Beiträge von Fräulein B.

    Liebe Pia,

    eigentlich vergleiche ich mich nicht mit ihm. Das wäre etwas anmaßend, so wie es mir ebenfalls anmaßend vorkäme, Vergleiche zwischen mir und jemandem, der "nur" 1 Jahr trocken ist, zu ziehen. Ich sehe mich selbst auch nicht als "Trockene". Ich bin abstinent und versuche, trocken zu werden.
    Als Du davon schriebst, dass man auch Vertrauen in die Menschen haben muss, die diesen Weg lange vor einem gegangen sind, habe ich an ihn gedacht, weil ich mir für die ferne Zukunft solch einen "gesunden" Umgang mit dem Thema sehr wünschen würde.

    Danke für Eure Antworten!

    Zitat von kwiep


    Es dreht sich hier um Dein Leben - nicht um das von Freund und Freunden.

    Bei der Vorstellung, nur an mich zu denken, geht es mir halt nicht unbedingt gut, obwohl es wohl nötig ist.
    In den letzten Jahren habe ich ohne Rücksicht auf Verluste nur an mich gedacht und jetzt muss und will ich mein Leben ändern und dieser „Egoismus“ soll bleiben?
    Ich habe zur Zeit glaub eine Blockade, irgendwie kann ich nichts mehr so richtig klar sehen …

    Zitat von Feengesicht


    Habe keine Angst vieles muss man am Anfang tun und Vertrauen in das haben, was andere bereits lange vor dir gelebt haben.

    Ich denke grade an den Vater einer Freundin, den ich nur trocken kenne (also schon über 10 Jahre) und der scheinbar kein Problem damit hat, wenn seine Frau ab und an (auch zuhause, wenn Gäste da sind) ein Gläschen trinkt. Oder der sich im Faschingsverein engagiert, wo auch nicht grade wenig getrunken wird …
    Versteht mich bitte nicht falsch, ich will hier bestimmt keinem seine Erfahrungen und sein Wissen absprechen oder so auftreten, als wüsste ich alles besser. Aber wo ist denn mein selbstbestimmtes Leben, wo meine Kontrolle, wenn ich mir in gewisser Weise vom Alkohol diktieren lasse, mit wem ich meine Zeit verbringe, wen ich lieben darf und wen ich meiden muss. Wenn ich also immer noch unter seiner Fuchtel stehe, obwohl ich abstinent bin.
    Das hört sich nicht grade nach „Freiheit“ an. Ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine. Besser kann ich’s nicht erklären.

    Zitat von HansHa

    [quote='Fräulein B.']
    Beim Lebenspartner ist das doch ganz einfach. Es leitet sich aus der alkoholfreien Wohnung ab. Das betrifft bei mir auch Leute, die woanders getrunken haben.

    Schönen Tag noch

    Das Wörtchen „einfach“ scheint momentan in meinem Wortschatz zu fehlen. Aber ich werde mich an das halten, was mir hier bereits geraten wurde und mich zwingen, nicht so viel drüber nachzudenken, was sein könnte. Ich rede mit ihm drüber und sehe dann schon, wie er reagiert. Dann kann ich mir immer noch Gedanken machen.
    Dir auch einen schönen Tag!

    Hallo Hans,

    Erfahrungen wie Deine machen mir schon Mut. 4 1/2 Jahre, wow, das ist beachtlich, auch wenn sich vor mir selbst grade die kommenden Monate und Jahre zu einem schier unüberwindbaren Berg auftürmen ...
    Ich bemühe mich, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen, sondern eher jeden Tag und jede Woche, die ich "geschafft" habe, festzuhalten. Das hilft mir ein bisschen.

    Zitat von HansHa


    Natürlich ist es sehr wichtig, der Trockenheit die erste Priorität einzuräumen, dazu gehört auch die Einhaltung der drei Grundpfeiler: trockene Wohnung, trockener Partner und trockene Freunde.

    Genau das begreife ich nicht wirklich. Was trocken in Bezug auf mich selbst bedeutet, ist klar. Auch die Notwendigkeit einer trockenen Wohnung sehe ich absolut ein. Aber was bedeuten trockener Partner und trockene Freunde in letzter Konsequenz? Dass ich meinen Freund verlangen soll, nie wieder was zu trinken? Oder nur nicht in meiner Gegenwart? Bedeutet es, dass ich die wenigen Freunde, die mir ohnehin geblieben sind und die trotz der ganzen Scheiße, die ich gebaut habe, immer noch zu mir halten, jetzt meiden soll, weil sie bei geselligen Anlässen gerne mal ein Gläschen trinken?
    An Erfahrungen und Meinungen hierzu wäre ich sehr interessiert.

    Danke, Doro!
    Ich werde Deine Worte beherzigen und versuchen, umzusetzen, was Du mir rätst.
    Jetzt mache ich mir noch eine heiße Schokolade mit Minzgeschmack (ich hatte keine Ahnung, wie viele leckere antialkoholische Getränke es so gibt) und verziehe mich mit Buch ins Bett. Für heute reicht es mir mit mir.

    Danke nochmal an alle, gutes Nächtle und bis bald!

    Zitat von kwiep


    Deine Familie aufzuklären wird unvermeidbar sein, aber wovor hast Du denn Angst ?

    Zunächst mal einfach vor der ersten Reaktion. Sie werden vermutlich etwas schockiert sein, denn wenn ich eines ganz großartig kann, dann ist das Theater spielen und meine Familie ahnt vermutlich nicht annähernd, wie schlimm es um mich stand/steht.
    Dann habe ich Angst, dass sie sich Vorwürfe machen, weil sie nichts gemerkt haben und den Fehler bei sich/in ihrer Erziehung suchen. Ich möchte sie einfach nicht belasten, weil sie meinetwegen ohnehin schon genug Sorgen hatten. Und zu allerletzt mache ich mir Gedanken darüber, wie speziell meine Mam reagieren wird, da sie selbst mit einer Flasche Sekt pro Tag nicht unbedingt einen "normalen" Umgang mit Alkohol pflegt ...
    Aber es hilft alles nichts. Was muss, das muss. Ich suche nur noch nach einem einigermaßen günstigen Zeitpunkt, am Telefon wär ein bisschen blöd.

    Zitat von kwiep

    Das geht einfacher.
    Es gibt keine negativen Aspekte derAbstinenz.

    Hast Du das ganz am Anfang auch so empfunden? ;)

    Zitat von kwiep


    Allerdings - Abstinenz alleine genügt nicht !

    Oder, wie ich hier oft gelesen habe:
    Es reicht nicht, nichts zu trinken. Das habe ich verstanden. Und ich versuche auch, mein Leben zu ändern. Aber schrittweise. Zur Zeit fühle ich mich oft überfordert, mache mir selbst sehr viel Stress und Druck und dann wird das Verlangen nach dem entspannenden&beruhigenden Schluck aus der Flasche umso größer.
    Der nächste Schritt für mich wird sein, meine Familie aufzuklären. Davor habe ich Angst. Aber es muss sein, schon allein um das Hintertürchen, an das ich mich blödsinniger Weise immer noch ein wenig klammere, ein für alle Mal zuzuschlagen.

    @ Pia:
    Schön zu hören, dass doch gelingen kann, was man im Moment für kaum möglich hält.
    Dieses Sich-selbst-Zeit-lassen, sich nicht unter Druck setzen, die Ansprüche an sich selbst "einfach" ein paar Etagen runterschrauben, das muss ich auch lernen. Und wieder mal weiß ich das, kann es aber (noch) nicht umsetzen. Ich vermute mal, dass mir in nächster Zeit viel Arbeit ins Haus steht ...
    Wie mein Freund (mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor) so schön sagt:
    "Mit Dir wird's auch nie langweilig."

    Nachdem ich nun ein paar Tage als Gast hier mitgelesen und mich heute registriert habe, möchte ich ein bisschen was über mich erzählen; ich weiß ja auch ganz gern, mit wem ich es so zu tun habe.
    Ich bin 28, ledig, keine Kinder, keine Haustiere aber einen Lebensgefährten und bin heute den 23. Tag abstinent, stehe also noch ganz am Anfang. In letzter Zeit habe ich viel nachgedacht, was ohne 1,5 Promille oder Katerstimmung erstaunlich gut funktioniert ;)
    Rückblickend habe ich wohl schon als Teenager Alkohol dazu missbraucht, mich locker zu machen um anderen zu gefallen, nicht so gehemmt und ernst rüberzukommen. In gewisser Weise ist es mir auch heute noch (zu) wichtig, wie ich auf andere Menschen wirke. Daran muss ich arbeiten.
    Während des Studiums hat mich der Alkohol dann in meiner Einsamkeit getröstet (ich war zum ersten Mal von Zuhause weg, hatte unheimliches Heimweh und Schwierigkeiten mit den ganzen Veränderungen klarzukommen). Vor vier Jahren wurde ich schwer depressiv und auch in dieser Situation war es der Alkohol, der mir wenigstens minimale Linderung verschafft hat (ich war damals vier Monate stationär und der behandelnde Arzt bescheinigte mir zu der Zeit schon eine Alkoholabhängigkeit, aber als es psychisch wieder aufwärts ging wusste ich es natürlich besser, im Sinne von „Der übertreibt ja maßlos!“).
    Die letzten Jahre gab es dann immer irgendwelche Gründe, zu trinken. Wie ich bisher hier gelesen habe, kennt das jeder. Auch zwei Beziehungen und ein paar Freundschaften, die durch meine Sauferei in die Brüche gegangen sind, ließen in mir keinerlei Bewusstsein entstehen, ein Problem zu haben. Schuld waren immer die anderen.
    Wann genau und weshalb es letztendlich klick gemacht hat, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Ich weiß nur, dass ich so nicht mehr leben möchte. Ich möchte mich nicht durch den Tag hangeln und dem Abend entgegenfiebern, weil ich mir dann wieder die Birne zuballern kann. Ich möchte morgens nicht mehr aufwachen und mir die schlimmsten Szenarien vom Vorabend ausmalen, weil ich mich an nichts mehr erinnern kann. Ich möchte nicht mehr nach sieben Halben nachts um eins zur 24h-Tanke torkeln, weil ich immer noch nicht genug habe oder meinen Freund anpampen, weil er sich ein Bier von „meiner“ Tagesration nimmt …
    Und deshalb trinke ich seit Anfang des Monats nichts mehr, war bei der Suchtberatung und besuche eine Info- und Motivationsgruppe. Und deshalb bin ich auch hier. Weil ich hoffe, dass mir die Teilnahme an diesem Forum helfen kann, standhaft zu bleiben und mein Leben so zu verändern, dass ich ohne Alkohol glücklich sein kann.
    Und hier kommt das Herz-Hirn-Dilemma ins Spiel:
    Mein Verstand weiß mittlerweile, dass ich abhängig bin und es nur zwei Möglichkeiten gibt:
    Saufen bis zum bitteren Ende oder nie mehr einen Tropfen anrühren. Aber mein Herz kann das noch nicht fühlen.
    Mir sitzt grade permanent ein äußerst penetrantes Teufelchen im Nacken, das mir zuflüstert:
    „Nur ein paar Monate durchhalten, abstinent bleiben, dann renkt sich das alles wieder ein, dann kannst auch Du hin und wieder ein gemütliches Feierabendbierchen zischen, Du kriegst das in den Griff, keine Sorge.“
    Rational gesehen ist das der absolute Humbug. Erstens weiß ich, dass es mir nicht ums Genusstrinken geht (darum ist es wahrscheinlich nie gegangen), sondern ums „Zuschütten“, zweitens kenne ich mittlerweile auch die biochemischen Vorgänge im Körper und schon allein deshalb kann das nie funktionieren.
    Aber emotional wünsche ich es mir sooo sehr. Es fällt mir grade einfach verdammt schwer, mit mir selbst und diesen ganzen Gedanken umzugehen und mir ein erfülltes Leben ohne Alkohol vorzustellen . Ich hoffe einfach, dass es leichter wird, wenn ich mich aktiv damit auseinander setze …
    Solange versuche ich, mir immer wieder die positiven Aspekte der Abstinenz einzuhämmern und mir hier Tipps und Anregungen zu holen.
    In diesem Zuge auch vielen Dank an alle, die dieses Forum möglich machen, an alle, die mich hier an ihren ganz persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen.
    Und danke auch fürs Lesen. Ist ein bisschen viel geworden.

    Zitat von Martin

    Hallo Fräulein B.,

    Kennst du eigentlich schon die Grundbausteine ?

    LG Martin

    Hallo Martin,

    danke, die Bausteine habe ich mir schon zu Gemüte geführt. An der Umsetzung arbeite ich derzeit, was nicht unbedingt leicht ist. Aber wem sage ich das? ;)
    Ich mache noch einen eigenen Thread auf und erzähle ein wenig von mir, dann können wir hier zum Thema zurückkehren ;)
    Aber jetzt mache ich erst mal Feierabend.

    Lg Frl. B.

    Hallo Mario,

    es wäre sicher besser, mit meinem Freund darüber zu reden. Im Moment schaffe ich das nur nicht. Ich habe irgendwie Angst, dass er sich dann aus Rücksicht einschränken und das unsere Beziehung zusätzlich belasten würde ...
    Ich werde ihm aber zumindest sagen, dass ich in Zukunft keinen Tropfen mehr im Haus haben will, vielleicht ergibt sich daraus ja dann der Rest.
    Danke Dir jedenfalls für Deine Rückmeldung!

    Meiner Familie habe ich bisher - obwohl das Verhältnis sehr eng und gut ist - nichts erzählt (ich trinke erst seit einem knappen Monat nicht mehr und sie wissen weder von meiner Krankheitseinsicht, noch von der Suchtberatung oder der SHG). Sie wissen nur, dass ich "grade" nichts trinke. Mein Bruder fragte mich kürzlich, wie lange ich "Pause" machen würde und ich sagte: "Für immer."
    Da meinte er etwas von wegen "Kurzschlussreaktion" und das würde sich schon wieder geben ... Was mir jetzt nicht unbedingt Mut macht, mit der Sprache rauszurücken, obwohl ich genau weiß, dass das sein muss. Ich bringe "es" einfach momentan noch nicht über die Lippen *seufz*
    Mein Freund, mit dem ich seit 2 Jahren zusammenwohne, weiß es natürlich. Er trink ganz gerne abends mal ein Bierchen oder zwei, wenn wir Essen gehen und fragt mich jetzt auch immer brav, ob das okay für mich ist (was etwas peinlich ist, wenn der Kellner direkt am Tisch steht). Ich sage zwar: "Ja klar, kein Thema." Lüge mir damit aber in die eigene Tasche, denn es macht mir was aus. Und zwar ziemlich. Aber irgendwie ist das ja mein persönlicher Schlamassel, in den ich mich höchst selbst gebracht habe und da möchte ich von niemandem verlangen, Rücksicht zu nehmen und meinetwegen auf das Genuß-Bierchen zu verzichten, auch wenn hier schon geschrieben wurde, dass es für einen Nichtabhängigen kein Verzicht ist. Ich empfinde es jedenfalls so. Nun hoffe ich, dass es etwas leichter für mich wird, sobald ich meiner Familie reinen Wein eingeschenkt habe ...