Guten Morgen,
ich glaube, bei vielen finden sich dieselben parallelen wieder. meine eltern sind einfache leute und waren damals unheimlich stolz, dass ich aufs gymnasium ging und auch das abi geschafft habe, waren aber schon enttäuscht, dass ich nicht anschließend studieren wollte. eine entscheidung, die mal ich getroffen habe. was nicht unbedingt oft vorkam. meist habe ich mich nach den meinungen der anderen gerichtet, da ich keinen mut hatte meine eigenen wünsche und gedanken auszuleben oder durchzusetzen. wenn man nicht an sich selbst glaubt, wie soll man dann glauben, die eigenen entscheidungen könnten richtig sein? auch heute noch ist es einfacher, sich nach den anderen zu richten und deren entscheidungen mitzutragen. doch ich denke, dadurch dass ich mich endlich dem alkoholismus entgegen stelle, habe ich die wichtigste entscheidung überhaupt getroffen, die für mich und andere unangenehm ist. endlich mache ich was für mich richtig ist und versuche nicht mehr, es anderen recht zu machen indem ich mich selbst unterdrücke. sicher ist es schwer, denn von meiner mutter erhalte ich null unterstützung, aber zum glück habe ich meine schwester, die gleichzeitig meine beste freundin ist, und meinen freund, der mir unwahrscheinlich viel halt, kraft und mut gibt.
Mir geht es in vielen punkten wie dir sonnenstrahl. Bauchschmerzen, darmbeschwerden, schlafstörungen und panikattacken. Es ist schon eine überwindung für mich ins kino zu gehen, obwohl ich es gerne möchte. Ich bin dann unwahrscheinlich nervös und bekomme erst recht bauchschmerzen und dann panik, dass noch mein darm verrückt spielt. für meinen freund ist es manchmal schwer zu verstehen, wenn ich davon erzähle. Da kino ja nun wirklich nix aufregendes oder besonderes ist.
Ich wusste auch nicht wie ich es weihnachten machen soll. Mit meinem vater habe ich seit sommer nicht mehr als 5 worte gewechselt, wenn er zufällig ans telefon ging, er hat mich dann aber schnell an meine mutter weitergegeben. Und das verhältnis zu ihr ist frostig und ich rege mich nur auf. Weihnachten dann in meinem elternhaus zu verbringen, wo so viele negative erinnerungen wieder hoch kommen bzw angst, dass er trinkt und ich nicht weg kann. Ich glaube, dass wäre im moment zu viel für mich. So fahren wir alle zu meiner schwester in die schweiz für 2 tage. Erstens eine andere umgebung, in der sich beide zusammenreißen müssen, er beim trinken und sie beim kritisieren und klug scheißen und außerdem sind es nur 2 tage, die mein freund und ich auch im hotel schlafen.
Ich kenne deine schuldgefühle nur zu gut und meine mutter ist meisterin darin, diese bei mir zu verursachen. Sie zieht da ohne scham und rücksicht alle register. Ich wollte zum 65. geburtstag von meinem vater im august nicht kommen, weil ich kurz zuvor erst begriffen hatte und total aufgewühlt und depressiv war. Meine mutter meinte nur, sie traut sich nicht es ihm zu sagen, aus angst er könnte wieder trinken. Ich denke, er weiß bis heute nicht, warum es mir nicht gut geht und ich depressionen habe bzw hilfe benötige.
Oder erst nörgelt sie an mir rum und fragt im nächsten satz vorwurfsvoll „und, wann lässt du dich mal wieder zu hause blicken?“
Ich könnte noch mehr solche geschichten erzählen, aber ich glaube, man versteht auch so schon, was ich meine.
Für mich ist es auch mit am schwersten, mich davon frei zu machen. Ich lebe mein leben und sie hat sich für ihres entschieden, wofür ich nichts kann und mir auch keine schuld dafür geben lasse.
Das lerne ich zur zeit fast täglich.
Ich fest davon überzeugt, mein weg ist der richtige, auch wenn es momentan sehr schwer ist und ich den weg ständig verteidigen und rechtfertigen muss. Es kann schließlich nicht gut sein, ein fremdbestimmtes leben voller schuldgefühle und vorwürfe zu führen.
Sonnenstrahl, es wird auch wieder bessere zeiten geben. Es ist wie beim putzen und ausmisten, zwischendurch sieht es so schlimm aus, dass man am liebsten weglaufen möchte, aber wenn man es durchzieht, ist man am ende froh, es getan zu haben.
Lg kata