Beiträge von cduck

    Zitat von dagmar007


    Wie konntest Du lernen mit Deiner Psychose umzugehen, konnte sie aufgearbeitet werden? Gibt es da auch immer mal wieder ein "zurückfallen" in alte schlechte Gedanken/Gewohnheiten? Stand Deine Psychose in Zusammenhang mit Alkohol oder hattest Du schon als Kind ein etwas schwermütiges Temperatment?

    Ich folge hauptsächlich der sogenannten Dopamin-Hypothese. Danach sind Psychosen eine Stoffwechselkrankheit. Im Gehirn wird zu viel Dopamin produziert. Demzufolge besteht auch die Behandlung hauptsächlich aus Medikamenten (Neuroleptika). Ich habe aber in der Klinik auch Programme zur Streßreduktion mitgemacht. Zu einem Rückfall ist es zum Glück bisher nicht gekommen.

    Zur Zeit der Psychose (vor 4 Jahren) hatte ich schon Alkohol missbraucht. Meine Diagnose lautet aber Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis, nicht drogeninduzierte Psychose. Das heißt, die Psychose wäre wahrscheinlich sowieso irgendwann ausgebrochen. Aber der Alkohol beschleunigt das ganze wahrscheinlich noch, oder läßt die Psychose heftiger werden.

    In der Klinik hat man mir damals schon gesagt, dass Alkohol für mich tabu sei. Das war der erste Anstoß für mich überhaupt einmal über meinen Alkoholkonsum nachzudenken. Es folgten die üblichen erfolglosen Reduzierungsversuche meinerseits. Es hat dann ganze 4 Jahre gedauert, bis aus dem "Du darfst keinen Alkohol trinken" ein "Ich will keinen Alkohol trinken" wurde, und ich den Entschluss traf, jetzt abstinent zu leben. Das war vor 1 1/2 Monaten.

    Ich würde gerne noch ein Schaubild zu den biochemischen Zusammenhängen von Psychose und Alkohol hinzufügen, weiß aber nicht, wie ich hier PDFs anhängen kann.

    Das ist sicher eine Schwierigkeit. Oft haben die Leute aber Ängste oder fühlen sich sonst irgendwie schlecht. Sowas könnte man als Aufhänger nehmen, um zu einem Arzt zu gehen.

    Also bei mir war das so, dass ich Angst vor einer Verschwörung zu Hause hatte. Eine gute Bekannte hat mir dann nur gesagt, sie würde mich von zu Hause weg bringen. Und ist dann direkt mit mir in die Nervenklinik, ohne mir zu sagen, wo es hingeht. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar.

    Ich glaube auch die fehlende Krankheitseinsicht bei einer Psychose ist etwas anderes als der Selbstbetrug von Alkoholikern. Ein Psychotiker ist nicht in der Lage sich selbst als Problem wahrzunehmen. Seine Sinne sagen ihm, dass etwas mit der Außenwelt nicht stimmt. Aber er wird sich nicht unbedingt gegen eine Behandlung steuben. Er hat ja keine Angst, dass ihm etwas weggenommen werden könnte.

    Ich denke, ich muss mich da erstmal langsam rantasten. Hier im Forum, bei meinem Suchtberater und in der Selbsthilfegruppe fällt es mir nicht schwer. Nur mit Außenstehenden habe ich noch keine Erfahrung gemacht.

    Erstmal schauen, wie sie darauf reagiert, wenn ich ihr sage, dass ich nicht mehr trinke. Angst habe ich eher vor übertriebener Freude, denn ich persönlich betrachte das alles nicht als "durchgestanden".

    Zitat von Xenica


    vielleicht wäre es gut, Dir mal Gedanken zu machen, warum es Dir so schwerfällt dich als Alkoholiker zu bezeichnen..?

    Ich glaube, es ist vor allem die Angst vor Vorurteilen und auch die Angst vor den Enttäuschungen, falls es doch einmal zu einem Rückfall kommt.

    Zitat von Xenica

    Wieso sagst Du denn nicht einfach Deiner Mutter, daß Du keinen Alkohol mehr trinkst und auch keinen Kuchen mit Rumgeschmack essen willst, weil er Dich an Alkohol erinnert?

    Du mußt ja nicht das Wort Alkoholiker in den Mund nehmen.

    Ja, ich denke so werde ich es machen. Ich habe halt noch große Hemmungen, mich als Alkoholiker zu bezeichnen.

    Vielleicht wird das ja mit der Zeit besser, wenn ich ein bisschen mehr Selbstvertrauen habe.

    Vielen Dank für die Antworten.

    Tja, ich masse mir nicht an, eine Diagnose zu stellen. Das muss ein Facharzt (Psychiater) machen. Ich denke, im Nachhinein soetwas aus Erzählungen zu klären, ist auch nicht wirklich möglich.

    Aber Du hast recht. Viele Psychotiker haben zur Zeit der akuten Psychose keine Krankheitseinsicht. Besonders dann nicht, wenn schon absolute Wahngewissheit herrscht. Deshalb ist es wichtig so früh wie möglich einen Psychiater aufzusuchen.

    Hallo,

    ich bin erst seit 1 1/2 Monaten trocken, und mache meine ersten Erfahrungen damit. Jetzt habe ich ein Problem:

    Ich bin zu Weihnachten bei meiner Mutter eingeladen, die nichts von meiner Alkoholsucht weiß. Und es wäre mir auch lieb, wenn das so bleiben würde.

    Jetzt wird sie zu Weihnachten sicher Kuchen backen. Also habe ich mir überlegt, sie zu bitten, auf Alkohol im Kuchen zu verzichten.

    Das ist auch gut begründbar, da ich zur Zeit Medikamente nehme, bei denen man keinen Alkohol trinken soll.

    Jetzt möchte ich aber auch, dass da keine Rumaromen, oder soetwas drin sind.

    Wenn ich jetzt sage, dass sie bitte darauf auch verzichten möchte, dann ist doch klar, dass ich Alkoholiker bin.

    Wie würdet ihr mit so einer Situation umgehen? Ist es wirklich notwendig, dass ich mich vor meiner Mutter als Alkoholiker oute?

    Ich habe auch noch nicht so viel Vertrauen in mich selbst, da dies mein erster Anlauf ist, abstinent zu leben, und es jetzt gerade mal 1 1/2 Monate sind.

    Sorry, wenn ich dieses Thema wieder hoch hole, aber ich möchte hier doch einmal einigen widersprechen. Vielleicht stolpert ja noch jemand anderes über dieses Thema.

    Zum Alkoholismus kann ich noch nicht viel sagen, da ich mich mit dem Thema erst seit kurzem beschäftige. Aber ich kann etwas zur Psychose sagen:

    Eine akute Psychose erfordert möglichst schnell eine psychiatrische Behandlung. Es kann nicht darauf gewartet werden, dass sich das Alkoholproblem löst oder der Patient den Wunsch hat abstinent zu leben.

    Wenn Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt, kommt auch eine Zwangseinweisung in Frage (ist sogar notwendig). Allerdings nur, wenn eine solche Gefährdung vorliegt.

    Bei akuter Psychose wendet Euch umgehend an einen Psychiater oder eine psychiatrische Klinik. Weist den Psychiater auf die Doppeldiagnose (Psychose und Sucht) hin.

    Im Idealfall findet sich eine Klinik, die eine integrierte Behandlung anbietet. Ansonsten kommt eine sequenzielle Behandlung (zuerst Psychiatrie, dann Suchtklinik) in Frage.

    Es stimmt, dass Alkohilismus und Psychose ein Henne-Ei-Problem darstellen. Beides bedingt und verstärkt sich gegenseitig. Und es wird sich auch nicht klären lassen, was zuerst da war. Das ist aber für eine Behandlung auch nicht notwendig.