweise sind wir die stolzen Helden, nicht die anderen. Aber das ist kein Urteil gegenüber denen, die wirklich nach dem 1. oder 2. Glas aufhören können. Auch ich habe früher ein Bier genossen und nie im Traum daran gedacht, das ich viele Jahre später hier schreibe.

    Euch allen wünsche ich einen trockenen Abend und eine weiterhin trockene Zeit!
    marianee

    Liebe Forum-Mitglieder,

    heute ist Tag 50.
    Der Ausstieg aus dem Neueinstieg hat mir, außer in den ersten paar Nächten, keine so sehr großen Probleme bereitet.
    Aber die Erinnerung an die 3 Rückfälle muss ich dauerhaft in meinem Kopf einhämmern, denn nochmal will ich diese Erfahrung nun nicht mehr.
    Die Welt hat mich nüchtern zurück.
    Im Gegensatz zu sicher vielen anderen Leuten hat mir die Corona-Krise insoweit gut getan, dass sich mein Leben zunächst entschleunigen konnte und ich diese Stille genossen habe. Diese Aussage ist sicher gegenüber den meisten beruflich Betroffenen kontraproduktiv.
    Ich weiß und entschuldige mich, wenn sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.
    Ich hab mir sehr viel Zeit genommen und meine gesamte Trinkerkarriere durch den Kopf gehen lassen.
    Hab zwar noch immer keine genaue Ursache, warum und weshalb ich im Strudel eines Alkoholikers gelandet bin, aber das ich einer bin, weiß ich.
    Und das ich damit leben muss, ist mir auch klar. Es kann durchaus sein, dass ich diesen Aspekt doch noch ein wenig verleugnet hatte und gegenteilig dachte, mein Alkoholproblem ist nun doch nicht so schlimm. Ha, ha, fataler Irrtum.
    Deshalb denke ich nach wie vor, war der letzte Absturz dringend notwendig.
    Dieser Schritt zeigte mir, dass ich, trotz langer Trinkpausen, noch immer im Bereich des Selbstbetrugs gelebt habe.
    Ich werde mich jetzt nicht zermartern, allerdings musste diese Gewissheit durch mich erbracht werden.
    Nun sag ich nicht stolz:"Ich bin Alkoholiker.", sondern ich weiß, dass ich mit dieser Erkenntnis leben muss und kann. Sie bereitet mir keinen Schrecken. Wichtig ist, meine Achtsamkeit daraufhin auszurichten und eventuell kommenden Druckphasen so zu begegnen, dass ich diese ohne Prozente überwinde. Das ist die immer vorhandene Lebensaufgabe von uns trockenen Alkoholikern. Ich sehe ja, dass viele gut damit klarkommen.

    Liebe Grüße an alle, marianee

    Ich hatte vor genau einer Woche Besuch durch einen Freund.
    Er lebt seit 20 Jahren trocken.
    Er hatte für 10 Jahre eine SHG geleitet. Sich dann vor ca. 5 Jahren zurückgezogen.
    Er erzählte mir, dass er in den vergangenen Wochen immer mal wieder Saufdruck verspürt hat.
    Um sich nicht der Gefahr eines Rückfalls auszusetzen, ist er wieder in die SHG zurück und möchte auch weiter dabei bleiben.
    Dieses Beispiel zeigt mir wie wichtig es ist, immer Prioritäten zu setzen.
    Auch wenn man mal nicht jeden Tag seine Beschäftigung rund um den Alkohol sucht, müssen wir auf der Hut sein und uns doch damit
    auseinander setzen.
    Ich hatte es ja am eigenen Leib mitbekommen. Unachtsamkeit ist keine gute Voraussetzung.
    Wir müssen uns alle an gewisse Regeln halten. Wichtig: Krankheitseinsicht
    Und persönliche Schritte, wie kann ich dauerhaft gegen die Krankheit ankämpfen?
    Jeder muss dabei für sich den geeigneten Weg finden. Wichtig erscheint mir, sich geleichgesinnte zu suchen.
    Mit denen man, wenn man sich so fühlt, reden kann. Das befreit meistens gut, vor allem in kritischen Situationen.
    Nie, nie dürfen wir vergessen, dass das Belohnungsgedächtnis gut vorbereitet ist.
    Aber wir dürfen auch nie vergessen, dass es in z. B. so einem Forum in der Regel 24/7 einen Ansprechpartner geben wird.

    Hallo an alle,

    heut ist mein 40. Tag der Rückkehr in die Trockenheit.
    Ich habe zwischenrein viel als "stiller" Leser die Threads verfolgt und genau das gibt mir Kraft und die Hoffnung, wieder in eine langjährige (lebenslange) Abstinenz zu kommen.
    Ich habe in den letzten Tagen/Wochen nochmals genau durchforstet, was bei mir, wie, aus dem Ruder lief.
    Da kommt einiges zusammen.
    Jedoch habe ich zunächst einmal festgelegt, dass Rückschläge und fatale Situationen nicht als Grundlage für erneuten Alkoholmissbrauch benutzt werden dürfen.
    Ich hatte 2 Todesfälle innerhalb der Familie, dazu eine komplett verfahrene berufliche Situation, war mit mir und der Umwelt unzufrieden und war dabei, mich aufzugeben.
    Und ja, dummerweise tat die erste Flasche Bier gut. Ich hatte das Gefühl, zu schweben und mich durchdrang so eine Art der Leichtigkeit.
    Mir war dabei klar, dass es sich um Betrug handelt. Dennoch dachte ich, es kann nur besser werden. Dummer Gedankengang. Ich habe einige trockene Alkoholiker auf diesem gleichen Weg begleitet und wußte, dass es nicht besser, sondern schlimmer wird.
    Okay, eine Lebenserfahrung am eigenen Körper. Und hoffentlich die letzte dieser Art.
    Ich bin nun nicht auf dem Olymp des Lebens angekommen und auch nicht von all meinen Problemen befreit. Also kein Grund zum Jubeln.
    Doch meine zurückgekehrte Wahrnehmung gestattet mir das realistische Denken und schafft die Möglichkeit, mich mit all den Dingen unter vorsichtig positiver Herangehensweise zu beschäftigen.
    Mit Sicherheit hätte ich, würde ich weiter an der Flasche hängen, inzwischen den Faden verloren.


    Gruß, marianee

    Zitat

    marianee, warum hast Du Dich eigentlich nach so vielen Jahren ohne Alk wieder in diese Kreise begeben?
    Gab es einen besonderen Anlass dazu? Hattest Du Dir kein alkoholfreies Umfeld aufgebaut, keine nüchternen Freunde gesucht?

    Das ist die Frage, die ich mir inzwischen selbst beantwortet habe.
    Ich wollte dahin zurück um zu schauen, ob ich der einzigste Aussteiger bin/war.
    Nicht, um mit meinen Ergebnissen zu glänzen, oder den Zeigefinger zu heben.
    Was ich allerdings trotzdem ein wenig vermute, ich befand mich in einer, im Unterbewusstsein entstandenen, kritischen Situation des leichtfertigen Umgangs mit meiner Trockenheit. Ich sage mal, ein bewusst herbeigeführter Rückfall war im Anmarsch.
    Klar habe ich auch ein trockenes Umfeld. Dieses wusste nichts von dem, was ich tat.
    Ich hatte alle Regeln für Gefahrensituationen außer Kraft gesetzt und mich freien Willens dahin begeben.
    Es hätte mir klar sein müssen, war es auch, dass eine Katastrophe naht. Ich habe sie billigend in Kauf genommen.

    Im gewissen Maß sprichst du mir aus der Seele, dorothea.
    Ich hatte gegen Ende meiner Trockenheit schon ein wenig das Maß der Dinge verloren gehabt.
    Ich habe mich nämlich nach fast 8 Jahren Nüchternheit doch auf das Abenteuer eingelassen und einige der alten Saufgenossen aufgesucht.
    Die nahmen keine Rücksicht auf meine Nüchternheit. Hier begann mein Rückfall, auch wenn nicht sofort. Ich denke jedoch, dass er in diesem Moment bereits geplant war. Es wurde akzeptiert, dass ich das Bier ablehne. Ich wurde nicht belästigt.
    Aber, jetzt das große ABER, ich war bereits wieder im Strudel und es war nur eine Frage der Zeit. Und diese Zeit, das wußten sie, nahmen die sich.
    Aus meiner Erfahrung möchte ich alle hier, vor alle "neutrockenen" eindringlich warnen, Finger weg von alten Trinkbekanntschaften.
    Zumindest von denen, die noch an der Pulle hängen.
    Die Gefahr ist einfach zu groß. Selbst wenn man diese Gefahr persönlich am Anfang unterschätzt.
    Dort kamen mir sehr schnell paar Intentionen. So in der Richtung, "ach, ne Pulle Bier täte jetzt mal gut."
    Da war der Drops schon gelutscht, obwohl es bis zur Flasche Bier noch etwas gedauert hat.
    Ich werde nie, nie wieder in solche Kreise zurückkehren. Es war mein entscheidenter Fehler, aber aus jetziger Sicht eine gute Erfahrung.

    Jo, ihr Lieben,

    bei mir beginnt heute Woche 4.
    Meine Gesamtsituation körperlicherseits kann ich als recht gut beschreiben.
    Nach anfänglichen Schlafstörungen schlafe ich die Nacht gut und gern 7-8 h.
    Appetit ist da, genug alkoholfreie Getränke (Wasser aus der Leitung, Obst und Gemüse für Säfte, Tee) und etwas
    körperliche Ausarbeitung, da ich einiges an Holz zu sägen habe.
    Kurz gesagt, meinen Gesamtzustand bezeichne ich als okay.

    Was mich etwas schockiert ist eine Tatsache, die ich gelesen habe.

    Sinngemäß: Alkohol und Corona

    Onlineshops jubeln! Speziell der Verkauf von Wein, Sekt und hochprozentigen Spirituosen geht teilweise um
    mehr als 338% durch die Decke.
    Die Onlinehändler sind ein Teil der großen Gewinner in der Krise.
    Home office machts möglich, nicht erst bis zum Feierabend zu warten.

    Ein dubioser Händler gibt folgenden Ratschlag (umformuliert):

    - edit, Linde -

    Ich möchte hierzu keine weitere Äußerung abgeben. Ich weiß auch nicht, ob sich das so abspielt. Vorstellbar ist es jedoch.

    Die Corona-Krise verursacht demzufolge nicht nur Existenzängste um ganze Wirtschafts- und Industriezweige, nein, sie ist der
    Wegbereiter für vielleicht eine weitere Generation von Suchtkranken.

    LG, marianee

    Zitat

    Du schriebst von Gemüsesäften. Irgendwelche Tipps für spezielle Kombinationen? Ich habe von meiner Oma nen Entsafter geebrt, der fast nur in der Ecke steht.

    Es kommt natürlich darauf an, was es für ein Entsafter ist.
    Wir haben einen, der mit sehr niedriger Drehzahl läuft, 90 U/min.
    Darin wird nur frisches Obst und Gemüse verarbeitet, du hast zahlreiche Möglichkeiten und kannst letztendlich alles kombinieren.
    Der lädt auch dazu ein, nach eigener Phantasie Drinks zu entwickeln.
    Zu dem Entsafter gab es ein tolles Rezeptbuch, allerdings findest du auch eine riesige Menge von Rezepten bei google.
    Ich weiß ja nicht, wenn deiner von der Oma ist, ob du da vielleicht die Früchte etc. kochen musst. Gibt es ja auch.
    Da sind allerdings die Vitamine futsch.
    Das einzigste ist, dass man etwas Arbeit reinstecken muss. Heißt, Orangen, Möhren, Zitronen etc schälen. Und hinterher das Ding sauber machen.
    Aber der Aufwand lohnt sich.
    Vor allem wenn man bedenkt, welche Energie man aufgebracht hat, um sich alkoholischen Nachschub zu besorgen, da ist das ein Kinderspiel.

    Wir hatten heute Besuch von unseren beiden Töchtern, nebst ihren Freunden. Zum Mittagessen gab es für jeden ein großen Glas Saft.
    Wenn man dann hört:" Or, schmeckt geil...." auch das ist eine Freude, die mich im Suff nichtmal im entferntesten tangiert hätte. Auch wieder ne neue Erfahrung.

    Spargel ist ein gutes Stichwort.
    Ich habe zwar nie Wein dazu getrunken, aber ein sehr kühles Bier. Das Glas musste von außen perlen.
    Wir hatten vorige Woche das erste Mal frischen Spargel. Aber kein Schnitzel. Nein, ich habe 2 Entrecotes dazu gemacht.
    War auch ein wunderbarer Genuss. Für jeden gab es dazu ein Glas frisch gepressen Juice. Und hinterher nen doppelten
    Espresso. Und wir haben nicht etwa über frühere Zeiten geplaudert, als bei mir das Bierglas, bei meiner Frau der Wein vorm
    Teller stand. Kein Wort, kein schmachtender Gedanke an die so guten alten Zeiten. Ne, hier und heute ist alles anders in der Hoffnung,
    dass es immer anders sein wird. Ich sitz auch nicht mehr an meinem angestammten Platz. ich sitz jetzt gegenüber, wo mal unsere jüngere Tochter saß. Der Platz des ewig biertrinkenden Typen ist entvölkert.

    Ich habe die Threads und die Diskussion über alkoholfreies Bier mit Interesse verfolgt.

    Auch mir geht es so, dass ich darin ne ganz große Gefahr zu einem übergangslosen Rückfall sehe.
    Wie bereits festgestellt, gibt es Ausnahmen. Allerdings ist da noch nicht aller Tage Abend.
    Diese Entscheidung kann und muss natürlich jeder für sich selbst treffen. Es gibt genügend Gegenbeweise, wo es klappt.

    Aber es gibt auch genügend Alternativen.
    Rattenschwanz schreibt von exotischen Getränken.
    Wir haben uns jetzt einen für mich sündhaft teuren Mixer gekauft. Einen sogenannten Horizontal Entsafter.
    Wenn ich mal ausrechne, was mich der Wodka von 3 Wochen gekostet hat, relativiert sich das Ganze Preisgefüge schon wieder.
    Wir machen uns seitdem jeden Abend einen Drink aus den verschiedensten Obst- und Gemüsesorten.
    Da vergeht einem die Lust auf Alkohol.
    Ich sehe darin die echte Alternative. Nicht, dass ich ein Gesundheitsapostel bin, aber die Getränke sind nicht nur sehr schmackhaft, sondern tun der Gesundheit richtig gut.

    Das ist z. B. für mich ein neuer Abschnitt, ein neues Geschmackserlebnis, auf welches ich nicht mehr verzichten werde.
    Zwar ein kleiner Schritt in ein neues Leben, jedoch kommt man auch mit kleinen Schritten voran.

    Liebes Forum,


    hatte grad ne lange Geschichte geschrieben, jetzt ist sie weg.
    Von vorne.
    Tag 14, nach dem letzten Schluck.
    Ich fühle mich wohl. Der Alk hat mich nicht vollständig greifen können. Ich bin zunächst raus aus der Show.
    Seit einigen Tagen kommen die Süssigkeitsattacken und Appetit auf Espresso.
    Nehm ich so hin. Immer noch besser, als ne Flasche Bier zu stöpseln.
    Eines fällt mir auf. Sehr deutlich.
    Die Starre im Land, kommt mir persönlich gelegen.
    Weil die Ruhe, die scheinbare Ausgeglichenheit der Menschen, mir entgegenkommt.
    Gestern war ich einkaufen. Alles kam mir so diszipliniert vor. Auch hatte ich den Eindruck, dass mehr Freundlichkeit existiert.
    Ich sehe meine letzten drei Rückfälle inzwischen auch von einer ganz anderen Seite her betrachtet.
    Sie assoziieren mir, dass es eine Art Warnschuss gewesen ist.
    So als Aufforderung, etwas in meinem Leben zu ändern.
    Ich habe den Verdacht, dass sich mein Körper nur über eine Droge artikulieren konnte, da ich meine persönliche Logik sonst nicht abgeschalten hätte.
    2 Sachen erkenne ich in diesen Rückfällen.
    "Du musst etwas machen, um deinem beruflichen Stress zu entfliehen. Ich als Alkohol bin der schlechteste Ratgeber, aber ich treibe dich in die Verzweiflung, bis du begreiffst, es muss eine neue Ausgangssituation geschaffen werden. Dann kannst auch du mich verdammen. Schlag zwei Fliegen mit einer Klappe. Neubeginn, Alkohol dadurch passé."
    Wie komme ich dazu?
    In den letzten Jahren (trocken) baute sich ein kaum auszuhaltender Druck in mir auf. Nicht nur extern aufgeheizt, auch mein persönlicher Ehrgeiz hat mich getrieben. Beruflich. Noch bessere Ergebnisse zu erzielen, noch mehr Umsatz.
    Als das Unternehmen, für welches ich tätig war, im Jahr 2018 das beste Betriebsergebnis aller Zeiten hatte, hieß es: "Na, da muss doch mehr drin sein, so um die 10% Steigerung für 2019."
    Kein Wort der Anerkennung, kein Lob, nichts.
    Ich hab die Worte für mich persönlich interpretiert und dachte. Klar, es muss mehr kommen.
    Es kam aber nicht mehr, es wurde weniger. Da erst wieder.
    Die Ruhe im Land! Mir tut sie gut.
    Ich hab innerhalb von 2 Wochen so einiges meines selbstaufgebauten Drucks abgespült. Ich merke, wie mich eine innere Zufriedenheit erreicht.
    Hat der Alkohol dazu begetragen. Indem er mir einen Warnschuss gab?
    Es ist klar, ich muss achtsam sein.Ich darf ihn jetzt nicht vergöttern.
    Komisch ist, dass ich die letzten Jahre unter Zukunftsängsten gelitten habe. Obwohl ich keine hätte brauchen müssen. Der Job war gut dotiert. War ich unglücklich? Ja und nochmals ja.
    Jetzt, wo ich keinen Job habe und normalerweise Zukunftsängste haben müsste, habe ich keine.
    Und ich bin zufrieden mit mir. Zum ersten Mal seit Jahren, fühle ich mich frei und finde ein inneres Gleichgewicht.
    Da sind paar zusammenfassende Gedanken der Rückkehr in ein anderes Leben.
    Natürlich weiß ich, dass solche Situationen schnell ins Gegenteil kippen.
    Es ist aber keine Euphorie, die sich dahinter versteckt. Es ist ein neues Lebensgefühl, dies ahne ich.
    Solche Eindrücke verblassen natürlich mit der Zeit. Also heißt die Devise, Achtsamkeit und besonnene Herangehensweise. An alle kommenden Dinge des Lebens.
    Ich werde z. B. den Alkohol nie ausblenden. Ich möchte aber den Rest meines Lebens auf ihn verzichten.
    Ich will mich nicht jeden Tag mit ihm beschäftigen. Aber er ist allgegenwärtig und ich werde es auch wieder so zur Kenntnis nehmen. Er ist eben da, nur für mich nicht.

    LG, marianee

    Zitat

    Mein Unterbewusstsein spielt mir immer wieder vor, dass so ein, zwei Drinks ja funktionieren könnte, was natürlich nicht der Fall ist.


    Im Nachgang frage ich mich nun, ob statt der ganzen Auszeiten, Belohnungen und Ausgleiche, es nicht besser ist, einfach mehr Resilenz aufzubauen, insgesamt ein härterer Hund zu werden, mit Stress besser umzugehen

    Dein Unterbewusstsein gaukelt dir das vor?
    Klingt jetzt hart, betrifft mich dennoch genau so, du gaukelst dir was vor.
    Es klappt nicht mit 1, 2 Drinks. Es wird nie wieder klappen.
    Klar, wir leben jetzt gerade in einer verrückten Zeit. Kann man nicht daraus etwas positives ziehen?
    Sich auf sich selbst konzentrieren, trotz aller persönlichen Verpflichtungen?
    Es ist gerade jetzt angebracht, auch mal Nein zu sagen.
    Wer sich über Wochen, Monate, Jahre zuviel zumutet und aufbürdet, landet ziemlich oft im Sumpf der Droge Alkohol.
    Belohnung und trügerisches Glücksgefühl. Für ne Weile.
    Fakt ist allerdings, dass die Belohnung durch Alkohol die schlechteste Art der Belohnung darstellt.
    Probleme werden verschoben, Dinge bleiben unerledigt, Interessen werden vernachlässigt und, und, und....
    Macht es das mit Alkohol besser? Stelle dir die Frage und du wirst die Antwort finden.
    Nein, nichts ist besser.
    Wenn man mit klarem Kopf agiert, kann man umschichten, Prioritäten setzen und auch mal alle Viere grade sein lassen.
    Mit Alk im Gehirn funktioniert das nur sekundär. Letztlich wird aus der Belohnung ein Affentanz ins Chaos.
    Das ist keine Kritik, sondern soll dich wirklich anregen und als Hilfestellung dienen, dass du ganz allein auf die Beine kommen musst
    und nicht die Schuld (hab ich genau so gemacht) in externen Gegebenheit suchen solltest.

    LG, marianee

    Zitat

    Dann müßte man je länger man trocken ist, immer mehr Angst vor einem Rückfall haben... Das wäre auch schlimm und fatal

    Ne, musst du nicht. Es ist so, dass sich, je länger du trocken bist, der Suchtdruck eher verkleinert.
    Ich gehe inzwischen davon aus, dass Rückfälle doch immer selbst gesteuert werden. Auch wenn sie spontan passieren.
    Ich hab nochmal genau meinen Rückfall Oktober 2019 analysiert. Klar sage ich, er kam mechanisch.
    Ich denke, diese Ausdrucksweise ist falsch. Selbst, als ich das Bier im Auto hatte, und nun kommts, hätte ich es noch entsorgen können.
    Ich hatte keinen Suchtdruck, nix.
    Warum hab ich es trotzdem getrunken? Weil ich es wollte.
    Ich darf nicht behaupten, dass nun blöderweise da ein Schild stand, mit dem Sonderpreis.
    Ich allein hab die Entscheidung getroffen, das Bier zu kaufen und ich allein hab die Entscheidung getroffen, es zu trinken.

    Erst wenn man in der Lage ist, in solchen Momenten rational an seine Krankheit zu denken, dann wird ein solcher Rückfall nicht mehr passieren.
    Voraussetzung ist natürlich, man hat sich für eine lebenslange Abstinenz entschieden.
    Nur so kann es funktionieren. Alles andere ist halbherzig.
    In meinem Fall kann ich dem Schild nicht die Schuld geben - wie ich es anfangs getan habe -

    Was mir wichtig erscheint, nachdem ich nochmals alles durchgelesen habe. Kein Selbstmitleid. Nicht dahin schauen, was im Film abgeht. Lass die da saufen. Du kannst es nicht.
    Keine Werbung schauen, z.B. vor Fußballspielen oder Formel 1.
    Ich würde das auch verbieten lassen, wenns gänge.
    Das Alkoholmonopol hat die "paar" Toten eingepreist. Ich weiß auch nicht, ob die für Folgekosten (Behandlungskosten, Krankenhaus- und Klinikaufenthalte etc.) aufkommen.
    Die schönen Menschen da animieren so richtig. Von wegen: "...wir haben die Flasche - edit, bitte keine Markennamen, danke, Linde - gleich auf dem Bahnsteig genossen....
    Wir paar Hanseln können nichts mehr davon genießen.
    Mit paar Hanseln meine ich die, die sich bekennen. Die Hilfe suchen in ihrer Ohnmacht der Sucht gegenüber.
    Und die, wenn sie es schaffen, normalerweise in die Werbung mit hochdotieren Verträgen gehören.
    Die vielleicht auch vom Alkohol gezeichnet sind und nicht so schön. Damit denen, die diesen Weg in den Alkoholismus gehen werden, die Augen geöffnet werden.
    Aber, es ist schon noch das Tabuthema.
    Ich bin dennoch glücklich, dass sich einige zusammen tun und ihren Sieg nach außen tragen und jedem, der es will, die Hand reichen.
    Auch wenn sich das in der Anonymität abspielt.
    Jeder hat seinen Lebenslauf und keiner von uns hat, als es in der Schule um den Berufswunsch ging geschrieben oder gesagt, ich will Alkoholiker werden.
    Nein, es ist etwas passiert, dass wir, wie auch immer, da gelandet sind.
    Und man kann jeden nur beglückwünschen, der trocken ist und diese Trockenheit bis zum Lebensende beibehält.
    Nur das kann unser gemeinsames Ziel sein.

    Hallo 19eleveneleven,

    das was du gerade wieder durchmachst, habe ich am 8.4.2020 beendet.
    Ich war bis zum Oktober 2019 fast 8 Jahre trocken, dann kam der Hammer.
    Bis zum April 2020 drei Rückfälle, jeder war schlimmer. Die letzten 20 Tage hatte ich 23 Flaschen Wodka im Haus, besser 24. Die letzte habe ich in einer verzweifelten Suche nach Hilfe weggeschüttet. Ich war hier im Forum gelandet.
    Auch ich habe seit ca. 2000 immer wieder verzweifelte Versuche unternommen. 8 Jahre waren gut. Heute sehe ich diese als Trinkpause. Mehr nicht.
    Es ist tatsächlich so, nur du, nur du alleine kannst dich bestimmen. Es gibt die einzigen 2 Fragen. Mache ich weiter. Höre ich endgültig auf.
    Und diese kannst nur du beantworten.
    Sich der Konsequenz des Trinkens zu ergeben, ist die sinnloseste Lösung. Damit geht dein leck geschlagenes Boot unter.
    Du weißt das. Ich verstehe, dass, wenn die Sucht im Körper hängt, diese dir was anderes sagt.
    Versuche dir Hilfe zu holen. Hausarzt, notfalls Notarzt, weg von dem Zeug. Dann in aller Ruhe überlegen. Nüchtern. Und hoffentlich zu der Aussage kommen: das wars, endgültig aus, für immer.
    Hier gibt es genug Leute, die dich unterstützen.
    Den ersten Schritt aber, musst du tun.

    LG, marianee

    Beispiel:

    Wir hatten einen ...

    - edit, Linde
    Bitte nichts aus realen Selbsthilfegruppen hier ins Forum stellen, danke.
    Das sind ja persönliche Lebensgeschichten, die ihr im vertrauensvollen Rahmen einer realen SHG-Sitzung erfahren habt. Sowas sollte dann auch vertrauensvoll behandelt werden. -

    Hallo Jessica, hallo Cadda,

    zur Zeit befinde ich mich nur im Forum.
    Hatte einen Termin bei der Suchtberatung, der musste aus bekannten Gründen ausfallen.
    Weiterhin übe ich täglich Meditation, Zen-Meditation.
    Inzwischen denke ich, dass das Forum hier für mich eine sehr gute Lösung darstellt. Vielleicht brauche ich die Anonymität, um mich völlig frei zu artikulieren.
    Ich hatte bereits eine ambulante Langzeit. Über ein Jahr. Die war auch nicht so schlecht.
    Ich sah dennoch darin etwas meine Skepsis, weil einige Leute mauerten und dann jedesmal bei "speziellen" Geschichten von Gruppenmitgliedern hinterher ihren Senf abgeben mussten. Aber nicht in der Gruppe.
    Das hat mich sehr gestört.
    Das Leute, die in der Therapie waren und ihren Mund nicht aufkriegten, hinterher aber so taten, als wären sie etwas Besseres.
    Der moderierende Therapeut war richtig gut.
    Es ist ihm natürlich aufgefallen, diese Grüppchenbildung.
    Er hat auch gezielte Fragen an diejenigen gestellt.
    Die Antworten waren für mich verblüffend, weil es wie sich eine windende Schlange ankam.
    Mir ist klar.
    Der Alkohol (oder überhaupt viele andere Krankheiten) sortiert nicht aus.
    Ihm ist es gleichgültig, ob Professor, Akademiker, Krankenschwester, Bauarbeiter, Putzfrau oder arbeitslos.
    Diese Gleichstellung hat mir bei der Therapie etwas gefehlt.
    Es existierten selbsternannte Hierarchien.
    Ich war unendlich froh, als ich nach einem Jahr der ganzen Angelegenheit entfliehen konnte.
    Und genau so habe ich das auch bei meinen 2 Entgiftungen empfunden.
    Sicher sind wir alle unterschiedlichen Charakters.
    Aber sich dann auf eine höhere Stufe zu stellen, sollte nicht Sinn und Zweck sein.
    Jeder von uns hat eine Persönlichkeit. In dieser steckt auch die eine oder andere Macke. Auch hat jeder seine ureigensten Interessen.
    Ich hab dann immer für mich gedacht (vielleicht auch überheblich), lass die pseudointelektuellen ruhig nach der Doppelstunde lästern.
    Geh vorbei und sag: Tschüß.
    So hab ich es gemacht.

    LG, marianee

    So 2 Monate später das gleiche Spiel. Ein Unterschied.
    Ich habe es geplant. Der 2. Rückfall war geplant. Termin auf einen Freitag gesetzt. Es war mir total gleichgültig,
    ich wollte einfach saufen. Nichts weiter. Meine Krankheit spielte in dem Moment keine Rolle. Hauptsache rein in die Birne.
    Alles andere war mir egal.
    Wieder 14 Tage Panoptikum.
    Dann kam der 3. Rückfall. Beginn 13.3.2020.
    Das abscheuliche trat ein. Ich habe meine gesamte Alkoholikerkarriere mit Bier durchgezogen.
    Diesmal wurde alles anders. Da mir die Entsorgung der leeren Flaschen auf die Ketten ging, musste etwas anderes her. Wodka.
    Beim ersten Schluck kam mir fast das Kotzen. Ich hielt die Flasche in der Hand. Für ein Glas hat es nichtmal mehr gereicht.
    Nach einem Viertel der Flasche hatte ich zwar immer noch ein Ekelgefühl, aber etwas Wirkung war ja inzwischen eingetreten.
    Ich spürte zumindest sowas wie Wärme.
    Aber es geht weiter im sinkenden Schiff.
    Wodka musste her. Am Morgen ging ich in unseren Dorfladen. 24 Pullen Wodka. Oh Gott, dachte ich zu Hause. Was für ein Vorrat. Haste alle Zeit der Welt und deine Ruhe.
    Die leeren Flaschen habe ich immer in der Nacht entsorgt. An der Bushaltestelle steht ja eine Mülltonnen.
    Ich konnte max. 2 Stunden schlafen. Dann wieder Wodka. Ich bin nachts los, ein Auge zugekniffen, weil ich plötzlich alles doppelt gesehen habe. Einmal war ich so harte, dass ich die Mülltonne zwar aufgemacht habe, aber die Öffnung nicht traf und die Flasche knallte auf den Fußboden. Egal, sie war erstmal weg.
    23 Pullen Wodka waren leer.
    Noch eine Flasche in der Hand. Konnte kaum noch den Computer bedienen.
    Dann kam wieder so eine Art von lichtem Moment.
    Mein Gehirn kramte eine alte Klamotte hervor. Du warst doch mal vor vielen Jahren in einem Forum. ich begann zu suchen bei google.
    Schaute verschiedene Foren durch, bis ich auf eins stieß, welche mir verschwommen bekannt vor kam.
    Ich hatte sogar noch meine alten Anmeldedaten im Kopf. Es funktionierte. Wieder abgemeldet und da hab ich gelesen.
    Immer noch die Wodkaflasche in der Hand. Ich wusste nicht, dass ich keinen Schluck mehr nehemn werde.
    Ich ahnte nicht, dass der Inhalt der Wodkaflasche ca. 2 Stunden später auf dem Hof landet.
    Ich machte mir einen Espresso, ging mit der leeren Flasche zur Mülltonne. Weg war sie.
    Ich las weiter und dachte so für mich, jetzt gibt es 2 Wege. Weg Nr. 1 endültig Schluss for ever
    Weg Nr. 2 Selbstaufgabe und Zerstörung deiner Persönlichkeit durch den Alkohol.
    Nach ca. 24 qualvollen Stunden hatte ich den Eindruck, dass ich auf 0 bin.
    Diese 24 Stunden waren schon der Ritt durch das Irrenhaus.
    Ich hatte in dieser Zeit ca. 3,5 Liter Wasser getrunken. Hatte mich sicher dadurch ein wenig unterkühlt.
    Saß da und dachte, wenn du jetzt in Selbstmitleid ausbrichst, biste total falsch hier.
    Ich ging mich waschen, sah das Gespenst im Spiegel. Rasieren, hat ne halbe Stunde gedauert, eh ich alles runter hatte.
    Tagesablauf geplant. Erstmal zum Arzt, Krankschreibung verlängern.
    Mein Job wurde zwischenzeitlich gekündigt. Komischerweise nicht wegen dem Suff oder so. Nein, die Firma hat seit dem 1.1.2020 einen neuen Geschäftsführer. Und der hat gesagt, der Außendienst ist zu teuer. Es wurden an alle 14 Außendienstler in Deutschland Kündigungen ausgesprochen.
    Arbeitsamt angerufen. Ne, wenn Sie krank sind, brauchen Sie sich noch nicht melden. Aber ich habe es schon mal aufgenommen.
    Jetzt befinde ich mich auf dem Weg der Besserung. Nach ca. 4 Tagen brachte ich es fertig, etwas körperliche Arbeit zu verrichten.
    Hab Rasen gemäht. War inzwischen auch sehr viel (teilweise mit meiner Frau) spazieren. Habe Fotos gemacht und ganz viel hier gelesen.
    Bin durch die staatlich erzwungene Ruhe, selbst zur Ruhe gekommen. Obwohl ich mir sehr viel Sorgen mache. Weniger um mich, aber um die wirtschaftliche Situation in unserem Land.
    Ich denke allerdings an mich und werde versuchen, jetzt nach dem Wodkadebakel, alle meine geistigen Fähigkeiten so zu fokusieren, dass dies der letzte Alkoholabsturz meines Lebens war. Ich rede nur mit 2 Freunden und euch so offen. Das ist meine Vertrauensbasis und Unterstützung. Ich musste das jetzt alles mal so abschütteln, denn es hat mich befreit. Ich fühle mich jetzt entspannt und bin dankbar, dass ich dies schreiben konnte.

    Es passierte folgendermaßen.
    Wir waren auf einer Geburtstagsfeier im größeren Rahmen.
    Es war sehr schön, ich war für die Fotos verantwortlich und habe dort gut gegessen und Wasser und Orangenschorle getrunken.
    War ja weit weg vom Alkohol und hatte keinerlei Ahnung, was kommt.
    Da ich am kommenden Morgen in den Außendienst wollte, sind meine Frau und ich gegen 22:00 Uhr nach Hause gefahren.
    Ich wollte am nächsten Morgen tanken.
    Meine Frau sagte, in xy ist der Dieselpreis sehr niedrig, schau mal.
    Obwohl ich einen Firmenwagen habe und der Preis da nicht die spektakuläre Rolle spielt, sagte ich, ich schaffe dich heim und fahr dann gleich noch tanken.
    Bin dann die 10 km nach xy gefahren. Hab getankt und die Scheiben sauber gemacht. Nichts ungewöhnliches.
    Diese Tankstelle kann man Tag und Nacht betreten.
    Als ich zum bezahlen ging, las ich vor dem Eingang auf einer Tafel: Sixtpakt heute nur 3,98 €.
    Ups, ist aber günstig, dachte ich.
    So ging ich zu dem Stapel mit den Sixtpack und nahm einen.
    Ohne zu wissen, was das soll. Irgendwie mechanisch. Sonst hab ich immer nen Espresso gekauft, auch mechanisch.
    Bezahlt. Ins Auto.
    Jetzt beginnt das Drama. Losgefahren, Pulle auf. Nächste Pulle. Nach 5 km umgekehrt, einen zweiten Sixtpack geholt.
    Und noch mit dem Tankwart gequatscht, wie preiswert das doch heute ist.
    Wie ein blöder nach Hause gefahren, der Druck war bereits da. Ich dachte noch, 2 Flaschen, das ist sicher mehr als 0,5 Promille.
    Als ich den Motor auf dem Hof abgeschaltet habe, 3. Pulle auf und noch im Auto getrunken.
    Es lagen damit 3 leere Flaschen im Auto.
    Rein in mein Arbeitszimmer und innerhalb von 2 Stunden waren auch die restlichen Flaschen leer.
    Tja, Außendienst am Montag konnte ich abschmatzen.
    Bei den Kunden angerufen, Zahnschmerzen. Termin auf den nächsten Montag verlegt. Durchatmen.
    Glücksgefühl, hat gut geklappt.
    Es war bereits 9:00 Uhr. Meine Frau war längst auf Arbeit und ich konnte in aller Ruhe die 12 leeren Pullen nehmen.
    Zum Getränkeladen im Dorf. Umtausch.
    Einen Montag später hatte ich schon kein Feeling mehr, die abgesagten Termine nachzuholen. War mir auch egal, hatte ja mein Bier und schwebte in einer imaginären Welt.
    Dieser Absturz dauerte genau 14 Tage.
    Hatte mich krankschreiben lassen und konnte in aller Ruhe saufen.
    Nach 14 Tagen hatte ich einen lichten Moment und hab genauso wie ich angefangen habe, von einer Minute auf die nächste aufgehört.
    Das war für meinen Arbeitgeber scheinbar nicht auffällig und man begrüßte mich und freute sich, dass ich wieder on the road bin.

    Hallo Sunshine,

    danke für dein Feedback. Ist für mich sehr wichtig, die verschiedenen Meinungen zu hören und mir daraus mein Konstrukt zu bauen.
    Ich hatte bis zum Oktober 2019 auch 8 Jahre Trockenheit gelebt.
    Wahrscheinlich ist dann im Gegensatz zu dir, die Verblassung soweit gediegen gewesen, dass ich gar nicht mehr über die lauernde Gefahr nachgedacht habe.
    Ich habe zur Flasche Bier gegriffen, als ob ich nach nem Espresso greife.
    Ohne Gedanken, ohne irgendwie dabei an die frühere Zeit zu denken.
    Und das war der Kardinalfehler. Völlig abstrus und abgedreht.
    Ich hab beim ersten Schluck nichtmal nachgedacht, was jetzt für ein Rattenschwanz kommt.
    Heute sagt ich, wie verblödet bist du eigentlich.
    Aus diesem Grund werde ich meine Strategie so bauen müssen, dass ich mir sicher immer wieder, wenn ich es schaffe auch in 20 Jahren, dieses Chaos vor Augen halten muss.
    Gibts eine gute Rede: "Der Regen von gestern macht uns nicht nass, sagen die Leute. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben. Ihr äußerster Grad ist der Tod...." Und genau das traf für mich zu.
    Ich werde mir das nicht auf die Stirn schreiben und jedem mein Schicksal erzählen.
    Ich habe mir allerdings geschworen, dass ich mir meine Krankheit vor Augen halten muss.
    Auch wenn der Fakt an sich verblassen wird. Dennoch darf ich nicht vergessen, dass ich vergesslich war.

    LG, marianee