Beiträge von CoLibri

    Hallo Nicita,

    Ich erkenne mich in deinen Zeilen wieder, in denen du schreibst, wie ambivalent die Situation ist, wenn das Elternhaus einst "in Ordnung/perfekt" war, und nun das genaue Gegenteil. Auch ich habe früher nie Gewalt erfahren, wurde sehr umsorgt und wir waren einer der am besten situierten und angesehensten Familien im Dorf. Seit mein Vater nicht mehr da ist und meine Mutter trinkt, sind Ansehen, finanzielle, soziale und hygienische Situation in meinem Elternhaus (in dem ich schon sehr lange nicht mehr wohne) eine ganz andere. Diesen krassen "Abstieg" finde ich immer noch unglaublich. Aber da sieht man einmal, was passiert, wenn Menschen sich gehen lassen und sich in ihre Sucht flüchten.
    Wenn ich in meinem Heimatdorf war und Nachbarn oder so getroffen habe, habe ich mich immer gefühlt, als würden die Leute mitleidig auf meine Mutter - und auf mich, da ich ja zu dieser Familie gehöre - herabsehen.

    Wenn schlechte Gedanken kommen, versuche ich sie, wenn es passt, anzunehmen, oder aber ich denke daran, dass ich endlich FREI bin und erwachsen und unabhängig bin und in der Lage bin mir mein Leben schön zu machen und so zu gestalten, wie ICH es will und wie es MIR gut tut. Gute Gedanken und etwas schönes machen (telefonieren, basteln, meditieren....) bringt mich in der Regel wieder auf den "positiven" Weg des Lebens ;)

    Liebe Grüße und alles Gute für dich,

    Colibri

    Hallo Romila,

    nochmals willkommen im Forum.

    Zuerst mal würde ich dir auch ein Gespräch bei der Suchtberatung empfehlen. Die Telefonnummer ist durch googeln eigentlich recht schnell rauszufinden. Die haben mir sehr geholfen und ich denke, sie können auch am besten einschätzen, welche Hilfe bzw. welche Maßnahmen bei dir angebracht sind.

    Dann würde ich gerne nochmal verdeutlichen, dass du deine Mutter nicht zu einem Entzug "überreden" kannst. Du sagst, du redest seit 5 Jahren auf sie ein, und berichtest von Reaktionen wie "Ihr kriegt mich hier nicht weg". Die Antwort ist 1. am Thema vorbei (denn ums wegkriegen gehts bei einem Entzug nicht) und 2. ziemlich aggressiv und vorwurfsvoll. Also einfach nicht adäquat.

    Du willst deinen Bruder unterstützen in dieser Sache mit dem Haus und deiner Mutter. Das ist ja auch sehr ehrenhaft, aber was bringt es denn, wenn es dich dabei kaputt macht und dich die Sorgen zermürben? Richtig - Nichts. Seine eigenen Grenzen zu akzeptieren und zu schützen hat nichts mit "im Stich lassen" zu tun. Das musste ich jetzt, wie du ja gelesen hast, auch erst lernen. Heute weiß ich, dass ich an mich denken muss - sie tut's nämlich nicht.

    Wünsche dir ganz viel Kraft, bin gespannt wie es bei dir weiter geht.

    Lg Colibri

    Hallo Romila,

    willkommen im Forum. Wenn du dich mit meiner Geschichte etwas identifizieren konntest und ich dir damit vielleicht auf irgendeiner Art und Weise auf deinem Weg helfen kann, dann freut mich das. Ich finde, es ist wichtig zu wissen, dass man nicht der Einzige in solch einer Situation ist, sondern es Mitleidende gibt. Diese Unterstützung ist (zumindest für mich) Gold wert. Werde nachher auch mal bei dir im Thread vorbeischauen.

    Bei mir gibt es soweit nichts neues. Sie hat sich nicht mehr gemeldet. Und ich find das eigentlich gut. Ich will kein künstliches Drama mehr, und keine Vorwürfe. Es anderen recht machen zu wollen, ist echt das dümmste, was man machen kann. Entweder man wird so akzeptiert, wie man ist. Oder eben nicht - und dann soll derjenige einfach gehen. Der muss an meinem Leben ja nicht teilhaben. Auch wenn es meine eigene Mutter ist. Gerade sie sollte mich eigentlich so akzeptieren und lieb haben wie ich bin. Wenn das nicht der Fall ist - dann halt nicht. Ich habe genug Menschen, die mich lieben und schätzen, so wie ich bin.

    Ich hege gar nicht mehr die Hoffnung, dass sie sich noch ändert. Ehrlich gesagt will ich nur, dass sie mich endlich in Ruhe lässt, so hart das auch klingt. Mein Leben ist so schön, da brauche ich keine düstere Wolke über mir...

    Habe das Gefühl, dass sich in meinem Kopf langsam wieder einiges "gerade rückt"...

    Liebe Grüße!

    In den letzten Tagen ist mein Gefühlsleben mal wieder ganz schön Achterbahn gefahren. Ich war sehr traurig und stellenweise fast verzweifelt. Das war wahrscheinlich noch die Reaktion auf ihrer Worte am Telefon, die mich mal wieder mehr getroffen haben, als ich gedacht habe, auch wenn ich es mir jedesmal nicht eingestehen mag.

    Mittlerweile geht es mir wieder besser. Ich war mit dem Kopf wieder zu sehr in der Vergangenheit und habe die Probleme der Vergangenheit auf die Zukunft übertragen. Ich versuche jetzt, loszulassen, Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und positiver in die Zukunft zu sehen. Weniger zu zweifeln und wieder mehr Spaß an den Dingen zu haben, die ich tue. Dann macht das Leben auch Spaß und ist wunderschön.

    Man kann schließlich kein Buch schreiben, wenn man stattdessen immer wieder das letzte Kapitel liest.

    Es ist Zeit für die Zukunft, für meine Zukunft, und ich freue mich darauf. Und ich nehme mir fest vor, mir weniger Sorgen um alles zu machen und wieder mehr zu "leben". Habe mich deshalb nächste Woche mit ein paar Freunden verabredet - das habe ich in letzter Zeit auch schleifen lassen. Dabei bin ich eigentlich ein sehr geselliger Mensch. Nur manchmal etwas zu verkopft. :roll:

    Ich wünsche euch auch noch ein schönes Wochenende!

    Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Worte. Mir gibt es Kraft, wenn ich hier im Forum Unterstützung finde.

    Wie es mir geht, ist eine gute Frage.
    Ich würde schon sagen, dass es mir gut geht. Ich habe einen großen Schritt für mich gemacht, auf den ich sehr stolz bin. Ich habe auf dieses Gespräch ja monatelang hingearbeitet, weil ich erst lernen musste, diese verbalen Angriffe und Vorwürfe (schuld sein, im Stich lassen, erpressen usw. siehe oben) "auszuhalten".

    Heute weiß ich, dass ich nicht schuld bin und dass ich mehr wert bin, als mich immer so heruntermachen zu lassen. Natürlich ist da immer noch diese kleine Stimme in meinem Kopf, die ständig alles hinterfragt, was ich mache oder denke: Ist das denn wirklich so? Vielleicht hat sie recht, und sie trinkt in Wirklichkeit gar nicht? Vielleicht gehst du doch den falschen Weg? Vielleicht tust du ihr Unrecht?

    Eigentlich weiß ich, dass das absurd ist. Aber egal wie rum man es dreht - ich habe keine Kraft mehr, diesen Weg weiter mit ihr zu gehen, und deshalb schütze ich mich nun endlich - nach 9 Jahren. In dieser Zeit ist viel in mir kaputt gegangen. Aber ich bin auch bereit, es wieder neu aufzubauen.

    Wie ich mich vor weiteren Aktionen, die da kommen mögen, schützen soll, weiß ich nicht. Ich erwarte alles und nichts. Von Kontaktstille bis Pflegefall oder Suizid eigentlich alles. Einsicht und Therapie würde ich mir wünschen, aber das ist anscheinend alles andere als realistisch.

    Ich beginne immer mehr, meine Kindheit zu hinterfragen. Mein Vater hat ihr immer alles recht gemacht, hat sich beschimpfen lassen, hat sich gekümmert, hat sich entschuldigt für ihre Fehler - dasselbe erwartet sie von mir natürlich auch. Aber ich kann und werde das nicht tun.

    Eine "normale" Mutter würde total erschrecken, wenn ihre Tochter zu ihr sagt: Mama, du trinkst zuviel, ich kann dir nicht mehr dabei zusehen, ich habe keine Kraft mehr!

    Aber stattdessen werde ich auch noch beschimpft und beschuldigt... Ich lasse das nun schon lange genug mit mir machen ... aber trotzdem stehe ich immer noch da und bin entsetzt, wie man nur so sein kann. :(

    Eure Colibri

    Hallo an alle,

    das Telefonat, vor dem ich solche Angst hatte, hat nun stattgefunden.
    Ich muss mir das alles einfach mal von der Seele schreiben, da es mich sehr beschäftigt.

    Sie hat also angerufen, um jetzt endlich zu erfahren, warum ich mich nicht mehr melde. Sie könne so nicht weiterleben ... war alles wieder auf Drama-Stufe Rot.

    Ich habe ihr ruhig und bestimmt gesagt (wie ich es tausendmal vorher für mich und auch in der Thera geübt habe), dass ich keine Kraft mehr habe und es nicht mehr kann, wegen ihrer Alkoholabhängigkeit. Dass ich mich selbst schützen muss, weil ich sonst daran kaputtgehe, dabei zuzusehen, wie sich meine Mama tot trinkt. Dass ich Abstand brauche, weil es mir sonst das Herz zerreißt. Dass ich aber gerne für sie da bin und sie unterstützen werde, wenn sie sich Hilfe sucht.

    Ich habe all diese Sätze mehrmals wiederholen müssen, denn ihre Reaktion war folgende:
    Sie hat alles abgestritten. Sie leugnet, regelmäßig Alkohol zu trinken (!!!!!!). Sie würde zwar jedesmal trinken, wenn ich da bin, aber nur aus Freude, mich zu sehen (!!!!!). Und überhaupt könne ich das gar nicht beurteilen. Ich würde es mir viel zu einfach machen und sie einfach im Stich lassen. Ich sei sowieso schuld daran, dass sie immer kränker würde. Und da das mit dem Alkhol so abwegig ist, hat sie mir schlussendlich unterstellt, dass es einen anderen Grund geben müsse, warum ich mich nicht mehr melde.

    Ich musste mich zwar sehr konzentrieren, aber ich habe es geschafft, ruhig zu bleiben. Wie gesagt, ich habe meine Sätze mehrmals wiederholt und auch gesagt, dass ich mich nicht mehr angreifen lasse und diese Vorwürfe nichts bringen. Sie wollte die Wahrheit wissen und ich habe sie ihr gesagt. Was sie nun damit anfängt, ist ihre Entscheidung. Ich habe sie gebeten, bei der Suchtberatung anzurufen und erst einmal mit denen zu reden.

    Naja, sie sieht nicht ein, dass sie ein Alkholproblem hat, deshalb kommt es für sie auch nicht in Frage, dort anzurufen. Sie meinte, sie lasse sich von mir nicht erpressen, und dann haben wir wohl nie wieder Kontakt. Und überhaupt könne sie so nicht mehr weiterleben. Auf mein Nachfragen meinte sie allerdings, sie wolle damit nichts andeuten (auf Suizid bezogen).

    Sie hat dann das Gespräch auch von ihrer Seite aus beendet.


    Ich fühle mich so seltsam. Erleichtert? Ein bisschen. Aber auch in Sorge vor dem, was da als nächstes kommt. Immer wenn ich bisher einen "Schritt Richtung Freiheit" getan habe (von denen das hier bisher mit Abstand der größte war), kam irgend ein Hammer, der mir auf den Kopf geschlagen wurde, (irgend eine Aktion von ihr, sei es verbal oder Krankenhaus oder ihre Freundin), womit es mir dann noch schlechter ging als vorher.

    Ich will jetzt aber nicht mehr einknicken. Auch wenn es mir natürlich alles sehr weh tut - ich bin froh, ihr endlich die Wahrheit gesagt zu haben. Auch wenn ich überrascht bin, wie sehr sie alles verleugnet. Ich weiß ja, dass Abhängige das als Schutzmechanismus machen, aber dass es so extrem ist, hätte ich nicht gedacht. Es hat Kraft gekostet, bei mir zu bleiben und weiterhin mit Bestimmtheit zu sagen und zu wiederholen, dass sie ein Suchtproblem hat und dass ich mich durchaus in der Lage sehe, dies zu beurteilen..... Ach aber egal, auf meine Meinung gibt sie eh nichts. Wirklich Respekt hatte sie eh nie vor mir, das erklärt auch, warum sie mich seit der Kindheit so behandelt wie wenn ich ein dummer Trottel oder ihre Leibeigene wäre.

    Es ist einfach Schluss jetzt - Ich lasse mir nicht länger vorwerfen, an ihrer Krankheit, ihrem Krebs, ihrer schlechten Verfassung schuld zu sein. Das sind ihre Suchtmittel, nicht ich.

    Wie kann eine Mutter ihrer Tochter nur so eine Hölle auf Erde bereiten. Das geht einfach nicht in meinen Kopf.

    Aber ich bin zum Glück dabei, aus diesem verrückten Psycho-Karrussel auszusteigen.

    Ich bin seit heute wieder daheim, alleine, ziemlich verwirrt und würde mich über ein paar unterstützende Worte eurerseits wirklich freuen....

    Liebe Grüße
    Colibri

    Ich bin jetzt mitten im "Tapetenwechsel".

    Es tut so gut. Es wird sich um mich gekümmert. Ich bin sehr dankbar und erfahre hier sehr viel Liebe und Fürsorge. Für MICH! Nicht ICH - für SIE!

    So schön wie es ist, so sehr führt es mir auch vor Augen, was mir alles fehlt bzw. gefehlt hat. Und was nie da war. Deshalb bin ich schon ab und zu auch traurig. Aber es ist mehr ein Schmerz des Akzeptierens und Loslassens. Also ich denke, es ist gut so. Ich weiß, dass mein Schmerz ein Leben lang bleiben wird.

    Der Kontakt ist jetzt konstant quasi nicht vorhanden. Es tut gut. Ich brauche Abstand, und ich werde nicht mehr zu ihr fahren, so lange sie jeden Abend trinkt. Das werde ich ihr auch so sagen.

    Trotzdem habe ich wieder Angst vor dem nächsten Anruf. Ihrer depressiven Stimmung, dem Gejammere, den Beschwerden.. und den Vorwürfen. Ich träume sogar schon davon.

    Aber ich werde es nicht verhindern können, dass es passiert. Ich muss mich selbst schützen. Gleichzeitig habe ich nicht genug Kraft / Mut, selbst aktiv zu werden und sie anzurufen, um ihr meine Entscheidung mitzuteilen.

    Hi Kitze,

    das was du schreibt, klingt ziemlich gut, finde ich. Du scheinst Fortschritte zu machen was die Kommunikation angeht, und kannst außerdem die Aussage deiner Mutter in einem anderen Licht betrachten. Und zwar in einem viel gesünderen, wie ich finde :)

    Kommunikation ist soooo wichtig... Ich lese gerade ein Buch über das Abwehren verbaler Angriffe. Seitdem rege ich mich nicht mehr über solche Angriffe / Provokationen auf, sondern versuche sie in Ruhe anzusehen und in einer für mich gesunden Weise darauf zu reagieren. So nach dem Motto: Es ist besser, den Schuh zu betrachten, anstatt ihn sich anzuziehen ;)

    Wünsche dir noch einen schönen Abend, liebe Grüße Colibri :)

    Hallo Kitze,

    Kurzurlaub klingt wirklich hervorragend, das brauche ich auch bald mal wieder! Zum Glück habe ich tatsächlich einen 2-wöchigen Tapetenwechsel vor mir, freue mich schon sehr darauf :)

    Ja, genau, es ist wirklich bescheuert, vor dem Aussprechen der Tatsachen Angst zu haben! Aber klar - meine Meinung wurde viele Jahre unterdrückt und in die "richtige" (falsche) Richtung gelenkt, aber damit ist jetzt Schluss! Ich denke, ich werde ihr es auch bald sagen, einfach damit ich es auch los bin. Und damit ich mein Schutzfeld endlich schließen und ein Schild davor stellen kann: Bis hierhin und nicht weiter! Ich habe dahingehend schon viel geschafft, jetzt ist der nächste Schritt, ihr meine Entscheidung mitzuteilen und sich dabei nicht persönlich angreifen zu lassen. Aber ich lasse mir damit Zeit, nur langsam.. in MEINEM Tempo.

    Viele Grüße :)

    Hallo Kitze,

    vielen Dank für deine Worte. Ich habe auch keinen wirklich regelmäßigen Tagesablauf, du hast recht, das erschwert die Sache, zB sich "Rituale" zu schaffen oder so.
    Was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Bei mir sind die Streits mit meinem Partner auch sehr große Energieräuber. Ich arbeite ebenfalls daran, alles nicht sofort so persönlich zu nehmen und lockerer zu werden.
    Ich habe auch deinen Thread gelesen und kann sehr viel, was du schreibst, nachfühlen. Die Kommunikationsprobleme und den Unterschied zwischen dem, was man sagt bzw. wie man sich verhält und was man aber eigentlich fühlt .. was man aber irgendwie nicht zum Ausdruck bringen kann, warum auch immer..

    Danke auch für deine Vorschläge bezüglich der Auszeiten. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Burnout? Hmmm.. verstehe zwar , dass du dran denkst, aber diese Erschöpfungszustände kamen eigentlihc nur, wenn meine Batterien absout leer waren, zb nach einem solchen Streit mit meinem Partner. Ansonsten habe ich genug Energie und Spaß, und ich kann mich auch gut wieder regenerieren, wenn es mal "genug" ist. Das kann man bei einem Burnout ja eigentlihc nicht.

    Inzwischen hat meine Mutter angerufen. Der Anruf, vor dem ich so viel Angst hatte. Natürlich hat sie sich genauso verhalten, wie ich es schon vermutet hatte: Jammern, weinerlich, "leidend", warum ich nicht anrufen oder zu ihr kommen würde. Konnte ihr zwar immer noch nicht die Wahrheit sagen und habe mich mit der Arbeit u Zeitmangel rausgeredet, aber habe ihr auch gesagt, dass ich sie in nächster Zeit nicht besuchen kommen werde. Ein großer Schritt für mich. Jetzt bin ich dran, ich muss mich schützen, vor ihrer Sucht und ihrer Depression.

    Hey...

    habe nun seit ca. 1 Monat keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter.
    Es fühlt sich so wahnsinnig gut an. Ich kann frei atmen!
    Ich hätte gedacht, dass er "Vorwurf-Anruf" schon viel früher kommt. Er kam nicht! Es ist Funkstille! Das tut so gut.
    Aber er wird kommen.. davor habe ich Angst. Trotzdem: Ich werde diesen Anruf überleben. Und dann einfach so weitermachen.

    Die Therapie ist sehr anstrengend, tut aber sehr gut. Die Knoten entwirren sich langsam. Ich merke, wenn meine Gefühle aus der Vergangenheit "getriggert" werden. Leider kann ich noch nichts dagegen tun. Aber das lerne ich schon noch. Muss ein wenig geduldiger sein und mir noch mehr Ruhe gönnen.

    Wünsche allen, die das lesen, einen schönen Abend :)

    Colibri

    Ich habe mich die letzten Tage sehr zurückgezogen und genieße das Alleinsein und die Stille.

    Ich versuche, auf meine Bedürfnisse zu hören, so ganz leicht fällt es mir noch nicht.

    Ich kann mich zB nicht einfach mal ne Stunde vor den TV aufs Sofa legen ohne irgendwas nebenher zu tun. Immer gruschel ich irgendwas, räume dann doch auf, oder putze dies, oder surfe noch im Internet..
    Ich mache auch keine langen Spaziergänge, sondern wenn, dann gehe ich Joggen und laufe die Runde ab... es ist irgendwie alles immer mit einer Art Leistung verbunden.

    Nach der letzten Thera ging es mir dann abends recht schlecht. War einfach sehr viel an dem Tag. Bin weniger belastungsfähig als sonst.

    Immerhin schlafe ich momentan sehr viel, das tut gut.
    So und nun werde ich ein wenig malen, das mache ich ab und zu, das tut auch gut.

    Eltern, die einen bedingungslos lieben.
    Das Netz, in das man sich fallen lassen kann, wenn alle Stricke reißen.
    Urvertrauen haben zu besonderen Menschen.
    Mutter-Tochter-Liebe.
    Sicherheit.
    Unterstützung und Rückenstärkung bei allen Widrigkeiten des Lebens.
    Batterien aufladen bei einer Shopping-Tour mit der Mom.
    Gemeinsam lachen und Spaß haben.
    --------
    Ich bin so traurig, dass ich nicht die Chance bekomme, dies alles zu erleben.
    Vielleicht war so was Ähnliches mal da - irgendwann.
    Es ist schon sehr, sehr lang her.
    Und falls es jemals da war, ist es mir kaum noch spürbar...
    Eine schon beinah verblasste Erinnerung an glücklichere Tage...
    Und nun schneidet die Erinnerung mir ins Herz..
    Fast ist mir, als ob sie hämisch dabei lacht.

    Pech gehabt.

    Hallo JoeJoker1979,

    dass meine Mutter trinkt, habe ich von Anfang an erkannt: Es war mir klar, nachdem sie die ersten 2-3 Wochen durchgehend jeden Abend 2 Flaschen Wein vernichtet hat - vor meinen Augen. Das war vor 9 Jahren.
    Dass es mein eigenes Leben betrifft, wusste ich seitdem. Hatte mir auch Hilfe gesucht. Aber so richtig bewusst wurde es mir auch erst vor ein paar Monaten. Das von dir genannte Buch hat auch bei mir zu einigen "Aha-Erlebnissen" geführt. Ich möchte fast sagen, das Buch war wie eine Erleuchtung.
    Es ist deshalb so schwer, sich dessen bewusst zu werden, weil man es ja einfach nicht anders kennt. Es war bis dato einfach "normal". Dabei ist es das nicht.
    Der Prozess ist ziemlich anstrengend und auch schmerzlich, aber befreiend. Halt finde ich bei meinen Freunden und meinem Partner. Dort finde ich sehr viel Unterstützung, da diese Menschen teilweise schon sehr lange ein wichiger Teil meines Lebens sind und mich gut kennen.

    Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Erfahrungen ein wenig helfen.

    Liebe Grüße und viel Kraft für dich,
    Colibri

    Habe heute meine erste Achtsamkeitsübung gemacht.
    Ist ein schönes Gefühl, irgendwie ungewohnt, befremdlich, aber gut.

    Wenn ich mir die Frage stelle, was ich brauche oder womit ich mir etwas gutes tue, lautet die erste Antwort erstmal "mehr ausruhen und schlafen". Genau das werde ich ab jetzt auch machen. Mehr Ruhe gönnen. Habe heute Nachmittag eine gute Stunde geschlafen (zum Glück mal traumlos) und war für den Rest des Tages ausgeruht.

    Was mir extrem zu schaffen macht, sind Meinungsverschiedenheiten mit meinem Freund. Da fühle ich mich jedes Mal, als ob meine ganze Kraft dabei auf einen Schlag ausgesaugt wird und mein "Akku" nur noch auf 20% läuft.

    Ich weiß, es gibt in jeder Beziehung mal Auseinandersetzungen, und wir können auch relativ gut über Probleme reden, aber ich bin da einfach extrem sensibel und reagiere da sehr emotional.

    Tja... jetzt fühle ich mich irgendwie ziemlich ... leer.

    Werde versuchen zu schlafen.

    Gute Nacht!

    Liebe girasole,
    Liebe Caro,

    vielen Dank für eure Antworten.

    Es stimmt schon .. ich gebe wahrscheinlich immer noch zuwenig Acht auf mich. Obwohl ich mir alle Mühe gebe und es in letzter Zeit auch bis zu einem gewissen Grad recht gut geschafft habe.

    Ich versuche, mir noch mehr Ruhe zu gönnen.

    Habe mich heute nachmittag auch ein wenig hingelegt und relativ gut schlafen können (bis auf die Albträume).

    Meine Mutter hat angerufen. War ein relativ kurzes Gespräch und sie war respektvoll mir gegenüber und hat sich nach verschiedenen Bereichen meines Lebens (hauptsächlich beruflich) erkundigt. Aber sie war nicht fordernd. Hat wieder ziemlich viel gejammert, u.a. über ihre gesundheitlichen Defizite. Diese sind meiner Meinung nach auf den Alkohol zurückzuführen, da Alkoholmissbrauch mit der häufigste Grund für die Art Erkrankung ist, die sie hat. Ich weiß nicht, ob ihr das mal ein Arzt gesagt hat.
    Halt stop - nicht (mehr) mein Problem. Das ist ihr Leben, ihre Krankheit, und ihre Alk-Folgekrankheiten. Ich will damit nichts mehr zu tun haben bzw. keine Verantwortung mehr tragen / fühlen müssen.

    Ach naja... sie verleugnet ja alles. Also wird sie es eh nicht einsehen, dass diese Einschränkungen vom Alk kommen. Ich war mal kurz davor, ihr es zu sagen. Habe es nicht getan. Ist auch nciht meine Aufgabe, sondern die ihres zuständigen Arztes. Aber selbst von ihrer Hausärztin durfte ich mir ja schon mal anhören, dass ich doch "mehr an meine Mutter denken" soll. Ausgerechnet von einer Fachkraft. Das hat mich damals tief verunsichert.

    Es ist immer wieder schwierig, zu entscheiden, was richtig und falsch ist. Wer Recht hat und wer Unrecht.

    Ich habe in letzter Zeit recht viel über meinen eigenen Alkoholkonsum nachgedacht. Vor allem in der letzten Zeit habe ich mich ja extrem viel damit beschäftigt und infolgedessen ein enorm zwiespältiges Verhältnis zu diesem "Giftstoff" aufgebaut. Ich habe eigentlich immer gerne was getrunken und konnte meinen Konsum ziemlich gut von dem meiner Mutter abgrenzen. Aber irgendwie gelingt mir das nicht mehr so gut. Deshalb habe ich beschlossen, den Konsum einzustellen bzw. erheblich zu reduzieren.

    Also es war jetzt nie viel... aber bei Partys oder so wurden es halt schon ein paar Gläser. Nie extrem, aber mir geht es mit der Entscheidung und den bisherigen Erfahrungen bei den letzten Zusammentreffen mit meinen Freunden viel besser. Habe darüber auch mit meinem Partner gesprochen. Er hatte sich das für sich auch schon überlegt und nun machen wir das gemeinsam so.

    Wie haltet ihr es mit eurem eigenen Alkoholkonsum?

    Lg Colibri

    Hallo girasole,

    wie meinst du das? Wie wird das behandelt?

    Krank schreiben ist nicht so einfach ... aber möchte jetzt auch nicht näher darauf eingehen warum.. (nur wegen der Anonymität)

    Aber ich spiele durchaus mit dem Gedanken mir eine Auszeit zum Ausruhen zu nehmen. Wie bei vielen anderen ist es auch bei mir so, dass der Alltag recht stressig und fordernd ist. Ich versuche alles ruhig zu machen und funktioniere auch nach wie vor recht gut, und ich habe auch Spaß, aber ich merke, dass es mich alles doch sehr anstrengt.

    Ich bin total froh, dass morgen Feiertag ist und ich ausschlafen kann. Schlaf trägt immer viel dazu bei, meine Batterien wieder aufzuladen. Und dann gönne ich mir das Wochenende über einfach ein wenig mehr Ruhe als sonst.

    Die Erschöpfungszustände haben aber meiner Meinung nach keine körperliche Ursache. Sie sind denen von vor 9 Jahren sehr ähnlich, als ich den Tod meines Vaters verarbeiten musste. Ich kenne mich und meinen Körper - Aber gut, da muss ich jetzt durch, wenn ich irgendwann wieder glücklich und unabhängig leben will.

    Ich bin so froh, im Moment keinen Kontakt zu meiner Mutter zu haben. Es ist nun schon wieder ca. 1 Woche her, dass wir das letzte Mal telefoniert haben (hmmm... so lang ist das eigentlich gar nicht), und besucht habe ich sie ja schon Monate lang nicht mehr. Ich kann es mir im Moment auch nicht vorstellen - ganz eninfach, weil ich nicht will und mich davor auch ekele. Und weil langsam diese schon längst verschwundene Grenze wieder auftaucht und mir eine innere Stimme sagt: "Fahr nicht hin, es tut dir nicht gut".

    Meine Thera ist gerade im Urlaub, nächste Woche ist sie wieder da und wir haben den nächsten Termin. Freue mich sehr drauf. Es tut einfach gut, zu reden. Und es tut gut, hier zu schreiben.

    Jetzt bin ich aber wirklich müde.
    Gute Nacht an alle :)

    Es ist so anstrengend.....

    Habe mich mit meinem Freund gestritten...

    Habe mich mit den Handwerkern gestritten....

    Habe das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben...

    Manchmal, ganz selten, so wie heute, kommt die Frage in mir auf, ob es nicht doch besser wäre, wenn ich gar nicht da wäre.
    Natürlich würde ich diesen Gedanken nicht "ernster" werden lassen... trotzdem..

    Bin so müde... habe wieder Albträume.. schlafe schlecht.. habe Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen... Heulattacken... bin müde... und sehe echt fertig aus... Augenringe ..

    Und soooo wenig Selbstbewusstsein.. anstatt es aufzubauen, habe ich das Gefühl, dass es jeden Tag weniger wird... Ich meine, ich lasse mich echt von wildfremden Menschen beleidigen / persönlich angreifen! Die mich gar nicht kennen! ...

    Sie hat sich nicht mehr gemeldet... zum Glück..

    Habe keine Ahnung, wie ich das alles schaffen soll...meine Beziehung... mein Beruf.. Familiengründung.. Prüfungen.. Nebenjob... trotzdem finanzielle Engpässe... und das alles ohne familiären Rückhalt... sondern eher mit dem Gegenteil...

    .. Ich versuche immer positiv zu denken aber immer öfter drängen sich diese absoluten Erschöpfungszustände dazwischen...