Hallo zusammen,
ich, zu 100 % Co-Abhängig habe mich hier angemeldet und gestern und heute schon ein wenig gelesen. Nun würde ich gerne mal von euch hören, was ihr denkt über das, was ich hier nieder schreiben.
Zu meiner Person, ich bin weiblich, 45 Jahre alt und stehe mit beiden Beiden im Leben. Alkohol spielt in meinem Leben keine Rolle, ich trinke vielleicht alle paar Monate ein Radler, Sekt oder Cocktail. Und wenn ich 5 Monate nichts getrunken habe, fällt mir das noch nicht mal auf.
Ich habe eine Fernbeziehung (ca. 170 km) zu einem Mann und wir haben uns regelmäßig jedes Wochenende gesehen. Manchmal auch in der Woche. Die ersten Monate waren noch unbelastet, dann nahm das Drama seinen Lauf. Er erzählt mir, dass er solche Probleme hat mit seiner Ex-Beziehung und seiner Familie (sehr religiös) und er möchte mich "für sich" haben. Heißt, dass niemand etwas von mir wusste. Wir haben uns blendend verstanden, ich konnte mit 40 Jahren sagen, dass ich wirklich einen tollen Mann kennengelernt hatte. Nur gefiel mir sein Alkoholkonsum nicht, was ich auch am Anfang immer wieder erwähnt hatte. Im Laufe der Zeit war es schon Normalität, dass er freitags, wenn er ankam, direkt an den Kühlschrank ging und Wein und Wasser holte. Er mischt, trinkt aber innerhalb von einem Abend meist 1 Flasche Wein und es kam auch schon mal vor, dass es 1,5 Flaschen wurden.
Das Thema Alkohol rückte durch seine andere Problematik somit für mich in den Hintergrund. Immer wieder sprach ich ihn darauf an, dass er mich nicht so aus seinem Leben ausschließen kann. Und es gab immer wieder Diskussionen und Ansätze seinerseits, die allemal gescheitert sind.
Im letzten Jahr hat er eine Therapie gemacht, weil er mit seinen Gefühlen nicht klar kommt, stellenweise wirklich emotionslos reagiert und immer wieder diese Hoch's und Tief's hat, mit denen er nicht klar kommt. Nach einem Jahr war er "fertig"; er hatte sehr viel über sich erfahren, so wurde es mir erzählt. Dann ging es an die Umsetzung im letzten Herbst. Mir wurde erzählt, er möchte gerne hier in die Nähe ziehen, sich einen Job suchen und seine Selbständigkeit aufgeben, die eh nicht funktioniert. Ich sollte dazu erwähnen, dass er am Anfang unserer Beziehung wieder zu seiner Mutter zog, nachdem sein Vater verstoben war. Die Dame ist inzwischen fast 85 und die beiden sind wie Hund und Katze. Ich hab immer nur seine Seite gehört, dass sie so uneinsichtig ist, sein Leben ankreidet und ihn einfach nicht versteht.
Ebenfalls war ich im letzten Jahr zu Besuch bei ihm und habe seine Mutter das erste Mal überhaupt gesehen. Sie wusste allerdings nicht, wer ich bin. Da er sonst nie Besuch mitgebracht hat, konnte sie es sicherlich denken, jedoch wurde ich nicht als seine Partnerin vorgestellt, lediglich mit meinem Namen.
Für mich war die Situation immer unbefriedigender, weil ich nicht so aus seinem Leben ausgeschlossen sein wollte. Ich habe immer wieder gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Zumal er immer diese extremen Stimmungsschwankungen habe, über die er nicht reden möchte. Ich weiß nicht, warum die entstehen, konnte aber immer schlechter damit umgehen.
Im Herbst kam dann seine Idee, hier in die Nähe zu ziehen. Er war total Feuer und Flamme. Urplötzlich war dann 4 Wochen alles anders, er hat sich sehr verändert. Die Laune wurde immer schlimmer und er wollte Abstand um nach zu denken, was er schön öfter gemacht hatte. Bei den ganzen Aktionen des Nachdenkens ist nur nie etwas heraus gekommen. Er erzählte mir dann, dass es mirkoskopische Schritte für mich wären, aber für ihn halt sehr große.
Oftmals sind wir im Sommer auch schwimmen gegangen am See, und in der Kühltasche war Wein. Ich habe dann auch mal einen Sekt getrunken, aber bei ihm war es massig an Alkohol. Ich finde eine Flasche da schon relativ viel.
Nunja, er zog sich immer weiter zurück. Nachdem er dann nochmal hier war, und ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt habe und er nicht wollte, hab ich das Mitte März beendet, auch da wollte er aber wieder nachdenken. Er meldet sich dann nochmal und dann bekam ich raus, dass er sehr viele SMS mit einer Bekannten in der Schweiz schrieb. Ich habe diese Information sicherlich nicht auf legalem Wege bekommen, aber für mich war das ein extremer Schlag. Ich hatte Kurzarbeit im Büro, musste mir einen neuen Job suchen und hab für ihn auch noch die Bewerbungen geschrieben, hab mich durch Bewerbungsgespräche und Gespräche mit Head Huntern (Personalberatern) auseinander gesetzt und er hat sich per Handy amüsiert.
Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Ich hatte meinen Traumjob gefunden, der auch sehr verantwortungsvoll ist aber das mit ihm hat mir genau in diesem Moment die Schuhe ausgezogen. Ich habe kurzen Prozess gemacht und in einem "emotionalen Zusammenbruch" wie ich es nenne, Emails in die Schweiz, seiner Ex und ihm geschrieben und mir von der Seele geschrieben, was zu schreiben war. Ich wollte aus diesem Schatten heraustreten und sagen, wer ich war. Das gab natürlich mächtig Ärger mit ihm. Meine Freundin hat dann noch mit ihm telefoniert und ihn gebeten, er solle sich überlegen, was er da tut. Auch mir gab sie an die Hand, zu überlegen, ob ich ihn wolle und das alles verzeihen könnte.
Mir wurde immer mehr klar, dass auch der Alkohol da eine Rolle spielen muss, zumal meine Tante mich darauf ansprach, dass er wohl ein massives Problem mit Alkohol zu haben scheint. Sie kann es beurteilen, denn sie ist selber trockene Alkoholikern und das seit fast 30 Jahren.
In meiner Welt ist ein Alkoholiker morgens schon betrunken und hat zittrige Hände. All das ist es nicht. Nur wunderte mich, dass er nach einer Flasche Wein mit Wasser immer noch total nüchtern wirkte. Er fuhr auch Auto, das hat er mir erzählt.
Dann hatte er eine Fahne, wenn er hier ankam, nicht immer aber manchmal. Und das war nicht nur Wein.
Nachdem wir uns dann nach dem großen Krach nochmal per Messi (ich hasse das, aber da hat man(n) wohl kein Rückgrat) ausgetauscht haben, wurde er so richtig eklig und agressiv in der letzten Woche.
Ich habe ihn letzten Freitag gefragt, ob er mich noch liebt, das wäre unser 5. Jahrestag gewesen. Da kam dann eine Abhandlung aus Wikipedia dass Liebe nicht mit Ja oder Nein zu beantworten wäre. Er wüßte gar nicht, ob er zur Liebe fähig sei. Er hat mich danach so beleidigt und gedemütigt, er würde mich nicht mehr lieben und wolle neu Anfangen, ohne sein doofes Zuhause mit seiner Mutter und auch ohne mich, aber er wüßte, dass er das eh wieder alles alles verkacken würde. Dann kam meine finale Mail, dass ich geschrieben habe, ich werde mich nicht mehr melden und ein Mensch, der so respektlos mit mir umgeht, der hätte meine Liebe nicht verdient und auch keinen Platz mehr in meinem Leben und er soll sich die Birne voll hauen, weil das wäre ja etwas, was immer geht bei ihm, ich wäre nicht sein Fußabtreter.
Klar bekam ich darauf keine Antwort mehr, ich habe auch nicht damit gerechnet. Er ist nicht der hier oftmals beschriebene Typ, der sich meldet, er meldet sich dann eher gar nicht mehr.
Ich habe hier gesessen, wie auch schon die letzten Wochen und habe nur geheult. Geweint, weil ich es nicht verstehe, wie man(n) so sein kann. Wie egal ich bin, ich bin so undendlich verletzt!!! Immer wieder hab ich ihm geglaubt und vertraut, aber ich bin dabei völlig auf der Strecke geblieben.
Gestern bekam ich eine Mail, dass es ihm sehr leid tut und er mich wirklich respektlos behandelt hat und auch die Dinge die er gesagt hat sehr gemein waren. Er möchte ein Gespräch mit mir, auch wenn er meiner nicht mehr würdig sei (wie theatralisch). Dass er auf mich zukam, ist neu, das gab es noch nicht bisher.
Ich habe sehr sachlich geschrieben und wir haben uns auf ein Treffen auf neutralem Boden am Samstag geeinigt.
Ich will für ihn nicht mehr überlegen, was er tun soll. Das hat er mir oft genug vorgeworfen, dass ich das tue. Aber der Gedanke kam eher aus meinem Kopf, weil was hat er für mich getan?
Dem Treffen habe ich nur zugestimmt, um mir anzuhören, was er mir zu sagen hat. Und dann werde ich ihm sagen, dass er besser eine Therapie machen soll in seinem eigenen Interesse, wenn er irgendwie mal wieder ein Leben leben möchte. Und wenn er mich nach einem Zurück fragt, werde ich sagen, dass es so nicht geht. Da ist sein Aktionismus gefragt, denn so kann und will ich nicht weiter machen.
Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, den ich da gehe, ich bin gespannt auf eure Antworten und Anmerkungen.
Schonmal Entschuldigung für den sehr langen Text, aber ich habe einfach so aus dem Bauch heraus runter geschrieben.
Danke und Grüße
Circe