Novembergedanken
Es ist November geworden. Wieder neigt sich ein Erdenjahr langsam aber sicher dem Ende entgegen.
Es ist November geworden. Der November ist für mich ein Monat der Besinnung, Dieser Monat gibt mir gerade in diesem Jahr ein Gefühl der Ruhe und der Zufriedenheit. Meine Hände und mein Körper sind still mein Mund ist leise geworden. Mein Garten ist auf die nun folgende kalte Jahreszeit vorbereitet und die in diesem Jahr geernteten Früchte sind im Vorratskeller längst eingelagert. Die Stauden wurden zurückgeschnitten die Zwiebeln der Frühjahrsblüher sind unter der Erde. Sie werden wenn Frost und Schnee die Erde wieder freigibt mit dem Duft und Zauber ihrer Blüten das neue Gartenjahr einstimmen.
Diese Rückbesinnung im November war nicht immer so in meinem Leben. Oft war diese Zeit eine Zeit der Hektik, der Unrast, der Unruhe und immer mit den Gedanken im Hinterkopf irgend etwas in den vergangenen Monaten versäumt zu haben Anstatt mich seelisch und moralisch auf die Tage der schönen Vorweihnachtszeit einzustimmen und einen Gang herauszunehmen herrschte in meinem Inneren reines Chaos, Angst, Panik und das zusätzliche Wissen meiner fast nicht mehr beherrschenden Alkoholsucht war für mich wie ein sich immer schneller drehender Strudel der mich stetig mehr und mehr nach unten zog.
Es ist November geworden. Eine Zeit der Besinnung.
Die Sonne verliert immer mehr an Kraft. Wenn ich morgens auf mein Rad steige und zur Arbeit fahre spüre ich die Kälte der Nacht auf meiner Haut, rieche im Wald die Nässe des Laubes und der Bäume und höre das leise Rauschen des Herbstwindes der die letzen Blätter aus den Baumkronen weht und zur Erde fallen lässt. Auch die Natur bereitet sich auf den nahen Winter vor. Oft sehe ich frühmorgens Eichhörnchen und andere Tiere des Waldes die ohne Respekt beim Auflesen ihrer Wintervorräte meinen Weg kreuzen. Auch im Wald ist Ruhe eingekehrt. Der morgendliche Gesang der Vögel ist erloschen. Längst haben sie den Flug in wärmeren Gefilden angetreten aber sie werden wiederkommen und wenn durch die ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühjahr die Flora und Fauna des Waldes zu neuem Leben erwacht, werden sie mit teilhaben bei einem Geschenk das uns Menschen gegeben wird. Dieses Geschenk kostet kein Geld und ist trotzdem nicht zu bezahlen. Das ist das Erwachen des Waldes und der Natur im Frühjahr.
Für uns Menschen hier zu Lande ist dies alles längst zur Selbstverständlichkeit und zur Gewohnheit geworden. Im Überfluss an Allem ist uns das Bewusstsein verlorengegangen über die Nahrung und das Wasser mit den wir unser Körper täglich versorgen, den Sauerstoff den wir zum Atmen benötigen die Wärme ohne die es kein Leben gibt. Tag ein Tag aus sterben aber auf dieser Welt Menschen denen ist das Stückchen Brot und ein Schluck sauberes Wasser das sie zum Überleben brauchen verwehrt.
Ohne diesen ständigen Kreislauf der Natur gibt es kein Leben auf Erden. Wir, die sogenannten zivilisierten Menschen treiben förmlich Raubbau zerstören gedankenlos unser Umwelt ohne zu fragen was kommt danach. Mit diesem Raubbau machen wir selbst vor unserem eigenen Körper nicht halt (mich eingeschlossen). In unseren Süchten immer noch mehr zu wollen, zu besitzen und zu haben und dies am besten noch gestern verlieren wir oft das Kostbarstes das wir haben, unsere Gesundheit.
In unserer Ellenbogengesellschaft sterben unsere Gefühle, unsere Liebe unsere Dankbarkeit und wir merken nicht mehr wie andere Menschen vereinsamen, auf der Strecke bleiben, sterben ohne jemals gelebt zu haben. Unsere Kinder, unsere Jugend die Generation nach uns deren Vorbild wir sind bzw. sein sollten geben wir denen eine reelle Chance? Drogen und Alkoholprobleme spielen in sehr vielen Familien eine große Rolle. Mögen meine Gedanken überspitz klingen aber mich schrecken immer wieder diese Nachrichten auf über Amoklaufenden Schüler, über gewalttätige Jugendliche die grundlos Menschen niederschlagen. Wie jetzt gerade geschehen wird ein 7 jähriges Kind mit über 2 Promille auf einem Spielplatz aufgefunden. Kinder und Jugendliche die freiwillig in den Tod gehen sind keine Seltenheit. Sind dies alles nur Ausnahmen?
Es ist November geworden. Eine Zeit der Besinnung.
Mein Weg zur Arbeit führt weiter über eine große Wiese und ich komme zu einem Fluss. Der Fluss bietet mit seinem sauberem und kristallklarem Wasser von der Quelle in den Höhen des Schwarzwaldes beginnend, bis hinunter das durch im benannten idyllischen Tal und in den Auen des Rheines endend für Mensch und Tier Leben, Erholung und Lebensraum. So manchem Müller gab der Strom des Wassers seiner Mühle den Antrieb um sich und seine Familie zu ernähren.
Ich fahre täglich diesen schönen Weg. Erinnerungen an meine Kindheit werden wach. Als Kinder balgten wir uns nach der Schule auf dieser Wiese, tobten und rannten ohne Angst vor Zecken barfuss über dieses Gras um Blumen für zu Hause zu pflücken. Hoch in den Bäumen am Ufer bauten wir unsere Baumhäuser und hielten Kriegsrat wählten einen Bandenchef und überlegten uns wie wir das Baumhaus der von uns erklärten Feinde überfallen könnten.
Wo sind die Kinder und Jugendlichen geblieben die wie wir damals im Fluss sehr zum Schrecken der Fische Staudämme bauten, Blutekel sammelten die sich dann auf den Stuhl und Pult unser allzu sehr geschätzten Lehrerin wiederfanden.
Die Bäume stehen noch aber die Kinder sind weg.
Wo sehe ich die Kinder die nach der Schule auf dem Bolzplatz Fußball oder Völkerball spielen. Wo sehe ich die Kinder die fröhlich mit einem 10er Stieleis in der Hand die mit Kreide auf der Straße gemalten Kästchen mit einem Bein fröhlich abspringen.
Kinder die wie wir mit eisernen Rollschuhen und Rollen lautstark über die Gehwege donnerten,
Kinder die mit Augenleuchten und 5 Pfennig aus den kurzen Lederhosen herausziehend im Tante Emmaladen eine Handvoll Brausestäbchen oder Bärendreck einkauften. Und wenn Tante Emma heute gut drauf war holte sie aus dem Glas was immer neben der alten Kasse stand eine extra Portion Pfenniggutsel als Wegzehrung heraus und gab sie uns.
Es ist Abend geworden es wurde spät. Ich mache mich auf den Weg nach Hause. Meine Hundedame sitzt bestimmt schon schwanzwedelnd neben meinen Platz im Wohnzimmer wartet sehnsüchtig auf mich.
Mein Weg führt wieder zurück am Ufer des Flusses Richtung Heimat. Es ist Nacht geworden und der Mond hinterlässt auf dem fließenden Wasser seinen schimmernden Glanz. Die Enten und Gänse die sich heute Morgen noch freudig auf dem Wasser tummelten sind längst zur Ruhe gegangen und stecken schlafend ihren Kopf irgendwo am seichten Ufer des Flusses in die Federn. Nur ein paar Jogger bewaffnet mit einer Stirnlampe drehen ihre Runde und kommen mir entgegen. Im Wald herrscht tiefste Dunkelheit aber die Zusatzleuchte vorne gibt mir genügend Licht um meinen Weg sicher fortzusetzen. Ab und zu höre ich Geräusche von Tieren tief im Wald die jetzt ihre Futtersuche beginnen.
Es dauert nicht lange da höre ich das immer lauter werdende geschäftige Treiben meiner Stadt. Ich bin jetzt bald Zuhause werde mir aber heute noch in Supermarkt in der Nähe meiner Wohnung zwei neue Farbpatronen für meinen Drucker kaufen.
Es ist November geworden. Eine Zeit der Besinnung:
Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Unverkennbar wird meine Tageszeitung immer dicker und immer mehr mit den neuesten Prospekten überladen. Mann verspricht sich auch in diesem Jahr trotz der Weltwirtschafskrise wieder einen Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr.
Ich gehe in den Markt sehe plötzlich all die Kinder und die Jugendlichen die ich unterwegs vermisst habe. Sie stehen mit ihren Eltern vor den neuesten Computermodellen, Plasma/LCD Bildschirmen je größer die Diagonale und Hochauflösender umso besser. Ein neues Handy müsste auch noch sein weil das Alte zu wenig Auflösung bringt. Computerspiele, je lauter desto besser, viel Action und viel Ballerei muss dabei sein, die Kinder brauchen ja das Jahr über ihre Beschäftigung. Ein Katalog für den nächsten gemeinsamen Mallorcaurlaub mit viel Kinderprogramm und Kinderbetreuung liegt auch abholbereit an der Kasse.
Es ist Weihnachtszeit, Zeit der Geschenke.
Ich nehme meine Druckerpatronen und gehe Richtung Kasse. Ich komme an Regale vorbei sehe Spiele wie das „Mensch ärgere dich nicht“, Monopoly, Karl May Bücher die ich in meiner Jugend regelrecht verschlungen habe. Sie liegen hier unnötig rum, keiner will sie haben?
Es ist November geworden. Eine Zeit der Besinnung.
Die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Ich schalte den Fernseher ein und höre, dass ein Vater in Winnenden der Mittäterschaft angeklagt werden soll.
Weihnachten steht vor der Tür. Der Gabentisch wird wieder voll sein.
Eine stille Umarmung, ein stiller Händedruck, ein Zeichen der Versöhnung, ein Zeichen ich bin bei dir ich helfe dir, eine kleines Geschenk das wirklich von Herzen kommt.
Ist so was nicht viel mehr Wert als das größte Geldgeschenk.
Materielle Geschenke sind nach ein paar Jahren kaputt und sind veraltet. Zeichen der Liebe, der Freundschaft der menschlichen Wärme, sie halten ewig auch in schweren Zeiten.
Es ist November geworden,… Novembergedanken,.. meine Gedanken,…Zeit der Ruhe, ….Zeit der Besinnung………..