Beiträge von bergchen85

    Liebe Sarana, genau so war es bei meinen Eltern auch. Mein Vater hat sich die ganze Zeit bedienen lassen. Ich finde es aber trotzdem toll, dass deine Mutter den Entzug geschafft hat. Ich denke, dass ein Partner auch zum Problem beitragen kann. Leider denke ich auch, dass unsere Mütter aus einer Generation stammen, wo das "Zusammenhalten" der Familie großgeschrieben wurde, deshalb hatten/haben sie wahrscheinlich auch keinen Mut, keine Kraft etc. sich zu trennen. Das meine Mutter auch zur "funktionierenden Alkoholikerin" geworden ist, denke ich, geht auf ihre Geschichte zurück, schlimme Kindheit, emotionale Missbraucher etc. Ich kann mich noch an eine Szene erinnern: meine Mutter und ich sind einmal früher aus dem Urlaub zurückgekommen und mein Vater ist total ausfällig geworden, weil er noch seine Ruhe haben wollte und sich geärgert hat, dass wir schon wieder zuhause waren, da habe ich zum ersten gespürt, was emotionale Kälte bedeutet, die respektlose Umgangsweise der Partner miteinander ist glaube ich das Schlimmste. Trotzdem hoffe ich, dass deine Mutter durchhält und vielleicht wird es für sie ja irgendwann einen anderen Partner geben, der sie liebevoll und respektvoll behandelt...

    Liebe Skye,

    noch einmal: mein Vater hat sich weder über Alkoholismus informiert etc. Wenn ich meinen Partner sehe und ich sehe, dass er sich zu Grunde richtet, eindeutige Zeichen erkenne, die auf einen baldigen Tod hindeuten ignoriere und nicht einmal einen Versuch unternehme ihm zu helfen, dann ist das eine sehr traurige Angelegenheit. Ich weiß, dass diese Versuche einem Alkoholiker zu helfen nichts bringen, aber ich würde trotzdem wenigstens einen Versuch unternehmen, um ihm helfen, das meine ich damit. Der Rest sind deine persönlichen Lebensgrundsätze von Verantwortung, Erwartungen etc., die deine Geschichte bestimmen, meine bestimmen andere!

    Hallo Skye, vielen Dank für deinen Beitrag. Ich denke, dass jede Verallgemeinerung falsch ist, wenn sie in einem Fall ausgehebelt wird. Du kennst deinen Vater und ich kenne meinen. Jede Persönlichkeit ist anders. Das mein Vater infantil ist, hat ja nichts mit dem Alkoholismus meiner Mutter zu tun. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es in einer Beziehung normal ist, dass man, wenn der Partner unter Alkoholismus leidet und man sich für den Menschen interessiert, sich mal über die Krankheit informiert (das macht man ja bei jeder anderen Krankheit ja auch) oder einen Versuch startet dem anderen zu helfen, zumal mein Vater wusste, dass sich meine Mutter in einem gefährlichen Zustand (extremer Wasserbauch etc.) befand. Das diese Versuche natürlich nichts bringen, ist mir klar. Mir ist auch klar, dass "jeder Mensch für sich verantwortlich ist". Trotzdem gibt es auch eine Verantwortung die wir alle für unsere Mitmenschen haben und auch für unseren Lebenspartner. Ich habe auch Erwartungen an meinen Partner, wenn das nicht so wäre, bräuchte ich keine Beziehung mit ihm führen. Ich habe meinem Vater aber schon vor dem Tod meiner Mutter verziehen und auch darauf habe ich ein Recht. Sicher habe ich ihm früher auch Vorwürfe gemacht, das ist ganz normal, wenn man jünger ist und sieht, das der Vater sein Leben in vollen Zügen genießt und die Mutter depressiv zuhause sitzt. Meine Sichtweise ist in Ordnung, genau wie es deine ist. Ich denke, dass ich mir ein Urteil erlauben kann, weil es meine Familie ist, die ich am besten kenne. Das ich darüber urteile ist ganz normal und auch wichtig. So "selbstgerecht" wie ich mein Urteil fälle, fällst du deines ja auch. Wie bereits gesagt, mache meinem Vater auch keine Vorwürfe, ich habe mich damit abgefunden dass es so ist, wie es ist. Ich möchte einfach nur wissen, wie eure Väter mit der Situation umgegangen sind und dafür muss und möchte ich mich auch nicht rechtfertigen. Jeder hat seine eigene Wahrheit...

    Hallo Lieschen84,

    das ist auch meine Geschichte. Meine Eltern haben auch eine Zweckbeziehung geführt. Mit meinem Vater ist es genauso wie mit deinem gewesen. Er hat meine Mutter auch beim Trinken unterstützt und ihr immer Alkohol mitgebracht.
    Während meine Mutter zuhause getrunken hat, ist mein Vater seinen Interessen nachgegangen, er ist abends auch immer erst sehr spät nach Hause gekommen. Ich denke, dass das Interesse an der anderen Person in dieser Zweckbeziehung nachgelassen hat, er hat sich einfach nicht mehr für sie interessiert, deshalb hat er auch nicht versucht um sie zu kämpfen. Kämpfen kann/will man ja nur, wenn man einen Menschen richtig liebt und stark genug ist, um den Kampf aufzunehmen. So hat jeder sein Leben gelebt und nur an bestimmten Punkten haben meine Eltern zusammengefunden...

    Ich kann nachvollziehen, dass du so reagierst, die Persönlichkeitsveränderung ist sicher eine sehr schmerzhafte Erfahrung gewesen und sicher immer noch eine. Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit.

    Es geht hier nicht darum wer Schuld hat, es geht einfach darum, dass ich gern einen Erfahrungsaustausch mit anderen Menschen haben möchte, die in einer ähnlichen Situation sind. Sei bitte nicht sauer Heidi, aber ich glaube du würdest auch anders über deinen Vater denken, wenn er nicht mehr da wäre...Deine Wortwahl lässt schließen, dass du ziemlich verzweifelt bist, was ich verstehen kann, aber ich würde mir einen etwas sensibleren Umgangston wünschen, einen Menschen zu verlieren, den man liebt, ist nicht leicht...

    In wenigen Wochen feiern wir das erste Weihnachtsfest ohne meine Mutter. Das wird bestimmt schlimm. Nun wird mir immer bewusster, dass mein Vater sich wie ein Kleinkind verhält und nicht in der Lage ist, erwachsen zu werden. Die Reaktionen meines Vaters auf den Alkoholismus-Tod meiner Mutter gehen in die Richtung "im Endeffekt ist jeder seines Glückes Schmied". Diese Aussage finde ich jedoch für einen Mann, der seine Frau liebt, ziemlich bitter. Denn um ehrlich zu sein, hat er sie nie unterstützt, damit sie dem Alkohol fernbleibt. Außerdem finde ich es schon extrem, dass mein Vater nicht einmal über seinen Beitrag zum Tod meiner Mutter nachgedacht hat...Das macht er aber nicht, weil Angst davor hat, dass sein Leben sonst zerfallen würde sondern, weil er kein Schuldbewusstsein hat und sehr infantil ist. Bitte kommt jetzt nicht mir Co-Abhängigkeit eine Krankheit etc. , das weiß ich alles selber. Ich möchte auch nicht die Beziehung meiner Eltern aufarbeiten, denn ich bin ja nur das Kind, das eine ganz andere Stellung in diesem System hat und ich könnte nie in so einer Beziehung leben, wie sie meine Eltern geführt haben. Mich würden aber eure Erfahrungen hierzu interessieren...

    Hallo Kailio,

    was ihr in eurem Alter schon durchgemacht habt. Ich habe wirklich großen Respekt davor, dass ihr so viel Verantwortung übernommen habt/übernehmt. Euer ganzes Leben dreht sich sicher nur um eure Mutter. Die Diagnose hört sich aber wirklich nicht gut an. Bei meiner Mutter hat die Ärztin uns gesagt, dass sie noch 6 Monate lebt, es waren dann noch ca. 2 Jahre. So hart wie es klingt, gebt die Verantwortung wieder in ihre Hände. Ich wünsche dir und deinem Bruder viel Kraft in dieser schwierigen Zeit!

    Das tut mir wirklich leid. Es ist wirklich schlimm, wenn man sich so hilflos fühlt. Ich kenne die Beleidigungen auch und am nächsten Tag kann sich deine Mutter bestimmt nicht mehr daran erinnern und leugnet alles. Ich kann dir nur raten nicht zu deiner Mutter zu gehen, wenn du dich selber geschwächt fühlst. Du brauchst starke Nerven um das "Elend" auszuhalten. An deiner Stelle würde ich mir professionelle Hilfe suchen. Eine Therapie kann dir vielleicht helfen. Ich habe auch eine gemacht und bin wirklich dankbar für diese Erfahrung, sonst hätte ich die schwere Zeit, durch die ich gerade gehe nicht heil überstanden...

    Ich bin wirklich froh, dass ich auf dieses Forum gestoßen bin. Es tut wirklich gut, zu wissen, dass wir alle irgendwie gleiche Erfahrungen gemacht haben. Doch warum sind unsere Mütter so geworden? Ich habe das Gefühl (subjektiv), dass es mehr Frauen als Männer betrifft, die abends zur Flasche greifen. Das Problem hat es wahrscheinlich schon immer gegeben und es wird es immer geben. Ich kann jetzt nur für meine Mutter sprechen, sehe aber auch gleiche Tendenzen bei euren Müttern. Meine Mutter war depressiv (natürlich nie untersucht) durch schlimme Erlebnisse in ihrer Kindheit und Jugend etc. hat sie oft zur Flasche gegriffen. Meine Mutter hat Psychotherapie selbst gehasst (sich deshalb nie therapieren lassen etc.). Vielleicht liegt es ja auch an der Generation, dass man lieber zur Flasche greift als Probleme aufzuarbeiten. Andererseits denke ich, dass wenn meine Mutter in ihrem Alter (60) ihre Probleme hätte aufarbeiten müssen, hätte sie ihr ganzes Leben infrage stellen müssen, deshalb kann ich ihre Ablehnung auch (objektiv) nachvollziehen. Meine Mutter hat nachmittags angefangen zu trinken, war dann abends immer volltrunken (immer Wein)...Ich würde wirklich gern mal eine Statistik lesen, wie viele Frauen in welchem Alter Feierabend-Alkoholikerinnen sind. Ich glaube es sind weit mehr als wir denken...

    Liebe Junge Frau, ich kenne deine Situation aus eigener Erfahrung, es ist wirklich hart, vor allem fällt es dir bestimmt auch schwer dich zu konzentrieren...Mir hat auf jeden Fall der räumliche Abstand geholfen. Da du schon eine Wohnung an deinem Studienort hast, kann ich dir nur raten während der Prüfungszeit dort zu bleiben. Du kannst dich dort wahrscheinlich besser konzentrieren als zu Hause. Zu Hause hast du jeden Tag die aktuelle Problematik mit deiner Mutter vor Augen, das ist nicht gut. Dein Freund kann dich ja evtl. auch an deinem Studienort besuchen. Du brauchst jetzt vor allem Kraft für deinen Abschluss, so hart wie es klingen mag, aber die Probleme mit deiner Mutter rauben zu viel Kraft, konzentriere dich jetzt nur auf Dich!!!! Nach den Prüfungen kannst Du dich wieder intensiver mit Co-Abhängigkeit etc. beschäftigen...Liebe Grüße, Du schaffst die Prüfungen!!!!!