Beiträge von joschi018

    Zitat von radieschen

    Hallo Joschi,
    Dein Weg zurück in den Alltag hört sich super an, ich wünsche dir eine erfolgreiche Zeit!
    LG
    Katha

    Mag sein, aber ohne eine Therapie und ohne die Möglichkeit, 8 Monate mein privates Umfeld verlassen zu können, um neue Strategien zu lernen, hätte das nicht funktioniert.

    Alles, was ich davor veranstaltet habe, waren nur Trinkpausen...

    Zitat von Karsten

    Hallo Joschi,

    Scham ist schon so eine Sache, aber muss man sich schämen?
    Wir haben doch alle das gleiche durch.
    Als ich gesoffen habe und mir jeder angesehen hat, dass ich ein Alkoholiker bin, habe ich mich auch nicht geschämt.

    Die Frage ist vielleicht eher, möchte ich denn HIER überhaupt Hilfe oder weiß ich eben alles schon?

    Gruß
    Karsten

    Du vioelleicht nicht, ich aber schon. Während des Saufens habe ich mich nicht geschämt, aber immer dann, wenn es jemand mitbekommen hat. Ich habe mich geschämt beim Einkaufen, es könnte irgendjemand von mir auf Alkoholismus schließen. deshalb hab ich ja die Einkäufe gesplittet oder bin in 4 verschiedene Geschäfte jeweil 5 Bier kaufen.
    Geschämt habe ich mich. als ich meinem Arzt sagte, ich kann nicht mehr...usw. und so fort.

    Ja, mein Alkoholismus ist während meiner Trinkzeit extrem schambesetzt und auch angstbesetzt gewesen.
    Da sind teils üble Filme im Kopf abgelaufen.

    Warum kommen "Neulinge" plötzich nicht mehr?

    Dazu fällt mir ein, wie ich damals "tickte":
    wenn ein schon länger trockener mit klaren Worten sein Feedback abgibt, so gefällt es dem "noch nicht trockenen" überhaupt nicht!

    Ich hab damals in meinem "1-Jahr-Abstinenz" auch gedacht: "Alles klar, ich habs im Griff....ich lass mir nix von anderen unterstellen.....". usw.

    Daß ich damals komplett daneben lag, war in meinem Verständnis gar nicht existent, weil ich der Meinung war, ich weiss es besser.
    Kommentare, die Zweifel an meiner Haltung aufkommen liessen, passten mir nicht und deshalb u.a. auch der Gedanke:
    "Was wollen die im Forum? Die haben doch keine Ahnung, wie es mir geht!"

    Vielleicht liegt es daran, daß man die "Sprüche" eines Noch-Trinkers ziemlich schnell durchschaut, weil es meist immer dasselbe Muster ist.
    Da fühlen sich dann einige auf den Schlips getreten und kommen eben nicht mehr.
    Und....wenn sie dann irgendwann später die Einsicht gewonnen haben.."Ups, die hatten doch recht..", schlägt die Scham-Falle zu.

    Als ich mich nach längerer Foren-Abstinenz hier wieder zu Wort gemeldet hatte (Zitat vom 26.01.2014):
    "Lange habe ich überlegt, ob ich hier wieder einsteigen soll. Warum überlegt?
    Weil meine damalige Euphorie bezüglich "1 Jahr nichts trinken" voll den bach runter gegangen ist!! "
    war ich ja gut 2 Jahre wieder am Trinken!
    Geschämt habe ich mich damals, es zuzugeben. Deshalb kam direkt nach dem Rückfall (was eigentlich nur eine lange Pause war) auch keine Reaktion. Weil ich eben befürchtete, im Forum "zerrissen" zu werden.

    Ja, das Thema Scham ist schon nicht zu unterschätzen. Heute weiß ich, daß einen niemand verreisst, sofern er sich im Thema auskennt. In SHGs schon gar nicht.
    Viele haben auch gar keine konkrete Abstinenzentscheidung getroffen und wollen nur mal schauen, wie es hier so läuft...

    Gruß
    joschi

    Hallo in die Runde!

    Ich wollte mal wieder Hallo sagen.

    Ich bin nun seit knapp 2 Monaten aus der Therapie zurück. Im Moment besuche ich 1x Wöchentlich eine Nachsorge-Gruppe, zu der ich mich freiwillig gemeldet habe. Hauptgrund ist, daß dort Leute sitzen, die auch gerade eine LZT hinter sich haben und es ist immer sehr interessant, wie jeder für sich seine Trockenheit wahr nimmt und damit umgeht.

    Bei mir ist der Alltag wieder eingekehrt. Mit allem, was dazu gehört:
    - tägliche Routinen wie Einkaufen, putzen, Wäsche waschen etc.
    - Arbeit
    - Freizeitgestaltung
    - Beziehungen

    All dies ist ja nach wie vor vorhanden; ich war in Therapie, mein Alltag nicht.
    Trotzdem hat sich vieles verändert. Schon während der Therapie hat sich klar herausgestellt, daß ohne konstruktive Veränderung eine Trockenheit nicht möglich ist. Was ich ja auch live miterleben durfte anhand von Mitpatienten, die meinten, nur Therapie und der Wille, trocken zu sein, reichen aus.
    Die meisten davon waren kurz nach Ihrer Heimkehr wieder rückfällig, weil der "Sog des alten Musters" sie wieder im Griff hatte.

    Was hat sich nun konkret in meinem Leben, meinem Alltag verändert?
    Zum einen habe ich einen gewissen Grundrhythmus aus der Klinikzeit mit nach Hause genommen; das ist das Frühstücksritual.
    Zwar nicht exakt nach Uhrzeit, aber einfach aus Prinzip, um einen Fixpunkt am Morgen zu haben. In meiner Saufzeit gab es so etwas überhaupt nicht mehr.

    Regelmäßiger Sport hat sich jetzt so verfestigt, daß ich 3x/Woche ins Schwimmbad gehe und dort meine Bahnen ziehe. Mein Level liegt momentan bei 80 Bahnen a' 25m. Hört sich viel an, ist aber nur Ergebnis des Sportprogramms in der Klinik. Meine Kondition dort im August 2014 war katastrophal; bei Entlassung am 8.1.15 waren es u.a. eben diese Schwimmeinheiten.

    Es ist für mich einfach ein schönes Geschenk, daß ich diese Möglichkeit wieder erarbeiten konnte. Wichtig für mich ist, daß ich sie mir selbst erarbeitet habe.
    Nach der Therapie bin ich ja eine Zeitlang Tischtennis spielen gegangen und wollte dies auch beibehalten. Das scheitert aber an der simplen Tatsache meiner Dienste und das ich meistens an den Trainingsabenden dann Spätdienst habe. Aber das ist eben das normale Leben, welches bleiben wird.

    Die Arbeit habe ich ja in sofern verändert, daß ich schon während der Therapie in Gesprächen mit meiner Chefin klarmachte, daß mein altes Arbeitslevel von mir nicht mehr tragbar ist. Und so bin ich in einen etwas ruhigeren Arbeitsbereich gewechselt.
    Aber auch hier ist der Alltag geblieben wie vorher: Personalmangel in der Pflege!
    Eine Sache war die Veränderung meines Arbeitsplatzes; die andere Veränderung ist nun der Umgang damit im Alltag.
    Hier hat sich nun in den letzten Wochen eines herausgestellt: Ich musste die in der Therapie gelernte Abgrenzung nun in der Praxis anwenden!

    Nicht einfach, sich abzugrenzen und auch mal nein zu sagen. Was mir dabei hilft, ist meine geänderte Grundhaltung mir gegenüber und mir gegenüber treu zu bleiben. Würde ich jetzt kippeln und wieder, wie vorher, zu allem Ja sagen, wäre ich schnell auf der alten Schiene.
    Natürlich sage ich jetzt nicht vehement zu allem "Nein", das wäre auch die falsche Sichtweise. Aber ich habe gelernt, wenn Anforderungen an mich gestellt werden z.B. zu Diensten einzuspringen, daß ich mal kurz in mich gehe, "einen Schritt zurück trete", und dann nochmal drüber nachdenke.

    Kleines Beispiel:
    Ich war ja vorher Leitung einer großen Station und somit auch damit beauftragt, den Personaleinsatz zu managen.
    Mittlerweile gibt es eine Nachfolgerin, die das macht. Diese hatte einen Dienstplan draussen, aus dem einige Unstimmigkeiten hervorgingen.
    Ich war gerade 1 Woche im Dienst und die Kollegen machten mich darauf aufmerksam.
    (Anm. typisches Verhalten der Kollegen, da sie mich nur in meiner Leitungsfunktion kennen und mich somit geich als Ansprechpartner sehen...)
    Prompt bin ich darauf reingefallen und fing an, diese unklaren Dienste umzuorganisieren, damit es wieder passt. Habs auch ehrlich nicht gemerkt, auf welche Schiene ich da gerate und entsprechend hoch war auch meine Anspannung. Zum Glück hat meine Nachfolgerin dies flott bemerkt und mich darauf aufmerksam gemacht.
    Mit netten Worten hat sie mich darauf hingewiesen, daß sie das nun regelt (wir hatten im Vorfeld unter 4 Augen schon eingehende Gespräche).

    Abgrenzung: das ist gewissermassen mein persönliches Zauberwort geworden. Nicht mehr zuständig zu sein für alles, anderen den Vortritt lassen und auch mal Dinge hinnehmen, wie sie sind (Gruß an AA).

    Im privaten Alltag ist die Veränderung insofern eingetreten, daß sich mein Tagesrhythmus etwas geändert hat. Ich bin öfters unterwegs, wichtig: Gerne unterwegs!!. Denn zu Saufzeiten war ich alkoholbedingt derart depressiv, daß ich das Haus zum Schluss kaum noch verlassen habe und schon der Gedanke an fremde Menschen in der Stadt etc. waren grauenhaft.
    Natürlich ist auch hier das Grundmuster des Alltags geblieben. Aber ich spüre das Positive meiner veränderten Grundhaltung und das wirkt in den Alltag hinein.
    Gestern hatte ich Nachtdienst, bin heute später aufgestanden und nachher wird erst mal Putzi gemacht. Das mache ich aber gerne und sehe es nicht, wie früher, als zwanghaftes Übel an.

    Wenn ich das alles so überschaue, dann ist die Hauptveränderung diese, daß ich meine Haltung gegenüber mir verändert habe.
    Ich habe eine Abstinenzentscheidung getroffen, an der ich lange gearbeitet habe. Einfach zu sagen: "Ich trinke den Rest meines Lebens keinen Alkohol mehr", war zu einfach. Deshalb ist daraus eben das "24 Stunden-System" entstanden, welches ich mir von AA abgeschaut habe.
    Damit komme ich sehr gut klar, da dieser Zeitraum auch klarer und überschaubarer ist.

    Weiterer wichtiger Punkt ist die Ehrlichkeit. Nicht nur anderen gegenüber, sondern zuerst mal sich selbst.
    Ehrlich zu sein, wenn Schwierigkeiten auftreten und dann zuzugeben, daß man damit nicht alleine klar kommt. Oder ehrlich sagen zu können (z.B. auf der Arbeit) "das ist mir gerade zuviel.."

    Zu Saufzeiten war ich niemals ehrlich mir gegenüber. Jedes Bier, jeden Jacky habe ich mir schöngeredet und mir selbst immer wieder eingeredet, das alles nicht so schlimm sei. Ständig habe ich mir etwas vorgemacht und mich mit meinen andauernden Ausflüchten (..nur noch heute...nächste Woche trinke ich weniger....andere sind schlimmer dran..) immer selbst verarscht.

    Wenn ich darüber nachdenke, dann tut es weh, daß ich mich jahrelang selbst so gequält habe. Ich war immer der Meinung, ich tu mir was gutes mit Alkohol, entspanne mich damit, aber in Wirklichkeit habe ich mir damit dauernd nur mehr Schmerzen zugefügt.
    Jetzt und Heute weiss ich, wie es sich anfühlt, wenn man sich was gutes tut. Wie es sich anfühlt, wenn man entspannt ist.
    Und der Unterschied ist schon krass!

    Ein wichtiger Veränderungspunkt ist die Tatsache, "bei sich selbst zu bleiben". Das durfte ich im Umgang mit AA ständig üben und ist mittlerweile ein gutes Hilfsmittel geworden.
    Wir verfallen ja gerne bei Beschreibungen ins "man" oder "wir". Also immer wird "irgendjemand" oder "die anderen" beschrieben; meinen tun wir aber schon uns selbst.
    Umso wichtiger ist es für mich, bei Beschreibungen meines Zustandes bei mir zu bleiben.
    - Ich fühle mich heute...
    - Ich möchte/möchte nicht
    usw.
    Das war auch ein schwerer Lernprozess und abgeschlossen ist er noch lange nicht. Ich ertappe mich oft genug dabei, ins "man" zu verfallen, finde dann aber schnell die "Stop-Taste" und kann gegensteuern.

    Ansonsten geniesse ich meine Tage und meine Trockenheit. Ich merke, daß der Therapieaufenthalt in die Ferne rückt und ich mich langsam, aber sicher davon abnable. Was auch gut so ist. Genauso trage ich auch nicht dauernd und ständig den Gedanken an Trockenheit mit mir herum. Ich lebe meinen Alltag wie alle anderen auch.
    Ja, es kehrt auch so etwas wie "Mittelmäßigkeit" in meinen Alltag ein. Ich brauche nicht mehr "das Beste-das Tollste-das Schönste". Aber es ist sehr entspannend, nicht mehr im Mittelpunkt stehen zu müssen. Vorher war ich gerne die "Nr.1" und habe mich regelmäßig mit Alkohol dafür belohnt.
    Nee, brauche ich nicht mehr!
    Aber:
    Ich achte darauf, daß mein Ziel der Trockenheit weiter präsent bleibt. Fatal wäre es, wenn irgendwann der Pinkt erreicht wäre, wo ich das vollkommen vergesse oder verdränge. Der Schritt bis zum "...ging doch gut, also kannste auch was trinken..." wäre nicht mehr weit.

    Damit es präsent bleibt, habe ich mir ein paar symbolische Krücken gebastelt:
    - ein simpler Abreisskalender, der für die 24h-Trockenheit steht (jeder Tag ein trockener Tag)
    - die Verbundenheit zur Therapieeinrichtung; ich werde dort ab und an die Sonntagsspaziergänge übernehmen.
    - Jahrestag feiern mit einem Besuch in der Klinik beim jährlichen Fest

    Soweit erstmal aus meinem Alltag. Ich könnte noch weiter schreiben, aber damit halte ich mich nur selbst vom Staubsaugen ab :) :)

    Zitat von Dhyana

    Woher holt ihr euch die Kraft zum durchhalten, wenn Situationen kommen, wo ihr früher immer was getrunken habt?

    Hallo Dhyana!

    Ich habe "früher" auch oft Trinkpausen eingelegt und war der meinung: "Jawoll, das reicht vollkommen. So schlecht gehts dir doch gar nicht!"
    Aber dann kamen sie immer wieder; die Situationen, wo ich keine Kraft mehr hatte, "Nein" zu sagen und Alkohol dann als willkommene Lösung gesehen habe.

    Irgendwo in den letzten "Therapiemonaten" begegnete mir ein Satz:
    "Es gibt ein "Loch", daß wir mit Alkohol füllen, um es zu vergessen. Wenn wir aufhören, zu trinken, ist das Loch aber immer noch da. Hier gilt es, das Loch mit neuen Inhalten u füllen!"
    Ich habe fast 8 Monate mit Therapie verbracht und in dieser Zeit viele Veränderungen an den Start gebracht, die ich jetzt im Alltag umsetze.
    Aber: diese lange Zeit habe ich gebraucht, um bereit für die Veränderungen zu sein. Und ich habe diese lange Zeit gebraucht, um zu erkennen, daß ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin.

    Ein (...vielleicht mal ein Glas; ....nach 2 Jahren kann man mal probieren....usw.) funktioniert da nicht. Obwohl schwarz-weiß-Denken ja nicht die Norm sein sollte; hier passt es aber gut, indem ich irgendwann während der letzten Monate für mich beschlossen habe:
    Entweder/oder.
    Heisst: Ich habe für mich eine Abstinenzentscheidung getroffen und nach dieser Entscheidung werde ich nun leben.

    Die Situationen, in denen ich früher immer getrunken, gibt es immer noch. Besser passt:
    Die Gründe, warum ich immer getrunken habe.....
    Und die habe ich in den letzten Monaten erkannt und daran gearbeitet, sie zu beseitigen. Alkohol war für mich ein "Medikament" um Stress abzubauen, ruhiger zu werden, um "Ruhe" zu haben.
    Das kann ich jetzt auch gut ohne Alkohol, aber um an den Punkt zu kommen, dies zu erkennen, hat es sehr lange gedauert.

    Kurzum: Für mich war es wichtig, Veränderung in mein Leben zu bringen. das fängt bei sozialen Kontakten an (die ich gerade wieder aufbaue) und hört bei der Arbeit auf (die ich deutlich reduziert habe).
    Ohne Veränderungen würde ich unweigerlich wieder am Ausgangspunkt ankommen.

    Du gehst ja schon in AA-Gruppen (ich übrigens auch). Aber auch dort zaubert niemand für dich eine Heilung herbei. Lass dir Zeit, teile dich in den Gruppen (hier wie dort) mit und bleib bei den 2 simplen regeln:
    - die nächsten 24 Stunden trocken bleiben
    - das erste Glas einfach stehen lassen

    Die Geschichte mit der HM bei AA ist was spezielles. Das für sich selbst herausfinden, dauert seine Zeit; ich hab dafür mehrere Monate gebraucht, ein für mich akzeptables Ergebnis zu erzielen.
    Aber da ist keine Macht von aussen, die herbeikommt und uns ---schwupp---heilt: dieser Impuls muss aus uns selber kommen.

    Ohne meine Erkenntnis, daß ich alleine nicht mehr klar komme und Hilfe brauche und bereit bin, diese auch anzunehmen, würde ich heute hier nicht schreiben und vermutlich weitersaufen...

    Ich wünsche dir weiterhin gute 24 Stunden...

    Hallo Marc!
    Ratschläge zum Trockenwerden und -bleiben kann ich keine geben; aber ich kann dir meine Sicht auf die Dinge mitteilen. Vielleicht findest du ja etwas für dich darin.
    Daher hier mal ein kurzer Abriss meines "Trockenheitsweges".


    Während meiner Saufzeit war ich immer mit mir alleine. Die einzigen Kontakte nach aussen waren meine Arbeit und ab und zu mal ein Besuch eines entfernt wohnenden Freundes. Achja, und mein loser Kontakt in Richtung Ex-Lebensgefährtin.

    Wirklich gepflegt habe ich diese Kontakte aber nicht, mir war es wichtiger, daß ich meine Ruhe habe. Daß ich alleine sein kann und meinen alltäglichen Frust mit mir selbst ausmachen kann.
    Überhaupt: Ich war der irrigen Meinung, daß ich meinen Frust und meine Probleme alleine bewältigen kann und dazu keinerlei Unterstützung brauche.

    Ich hatte mich hier im Forum angemeldet, weil ich merkte, daß irgendwas passieren muss. Nur was genau, hatte ich keine Ahnung. Zu diesem Zeitpunkt (11/2010) hatte ich mich aber noch nicht wirklich als alkoholkrank gesehen; eher als Konsumenten von Bier und Wein, der gelegentlich mal zuviel trinkt.
    Ich hatte eine Adresse einer Suchtberatungsstelle rausgeschrieben, aber eigentlich wollte ich da gar nicht hin.

    Warum?
    Weil dort nur süchtige hingehen. Und Alkoholiker.
    Und zu beiden Gruppen hatte ich mich nicht gezählt. Insbesondere zur Gruppe der Alkoholiker konnte ich mich nicht zählen aus folgenden Gründen:
    - ich trank ja fast nur Bier
    - ich hatte eine feste Arbeit und geregeltes Einkommen
    - ich hatte eine eigene Wohnung
    Kurzum: Ich sah mich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und demnach konnte ich auch kein Alkoholiker sein.
    2011 habe ich dann den schritt zum Arzt gewagt, ihm meine Problematik geschildert und dann den Entschluss, nicht mehr zu trinken, in die Tat umgesetzt.

    Ich hatte es sogar geschafft, 1 Jahr nicht zu trinken, worauf ich superstolz war. Aber nach Ablauf des Jahres 2011 war Schluß und ich war wieder auf der alten Schiene. Was war schief gelaufen?

    - ich war während der gesamten Zeit niemals ehrlich zu mir und meiner Umgebung, hab mir alles schöngeredet
    - ich habe den Kontakt ins Forum abgebrochen; war ja "nicht mehr nötig", weil ich nix mehr trinke.
    - ich habe mich mit dem Thema Alkohol nicht mehr groß beschäftigt, denn "ich habe es ja geschafft".
    - ich hatte mir selbst "bewiesen": tatsächlich haben die anderen ein Problem, nicht ich. Schließlich hab ich es ja geschafft, die anderen aber nicht.
    Also hab ich munter weiter gesoffen und das schlimmste war; nach dieser langen Pause soff ich noch mehr als vorher! Ich wusste ja, daß ich jederzeit aufhören kann, also wars ja egal!

    Ich schreibe heute aus einer komplett anderen Blickrichtung. Im Mai 2014 ließ ich mich krankschreiben, weil ich total am Ende war; im Juli 2014 habe ich mich in eine reale Entgiftung einer Psychiatrie begeben und danach eine Langzeittherapie gemacht. Nächste Woche trete ich meinen ersten Arbeitstag wieder an. Dazwischen liegen nun fast 8 Monate!

    Erst durch diese lange Pause und die ganze Therapie habe ich festgestellt, daß mein Blick auf die eigene Situation total vernebelt war. Eine reale Einschätzung konnte ich gar nicht mehr vornehmen; auch 2010 war dies schon nicht mehr möglich.
    2010 dachte ich, daß ich Entgiftung nicht brauche, weil ich ja nicht "vergiftet" bin, keinen harten Alkohol konsumiere und meine Leberwerte ja im erträglichen Level liegen"
    Als ich 2014 zur Entgiftung ging, hatte ich einen Blutdruck um die 170/100 und einen Ruhe Puls von 90-100!! Zu dem Zeitpunkt habe ich das gar nicht realisiert und diesen Zustand schon als normal empfunden. er tat ja auch nicht weh.
    Ausserdem hatte ich schon über Wochen einen latenten Dauerkopfschmerz, den ich auch schon als gegeben hinnahm.

    Aber genau aus solchen Konstellationen heraus entstehen schwere körperliche Schäden und die Angst vor einem Krampfanfall war da.
    Im Laufe der Therapie habe ich festgestellt, daß sich Entspannung komplett anders anfühlt, daß sich normale Puls- und Blutdruckwerte komplett anders anfühlen! Durch den ständigen Sport in der Therapie lernte ich wieder meine Muskulatur kennen und meine Kondition heute ist mit der vor der Therapie um Längen besser.

    Eine für mich wichtige Erkenntnis aus diesem Ablauf ist, daß es tatsächlich so ist, daß man einen maroden Körperzustand unter Alkoholeinfluss als normal ansieht, man macht sich gar keine großen Gedanken mehr dazu und "schlittert" so langsam weiter nach unten.

    Für mich sehr wichtig war auch der Kontakt zu den Mitpatienten. Da ich ja in meiner Saufzeit jegliche Kontakte gemieden hatte, lieber alleine sein wollte ("meine Ruhe haben"), war das natürlich extrem schwer, plötzlich den ganzen Tag von fremden Personen umgeben zu sein. Aber es hat mich wieder dazu gebracht, zu kommunizieren. Real zu kommunizieren!
    Es gab z.B. nicht umsonst in der Einrichtung ein Laptop-Verbot, kein WLAN usw.
    Hab ja die meiste Zeit während des Saufens nur noch vor dem Rechner verbracht.
    In der Therapiezeit hatte ich dann auch ausreichend Gelegenheit, meine Rückkehr ins Privatleben wieder zu organisieren. Und für mich sehr wichtig war: Wieder unter Leute, aktiv werden, etwas für mich tun!
    Da ich in jungen Jahren sehr viel Sport gemacht habe, hat mich dieser während der Therapie auch stark angesprochen. So hab ich mir hier jetzt ein kleines Sportprogramm in meinen Alltag integriert, bestehend aus 2x/Woche schwimmen gehen und 1x/Woche Tischtennis spielen.

    Eine sehr wichtige Säule für meine Trockenheit gibt es noch: der Besuch von SHGs.
    Schon während der Entgiftung hatte ich ja Kontakt zur Caritas (wegen Antrag auf LZT) und bin dann in deren Räumen 2x/Woche zum Kreuzbund gegangen. Nach meiner Entlassung aus der Entgiftung waren noch 2 Wochen Zeit und da habe ich mir AA angeschaut. Dort bin ich dann auch fest bis heute geblieben, weil deren Konzept mich eher anspricht.
    Aber egal welche Gruppe; für mich wichtig war der reale Kontakt zu anderen Alkoholikern.
    Erst recht jetzt, nach Ende der Therapie ist es mir wichtig, im Privatleben möglichst reale Kontakte zu anderen Menschen zu haben; sowohl im Verein, als auch in den Gruppen.
    Ich hätte nie gedacht, daß ich mich während meiner Saufzeit so isoliert hatte, aber es war tatsächlich so.

    Heute geht es mir gut, ich hab einen sauberen Muskelkater vom Training gestern und geniesse noch die restlichen Tage Urlaub.

    Bleib am Ball Marc....trocken lebt es sich besser...

    Hallo in die Runde!

    Seit Mittwoch bin ich nun wieder zu Hause angekommen. Fast 5 Monate Therapie sind vorbei und jetzt erst mal verschnaufen...

    Ich habe jetzt noch Urlaub bis 18.1., dann gehts wieder los mit arbeiten.
    Es hätte die Möglichkeit einer Wiedereingliederung bestanden, aber diese hätte ich unmittelbar an den Klinikaufenthalt beginnen müssen. Also 7.1. Entlassung, 8.1. erster Arbeitstag.
    Obwohl es ja nur ein paar Stunden gewesen wären, habe ich diese Option abgelehnt. Ich brauche hier mal ein paar Tage, um wieder zu Hause anzukommen. Das macht es ohne die Unterbrechung durch Arbeit leichter.

    In den letzten Monaten hat sich ein gewisser Tagesrythmus entwickelt, diesen werde ich in Teilen zu Hause erst mal beibehalten. Dazu zählt insbesondere das morgendliche Frühstücksritual.
    Da ich sehr viel Sport in der Klinik gemacht habe, war ich gestern schonmal in einem der örtlichen Hallenbäder, um die Gegebenheiten zu checken.
    Während der Therapie bin ich auch sehr viel Fahrrad gefahren, entsprechend hat mein Mountainbike auch gelitten. Am Wochenende wird die Mühle auf Vordermann gebracht und dann werd ich mir hier für den Anfang eine geeignete Rundstrecke suchen.

    Ansonsten ist er mal diverser Organisationskram aktuell.
    Wichtig für mich sind auch meine Besuche bei AA. Dies hat sich im Laufe der letzten 5 Monate verfestigt und AA ist mittlerweile für mich zu einer festen Institution geworden.

    Einen sehr wichtigen Lebensabschnitt habe ich noch vor mir: Im Juli endet - endlich - meine Insolvenz!! 6 Jahre sind dann vorbei und eins könnt ihr glauben: Zeitweise hat mir die Insolvenz ganz schön aufs Gemüt gedrückt.
    So, ich wurschtel jetzt hier mal weiter und berichte zwischendurch, wies läuft.

    Gruß in die Runde....joschi

    Hallo in die Runde!!

    Na...alle schon voll in Weihnachtsstimmung?
    Ich nicht so richtig, aber da ich ja die Feiertage noch in der Klinik verbringe, gestalten wir da ein kleines Programm, welches die Stimmung automatisch mitbringt.

    Aus meinem "Therapie-Domizil" hab ich hier mal ein kurzes Wort zum Samstag mitgebracht; ein kleiner Rückblick meinerseits.

    ---------

    Irgendwann war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich anfing, nachzudenken. Nachzudenken darüber, ob ich -vielleicht- ein Alkoholproblem haben könnte.
    Bis zu dem Tag, an dem ich für mich ehrlich zugegeben habe: "Ja, ich habe ein Alkoholproblem" vergingen aber noch viele Jahre.

    Ich habe für mich immer Vergleiche mit anderen Alkoholkonsumenten angestellt und mich selbst immer in der Kategorie:
    - trinkt hin und wieder zuviel, kann aber jederzeit aufhören

    Ich hab mir die "Hardcore-Trinker" draussen auf der Strasse angeschaut und dachte: "Nee, da trennen mich Welten ...."
    Und hab weitergesoffen, weilo es ja bei mir "nicht so schlimm" ist, ich kann ja aufhören und habe es im Griff.

    Viel später erkannte ich dann, daß ich nie richtig aufgehört habe und mir die ganze Trinkerei nur schön geredet hab. Frei nach dem Motto:
    "Guter Alkoholiker - schlechter Alkoholiker"
    Ich habe dann oft Trinkpausen gemacht, teils sehr lange; aber es waren immer nur Pausen. Wichtig hierbei für mich ist, daß ich nie akzeptiert hatte, ein Alkoholproblem zu haben. Und als Alkoholiker habe ich mich nur äußerst ungern bezeichnet; das waren die anderen (...die Schnaps literweise saufen, die die kleinen Fläschchen an der Kasse kaufen, im Park saufen ; die morgens zittern und schwitzen usw.)

    In Trinkpausen habe ich mir dann auch öfter kleine "Mutproben" auferlegt: Hab dann nur 1 Bier getrunken, dann wieder eine Woche nix. Hab mir dann selbst auf die Schulter geklopft und gesagt: " Klasse, siehste, du hast kein Problem!"

    Ums abzukürzen:
    Egal was ich angestellt habe, immer war das Ziel, den Beweis zu erbringen, daß ich kein Alkoholproblem habe. Und so habe ich mich dann jahrelang nur selbst belogen.

    Heute kann ich eine Bilanz ziehen:
    - seit 2.7.2014 bin ich tatsächlich trocken und mir gegenüber ehrlich
    - in 2 1/2 Wochen sind 21 Wochen Therapie rum und ich habe eine Menge gelernt über Alkohol, Konsum und mich selbst

    Die Denkweise, die ich vor der Therapie hatte, war unstrukturiert und unreflektiert. Immer um den heißen Brei gelabert, x-Versuche, alles schönzu reden, aber nie zum Punkt kommen.
    Heute bin ich froh darüber, hier etwas gelernt zu haben. ich erkenne problematische Situationen besser, kenne mein Anspannungslevel (welches direkt mein Trinken bestimmt hat) und habe Strategien entwickelt, damit umzugehen.

    Damals wollte ich alles "schnell-schnell", am besten schon gestern! Therapie? Klar, 4 Wochen reichen doch...oder?
    Ich habe sehr hektisch und schnell agiert, dabei aber meine Grenzen nicht erkannt und vor allem nicht gemerkt, wenn mal Pause angesagt wäre. Habe nicht erkannt, daß mein Verhalten mir schadet und hatte somit auch keine Ideen, mich daraus zu befreien.

    Wenn ich die letzten Monate zurückblicke, angefangen an dem Tag, wo ich den Entschluss fasste, Hilfe zu suchen, so kann ich es bildlich betrachten:

    Besuch im Supermarkt
    Auf der Suche nach Hilfe laufe ich auf der Strasse umher und frage, wo man die bekommen könne. Man nennt mir verschiedene Supermärkte:
    - den Hausarzt
    - die Akutklinik
    - die Langzeittherapie
    Also hab ich die Supermärkte aufgesucht und mir das dortige Warenangebot angeschaut. Am Anfang war das alles sehr verwirrend und machte auf mich einen seltsamen Eindruck ("...brauche Ich das wirklich...?").
    Aber es ist ja ein Supermarkt. Man muss sich ja für nichts entscheiden und kann den Laden auch wieder mit leeren Händen verlassen.
    Also habe ich mir die verschiedenen Angebote angeschaut und bin tatsächlich fündig geworden.
    Hab mir hier was aus dem regal genommen, hier ein Bröckchen, hier etwas mehr.
    Und so verlasse ich nun bald den Supermarkt mit einem "Hilfekoffer", der nicht wahllos zusammengestückelt ist, sondern mit Dingen ausgestattet ist, die ich ausprobieren konnte. Und die Dinge, die ich für mich als hilfreich empfand, habe ich dort hinein gepackt.

    Für mich ist das ein schönes Bild und ich kann damit zufrieden diesen Supermarkt verlassen.

    Soweit mein "kurzes" Wort zum Samstag.
    Gruß...joschi

    Zitat von step-by-step

    Hallo Joschi,
    danke dass Du uns so treu an Deinen Gedanken und Gefühlen teil haben lässt! :)
    Für mich, die knapp ein halbes Jahr ohne Alkohol lebt, ist es hilfreich, Einblicke auf die unterschiedlichen Lebenswege in die Trockenheit zu erhaschen.

    Manchmal kann ich dadurch ein paar Steine auf meinem eigenen Weg beiseite räumen!

    Pass weiterhin gut auf Dich auf!

    Geruhsame Grüße
    step

    Ich nenne es "Werkzeuge sammeln". Ich habe mir eine virtuelle Werkzeugkiste gezimmert und sammle so im Laufe der Zeit Werkzeuge zusammen. Dazu gehört nun auch die Wachsamkeit.

    Schöne Vorweihnachtszeit - ohne Glühwein und Konsorten - wünsche ich allen!!

    Hallo in die Runde!

    So, so langsam gehts in die Endrunde!

    Bin aktuell gerade zu Hause, weil ich morgen einen Termin auf der Arbeit habe (Fortbildung). Das ganze dann nächste Woche nochmal.
    Weihnachten naht ja so langsam und in unserer Therapieeinrichtung hagelt es gerade einen Rückfall nach dem anderen.
    Nach längerem hin und her stellen wir fest, es liegt definitiv am bevorstehenden Weihnachten!

    Das ganze drumherum:
    - Stress mit Lebenspartnern (Angst vor Trennung etc.)
    - Stress mit Familie, Kindern usw (Druck wegen weihnachten, Erwartungshaltungen usw.)
    erhöhen gerade das Rückfallrisiko enorm.

    Jetzt könnte man denken, es betrifft die relativ neu dazu gekommenen, weil die noch nict so stabil sind. Pustekuchen!
    Jungs, die bereits 15, 20 Wochen da sind, teils kurz vor Entlassung stehen, kippen um und werden rückfällig!
    Das Thema ist momentan hochbrisant. Die Betroffenen haben zwar ziemlich schnell erkannt, daß da gerade was falsch läuft und einige von ihnen haben rechtzeitig die Notbremse gezogen, aber akut bleibt es trotzdem.

    Ich werde ja die Feiertage dort verbringen und habe zum Glück auch keinen Stress von aussen. Aber auch bei mir spielt das Thema "Erwartungen an mich" gerade eine Rolle. Weihnachten war noch nie "mein Fest" gewesen und ich habe mir früher immer Stress gemacht mit dem Schenken.
    Dieses Jahr ist es so, daß ich einfach keine finanzielle Lücke mehr habe für Geschenke und habe daher meiner Umgebung signalisiert, daß auch ich keine Geschenke möchte. So wollte ich den Erwartungsdruck an mich, etwas zurück zu schenken, beseitigen.

    Aber nun kommt es doch anders:
    Man hat mir aktuell zum nahenden Nikolaus ein kleines Geschenk gemacht - trotz meiner Ansage - und ich hatte für einen Moment wieder diesen Gedanken im Kopf: " Jetzt muss ich doch was schenken....".
    Ich habe aber die Kurve gekriegt, indem ich mir eingestanden habe, daß ein anderer jederzeit die Freiheit hat, sich für ein Geschenk zu unterscheiden, auch wenn nichts zurückkommt. Deshalb muss ich mir keinen Druck machen.
    Ich habe meine Botschaft abgeschickt und sie wurde akzeptiert. Entscheidet nun jemand für sich anders, ist es ok.

    Ich für meinen Teil werde mich zurücklehnen und in aller Ruhe den Dezember beenden...

    Tja, das Thema hört nie auf. Heute früh in einer Gruppe kamen noch Aussagen wie:
    - "wenn ich hier fertig bin, bin ich geheilt.."
    - " irgendwann ist Schluss mit der Alkoholkrankheit.."
    - " wenn man mal ein paar Jahre trocken war, muss man sich keine Gedanken mehr machen.."
    Diese Aussagen auch wieder teilweise von Leuten, die schon länger dabei sind.

    Zu Anfang meines "Therapieweges", in der Entgiftung, hatte ich noch eine gewisse Angst davor, "aus Versehen" Alkohol zu konsumieren oder Angst davor, wieder in meinen Stammgeschäften einzukaufen.
    Mittlerweile hat sich meine Einstellung zum Thema grundlegend geändert und ich habe mir gegenüber eine klarere Haltung. Diese Angst ist verschwunden, doch gerade aktuell durch die vielen Rückfälle, bleibt eine Nachdenklichkeit.

    Die darf aber ruhig bleiben, damit die Wachsamkeit immer erhalten bleibt. Deshalb habe ich mir ja auch feste SHGs gesucht.

    Ok, das wars erst mal. Bleibt sauber und trocken.....
    joschi

    Bin wieder mal kurz (2 Nächte) in der Heimat.
    So langsam geht ja nun mein Aufenthalt dem Ende entgegen. Bei meinem letzten Posting am 12.11. sah das noch sehr lange aus, aber nun gehts ratzfatz - noch 6 1/2 Wochen!

    Es gibt eine Regelung, bei der man die letzten 4 Wochen jedes Wochenende nach Hause kann. Die werde ich zwar nicht ganz nutzen, aber im Dezember habe ich wichtige Termine bei meinem Arbeitgeber. Ausserdem werde ich schonmal bei jeder Heimfahrt ein paar Sachen mitnehmen - dann ist der Koffer am Schluss nicht so voll :)

    Und nun muss ich mich gaaanz langsam mit dem Thema "Abschied aus der Therapie" auseinandersetzen. Bin ja nun seit Mai in diesem Modus, trotzdem fühlt es sich schon etwas seltsam an.
    Klar freue ich mich darauf, wieder zu Hause zu sein. Aber der geschützte Rahmen ist auch weg. Ich fühle mich stabil und trocken, habe auch jetzt hier zu Hause keine Probleme mit Saufdruck oder Lust auf Alkohol.
    Aber es sitzt ja immer noch die Tatsache im Hinterkopf, daß heute abend bei der Rückkehr eine Alkoholkontrolle gemacht wird und evtl. auch eine UK.

    All diese "Kontrollfaktoren" fallen bei meiner Rückkehr nach Hause ja weg und der einzige, der dann noch kontrolliert, bin ich selbst.
    Natürlich traue ich mir dies auch zu, aber es fühlt sich trotzdem seltsam an. Aber ich werde dieses Thema mal mit in die Gruppe nehmen; noch kann ich ja darauf zurückgreifen.

    Okay, soweit erstmal.
    Allen Anwesenden wünsche ich eine schöne, entspannte und trockene Zeit.
    Joe

    So...hier mal wieder News vom " schreibfaulen" Langzeit-Therapisten 😊

    Eigentlich bin ich ja gar nicht schreibfaul, aber ich habe abends keine Muße, in der Cafeteria zu schreiben und auf dem S4 mini....naja.

    Was gibts Neues?
    Meinem Verlängerungswunsch wurde statt gegeben und ich bin nun bis 7.1.15 hier.
    Das hört sich erstmal sehr lange an, aber ich habe festgestellt das ich die Zeit brauche

    Hier bin ich ständig in Gesellschaft und habe somit jede Menge Möglichkeiten, mich mit anderen auszutauschen. Zu Hause ist dies aber nicht der Fall, dort lebe ich allein und habe auch keine Kontakte nach aussen.
    Durch die Sauferei habe ich mich Stück für Stück zurückgezogen und im stillen Kämmerlein vor mich hin gesoffen und gelitten.

    Hier habe ich nun die " Gruppenphase" durch; ich brauche nicht mehr den Dauerkontakt zu den anderen. Mit einem Pat. treffe ichmich regelmäßig zum Tischtennis-Training. Und mit dem einen oder anderen aus meiner Therapiegruppe mal zum Gespräch.

    Mein " Job" ist jetzt die Konzentration auf die Zeit danach. Wie gestalte ich mein Privatleben - was kann und will ich verändern?
    Z.B. werde ich am Heimatort einen Tischtennisverein besuchen, um eine regelmäßige Aktivität in mein Leben einzubauen.
    Da sich meine Kondition hier um 500% verbessert hat, kommt auch das Fitnesscenter 1×/Woche auf den Plan

    Aber....und auch das durfte ich hier lernen: Trotz allem Elan und Motivation immer hübsch auf dem Teppich bleiben!
    Auszuufern, hochtrabende Pläne zu haben, alles am besten sofort haben zu wollen, waren negative Eigenschaften zu Saufzeiten.
    Daher trainiere ich Achtsamkeit und Geduld - um nicht später wieder in die gleichen Fallen zu tappen.
    Das spiegelt sich auch in meiner Abstinenzentscheidung wider. Zu Anfang, noch in der Entgiftung, hiess es:
    - Ich darf nie mehr Alkohol trinken
    Dann, einige Zeit später, merkte ich, daß diese Aussage doch ziemlich unrealistisch und vor allem ungenau ist. Also folgte Version 2:
    - Ich werde den Rest meines Lebens keinen Alkohol mehr trinken
    Schon anders, aber irgendwie gefiel mir darannauch irgendwas nicht. Bis es mir dann klar wurde:
    - Ich will den Rest meines Lebens keinen Alkohol mehr trinken
    Schon besser. Ich will etwas, ich habe mich bewusst entschieden. Aber der Zeitraum" den Rest meines Lebens" fühlte sich sehr unrealistisch an. Irgendwie zu lange. Durch den Besuch mehrerer AA-Gruppen hat sich dann die endgültige Version gebildet:
    - Ich will heute trocken bleibe - die nächsten 24 Stunden".

    Dieses Konzept ist für mich annehmbar, da diese Realität besser greifbar ist.
    Als Symbol dazu habe ich einen kleinen Abreisskalender, der mir jeden Tag die neuen 24 Stunden zeigt.

    Das wärs soweit mal von mir.
    Ich wünsche allen weiterhin viel Erfolg und trockene Stunden....

    Bis dann..
    Joe

    Hallo!

    Ich bin nun seit dem 2.7.14 trocken und z.Zt. in LZT. In dieser Zeit hatte ich mehrmals Träume, in denen ich rückfällig geworden bin.
    Interessant an diesen Träumen ist, daß die ersten (während der Entgiftung) einfache Traumrückfälle waren, ohne irgendwelche hintergründigen Gefühle.

    Die letzten Träume jedoch waren (im Traum) begleitet von schlechtem Gewissen, Scham und Angst; also genau den Gefühlen, unter denen der Rückfällige leidet.
    Das war echt heftig und im Traum machte ich mir einen Riesen-Kopp, wie ich meinen "Traumrückfall" denn nun in der LZT präsentieren soll.

    Ich bin im Moment sehr stabil und sehe weit und breit keine Gefahr eines Rückfalls. Saufdruck existiert nicht und hin und wieder habe ich leichte Restsymptome von Entzügigkeit. Die kenne ich mittlerweile aber und weiß, wie ich damit umgehen muss.

    Irgendwie sehe ich die Träume als eine Art Botschaft, ein "Achtung - aufpassen" meiner Seele, wofür ich sehr dankbar bin (auch wenn die Träume absolut nicht lustig sind!!)

    Habt ihr auch schonmal einen "Rückfall im Traum" gebaut?
    Wie erging es euch damit?
    Hat es einen Einfluß gehabt auf euer Verhalten in bezug auf Rückfälle?

    Bin gespannt auf Eure Antworten.....

    Gruß
    joschi :D

    Hallo!

    Im Rahmen meiner LZT kam kürlich das Thema "Umgang mit meiner Krankheit im Alltag" auf.
    Einige sagten ganz klar, es gehe niemanden etwas an und sie würden es auch nicht in der Öffentlichkeit erwähnen, teilweise auch nicht in der engeren Umgebung.
    Andere, mich eingeschlossen, haben einen lockeren Umgang damit. Ich binde es nicht jedem auf die Nase, aber meine engere Umgebung weiß es.
    Sollte mich mal jemand in der Öffentlichkeit darauf ansprechen, dann werde ich es demjenigen auch sagen; werde ihm aber keine ausschweifenden Erklärungen präsentieren.
    Und wichtig für mich: wenn mir die Situation zuviel wird, dann verlasse ich sie.

    Grund für die Diskussion ist ein Vorfall eines langjährig trockenen Alkoholikers, der seinem engeren Umfeld die Tatsache seiner Krankheit immer vorenthalten hatte und nun plötzlich von einer Bekannten Person "geoutet" wurde.
    Er hatte echte Erklärungsnot und war einem Rückfall extrem nahe.

    Wie geht ihr denn mit eurer Krankheit um?
    Ist es euch peinlich, wenn man euch darauf ansprechen würde in der Öffentlichkeit?
    Habt ihr Strategien entwickelt, um damit umzugehen?

    So, bin mal wieder auf WE-Urlaub mit neuen News.

    Zu meinem Aufenthalt: ich verlängere definitiv! Man fragte mich nach meinem Wunsch und ich sagte bis Ende des Jahres.
    So wie es aussieht, steht dem nichts im Weg, genaueres erfahre ich aber in den nächsten Tagen.

    Themen habe ich auch mitgebracht, welche gerade aktuell sind. Zum einen das Thema " Umgang mit meiner Krankheit in der Öffentlichkeit", zum anderen das Thema "geträumte Rückfälle".
    Ich werde dazu aber separate Threads eröffnen.

    Ansonsten läuft mein Genesungsprozess weiter sehr gut, ich fühle mich wohl und sehe der Zukunft sehr positiv in die Augen.
    Klarheit macht sich mittlerweile immer mehr breit und wenn ich überlege, wie "verstrahlt" ich zu Anfang meines Genesungsprozesses rumgelaufen bin - Oh Mann - glaube ich fast selbst nicht.

    Ok, bin heute abend zu müde und haue mich jetzt ins Bett. Morgen gehts weiter.

    Hallo Leute!

    Ich melde mich mal wieder mit einem Zwischenbericht aus meiner Therapie.
    Morgen beginne ich meine 7. Woche hier.
    War am Anfang der Therapie noch alles sehr wackelig und unklar, so bin ich mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo ich meine Zukunft mit komplett anderen Augen sehe.

    Heute, nach 6 Wochen und 90 Tagen Trockenheit ( die ich mir ehrlich, ohne Selbstbetrug erarbeitet habe) sehe ich plötzlich Perspektiven für mich, die mir im versoffenen Hirn nie möglich gewesen wären.
    Die ständige Interaktion mit Menschen, denen ich nichts mehr vorspielen kann, weil sie alle dunklen Ecken eines Suchthirns kennen, lässt mich ehrlicher zu mir selbst werden und lässt mich vieles realistischer einschätzen.

    Sehr viele Neuankömmlinge haben noch ihre "nassen" Vorstellungen von einer Zukunft, die sie sich im vernebelten Hirn schön gesoffen haben. Nach einigen Gruppensitzungen und teils heftigen Feedbacks ( nicht immer lustig; aber hilfreich ) kommen sie dann auch langsam am Boden der Tatsachen an.

    Daß eine Zukunft ohne Veränderungen nicht funktioniert, kann ich dann immer an den " Rückfall-Kandidaten" sehen.
    Auch ohne Rückfall gibt es Kandidaten, die nach 3-4 Monaten Aufenthalt anscheinend nichts gelernt haben und sich dann z.B. mit Sätzen verabschieden wie:
    "Ich denke, die nächste Woche bleibe ich trocken, danach muss ich mal schauen"

    So etwas ist für mich Motivation, auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben. Dafür bin ich sehr dankbar.
    Eine überaus nette Begleiterscheinung ist mein stetig sinkendes Körpergewicht und die parallel dazu steigende Kondition und Kraft. Mit 141 kg bin ich hier angekommen und durch die ständigen Sportangebote, die Hartnäckigkeit unserer Sporttherapeuten und die gegenseitige Motivation sind bereits satte 10 kg runter.

    Als ich im Mai den entscheidenden Schritt zum Arzt gemacht habe, hätte ich es nicht für möglich gehalten, daß ich mal 1 Std Schwimmen oder 30 km Radfahren locker bewältigen würde
    Auch dafür bin ich sehr dankbar!

    Wie gehts nun weiter?
    Eigentlich müsste ich den Threadtitel korrigieren in:
    Ein Neuer Weg kristallisiert sich heraus
    Aber dafür ist es doch noch zu früh - Alkoholiker, bleib realistisch 👺

    Demnächst steht die Zwischenbilanz an und sehr wahrscheinlich werde ich nochmal verlängern; die Option wurde in Aussicht gestellt. Rechne ich nun die gesamte Zeit meiner Krankheit vom ersten Besuch im Mai zusammen, so werde ich ca. 7 Monate Genesungszeit genutzt haben.
    Das sieht erstmal viel aus, wenn ich aber die aktive Saufzeit dagegen setze, sind das Peanuts.

    Trotzdem: schon jetzt bereue ich keinen einzigen Tag diese Entscheidung und kann nurjedem, der unsicher in seiner Abstinenzabsicht ist, einen solchen Schritt zu gehen.

    So, genug auf der Handytastatur geklimpert - muss morgen früh raus....8:30 Wassergymnastik 🐳🐳🐳

    Allen Anwesenden wünsche ich weiterhin trockene 24 Stunden.....

    Immer wieder begegnet mir hier in der Klinik ein kleines, unscheinbares Wort:
    Achtsamkeit !
    Dies höre ich auch nicht von den Therapeuten, sondern von meinen "Klinik-Kollegen" - sehr bedeutsam.

    Trocken sein ist die eine Sache - ich muss einfach nichts mehr trinken.
    Aber nüchtern sein, nüchtern denken, nüchtern handeln; dies erfordert ein hohes Maß an Achtsamkeit.
    Hört sich erst mal so an, als ob man " ab und zu mal achtsam sein sollte". ich stelle allerdings sehr schnell fest, daß ich permanent achtsam sein muss - auch in meinem Denken und Handeln.

    Gestern regulärer erster Ausgang und im Ort findet ein Weinfest statt !!

    Wir sind zu zweit runter, ein paar Sachen einkaufen. Soweit auch ok. Im Gespräch mit dem Kollegen, der auch mein Zimmernachbar ist, ging es dann um die veränderungen, die wir in unserem Leben machen müssen, damit wir auf der trocken/nüchternen Spur bleiben.

    Dazu muss man eben auch einmal tiefer graben und die veränderung kann auch mal weh tun.
    Er meinte dazu, er habe keine Lust auf diese Mühe, er trinke einfach nicht mehr, das reicht. Ihm wäre es zu mühsam, sein Leben komplett umzukrempeln.

    Also geht es nicht nur um Achtsamkeit, sondern auch um die Fähigkeit, sich zu bemühen. Es zu wollen, sich dessen bewusst zu sein und es dann auch umsetzen zu können.
    Meinen Zimmernachbar sehe ich (im ungünstigsten Fall) in absehbarer Zeit als Wiederholer in der Klinik - schade!!

    Hallo Leute!!

    Es ist zwar schon der 10. Tag heute in der LZT, hab mich aber heute erst einloggen können, da ich meine Logindaten zu Hause hatte hab sie mir mailen lassen).

    So, es ist heute also der 10. Tag - 10 Tage Langzeittherapie in der Klinik "Schloss Falkenhof".
    Als ich am 13.8. hier ankam, war erstmal alles sehr befremdlich:
    - die vielen fremden Gesichter (was sind das wohl für leute??)
    - massenweise Informationen zur Aufnahme
    - Regeln für den Aufenthalt
    - Regeln für den Ausgang (1. Ausgang nach 4 Wochen, nachmittags / Heimfahrte erst nach der 6. Woche usw.)

    Alles in allem erst mal viel zu viel Info und ich war schlußendlich froh, als ich abends im Bett lag.

    Die ersten Tage waren gespickt mit Informationen über alles mögliche, Vorstellung der Therapiegruppe, der Beschäftigungstherapie.
    Genehmigt bekam ich 15 Wochen, aber in den ersten Tagen hatte ich das Gefühl, die Hälfte schon rum zu haben.

    Nachdem ich nun im normalen Therapiealltag angekommen bin, ändert sich auch der Blickwinkel zu den kommenden 13,5 Wochen. Ich sehe dies nun als eine einmalige Gelegenheit, mir hier all das Rüstzeug zu holen, um später trocken und zufrieden durchs Leben zu kommen.

    Es ist ja nicht nur der Alkohol das Problem gewesen, sondern auch alle mit der Sauferei verbundenen Begleiterscheinungen, wie Übergewicht, verlorene Kondition, Konzentrationsstörungen.
    Für all diese Nebenerscheinungen gibt es hier aber ideale Bedingungen, um was daraus zu machen.

    Nicht jeder nutzt dieses Angebot aus, bei einigen habe ich auch das Gefühl, sie sind hier nur "zwischengeparkt" und sitzen hier ihre Zeit ab.
    Aber egal, es geht hier um mich und das zählt für mich. Es ist mein Aufenthalt und ich habe bestimmte Ziele die ich erreichen möchte, wenn ich hier fertig bin:
    - stabile Trockenheit
    - Selbstbewusstsein beim Kontakt mit Alkohol
    - gefestigtere Gefühlslage
    - körperliche Steigerung der Fitness
    - Gewichtsreduktion
    Und :
    - eine geänderte Tagesstruktur, die ich in ähnlicher Form zu Hause weitermachen kann.

    Die ersten 10 Tage haben mir bereits viele positive Dinge beschert, wie z.B. einige neue Gedanken zum Thema Sucht und Alkohol, interessante Therapeutengespräche zu meiner Biografie (und meiner "Suchtwurzeln") und mein Gewicht ist um 3kg gepurzelt.

    Ich weiß, daß ich noch viel zu schnell und hektisch agiere, viel zu viel auf einmal will; ich kann hier um mich herum jedoch live beobachten, wie auch dieses Verhalten sich bessern kann - und wird.

    Wie sagte mir ein Mitbewohner am Anreisetag?
    " Du gehst hier nicht mehr als derjenige hinaus, der heringekommen ist."

    Daher zum Abschluß das, was ich in den letzten Wochen immer wieder zu hören bekam und live erleben durfte (und hier aktuell gelebt wird):
    Veränderung!!!

    Wenn wir alles so lassen, wie es zu Saufzeiten war, nichts ändern und nur den Alkohol weglassen, werden wir kein zufriedenstellendes Ergebnis bekommen - über kurz oder lang werden wir weitersaufen.

    Soviel erst mal für heute; mein Internet-Bon bzw. dessen Zeit läuft ab.
    Wenn ihr nicht unmittelbar was von mir hört, liegt das nur daran, daß es auf den Zimmern kein Internet gibt (eine der Regeln) und ich somit nicht jeden Tag am rechner sitze.
    Kann also schonmal einige Tage dauern, bis ihr wieder was hört....

    Machts alle gut - schön trocken bleiben!!

    joschi