Beiträge von Manfred

    Hallo Varescu,
    danke für Deine Antwort.

    Ich wollte auf Folgendes hinaus:
    Beim „süchtig werden“ kommen viele Faktoren zusammen.
    Beim „alkoholsüchtig werden“ ist der Faktor „Alkohol nicht kontrolliert trinken zu können“ von zentraler Bedeutung.

    Ich hoffe, dass es für Dich etwas verständlicher geworden ist.

    Es geht mir vor allem darum, aufzuzeigen, dass Lebensgeschichte und Lebenssituation nicht „automatisch“ dazu führen, dass jemand ganz viel Alkohol trinken muss.

    Lebensgeschichte und Lebenssituation können dazu führen, dass jemand süchtig wird (oder depressiv, oder oder …), aber eben nicht zwangsläufig Alkoholiker wird.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass häufig im therapeutischen Kontext Alkoholismus so dargestellt wird bzw. suggeriert wird, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen problematischer Lebensgeschichte/Lebenssituation und „viel trinken“ gibt.

    Das führt m.E. dazu, dass viele Klienten/Patienten aus der Therapie mitnehmen, dass wenn es ihnen nicht gelingt ihre gesamte Lebensgeschichte aufzuarbeiten und ihre aktuelle Lebenssituation möglichst kurzfristig ändern, dass sie dann wieder viel Alkohol trinken „müssen“.

    Dieser Berg an Bewältigung von Lebensgeschichte und Lebenssituation ist natürlich von niemanden in verhältnismäßig kurzer Zeit zu leisten.
    Für mich war der wichtigste Schritt in ein abstinentes Leben, dass ich akzeptiert und verinnerlicht habe, dass ich Alkohol unter keinen Umständen kontrolliert trinken kann.

    Für die Aufarbeitung meiner süchtigen Verhaltensweisen habe ich dann ein ganzes Leben lang Zeit.
    Und das teile ich mir in 24-Stunden-Schritten ein, ebenso wie das Nichttrinken.

    LG Manfred

    Nachtrag:
    Es soll natürlich auch „Fälle“ geben, bei denen alle Schwierigkeiten im Leben ausschließlich durch den missbräuchlichen Umgang mit Alkohol (sprich: unkontrollierten Alkoholkonsum) ausgelöst wurden.

    Hier reicht ja dann die Erkenntnis aus, Alkohol nicht kontrolliert trinken zu können.
    Und: Situationen meiden, in den das Suchtgedächtnis ausgelöst werden könnte.

    Vor längerer Zeit las ich mal eine Statistik, in der festgestellt wurde, dass ca. 2 Drittel aller Alkoholiker sich neben der SHG sich auch für eine gewisse Zeit therapeutisch begleiten haben lassen.

    Das deutet m.E. auf eine suchtrelevante Problematik, die sich schon vor dem Alkoholkonsum entwickelt hat.

    LG Manfred

    Sucht – Alkoholismus – Moral

    Hallo zusammen,
    mit diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen und die sich daraus ergebene, heutige (meine) Perspektive auf die o.g. Themen zusammenfassen.
    Einige dieser Erfahrungen habe ich auch schon in früheren Beiträgen geschildert.

    Alkoholismus ist für mich eine Form von Suchterkrankung.
    Der für mich wesentliche Kern von Alkoholismus besteht darin, dass ich Alkohol nicht kontrolliert trinken kann, und zwar unabhängig von meiner Lebensgeschichte und meiner aktuellen Lebenssituation.
    Um diese Tatsache anzuerkennen habe ich 10 Jahre gebraucht. 10 Jahre von den ersten Gedanken über mein Trinkverhalten bis zur endgültigen Kapitulation. Am Ende habe ich rund um die Uhr getrunken. Alkohol hatte für mich fast den selben Stellenwert wie Atmen. Auch nur einen Tag auf Alkohol zu verzichten, dass war für mich unvorstellbar.
    Auslöser für meine Kapitulation war ein Entzugsdelir, auf dessen schreckliche Einzelheiten ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte.

    Ich weiß nicht warum, aber ich war von Beginn meiner Trockenheit an davon überzeugt, dass meine Lebensgeschichte oder meine aktuelle Lebenssituation nichts mit meiner Unfähigkeit Alkohol kontrolliert trinken zu können zu tun haben.

    Mit der Tatsache, dass ich süchtig geworden bin haben sie allerdings etwas zu tun. Im Laufe der letzten Jahre ist mir mehr und mehr klar geworden, dass Sucht eine Abwehr-, Verdrängungs- und Schutzkrankheit ist.
    Mit meinem Suchtverhalten habe ich Anteile in mir abgewehrt und verdrängt, die ich nicht sehen wollte/konnte. Ich habe mich vor einer Auseinandersetzung mit diesen Themen geschützt.
    Ich habe den unbewussten Weg der Sucht gewählt.

    Um es nochmal klar zu sagen:
    Die Unfähigkeit Alkohol kontrolliert trinken zu können ist für mich das Eine.
    Die Entwicklung (m)einer Suchterkrankung ist das Andere.
    Ich trenne diese beide Aspekte strikt voneinander.

    Für mich gibt es keine Kausalität zwischen „schwieriger Lebensgeschichte/Lebenssituation“ und „viel Alkohol trinken“.
    Es gibt sehr viele Menschen, die weitaus schwierigere Lebensgeschichten/Lebenssituationen hatten bzw. haben und die deshalb nicht alle Alkoholiker geworden sind. Sie haben möglicherweise andere (Sucht)erkrankungen entwickelt, aber es sind eben nicht alle Alkoholiker geworden.

    Zum Thema „Moral“:
    Häufiger lese und ich höre ich, im Zusammenhang mit Berichten über die nasse Zeit von jetzt trockenen Alkoholikern, Sätze wie diese:
    - Ich wollte einfach saufen
    - Ich bin geflüchtet, davongelaufen, etc.

    In diesem Sinne sind die (noch) Trinkenden allesamt „Säufer“, „Weglaufende“ und „Flüchtende“. Hinzu kommen dann noch Begriffe wie „Lügner“, „Schauspieler“, etc.

    Wenn trockene Alkoholiker diese Begriffe verwenden, dann tragen sie m.E. mit dazu bei, dass das Bild von Alkoholikern in der Gesellschaft so bleibt wie es weitverbreitet ist: willenlose Säufer, die vor dem Leben davon laufen.

    Interessanterweise werden bei anderen Suchtformen, wie Arbeitssucht, Kaufsucht, Geltungssucht, etc. nicht so abwertende Begriffe verwendet, obwohl die Symptome und Verhaltensweisen sich ja stark ähneln.

    Vielleicht trägt auch dieses Bild von „willenlosen Säufern“ mit dazu bei, dass viele so große Scham dabei empfinden sich ihre Alkoholsucht einzugestehen.
    Würde man Alkoholsucht schlicht auf das Faktum herunterbrechen, dass es Menschen gibt, die Alkohol nicht kontrolliert trinken können, dann würden sich m.E. die vielen moralischen Kategorisierungen zumindest abschwächen.
    Und wir könnten uns auf das fokussieren, worum es bei einer Suchterkrankung m.E. im Kern geht:
    Um Abwehr und Verdrängung von belastenden Lebensereignissen und Anteilen unserer Persönlichkeit.
    Das gilt dann auch für die so genannten workoholics und alle anderen Suchterkrankten.

    Um es mal etwas pathetisch zu formulieren:
    Wenn wir alle etwas mehr Mut hätten unsere gesamten Anteile zu leben, wir alle sozusagen etwas „bunter“ wären, statt uns an den bestehenden Normen (sprich: dem Normalen) zu orientieren, dann gäbe es m.E. auch weniger Suchterkrankungen.

    In diesem Sinne möchte ich also nicht „normaler“ werden, sondern „bunter“. :D

    LG Manfred

    Zitat

    War bei Dir der erste gleich der richtige Therapeuth?

    Hallo Nys,
    puuuhhh, das ist eine schwere Frage.

    Was sind die Kriterien für einen „richtigen“ Therapeuten?

    Ich habe es so gemacht:
    Ich habe mir die Fachrichtung rausgesucht: Traumatherapie.
    Dann eine Liste mit den Kassen zugelassenen Therapeuten.
    Daraus eine Liste mit den weiblichen Therapeuten.
    Danach alle angerufen und um einen Termin für ein Kennenlern-Gespräch gebeten (Wartezeit 3-6 Monate).
    Eine Therapeutin rief dann zurück und bot mir einen vorgezogenen Termin an.
    Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit bis zu 5 probatorische (Probe)-Sitzungen zu vereinbaren.
    In dieser Zeit haben beide Seiten die Möglichkeit zu prüfen, ob man zueinander „passt“.

    Bei mir war es so, dass ich zwar von Beginn an ein Grundvertrauen und auch eine Grundsympathie hatte, aber parallel dazu auch jede Menge Skepsis und Unsicherheit.
    Zu Beginn und im weiteren Verlauf der Therapie habe ich stets alle meine „Bedenken“ und Ansprüche thematisiert.
    Im Grunde genommen hat sich mein idealisierter Anspruch gegenüber anderen Menschen bzw. gegenüber einer engeren Bezugsperson auch in Bezug auf meine Therapeutin gespiegelt.
    Ich habe ihr zwar zu Beginn gesagt, dass ich sie nicht als alles umsorgende „Übermutter“ sehe, aber tief in meinem Inneren habe ich diesen Versorgungsanspruch schon gespürt, der sich darin äußerte, dass ich mir eben gewünscht habe, dass sie immer alles „richtig“ macht: die „richtigen“ Worte findet, den „richtigen“ Blick hat, etc.
    Im Laufe der Therapie ist mir dann klar geworden, dass es für einen Menschen (ob Therapeut, Partner oder sonstiger „Gegenüber“) völlig unmöglich ist, immer alles „richtig“ zu machen, zu sagen, etc.
    Das gilt selbstverständlich auch für mich selbst.

    Da sie mich mit all meinen Ansprüchen, Ängsten, Unsicherheiten, etc. (die ich ihr nach und nach offenbaren konnte) immer sehr einfühlsam und ehrlich begleitet hat, sage ich heute: Sie war und ist die „richtige“ Begleiterin.

    Wie sich die noch andauernde Therapie (jetzt alle 4 Wochen, anfangs 1 x wöchentlich) auf mein zukünftiges Leben auswirken wird, dass kann ich noch nicht sagen.
    Was sich aber schon jetzt zunehmend herauskristallisiert, ist, dass ich weiterhin darauf achte, dass ich mir ein „inneres Versorgerteam“ zusammenstelle bzw. imaginiere, das mich möglichst unabhängig macht von äußeren „Versorgern“.
    Es gibt ein Buch und eine CD von Luise Reddemann: „Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren.“
    Dort habe ich wichtige Anregungen und Impulse gefunden.

    Ich wünsche Dir, dass Du den für Dich „richtigen“ Weg findest.

    Liebe Grüße
    Manfred

    Hallo Nys,
    danke für Deine Rückmeldung.
    Da freue ich mich jetzt. :D

    Ich hatte schon überlegt, ob ich noch etwas zum Thema "Therapie" (ob, wann, welche) bei Dir schreibe, da mich diese Fragen auch lange Zeit beschäftigt haben.

    Ein zentraler Punkt war und ist bei mir das "Urvertrauen". Das spielte dann bei der Suche und der Entscheidungsfindung in Sachen "Therapie" auch immer eine große Rolle, auch während des Therapieprozesses.
    Details über den Therapieprozess möchte ich hier im offenen Bereich nicht schreiben.

    Da ich ohnehin z.Zt. überlege evtl. in den geschlossenen Bereich zurück zu wechseln, schreibe ich dann dort vielleicht etwas mehr darüber.

    Liebe Grüße
    Manfred

    Hallo Nys,
    vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit „Es“ nicht unter Kontrolle zu bringen, sondern es anzunehmen und möglicherweise zu „verwandeln“.

    Ich habe Vieles in und an mir lange Zeit als „Unrat“ gesehen.
    Ich wollte das nicht nur (unbewusst) betäuben, sondern auslöschen.
    Sucht ist nach meiner Erfahrung eine ganzheitliche Erkrankung. Da geht nix mit partieller Betäubung/Auslöschung, im Sinne von: Dies und das will/kann ich nicht wahrnehmen, nicht spüren, nicht ansehen.
    Bei mir lief es immer auf eine ganzheitliche Betäubung bzw. Auslöschung hinaus.

    Wenn ich also halbwegs „ganz“ weiterleben möchte, dann komme ich um eine Integration des „Unrats“ nicht herum.
    Dieser Verwandlungs- respektive Integrationsprozess dauert bei mir schon eine ganze Weile.
    Vielleicht wird er auch nie ganz abgeschlossen sein, vielleicht bleibt immer ein Rest „Unrat“ übrig.
    Dann ist das so. Dann lebe ich damit so gut kann.

    Vielleicht ist das, was wir mitbekommen so eine Art Komposthaufen (und kein „Unrat“, den es auszulöschen gilt) den es „durchzuarbeiten“ gilt, damit daraus neuer Humus entsteht, auf dem dann etwas Neues wachsen kann.

    Manchmal braucht es dazu auch therapeutische Begleitung. Bei mir war und ist das so.

    Liebe Grüße
    Manfred

    Hallo Nys,
    danke für Deinen Beitrag.

    Wenn ich mal alle meine Bedürfnisse so auf einen Haufen lege, dann gibt es da ein Bedürfnis, das quasi ein Teil von allen anderen Bedürfnissen ist: mein Bedürfnis nach innerem Frieden, nach innerer Ruhe.

    Und mir wird zunehmend bewusst, dass die äußeren Umstände dabei nicht den Stellenwert haben, den ich ihnen oft zumesse.
    Mir ging und geht es darum mich weitestgehend von den äußeren Umständen unabhängig zu machen, da ich ohnehin auf diese nur sehr bedingt Einfluss habe.
    Für mich ist es wichtig, dass ich eine innere Haltung (weiter)entwickle, die es mir leichter macht, mit all den größeren und kleineren Kapriolen meines Lebens zurecht zu kommen.

    Ein sehr wichtiger Baustein war und ist dabei meine Traumatherapie, in der ich einige Befriedungsprozesse einleiten konnte.
    Dort habe ich zum ersten Mal nicht nur über mein lebensgeschichtlichen Ereignisse gesprochen, sondern konnte auch die entsprechenden Gefühle dazu zulassen.
    Das ich diese Gefühle einem anderen Menschen offenbaren konnte, das hatte für mich einen heilenden Effekt. Insbesondere deshalb, weil ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass ich diese Gefühle auch haben darf, und nicht sofort irgendwelche Ratschläge und Lösungsvorschläge kamen.
    Für mich ist das eine wichtige Erfahrung im Prozess meiner „Ich-Werdung“.
    Ich-Werdung ist für mich der Prozess, innerhalb dessen mir nach und nach Anteile von mir bewusst werden, und ich einen Weg finde damit umzugehen.

    Die Frage bzw. die Herausforderung besteht für mich immer wieder darin:
    Wie kann ich alles, was sich so in mir bewegt, in mir selbst und in meinen Alltag integrieren?

    Kürzlich (21.3.12) sah ich auf 3sat in der Sendung „scobel“ einen Beitrag über Yoga.
    Dort sagte eine Yoga-Lehrerin sinngemäß: Es geht (nach ihrer Auffassung) im Yoga darum zu erkennen und anzunehmen, dass Du „gut“ bist, unabhängig davon ob Du etwas in Deinem Leben „geschafft“ hast oder nicht.
    Mir hat dieser Ansatz sehr gut gefallen.

    LG Manfred

    Hallo Nys und Uwe,
    danke für Eure Antworten.
    Ich freue mich über Euer „Mitschwingen“. Es gab und gibt mir einen Moment der Verbundenheit.

    Zitat

    Dabei ist es sicher ein Ur-Bedürfnis das Menschen zugehörig zu sein - oder?

    So weit ich das weiß: ja.

    Nach meiner Wahrnehmung wird vielerorts (Beruf, Familie, etc.) an Stelle der Zugehörigkeit die Anerkennung als Ersatzbefriedigung angeboten.
    Das kennzeichnet m.E. eine narzisstische Grundproblematik:

    Beginnend in der Familie und weitergeführt in Schule und Beruf wird m.E. häufig mit Anreizsystemen gearbeitet, dessen Botschaft lautet:
    „Erst wenn Du unseren spezifischen Forderungen/Bedingungen nachkommst, dann gehörst Du zu uns“.
    Oder auch: „So wie Du bist genügst Du nicht.“

    Das führt dann dazu, dass viele Menschen sich fortwährend in einer Art „Anerkennungs- und Belohnungsschleife“ befinden, um nicht „Draußen“ zu stehen/ zu sein.

    Insbesondere im beruflichen Kontext sind die Folgen ja unübersehbar: eine ständig zunehmende Zahl von psychischen Erkrankungen.

    Durch den Wandel in der Arbeitswelt in den letzten ca. 10 Jahren zu immer mehr prekären Beschäftigungsverhältnissen ist m.E. das Entstehen von Zugehörigkeit zu einem Unternehmen/Institution zusätzlich weiter erschwert bzw. verunmöglicht worden.

    Da das Bedürfnis nach Zugehörigkeit (so wie ich es in meinem letzten Beitrag formuliert habe) ja nicht weg ist, ist es auch nicht erstaunlich, dass immer mehr Menschen nach anderen Formen der Zugehörigkeit suchen.
    Das erklärt für mich auch die Vielzahl von alternativen „Sinnangeboten“, die nach meiner Wahrnehmung im Kern folgendes gemeinsam haben:
    Sie bieten dem einzelnen Menschen die Möglichkeit sein Dasein in einem größeren, sinnhaften Kontext zu betrachten bzw. einzuordnen, sprich:
    Es wird eine Art spiritueller Überbau angeboten, in der der Mensch sich so wie er ist angenommen und zugehörig fühlen kann.

    Ich finde daran grundsätzlich nichts „Falsches“ oder „Schlechtes“, da es ja für viele Menschen eine große Ent-lastung ist, wenn sie ihr Dasein in einem anderen und vor allem sinnhaften Kontext betrachten können.
    Mir geht es da ganz ähnlich.

    Was ich daran bedenklich finde, ist, dass nicht jeder Mensch für diese individuellen Sinnangebote zugänglich ist, und sie möglicherweise auch dazu führen können, dass gar nicht mehr der Versuch unternommen wird Zugehörigkeit auch und vor allem gruppenspezifisch (Familie, Schule, Beruf) zu organisieren und zu lösen.

    Mir ist klar, dass das jetzt nicht gerade ein klassischer Selbsthilfegruppenbeitrag ist, aber bisweilen habe ich auch das Bedürfnis mich im Kontext von gesellschaftlichen Entwicklungen zu sehen.

    Insbesondere auch deshalb, weil ich mich gestern für eine einjährige Fortbildung im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements angemeldet habe (Beginn im Juni).
    Ich bin schon sehr gespannt darauf, welchen Menschen und Thesen ich dort begegnen werde.

    Vielleicht finde ich dort auch eine Antwort auf die von Dir gestellten Fragen, Uwe. :lol:

    LG Manfred

    Hallo Uwe,
    vielen Dank für Deinen offenen Beitrag (12.3.13).

    Nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt es unterschiedliche Bedürfnisse nach Klarheit und Klärung.
    Oder aber auch die Wahrnehmung von dessen was „klar“ ist, ist unterschiedlich.

    Ich bin jemand, der Diffusität schlecht aushalten kann, weder bei mir noch bei der mich umgebenden Atmosphäre.
    Das hat sicher viel mit meiner frühen Lebensgeschichte zu tun, in der Vieles diffus, nebelig war.
    Auch in meiner nassen Phase befand ich mich ja ständig im Nebel, von dem ich anfangs so etwas wie Schutz bekam, aber später dann recht schnell nur Verwirrung.

    Deshalb habe ich heute wahrscheinlich ein so großes Bedürfnis nach Klarheit, und befinde mich dadurch häufig in Klärungsprozessen, bei mir und um mich herum.

    Zum Thema „Bedürfnis nach Zugehörigkeit“:

    Ich tue mich mit diesem Thema wahrscheinlich auch deshalb so schwer, weil ich mich z.Zt. nirgendwo so richtig zugehörig empfinde.

    Mich als Mensch mit meinen Kompetenzen und Unzulänglichkeiten in einer Gruppe erkannt und akzeptiert zu fühlen, und zwar dort, wo es eine gewisse Schnittmenge von ähnlichen Werten, Zielen und auch Lebensumständen gibt. Dieses (Grund)Bedürfnis ist bei mir aktuell nicht erfüllt.

    Sind meine Werte und Ziele zu idealistisch, zu anspruchsvoll?
    Bin ich nicht anpassungsfähig genug?
    Ist mein Bedürfnis nach Autonomie so dominierend, dass es Zugehörigkeit verunmöglicht (hat)?
    Wie könnte ein für mich sinnvoller Kontext aussehen, in dem ich mich eingebunden fühle?

    Ich habe zu diesem Thema derzeit mehr Fragen als Antworten.

    LG Manfred

    Hallo Paddy,
    selbstverständlich hat jeder Mensch Bedürfnisse.
    Ein gewisser Herr Maslow hat diese einmal in einer Pyramide zusammengestellt.

    Mir ging es bei diesem Thread darum über folgende Fragen zu reflektieren:

    - Welche meiner Bedürfnisse sind mir bewusst?
    - Mit welchem Verhalten versuche ich welche Bedürfnisse zu erfüllen? Gibt es da einen Unterschied zur (nassen) Vergangenheit?
    - Kann ich auch unerfüllte Bedürfnisse mal aushalten?
    - Wieviele und welche Bedürfnisse kann ich mir auch unabhängig von anderen Menschen erfüllen?

    „Gestört“ ist bei mir häufiger der Kontakt zu meinen Bedürfnissen.
    „Gestört“ ist bei mir auch das Maß, mit welchem Verhalten ich mir meine Bedürfnisse erfülle.

    Als süchtiger Mensch neige ich zu folgendem Motto: Viel vom selben hilft auch viel.

    @ Nys
    Den Beitrag über mein Bedürfnis nach Zugehörigkeit/Verbundenheit habe ich erstmal „auf Eis gelegt“.
    Da arbeitet es noch in mir ...

    LG Manfred

    Hallo Hartmut,
    wenn Du zurecht kommst, dann ist es ja o.k.

    Für mich ist dieser Ich-Werdungsprozess (wie ich es auch nenne) in der Tat ein langer Prozess.
    Manchmal fühle ich mich auch darin „gefangen“, wie Du es beschreibst.

    Im Kern ist es aber für mich eher ein Befreiungsprozess, ein befreien von alten, einschränkenden, sich wiederholenden (Verhaltens)-Mustern.

    LG Manfred

    Hallo Hartmut,
    dieser „alte Restmüll“, wie Du ihn nennst, ist ja, nach meiner Erfahrung, nicht einfach „weg“.

    Vieles, was mich in meinen ersten 10-15 Lebensjahren geprägt hat, dass trage ich genauso in mir wie mein Suchtgedächtnis, dass ich durch 15 Jahre langen Alkoholmissbrauch erworben habe.

    Diese ersten Lebensjahre sind ja besonders prägend und haben ja mit dazu beigetragen, dass ich überhaupt süchtig geworden bin, wobei der Alkohol eben mein Suchtmittel war.

    Wenn mein langjähriger Alkoholmissbrauch überhaupt keinen Zweck bzw. Sinn für mich erfüllte, dann stellt sich für mich die Frage, warum ich dann nicht einfach aufgehört habe.

    Ich habe es schon an anderer Stelle geschrieben:
    Für mich hat mein süchtig werden etwas damit zu tun, dass ich „Etwas“ in mir nicht wahrnehmen/aushalten konnte. Deshalb habe ich es ja mit meiner Sucht betäubt, bzw. meine Sucht als eine Art Schutzmantel eingesetzt. Ich habe das nicht bewusst getan. Es war ein schleichender unbewusster Prozess.

    Meine Erfahrung ist auch, dass solange ich mich nicht um meinen „Restmüll“ kümmere, dass er sich an der einen oder anderen Stelle immer wieder bemerkbar macht.

    Ein Beispiel:
    Ich fühlte mich in meiner Kindheit oft den Verhältnissen ohnmächtig ausgeliefert.
    Ohnmachtsgefühle sind diejenigen, die ich am wenigsten aushalten kann.
    Ich war und bin daher stets darauf bedacht die Kontrolle zu behalten bzw. mir eine (Macht)position zu suchen, in der ich weitestgehend den Verlauf der Dinge bestimmen kann.
    Das mag hier und da von Vorteil sein, aber es kostet sehr viel Energie.
    Und was noch wichtiger ist:
    Es verhindert häufig, dass ich das bekomme, wonach ich mich tatsächlich sehne: nach Nähe und Wärme.
    Mir ist das erst seit kurzem bewusst.
    Zum ersten Mal richtig gespürt habe ich das während meiner Traumatherapie.
    Dort konnte ich nach einem langen vertrauensbildenden Prozess mal all meinen Anspruch auf Kontrolle, Souveränität, „Bescheid wissen“, etc. mal für einen Moment beiseite lassen.

    Mir geht es nicht darum, Dich oder andere dazu zu „überreden“ sich mit ihren frühen Prägungen zu beschäftigen. Erfahrungsgemäß führt das ohnehin meist zur Abwehr. Das war bei mir lange Zeit genauso. Auch während meiner LZT war es mir nicht möglich soviel Vertrauen zu den dortigen Therapeuten aufzubringen, dass ich dazu auf meine Kontrolle verzichtet hätte.
    Rückblickend hatte auch für mich diese langanhaltende Abwehr ihren Sinn, weil Abwehr für mich auch immer Schutz bedeutet.

    Erst jetzt, ausgelöst durch verschiedene Faktoren, bin ich in der Lage meine tief sitzenden Prägungen etwas genauer anzusehen.
    Ich gebe zu, dass ich mir gelegentlich wünsche, alles würde bei mir (oder auch anderen) etwas schneller gehen.
    Aber:
    Jeder darf sich die Zeit für seinen Genesungsprozess nehmen, die er braucht.
    Ich möchte auch nicht in meinem Genesungsprozess von außen bedrängt werden.

    Tiefgreifende und langanhaltende Veränderungen entwickeln sich m.E. ohnehin i.d.R. langsam und „von innen“ heraus.

    LG Manfred

    Hallo zusammen,
    ich bin Alkoholiker.

    Ich habe mich nicht bewusst dazu entschieden süchtig/abhängig zu werden/sein.
    Es war ein unbewusster Prozess.

    Als ich zum ersten Mal über meinen Alkoholkonsum nachdachte (Anfang 20), da wollte ich eins auf gar keinen Fall sein: Alkoholiker.

    Es hat dann noch ca. 10 Jahre gedauert bis ich zu meinem Tiefpunkt gekommen bin und mir selbst eingestehen konnte: Ich bin Alkoholiker.

    In meiner letzten nassen Phase war es für mich unvorstellbar auch nur einen Tag ohne Alkohol leben zu können.
    Ich weiß, dass es absurd klingt, aber Alkohol trinken war für mich so elementar wie Atmen.

    Während meiner nassen Zeit war ich selbstherrlich, besserwisserisch, manipulativ, usw., usw. …
    Vieles von meinem Verhalten ist mir erst nach und nach im Rückblick bewusst geworden.
    Ich habe in der nassen Zeit vielen Menschen weh getan.
    Da, wo es möglich war, habe ich um Entschuldigung gebeten.

    Auch heute bin ich immer wieder mal selbstherrlich, besserwisserisch, belehrend und manipulativ unterwegs.
    Manchmal merke ich es sofort, manchmal dauert es etwas länger.
    Im Gegensatz zu meiner nassen Zeit bin ich heute in der Lage darüber zu reflektieren.

    LG Manfred

    Hallo Jonas,
    zum Thema "Suchtprävention bei Kindern":

    Hierzu gibt es ja jede Menge Ansätze und Konzepte.
    Mir gefällt das Konzept von "Klasse2000" recht gut.
    Auf deren Website findest Du dazu umfangreiche Informationen einschliesslich einer Evaluation/Studie zur Wirksamkeit.

    LG Manfred

    Hallo Nys,

    Zitat

    Kann man leben ohne das aufarbeiten zu müssen?
    Ich will da irgendwie nicht ran?

    Das, was Aurora dazu in Deinem Thread geschrieben hat, sehe ich genauso.

    Bevor ich mich mit den traumatischen Erlebnissen meiner Kindheit intensiver beschäftigt habe war ich ja schon über 20 Jahre trocken.
    Und in den 20 Jahren (und auch vorher) habe ich ja auch gelebt.

    Dass ich vor ca. 2 Jahren dann eine Traumatherapie begonnen habe, hängt sicher auch damit zusammen, dass ich seit längerer Zeit keine berufsbezogene Arbeit mehr habe.
    Und da ich auch keine eigene Familie habe, hatte und habe ich sehr viel freie Zeit um über mein Leben zu reflektieren bzw. so etwas wie „Biographiearbeit“ zu leisten.
    Es hat sich nach und nach so ergeben (auch durch das viele Lesen im Forum), dass mein Blick sich mehr und mehr nach Innen gerichtet hat, aus dem sich dann Fragen wie diese formuliert haben:

    Was sind meine Bedürfnisse?
    Und wodurch werden sie bestimmt/ beeinflusst?

    Was mich zur Zeit am meisten beschäftigt, dass ist mein Bedürfnis nach Zugehörigkeit/Verbundenheit.
    Darüber werde ich demnächst mal etwas ausführlicher schreiben.

    LG Manfred

    Hallo Nys,
    es hat sehr lange bei mir gedauert bis ich mich mit dem Thema „Meine Bedürfnisse“ tiefer gehender beschäftigt habe.

    Ich wusste zwar schon seit längerer Zeit von meinem un-glücklichen Start ins Leben (wochenlange Trennung von der Mutter nach der Geburt), aber welche Bedürfnisse und auch Ängste sich daraus für mein weiteres Leben entwickelten, das habe ich erst nach und nach spüren können.

    Lange Zeit habe ich die Bedürfnisse und Ängste mit Alkohol zugeschüttet.
    Auch seit ich trocken bin, habe ich lange Zeit Vieles verdrängt und abgewehrt.
    Z.B. durch übermäßiges berufliches Engagement, aber auch durch eine zu häufige ironische und/oder sarkastische Haltung mir selbst und anderen gegenüber.

    Insbesondere durch eine Traumatherapie (die ich vor 2 Jahren begann und die jetzt langsam ausläuft) konnte ich den Kontakt zu bestimmten Bedürfnissen und Ängsten auch mal zulassen, ohne sofort die alten, verinnerlichten Abwehrmuster zu aktivieren.

    Was mir im Umgang mit all meinen Mangelerlebnissen immer geholfen hat, dass war und ist mein Bewusstsein für meine Ressourcen.
    Insbesondere im Verlauf meiner Trockenheit habe ich erlebt und erfahren, dass ich auch sehr schwierige Lebenssituationen gestalten kann, vielleicht auch gerade wegen dem schwierigen Start ins Leben.
    Wenn es mir als kleiner Säugling gelungen ist, mich ohne Kontakt zur Mutter gegen den drohenden Erstickungstod (Fruchtwasser in der Lunge) zu wehren, dann gibt es da offensichtlich Ressourcen in mir, die leben und lebendig sein wollen.
    Diese Ressourcen wahrzunehmen und ihnen einen (geschützten) Rahmen zur Entfaltung zu geben, dass betrachte ich heute als meine Aufgabe.

    LG Manfred

    Hallo Nys,
    danke für Deinen Beitrag.

    Ich habe dieses Gefühl der Überforderung mit der Versorgung meines „inneren Kindes“ häufiger.
    Ich neige dazu die Versorgung der „inneren Kinder“ von anderen Menschen zu übernehmen.
    Bis zu einem gewissen Maß ist daran ja auch nicht Verwerfliches.
    Kritisch wird es dann, wenn ich die Versorgung der anderen „inneren Kinder“ brauche.
    Brauchen in dem Sinne, dass ich mich dann besser fühle.
    Unterm Strich ist es dann so, dass ich meine eigene Versorgung vernachlässige und die anderen „inneren Kinder“ miss-brauche um ein eigenes Mangelgefühl auszugleichen.

    Leider wird dieses Verhalten gesellschaftlich häufig auch noch als „Win-Win-Situation“ dargestellt, im Sinne von: Der vermeintlich Starke und Wissende kümmert sich aufopferungsvoll (und bekommt dadurch Anerkennung) um die vermeintlich Schwachen und Ratsuchenden (die Hilfe bekommen).

    Dieses Verhalten ist m.E. in allen gesellschaftlichen Gruppen (Familie, Beruf, Politik, etc.) anzutreffen.
    Übrigens auch in Selbsthilfegruppen. Da gibt es sogar einen besonderen Nährboden dafür, weil ja hier viele Menschen zusammen kommen, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte es häufig nicht lernen konnten, wie so eine Versorgung des „inneren Kindes“ überhaupt gelingt.

    Auf lange Sicht ist m.E. das maßlose Kümmern der vermeintlich „Starken“ um die vermeintlich „Schwachen“ für beide Seiten eine „Lose-lose-Situation“, denn es verhindert einen selbst gestalteten Entwicklungsprozess.

    Es fällt mir manchmal schwer, es auszuhalten bzw. es zu akzeptieren, dass Entwicklungsprozesse nicht (oder nicht schnell genug) gelingen. Bei mir und bei anderen Menschen.
    In solchen Momenten erinnere ich mich daran, dass es anmaßend von mir ist, zu glauben, dass ich Alles mit meinen Erfahrungen, meinem Verstand, meinem gesamten Bewusstsein beeinflussen könnte.
    Da gibt es größere, umfassendere Kräfte.

    Jetzt kümmere ich mich mal um mein Abendessen. :D

    LG Manfred

    Bedürfnisse – Gefühle - Sucht

    Hallo zusammen,
    hier schreibe ich mal meine Einschätzungen und Erfahrungen auf, die ich bis heute
    zu einigen Fragen „gesammelt“ habe.

    Wo kommen die Gefühle her?
    In einem Satz:
    Meine Gefühle entstehen aus erfüllten bzw. unerfüllten Bedürfnissen.

    Und wo kommen die Bedürfnisse her?
    Das kann ich nicht in einem Satz beschreiben.

    Viele meiner Bedürfnisse haben etwas mit den Mangelerfahrungen in meiner Kindheit zu tun.
    Mit dem Mangel an Sicherheit, Nähe, Trost, lebendig sein dürfen – um nur einige zu nennen.

    Hinzu kommen die Bedürfnisse, die sich im weiteren Leben aus der Orientierung an Freundeskreisen und an medialen und gesellschaftlichen Botschaften speisten.
    Beispielsweise die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und nach Anerkennung.

    Das Ausmaß der Mangelerfahrungen ist sicherlich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
    Und auch die Ressourcen um mit diesen Mangelerfahrungen umzugehen sind sicher sehr unterschiedlich verteilt.

    Mein Umgang damit bzw. meine Art der Bewältigung war die Entwicklung von süchtigem Verhalten.
    Mein Suchtmittel war der Alkohol.

    Ich habe es an anderer Stelle schon einmal ähnlich beschrieben:
    Mein „süchtig werden“ war das unbewusste Anziehen eines Schutz- und Trostmantels, der sich prozesshaft in eine Zwangsjacke verwandelt hat.

    Nachdem es mir (nach 10 jährigem Bemühen kein Alkoholiker zu sein) endlich gelungen ist, mich von der Zwangsjacke zu befreien, war da erstmal eine große Entlastung zu spüren. Vielfach wird hier ja auch von der Anfangseuphorie gesprochen.

    Nachdem die Anfangseuphorie verflogen war, waren nun die o.g. Mangelerfahrungen deutlicher zu spüren.
    Damals war mir das alles nicht so bewusst, und ich hätte das auch gar nicht so benennen können.

    Mein (nun abstinenter) Umgang bzw. meine Bewältigung bestand in erster Linie aus Arbeit, Arbeit, Arbeit.
    Diese Art der Bewältigung lag auch deshalb nah, weil ich zu Beginn meines trockenen Lebens erwerbslos war.
    Ich wollte unbedingt mir und allen Anderen beweisen, dass ich etwas leisten konnte. Das ist mir auch gelungen.
    Erst Jahre später, nach erneuter Erwerbslosigkeit und insbesondere während meiner Traumatherapie habe ich mich in kleinen Schritten den meinem Verhalten zugrunde liegenden Bedürfnissen genähert.

    Der Umfang meiner Bedürftigkeit ist mir besonders in einer Therapiestunde bewusst geworden.
    Es ging in dieser Stunde (und in weiteren) um „das innere Kind“.
    Ich habe mir symbolhaft für mein inneres Kind ein Kissen genommen und auf den Schoß gesetzt. Während ich nun den „kleinen Manfred“ dort hielt, spürte ich auf einmal sehr deutlich seine große Bedürftigkeit.
    Die Bedürftigkeit war so groß, dass ich „ihn“ nach einiger Zeit auf den Boden setzte. Ich war mit der großen Bedürftigkeit schlicht überfordert.

    Und heute?
    Heute mache ich mir kontinuierlich bewusst, was meine Bedürfnisse sind, und ob und wie ich sie mir erfüllen kann.
    Dabei akzeptiere ich auch, dass nicht alle meine Bedürfnisse ständig und schon gar nicht sofort zu erfüllen sind.
    Diese Akzeptanz fällt mir nicht immer leicht, aber es ist für mich leichter als mit der „Zwangsjacke“ Alkohol zu leben.
    Für mich ist es leichter ohne Alkohol zu leben als mit.

    Im Kern läuft es für mich auf folgende Fragen hinaus:

    Was brauche ich?
    Was sind meine Bedürfnisse?
    Wie kann ich mir meine Bedürfnisse erfüllen ohne jemand anderen zu miss-brauchen?
    Wie gehe ich damit um, wenn meine Bedürfnisse nicht erfüllt werden?

    Zum Schluss noch eine Erläuterung:
    Meine Unfähigkeit Alkohol kontrolliert trinken zu können trenne ich strikt von den Entstehungsbedingungen meines süchtigen Verhaltens. Süchtige oder auch depressive Verhaltensmerkmale werde ich wahrscheinlich nie ganz loswerden, aber ich kann damit weiterleben.
    Alkohol kann ich unter keinen Umständen kontrolliert trinken.
    Selbstverständlich darf ich Alkohol trinken, aber was das Tragen einer „Zwangsjacke“ bedeutet, das habe ich lange genug erfahren. Mich würde diese „Zwangsjacke“ sicher zu Tode strangulieren.

    Ich wünsche allen (leicht verspätet), die hier lesen, ein trockenes, gesundes neues Jahr!

    Liebe Grüße
    Manfred

    Liebe viola, Matthias und Sonnenblume,
    danke für Eure guten Wünsche.

    Heute ist der erste Heiligabend ohne meinen Vater.
    Ich vermisse ihn.
    Am meisten vermisse ich das gemeinsame Lachen mit ihm.
    Ich werde in Zukunft wohl für ihn mitlachen.

    Ich fahre gleich mit meiner Schwester zu meiner Mutter.
    Morgen kommt dann mein Bruder mit Familie.

    Ich werde heute abend kochen (zum ersten Mal an Heiligabend)
    Einen Kuchen habe ich gestern schon gebacken.

    Ich wünsche Allen ein möglichst entspanntes, besinnliches und friedliches Weihnachtsfest.

    Manfred