Beiträge von Skye

    Hallo Hartmut,

    ich würde sagen es kommt darauf an..... Zum einen ist man als Co in der Lage zu reflektieren, dass setzt für mich voraus, dass man sich mit sich selbst und seinen Handlungen beschäftigt hat. Hat man das nicht, endet es oft mit „... aber ich habe es doch nur gut gemeint.“ Zum anderen ist das Ausleben der Co-Anteile für die Umwelt von Vor- oder von Nachteil bzw. wie nah steht mir der von außen Beobachtende und will er sehen.

    Was mich angeht, ich sehe und merke bei mir sehr wohl, wenn ich mich vernachlässige, wenn ich versuche mein Sicherheitsbestreben zu bedienen oder wenn ich versuche mich in Dinge einzumischen die mich nichts angehen. Mir ist auch der Drang bewusst Menschen und Situationen zu manipulieren in dem Sinn, den selbstverständlich ich für gut halte. Ich habe inzwischen sehr viel Übung mit mir selbst und viel Zeit damit verbracht mein Verhalten und die Ursachen dafür aufzudröseln. Deshalb steuere ich in den meisten Fällen schon dagegen bevor ich etwas tue, was mir unterm Strich nicht gut tun würde. Es bleibt meist bei dem Drang und es folgt keine Handlung. Ich tue nicht mehr einfach nur weil ich es ja nur „gut meine“ sondern ich hinterfrage mich im Zweifelsfall. Diesen Zweifelsfall erkenne ich aufgrund der Erfahrungen mit mir selbst. Diesen Zwiespalt wird von außen kaum jemand mitbekommen. In den Fällen in denen ich gegen mich „verloren“ habe, glaube ich nicht, dass meine Umwelt sieht warum oder sich der Ursachen bewusst ist. Solange ich mich wohlfühle, ist für mein Empfinden bei mir und meinem Verhalten alles in Ordnung. Wenn das nicht mehr der Fall ist, schaue ich halt nach warum.

    Solange man selbst nicht mit dem Thema vertraut ist oder es nicht um Hilfe gebeten wird, wird es für nach meiner Meinung mit dem von außen sehen schwierig.

    Gruß
    Skye

    Hallo Anne,

    sicherlich hilft man sich innerhalb einer Familie wenn jemand Hilfe braucht. Von Ausnahmefällen, wie Pflegefälle, ist das aber ein kurzfristiger und -zeitiger Akt. Hilfe heißt unterstützen und nicht abnehmen von etwas, dass jemand mit ein wenig Eigeninitiative durchaus selbst kann.

    Was Dir vorschwebt ist Geld zu verdienen, damit Deine Mutter nichts ändern muss. So wie Du es beschreibst hat sie kein gutes Händchen mit Geld umzugehen, dass wird sich bestimmt nicht ändern, wenn Du ihr welches gibst.
    Du willst Dich also einschränken, damit Deine Mutter nichts ändern muss. Das ist keine Hilfe, dass ist abnehmen. Da wirst Du zur Mutter und Deine Mutter zum Kind. So ist das aber nicht gedacht.
    Was spricht dagegen, dass sie sich eine Arbeit sucht, bei der sie mehr verdienen kann? Was spricht dagegen, wenn sie sich einen Haushaltsplan erstellt und damit weiß was sie ausgeben kann, statt wie Du es ausgedrückt hast, Fehleinkäufe zu machen oder Deinem Bruder zu helfen, der so wie Du sagst ohnehin sein Ding macht. Da kann er auch in Bezug auf seine Schulden sein Ding machen. Sind ja schließlich seine und nicht die Deiner Mutter oder Deine. Bevor man auf der Straße sitzt, gibt es staatliche Stellen, die helfen können. Die gibt es sicherlich auch in Österreich. Aber auch da muss man sich kümmern und das ist Aufgabe Deiner Mutter. Deine Mutter ist eine erwachsene Frau, kein kleines, hilfloses Kind.

    Ansonsten gebe ich Dir Recht, Du machst Dir zu viele Gedanken um ungelegte Eier.

    Ich weiß nichts über das österreichische Gesundheitssystem, in Deutschland geht der Weg zum Therapeuten in der Regel über den Hausarzt und die Stunden werden von der Krankenkasse bezahlt. Vielleicht fragst Du einfach mal Deinen Arzt danach, der wird Dir bestimmt weiter helfen können.

    Gruß
    Skye

    Hallo Anne,

    Deine Eltern sind erwachsen und fähig sich um sich selbst zu kümmern. Es ist nicht Deine Aufgabe als Kind für sie zu sorgen wenn sie das selbst sehr gut können. Und so wie Du das beschreibst können sie das beide, vielleicht wollen sie nicht, aber das ist nicht Dein Problem, sondern ihres.

    Du musst nicht bei Deiner Mutter wohnen bleiben und sie unterstützen. Selbstverständlich wollen Deine Mutter und Deine Verwandten, dass Du da bleibst und Deiner Mutter ihr Leben bezahlst. Für Deine Mutter ist das doch wesentlich bequemer, als ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Deinen Verwandten nimmst Du damit die Sorge ab, dass jemand auf die Idee kommen könnte, dass sie sich kümmern sollen. Beides ist nicht Dein Problem, sondern das Deiner Mutter und Deiner Verwandten. Du hast, glaube ich, genug eigene, um die Du Dich kümmern kannst und wohl auch willst. Damit hast Du genug zu tun. Es ist nichts Falsches daran, sie sich um ihre Probleme selbst kümmern zu lassen. Glaub mir, sie können das, wenn sie nur wollen. Sieh zu, dass Du so schnell wie möglich auf eigenen Füssen stehst und lass Deine Mutter auf ihren eigenen stehen.

    Was Deinen Vater angeht kann ich mich meine Vorrednern nicht so unbedingt anschließen. Du solltest es jedoch auf keinen Fall übers Knie brechen, sondern Dir sehr genau überlegen warum Du den Kontakt zu ihm suchst. Ein eventuelles schlechtes Gewissen ist der schlechteste Grund, wenn es „nur“ das ist, schließe ich mich meinen Vorrednern an, lass es, es bringt Dir nichts und mit Sicherheit keine Erleichterung. Wenn Du es brauchst um mit der Vergangenheit abschließen zu können, dann ist das eher ein Grund, weil Du es für Dich tust und nicht für ihn. Überlege Dir sehr genau, ob Du den Kontakt mit ihm aushalten kannst.

    Mein Erzeuger war kein wirklicher Vater für mich. Es gab da auch einige sehr unschöne Szenen mit ihm. Trotzdem war da eine Bindung an ihn, so ist Mutter Natur halt, das kann man schlecht wegreden. Ich wollte ihn auch nochmal sehen, ich habe es heimlich gemacht, ohne Wissen meiner Eltern, mit Unterstützung meiner Oma. Meine Eltern hätten es mit Sicherheit unterbunden. Ich war erst 16 Jahre alt.
    Ich wollte mich aber nicht weiter auf die Aussagen von anderen verlassen. Sie meinten es sicherlich gut, aber gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Mit Vorschriften, deren Sinn ich nicht einsah konnte ich damals ebenso „gut“ umgehen wie heute. Also habe ich den Kontakt gesucht.

    Ich bin froh, dass ich es getan habe, denn dieses letzte Mal hat mir geholfen abschließen zu können. Auch wenn ich bei dem Treffen noch nicht wusste, dass es das letzte Mal war. Danach hatte ich allerdings kein Bedürfnis mehr ihn nochmal zu sehen, er hatte sich als Vater endgültig disqualifiziert. Er hat übrigens immer noch getrunken und wenn dann in der Zwischenzeit zumindest keinen ernsthaften Versuch unternommen trocken zu werden. Für ihn war immer noch die böse Welt und alle anderen Schuld. Traurig so eine Sicht bei einem Mann von damals fast 50 Jahren.
    Der Mann den ich heute Vater nenne, ist mein Stiefvater, er ist mir mehr ein Vater gewesen, als mein Erzeuger es jemals hätte sein können. Ohne dieses letzte Treffen, hätte mein Erzeuger aber immer ein wenig zwischen uns gestanden. So konnte ich ihn und was mit ihm zusammenhing loslassen. Heute ist er eine Figur aus meiner Vergangenheit, der ich vollkommen neutrale Gefühle entgegenbringe. Ich glaube nicht, dass es ohne dieses Treffen genauso wäre.

    Wenn Du ihn triffst, tue es für Dich, oder lass es. Für ihn brauchst Du es nicht, er hat sich nicht wie ein Vater verhalten.

    Gruß
    Skye

    Hallo Mirabai,

    Du bist also EKA, hast Depressionen und ADS. Mal ganz provokativ gefragt, definierst Du Dich über „Krankheiten“ oder über das was Dich ausmacht, Dein Wesen, Deine Stärken, Deine Schwächen? Denn diese „Krankheiten“ beeinflussen zwar Dein Leben, aber sie sind nicht Dein Leben.

    Ich bin EKA, es hat mir Probleme bereitet, teilweise sehr große, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. Ich weiß besser als mir lieb ist, was Depressionen sind. Das ist EKA bin hat mich unter anderem zu dem Menschen gemacht der ich bin. Ich mag mich so wie ich bin, zumindest nachdem ich mir selbst zugestanden habe, so zu sein wie ich bin. Ich will mich nicht anders haben, ich mag mich. Gegen Depressionen gibt es Mittel und Wege. Zum einen medikamentös, für mich wichtig um erst einmal aus meinem Loch zu kommen, zum anderen ändern von Verhaltensweisen. Wie das geht, da gibt es Hilfen. Mir hat das Erinnern an schöne Erlebnisse und körperliche Betätigung gut geholfen, aber da ist jeder anders.

    Ich bin wesentlich besser damit gefahren Lösungen für meine Probleme zu finden, als Begründungen zu finden, warum ich diese Probleme habe. Praktisch mein Verhalten zu ändern und nicht theoretisch zu suchen, wo es herkommen könnte. In dem Zuge, in dem ich meine Probleme gelöst habe, sah ich auch wo sie herkamen. Erst habe ich mein Verhalten geändert, dann habe ich mich mit den Ursachen beschäftigt, dass kam dann mit und mit fast automatisch.
    Solange ich mich nur mit den Ursachen beschäftigt hatte, sah ich keinen Ausweg, weil sie mir keine Anregung gaben, was ich denn mal anders machen kann. So wie meine Probleme mit mir verschwanden, verschwanden auch langsam die Depressionen nahezu aus meinem Leben. Mit beginnenden Schüben kann ich inzwischen ganz gut umgehen.

    Was ich sagen will, versuche das zu ändern, was Dir schadet, versuche dort etwas zu ändern wo Du Probleme hast und nicht herauszufinden warum Du Probleme hast. Der Rest kommt nach und nach von allein. Du bist mehr als ein EKA mit Depressionen und ADS. Du bist ein Mensch mit Gefühlen und Fähigkeiten. Etiketten klebst Du Dir selbst auf, nicht andere.

    Gruß
    Skye

    Hallo Susi,

    ich bin selbst "nur" Angehöriger. Vielleicht ist mit folgendes, deshalb aufgefallen:

    Zitat von Susi40


    Das kann ich mir gut vorstellen. Denn Aufhören bedeutet ja nicht einfach, das Glas stehen zu lassen, sondern sich mit seinem Innern auseinanderzusetzen. Das ist ein sehr schmerzhafter Prozess. Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Aber nun ist die Situation so, wie sie ist. Im Wissen um diese Schwierigkeit möchte ich es trotzdem probieren. Allerdings ist das der Grund, warum ich die Aufrechterhaltung der räumlichen Distanz für wichtig halte. Auf diese Weise bleibt, denke und hoffe ich, genug Raum, das jeder seine ganz persönliche Entwicklung macht, was unumgänglich ist.

    Zitat von Susi40

    Wenn ich aber mal etwas down bin, macht er total dicht. Sonst ist er sehr lieb und einfühlsam, aber wenn ich nicht gut drauf bin, scheint ihn das zu überfordern oder überlasten. Das gefällt mir natürlich nicht sonderlich gut.

    Du kannst des Dir gut vorstellen, aber vorstellen ist nicht damit leben. Kannst Du das? Willst Du das? Kannst und willst Du damit leben?

    Er versucht trocken zu werden, was nicht einfach ist, er versucht es zudem alleine, ohne Unterstützung von trockenen Alkoholikern, die wirklich verstehen was in ihm vorgeht, das verschärft die Situation zusätzlich ganz enorm.

    Bei allem Beschäftigen mit sich selbst, soll er aber auch für Dich da sein. Ich glaube, Du bist an die Grenzen Deiner Vorstellungskraft gestoßen.

    Die Antwort auf Deinen Post steht hier quasi schon.

    Außerdem lässt das:

    Zitat

    Vorhin schrieb er mir eine SMS, dass er sich in solchen Momenten sein altes Leben zurück wünsche.

    bei mir alle Alarmglocken schrillen.

    Gruß
    Skye

    Hallo Zusammen,

    Zitat

    Es gibt keinen "Grund" warum jemand säuft, außer, dass der Betreffende saufen will.

    Das fasst es sicherlich zusammen, ohne Frage. Hilft für mein Empfinden aber im Hinblick auf die ursprüngliche Fragestellung nicht unbedingt weiter.

    Zitat

    Trotzdem würde mich interessieren, in welchen Situationen ihr getrunken habt und was ihr in dem Moment gefühlt hat. Ich möchte einfach euer Gefühl dabei verstehen und somit vielleicht meinen Vater (leider nicht trocken) besser verstehen können und auch für mich besser mit diesem Thema umgehen zu können.

    Ich kenne diesen Wunsch. Mir haben Gespräche mit Alkoholikern geholfen meine Mutter leichter loslassen zu können. Dadurch, dass mir erzählt wurde, was mit dem Alkohol erreicht werden sollte, konnte ich verstehen. Nachempfinden kann ich Saufdruck nicht, dass ist sicherlich richtig. Was ich aber nachempfinden konnte war, wie es ist vor einem scheinbar unlösbaren Problem, um es mal zusammenfassend auszudrücken, zu stehen.

    Entgegen meiner Mutter habe ich sie jedoch nicht mit Alkohol versucht zu lösen. Ich habe stattdessen, Verdrängung, blinden Aktionismus und ähnliches versucht, mit ebenso wenig Erfolg, wie ihr Versuch mit Alkohol. Für mich war es der kleinste gemeinsame Nenner, den ich gefunden habe. An diesem Punkt ist es mir leichter gefallen, sie loszulassen. Ganz einfach, weil vor einem „unlösbaren“ Problem zu stehen und keine adäquate Lösung zu wissen, zu haben, zu finden etwas war das ich kannte.

    Es geht hier für mich nicht um Wege aus der Trockenheit, ob richtig oder falsch, ob dies oder jenes nun ein „Grund“ ist oder nicht, sondern darum einem EKA zu helfen zu verstehen.

    Gruß
    Skye

    Hallo Wolfsfrau,

    diesen Gesprächswunsch hatte ich früher sehr oft. Dabei war die längste Zeit die bei uns Funkstille geherrscht 2 Wochen, aber das ist ein anderes Thema. Wenn ich 2 Tage nicht mit ihr gesprochen hatte, fing ich schon an unruhig zu werden.

    Vorrangig war es aus Sorge um sie, zumindest habe ich mir das eingeredet. Im Laufe meiner Therapie, sah das dann ganz anders aus. Wenn irgendetwas passiert war, was häufiger vorkam, hat mich mein Vater ohnehin unterrichtet, also hätte ich erfahren wenn es wirklichen Anlass zur Sorge gegeben hätte. Ein wirkliches Gespräch war mit ihr ohnehin meistens nicht mehr möglich, aufgrund des Pegels. „Seltsamerweise“ war meine Unruhe ganz besonders schlimm wenn sie zum Entzug oder zur LZT war.
    Ich konnte irgendwann nicht mehr umhin mir einzugestehen, dass der überwiegende Grund nicht Sorge war, sondern der Wunsch nach Kontrolle. Ich habe mir eingebildet, die Sucht meiner Mutter unter Kontrolle zu haben, sie unter Kontrolle zu haben, wenn ich mir regelmäßig die sinnentleerten Gespräche mit einer Betrunkenen antue. Ich war der Meinung wenn ich Bescheid wüsste wie schlimm es gerade war, dass ich noch irgendwie Einfluss nehmen kann. Ich habe mir vorgemacht, wenn wir telefonieren trinkt sie weniger und noch so einiges andere. In der Kontrolle hatte ich die Hoffnung, dass meine alles beherrschende Angst sie zu verlieren für mich beherrschbar wurde. Alles Unfug, das habe ich mir selbst vorgemacht, weil ich anders nicht (gelernt habe) mit dieser Situation umzugehen wusste. Das konnte nur auf schief angehen, man kann einen erwachsenen Menschen nicht wirklich kontrollieren.

    Die Gründe warum ich nichts von ihr gehört habe sind schnell zusammengefasst, entweder war sie zu betrunken um überhaupt zu telefonieren oder sie hatte pegelbedingt andere Interessen oder ich hatte nicht so funktioniert, wie sie es wollte. Das war mein sensibelster Knopf und der den ich als erstes demontiert habe und der am schwersten zu demontieren war, scheinbares Desinteresse an meiner Person. So hat sie mich am schnellsten dazu bekommen zu tun was sie wollte, wieder lieb zu sein. Nicht falsch verstehen, sie hat mich geliebt, da habe ich nie dran gezweifelt. Mit Alkohol war sie jedoch nicht in der Lage auch so zu handeln und mir das wirklich zu zeigen.

    Ich habe das Maß an Gesprächen und Kontakt auf mein wirkliches Bedürfnis runtergeschraubt, langsam aber sicher, es war nicht immer einfach aber ich habe es geschafft. Wie das aussieht muss jeder für sich selbst bestimmen. Ich hätte einen totalen Kontaktabbruch nicht ausgehalten, damit hätte ich mich selbst bestraft und das war ja nicht Sinn und Zweck der Übung zu lernen für mich selbst zu sorgen. Trotz Kontakt ist es mir gelungen mit abzunabeln und meine Mutter/meine Eltern ihr Leben leben zu lassen. Das muss aber jeder für sich herausfinden, wie es ihm am besten tut.

    Gruß
    Skye

    Hallo Franzka,

    Zitat

    Mein Mann hat sich die ganzen Jahre nicht einmal dafür interessiert, was ich mache, was mir wichtig ist, wie ich das alles schaffe, wie mir zumute ist. Hauptsache, ich habe funktioniert.

    Das ist etwas, dass der Krankheit Sucht geschuldet ist. Das soll jetzt keine Ausrede oder Freifahrtschein für Alkoholiker sein, das ist einfach ein Fakt. Alkoholiker, Süchtige allgemein kreisen nur um das Suchtmittel. Nicht schön, aber eine Tatsache.

    Die Fragen die sich mir hier stellen, kannst Du Dir selbst verzeihen, dass Du das solange mitgemacht hast? Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann den Menschen hinter diesem Verhalten zu sehen ohne an die Vergangenheit zu denken? Den Menschen, der Dein Mann ohne Alkohol ist?

    Ich habe lange mir mir gehadert und tue es auch heute noch manchmal, wie viel Lebenszeit ich verschwendet habe weil ich nur um meine Mutter und andere Menschen gekreist bin. Ich hatte schon vor Jahren die Chance etwas zu ändern und habe sie nicht ergriffen. Im Gegenteil ich bin geflüchtet. Gut ich war noch nicht so weit, aber manchmal tue ich mich schwer mit der Tatsache, dass ich mir einiges ganz einfach selbst zuzuschreiben habe. Tut schon mal weh.....

    Zitat

    Ich habe lange gebraucht, um mich selbst überhaupt zu sehen. In den letzten Jahren habe ich daran gearbeitet mich von meinem Mann zu lösen, mich abzugrenzen, an mich zu denken. Das war Selbstschutz, ich wäre sonst kaputt gegangen.

    Das ist wohl auch der einzige Weg für uns Angehörige zu überleben. Ich weiß, dass das nicht einfach ist und manchmal auch sehr schmerzhaft sein kann. Du kannst stolz auf Dich sein, dass geschafft zu haben.

    Bist Du Dir dessen auch selbst bewusst oder hast Du Angst wieder in alte Verhaltensweisen zurück zu fallen, wenn Du ihm die Tür zu Dir ein Stückchen öffnest?

    Am Anfang meines Weges zu mir war ich bestrebt jedes bisschen, das ich mir von mir zurück erkämpft hatte mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Das hat mir nur aus anderem Grund ähnliche Probleme bereitet, wie mein vorheriges Verhalten. Mit der Zeit bekam ich Maß und Sicherheit. Heute kenne ich meine Grenzen und lasse die Menschen auch bis an sie heran treten. Ich weiß inzwischen, dass ich sie erkennen und verteidigen kann. Erst wenn jemand einen Schritt darüber getan werde ich aktiv und das massiv. Das konnte ich aber nur lernen, indem ich Menschen wieder an mich herangelassen habe. Andere übertreten meine Grenzen nicht mit Absicht, sondern weil ich es zulasse. Bei mir fängt es an und bei mir hört es auch auf.

    Gruß
    Skye

    Hallo Franzka,

    Zitat

    Nein, was ich habe behalte ich. Ich will das nicht wieder aufgeben.
    Er möchte, dass ich ihn da mit einbeziehe, er will mitkommen, mitmachen.

    In gewissen Grenzen halte ich gegenseitiges einbeziehen, mitkommen und mitmachen in einer Beziehung für normal. Für mich hat das nichts mit hergeben oder aufgeben zu tun, sondern mit teilen. Wenn man teilt, muss man nicht zwingend etwas hergeben, es kann auch verdoppeln. Man muss nicht alles zusammen machen und mit Sicherheit nicht bei allem zusammen kleben, aber das eine oder andere teilen und damit den anderen an meinem Leben teilhaben lassen, das verstehe ich unter einer Beziehung.

    Ich kann verstehen, dass Du Probleme mit dem Vertrauen hast, irgendwann ist man einfach einmal zu oft belogen worden. Beim Lesen Deiner Posts stellt sich mir jedoch die Frage warum Du eigentlich an dieser Beziehung festhalten willst. Auf mich wirkt die Beschreibung Eurer Situation, wie ein astreines Nebeneinander, statt eines annähernden Miteinanders.

    Gruß
    Skye

    Hallo Schwan55,

    die Geschichte Deiner Frau liest sich wie die Geschichte meiner Mutter. Chancen ohne Ende und keine davon ergriffen. Was Du von Dir erzählst ähnelt sehr dem Verhalten meines Vaters. Nun, die Geschichte ist nicht gut ausgegangen, der Alkohol hat meine Mutter umgebracht und mein Vater kommt bis heute nicht wirklich damit klar, wie sein Leben gelaufen ist die letzten, sagen wir mal, rund 10 Jahre ihres Lebens.

    Meine Mutter ist seit mehr als 3 Jahren tot und er lebt immer noch in der Vergangenheit. Von Verzweiflung über Ignoranz bis zur Wut wie „sie ihm das antun“ konnte kann ich alles an ihm beobachten. Ohne Hilfe hat weder der Alkoholiker noch der Angehörige eine Chance. Bei beiden gilt, man muss sie auch annehmen. Ebenso gilt keiner kann dem anderen helfen, beide sind dabei weitestgehend auf sich gestellt.

    Ich habe es irgendwann geschafft, den Absprung zu schaffen und etwas für mich zu tun. Das hat zwar am saufen meiner Mutter nichts geändert, aber mir ging es besser. Ihr Selbstmord auf Raten hat mir nach wie vor weh getan, ich hatte weiter Angst um sie, aber ich bin daran nicht mehr verzweifelt.

    Mein Vater hat jede Hilfe für sich als wortwörtlich Quatsch abgetan und weiter versucht meine Mutter trocken zu legen. Damit hat er ihr das weitersaufen leicht gemacht und sich selbst dabei aufgerieben. Meine Eltern hatten auch schöne Zeiten, die hat er, wie mir scheint, vollkommen vergessen. Heute ist da fast nur noch Verbitterung und Wut.

    Irgendwo ist auch immer noch der Glauben wenn wir nur genug unternommen hätten, dann hätte sie es geschafft. Ein sonst so rational denkender Mensch, der mich auch liebt, hat mir Vorwürfe gemacht, weil ich mich ausgeklinkt habe aus dem Helferkarussell. Ich habe mir den Schuh nicht angezogen, ich schreibe das nur um deutlich zu machen wohin es führen kann, wenn man sich keine Hilfe sucht.

    Es gibt Hilfe für Dich wie hier schon geschrieben. Deine Situation ist nicht so ausweglos, wie sie Dir im Moment scheint. Es gibt für alles einen Weg und eine Lösung. Auch wenn Du das im Moment nicht glauben magst, es gibt sie.

    Mit ihrem bisherigen Werdegang weiß Deine Frau wo sie Hilfe bekommt, wenn sie will. Sie trinkt, also will sie (zur Zeit) nicht. Hol Dir Hilfe für Dich, Dir kannst Du helfen. Ein Weg kann der Austausch hier, eine reale SHG oder die Suchtberatung sein und vielleicht schaust Du auch mal bei Deinem Hausarzt vorbei. Die Situation geht ja auch an Deiner Gesundheit nicht unbedingt spurlos vorbei.

    Gruß
    Skye

    Hallo Insulaner,

    die Frage ist doch unter dem Strich wie wichtig ist Dir das eine oder andere Erbstück? Alles hat sein für und wider. Wie wichtig sind Dir diese Sachen?

    Kosten können so oder so auf Dich zukommen. Wenn der Betreuer schon durchblicken lässt, dass die finanzielle Lage Deiner Mutter nicht so rosig ist, dann stellt sich mir die Frage, ist genug Geld da, die Wohnung professionell räumen und säubern zu lassen. Denn das ist das was passieren wird, der Betreuer verwaltet, er wird sich nicht selbst hinstellen und die Wohnung ausräumen. Wenn nicht genug Geld da ist, dann wird jemand bei Dir die Hand aufhalten.

    Egal wie Du jetzt zu Deiner Mutter stehst, aus der finanziellen Verantwortung wird Dich Vater Staat nicht entlassen. Mir wäre es da wesentlich lieber vor Ort zu sein, wenn auch evtl. mit der Faust in der Tasche, als weit weg zu sein und nicht eingreifen zu können, wenn u. U. mein Geld ausgegeben wird und somit über mich bestimmt wird.

    Wir haben hier so ein Käseblättchen in dem ortsansässige Anwälte ihr Wissen ab und an mal kostenlos zur Verfügung stellen. Vor kurzem ging es um Beerdigungskosten. Es ist mitnichten so, dass Dich die Ausschlagung eines Erbes von der Übernahme der Kosten befreit. Da müssen Eltern ihren Kindern schon mehr antun als zu saufen, damit diese davon befreit werden. Ich bekomme das aus dem Gedächtnis nicht mehr vollständig zusammen, unterm Strich hieß es eine Krankheit ist kein Grund, auch wenn das Kind unter den Folgen derselben gelitten hat. Das Kind hatte zu zahlen.

    Gruß
    Skye

    Hallo Wolfsfrau,

    Zitat

    Was gilt MIR?

    Dir gilt das, was Du als Deins annimmst. Wenn jemand z. B. meint Du bist doof und Du glaubst das, dann gilt das Dir. Wenn Du Dir aber sagst, red Du mal, ich weiß, dass ich das nicht bin, dann gilt es nicht Dir.

    Das Deine Mutter die Broschüren zurück schickt, ist keine Ablehnung Deiner Person. Du meinst es gut, Du willst ihr helfen, wenn auch indirekt, aber sie will keine Hilfe. Gut gemeint, ist nicht gleich gut gemacht. Das sie Deine Hilfe ablehnt, heißt nicht, dass sie Dich ablehnt. Sie will die Broschüren nicht, warum auch immer, es ist ihr gutes Recht sie nicht zu wollen, dass heißt nicht, dass sie Dich nicht will. Es geht nicht um Beweise.

    Kann es sein, dass Du ablehnende Handlungen mit Ablehnung Deiner Person gleichsetzt?

    Solange Du mit Dir im Reinen bist und mit Deinen Handlungen leben kannst, ist alles in Ordnung. Wenn Du das aber nur kannst, wenn andere das auch gut finden, dann hast Du ein Problem. Das ist etwas, dass aber nur Du selbst lösen kannst. Die Lösung ist nicht, dass andere Dich bestätigen, die Lösung ist, dahin zu kommen Dich selbst zu bestätigen um am Ende mit Dir selbst im Reinen dar zu stehen. Solange Du die Bestätigung von außen brauchst, wirst Du immer Zweifel an Dir selbst haben.

    Gruß
    Skye

    Hallo Fleur,

    Co-Abhängigkeit hat im Grunde wenig mit Alkoholismus zu tun. Die Verhaltensmuster bekommen in der Aktion mit einem Alkoholiker nur einen Namen. Die Strukturen die da greifen, greifen auch bei jeder anderen zwischenmenschlichen Beziehung. Für Co-Abhängigkeit braucht es keinen Alkoholiker, mit und an ihm kann man es nur besonders gut ausleben. Man kann es auch Helfersyndrom nennen, man kann dem Kind viele Namen geben, meinetwegen auch mangelnde Selbstfürsorge.

    Was Du beschreibst die Vernachlässigung des eigenen Lebens, Aufgabe von Bereichen des eigenen Lebens für einen anderen Menschen dass ist in meinen Augen Co-Abhängigkeit. Nichts anderes tut man für einen Alkoholiker. Für mich macht es keinen Unterschiede ob die Krankheit selbst verursacht ist oder ob es um einen Menschen geht, der einfach altersbedingt nicht mehr so kann wie er will. Nur weil es sich um einen alten, hilflosen Menschen handelt ist es noch lange nicht besser, als das gleiche für einen Alkoholiker zu tun. Auch da kann man abgeben, wenn man will.

    Normale Fürsorge hört für mich da auf, wo ich mein Leben für andere aufgebe und über ein Maß einschränke, als das es sich mit meinem Leben und meinen Interessen verträgt und das ist es was Du beschreibst.

    Gruß
    Skye

    Hallo JaToMa,

    Zitat

    Er ist nun gezwungen sich komplett selbst zu versorgen. (Wäsche, Behördengänge, Einkaufen etc.) Wir wohnen alle in einem Haus und er hat nun eine Wohnung für sich.

    Das ist nur konsequent, warum Euch das Leben unbequemer machen, ihm das abnehmen, damit er bequemer und konsequenzloser saufen kann.

    Zitat

    Doch wo zieht man am besten die Grenze ohne ihn vom Familienalltag auszuschließen? Ist es ok wenn er am sonntäglichen Familienkaffee, gemeinsamen Grillabenden etc. teilnimmt?

    Das hat für mich nichts mit Familienalltag zu tun. Das ist ganz einfach eine Frage ob ihr dazu einladet oder nicht. Man muss, auch wenn man in einem Haus lebt, ja nicht ständig aufeinander hocken. Wenn Du nicht möchtest, dass er kommt, dann lade ihn einfach nicht ein.

    Zitat

    Soll man alternativ verlangen das er seinen eigenen Kaffee, seinen eigenen Kuchen, seine eigene Grillwurst mitbringt?

    Wo müssen Gäste denn ihre eigenen Lebensmittel mitbringen, wenn sie eingeladen werden? Das würde ich als Erziehungsmaßnahme empfinden. Ich bin der Meinung, dass es Angehörigen nicht ansteht, ein erwachsenes Mitglied ihrer Familie zu erziehen oder es auch nur zu versuchen.

    Es ist eine Sache, wenn ihr die Folgen für Euch, die durch seine Sauferei entstehen nicht mehr hinnehmen wollt, eine andere ist es ihn durch irgendwelche Maßnahmen zur Einsicht bringen zu wollen. Letzteres geht gerne und oft nach hinten los und führt nur zu Zank und Streit, aber nicht dazu, dass der Alkoholiker ein Einsehen hat und sich Hilfe sucht.

    Gut gemeint, ist nicht gleich gut gemacht.

    Gruß
    Skye

    Hallo Harry,

    Zitat

    Wenn dein Partner den du liebst an Krebs erkrankt, hasst du dann ihn ,oder die Krankheit und was die Krankheit eventuell ausgelöst hat.

    Ich für meinen Teil hasse keine Krankheit, schlimmstenfalls verzweifle ich an ihr, bestenfalls lerne ich damit zu leben. Ich kann einen Zustand, eine Sache nicht hassen. Ebenso wenig hasse ich den Alkohol. Er kann nichts dafür das er missbraucht wird und es Menschen gibt, die mit ihm nicht umgehen können. Was ich nicht mag, ist das Trinkverhalten mancher Menschen und wie sie sich unter Alkoholeinfluss benehmen, doch das ist Sache des Menschen der ihn trinkt, da kann der Alkohol nichts für.

    Zitat

    Ist deiner Meinung nach Alkoholiker zu sein eine Willensschwäche ,weil man selbst entscheiden kann ob man trinkt oder auch nicht,oder ist es eine Erkrankung?

    Ein nasser Alkoholiker kann nicht entscheiden ob er trinkt oder nicht, er kann aber sehr wohl entscheiden ob er sich Hilfe sucht oder nicht.

    Sucht und somit auch Alkoholismus ist die einzige Krankheit, die mit umsorgen des Kranken immer schlimmer wird.

    Zitat

    Das "selbst " heilen denke liegt wohl ,wie ich bei den Alkoholikern gelesen habe wohl am erkennen der Erkrankung. Aber jetzt kommt mein"Problemlöser -Job" wieder.

    Deine Frau war aufgrund ihrer Krankheit letztes Jahr 24 Wochen! in Behandlung, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Es wurde ihr mit Sicherheit der Ernst ihrer Erkrankung und wie sie sie stoppen kann näher gebracht. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie inzwischen die Erkenntnis Alkoholikerin zu sein erlangt. Da sie weiter getrunken hat, wollte sie nicht erkennen was genau vor ihrer Nase liegt. Nach den ganzen Aufenthalten weiß sie sehr genau wie es geht, sie hat sich für das trinken entschieden.

    Da kannst Du noch so viele Lösungen suchen bis Du schwarz wirst, Du wirst den Erkenntnisvorgang und die Anerkennung der eigenen Krankheit bei Deiner Frau nicht erreichen oder auch nur beschleunigen. Gebrauche Deine Kraft und Energie für Dinge die Du ändern und lösen kannst. Ich wusste auch sehr genau, wie meine Mutter sich von der Sucht lösen kann, was sie dafür „nur“ tun muss. Die ganze Sache hatte nur einen Haken, ich war nicht meine Mutter.

    Zitat

    Ich denke ihr die Erkenntnis so zu suggerieren das sie der Meinung ist sie hätte sie selbst entdeckt.

    Ich nenne das Manipulation. Auch wenn es gut gemeint ist, ist es nicht gut gemacht und so manche Manipulation ist ganz gewaltig nach hinten los gegangen.

    Zitat

    Ich habe eben den Kurzfilm" Mein Vater trinkt"angesehen.Der Film könnte meiner Meinung nach solch eine Erkenntnis nach sich ziehen.

    Ich habe ihn auch gesehen und denke sie würde da nichts sehen, was sie in 24 Wochen nicht an Austausch mit Mitpatienten hätte lernen können. Für meine Mutter waren es immer die anderen die ein Problem hatten. Sie hat wahre Vorträge über Alkoholismus abgehalten und ist an deren Ende selbst erstmal ins Kämmerlein nachladen gegangen. Sie hatte aber kein Problem, nein, nein....
    Das Zauberwort ist Selbsterkenntnis, Alkoholiker sind wahre Meister in der Verdrängung, auch von Tatsachen die glasklar auf der Hand liegen, Selbsterkenntnis gehört nicht zu ihren hervorstechenden Eigenschaften.

    Ich bin selbst sehr lange gegen eine Wand gerannt in dem Versuch meine Mutter vor sich selbst zu retten, vergeblich. Das hat nicht daran gelegen, dass ich nicht erfindungsreich genug war, sondern das ich nicht sie war. Du kämpfst einen Kampf gegen Windmühlen.

    Gruß
    Skye

    Hallo Kathi,

    wenn man sich erpressbar fühlt, dann ist man das auch. Existenzängste kennen wir wohl alle, sowohl vom Alkoholiker ausgelöst, als auch unabhängig von ihm. So platt das klingen mag, es gibt für jedes Problem eine Lösung. Vielleicht sieht man sie nicht einfach und muss sie suchen. Vielleicht schmeckt einem das eine oder andere daran auch nicht, aber das ist dann eine Frage was man will. Alles kann man nicht haben.

    Du sagst jetzt, dass es ohne Deine Mutter nicht geht. Hast Du Dich schon mal erkundigt, was passiert, wenn sie die Zahlung einstellen würde? Welche Möglichkeiten Du dann hast? Vielleicht gibt es eine Lösung. Unter Umständen etwas unbequemer, aber Du wärst nicht mehr erpressbar und den alkoholisierten Launen Deiner Mutter ausgeliefert.

    Es heißt ja nicht, dass das eintreten muss. Wenn Du aber einen Plan in der Hinterhand hast, bist Du nicht mehr erpressbar. Das strahlst Du aus, wie Du auch jetzt Deine Erpressbarkeit ausstrahlst. Du musst dann nicht mehr springen und glaub mir, das Verhalten Deiner Mutter wird sich ändern. Erstmal wird sie vermutlich weiter machen, wüten, toben, Dich erpressen, wenn sie merkt, sie kommt damit nicht weiter, wird sie aufhören. Wahrscheinlich wird sie dann einen anderen Weg suchen, aber soweit sind wir ja noch nicht.

    Es gibt für alles im Leben eine Lösung, man muss nur suchen. Du bist nicht hilflos.

    Gruß
    Skye

    Hallo Kathi,

    willkommen im Forum.

    Zitat

    dennoch hat mir die Therapie keine konkreten Verhaltensweisen aufgezeigt, wie ich mit meiner Mutter überhaupt noch kommunizieren kann und soll

    Das ist im Grunde so einfach wie schwierig, so wie es Dir gut tut. Es erfordert einfach Übung. Eure Kommunikationsweise hat sich über Jahre entwickelt, Du hast sie so erlernt. So erfordert es ein erneutes lernen in die andere Richtung.

    Zitat

    Man kann uns in einen Raum setzen und die Zeit stoppen, länger als eine Stunde dauert es nicht, bis wir streiten - egal warum.

    Es ist einfach mit einem Alkoholiker zu streiten. Meine Mutter wusste ganz genau welche Knöpfe sie drücken musste damit ich hochgehe wie eine Rakete. Sollte es schnell gehen, hat sie die sensibelsten genommen. Ich habe mich sooft hinterher gefragt, wie es überhaupt dazu kommen konnte. In einem Moment noch schiedlich/friedlich, im nächsten waren wir am streiten.
    Eine Streit vom Zaun brechen, ist nichts anderes, als einen Grund zum trinken zu finden. Nachdem mir das klar geworden war, habe ich mich immer weniger mit ihr gestritten. Ich habe bewusster mit ihr kommuniziert, genau aufgepasst was gesagt wurde. So konnte ich schnell feststellen in welche Richtung es gehen sollte und ich konnte meine Knöpfe deaktivieren. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Bogen raus hatte und wieder eine Weile bis sie aufgegeben hat. Es war nicht immer einfach, sie einfach in ihrem Rumwüten auflaufen zu lassen. Mir hat es einfach wehgetan, wie ein so intelligenter, liebenswerten, fröhlicher Mensch sich so verändern kann. Doch ich konnte nichts tun, ich konnte diese Veränderung nicht aufhalten. Ich konnte nur dafür sorgen, dass ich nicht mehr unter sinnlosen Streitereien gelitten habe.

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    Ich bin jedoch mit meinem Latein am Ende - ich versuche schon, ihr das einfach zu erklären, ich nehme mir Zeit und bereite mich vor, um ihr das ganze recht strukturiert rüber zu bringen, aber dennoch kapiert sie Null von dem, was ich sage

    Ich kenne den Gesundheitszustand Deiner Mutter nicht und sicherlich hinterlässt Alkohol Spuren im Gehirn. Was aber viel schneller Spuren als der Alkohol hinterlässt, ist es nicht zu benutzen. Je weiter die Sucht fortschreitet, desto weniger das Interesse an anderen Dingen als Alkohol. Ein brachliegendes Gehirn tut sich mit komplexeren Dingen außer Nachschubbeschaffung und den notwendigsten täglichen Verrichtungen irgendwann schwer.
    Es ist nicht an Dir, Deiner Mutter die Welt zu erklären. Ich habe das lange getan, mit mehr als niederschmetternden Ergebnissen. Sie hatte zum einen einfach kein Interesse und zum anderen war sie meine Mutter und nicht mein Kind.
    So habe ich sie irgendwann nur noch von bestimmten Dingen in Kenntnis gesetzt und nur noch dann mehr gesagt, wenn sie gefragt hat. Und auch dann habe ich nur genau die Frage beantwortet. Sie hat sich irgendwann beschwert, dass ich ihr nichts mehr erzählen würde. Das war halt eine Folge ihrer Interessenlosigkeit. Aber ich hatte keine Lust, die wenigen Momente abzupassen, an denen sie nüchtern und Willens war mir wirklich zuzuhören. Das hat zu einer ziemlichen Sprachlosigkeit unter uns geführt, aber es gab keine Alternative für mich.


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    und fängt dann, mich anzubrüllen, zu beschimpfen und mir Dinge zu unterstellen, die an den Haaren herbei gezogen sind...

    Womit wir wieder beim Streit vom Zaun brechen wären. Dazu kommt sicherlich auch das Gefühl ihrerseits Dir, ihrer Tochter, geistig unterlegen zu sein. Das Gefühl hat niemand gerne. Damit wird auch ein Stück weit ins Bewusstsein gerufen, dass eben nicht alles normal ist und das der Alkoholkonsum nicht normal ist. Nach dem Motto es kann nicht sein, was nicht sein darf, wird versucht sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Das geht nur, indem man das Gegenüber ins Unrechts setzt. Ob es dahin gehört ist dabei vollkommen egal.

    Vielleicht verstehst Du was ich meine und in welche Richtung es gehen könnte.

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    Wie kann man mit einem Alkoholiker überhaupt noch reden, wenn er sehr schnell sehr aggressiv reagiert im "Suff"?

    Kurz und knapp: garnicht!

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    Und wie kann man ihm solche Sachen wie das mit diesem kack Bausparvertrag erklären?

    Ich weiß nicht, ob Du schon mal betrunken warst. Mir sind solche Sachen dann ziemlich egal und Lust hab ich auch nicht meinen Kopf anzustrengen. Sicherlich lässt sich mal betrunken, auch nicht mit einem Alkoholiker vergleichen. Die Veränderungen bei einem Alkoholiker sind in vieler Hinsicht nachhaltiger. Was sich allein schon darin begründet, dass z. B. ein Spiegeltrinker fast nie nüchtern ist.

    Also auch hier: garnicht!!

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    Ich möchte meine Mutter diese Woche ein letztes Mal wegen dieser Angelegenheit kontaktieren und hoffe, dass ihr mir vielleicht vorab helfen könnt, das Gespräch so vorzubereiten, dass es nicht sofort zum Streit kommt.

    Hat sich, wie ich zwischenzeitlich gelesen habe, ja erstmal erledigt. Aber grundsätzlich würde ich das Gespräch nicht mit ihr, sondern mit der Bausparkasse führen. Das sind alles Dinge, die man Dir dort erklären kann. Und beim Ausfüllen kann man Dir dort sicherlich auch helfen. Sollte wider Erwarten jemand nach Deiner Mutter fragen, sag sie ist gesundheitlich nicht in der Lage Dir zu helfen. Was ich allerdings nicht glaube, denn Du bist volljährig und die Konten laufen auf Deinen Namen, egal wer da was einzahlt, Du bist die Besitzerin des Sparvertrages und des Festgeldkontos.

    Du brauchst Deine Mutter dazu nicht. Und wenn Deine Mutter sich abgeschoben fühlt, ist das ihre Sache, sie hat doch den Alkohol. Ist jetzt ironisch gemeint, aber im Grunde ist es so, solange der Alkohol das ist, ist alles andere leider egal.

    Gruß
    Skye

    Hallo Mikesch,

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    Nicht hinnehmen muss man, dass immer wieder Menschen schlechte, krankmachende Erfahrungen sammeln und keine Hilfe bekommen.

    Hilfe bekommen ist weniger das Problem, Hilfe wollen schon. Wenn jemand, warum auch immer, keine Hilfe will, dann ist das etwas, dass man nicht hinnehmen muss, aber um der eigenen Gesundheit Willen, hinnehmen sollte. Ich kann andere nicht ändern.

    Zitat

    ich möchte, dass 'Wir' als Gesellschaft das wieder ernst nehmen!

    Die Gesellschaft sind wir alle. Aber auch hier gilt für mich nach wie vor, ich kann andere nicht ändern. Ich kann nur beim kleinsten Teil der Gesellschaft etwas ändern, bei mir.

    Gruß
    Skye

    Hallo Waltraud,

    jeder Mensch hat seine Geschichte die ihn u. a. zu dem Menschen macht, der er ist. So wird auch Deine Mutter ihre Geschichte haben. Nicht jeder Mensch kann oder will sich allen Facetten seines Wesens stellen, nicht jeder kann oder will den Finger auf wunde Punkte legen.

    Nicht jede Frau hat den Wunsch Mutter zu werden. Manche werden es trotzdem, sei es aufgrund eines „Unfalls“, gesellschaftlichen Drucks oder warum auch immer. Auch nicht jede Frau die ein Kind bekommt, tut es aus, sagen wir mal, selbstlosen Gründen. Für manche ist ein Kind irgendein Mittel zum Zweck, sie bekommen es weil es irgendetwas ändern soll. Manche wünschen sich Kinder und kommen dann mit der Tatsache das es da ist nicht klar. Das ist alles nicht immer etwas, das therapierbar ist.
    Am Ende kommt dann eben nicht die Mutter heraus, die sich liebevoll und aufopfernd um ihre Kinder kümmert. Das ist es aber, was von einer Mutter automatisch erwartet wird. Das wird als vollkommen natürlich angesehen, als selbstverständlich. Das ist die Regel, aber wie überall in der Natur gibt es Ausnahmen. Manchmal kommt am Ende eine Mutter heraus die sich gefangen fühlt und auch so reagiert. Da wird aber gern nach dem Motto, es kann nicht sein, was nicht sein darf, drüber hinweg gesehen. Sicherlich auch weil jeder der Kinder hat, der sie liebt und sie umsorgt und behütet, sich absolut nicht vorstellen kann, dass das jemand bei seinen Kindern nicht kann.

    Ich will nicht sagen, dass es bei Deiner Mutter so ist. Das sind nur mal meine allgemeinen Gedanken zu dem Thema Mutter-Kind. Ich habe sie aber insofern hier gelassen, als das ich einfach mal in den Raum werfen will: Was ist wenn das Wesen, dass jetzt bei Deiner Mutter sichtbar ist, ihr wirkliches Wesen ist? Was ist, wenn sie den Alkohol gebraucht hat um eine Maske zu tragen, von der sie geglaubt hat, ihre Umwelt wollte sie sehen?

    Zitat

    Vollständige Ignoranz Deiner Person, Liebesentzug, emotionaler Missbrauch und all das... wie konntest Du diese "Symptome" in einem anderen Licht sehen?

    Ich habe meine Mutter als ganz normale Frau gesehen. So wie ich nicht nur Tochter bin, war meine Mutter nicht nur Mutter. Meine Mutter war ein ganz normaler Mensch wie jeder andere auch, mit Stärken und mit Schwächen, mit guten und schlechten Seiten. Sie hatte ihre Probleme, wie jeder andere auch. Wieso sollte sie nur weil sie meine Mutter war ein Übermensch sein, der da drüber stehen konnte?
    Geholfen hat mir sicherlich auch, dass ich mich immer und zu jeder Zeit, egal was sie gesagt oder getan hat, geliebt gefühlt habe. Egal wie sehr ich enttäuscht war, wie sehr sie mich verletzt hat, tief in mir war immer dieses unverrückbare Wissen, dass sie mich geliebt hat. Dieses Wissen war nicht an Bedingungen oder Handlungen geknüpft, es war einfach da.

    Was mit lange im Weg gestanden hat, war das gesellschaftlich geschaffene Bild wie eine Mutter zu sein hat. Ich wollte auch so was. Ich wollte eine Mutter die sich kümmert, die immer da ist, die mir zuhört, die mich egal was war auffängt, die mich umsorgt, hegt und pflegt. Ich wollte einen Übermenschen, keine Mutter kann das ständig und immer leisten. Als ich anfing sie als ganz normalen, fehlbaren Menschen zu sehen, sah ich auch, dass ich eine Menge von dem hatte, was ich mir wünschte. Nicht so wie es angepriesen wird, sondern in einem normalen Maß.
    Meine Mutter war ganz einfach nur ein Mensch, einzigartig wie jeder Mensch, fehlbar wie jeder Mensch.

    Gruß
    Skye