Hallo Ballerina,
auch ich verstehe Deine Sorgen. Irgendwie sitzen wir hier ja alle im selben Boot .
Ich zog mit 17 von Zuhause aus und das war die beste Entscheidung meines Lebens. Selbst heute, 11 Jahre später, bin ich immernoch froh, das damals getan zu haben. Es ging so nicht mehr weiter, ich war ein psychisches Wrack, hatte einen Selbstmordversuch hinter mir, bis ich endlich aufwachte und den Weg erkannte, aus der Psychohölle meiner Mutter zu entkommen. Dadurch brach damals kurzzeitig der Kontakt ab, bis ich für irgendwelche Unterlagen eine Unterschrift von ihr brauchte (ich war ja noch keine 18). Dadurch "näherten" wir uns wieder an, was ne zeit lang gut ging. Ich wusste ja, das ich nun in "Sicherheit" bin - in meinen eigenen 4 Wänden. Wenn sie Abends anrief, ging ich einfach nicht ans Telefon und wenn sie vor der Tür stand, öffnete ich nicht, wenn ich sie nicht sehen wollte. Das war ein traumhaftes Gefühl weil ich es jahrelang gewohnt war, ihr nicht aus dem Weg gehen zu können. Als ich noch daheim wohnte und sie mal wieder besoffen war, gab es kein entrinnen. Wenn sie diskutieren wollte, wollte sie diskutieren. Da brachte es auch nichts, sich im Bad einzuschließen oder im Kinderzimmer zu verkriechen. Sie kam sowieso hinterher und laberte einen stinkbesoffen voll. Man, was eine Zeit.... Mal ganz zu schweigen von ihren "Psychospielchen", die sie sonst so drauf hatte....
Als ich 2008 meine Tochter bekam, dachte ich kurzzeitig, sie würde sich ändern. Einen Sinn im Leben sehen, eine Therapie machen.... Pustekuchen ! All die Jahre hatten wir ein völlig gestörtes Verhältnis zueinander. Wenn man meine Mutter reden hörte was sie bei Dritten über unsere Beziehung zueinander loslässt, dachte man, die Frau hat sie nicht mehr alle. Wir 2 hätten ne Bomben Beziehung zueinander, wie beste Freundinnen, reden über alles etc. Als ich dann- ohne sie - im Ausland heiratete, bröckelte ihre Fassade etwas denn für die Leute, denen sie unser tolles Verhältnis nahelegte, war es nicht nachvollziehbar, das sie - als meine "beste" Freundin *lol* - nicht bei der eigenen Hochzeit der Tochter anwesend war. Das hielt sie mir also noch Jahre später vor.
Ende 2008 zogen wir dann weg aus meiner Heimatstadt. 200 km weg von meiner Mutter und das war wohl auch eine super Entscheidung. Seit 2009 hab ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Mal sporadisch, wenn sie mich oder meinen Mann mit bitterbösen Mails bombadiert aber ansonsten ist da Funktstille und ich bin froh drum. Auch wenn das nun alles positiv klingt und im Grunde auch positiv ist, kämpfe ich trotzdem fast Tag täglich mit mir und meinen Selbstvorwürfen. Ich muß mich um sie kümmern, sie hat ja niemanden mehr, was bin ich für eine eiskalte Tochter, was soll ich tun, wenn ihr was passiert etc. Ich denk das ist "normal" in dieser Lage. Ich habe über Jahre eingetrichtert bekommen, das ich für sie da sein muss, ihre Launen ertragen muss, ihre "Krankheit" hinnehmen muss.....
Aber im Großen & Ganzen geht es mir viel, viel besser ohne sie. Und diese "üblen schwarzen Tage" mit Selbstvorwürfen werde ich auch in Angriff nehmen. Bald geht meine Tochter in den KiGa. Dann habe ich die nötige Zeit & Ruhe, um meine verkorkste Kindheit aufzuarbeiten.
Dir wünsch ich jedenfalls alles Gute !
LG Jessie