Co-abhängig ohne Abhängigen?

  • Hallo zusammen,

    ich habe gerade schon gesucht, aber nichts Passendes gefunden. Falls es dieses Thema schon gibt, wäre ein Link nett :)

    Ja, die Frage im Titel verrät es schon. Gibt es Co-Abhängigkeit ohne einen Abhängigen?
    Wo hört Solidarität und Nächstenliebe auf und fängt Abhängigkeit an?

    Nehmen wir mal, es gibt eine ältere Dame, die selber nicht mehr alles schafft. Eine jüngere Frau hilft dieser alten Dame, kümmert sich um sie, fährt mit ihr einkaufen... Und das alles, obwohl sie eigentlich gar keine Zeit dafür hat. Sie hat Mitleid mit dieser alten Dame. Die jüngere Frau kommt kaum noch dazu, sich um ihtre eigenen Dinge zu kümmern, sie vernachlässigt ihre eigene Familie und Hobbies zugunsten der Dame.
    Ist das Co-Abhängigkeit? Oder ganz "normale" Fürsorge?

    Was meint ihr dazu?

    Viele Grüße
    Fleur

  • Hallo Fleur,

    also, so wie du das beschreibst, ist es jedenfalls nicht mehr besonders gesund, würd ich sagen.
    Aber wenn diese alte Dame, um die man sich kümmert, beispielsweise die eigene Mutter ist, die zum Pflegefall geworden ist, dann gerät man ja vielleicht schnell in so eine Situation. Einfach aus Fürsorge und Pflichtgefühl.

    Ich finde schon, dass es grundsätzlich noch mal ein Unterschied ist, ob man sich um einen Alkoholkranken so kümmert oder um eine/n normalen Kranken oder irgendwie hilfsbedürftigen Menschen. Weil die Sucht eine ganz eigene Dynamik entfaltet aus Manipulation, Gehirnwäsche, Nicht-wahrhaben-Wollen, vielleicht Gewalt usw.
    Wenn ich einen kranken Menschen pflege, kann ich mich zwar auch überfordern, aber irgendwie ist die ganze Sache doch ein wenig überschaubarer.

    Ich für mich würd unterscheiden zwischen:
    a) Co-Abhängigkeit von einem SUchtkranken
    b) Helfersyndrom
    c) Beziehungssucht

    Das mag sich oft vermischen, aber es sind für mich trotzdem drei verschiedene DInge. Husten und Halsschmerzen gibts auch oft zusammen, trotzdem sind es verschiedene Symptome.

    Doro

  • Hallo Fleur,

    Co-Abhängigkeit hat im Grunde wenig mit Alkoholismus zu tun. Die Verhaltensmuster bekommen in der Aktion mit einem Alkoholiker nur einen Namen. Die Strukturen die da greifen, greifen auch bei jeder anderen zwischenmenschlichen Beziehung. Für Co-Abhängigkeit braucht es keinen Alkoholiker, mit und an ihm kann man es nur besonders gut ausleben. Man kann es auch Helfersyndrom nennen, man kann dem Kind viele Namen geben, meinetwegen auch mangelnde Selbstfürsorge.

    Was Du beschreibst die Vernachlässigung des eigenen Lebens, Aufgabe von Bereichen des eigenen Lebens für einen anderen Menschen dass ist in meinen Augen Co-Abhängigkeit. Nichts anderes tut man für einen Alkoholiker. Für mich macht es keinen Unterschiede ob die Krankheit selbst verursacht ist oder ob es um einen Menschen geht, der einfach altersbedingt nicht mehr so kann wie er will. Nur weil es sich um einen alten, hilflosen Menschen handelt ist es noch lange nicht besser, als das gleiche für einen Alkoholiker zu tun. Auch da kann man abgeben, wenn man will.

    Normale Fürsorge hört für mich da auf, wo ich mein Leben für andere aufgebe und über ein Maß einschränke, als das es sich mit meinem Leben und meinen Interessen verträgt und das ist es was Du beschreibst.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Fleur,

    ich sehe das genauso wie Skye, eine Co-Abhängigkeit hat mit Alkohol wenig zu tun...Co- Abhängikeit kannst du in normalen Beziehungen oder im normalem Leben entwickeln.
    Du achtest nicht mehr auf dich selber, andere Menschen sind dir wichtiger...es ist wichtig das es anderen gut geht und ganz zum Schluss...irgendwann...kommst erst du.

    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Für mich ist es so wie Du es beschreibst auch eine Co Äbhängigkeit in der Du Dich befindest.

    Vergiss nie:Erst kommst Du selbst,dann die anderen auch wenn es schwer fällt und egoitisch klingt,aber es ist gesunder Egoismus.

    LG Bernd

  • liebe fleur,

    eine ganz normale führsorge wäre dann gegeben, wenn die jüngere dame der älteren dame soweit hilft, wie sie es für sich selbst vereinbaren kann. alles was weiter geht , fürht zur selbstaufgabe. im normalfall bittet die jüngere dame jemanden zusätzlich um hilfe, wenn sie merkt, sie schafft es nicht allein. sie holt sich hilfe und unerstützung und kümmert sich in erster linie um ihre eigene kraft und energie.sie hat die fähigkeit nein zu sagen.

    eine co abhängige lebt davon jemand anderen zu pflegen, sich selbst dabei aufzugeben. denn hier sind die strukturen fest. eine co abhängige kann genauso jammern, wehklagen über die viele arbeit sie sie hat, gibt sie aber nicht ab, lässt sich auch nicht helfen, da sie da ja sonnst keine selbstaufgabe leben könnte, keinen grund hätte zu jammern, in ein loch fallen würde und nichts mit sich selbst anzufangen wüsste. erkennst du die paralelen in dieser sucht?

    es hat nichts mit alkohol zu tun. dennoch ist es eine sucht.sucht kann auch genauso sich entwickeln beim einkaufen, beim arbeiten,beim computerspielen sogar beim sport usw. es wird dann von sucht gesprochen wenn derjenige es von sich aus nicht schafft bestimmte innere grenzen zu haben. wenn er unter dem druck steht es immer wieder zu tun, obwohl er merkt es ist zu viel, dennoch dieses gefühl nicht wahrnimmt und weiter macht. dann wenn er für sich selbst nicht mehr leben kann und nur diesen dingen nachgeht, alles andere vergisst und vernachlässigt,und irgendwann sind die grenzen so überschritten, das er seelisch und auch körperlich darunter leidet.

    sucht hat nicht immer etwas mit stofflicher abhängigkeit zu tun.

    lieben gruß melanie

  • Hallo,

    nur durch die begriffliche Unterscheidung, die ich oben gemacht habe, kann ich den Begriff "Co-Abhängikeit" auf mich beziehen.
    Ich hab nun mal kein Helfersyndrom, oder ich verstehe den Begriff falsch. Ebensowenig bin ich jemals beziehunssüchtig gewesen.
    Aber co-abhängig sehr wohl (oder bins noch).

    Auch bei Süchten wäre ich dafür, Unterscheidungen zuzulassen, auch wenn natürlich Suchtstrukturen im Prinzip gleich sind. Aber die Eigendynamik ist doch ganz anders, je nach Sucht. Es ist doch ein großer Unterschied, ob ich z.B. von Zigaretten oder von Heroin abhängig bin, mal so als krasses Beispiel.
    Ich hätte z.B. kein so großes Problem, mich auf einen Nikotinabhängigen einzulassen, und ich glaube auch nicht, dass ich da das Gefühl hätte, ihn retten zu müssen. Um einen nassen Alkoholiker aber würd ich in Zukunft - so hoffe ich jedenfalls - einen Riesenbogen machen.

    Doro

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!