Beiträge von Wolfsfrau

    Liebe Melinak,

    ich hatte hier gerade was geschrieben, dabei aber unbeabsichtigt das übliche Schreibformat verletzt,
    Du hörst deshalb etwas später nochmal von mir, ok?


    @ Linde 66

    Danke für den Tipp, wo die Zitierfunktion erläutert wird.
    Meine bereits farbig erstellten Texte dürfen auch gern komplett eingeschwärzt werden.
    Bin im Moment etwas überfodert, das alles wieder auseinander zu friemeln.

    Lieben Gruß und ich werde mich da mal rein vertiefen!

    Wolfsfrau

    Hallo, lieber Bernd,

    Dein Thema spricht auch mich sehr an: Meine Gefühle zum Ausdruck bringen,
    nicht nur im Stillen erleben, sondern gerade auch im Kontakt offen legen. Puh.

    Zitat von Bernd


    Die ersten Ansätze sind bereits da und ich werde "lockerer". dennoch möchte ich auch wirklich sagen können was ich in einigen Momenten spüre.

    Hat jemand ähnliches durch und hat vielleicht Rat?


    Dabei hat mir ein Hinweis von irgendeinem Therapeuten mal sehr geholfen:
    Dass nämlich wirklich jede, noch so kleine, aber total unverstellte Aussage Nähe schafft,
    sogar eine wie: "Gerade hätte ich gern Nähe mit Dir, kriege es aber nicht hin."
    Da war ich platt, denn es stimmt. Sofort fühlt man/frau sich ins Boot geholt,
    kann mitfühlen, nachvollziehen, und die innere Verbindung wird lebendig.
    Für mich war das eine Offenbarung, schon "vor dem Zielzustand" (Nähe eingehen können)
    genügend anzubieten zu haben, selbst wenn ich gerade nur Unvermögen mitteilen kann!

    Vielleicht macht Dir das Mut, und nimmt etwas Druck aus der Sache?
    Ich finde es berührend, dass Du dieses Bedürfnis achtest, mehr mitteilen zu wollen.
    (Kenne viele Männer, die das Einigeln einfach praktizieren, zum Leidwesen der Partnerin.)

    Ganz viel Glück wünsche ich Dir und Euch!

    Liebe Grüße von der Wolfsfrau

    Hallo, liebe Lissi,

    ich habe gerade Deinen Beitrag gefunden und kann so gut mit Dir mitfühlen!

    Obwohl ich bereits seit einigen Jahren zu Al-Anon (Gruppe für die Angehörigen von Alkoholikern) gehe und viel über die Familien-Krankheit Alkoholismus "weiß" (im Kopf!), hat es mich auch erstmals jetzt so richtig durchgeshüttelt.

    Als ich nämlich begriff, egal wie sehr ich mich für Ehrlichkeit, gezeigte Gefühle, ausgesprochene Dinge etc. zu Hause "einsetze" (gegen die Wand laufe), es dringt nicht vor! Das habe ich lange als mangelnde Liebe für mich verstanden, bzw. habe ich mich deswegen gänzlich unwichtig und ungeliebt gefühlt.

    Seit ich mich vor einigen Wochen ebenfalls mit einem Brief an meine Eltern gewandt habe (ebf. um das Leugnen zu durchbrechen), habe ich exakt dieselbe Reaktion erhalten: Abwehr, erneutes Leugnen. Ohne Vorwurf, aber in 100%ider Sterilität. Meine Mutter sendete die mitgeschickten Info-Broschüren (alle stichhaltig und Null verurteilend) postwendend an mich zurück, hat aber immerhin den persönlichen Brief von mir behalten.

    Dennoch hat mir genau diese umgehende Zurückweisung (wenn auch nur der Broschüren) kompromisslos deutlich gemacht, wie die Prioritäten in einem Sucht- oder Co-Haushalt ticken: 1. Leugnen, 2. da will jemand was offen ansprechen? > 3. Leugnen, ... und was den eigenen Umgang mit Alkohol oder mit dem Alkoholiker angeht, greift ebenfalls Punkt 1.

    Es ist kein Rankommen, Aufzeigen oder Überzeugen möglich, solange die blocken wollen oder müssen (auch vor sich selbst, weil es sonst schier übermenschlich vernichtend wäre, alle einhergehenden aufgestauten Gefühle und Scham wirklich auch zu fühlen).

    Ich fühle mich seitdem auch wie verwaist, und das, obwohl es gute und warmherzige Seiten an meinen beiden Eltern gibt. Dennoch, ich habe keine Ahnung, wie Echt-Kontakt da überhaupt aussehen kann, im Moment. Ich bin nur als Klappe-haltendes, abhängiges Kind nützlich für ihr Miteinander, und blöderweise ereilt mich genau diese Lähmung, kaum dass ich mit ihnen zusammen sitze.

    Also, halte ich erstmal Abstand (hatte das auch im Brief so geschrieben) und gebe zur Abwechslung mal mir selbst das größtmögliche Verständnis und Mitgefühl. (Bin vorher immer wieder fröhlich angetanzt, im Glauben, meinen Eltern etwas "ermöglichen" zu wollen, eben Offenheit und Zeigen der Gefühle. Was ein Irrsinn, darüber habe ich schlicht keine Macht!)

    Dennoch, ich weiß, wie vernichtend sich so ein deutliches, nicht mehr "verkleinerbares" Zeichen der totalen Abwehr (aus der Krankheit heraus, aber dennoch) anfühlt. Als wäre ein Bild unwiderruflich gesprengt, eine Hoffnung abgeschmettert. Total traurig!

    Und zugleich trotzdem auch befreiend, denn zumindest weiß ich jetzt (auch im Bauch), dass ich mit KEINEM Aufwand dieser Welt irgend etwas an einem Suchtsystem ändern kann, das sich ja eben durchs Leugnen auszeichnet.

    Das Leugnen ist ein System-Faktor, der alle Beteiligten erfasst, die "drin" bleiben (müssen). Deshalb ja auch "Familien-Krankheit", da selbst der Co eine Menge leugnen muss, um die Situation mittragen zu können, bzw. seinen wie auch immer gearteten "Nutzen" daraus zu sichern (z.B. Gefühl, etwas anderes kontrollieren zu können, statt sich mit eigenen Ängsten auseinander setzen zu müssen).

    Gibt es Gruppen am Ort, wo Du lebst? Kannst Du auch er-googeln, unter Al-Anon Familiengruppen. Dort habe ich mehr Verständnis und Mut erfahren als in den normalen Zweiergesprächen mit Freunden, die das nicht selbst auch so erlebt haben.

    Ganz liebe Grüße und viel Zuversicht für Deinen eigenen Weg. Offenheit nach außen ist schon der erste Schritt, das Leugnen zu verlassen! :)

    Wolfsfrau

    Wie geht's mir jetzt, nach dem Brief?

    Ich habe begriffen, dass meine Mutter keine Nähe ("Hilfe") zum Alkohol-Thema wünscht, mein Therapeut konnte mir klar machen, dass ich da in ein geschlossenes System (sie als Trinkende, mein Vater als abstinenter Co) reingreife, mit meinen klaren Beobachtungen. Dass ihr System aber nur durchs Leugnen zusammenhält. Das begreife ich. Kein Platz für Waches, Gefühle, Outen, etc. ... Das war Jahrelang schon so, ich habe es nur auf andere Dinge geschoben, aber unterschwellig "begriffen", nur nicht verstanden.

    Was mich überrascht: Nach der anfänglichen Befreiung (endlich ausgesprochen, was mich schon lange beschäftigt und belastet hat) fließt nicht so recht eigene Energie ... ? Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Endlich mit energischen Schritten auf MEINER Spur voran gehen, mir Gutes holen, Wünschen folgen, ... da anknüpfen, wo ich nach einer Intensiv-Therapie schonmal war.

    Tja, und stattdessen ... Schweeere ... Zipperleins, Lustlosigkeit, Ermattung, mal Wut, dann wieder Schutzbedürfnis ... zwischendrin Leichtigkeit ... und direkt danach wieder so eine Art "egal-Zustand". Das verstehe ich überhaupt nicht !?!

    Und heute dachte ich so, als ob ich mir selbst verweigern wolle, dass es mir gut gehen darf, bzw. dass ich dafür ganz vertrauensvoll und leicht meine Schritte machen darf. Bei Kleinigkeiten (Bewegung) angefangen. Ich sperre mich ganz einfach, als würde in mir etwas sagen: Ne, so jetzt auch wieder nicht. Als ob ich jetzt wirklich "spielen müsste, was ich will" und sooo frei (also ohne Zustimmung von daheim) gar nicht sein wolle. Weil fehlende Zustimmung für mich immer hieß = Ich bin nicht in Ordnung. Aber in Ordnung möchte ich ja schon sein, sonst darf ich mir von meinen Schritten ja nichts erhoffen. Sonst vertraue ich ja am falschen Ende ... etc. pp. ...

    Das liest sich für mich selbst total seltsam, wirklich wirklich abhängig in meiner ganzen inneren Ausrichtung. Und es ist extrem bindend, das auch so zu fühlen, oder besser: Sehenden Auges da durch zu "kleben" und zu fühlen.

    Zugleich auch etwas befreiend, denn jetzt weiß ich, wo ich selbst in alledem bin. Als ich das eben schrieb, war nicht interessant, ob sich meine Eltern auch mit mir als abtrünniger Tochter gut über Wasser halten (emotional). Das war doch schonmal ein Fortschritt!

    Danke Euch allen, die ihr hier unterwegs seid und evtl. mitlest,
    und allen einen selbstbestimmten Tag,

    von der Wolfsfrau

    Hallo Skye,

    vielen Dank für Deine Gedanken! :)

    Ich schreibe auch mal direkt dahinter, was sie in mir ausgelöst haben, ok? Erst dachte ich, klar, verstehe ich alles. Und im Kopf ist das auch schnell so. Erst wenn ich dann ganz ehrlich fühle, merke ich, dass ich vieles noch anders haben will.

    Inzwischen ist aber wieder eine Woche vergangen, und die Antwort meiner Mutter hat auch in mir weiter gearbeitet.


    Einfach erst einmal Danke, dass Du Deine Erfahrung hier mit mir geteilt hast,
    und viele Grüße zurück,

    von der Wolfsfrau

    Hallo Melinak,

    danke für Deine Rückmeldung. Das stimmt, ich erschreibe mir vieles, das hilft mir dabei, mir Dinge bewusst zu machen.

    Hihi, und zur Pubertät ... ich durfte nie "Mädchen-Kram" haben, keine Barbie, keine Klackerschuhe, immer schön sachlich blau-weiß, Schuhe mit fortschrittlicher Gummisohle (das Gesündeste für Kinder, aber trotzdem ...) usw. - Seit 2-3 Jahren erblüht meine Wohnung in bunter Deko, icih habe Vieles in Rosa, das wurde immer mehr. Nur mein Geist lässt mich etwas erwachsen erscheinen. ;) - Jedenfalls beruhigt es mich, dass ich diese Epoche in mein Leben als 43-jährige Frau einbauen kann, ist also nichts, wegen dem ich mich gespalten fühlen müsste. (Tue ich nur, weil es fremd ist, das einfach zu genießen.)

    Ich wünsche Eurem Vierer-Reigen viel Spaß beim gemeinsamen Ausleben!

    Lieben Gruß von der Wolfsfrau

    Hallo nochmal, liebe Melinak,

    ich schreibe einfach mal andersfarbig zwischen die Gedanken, die mich besonders angesprochen haben, ok? Vielen Dank, dass Du so ausführlich geschrieben hast. :)


    Liebe Grüße zurück, für Dich, :D

    von der Wolfsfrau

    Hallo zusammen,

    ich bin mal wieder da, mit etwas Ruhe, um Eure Beiträge nochmal zu lesen.

    Da ich kein Zitier-Profi bin, folgen jetzt wahrscheinlich mehrere gesonderte Antworten von mir. Ok, ihr wisst Bescheid.

    Ich fange mal von hinten an ...

    @ liebe Melinak,

    das von Dir genannte Buch besitze ich auch. Es hat viel Druck aus dem Denken genommen. Und wenn ich klar genug (achtsam) bin, und nicht IM Gefühl oder einem Druck versinke, kann ich mich gut wieder ins Jetzt holen.

    Habe gerade für mich entdeckt, dass es jetzt ums Aushalten der Gefühle geht, so unbekannt sie sind. Vor allem die Schuldgefühle, um die dreht sich so einiges. Ich glaube, da geht es um fehlende Grenzen für mich selbst und für meine Berechtigung, zu wollen und zu handeln, wie ich es mit viel Mut (Brief) zwar ankündige, dann aber ... eben noch nie machen musste. Jetzt ist Premiere! - Gut, Euch hier an der Seite zu haben, mit Euren eigenen Geschichten und Eurem Blick darauf.

    Danke und lieben Gruß,

    von der Wolfsfrau

    Hallo Sisu,

    ich fühle mich mit Deiner Geschichte so verbunden!
    Bin ja eben auch gerade am Punkt, mich von meinen Eltern zu lösen,
    OHNE schlechtes Gewissen.

    Und mir zu erlauben, gut zu sein, genau so wie ich bin und kann.
    Ganz langsam geht das nur, schließlich haben wir schlappe 40 Jahre lang
    Unfug gelernt, was Selbst-Wert und das Recht auf "nein, so nicht" betrifft.

    Gerade möchte ich keinesfalls mehr "dazu gehören", wie es meine Elern machen.
    Aber zu einem größeren Ganzen, dass mir meinen Platz lässt und mich schätzt,
    möchte ich sehr gern gehören.
    Mein Thema ist wohl das Vertrauen in meine Fähigkeiten, und einen Platz (Job)
    dafür zu finden. Eigentlich nur ein Abbild davon, mich selbst "gut genug" sein zu lassen.

    ... und genau das lerne ich, indem ich hier, z.B. in Deinem Faden und allen
    Reaktionen darin mitlese, was es bedeutet, sich selbst immer mehr zu lieben.

    Es ist toll! Und ich wünsche Dir und allen hier (mir auch!), dass es täglich mehr
    Spaß macht. Jawohl, Spaß! Keine Mühsal, sondern Freude, die wir verdienen.
    So sehe ich das. :wink:

    Toll, wie Du Dich an die Hand genommen hast und jetzt für Dich sorgst,
    vor allem für Deine Grenzen (Kontaktsperre). Alles Gute weiterhin dabei,

    wünscht Dir die Wolfsfrau

    Ich möchte mir gern was notieren, was ich gerade irgendwo hier las:

    Nur ich selbst kann mir Wertschätzung entgegen bringen,
    diese Wahl habe ich (vs. Scham herrschen lassen).

    Und: Überhaupt erst einmal annehmen, wer und wie ich bin,
    einschließlich allem, was sich kaputt und nicht-so-stark-wie-andere anfühlt.

    Das verliere ich so schnell aus dem Blick, und damit das Vertrauen
    in meinen Weg und dass ich immer genug mache, so wie es eben geht.

    Das Funktionieren-wollen ist wie ein hartnäckiger Virus, der mir vorgaukelt,
    damit käme mein System (innere Sicherheit) besser über die Runden.
    Tatsächlich erlaube ich damit anderen, zwischen mich und meine Grenzen
    zu treten, sie immer wieder mit ihrem Urteil und ihren Vorgaben zu schädigen.

    Grenzen.

    Spüren.

    und schützen!

    Dass ich zur Zeit so viel Schlaf brauche und pro Tag nicht mehr als eine
    kleine Aufgabe schaffe, wird mir gerade erst bewusst, ich hab's immer vor
    mir her geschoben, das zu benennen und hoffte, der nächste Tag wird besser.

    Dank Eurer anderen Fäden hier (EKA) habe ich eben erst entdeckt,
    dass Heilung im Jetzt-Zustand ansetzt, nicht im Wunschbild von "gesund".

    Irgendwie macht das wirklich alles viel leichter, konzentrierter, langsamer.
    Ich möchte bei mir bleiben, ohne Hast und Fluchten woanders (Ideale) hin.

    Und wenn ich mir so anschaue, wie weit ich schon gekommen bin,
    "trotz" meiner Herkunftsfamilie und ihren Fehl-Annahmen und Mustern,
    nunja, dann "Respekt".

    Dafür dass sich bei uns niemand mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen
    auseinandersetzt und ich keine Vorbilder habe, bin ich meinen Weg ziemlich
    entschlossen gegangen, auch wenn ich kein Ziel im Kopf hatte. Ich habe mich
    einfach eingelassen auf Dinge, die meinen Weg (nicht aus Zufall) kreuzten,
    zum gegebenen Zeitpunkt passte alles, ich konnte es an- und aufnehmen.

    Und jetzt bin ich heilfroh, nochmal in eine Therapie gegangen zu sein, und
    ausgerechnet einen ehemaligen Suchttherapeuten erwischt zu haben, der
    analytisch arbeitet UND das mit Begegnung im Sitzen. Der einfach mitschwingt.

    Ich finde das gerade große Klasse, dass ich da "hingefunden" habe, mit nichts
    ausgerüstet als dem Unbehagen, das mich nach etwas hat suchen lassen.
    Seitdem ich durchs Studium durch war. Und das ist jetzt gute 17 Jahre her.

    Es ist kein Versehen, dass ich meine Geschichte habe, so glaube ich.
    Und ich durfte entdecken, dass ich mich darin bewegen und wieder finden kann.
    - um dann wirklich meinen eigenen Weg zu gehen, mein Rudel zu suchen.

    Die "Wolfsfrau" (ein Buch) enthält eine Geschichte darüber, wie wir unser
    wahres Rudel suchen, nachdem wir endlich aufdeckten, dass alle Ablehnung,
    die wir bis dahin im eigenen erlebt haben, auf unserer Wesensnatur (Schwan)
    beruht, die eben gar nicht dort (unter Enten) sondern woanders hingehört,
    zu den anderen Schwänen. Die können sich nämlich gegenseitig wieder erkennen.
    Das sind alle die, die ihrer Wesensnatur treu bleiben wollen statt "mitzuhalten".

    Fiel mir gerade noch alles dazu ein, und vielleicht kann ich Euch ja damit
    auch Mut machen. Heute war irgendwie ein Wendepunkt für mich. Ich erlebe
    mein Fremdsein mit meinen Eltern nicht mehr als mein Versagen, sondern
    als etwas, das schlicht auf ihrer Entscheidung basiert, ihre Gefühle zu deckeln.
    Mehr muss ich nicht wissen, um guten Gewissens meine Nähe-Bemühungen einzustellen.
    Vielleicht ergibt sich aus meiner neuen Position irgendwann ein neuer Kontakt,
    aber im Moment spüre ich nur, dass in mir kein Raum für neue Anpassung ist.
    Ich habe schlicht keine Kraft mehr, das hat mir die Brief-Aktion gezeigt,
    in der ich alles mir Wertvolle schreibend gegeben habe. Kein Anschluss.
    Stattdessen der Zweizeiler zurück an mich. Weil es aus dem Betriebsmodus,
    mit dem meine Mutter sich derzeit über Wasser hält, nicht "näher" geht.
    Auch mein Vater ist mit dem Kontakt zu seinen oder meinen Gefühlen überfordert.
    Ich sehe es im Moment so für mich, dass beide nie gelernt haben, dass ihr inneres
    Kind eine Daseinsberechtigung hat. Für ihre Zeit damals nicht überraschend.
    Trotzdem kann ich diese Verbindung nicht in ihnen herstellen, damit sie auch
    mir Nutzen bringt ---> meher emotionale Nähe zueinander.

    Ich kann nicht machen, dass jemand anders gesünder mit sich umgeht.
    Solange ihm nichts fehlt oder er Gewinn (welcher Art auch immer) aus seiner
    Lebensart zieht, ist das sein Hoheitsgebiet, und dient evtl. ihm zum Schutz.
    Das baut eine halbwegs versöhnliche Brücke, trotz Distanz ohne Hass zu sein.
    Mir ist das wichtig, dass ich trotz berechtigter Wut unabhängig von meinen Eltern bin,
    oder davon, ob und wie sie Veränderungen in ihrem Leben herbei führen.

    So, und jetzt bin ich für heute leer getippt, musste und wollte alles ans Licht.

    Danke, für Euer Hiersein, und allen eine erholsame Nacht,

    von Wolfsfrau (ich bin ein Schwaaan!)

    Hallo Sisu,

    ich habe mich gerade total über Deinen Gruß gefreut! Danke, das tut wirklich gut.


    **************

    neues Update:

    Heute hatte ich wieder Therapie, und es fiel erstmals wirklich ein Stein:
    Dass ich tatsächlich mit emotionaler Offenheit NICHTS im anderen erreichen,
    berühren oder auslösen kann, wenn derjenige sich von allem abschneidet.
    ... und dass meine Eltern sich in ihrer Gemeinsamkeit total entsprechen, was
    ihre Rolle mit dem Alkohol betrifft. Beide (sie trinkt, er ist Co) haben einen
    ganz klar definierten Nutzen, funktionieren aber nur im Zweier-Gefüge.
    Für mich ist da definitiv (und erstmals "anerkannterweise") kein Platz.

    Gefühlt habe ich das in den letzten Jahren schon oft, hatte sogar den Satz
    auf der Zunge, schämte mich aber, das zu unterstellen. Und es stimmt doch!
    Ich bin eher erleichtert, denn es entlastet mich vom Druck, diejenige zu sein,
    die da zu Hause irgend etwas ändern könnte, durch Einsatz irgendwelcher Art.

    Endlich ist es amtlich. Und meine Aktion - Brief schreiben und einen Zweizeiler
    dafür zurück bekommen, hat es mir umfassend erfahrbar gemacht.
    Dass da nichts zu holen ist. Punkt. Selbst wenn ich alles gebe.
    Und alles hat der Brief enthalten, meine Werte, meinen Weg, meine Ziele,
    meine Bedürfnisse, meinen Mut für diesen anderen Weg (Gefühle teilen),
    wirklich alles. Mehr kann ich von mir nicht sagen, geben, offen legen.

    ... und damit lasse ich es jetzt erstmal gut sein. Erleichterung total.
    Wie auch Ernüchterung, ebenfalls total. Und endlich Druckabfall, Erlösung.

    Die Sprachlosigkeit hat einen Namen, und es liegt NICHT an mir.

    Mich wundert gerade nur, dass ich es überhaupt geschafft habe, mit so wenig
    schon so lange Zeit nah bei diesen Menschen gelebt zu haben.
    Ich fand das normal, entdeckte erst heute, dass diese totale emotionale
    Sprachlosigkeit, auch keine Ansprache für mich (als Einzelkind) eben
    keineswegs menschlich normal ist. Das hält normalerweise niemanden
    beim anderen fest, das verbindet nicht. Das ist ein völlig leeres Gefüge.

    Ich konnte es kaum fassen, dass wir drei so lange - allein davon (un-) ver-
    bunden - nebeneinander her leben konnten, und dabei geblieben sind.
    Dass das "Familie" ist. Allein räumlich, und durchs Tun, ganz ohne Fühlen.
    Dass das geht ... ????

    Jetzt verstehe ich mich besser: Ich will nur weg. So könnte ich eben nicht leben.
    Das IST für mich kein lebendig sein, wenn ich weder zeigen noch empfangen
    kann, was ich fühle oder der andere. Genau da spielt sich doch alles ab!?

    Mein Entsetzen überwiegt die vormaligen Zweifel, ob ich so fühlen darf.
    Ja, darf ich. Ohne jeden Zweifel. Ich darf da weg wollen, es wäre absolut
    unnatürlich, solche Bedingungen als gegeben (genügsam) hinzunehmen.

    Dieser Brief und das ganze Geschehen drum herum, in mir, im außen,
    hat es endlich ans Licht gebracht, was ich schon immer gefühlt habe,
    aber nicht in Worte bringen konnte. Dass ich keinen Platz da habe.
    Dass ich wie eine fremde Währung nur ihr System überlagere, ohne
    dass sie zugelassen werden könnte. (Ohne ihr System zu sprengen.)

    Weder meine Mutter (kann am Alkohol nicht kratzen lassen) noch mein Vater
    (ist emotionaler Klarheit gar nicht gewachsen) werden auch nur einen Finger
    rühren, diesen Brief "anzufassen", mit Worten, auf ihn einzugehen.
    Beide werden sich hüten, er benennt das Geleugnete.
    Und er ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen.
    Recht so. Es gibt mich, und das ganz allein durch mich und mein Wort.

    Und darin hat mir der Therapeut Mut gemacht, dass es genau DA für mich
    lang geht. Weiterhin verbunden mit meinem Gefühl aufzutreten und mich zu zeigen.
    Habe das so umfasend und gebündelt wie mit diesem Brief noch nie getan,
    auch mir selbst gegenüber nicht. Das war der initiale Startschuss für meine Formgebung.
    Seither suche ich nicht mehr danach, wie ich Verbindung zu ihnen herstellen kann,
    sondern erlebe mich erstmals abgetrennt und eigenständig in Erleichterung.

    Kann es noch gar nicht fassen, was das für einen inneren Schritt bedeutet.
    Obwohl ja - rein vom Ergebnis (Resonanz) - der Brief nichts ausgerichtet hat.
    Aber wer weiß, auch ruhende Botschaften wirken weiter, wenn auch nur für mich.
    Ich habe mich damit frei-geschrieben, und darüber freue ich mich wie eine Königin!

    Liebe Grüße an Euch alle,

    von der Wolfsfrau (langsam wachsen auch die Krallen)

    Danke, liebe Melinak, und liebe Skye,

    für Eure ehrlichen Anworten und Hinweise. Ich fühle, dass es genau so ist,
    wie ihr es beschreibt.

    Das klingt vielleicht komisch, aber ich bin erst seit kurzem entschleunigt
    genug im Kopf (der sofort Lösungen haben will und blitzschnell auswertet),
    erstmal einzuräumen, "stimmt".

    Und dann die Auseinandersetzung in und mit mir selbst dazu zu suchen.

    Das stelle ich gerade fest, und es freut mich. Ich bin schon ein Stück weiter
    als früher. Da konnte ich mir gar nichts Wahres "sagen" lassen, ohne sofort
    sowas wie Panik zu bekommen, wenn ich darauf noch keine Antwort habe.

    Ich melde mich ganz sicher nochmal, hier bei Euch, wenn ich das alles
    auf mich habe wirken lassen. Vor allem meinen eigenen Umgang damit.

    Gerade heute überwiegen wieder mal die Schuldgefühle bei dem Wunsch,
    am liebsten nie mehr hinfahren und meine Mutter so kaputt, wie sie inzwi-
    schen durch den Alkohol ist, nie mehr anschauen zu müssen. Das tut mir
    so weh. Und doch liebe ich sie für alles, was sie von Herzen gab und geben
    kann. Das möchte ich nicht abweisen.

    Ich kann ihre Absage an mein "Angebot" (Broschüren) respektiere ich.
    Jetzt war ich mal so offen, mich mit meiner Wahrnehmung und mit meinen
    Grenzen zu zeigen. Das war vor allem gut für mich. Aber meine Aussage,
    auf jeden Fall gern mit ihr zu telefonieren, die kann ich gerade selbst nicht
    erfüllen. Ich traue mich nach der klaren Abgrenzung (meiner) gar nicht
    wieder in den Kontakt.

    Kennt das jemand von Euch? Dieses unsichere Tasten nach dem, was übrig
    bleibt, wenn man sich mal offen gesagt hat, was geht und was nicht? Ich
    habe Konflikte-Austragen glaube ich nie gelernt, auch die Wiederannäherung
    nach einem nicht.

    Erstmal liebe Grüße und Danke an Euch und jeden, der hier mitliest,

    von der Wolfsfrau

    Hi,

    nochmal Wolfsfrau hier. Und noch ein Update ... :

    Meine Mutter schrieb zurück, ich bekomme die Unterlagen (AA-Broschüren) zurück, sie habe dafür keine Verwendung.

    So, und das hat bei mir trotz allen Wissens um ihre Sucht (ihr Recht, ihre Angelegenheiten) trotzdem wie eine Faust im Bauch gesessen.

    Gerade lese ich in anderen Fäden mit, und versuche fieberhaft, herauszufinden, wie ich es schaffen kann, die nötige Unterscheidung zu treffen, zwischen Schmerz-Auslöser und Ansatzpunkt fürs eigene Handeln. Mir scheint, ich bin so von Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit, Schmerz (ihr gleichgültig zu sein mit meinem Empfinden), dass ich gar nicht genau hinschauen kann: Was gilt MIR? Und was ist "nur" Ausdruck ihrer Sucht, ihres eigenen Standorts?

    Das kriege ich bis heute nicht trennscharf gefühlt. Ich fühle mich gemeint, "leide" dann, und merke längst, dass ich zur Fliege auf dem Klebeband werde, wenn mich dieses Gefühl (Kummer und ich-will-aber-anders) erfasst.

    Habt ihr das auch, dass solche Gefühle trotzdem da sind? Trotz besseren Wissens um die Dinge? Ich merke, ich kann die nicht mit dem Kopf abstellen.

    Hallo, ihr Lieben,

    ein kleines Update: Ich habe jetzt den Brief fertig bekommen UND abgeschickt!
    War das eine schwere Geburt. Ich hatte echte innere Wehen, die letzten Wochen. Aber dann wurde es immer klarer, dass ich in das gemeinsame Leugnen (Verstummung im Wohnzimmer) nicht wieder zurück will. Dieses ganze "Aufpassen", mich selbst deckeln, schlicht innerlich verschwinden, sobald ich dort bin - das zeigt mir auch, dass da etwas Wirkung auf mich hat. Dass die "Aufforderung" dazu im Raum schwebt, und sei es nur dadurch, wie mein Vater Äußerungen von mir nonverbal "kommentiert", im vermeintlichen Dienst meiner Mutter bzw. ihres gemeinsamen Bundes.

    Ich habe es geschafft, dem Alkohol eine Absage zu geben, meiner Mutter aber nicht. Nur dass wir uns eben anders als im bisherigen Ambiente treffen müssten, da ich den Alkohol und das, was er aus uns - auch als Familie - macht, ablehne. Sie wird deshalb nicht trocken, aber ich mache zumindest deutlich, dass ich mich nicht mehr in ihr Umfeld eingliedere, ins Schweigen darum, wie mein Vater es praktiziert. Außerdem habe ich meine positiven Erfahrungen mit Al-Anon und den AAs, die ich kennen gelernt habe, einfließen lassen und Infomaterial beigelegt. Alles in Farbe und nicht belehrend.

    Ich war erstaunt, dass ich beim Schreiben eher klar und um Verständlichkeit (was die A-Gruppen betriff) bemüht war, um ihr aufzuzeigen, wie die arbeiten. Es ist natürlich auch meine Hoffnung dabei, sie möge sich mal trauen, hinzugehen, und ich habe mich angeboten, sie zu begleiten, wenn sie will. Aber zum Ende hin habe ich die Kurve gekriegt und ausgedrückt, dass ich ihren Weg respektiere, egal wie sie ihn für sich wählt. (Und die gleiche Freiheit der Wahl habe ich ganz genau so, das geht auch trotz oder in Liebe.)

    Ich überlege jetzt, meinem Vater einen ähnlichen Brief schreibe, weil unsere Beziehung ebf. durch den Alkohol verzerrt ist. Er deckt ihr Trinken (vor sich), erlebt mich als Angreiferin, wenn ich ihm aufzeige, da könnte ein Problem bestehen. Ich will ihn nicht retten, aber mir ist wichtig, ihm zu sagen, warum ich mich in seiner Gegenwart angespannt fühle, und warum es dann auch prompt zwischen uns knallt, obwohl "das" Störthema selbst nie auf den Tisch kommt (Alkohol). Bis vor kurzem wusste ich ja selbst nicht, dass alle Verzerrungen in unseren Kontakten zueinander sich um die Achse Alkohol abspielen. Wenn manN leugnen muss, kann manN nicht zugleich offen für die Gefühle einer anderen Person sein, schon gar nicht wenn die zu nah an den eigenen sind, z.B. "ausbrechen wollen".

    Das ist nicht meine Aufgabe, meinen Papa zu therapieren, aber ich werde ihm zum Leugnen (das auch mich verletzt) noch irgendwas sagen, das weiß ich jetzt schon. Auch eher, um meine Position klar zu definieren, auch damit diese blöden Sprüche (Retour-Kutschen) bzgl. meines Arbeits-Themas ihre Wirkung verlieren. Doch, das werde ich mir noch gönnen. Zugleich tut es mir auch wirklich leid um den abgegrabenen Fluss zwischen uns, er ist genau so sensibel wie ich. Aber das schützt ihn nicht vor meiner Selbstbehauptung, sonst hätten wir ja wieder verdrehte Rollen, ich schone ihn und dauer-verletze mich selbst ständig.

    Soviel erstmal zum jetzigen Stand.

    Liebe Grüße in die Runde, falls noch jemand mitliest. :)

    Wolfsfrau

    Hallo, liebe ersuka,

    mir geht es da auch wie Dir. Einerseits befreit mich das "Absenden" meiner Gedanken und Erfahrungen total. Es ist, als würde ich auch vor mir selbst anerkennen, dass die Phase des "Bemühens" vorbei ist und ich jetzt frei bin für meinen eigenen Weg.

    Und nach dem Senden weiß ich, "es" (alles, worin ich mich gezeigt habe) landet bei Menschen, wo ich im selben Moment angenommen bin. Ich finde, das befreit von viel Druck (jemanden zu verraten) und Schuldgefühl.

    Aber manchmal fühlt es sich auch wie zwei Welten an, für mich: Wenn ich hier in den Fäden lese, dann erstarkt die Seite in mir, die knallharte Grenzen und endlich ganz frei werden will. - Und dann, "zurück" in meinem eigenen Gefühl, dass ja immer auch nebenher da ist, fühle ich Trauer, dass es ist, wie es ist.

    Im Moment ist das alles gemischt, und ich versuche, es auch so zu sehen. Dass meine Seele sich auch erst an alles gewöhnen muss. Die Einsichten sind ja viel schneller da, als es dann auch im Herzen ankommt. Ich merke an dem ausstehenden Brief (an meine Mutter), dass ich Zeit brauche und es nicht übers Knie brechen kann.

    Aber die Klarheit, hier im EKA-Forum und allen Lossage-Geschichten, die ist irgendwie das Geländer, an dem ich mich derweil festhalten kann. So ungefähr geht es mir mit alldem. (Und einen Hund hätte ich auch soo gern. :) )

    Liebe Grüße
    von der Wolfsfrau

    Liebe ersuka,

    diesen Faden habe ich von Beginn durch gelesen, und er bewegt mich ebenso. Meine Mutter ist keine "garstige" Person, aber der Alkohol zieht so einen Rattenschwanz von emotionalen, sozialen, kommunikativen Störungen innerhalb der Familie nach sich, dass es total schwer ist, ihn von der Person noch sauber zu unterscheiden.

    Ich war lange Zeit nur schlicht verwirrt, warum bei uns alles wie eingefroren ist, trotz der darunter spürbaren Not jedes einzelnen. Wir sind sozusagen zu dritt einsam, jeder in sich. Ich habe erst durch meinen jetzigen Therapeuten begriffen, wie grundlegend die Störung ist, die der Alkohol über alles verhängt. Das beginnt beim Leugnen des Abhängigen und erstreckt sich auf das mitlaufende System (die Angehörigen).

    Deine Frage und die Fassungslosigkeit dahinter kann ich genau so unterschreiben:

    Zitat von ersuka


    sind sich diese leute eigendlich bewusst was sie alles anrichten??

    ...

    ich denke ich werde es nie kapieren und habe momentan auch das gefühl ein ganz wenig durchzudrehen.nicht weil mir irgendetwas fehlt( habe es nie kennen gelernt) sondern weil ich das gefühl habe meine kleine welt fängt an stück für stüch zu zerbrechen verdammt.

    ... und seit mir die Therapie die Augen geöffnet hat für den Schaden, den ICH da schon die ganze Zeit in mir auszubügeln versuche (soziale Ängste, Unsicherheit, Harmoniesucht, Selbstwertprobleme), kippt auch mein ganzes Familien- und Selbstbild hintüber.

    Zugleich erdet mich die Erkenntnis aber auch, dass ich mich da sehr lange am Umfang des Problems (das nicht mal von mir selbst verursacht ist) verhoben habe. Alkoholismus ist tasächlich eine Familien-Krankheit. Das hatte ich schon oft in Al-Anon gehört und abgespeichert, aber den Zusammenhang zu meinen "Störungen" fühle ich jetzt erst.

    Und das löst in mir auch eine ganze Welle Wut aus! Ich bin an mir und meinen Unfähigkeiten verzweifelt (s. mein Faden), hätte das alles nie in Verbindung mit dem Trinken einer anderen (!) Person in Verbindung bringen können. Zu wissen, meine Mutter hat sich diese ganze innere Arbeit nie gemacht (gab's auch früher nicht so unbescholten wie heute) und ihre Nöte statt dessen taub gestellt, macht mich heute richtig sauer. Warum? Weil ich, die ich mir diese Schei**arbeit mache, dafür fast noch mitleidig bedacht werde. Als sei das mein ganz eigenes Problem, eben "so" zu sein.

    Sorry, jetzt habe ich mich hier in Deinem Faden so ausgebreitet. Was ich sagen will: Ich verstehe Deine Wut bestens, teile sie auch. Und ja, sie hilft beim Abgrenzen und dem (für mich aller ersten) Beschluss, dass ich anders leben will und muss, wenn ich meine eigene innere Gesundheit retten will.

    Co-Abhängige waren für mich immer die super-Aktiven, die alles für den Alkoholiker mit gemanagt haben. Stimmt nicht, es sind auch die duldsamen, selbst kein Recht auf Selbstbehauptung einfordernden Kinder, die sich diesen Luxus früher gar nicht hätten erlauben dürfen. (Während z.B. meine Mutter heute kackfrech sagt, Wieso? Sie kriegt ihr Leben und ihren Job doch gebacken? - Na prima, dann stört der kleine Rest der Nebenschäden ja nicht so. Könnte mich gerade nochmal frisch aufregen.)

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und weiterhin Klarheit für Dein Leben. Und die Ermutigungen, die andere hier schon schrieben, geben mir dieselbe Kraft, mich immer mehr berechtigt zu fühlen, diesen ungesunden Weg zu verlassen, zumindest die Rolle der verfügbaren Ressource, die sich vom kranken System um ihre Lebendigkeit (offen reden, Gefühle zeigen, Resonanz einfordern) bringen lässt.

    Es ist wirklich keine "Hilfe", den Ablauf weiterhin zu ölen, es schwächt nur, macht reizbar und erschöpft. Und "fertig" wird man nie, da wir als Angehörige schlicht keinen Einfluss auf den Alkohol haben oder darauf, wie der abhängige (erkrankte) Mensch seinen Weg macht.

    Einfach mal liebe Grüße, zum Durchhalten.

    Wolfsfrau

    Hallo ersuka,

    ich bin noch recht neu hier im EKA-Bereich unterwegs, :wink: aber zum Thema "Therapie" kann ich Dir als gesetzlich Versicherte vielleicht was sagen. Man hat, so weit ich weiß, 5 Sitzungstermine frei zu vergeben, ehe man sich auf eine/n Therapeut/in festlegt. Wenn die/der erste super ist, z.B. alle 5 dort, oder man testet eben 5 verschiedene in einem Erstgespräch. Dazu musst Du nichts bezahlen.

    Und wenn die Therapie beginnt, ist es auch Sache des Therapeuten, mit der Kasse abzurechnen. Früher gab es eine Liste der Therapeuten, die auf die dazu berechtigt sind, für jede Stadt, und man hat sich halt durch telefoniert. (Ich habe dabei schon sehr vieles anhand der Stimme entschieden, ob die mir gefällt.) Falls es keine Papierlisten mehr gibt, kann man im Internet fündig werden, oder übers Branchenbuch.

    Ich sehe das wie Kathi auch, das Wichtigste ist die spontane Sympathie und Wellenlänge. Dann ist sogar fast noch egal, welches Verfahren die/der Therapeut/in nutzt. Wichtig ist, wie es im Gespräch "fließen" kann. Da würde ich ganz nach meinem Gefühl gehen, und ob ich mich aufgehoben fühle, bei jemandem. Anders kontrolliert man sich (wie gehabt), statt sich frei öffnen und auf die eigenen Gefühle einlassen zu können.

    Ich hoffe, ich konnte etwas helfen, und ich wünsche Dir viel Glück! :)

    Liebe Grüße
    von der Wolfsfrau.

    Liebe Mikesch,

    ich sehe zwar alles, was sich in meinem jetzigen Leben noch negativ auf mich auswirkt, aber ich schaffe es innerlich nicht, das wirklich mal aus Kinder-Sicht (Ihr habt das mitverbockt) mit voller Lautstärke vorzubringen. Das ist total bescheuert, ich bin ja zugleich auch über mich beschämt, was alles nicht klappt. Und zack, fühle ich mich (wieder) selbst für meine "Fehler" und das Versagen (z.B. beruflich) verantwortlich. Als hätte ich was falsch gemacht, oder wäre falsch in mir, damit. Das nimmt mir schon vorher den Schwung, mich selbst mal zum aktiven Mittelpunkt zu machen. Passiv darf ich der immer sein, es wird für mich aufgetischt etc., wenn ich da bin.

    Zitat von Mikesch


    Ich finde, das sollen sie wissen: dass alles, was sie jetzt auch an mir ablehnen und nicht mögen, als Rückzug und seltsam empfinden, nicht vom Baum gefallen ist, sondern mit unserer Familiengeschichte zu tun hat. Dass sie Anteil haben und statt Mitleid Verantwortung angebracht wäre.

    Diesen Tipp hat mir eine Freundin auch mal gegeben, dass ich das meinen Eltern einfach mal total Teenie-mäßig und nur auf mein Wohl bezogen, vor den Koffer donnern sollte. - Und sofort bleibt mein Stimmchen weg! Egal wie klar ich diese Worte, sogar in Ablehnung und Schärfe und gewisser Verachtung, in mir trage und genau weiß, was ich sagen w-ü-r-d-e, es ist, als würde der Ton weg gedreht. (Ich kann sie doch nicht zerstören.) Der Hammer, wie "gut" ich bin.

    Dann kommt wieder dieses Mitgefühl hoch, ihre Hilflosigkeit angesichts der spürbaren Entfremdung zwischen uns. Sie wollen es "gut" für mich und uns haben, und handeln dabei doch wie unter einer Glasglocke, ohne mich wirklich zu "sehen". Ich werde materiell verwöhnt, wenn ich mal (1-2 mal im Jahr) da bin, meine Mutter macht alles schön und einladend.

    Ich bringe das einfach nicht mit meiner Wut zusammen. Es ist immer, als ob ein Teil in mir sagen würde: Aber sie meinen es doch gut, geben doch ihr Bestes. - Egal mal, wie schräg das in sich ist, und aufgrund ihrer eigenen Kindheitsschäden. - Und schon war's das mit meiner Geltungs-Berechtigung. Mit mir als Thema, meiner Wut als ausreichendem Anliegen.

    Ich kann nicht bei mir bleiben, sobald ich sie verstehe. Und "verstehen" habe ich als Einzelkind wahrscheinlich schon im Bettchen gelernt. Wo keine Antworten sind, muss man seine eigenen kleinen Kopfdaten zusammen tun. Und das finde ich, wo es mir gerade bewusst wird, total bestürzend traurig. Ich habe Mitgefühl mit mir, das geht. Aber ich habe Angst vorm Herunterspielen oder Anzweifeln, wenn ich genau das alles offen lege.

    Zitat


    Einfach stumm bleiben und oberflächlichen oder gar keinen Kontakt haben (wie derzeit auch) fühlt sich falsch an.

    Dieser Gedanke stimmt für mich auch, irgendwie. Es ist eine "Ruhe auf Pump". Und es fühlt sich für mich an, als ließe ich sie in der Luft hängen, denn spürbar ist mein Rückzug, aber ich finde, er verdient auch eine klare Ansage. Genau diese Abgrenzung scheint mir innerlich noch nicht zuzustehen.

    Dort fühlt es sich an wie "Darf ich wegbleiben? Kommt dann niemand zu Schaden?" - So seltsam, dass diese Fragen noch soviel Kraft haben, während meine eigene Kraft sich daran mehr und mehr erschöpft. Wie ein Zwang (eine Sucht), dieses verdrehte Zuständigkeitsgefühl. Und trotz Erkennen ist es da. Ich muss wohl wirklich richtig neu "lernen", was mir als Kind eigentlich zusteht (welches Elternverhalten), und dass es berechtigt ist, das innerlich auch einzufordern (theoretisch, und früher). Und wenn es nicht kommt, mich woanders hin zu wenden, wo ich bekomme, was ich brauche.

    Teilweise geht das in Kontakten, so lange sie gut laufen und nah sind. Aber genau da sitzt auch eine Art Störsender, und dann komme ich trotz innerer Bedürftigkeit nicht aus dem Schneckenhaus, um mir Hilfe zu holen. Wieder der Gedanke, ich darf nicht brauchen. Dabei habe ich das längst anders und besser kennen gelernt (Therapie in einer Klinik).

    Das ist ein Ding, dass ich allein mit Willenskraft nicht aufgelöst bekomme. Da muss mehr her. Bei Al-Anon ist es "eine Macht, größer als ich selbst" (und mein Kopf). Im Moment versuche ich gerade, mich mehr aufs Vertrauen einzulassen, als auszuscheren, sobald ich etwas selbst nicht so hinkriege, wie ich will.

    Es ist aber richtig schwer, mich und alle meine Rechte, mir Gutes zu tun, und wohlgesonnene Menschen zu brauchen, dann nicht aufzugeben. Stecke da gerade in einem kleinen Tief. Dieser Wackelkontakt in Beziehungen und in meinem Selbstwertgefühl, ist der eigentlich auch typisch für ein EKA?

    Ich ende mal hier, für den Moment.

    Danke Euch, fürs lesen und für Eure Anteilnahme, es tut gut, hier in Kontakt zu sein.

    Lieben Gruß auch an Dich, liebe Mikesch,

    Wolfsfrau

    Hallo Bernd,

    vielen Dank für Deine Zeilen. Ja, es stimmt, dieses Thema (Alkohol) anzusprechen, ist wirklich schwer. Ich habe es mal im Streit gemacht, und mir damit nur eine Retourkutsche eingefahren. Jetzt weiß ich, der Schutzwall des Süchtigen (also auch meiner) kann sehr dick sein, und manches dringt einfach nicht wirklich vor.

    Deshalb hatte ich die Idee, das Ganze frei von meinen eigenen Verlusten und Einbußen zu kommunizieren, eben als angebotene "Realität", und meine Mutter macht dann daraus, was sie kann und will. Eher für mein Gewissen, damit ich mich dann auch in Ruhe - soweit ich das innerlich hinkriege - auf mein eigenes Leben konzentrieren kann.

    Und Du hast Recht, ich kann zwar alles mögliche kommunizieren, und das bedeutet trotzdem nicht, dass es etwas "ändert". Das liegt dann allein bei meiner Mutter. Ziemlich schwer auszuhalten.

    Bei Al-Anon bin ich auch schon länger. Aber erst seit kurzem habe ich den Heilungsbedarf an mir selbst (bezogen auf den Alkoholiker) richtig begriffen und musste kapitulieren. Und jetzt geht es mit meiner eigenen Trauer wohl erst richtig los. Ich spüre, dass ich überhaupt nichts retten oder zurück gewinnen oder nachholen kann, was mir an Nähe zu meiner Mutter je gefehlt hat. Vielleicht daher die Hemmung beim Schreiben, weil ich damit auch alle meine kindlichen Nähe-Wünsche als "gescheitert" anerkennen muss. Verstanden habe ich das im Kopf schon, aber die innere Reise geht wohl erst jetzt los, eben alle damit verbundenen Gefühle auch zu fühlen.

    Es tut mir gut, hier von Dir und anderen zu lesen, dass ich nicht allein unterwegs bin. Ich freue mich, wenn ihr hier weiterhin Eure Erfahrungen mit dem Lossagen (Loslassen) teilen mögt. Das gibt mir sehr viel.

    Danke und liebe Grüße,

    Wolfsfrau

    Hallo, und Danke, liebe Mikesch,

    für Dein spontanes Feedback. Das macht mir Mut. (Und Danke für das Kompliment zum Schreiben.) Schön, dass Du mich hier liest. Ich denke, ich brauche noch einiges an Zuspruch von Euch Menschen, hier, für meinen eigenen Start.

    Der nächste Schritt ist nämlich um einiges schwieriger: "Es" meiner Mutter zu sagen, dass ich aus der Co-Nummer (und meiner Selbstbeschränkung) raus will bzw. bin. Es ist nämlich so, dass sie im Wesen der liebste Mensch auf Erden ist und mich nie an ihrer Liebe hat zweifeln lassen. (Egal mal, ob alkoholbedingte innere Abwesenheit bewusst geschieht oder nicht.) Und jetzt muss/will ich ihr sagen, dass ich (konkret gesagt) ihren Anblick nicht ertrage, wenn ich - und sei es nur bei einem Kurzbesuch - vor ihr sitze.

    Sie, ganz bemüht, in der Gastgeberrolle, zugewandt etc., aber selbst nur ein Schatten von sich. Das war emotional schon vorher so, dass sie nicht sich selbst, sondern eher Futterschälchen geben kann, aber jetzt wird's richtig krass, weil sie auch körperlich "verschwindet" (immer dünner wird). Ich fühle mich da irgendwie doppelt verlassen, innerlich, und künftig ja irgendwann auch in der Vergänglichkeit. Deshalb schlägt es bei mir Alarm. Ich habe irgendwie den Impuls, irgend jemand muss es ihr sagen, dass es "so" nicht beliebig weiter geht, dass sie mich da quasi zum Zuschauer ihres Selbstmords auf Raten macht. Das ertrage ich einfach nicht. (Muss ich auch als Kind nicht gut finden, ich weiß.)

    Ich sitze jetzt seit einiger Zeit an einem Brief an sie, möchte mich da auch nach außen klar neu positionieren, und stochere mich von Runde zu Runde, bis ich das Gefühl habe, jetzt weiß ich, was ich wirklich sagen will, und bin auch bereit (schluck), die Konsequenzen (sie sich selbst zu überlassen) selbst anzunehmen. Ich merke es am Schreiben, dass ich da über viele eigene Motive stolpere. Die nützen ihr aber nichts, ich will nicht um sie jammern. Ich will eher sagen: Erwarte bitte nicht, dass ich weiter mitmache, durchs Mit-Schweigen und Leugnen. Ich will mich frei machen.

    Das Umsetzen ist ein echter Prüfstein für meine innere Unabhängigkeit. Ich weiß (im Kopf), ich kann nur für mich selbst sorgen, ebenso wie jeder andere das auch darf und sollte, und trotzdem fällt mir dieses nötige Loslassen so schwer. Ich habe auch Angst um sie, da ich um ihre innere Einsamkeit weiß. Das ist so schwer, bei all dem Wissen trotzdem knallhart das eigene Revier und Glück (incl. Wegbleiben von zu Hause) zu beanspruchen, statt weiter dort "helfen" (?) zu wollen. Als Mensch ist sie mir beileibe nicht egal.

    Da stehe ich gerade, und ich bin froh, hier im EKA-Bereich auch durch Eure Beiträge viel innere Ermutigung zu erfahren.

    Ist das mit dem Brief überhaupt eine gute Idee? Ein persönliches Gespräch ist für mich nicht vorstellbar, in all der erstarrten Routine dann plötzlich eine Hilfs-Broschüre rüber zu schieben - undenkbar, irgendwie. Total schräg.

    Aber ich möchte doch einmal gesagt haben, was ich "sehe", weil es sonst niemand tun wird. Beide leben sehr isoliert, so dass die Info "Achtung, es naht Lebensgefahr" (Spätstadium) von niemandem ausgesprochen wird. Auch kein "Auffliegen" ist zu erwarten, da meine Mutter tadellos in ihrem Alltag funktioniert, sogar bei der Arbeit. Ich will nur den Wink geben, damit ich weiß, ich habe getan, was ich tun kann. - Aber allein das ist so ungewohnt und schwierig. Ich muss mich da echt selbst ans Händchen nehmen, wie es aussieht.

    Das war so noch nie da, außer bei endenden Partnerschaften, dass ich wählen musste: Ich (meine Bedürfnisse) oder Er/Wir. Aber gegenüber meiner eigenen Mutter diese Härte zeigen, puh. Da muss ich ja auch meine gewünschte Nähe zu ihr verabschieden, und das tut doch ganz schön weh.

    Wenn ihr hier ähnliches schon durch habt, würde ich mich über Antworten freuen, wie ihr das innerlich gepackt habt, mit den Schei**-Schuldgefühlen. Bei mir greift immer Verstehen-wollen vor der eigenen Wut und Empörung. Wie ist das bei Euch gewesen?

    fragt die Wolfsfrau