Beiträge von Immergrün

    Hallo pupserle,

    irgendwo habe ich mal gelesen, wenn der Leidensdruck nicht groß genug ist, dann geht man auch nicht.

    Du solltest nicht vergessen, dass du auch jetzt Kraft investieren musst. Deine Kraft, die du voll und ganz in deine Mutter steckst.

    Du willst einen Rat, wie du nicht mitansehen musst, wie deine Mutter sich zu Tode säuft. Geh! Wenn du das nicht kannst, musst du zusehen.

    Für deine Mutter funktioniert ihr Leben so, warum sollte sie es ändern? Dein Vater ist doch Schuld und vielleicht auch deine Schwester, weil sie die Frechheit besitzt, den Kontakt abzubrechen.

    Wenn dein Leben für dich so funktioniert, wie es ist, dann mach weiter. Wenn du damit unzufrieden bist, musst du überlegen, was du ändern kannst. Und leider kann man nur Dinge selber ändern, die man selber beeinflussen kann. Deine Mutter ist ein selbstständiger Mensch, der das Recht hat, eigene Entscheidungen zu treffen. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sein eigenen Leben.

    Auch wenn du dich bisher dafür entschieden hast, deine Mutter nicht alleine zu lassen. Hast du das Recht, dich umzuentscheiden. Es soll ja nicht heißen, dass du den Kontakt komplett abbrechen musst. Aber vielleicht solltest du mal versuchen, auch andere Dinge wahrzunehmen. Versuche ein wenig Abstand zu bekommen, dann könnte es leichter werden.

    Mir hat Abstand sehr geholfen. Meinen Vater sehe ich noch, aber es trifft mich nicht mehr, wenn er trinkt.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo sandyts,

    du schreibst, du fühlst dich für alle verantwortlich. Aber du bist nur für dich und dein Kind verantwortlich. Deine Eltern sind erwachsen, sie können ihre Probleme selber lösen. Du bist doch erst Mitte 20, hast ein kleines Kind zuhause und machst grad Schule nach. Ich finde, das ist genug Verantwortung und genug Aufgaben.

    Was ich damit sagen möchte, wir Kinder müssen doch erst selbst im Leben "ankommen". Wir sind nicht dafür zuständig die Probleme unserer Eltern zu lösen. Wir sind natürlich auch nicht ihr Kummerkasten. Ich war ganz überrascht, als mich eine Freundin mal fragte, warum meine Mutter mich solche Sachen erzählt. Ob sie keine Freundinnen hat, mit der sie ihre Probleme besprechen könnte. Als ich meinte, ich gehe doch mit meinen Problemen auch zu meiner Mutter, antwortete sie, ja du bist ja auch ihr Kind.

    Mein Vater ist Alkoholiker und meine Mutter hat schon früh sich bei mir über ihn ausgeheult. Er mochte ihre Freundinnen nicht, darum hatte sie irgendwann keine mehr. Also haben wir Töchter alles mitbekommen. Ich habe meinen Vater dafür gehasst, dass er meine Mutter so schlecht behandelt hat. Heute weiß ich, dass meine Mutter sich das so ausgesucht hat. Sicher ist sie da irgendwie reingerutscht, aber sie war erwachsen, sie hätte gehen können. Sie ist nur geblieben, weil sie dachte, wir Kinder würden eine Scheidung nicht unbeschadet überstehen. Aber wir haben auch eine Kindheit und Teenagerzeit mit einem alkoholkranken Vater nicht unbeschadet überstanden. Wir Kinder hatten nicht die Wahl. Wir sind damit aufgewachsen, dass Alkohol ok ist. Das der Vater so hart arbeitet, und er dann sein Bier abends trinken darf und seine Ruhe braucht.

    Und glaube nicht, nur weil deine Schwester damit anders umgeht als du, dass es ihr gut geht. Mein Bruder hat sich unserem Vater immer die Meinung gesagt. Dennoch ist er nicht annähert so stark, wie er nach Außen hin wirkt.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo gartenblume,

    ich glaube, du hoffst immer noch, dass er vom Alkohol wegkommt. Er will es nicht einsehen, weil er es dann ändern muss. Aber er möchte Alkohol trinken.

    Sicher kannst du ihm sagen, was du denkst. Aber du kannst nicht erwarten, dass er dir zu stimmt.

    Ich wünsche dir viel Kraft, dass du den nötigen Abstand bekommst.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Klarheit,

    klingt jetzt vielleicht hart, aber was geht dich das an? Sicher du bist seine Tochter, aber du hast dein eigenes Leben und auch er hat ein Recht auf ein eigenes Leben.

    Wo genau steht, dass man ein Jahr Trauerjahr machen muss? Und dass das gesünder ist?

    Wenn dir das zu viel ist, dann sage es deinem Vater, dass dir das zu schnell geht. Dann lernst du die neue Frau später kennen. Sage ihm ganz ehrlich, dass er dich damit überforderst und du noch trauerst.

    Ob dein Vater nun krank ist oder nicht, und ob er sich behandeln lassen will oder nicht, ist seine Sache. Du musst versuchen, da eine Grenze zuziehen. Sonst trittst du in die Fußstapfen von ihm, und kümmerst dich um ihn wie er sich um deine Mutter gekümmert hat.

    Wenn es um Trauer geht, dann gibt es kein richtig und falsch. Jeder geht anders damit um.

    Mal anders herum gefragt, was wäre, wenn dein Vater die Vorfälle mit deiner Mutter so sehen würde wie du? Wenn er erkennt, wo er Fehler gemacht hat. Was bedeuten dann noch die 40 Jahre mit deiner Mutter? Du stellst doch gerade sein ganzes Leben in Frage.

    Ich kann dich schon verstehen. Mir ging es lange Zeit darum, Recht zu bekommen, dass mir meine Eltern mein Leben nicht gerade leicht gemacht haben. Aber was bringt mir das? Nichts. Ich kann nur versuchen, dass meine Zukunft besser wird, und da bin ich ganz alleine für verantwortlich.

    liebe Grüße und viel Kraft in der nächsten Zeit
    Laura

    Hallo Dafina,

    seit wann trinkt dein Vater?

    Zitat von Dafina

    jetzt fängt es wieder an dass ich mir sorgen mache wie lange es wohl diesmal anhält dass er trocken ist.

    Ich denke mal, dass das Trinkpausen sind, die dein Vater einlegt. Um zu zeigen, dass er kein Alkoholiker ist.

    Ich habe einige Trinkpausen mit meinem Vater mitgemacht. Ich kenne meinen Vater eigentlich nur als Alkoholiker. Klar hat er auch Trinkpausen von zwei Jahren gemacht.

    Sicher kenne ich den Gedanken auch, wie lange bleibt er wohl trocken. Was kann ich machen, damit er trocken bleibt. Bin ich mal besonders lieb zu ihm usw usf.

    Aber das mach ich nicht mehr. Dieses auf und ab hat mich so fertig gemacht. Ich kann es nicht beeinflussen. Ich musste akzeptieren, dass mein Vater ALkoholiker ist und bleibt.

    Du machst dein Glück und dein Leben von anderen abhängig. Willst du das? Wer trägt die Verantwortung für dein Leben?

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Paco,

    als ich angefangen habe, mein Leben umzugestalten, hatte ich auch schreckliche Angt. Es hat mich Monate gelähmt, weil ich keine Entscheidung treffen wollte.

    Das hat mich immer weiter runtergezogen. Ich hatte Angst. Ich wollte nichts neues anfangen, der Gedanke an neuen Menschen hat mich regelrecht in Panik versetzt.

    Dann kamen auch die Gedanken hinzu, dass ich es sowieso nicht schaffe. Ich habe alles immer und immer wieder in meinem Kopf durchgespielt. Gemacht habe ich nichts.

    Irgendwann ist mir klargeworden, dass ich auf ein Wunder warte. Das irgendwer mich an die Hand nimmt und mir den Weg zeigt. Oder wenigstens das meine Eltern mir Mut machen für einen Neuanfang. War nicht so. Ich habe eine Therapie angefangen, was mir sehr geholfen hat. Irgendwann dachte ich mir, wenn ich das will, dann reicht das doch. Es ist doch mein Leben. Warum soll ich jemanden das Recht einräumen, es zu bewerten.

    Manchmal denke ich noch, oh was der nun von mir denkt. Aber dann denke ich, dass ist nicht so wichtig. Im August werde ich ja sehen, wie weit ich bin. Da fängt die Ausbildung an, viele neue Menschen.

    Es fällt mir immer noch nicht leicht, Dinge wirklich zu beenden. Daran arbeite ich. Aber ich verfalle nicht mehr in eine monatelange Lähmung.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo gartenblume,

    das ist wirklich eine schwierige Situation. Ich finde, du meisterst sie wirklich gut.

    Dein Vater ist gar nicht in der Lage das einzusehen. Er will nicht ins Heim und wird dir da nicht Recht geben. Du weißt aber vom Kopf her, dass das nicht funktionieren wird.

    Meine Mutter hat letztens was gutes erzählt. Meine Eltern hatten damals die Mutter meines Vaters aufgenommen, sie war schwer krank. Heim war keine Alternative für meine Eltern. Meine Mutter war damals Hausfrau und hat sie um ihre Kinder und die Schwiegermutter gekümmert. Es war ein knallharter Job.

    Aber meine Oma musste auf meine Mutter hören, weil meine Mutter nie nachgelassen hat. Meine Mutter kannte ihre Schwiegermutter nur krank, sie hatten nie ein gutes Verhältnis. Mit ihrer Tochter diskutierte meine Oma immer, auch mit ihrem Sohn. Auf meine Mutter hörte sie, weil sie war ja nicht die Mutter. Ich weiß nicht, ob ich das nun richtig rübergebracht habe. Jedenfalls gab es zwischen den beiden kein inniges Verhältnis oder so.

    Bei dir und deinem Vater wird es doch ähnlich sein. Du bist seine Tochter und er wird nicht auf dich hören, weil er der Vater ist. Natürlich wirst du ihm das so nicht erklären können, weil er es nicht verstehen kann. Aber er ist wirklich besser im Heim aufgehoben, weil dort muss er sich an Regeln halten.

    Bleib stark und hör auf dich.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Helen,

    ich glaube, es geht gar nicht darum was schlimmer ist. Ich selber habe immer gedacht, mir geht es doch gut. Ich wurde nicht geschlagen, warum sollte ich mich beschweren.

    Die Sache ist, ich habe dennoch gelitten. Ich hatte dennoch keine unbeschwerte Kindheit. Ich konnte mich dennoch nicht frei entwickeln und wurde in ein Bild gepresst.

    Ich bin an einigen Tagen auch sehr wütend. Und kann es auch nicht hören, wenn meine Mutter sagt, ist doch alles in Ordnung. Bisher habe ich dann auch immer gesagt, dass das nicht so ist. Vielleicht bei ihr, aber nicht bei mir. Am Wochenende habe ich einfach nicht reagiert. Hat mir eine lange Diskussion erspart, besonders wir hatten sie ja schon x-mal. Ist halt ihre Meinung, ich habe eine andere.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Paco,

    naja so einfach ist es nicht. Und ich bin auch nicht immer mit mir zufrieden. Ich habe keine Ahnung, wie ich dann klar kommen werde, wenn ich dann endlich in dem Beruf arbeiten kann, den ich wirklich will. Aber darüber denke ich jetzt noch nicht nach.

    Zwar erzählen mir alle, was ich dann noch machen kann, wenn ich mit der Ausbildung fertig bin. Aber das ist in drei Jahren! Warum sollte ich jetzt darüber nachdenken. Die Ausbildung macht mir schon genug Angst. Ich versuche, kleine Schritte zu machen. Es gelingt mir nicht immer, aber dann versuch ich es gleich nochmal.

    Früher habe ich immer große Listen und Pläne gemacht. Habe mir zuviel auf einmal vorgenommen, und dann aufgegeben, wenn ich es nicht ansatzweise geschafft habe. Dabei hätte ich es auch gar nicht schaffen können. Es fällt mir immer noch schwer abzuschätzen, wie viel ich schaffe kann. Aber ich fange erstmal an und sehe dann weiter.

    Ich denke oft noch, wie wäre es heute, wenn ich das und das anders gemacht hätte oder meine Eltern anders gewesen wären. Aber das ist Vergangenheit, das kann ich nicht mehr beeinflussen. Aber meine Zukunft kann ich beeinflussen. Ich habe lang genug meine Vergangenheit meine Zukunft beeinflussen lassen. Sicher passiert es immer noch, aber ich gebe mir Zeit.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Helen,

    ja ich kenne solche Gespräche. Die kann man immer wieder führen.

    Ich führe mit meinem Vater solche Gespräche nicht mehr. Manchmal fängt er damit an, ich blocke ab. Er sagt dann, hab dich doch lieb. Ich sage dann immer, das weiß ich doch, dass habe ich gar nicht in Frage gestellt.

    Ich hoffe gar nicht mehr, dass wir irgendwann eine normales Verhältnis haben. Er ist so wie er ist. Er wird sich nicht mehr ändern.

    Aber seitdem ich solche Gespräche lasse, haben wir weniger Stress miteinander. Vorher wollte ich immer, dass er endlich einsieht, dass ich Recht habe. Eigentlich ist es jetzt so, das er erzählt, ich zuhöre und das war es. Er weiß so gut wie nichts von mir.

    Naja mein Vater ist aber nicht einsam. Erleichert gerade die momentane Situation sehr. Aber ich würde halt immer wieder sagen, dass ich beschäftigt bin. Mach ich jedenfalls jetzt, wenn er mal fragt. Keine Ahnung, wie es wäre, wenn er alleine wäre.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Paco,

    ich habe mich letztens mal mit meiner Schwester darüber unterhalten. Sie studiert gerade, hat aber vorher sechs Jahre gearbeitet. Sie hat Angst davor wieder zu arbeiten. Sie weiß nicht, ob sie dem Druck gewachsen ist.

    Die Gesellschaft erwartet immer mehr Leistung. Und wir passen uns da an und erwarten von uns auch immer mehr. Ich selber habe schon seit der Kindheit Kopfschmerzen, dass hat mich immer geschützt. Diese Angst kenne ich daher nicht wirklich. Ich kann nur soviel geben, wie mein Körper es zu lässt.

    Ich kenne aber das Gefühl, nicht zu wissen, wer man ist. Ich musste letztes Jahr mein Leben neu ordnen. Habe lange darüber nachgedacht, was ich beruflich machen möchte.

    Was macht mich glücklich? Diese Frage habe ich mir wochenlang gestellt. Woher war die Frage immer, was macht meine Familie glücklich. Ich habe nie darüber nachgedacht, wer ist eigentlich bin. Sondern habe das Bild, wie mich meine Eltern sehen, angenommen.

    Ich habe versucht, so zu werden, wie sie es von mir erwartet haben. Also habe ich Schritt für Schritt alles neu abgetastet. Zum Beispiel liebe ich meinen Hund, er ist für mich sehr wichtig. Für meinen Vater ist es nur ein Hund. Darum war ich immer im Zwiespalt. Nun lasse ich das aber nicht mehr zu. Für mich ist es wichtig, dass mein Hund gesund und glücklich ist.

    Ich bin gut so wie ich bin. Natürlich bin ich nicht immer mit mir zufrieden. Aber wer ist das schon. Mir ist es ehrlich gesagt, auch nicht mehr wichtig, was meine Kollegen von mir denken. Ich mache meine Arbeit und wichtig ist es, dass der Chef zufrieden ist. Ich kann auch nein sagen, wenn ein Kollege mir was auf den Tisch packen will. Das wäre vor einem Jahr noch nicht möglich gewesen. Dennoch bin ich freundlich.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Helen,

    ich kann dich schon verstehen, dass du es als Art Schmerzengeld ansiehst. Aber enterben ist in Deutschland nicht so einfach. Ich habe mich letztes Jahr antwaltlich beraten lassen, nur damit ich weiß, was kommen kann. Danach ging es mir besser.

    Mir hat es geholfen, klare Regeln auf zu stellen. Wenn sich mein Vater daran hält, dann haben wir Kontakt, wenn nicht dann nicht.

    Ich rede nur mit ihm, wenn er nüchtern ist. Und dann reden wir aber nicht über Alkohol. Es ist sein Leben, und er kann so viel trinken wie er will. So in etwa habe ich ihm das auch gesagt.

    Natürlich hat er weiterhin versucht sich in mein Leben zu mischen. Ich habe dann zu ihm gesagt, ich will dich nicht ändern und du solltest auch nicht versuchen mich zu ändern.

    Er fühlt sich dadurch nun nicht mehr bedroht und muss sich nicht verteidigen. Natürlich redet er immer noch, wie irgendwas besser geht. Aber ich lass ihn reden, er ist alt und wird sich nicht mehr ändern. Aber ich weiß, was ich will. Und wenn ich wirklich mal einen Rat brauche, habe ich ja immer noch meine Schwester.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Dafina,

    hört sich für die vielleicht jetzt komisch an, aber warum muss er denn ins Krankenhaus? Wenn du es nicht mitmachen willst, dann soll er nach Hause gehen.

    Ob er nun eine Krankenversicherung hat oder nicht, ist doch nicht deine Sache. Wer hat den Arzt jetzt bezahlt? Aber ich denke mal, wenn du beim Krankenhaus anruftst und fragst, bekommst du sicher die Preise mitgeteilt.

    Wer kauft den Alkohol den dein Vater jetzt trinkt?

    Von hier aus betrachtet, hat dein Vater dich jetzt vermutlich da wo er dich haben möchte. Du kümmerst dich um ihn, und er trinkt. Und wenn du mit Krankenhaus drohst, fängt er damit an, dass er nicht versichert ist. Also kümmerst du dich darum, wie viel es kostet. Und wer bezahlt es dann? Er wird dann vielleicht in die Entgiftung gehen, weil du das willst. Aber solange er es nicht will, wird er sich nicht ändern. Er wird es ein paar Monate vielleicht durchziehen und dann liegt er wieder auf deiner Couch und trinkt.

    Ich drück dir die Daumen, dass du es schaffst, an dich zu denken. Es ist schwer als EKA, weil man immer denkt, dass man das machen muss. Aber wir sind nicht für unsere Eltern verantwortlich. Das sind wir nicht. Besonders schwer ist es, wenn sie dann Fehler zu geben. Ich selber habe meinem Vater immer wieder geglaubt, jedes mal hat es wieder wehgetan, wenn er weiter getrunken hat. Ich wurde so oft enttäuscht. Deshalb habe ich zum ihm gesagt, dass er gerne den ganzen lieben Tag trinken kann. Aber ich mit ihm nur umgehe, wenn er nüchtern ist. Und immer wenn er betrunken aufgekreuzt ist, bin ich gegangen.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo stracho,

    mein herzliches Beileid.

    Ich habe bisher noch keinen meiner Eltern verloren. Ich kann aber ansatzweise nachvollziehen, in welchem Zwiespalt du bist. Einerseits bist du traurig, weil er dein Vater war. Anderseits war er aber nicht der Vater den du gerne gehabt hättest. Ich glaube, du darfst jetzt alle Gefühle zulassen die du möchtest. Sei es Trauer oder Wut. Selbstverständlich darfst du auch böse auf ihn sein. Nur weil er Tod ist, wird er nicht heilig gesprochen. Ich hoffe, ich geh mit dieser Aussage nicht zu weit.

    Mir fällt es manchmal schwer, positiv von meinem Vater zu denken. Er hat einfach so viele schlimme Sachen gemacht, die ich nicht vergessen will. Dennoch hat er seine guten Seiten. Vor einem Jahr wollte ich das nicht sehen, weil ich ihn hassen wollte. Aber nun fange ich an, das lockerer zu sehen. Er ist der Mensch, dem das Leben aus ihm gemacht hat. Ich brauche ihm nicht verzeihen, aber ich muss ihn auch nicht hassen. Das ist mir selbst überlassen.

    Ich habe mir angewöhnt, auch Albträume als was positives zu erleben. Ich merke dann, dass ich selbst im Schlaf Stress habe. Manchmal realisiere ich auch erst dann, dass mir gerade alles wieder zuviel ist. Dann versuche ich einen Gang zurück zuschalten. Früher habe ich immer gehofft, dass jemand zu mir sagt: Du siehst aber schlimm aus, mach doch mal Pause. Ich wollte erst die Bestätigung von anderen haben, dass es mir schlecht geht. Heute reicht es mir aus, wenn ich das so sehe. Ich muss da keine Bestätigung haben und sage auch nein, wenn jemand was von mir will.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Papaya,

    ja ich finde anrufen auch immer schwer. Man weiß nie, ob man einen nüchternen Moment erwischt. Schreib doch eine mail, finde ich immer einfacher.

    Manchmal geht das natürlich nicht, dann mach ich das immer so, dass ich mir vorher fest vornehme, dass ich auflegen werde, wenn er mir zu nah kommt.

    Meine Mutter hat auch mal zu mir gesagt, du willst ja keine Hilfe. Ich habe dann geantwortet, dass ich mir Hilfe suche, wenn ich welche brauche, aber ihre Hilfe nicht möchte. Das es mein Leben ist. Ihr hat das nicht gefallen, aber das ist ihr Problem. Ich habe es auch nicht sofort gesagt, aber sie hat mich damit nicht in Ruhe gelassen. Wahrscheinlich war das für sie schwer, dass ihr eigene Tochter keine Hilfe von ihr will. Aber sie musste das akzeptieren.

    Auch wenn da ein Unterton bei deinem Vater ist, du musst den nicht annehmen. Du wirst deinem Vater den nicht abgewöhnen können. Aber du musst ihn nicht annehmen. Du hast deine Gründe, und du musst dich ihm auch nicht erklären. Wenn du möchtest, kannst du es machen. Musst du aber nicht. Du bist ihm keine Rechenschaft schuldig.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Jen,

    ist doch gut, du hast es jetzt ausgesprochen.

    Das Wort Alkoholiker sage ich nicht mehr zu meinem Vater. Er will es nicht hören und füllt sich dadurch angegriffen. Darum geht es mir aber nicht, ich will ihn ja nicht angreifen. Nur mich selber schützen.

    Ich habe letztes Jahr viele Gespräche mit meinem Vater gehabt. Ich glaube, das war für mich sehr wichtig zum loslassen. Natürlich war er bei jedem Gespräch betrunken. Ich habe ihm viele Sachen gesagt, habe dann erkannt, dass wir uns im Kreis drehen.

    Seitdem läuft es bei uns so, dass er mir viel Freiraum gibt. Vielleicht hat er Angst, dass ich auch nicht mehr mit ihm rede. Meine anderen Geschwister haben gar keinen Kontakt. Wenn er betrunken ist, rede ich nicht mit ihm und sage es ihm. Wenn er nüchtern ist, dann gibt es das Thema nicht. Ich verschweige es nicht. Aber er will seinen Alkoholkonsum nicht ändern, darum brauchen wir darüber nicht reden. Wenn er doch mal damit anfängt, dass er ein Problem hat und Hilfe braucht, verweise ich ihn an seinen Hausarzt. Ich kann ihm nicht helfen.

    Ich nehme ihn so wie er ist. Ich freue mich, wenn er nicht getrunken hat und wir normal miteinander reden kommen. Aber auch dann halte ich ihn auf Abstand. Er ist aber froh, dass ich mit ihm rede. Und mehr haben wir noch nie gemacht. Er hat das schon immer mehr als Aufgabe der Mutter gesehen, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Er ist ja auch schon über 60.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Jen,

    wer ist denn für dich da? Es ist nicht deine Aufgabe für deine Mutter da zu sein.

    Ganz ehrlich, deine Mutter ist erwachsen. Sie bestimmt ihr Leben. Und wenn sie trinken möchte, soll sie doch trinken. Und wenn sie in der Wohnung bleiben möchte, dann kann sie es. Warum suchst du da denn eine Wohnung? Da könnte sie doch alleine oder sie fragt nach Hilfe.

    Ich glaube, du solltest versuchen mehr an dich zu denken. Du hast deiner Mutter gesagt, warum du auf Abstand gehst. Warum sollst du das denn immer wieder wiederholen?

    Ich finde es richtig, dass du gehst, wenn deine Mutter sich daneben benimmt. Ich rede auch nicht mit meinem betrunkendem Vater. Ich bin doch kein Papagei, der immer wieder das gleiche sagt. Zudem könnte ich dann auch mit einer Wand reden.

    Versuche doch mal die Situation von weiter weg zu betrachen. Bei mir ist es so, dass die Gespräche alle gleich sind. Wie in einer Endlosschleife. Klar kann ich hoffen, dass ich irgendwann bei meinem Vater ankomme. Oder ich fange an, mich auf mich zu konzentrieren. Hoffen oder Leben?

    Du machst doch dein Glück von ihr abhängig. Ich denke mal, du hast Angst es anzusprechen, weil du weißt, dass sie dich enttäuschen wird. Entweder sie wird es abstreiten oder sie wird dir Recht geben. Dann fängst du an zu hoffen, und später merkst du, dass sie nichts ändert.

    Ich habe vor einem Jahr erkannt, dass mein Vater nicht aufhören wird zu trinken. Ich akzeptiere das mein Vater Alkoholiker ist. Nur er alleine kann das ändern. Dennoch habe ich mein Leben. Und da gibt es genug gute Sachen, die mich glücklich machen.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Jen,

    es ist doch gut, sich mehr aus sein eigenes Leben zu konzentrieren. Ich habe jahrelang versucht, die perfekte Tochter für meinen Vater zu sein. Wenn alles so läuft, wie er sich das vorstellt, dann gibt es auch kein Grund zu trinken. Aber ein Alkoholiker wird immer einen Grund finden zu trinken.

    Ich habe irgendwann zu ihm gesagt, dass ich es nicht ertragen kann, das er zu viel trinkt. Das ich damit nicht umgehen kann. Aber es natürlich sein Leben ist und ich nicht verlange, dass er mit dem Trinken aufhört, nur das ich es nicht wissen möchte und wenn wir uns treffen, dass er nüchtern sein muss.

    Ich war an einem Punkt, wo ich mich entscheiden musste, er oder ich. Und ich habe mich für mich entschieden. Seitdem haben wir so gut wie keinen Kontakt mehr.

    Bei dem Gespräch, habe ich versucht, nicht den Finger auf ihn zu zeigen. Sondern habe versucht, meine Gefühle dazulegen. Das war natürlich nicht einfach, mir ging es schlecht, weil er trank. Also musste mehr Abstand zu ihm sein. Ich musste versuchen, mein Leben mehr in den Mittelpunkt zu bekommen.

    liebe Grüße
    Laura

    Halla sarawen,

    was meinst du damit, dass die Vergangenheit dich immer wieder einholt. Wenn ich das richtig verstehe, trinkt dein Partner.

    Die Frage, was du nur machen sollst, kannst nur du dir beantworten. Was willst du denn? Möchtest du einen trinkenden Partner? Ich habe gesehen, wie meine Mutter fast 30 Jahren versucht hat, meinen Vater "zu retten". Aber gebracht hat es nichts. Du kannst deinen Freund nicht retten.

    Du entscheidest, wie deine Zukunft aussehen soll.

    liebe Grüße
    Laura

    Hallo Papaya,

    ich muss zugeben, ganz versteh ich es nicht.

    Ist es dir denn möglich die Telefonrechnung zu zahlen? Wenn ja, würde ich bei der Telekom anrufen und fragen, was gemacht werden muss, damit du zukünftig die Rechnungen bekommst. Versteh nicht ganz, warum du die Mitteilung bekommst, wenn er die Rechnungen bezahlt und auch Vertragspartner ist.

    Desweiteren würde ich mir über das "warum" keine Gedanken machen. Wenn es dir wichtig ist, dann solltest du deinen Vater fragen. Oder du sagt, ok, dann zahl ich selber. Kann natürlich sein, dass die Telekom nicht einziehen konnte (meisten Lastschrift), dann wird man meistens umgestellt und bekommt nur so eine Mitteilung, passiert dann gar nicht auf eigenen Wunsch. Das kann dir auch die Telekom sagen, wenn sie mit dir redet, kann sein, sie wollen nur mit deinem Vater reden.

    Ich würde auch erst auf Zuschüsse von meinem Vater verzichten, wenn er mich damit erpresst. Dann würde ich sagen, das tu ich mir nicht an, ich suche einen anderen Weg um von dir nicht mehr abhängig zu sein. Anders würde ich es sehen, wenn ich noch im Studium wäre, dann wäre es seine Pflicht mich finanziel zu unterstützen.

    liebe Grüße
    Laura