Beiträge von Margo

    Hallihallo.

    Gerade lese ich ein Buch über die Familienkrankheit Alkoholismus. Ich bin verwirrt davon, wieviel mir da nah geht.
    Jeden Tag scheine ich etwas Neues über mich zu lernen, oder eine neue Lesart von etwas an mir, das ich schon genau zu kennen geglaubt habe. Ich dachte immer, ich kenne mich gut. Ich dachte, ich verdränge nichts, ich trage keine Masken, ich kann gut für mich sorgen. Und dann muß ich meinen Blickwinkel nur ein ganz klein wenig verschieben, und nichts davon stimmt mehr. Oder?
    Alles was ich über mich weiß löst sich in Puzzleteile auf.
    Ich hab die konkreten Beispiele im Kopf schon formuliert, jetzt sind sie verschwunden.

    Meine Stimmung bewegt sich in Wellen. Manchmal ganz gut, manchmal nicht. An den schlechteren Tagen lodert es in mir, ich bin dann nur WÜTEND. Bevorzugt auf meine Exfreundin, aber es geht nicht in Wirklichkeit um sie, sie ist nur ein Symbol oder ein Sündenbock. Nichts was sie mir getan hat könnte eine solch gewaltige Gefühlsintensität rechtfertigen.
    Ich habe immer gesagt, ich weiß gar nicht, wie Haß ist, das Gefühl verstehe ich gar nicht. Warum sollte ich je jemanden hassen? Nur einmal habe ich wen gehaßt, der meinen Freund bedroht hat, für einen kurzen Moment, um in Verteidigungsstellung zu gehen.
    Diese Wut in mir, die ich gar nicht so kenne, könnte man auch mit Haß beschreiben. Einfach nur wildwuchernd, extrem.

    Und dann heute bin ich völlig ausgeflippt, allein im Haus meiner Eltern, als ich in die Stadt gehen wollte und meine Kette und meine Stulpen nicht finden konnte. Kennt ihr dieses ganz entsetzliche Hilflosigkeitsgefühl, das von der tatsächlichen Situation abgekoppelt ist?
    Ich fange dann an, mich schrecklich zu hassen dafür, daß ich nichts kann und die Kontrolle mir weggefallen ist, daß ich diese Sachen nicht finden kann! Wie kann das überhaupt sein, sie MÜSSEN DOCH DA SEIN!
    Ich wußte das gar nicht, daß ich mich dann hasse.
    Aber heute erkannte ich auf einmal das Gefühl wieder.
    Dasselbe Gefühl wie an meinen schlechten Tagen, auf die Exfreundin gerichtet.
    Wenn es nach außen gerichtet ist, fällt es mir auf. Dann ist es mir ja fremd, neu.
    Wenn es auf mich gerichtet ist, dann ist es mir so vertraut, daß ich es nicht zuordnen kann, etwas das zu mir gehört wie mein Arm oder meine Augen.
    Aha, Haß ist das also.
    Ich hasse mich also, manchmal.
    Wow.
    Das finde ich gar nicht so einfach, das in mein Selbstbild zu integrieren.

    Mhm, aber ich wußte das doch? Es ist mir vorher schon begegnet.
    Ja, aber nicht so drastisch, so explizit, mit der Legende dazu, die mir den Namen gibt das Gefühl zu bezeichnen.

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    Alles ist gerade tendenziell sehr extrem.
    Normalerweise kann ich --
    -- ha, das denke ich oft zur Zeit!
    Ich denke, aber normalerweise bin ich X, und dann kann ich Y, und normalerweise kann ich doch soundso mit dieser Situation umgehen?
    Aber wann oder wo ist dieser Normalzustand? Woher hab ich diese Idee, wer ich normalerweise bin? Was ist normal? Meine Beispiele sind alle lange her.

    Also ich denke z.B., normalerweise kann ich gut meine Gedanken und Gefühle ordnen und auch beurteilen, ob dies oder jenes Gefühl jetzt der Situation angemessen ist, oder ob es vllt woanders herkommt.
    Aber zur Zeit ist alles durcheinander, ich kann meine Gefühle kaum mehr ordnen, die Gedanken verschwimmen.
    Angemessenheit oder Normalität sind keine eindeutigen Kriterien mehr, ich weiß es alles nicht.

    Meine Urteilskraft ist in einem Strudel verschwunden. Das fing letztes Jahr an, Werte infrage gestellt, ein Stück weit anhand meiner Intuition neu orientiert. und jetzt, in der zweiten Phase sozusagen, muß wohl die Intuition auch generalüberholt werden?

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    Im Übrigen würde ich mir wünschen, daß mein Vater ein gesundes Trinkverhalten hätte. Gerade wohne ich bei den Eltern; ich mag ihn nicht gegen Mittag mit nem Glas Schorle sehen.
    Kürzlich sprach ich mit ihm über sein Trinkverhalten. Er anerkennt, daß es ein süchtiges Verhalten ist, aber es beeinträchtige ihn nicht, er habe einen Blick darauf und habe seine tägliche Alkoholdosis in 20 Jahren eher verringert als vergrößert.
    Das kann ich alles aus Beobachtungen bestätigen.
    Er sagt, wenn er beeinträchtigt würde durch den Alkohol oder er mehr trinken würde, dann würde er ne Therapie machen und aufhören, aber solange das nicht so ist, mag er sich nicht ändern.
    Versteh ich, macht irgendwie Sinn.
    Es fuchst mich gebranntes Kind aber trotzdem, wenn ich ihn mit dem Glas in der Hand am Mittagstisch sehe, ganz egal, ob da fast kein Wein drin ist. Und ich hab das Gefühl, ich würde das nicht sagen können, er würde sauer werden, sich bevormundet fühlen.
    Da fühle ich mich bedroht.
    Mhm.

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    So viel Chaosworte.
    Morgen ne Therapiestunde, mal sehen, wie ich mich da ordnen kann.

    Liebe Grüße!
    Margo

    Hallo ihr Lieben!

    Schon wieder so viel Zeit vergangen (ja, das ist sehr viel für mich gerade, beinah ein Monat). Ich bin schon wieder wo ganz anders.
    Es tut gut, die alten Posts zu lesen und zu sehen, daß ich mich bewege, daß sich doch etwas tut, obwohl ich so oft das Gefühl habe, alles würde nicht schnell genug gehen.

    Ich bin einen Schritt zurückgegangen und wieder stärker bei mir selber angekommen, nicht mehr so klebend in all diesen wackligen Beziehungsnetzen.

    Mit meiner Mutter habe ich gesprochen: Ich erzählte ihr, daß ich mich damit beschäftige, was es für mich bedeutet hat und noch bedeutet, daß sie Alkoholikerin ist. Zunächst hatte ich ihr davon nicht erzählen wollen, weil es mir vorkam, als würde ich ihre Erlaubnis einholen wollen. Und die brauche ich nun wirklich nicht.
    Doch sie hat so viel Verständnis für meine schwierigen Gefühle und Gedanken gezeigt, daß ich es ihr dann ganz aus der Situation heraus einfach erzählen wollte.
    Sie hat mich sehr ermutigt, mich damit zu beschäftigen und mir alle Hilfe angeboten, die sie mir geben kann - z. B. mir Fragen zu beantworten, was eigentlich in meiner Kindheit tatsächlich abgelaufen ist, da ich mich an Vieles nur sehr unklar erinnere.

    Eine Therapeutin habe ich auch gefunden, sie macht unter anderem Traumatherapie und körperorientierte Psychotherapie und kennt sogar meine alte Therapeutin (die teure ;)). Leider fängt die Therapie erst irgendwann später im April an.

    Im Moment fühle ich mich im Vergleich zu Januar und Februar ganz gut; nicht gut genug für meinen Geschmack, aber es geht. Daß die Sonne oft scheint macht sehr viel aus.
    Und daß ich einen Job hier in der Gegend gefunden habe, so daß ich mir jetzt hier eine Wohnung suchen kann.
    Kleinigkeiten können mich noch immer sehr umhauen, doch ich fühle mich den Stimmungen nicht mehr so extrem ausgeliefert.

    Ich beobachte, von welchen Dingen mein ganz akutes Wohlbefinden beeinflußt wird: was und wieviel ich gegessen und getrunken habe. Ob ich draußen war und Bewegung hatte. Ob ich zu lange vor dem Computer sitze. Ob die Sonne scheint.
    Ich glaube, ich kann mich besser aus den Beziehungschaosproblemen herausnehmen, weil es mir gereicht hat, mich so schlecht zu fühlen, ich hatte genug davon. Vorher wollte ich nicht wahrhaben, daß ich in der Situation, wie sie gerade ist, praktisch nichts beeinflussen kann, außer mir selbst und meinem Zustand. Ich will eben immer alles ändern, und meine schwierigste Lernaufgabe ist derzeit, anderen Menschen ihre Entscheidungen etc. selbst zu lassen.
    Da ich den Leuten nicht vertraue, daß sie ihre Probleme selbst bewältigen, versuche ich es für sie zu tun. Aber das geht nicht.
    Warum fühle ich mich denn da machtlos, wenn ich doch für mich selber so viel tun kann, wie ich will? :)

    Es gibt noch viel mehr zu erzählen, aber ich belasse es mal dabei, um nicht ganz durcheinander zu kommen, und schreibe über den Rest später.

    Alles Gute für euch,
    Margo

    Hallo alle.

    ...
    die Unwägbarkeiten werden mir zuviel. Ich kann in der Wohnung nicht bleiben, meine Beziehung ist unsicher, ich weiß noch nicht, was für einen Job ich finde, oder was für eine Therapeutin.
    Wenn ich mir wünsche, nur eine winzige Sicherheit mehr zu haben, dann fühle ich mich schwach - ich bin ja bewußt hierher gekommen, um in offeneren Strukturen zu leben. Will ich auch. Nur gerade... alles bricht so sehr auf. Ich will ja nicht viel Sicherheit. Nur sagen wir, einen Monat länger diese Wohnung, das würde schon reichen, damit ich den Februar noch nicht meine Aufmerksamkeit auf die Zukunft lenken muß, wo ich sie doch hier und jetzt brauche. Und daß der Februar etwas länger ist und nicht so schrecklich rennt.
    Diese Deutung mit "keinem Ort für mich" begleitet mich. Ich habe das Gefühl, daß, würde ich je fest auf beiden Beinen dastehen und mich aufrichten und DA sein, es für mich keinen Platz gäbe, weil ich allen Raum sprengen würde, alles nicht groß genug für mich ist.
    Und so bin ich Nummer Zwei und verständnisvoll und strukturierend, und es kommt mir ganz normal vor, immer aus dem Weg zu gehen.
    Ich will irgendwo SEIN, mich nicht ablenken. MEHR ZEIT.

    Linde,
    meine alte Therapeutin, die nach der Hakomi-Methode arbeitet, würde Ähnliches fragen wie Du in Deinem Beispiel erwähnst.
    Es bedeutet mir sehr viel, wenn jemand wissen will, was ich brauche, und mir hilft mich selbst wahrzunehmen (jeden Teil von mir).
    Ich such mir jetzt eine Therapeutin, morgen telefoniere ich die Liste durch, die mir die Beratungsstellenfrau gegeben hat (alles Therapeutinnen, die auch körperorientiert arbeiten können).
    Wünscht mir Glück.

    Liebe Grüße,
    M.

    Es ist interessant, wie treffsicher ich ohne es zu wissen den Titel dieses Threads gewählt habe. Ohne daß mir ganz klar war, wie sehr ich damit ein Grundthema bezeichnet habe.

    Heute hatte ich in Beratungsstelle einen (ersten) Termin, bei dem ich mich nicht wohl fühlte. Es kam mir vor als wäre dort einfach kein Platz für mich; die Beraterin redete viel, die Zeit war kurz, ich konnte nicht ankommen. Ich hatte das Gefühl, daß meine Emotionen einfach für den Raum zu überwältigend waren. Dazu, daß es eigentlich nicht okay ist, daß ich hier bin, weil andere mehr Hilfe brauchen, und ich ja klar komme.
    Danach überlegte ich, was sich falsch angefühlt hatte. Warum war das hier nicht richtig für mich? Bringt das überhaupt was, und was sage ich der Beraterin beim nächsten Termin?
    Hier fehlt mir ein gedankliches Verbindungsstück - aber ich dachte, ich kann gegen die Frau nichts haben, ich kenne sie ja nicht. Also projiziere ich.
    Ja, hm. Es ist ein generelles Gefühl zur Zeit, daß es für mich keinen Ort gibt, an dem ich einfach ich sein kann mit meinen großen Emotionen. Überall muß (?) ich Rücksicht nehmen oder mich für meine anstrengende Anwesenheit rechtfertigen. In meiner Beziehung ist mir ein Ort angeboten worden, an dem ich willkommen war, und nun fliege ich dort mit Karacho wieder raus, es war doch kein Ort für mich. Es ist der Ort für die Gefühle meiner Freundin. Nicht für meine.
    Und dann geht das alles noch tiefer und ich merke, daß ich ja alle mir angebotenen Orte drauf teste, ob ich dort auch wirklich mit meinen Eigenarten und mit meinen schwierigsten Seiten sein kann. Und ich glaube es den Leuten nur schwer, wenn sie sagen, ich dürfe.
    Den ruhigen Ort in mir erreiche ich noch nicht problemlos.
    Meine alte Therapeutin, bei der ich nur wenige Stunden war (leider kostet sie sehr viel Geld und keine Kasse bezahlt sie), sagte mal, die Therapie ist so ein Ort, wo man loslassen und seine Gefühle rauslassen kann. Bei ihr war das für mich auch so. So einen Ort brauche ich, weil ich einfach noch nicht da bin, daß ich alles aus mir selbst schöpfen kann.
    Offenbar ist die Beratung dafür nicht geeignet?
    Dort ist nur Gerede. Gerede kann ich selber. Mein Körper sitzt verlassen und steif auf dem Stuhl und wird ignoriert. Aber um den geht es doch.

    Ich habe schon mehrfach überlegt, ob ich nicht das Geld aus meinem Bausparvertrag nehmen und eine Therapie bei der alten Therapeutin anfangen soll. Und falls ich umziehen muß, dann fahre ich halt zu jeder Therapiestunde zwei Stunden. Aber ich kann einfach nicht dieses trockene Gerede eine ganze Therapie lang ertragen, wo ich ohnehin vorher schon weiß was kommt, wo alles nur um den Kopf geht... dort ist für die Person in mir, die so extrem allein und ortlos ist, einfach kein Raum.

    Ich erfülle einfach für nichts so richtig die Voraussetzungen, nicht XY genug, immer alles nur so mittel und... da sind schon wieder viel zu viele Gedanken und Zeugs für einen Post.

    Liebe Marina, liebe Sonnenstrahl und lieber Matthias,

    vielen Dank für eure verständnisvollen Worte.

    Stimmt, Sonnenstrahl, ich kann nichts fest planen... vor allem nichts, was andere Menschen involviert. Zuweilen denke ich, daß ich das verstanden habe und es in Ordnung ist, und dann erwische ich mich doch wieder dabei, daß ich versucht habe zu kontrollieren, was frei ist.

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    Ich werde meine (Ex-?)Freundin und meinen Freund mal für dieses Forum hier benennen, denn mit den Begriffen "Freund" und "Freundin" komme ich nicht über die Runden, wenn alles im Wandel ist. Ich nenne sie einfach mal Anna und ihn nenne ich Fritz. (Natürlich heißen sie nicht wirklich so.)

    Ich weiß gar nicht genau, was ich schreiben soll. Es ist anstrengend, alles immer wieder zu erklären und heraufzubeschwören.
    Anna möchte nicht, daß ich weiter mit Fritz zusammen bin. Und sie möchte mit mir lieber auch nur befreundet sein. Wir wissen nicht, wie wir die Situation lösen wollen, also haben wir beschlossen, uns allen mehr Zeit zu geben und nichts zu entscheiden, außer temporären Regeln, die es für Anna leichter machen, die Zeit zu überstehen.

    Seit ich wieder etwas essen kann, geht es mir ganz okay. Zuvor war mein Magen so voller Anspannung, daß keine Nahrung hineinpaßte, das hat mir etwas Angst gemacht. Aber jetzt geht es.
    Am liebsten würde ich im Moment in einer Blase bleiben, in der keine Zeit vergeht, so daß ich noch eine Weile in diesem recht erträglichen Zustand sein kann, und mich nicht mit Alltagsdingen auseinandersetzen muß, die mir gerade zu viel sind.

    Ich weiß nicht mehr, wohin ich will, und ob es nicht doch besser wäre, woanders hin zu gehen, weit weg vielleicht für eine Zeit, Work and Travel oder was auch immer. Denn ich glaube, ich habe wieder andere Menschen, meine Partner eben, mit eingeplant, als ich hierher gezogen bin. Und wenn ich sie nun verliere, dann wünsche ich mir, nun diesen großen Sprung in die Freiheit und Offenheit machen zu können, den ich eigentlich schon letztes Jahr bei der Trennung von meinem langjährigen Freund nötig gehabt hätte. Aber nur in Teilen vollzogen habe, weil ja Anna und Fritz da waren.
    (Allerdings müßte Freiheit, Reisen etc. auch gehen, wenn irgendwo eine Beziehung ist?)

    Ich glaub nicht, daß es ein Fehler ist, andere Menschen einzuplanen, nicht prinzipiell. Doch ich merke, daß ich, obwohl ich auch in Beziehungen immer sehr stark darauf geachtet habe, meine Unabhängigkeit zu bewahren, trotzdem mich vor dem "Alleinsein", also ohne Liebesbeziehung sein, fürchte. Ich kenne mich nicht mehr als "Single". Weiß ich gar nicht, wie das ist. Es hat immer einen Rückhalt für mich gegeben.

    Und zudem - nun rede ich schon wieder, als ob schon alles vorbei wäre. Aber sie haben noch nicht entschieden, ob ich gehen soll! Fritz glaubt an eine gute Lösung für alle. Vielleicht gibt es auch eine?
    Ich kann nicht recht daran glauben, das ist für mich, als würde ich Annas Wunsch nach einer monogamen Beziehung mit Fritz ohne mich nicht richtig respektieren. Doch möglich ist es schon, daß sie ihre Meinung ändert, wenn ihre Angst nachläßt. Oder sonst irgendeine Lösung kommt uns in den Sinn.

    Aber ich, ich denke natürlich gleich wieder ans Weggehen.
    "im Kopf bin ich schon weg". Hat Anna gestern gesagt und geht mir jetzt auch etwas so.
    Ich mag nämlich immer nicht kämpfen. Nicht um Leute. Weil die selbst wissen müssen, was sie wollen, das ist der eine Grund. Ein andrer ist aber, daß ich Wettbewerben einfach aus dem Weg gehe. Weil ich verlieren könnte? Ich weiß nicht, sowas in der Art. Oder....

    Wir haben unsere Wünsche geäußert, meine Idee, und dann konnte ich das erst gar nicht. Meine Wünsche stehen im Weg, dachte ich.

    Ich kann meine Wünsche immer sehr gut äußern. Ich weiß fast immer, was ich will und gehe wenige Kompromisse ein.
    Und nun kann ich auf einmal doch nicht, und da denke ich - ich äußer meine Wünsche nur, wenn mein Gegenüber sie annehmen will und kann. Sonst hab ich doch Probleme damit und denke mir meine Wünsche weg.

    Wie jetzt, daß ich mich wegdenke, weg aus der Beziehung, weil es weniger Kampf wäre, ich nicht mehr im Weg wäre,...
    Ich finde, es wäre an meiner Liebe und an der meines Freundes ein Betrug, einfach wegzugehen, ohne vorher alle anderen Optionen gründlich überprüft zu haben.
    Oder sehe ich das falsch???

    Liebe Sonnenstrahl,

    seit ich hier bin, habe ich mich langsam durch Deinen Thread gelesen.
    So Vieles kam mir vertraut vor und/oder hat etwas in mir angesprochen.
    Krank werden um umsorgt zu werden und Verantwortung abgeben zu können. Die Krankheit als Ausrede brauchen, um sich Raum für sich selbst zu nehmen. Diese Sehnsucht nach einem Nest, wo man loslassen kann. Und anderes.

    Diese Tendenz, zu schnell zu stark auf interessante Leute zuzugehen, von der Du vor ein paar Tagen geschrieben hast, die kenne ich auch genau.
    Und, hm, groß war mein Lebensgerüst vielleicht noch nicht... aber gebröckelt ist es trotzdem, und tut es noch. Letzten Sommer fühlte sich das nach Nullpunkt an, und jetzt entdecke ich, was da doch alles noch rumsteht und mir den Weg versperrt.

    Bei Dir zu lesen hat mir geholfen.
    Ich könnte Dir gar nicht genau sagen, warum - vielleicht bist Du auch einfach eine Person, die mir hier in diesem Rahmen guttut. :)
    Jedenfalls möchte ich Dir danke dafür sagen.

    Ich wünsch Dir alles Gute.
    Es ist soo gut, daß Du spürst, daß Du auf dem richtigen Weg bist. Dann folgst Du Dir wirklich selbst, und das ist das Allerwichtigste.
    Und Du wirst auch schaffen, was Du schaffen möchtest.

    Alles Liebe und Gute für Dich,
    Margo

    Ich möchte mich so gerne abgrenzen können, emotional unabhängig sein.
    Doch das ist so viel schwieriger, wenn das Gegenüber sich nicht abgrenzt. Solche Grenzenöffnung zieht mich nach innen.

    Ich will die Verantwortung für mich selbst tragen. Nicht für andere.
    Ist es möglich, das zu tun, und trotzdem Beziehungen zu führen - ich meine, jetzt, solange ich noch nicht alle meine Issues durchgearbeitet habe?

    Oder muß ich alleine sein, um anderen mit meinem Lernprozeß nicht zur Last zu fallen?

    Hallo, ihr Lieben.

    Meine Freundin hat mir geschrieben, so daß ich jetzt endlich in etwa weiß, was los ist. Ihr Problem hat in der Tat mit mir und unserer Beziehung zu tun. Morgen treffen wir uns, um darüber zu reden.

    Ich bin entsetzlich erschöpft.

    Ich hatte genau befürchtet, schon seit einer Weile, daß sie mit manchem sich nicht wohl fühlt, aber sie sagte mir nichts darüber.
    Ich spüre genau, wenn etwas nicht stimmt. Also habe es auch in diesem Fall gespürt. Nur, sie wollte es mir nicht bestätigen, weil sie auf mich Rücksicht nehmen wollte Als ob ich ihr nicht x-mal gesagt hätte, daß ALLES was ich von ihr brauche ist, daß sie mir die Wahrheit über ihre Bedürfnisse etc. sagt.
    Ich wurde unsicherer und unsicherer. Deshalb habe ich zu klammern angefangen. Mir selbst wurde ja die Beziehung zu eng, ich fühlte mich emotional abhängig, doch irgendwas in mir trieb mich näher und näher an sie heran, als ob ich mit Nähe und Zuneigung reparieren könnte, was da nicht stimmte.
    Und jetzt fühlt sie sich von mir erdrückt - das wundert mich überhaupt nicht.

    Ich würde mir so sehr wünschen, einmal in einer Beziehung zu sein, wo die Beteiligten von Anfang an wissen, was sie wollen und was nicht, und es auch sagen.
    Nun passiert es mir zum zweiten Mal in zu kurzer Zeit, daß auf einmal eine Decke weggezogen wird, unter der der Boden brennt.
    Warum konnten sie mir das nicht sagen, als sie die ersten Flammen gesehen haben?
    Weil sie Angst hatte, ich würde mich schlecht fühlen, weil man auf Makel in meinem Boden hinweist? Oder wie?

    Sie schreibt sie wünscht sich, daß ich nicht einknicke, sie will mich nicht auffangen müssen.
    Aber ich habe nie von ihr verlangt, daß sie mich auffängt.
    Und was ist einknicken?
    Ja, ich äußere meine Gefühle deutlich. Ich habe versucht, sie zurückzuhalten, weil ich meine Freundin damit nicht belasten wollte (ja, gleiches Schema wie bei ihr, ich weiß), doch darin bin ich miserabel, und es endet nur darin, daß ich emotional eskaliere.
    Doch ich komme immer durch alles durch. Ich brauche nicht gerettet zu werden! Ich will nicht, daß jemand anderes die Verantwortung über meine Gefühle zu übernehmen versucht!
    So habe ich nun Angst davor, morgen vielleicht irgendeine emotionale Reaktion zu zeigen. So daß mir dann vorgeworfen werden kann, daß ich jetzt wieder von ihr zuviel verlange.
    Aber es sind meine Emotionen! Ich will damit machen können, was ich will! Ich will sie trennen können von den Emotionen anderer, und ich will, daß die auch versuchen das zu trennen! Meine Ex-Freund hatte das auch immer vermischt. Ich habe so genug davon!
    (Ich weiß, daß ich das auch so mache und es vermische. Doch ich bemühe mich darum, es anders zu machen.)

    Zudem hat sich wieder bewahrheitet, daß sie eigentlich mit unserem Beziehungsmodell doch größere Probleme hat, als sie zuvor sagte. Wie bei meinem Ex-Freund!
    Ich habe mich so sehr bemüht, ihr Raum zu geben, damit sie offen sagen kann, wenn etwas nicht ok für sie ist. Ich habe sie immer wieder dazu ermutigt, ihre Wünsche zu äußern.

    Und hier zeigt sich einmal wieder, daß ich nicht die Probleme anderer lösen kann, und es auch nicht versuchen sollte.
    Doch es kommt mir so vor, als ob ich jetzt wieder die Böse bin, der Böse Wolf, der in die Beziehung dieses unschuldigen Kindes aggressiv hineingerannt ist und von ihr verlangt hat, was sie nicht wollte.
    Weil ich so komisch funktioniere und Beziehungen will, wie sie die meisten Leute nicht wollen: offen.

    Ich fühle mich wie so ein komisches Alien, von dem alle denken, daß ich mit einer fetten Waffe herumlaufe und alle bedrohe und sie forciere, so zu leben, wie mir das paßt.
    Aber verdammt, ich habe überhaupt keine Waffe in der Hand.
    Höchstens ein Blümchen.
    Ich will nie nie nie, daß Leute tun, was sie nicht wollen.
    Doch ich kann nicht den Leuten ihre Verantwortung in die Hand geben, die können sie sich nur selbst nehmen. Oder?

    Ich bin froh, daß meine (Noch-)Freundin es geschafft hat, ihre Wünsche ENDLICH zu äußern. Das ist toll für sie. ich werde versuchen, meine Emotionen zurückzuhalten, aber sie trotzdem zu benennen, und ein konstruktives Gespräch zu führen. Vielleicht läßt sich noch etwas retten.

    ich fühl mich nur so... betrogen, irgendwie. Als ob mir schon wieder jemand erzählt hat, ja, ich will mit dir zusammen sein, nur um dann ein Jahr später rauszufinden: Och nee, eigentlich bist du ja doch ein abartiges Alien und ich will dich nicht mehr.

    Langsam traue ich einfach niemandem mehr, daß er/sie wirklich irgendwas für mich empfindet.

    PS - was mir noch zu meiner Reaktion auf Deinen Rat einfiel, Linde.

    Zitat

    Du könntest dir ja mal vorstellen, daß es im Moment gut ist wie es ist.

    Du lebst genau jetzt, keine Sekunde später.

    Zwei Dinge.
    Wenn ich mir vorstelle, daß es gut ist, wie es gerade ist, dann verleugne ich die Gefühle, die da sind.
    Wenn ich einfach wahrnehme, was da ist, ohne zu werten oder in die Zukunft zu schauen, die ja noch überhaupt nicht existiert - und das steckt für mich in diesem zweiten Satz von Dir - ja, das ist ein Weg. Das lerne ich gerade, und wenn es mir gelang hat es mir schon sehr geholfen.
    Wenn ich das aber schon immer und zu jeder Zeit könnte, dann wäre ich am Ziel und bräuchte nicht mehr zu üben, oder hier zu posten.

    Und jetzt wirklich gute Nacht! :)
    M.

    Hallo Linde,

    (Besuch schläft schon.)
    Danke, und ich denke ich weiß, worauf Du hinaus willst.
    Aber ganz so einfach, finde ich, ist die Sache nicht.
    Ich stelle mir nicht nur das Schlimmste vor, sondern ich gehe die Varianten durch. zB bei der Trennung letztes Jahr von meinem langjährigen Freund hat mir das geholfen herauszufinden, welche Variante tatsächlich die Sinnvollste ist.
    Zudem kann Autosuggestion/ Visualisierung auch auf weniger geraden Wegen funktionieren; es hängt davon ab, an was man glaubt, d.h. wieviel Energie in die Visualisierung gesteckt wird.
    Ich habe zB diesen Aberglauben "wenn ich damit rechne, passiert es nicht" in Bezug auf Unfälle und ähnliche Unglücksfälle. Bisher war diese Magie sehr wirksam und beruhigend. Während mir das reine Vorstellen der positiven Variante/n einfach zu viele Teile von mir selbst (noch) nicht glauben - an denen mogle ich mich vorbei mit Umwegen.

    ...

    Ich will trotzdem nicht behaupten, daß Du unrecht hast. Das ist eher so ein Hinweis, den ich nicht gern höre, bzw. der sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt.... weil es ein bißchen so ist wie: "sei doch einfach anders, dann geht das schon!" Weißt Du, was ich meine?
    Ich werd aber jedenfalls nochmal drüber nachdenken, meine starke Reaktion zeigt mir, daß hier ein Punkt ist, an dem was Wichtiges passiert.

    Grüße, und gute Nacht.
    Margo

    Ich wußte nicht, ob ich hier noch was reinschreiben soll - aber alles was helfen könnte, will ich immernoch ausprobieren.
    Auf die Beratungsstelle jedenfalls brauch' ich nicht warten, die ruft mich offenbar nicht zurück. Wahrscheinlich gibt es viele Leute, die wichtigere Probleme haben, aber ich fände es trotzdem fair, wenn sie mir wenigstens Bescheid geben würden, daß sie keine Zeit haben.
    So ist das alles dieselbe Schiene: Warten, warten, warten.
    Das lähmt mich nur.
    Interessanterweise war mein Bewerbungsgespräch ein aufbauendes Erlebnis, nicht, weil es so erfolgreich gewesen wäre, sondern weil dabei irgendwie Spaß hatte. So geht es mir derzeit: Wenn ich mit fremden Menschen kommuniziere, dann konzentriere ich mich auf sie, und ich vergesse, meine Gedankenkarusselle zu beachten (oder ablaufen zu lassen), die sich um meine Freundin drehen. Dann lächle ich und bin ganz nett (auf eine gute Art! Ich mag es sehr, freundlich zu sein.) und bin einfach im Jetzt. So war das Gespräch auch.
    Eine Weile danach war ich ganz guter Stimmung und wanderte mit einer guten Freundin durch interessante Städte. Kaum wieder zurück in meiner Stadt fing das Drehen der Gedanken wieder an und mir blieb die Luft weg, so daß ich stehen bleiben und erstmal in Ruhe ausatmen mußte.
    Inhaltlich wieder am anfang der letzten Woche, beim Durchspielen der Situation, in der ich sie frage, ob sie nun noch mit mir zusammen sein will, und sie nein sagt. Ist doch klar, oder? Sagt ein lauter Teil in meinem Kopf.
    Und ich denke: Es ist wirklich wichtig, überlebenswichtig, daß ich mir das Schlimmste vorstelle, sonst komme ich nicht damit klar, wenn es eintrifft.
    Ist das ein logischer und konstruktiver Gedanke, oder nur eine Gewohnheit?

    Höre jetzt auf, noch einen okay netten Abend mit meinem Besuch verbringen. Ablenkung. Yay.

    Hallo Linde.

    Zitat

    Mußt du wirklich?

    Das kommt drauf an, welchen Teil von mir Du fragst. Aber der gerade dominante Teil sagt, ja, muß ich, um mich vorzubereiten, wenn das Schlimme passiert.
    ich bin mir noch nicht ganz sicher, was von diesem Verhalten konstruktiv ist und was nicht.


    Zitat

    Kann das sein, daß das was miteinander zu tun hat?

    Ja, ich bin mir ziemlich sicher, daß es was miteinander zu tun hat. Daß ich meine Freundin irgendwie, da sie eine Frau ist, mit meiner Mutter parallel setze. Und ich ihr auch daher nicht trauen kann, daß sie mich wirklich liebt, und ständig Versicherungen brauche.

    Mhm, in der Stelle die Du zitierst, geht es ja eher um dieses emotionale miteinander verwurstelt sein - das ist in der Beziehung zu meiner Mutter auch so.

    Bedeutet das, daß ich keine Liebesbeziehung zu einer Frau im Moment führen kann?
    Aber ich will nicht aus so einem dämlichen Grund aufgeben, sondern ich will an mir arbeiten. Ich will eine gesunde Beziehung führen können, und zwar diese.

    Jetzt bin ich wohl wieder so fatalistisch geworden.
    Mir geht es nicht gut gerade.

    Es müßte doch möglich sein, wenn meine Freundin und ich beide an unseren (oh so ähnlichen...) Issues arbeiten, daß wir dann eine Art von Nähe lernen können, die nicht ineinander rutschen ist. Oder?

    (Über mir wohnt eine Kerl, der den ganzen Nachmittag schon Krachmusik macht. Hab ihn schon gefragt, er will nicht leiser machen, angeblich Party, und ich natürlich total verständnisvoll. Aber es macht mich irre, dieses Bumm Bumm. Mein Kopf tut weh. Ich will nicht zu dem Vorstellungsgespräch am Montag fahren, ich will eigentlich gar nichts machen, außer vllt Reden und ne Arbeit bei der ich nicht denken muß, temporär, und Therapie.
    Daher, danke fürs Schreiben. Antworten ist viel besser als nach oben horchen und heulen. :))

    M.

    Ihr Lieben,

    Vielen Dank für das Willkommen.
    ich fühle mich hier bereits sicherer als an den vielen anderen Ort im Internet, an denen ich mich so bewege, und habe weniger Angst, schlecht vor euch dazustehen.
    Vor allem da ich sehe, daß viele hier einfach über sich selbst schreiben, wie sie es brauchen - und mir das Lesen trotzdem sehr weiterhilft. Dann kann ich das ja auch so machen?

    Ich dachte ich rede mal darüber, aus welcher Situation heraus ich eigentlich den Weg hierher gefunden habe. Denn es hat sicher einen Grund, warum dies gerade jetzt "passiert" ist.

    Letztes Jahr ist in meinem Leben sehr viel passiert. Zum Beispiel habe ich mein Studium abgeschlossen und mein langjährige Beziehung ging in die Brüche. Doch auch in meinem Kopf hat sich sehr viel getan.
    Obwohl 2009 für mich zeitweise sehr schwer war, habe ich dennoch gespürt, daß diese Veränderungen für mich gut und notwendig waren. Ende des Jahres fühlte ich mich noch immer wund, aber auch so begeistert von all den Möglichkeiten, die vor mir standen. Alles war möglich! Ich saß nicht mehr fest in einem Leben, das die letzten Jahre eher so lala gewesen ist, sondern ich stürzte mich Kopf vor ins Abenteuer.

    So bin ich aus meiner Stadt weggezogen in eine andere, nah der Stadt in der ich aufgewachsen bin. (Zum Studium war ich in einer weit entfernten Stadt.) Ich wohne zur Zwischenmiete, weil ich mir einen Job suchen wollte und Lust hatte, viele Offenheiten mir zu behalten.

    Hier in der Nähe wohnen mein Freund und meine Freundin. (Genau, ich habe einen Freund UND eine Freundin, und die beiden sind auch miteinander zusammen.) Ich habe mich riesig darauf gefreut, die beiden einfacher sehen zu können, solange ich hier bin.

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    Kaum war ich hergezogen, fing es meiner Freundin an schlecht zu gehen (nicht meinetwegen, denke ich... einfach so) und sie hat mir innerhalb von drei Wochen nur zwei kurze Mails geschrieben.
    Schon vorher hatte ich das Gefühl, daß ich in der Beziehung zu ihr zu tief drin stecke und ich mich nicht gut genug von ihren Gefühlen abgrenzen kann. Im letzten Jahr haben sich bei mir viele Türen zu meinen inneren Strukturen geöffnet, was bedeutet, daß diese jetzt offen liegen und ich sie nicht wegblocken kann. Und so bin ich emotional viel anfälliger für .. alles... als vorher.
    Wie schon erwähnt fühle ich micht mit Frauen viel unsicherer als mit Männern. Diese Beziehung ist die erste längere Beziehung, die ich mit einer Frau habe. Wir haben viele sehr ähnliche psychische Abläufe, Ängste undsoweiter und können uns so gut helfen, verrutschen jedoch auch leicht ineinander. Manchmal triggert eine von uns die tiefen Verhaltensweisen/ Ängste der anderen.
    Wenn sie zB schweigt, was sehr viele Gründe haben kann, dann bekomme ich große Angst, daß es ihr nicht gut geht und das natürlich meine Schuld ist.
    Wir sind beide hypersensibel gegenüber den Gefühlsäußerungen anderer...

    Ich nehme an, daß das der Grund ist, daß sie nicht mit mir spricht, aber ich weiß es nicht. Ich habe große Angst, daß sie die Beziehung beenden will. Ein Teil von mir sagt, natürlich will sie die Beziehung beenden, klar! Jedenfalls bin ich im Unklaren.

    Auf die Situation hatte ich eine starke körperliche und emotionale reaktion. Ich bin dauerhaft angespannt, vor allem im Unterleib. Jetzt geht es mir ein wenig besser, letzte Woche habe ich die meiste Zeit geweint, wenn ich nicht abgelenkt war.

    Das Problem mit meiner Freundin hat all diese Türen wieder weit aufgestoßen. ich will eine Bearbeitung dieser Dinge nicht mehr aufschieben. Ich bin hierher gekommen, um meinen eigenen Weg zu gehen und zu tun, was ich wirklich will.

    Nun habe ich Vorstellungsgespräche bei Jobs, die ich nicht wirklich will.
    Der eine ist nichtmal so schrecklich, da er hier in der Stadt ist und ich nichts dagegen hätte hierzubleiben, bis es mir besser geht. Doch es sind 40 Stunden in der Woche.

    Nun denken viele von euch sicher, das ist doch normal. Für mich in meinem Zustand im Moment ist es aber sehr schwer. Ich bin ohnehin, auch wenn es mir gut geht, nicht der Typ für Vollzeitarbeit. Ich brauche nicht viel Geld und fände es okay, Teilzeit zu arbeiten. Und im Moment habe ich das Gefühl, die Zeit rennt mir davon. Ich muß vielleicht diesen Job nehmen (ich beziehe ALG II, daher kann ich es nicht entscheiden ob ich einen bestimmten Job will). Dann arbeite ich da und hänge ich da fest. Ich werde keine Zeit für mich selbst und meine Freunde und Interessen haben, sondern jeden Abend müde ins Bett fallen. Fürs Wochenende leben.
    Ich weiß, vielleicht wird es ganz anders sein. Aber so malt es mir meine Angst, und sie ist eine sehr überzeugende Künstlerin.
    Ich habe Angst, daß ich einen Job 8 Stunden am Tag machen muß, an dem ich nicht ich selbst sein kann.
    Daß ich mich dann verliere und nicht mehr ich bin.
    Daß ich festklebe in genau dem Leben, das ich nicht mehr wollte, nämlich dem ewigen "geht schon".
    Genau das will ich nicht mehr! Ich will ich sein können. Ich will entweder einen Job haben, der mir gefällt und in dem ich Sinn sehe, oder wenn das nicht geht, dann will ich Teilzeit arbeiten.
    Ich verstehe sowieso nicht, wieso nicht die meisten Jobs in Teilzeit sind - aber das ist ein anderes Thema.

    Jetzt wollte ich mein Leben in die Hand nehmen, auf meinen Bauch und mein Herz hören und ich sein. Mir gegenüber treu sein.
    Und nun sitze ich da und kann nicht selbst entscheiden, was ich arbeiten will.
    Und gefühlsmäßig klebe ich an den Äußerungen meiner Freundin fest.
    Ich will bei mir ankommen.
    Wenn ich den Mut hätte, den Leuten klare Aussagen zu geben, wie zum Beispiel "Der Job, den sie mir da anbieten, ist schon ganz in Ordnung. Ich möchte aber eigentlich nich gerne Vollzeit in ihm arbeiten."
    Dann wären meine Probleme schon fast gelöst. Sie würden mich eben nicht nehmen oder unter meinen Bedingungen.
    Doch ich habe vor einer negativen Reaktion so große Angst, daß ich mich nicht wagen würde, sowas zu sagen. Und ein Teil von mir denkt sowieso, daß ich moralisch im Unrecht bin. Ich sollte mich doch freuen, daß ich einen Job kriege! Ich habe kein Recht, mir das aussuchen zu wollen, das können andere auch nicht!

    Naja, aber ich bin nicht andere. Ich brauche es soundso.
    Hm, ich weiß auch nicht. Viel noch zu machen.

    Nun bin ich krankgeschrieben für zwei Wochen, die Vorstellungsgespräche habe ich aber trotzdem. Mir rumort es im Magen.
    Ich muß mir die meiste Zeit das Schlimmste vorstellen, was meine Freundin und den Job betrifft.

    Ich sollte mal erwachsen werden, gell, und was schaffen, dann denk ich auch nicht mehr über alles so lang nach! Haha.
    Mir gefällt die Idee nicht, die die meisten Leute von erwachsen werden haben, nämlich sich anpassen und seine träume wegschließen. Das ist nicht wirklich notwendig.
    Aber Verantwortung über mein eigenes Leben übernehme will ich schon.
    ...

    So, ich hör mal irgendwo hier in der Mitte auf. Nicht, daß da ein Fazit wäre.

    Alles Liebe euch,
    Margo

    Liebe Linde,

    ich möchte am liebsten ganz viel Herzchenkonfetti in Deine Richtung werfen. :D
    Vielen lieben Dank für das Willkommen.

    Es tut so gut zu hören, daß ich alle Zeit der Welt habe - die habe ich ja wirklich! Und doch will ich immer jedes Problem jetzt sofort und eigentlich vor 20 Jahren schon gelöst haben, als ob es ein Makel sei, noch offene Fragen mit sich herumzutragen.
    Und gerade in meiner jetzigen Situation bin ich so angespannt, so zitternd, alles bewegt sich so schrecklich schnell --
    "komm erstmal in Ruhe an" ist wirklich ins Schwarze getroffen genau das, was ich gerade gebraucht habe und was ich mir selbst sagen möchte.

    Daß ich reflektiert sei höre ich übrigens oft; ich glaube es stimmt auch. Die meisten Leute, deren Beiträge ich hier gelesen habe, scheinen sehr reflektiert zu sein.
    Vielleicht bringen wir das mit unserem Hintergrund mit, oder wir lernen es bei der Auseinandersetzung.

    Die Reflexion allerdings ist im Kopf, und mein Bauch versucht gerade hinterherzueilen.

    Ich atme mal tief durch.

    Liebe Grüße,
    Margo

    Liebe Forumsmenschen.

    Kürzlich habe ich auf Umwegen, ohne zu suchen und ich weiß gar nicht genau wie oder warum, dieses Forum gefunden, genauer: den Thread, in dem es darum ging, was EKAs ausmacht.
    In Vielem, was dort beschrieben wurde, habe ich mich genau wiedererkannt, in anderem nicht. Trotzdem war der Wiedererkennungswert groß genug, daß mir schwindlig wurde und ich mich auf seltsame Weise verstanden gefühlt habe.
    Mein erster Impuls war es, mit euch reden zu wollen. Der zweite, gleich danach, war es, mich wieder zu blocken. (sehr typisch.)

    Ich möchte euch zuerst fragen, ob ich überhaupt ein Recht habe, hier zu sprechen.

    Im Vergleich zu dem, was ich hier gelesen habe, was viele von euch erlebt haben, ist meine Situation und Vorgeschichte absolut unproblematisch. Meine Mutter ist trocken, seit ich 14 war - das ist 14 Jahre her - und ich habe eine gute Beziehung zu ihr.
    Auch bevor ihrer Therapie war sie zwar eine süchtige, aber keine extreme Trinkerin - nicht ständig betrunken, nicht gewalttätig. Ich mußte keinen Alkohol für sie kaufen gehen und nicht die Verantwortung übernehmen, das hat sie alles gut selbst geschafft.
    Alles in allem glaube ich eine gute Kindheit gehabt zu haben.

    Da muß aber auch anderes gewesen sein.
    Dinge, die vielleicht von außen betrachtet Kleinigkeiten waren, aber für mich als Kind große Bedrohungen.
    Vielleicht erinnere ich mich auch an Manches nicht.

    Jedenfalls habe ich etwas in mir, das mich lähmt, bei allen möglichen Unterfangen, die ich eigentlich angehen könnte. Erst letztes Jahr habe ich begonnen, verschiedenste Probleme, die ich habe, in Verbindung zu bringen. Meine schreckliche Angst, auch nur den kleinsten Fehler zu machen. Meine Angst vor Wettbewerben. Meine Panik beim Autofahren auf dem Beifahrersitz. Daß ich Herausforderungen, alles was schiefgehen könnte und bei dem jemand anderes bemerken könnte, daß es schiefgegangen ist, so lange ich irgend kann vor mir herschiebe, nicht nur aus Faulheit, sondern weil ich mich gelähmt fühle, vor Panik.

    Jemand in dem besagten Thread hat etwas von "Angst vor dem Tod" geschrieben. Genau das ist es, Todesangst, die vom Leben abhalten kann.
    Da ist in mir ein kleines Kind, das folgende Logik kennt:
    Wenn von dir etwas verlangt wird, kannst du scheitern.
    Du wirst auf jeden Fall scheitern, weil du schlecht bist. (Hierin steckt ein extremes Schamgefühl.)
    Scheiterst du - und alles was nicht perfekt ist, ist Scheitern! - dann lenkst du negative Aufmerksamkeit auf dich.
    = Haß
    (mein inneres Kind hier kennt zwischen Liebe und Haß nichts)
    Wenn Haß auf dich gelenkt wird, dann wirst du vernichtet werden.
    Der Haß wird zwangsläufig auf dich gelenkt werden. An allem Schlechten, was dir geschieht, bist du selbst schhuld.
    Wenn du nichts tust, ist das auch falsch. Auch dafür wirst du gehasst werden.
    Folgerung: mach dich unsichtbar. Bewege dich auch keinen Fall. Erstarre.

    Ja, und das habe ich immer wieder getan und tue es.
    Ich werde unsichtbar und erstarre und tue nichts.
    Für was ich tue oder nicht tue schäme ich mich.
    Alles dreht sich in meinem Kopf um meine Mutter - nicht meine Mutter, wie sie jetzt ist, sondern wie dieses Kind sie kannte. (daran habe ich keine bewußte Erinnerung.) Alles was ich tue muß durch diese Mutterrepräsentation gebilligt werden.

    Mein großer Wunsch, mein tiefstes Bedürfnis ist es laut und bunt und heftig sein zu können, ganz ICH, und das mit Karacho.
    Bunt bin ich schon, aber laut - nein, das geht nicht. Viel zu gefährlich. Würde Haß auf mich lenken. ich mache mich klein und enge mich selbst ein dabei. Nehme mir meine Handlungsfreiheit, weil ich mich keinem Urteil aussetzen will.

    Meine Freundin hat es mit mir schwer, weil sie mit meiner Hyperaufmerksamkeit leben muß, mit der ich ständig panisch beobachte, wie ihre Stimmung ist. Könnte ich etwas falsch gemacht haben? Wird sie mich jetzt endlich mal hassen?
    Männern gegenüber bin ich sehr viel entspannter und kann mich besser von ihnen distanzieren. Aber von den reaktionen von Frauen auf mich kann ich mich nicht abtrennen. Die sind eine Instanz, die gefürchtet wird.

    Wenn ich so schreibe und überlege, fallen mir noch viele andere Symptome ein, die ich nach und nach analysiert und reflektiert, aber emotional nur teilweise aufgearbeitet habe. Und die erkenne ich hier, in euren Beschreibungen.

    -----

    Jetzt wollte ich gerade auf meinen Anfang zurückkommen. Was ich sagen wollte war, daß ich nicht ablenken will von denen unter euch, die ein echtes großes Problem haben und Hilfe brauchen.

    - Das will ich auch wirklich nicht. Ich bin in keiner Notsituation, wie andere.

    Aber was hinter dieser Einrahmung meines Posts steht, ist natürlich mein Selbstschutz. Ich bin nämlich gar nicht da. Also, ich will schon beachtet werden. Hallo!!! Hier! Ich!
    aber, nein, lieber doch nicht, zu gefährlich. Ich mache mich groß und mache damit einen Fehler, weil ich hier gar nicht verdient habe, hier zu sein, und dann ernte ich den verdienten Haß.
    O nein.
    Lieber mach ich mich klein und stelle mich auf den letzten Platz des Wettbewerbs. (Alles ist Wettbewerb, sagt das Kind in mir.) Dann wird man nicht so böse zu mir sein.

    Ja und, dieser Teil von mir gewinnt auch, weil ich mich wirklich nicht traue, anders zu enden.

    Ich hab zu viel über mich geredet, nicht?
    Derailing, Ablenkung von denen, um die es wirklich geht, den weniger Privilegierten.
    Vielleicht auch Off Topic, weil ich nicht direkt über meine Erlebnisse mit dem Alkoholismus meiner Mutter gesprochen habe?

    Ich weiß nicht, aber hey, ich erwarte das Schlimmste. Darin bin ich super.

    (Und zweite Absicherung:
    Ich kenne mein Forenverhalten. Die Kommentare, die man mir schreibt, lese ich immer und weiß sie sehr zu schätzen. Allerdings antworte ich oft nicht, weil mir die perfekte Antwort nicht gelingt, oder weil ich es nicht versuche. Sollte das hier auch so sein, so wißt, daß ich euch trotzdem für alles was ihr mir sagt dankbar sein werde.

    Und ich möchte euch schon jetzt danken, für das, was ihr hier geteilt habt, was ich lesen konnte und wodurch ich mich verstanden gefühlt habe. Und daß ich dies hier mit euch teilen darf. Danke.

    Margo