Beiträge von Susi40

    Spedi, Du scheinst hier herunterzuspulen, was Du wahrscheinlich schon x-Mal von Dir gegeben hast. Mit mir hat das herzlich wenig zu tun. Allerdings habe ich dieses Phänomen in den vergangenen Monaten bereits kennen gelernt.

    Ich kann ja noch ansatzweise nachvollziehen, dass Du es so empfindest, als machte ich ihm seine Krankheit zum Vorwurf. Das mache ich natürlich nicht, aber er hat mir mit diesen Erpressungen schon ziemlich zugesetzt. Wie ich dem Co-abhängigen Forum entnehme, leiden wohl sämtliche Partner unter dieser offenbar typischen Verhaltensweise. Ich bin nicht co-abhängig und habe mir diesen Schuh deshalb auch nicht angezogen. Allerdings habe ich die Wünsche ernst genommen und viel darüber nachgedacht, warum er solch komische Dinge von mir verlangt. Er wollte über mich verfügen wie über seine Flasche Schnaps, ich kam mir vor wie ein Substitut und habe, wenn ich diese Aufgabe verweigerte, zu hören bekommen, dass man für eine Partnerschaft eben Opfer bringen müsse. Verlangt habe eigentlich ziemlich wenig von ihm, nur dass er an seiner Genesung arbeitet, weil das die Voraussetzung für eine Beziehung war. Da er das noch nicht wollte, habe ich mich auch noch nicht richtig auf die Beziehung eingelassen. Er hätte sich erst noch ein eigenes Leben mit Aktivitäten und Inhalten schaffen müssen. Es war trotzdem eine große emotionale Nähe da, deshalb hätte ich auch nicht Schluss gemacht, sondern unter dieser Distanzprämisse gewartet, bis er zum nächsten Schritt bereit gewesen wäre.

    Ich weiß ja nicht, wie lange Du schon trocken bist, aber mir scheint, Du hast ebenfalls noch ziemlich wenig Distanz. Der Kontakt mit einigen hier und so manche aggressiv-demagogischen Beiträge bringen mich ebenso schlecht drauf, muss ich mal sagen, wie es schlussendlich der Kontakt mit meinem nicht mehr trinkenden Freund tat. Allerdings lerne ich dabei schmerzlich das, was ich hier zu Beginn rein rational erfragen wollte.

    Jeder halbwegs reflektierte und gesunde Mensch (was gesund auch sein mag) kennt das leidliche Phänomen, bei anderen vehement die eigenen Schwächen anzuprangern, solange man nicht bereit ist, an diesen zu arbeiten. Bis zu einem gewissen Punkt weit nach Beginn der stofflichen Abstinenz scheint mir Alkoholkranken gemein zu sein, dass sie Mitmenschen in ihre von Giftstoffen geschwängerte Realität zu zwingen suchen und ganz schön ungemütlich, verletzend und herabwürdigend reagieren, sofern diese nicht darauf einsteigen.

    Unter normalen Umständen, wobei normal durchaus einschließt, dass jeder bewusste Mensch am Menschsein schmerzlich leidet, findet fruchtbarer Austausch statt, indem man dem interessierten Gegenüber die eigene Gedanken- und Gefühlswelt darlegt, wohlwissend und als Bereicherung erachtend, dass des Gegenübers Wahrnehmung gänzlich anders geprägt zu sein verspricht und sich der bewusste Mensch daher häufig in einen kritisch-dialektischen Dialog begibt.

    Nur die Welt des Alkoholikers soll die wahre, überlegene sein? Deren Regeln die in die Fänge Geratenen befolgen müssen, um nicht andernfalls für zu blöd erklärt zu werden, irgendetwas zu kapieren? Es mag vermessen klingen, aber ich traue mir einiges zu zu kapieren, Spedi, und von anderen als Beobachterin schon gleich mehr als bei mir selbst. Und so langsam erschließt sich mir allein durch mancher Subtext ebenso wie durch den jenes Menschen, dem ich mich nah fühlte, so einiges.

    Es gibt ja die These, dass manche Menschen viel, viel Schnaps trinken können, ohne alkoholkrank zu werden. Das hat mir nie sonderlich viel gesagt, weil es die Frage aufwirft, was unter alkoholkrank überhaupt zu verstehen ist. Nach meinen jüngsten Erfahrungen kann ich mit dieser These jedoch schon weitaus mehr anfangen. Ist vielleicht eine bestimmte Art zu denken schon vor der Substanzsucht vorhanden und begünstigt diese? Oder formt erst die Substanz die Art zu denken? Ersteres würde die These untermauern. Ich habe keine Ahnung, finde die Frage aber durchaus interessant, denn sie könnte bei vielfältigen Phänomenen gleichermaßen gestellt werden. Fakt scheint mir jedenfalls zu sein, dass zahlreiche Alkoholiker die Gesetzmäßigkeiten ihres berauschten Denkens auch abstinent noch lange beibehalten und als erhaben zu betrachten scheinen.

    Viele Beiträge hier im Forum sind wirklich bemerkenswert. Das spürt man sofort. Jetzt erahne ich jedoch erst viel deutlicher, was tatsächlich alles dahinter steckt, denn zahlreiche Reflexionen hier sind Zeugnis der Befreiung aus geistigen Fängen und der Fähigkeit, aus der Distanz einen unbefangene Blick auf das eigene Rauschdenken zu werfen. Jetzt weiß ich, dass es mit dem Aufbringen der Kraft, dem Alkohol zu entsagen, nicht getan ist, da es unterschiedliche Qualitäten des Entsagens gibt. Vor den Vertretern der einen werde ich künftig auf der Hut sein. Vor den anderen ziehe ich ehrfürchtig meinen Hut. Das ist wirklich eine Wahnsinnsleistung.

    Speedy,

    naja, in gewisser Weise magst Du recht haben. Ich habe ihn einfach als Mensch betrachtet. Klar, mit einer Krankheit. Aber es gibt zehlreiche Krankheiten, die eine Situation durchaus schwierig machen können. Schwierigkeiten hätte ich auch getragen.

    - edit - , mir vorzuwerfen, dass ich nicht einfach das tue, was mir andere aufgrund ihrer Erfahrung raten. Da wäre ich ja vollkommen fremdbestimmt, würde ich mein Verhalten auf diese Weise steuern. Außerdem wirst wohl auch Du nicht behaupten wollen, dass alle Alkoholiker dieselben Verhaltensweisen in derselben Ausprägung an den Tag legen.

    Wenn dem so wäre, warum hat mir denn hier niemand auf meine Fragen hin von dem langen Gesundungsprozess der Denkstrukturen erzählt? Das habe ich erst von dem Herrn bei Alanon erfahren, als ich ihm mehrere abstruse Situationen schilderte.

    Ich habe hier versucht, etwas zu verstehen, um meine Wahrnehmung für die Probleme dieses Menschen zu sensibilisieren. Das ist nicht gelungen. Auch der Herr von Alanon sagte, dass es allzu stereotyp sei, Partnern von Alkoholikern stets schlicht die Trennung nahezulegen.

    Mir wurde hier auch schon eine Co-Abhängigkeit unterstellt. Entweder Co-Abhängigkeit oder Trennung lautet wohl das Credo. Auch wenn es bei mir nicht geklappt hat, denke ich trotzdem, dass es Alkoholiker in diesem Universum gibt, die in klaren Momenten eine Einsicht dafür aufbringen können, dass sich der andere nicht zwangsläufig emotional erpressen lassen muss.


    Perle, - edit, Linde -

    Liebe Grüße

    Ich hatte hier lange nicht mehr reingeschaut und lese jetzt erst Dagmars Posting. Das nehme ich einfach mal zum Anlass, nochmal etwas zu schreiben. Die Geschichte ist endgültig aus, lief dann doch noch etwa einen Monat länger, als ich hier geschrieben hatte. Da sich thematisch nichts verändert hatte, habe ich mich hier nicht mehr zu Wort gemeldet.

    Sie ist schließlich gar nicht gut auseinander gegangen. Eigentlich habe ich eine Stinkwut auf den Typen, sage mir aber immer wieder, dass es wohl mit seiner Krankheit zu tun hat und er nichts für sein merkwürdiges Verhalten und Argumentieren kann. Denn so viel Schwachsinn auf einmal ist mir eigentlich noch nie zu Ohren gekommen. Manchmal fehlten mir regelrecht die Worte. Mir schien, er wollte mich erpressen und versteckte dieses Ansinnen noch nicht einmal besonders gut, ließ sich immer wieder neuen Bullshit einfallen.

    Weil ich das alles nicht glauben konnte, rief ich mal bei Alanon an und bat um Rat. Dort klärte man mich auf und sagte, dass sich mit der Abstinenz noch lange nicht die Denkstrukturen eines Alkoholikers verändert hätten, dass manche Alkoholiker sagten, dies daure ebenso lange wie die Sucht, dass ich auf den Schwachsinn nicht reagieren solle, dass sich Alkoholiker erst in Selbsthilfegruppen dessen bewusst werden, wenn sie hören, was andere für einen Bullshit erzählen.

    Leider muss ich jetzt weg. Aber vielleicht ist es doch nicht das Schlechteste, hier noch mal darüber zu schreiben, denn ich fühle mich sehr verarscht von dem Typ und kann es nicht verstehen, wie man sich so verhalten kann. Wenn eine Beziehung nicht klappt aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse, ok, aber so etwas...


    Liebe Grüße

    Oh Perla, was regst du dich eigentlich so auf? Krümmelkäfer hat Dir doch nix getan. Sehr merkwürdig...

    Weil ich es immer blöd finde, Geschichten nicht zu Ende zu hören, melde ich mich noch mal bei Euch.

    Es ist aus, er hat Schluss gemacht. Schon vor unserem Treffen an Pfingsten mäkelte er, dass wir uns so selten sähen, danach wurde es immer extremer. Ich wollte ihn nicht verlassen, aber ich konnte nicht immer da sein. Er meinte, es gebe einen geheimnisvollen Grund für meine Verweigerung. Bei mir war es einfach nur, dass ich all meine Verpflichtungen unter einen Hut bekommen muss und zugegebenermaßen auch ein bisschen vorsichtig bin. Das hatte aber nichts mit meiner Zuneigung zu tun. Es war ihm zu wenig.

    Liebe Grazia,

    ja, es geht mir ums Verstehen, um das Verständnis, wie der Prozess ins alkoholfreie Leben verläuft.

    Ich glaube eigentlich nicht, dass ich eine Co-Persönlichkeit bin, eher bin ich immer viel zu früh auf der Flucht. Natürlich habe auch ich mein Päckchen zu tragen, was mit in diese Beziehung spielt. Da das aber nichts mit Alkohol zu tun hat, schreibe ich hier nicht darüber. Ich liebe diesen Mann aus diversen Gründen. Mit Alkohol werde ich definitiv Abstand nehmen, aber ohne möchte ich versuchen, die Zeit zu überstehen, so wie es Doro schrieb, auch wenn es manchmal schwierig ist.

    Ich habe ein wenig in Deine Geschichte hineingelesen und kann Deine vehemente Reaktion vor dem Hintergrund verstehen. In der Tat muss man immer wachen Auges sein, wenn man sich auf solch eine Beziehung einlässt, da hast Du Recht. Ich hoffe sehr, dass es Dir inzwischen viel, viel besser geht. Du hast enorm viel geschafft.

    Liebe Grüße

    Susi

    Liebe Grazia,

    vielen Dank für Deine Antwort.

    Allerdings habe ich hier nicht über die Beziehung generell geschrieben, sondern nur über die Aspekte, die mit dem Alkohol zusammenhängen und mich verunsichern. Es ging mir nicht um eine Diagnose, sondern um Erklärungen aus Euren Erfahrungen heraus. Zwar habe ich schon viel hier gelesen, aber die Gefühlswelt eines Alkis äußert sich eben unterschiedlich.

    Liebe Grüße

    Susi

    Hallo,

    da bin ich noch mal, wieder mal ziemlich durcheinander.

    Ich habe ihn Pfingsten besucht, und wir haben wirklich ganz, ganz tolle zwei Tage gehabt, in denen wir uns super verstanden, viele schöne Dinge unternommen haben und alles sehr harmonisch war.

    Aber dann:
    Vielleicht war es zu schön.

    Schon kurz nachdem ich weg war, erhielt ich eine zweifelnde SMS, ob das jetzt tatsächlich so gut sei, dass er mich jetzt noch viel lieber hätte. Abends telefonierten wir länger und irgendwie war es zwischendurch manchmal unschön. Insbesondere beschwerte er sich immer wieder, dass ihm telefonieren nicht reiche. An der Situation lässt sich jetzt nun einmal nichts ändern, aber ich persönlich sehe sie auch anders. Ich freue mich einfach, dass wir uns gefunden haben, auch wenn nicht alles optimal ist. Was ist schon optimal? Das sagte ich ihm, woraufhin er erwiderte, eine Beziehung bringe nichts, wenn nur einer glücklich sei, er sei nämlich fast immer unglücklich.

    Ich will Euch nicht mit Details langweilen. Jedenfalls hat er mir in den vergangenen drei Tagen zwei Mal die Freundschaft gekündigt.

    Ich spüre, dass es eine Krise gibt. Aber eine Krise bedeutet m.E., dass manche Dinge bewältigt werden müssen, damit man auf eine andere Ebene kommt. Mein Gefühl ist, dass die Auseinandersetzung mit sich selbst für ihn immer dringlicher wird, dennoch verweigert er sich nach wie vor. Stattdessen mäkelt er unaufhörlich an äußeren Umständen herum, die ihn angeblich an seinem Glück hindern.

    In den vergangenen zwei Tagen sagte er mir auch zwei Mal, dass er kurz davor gewesen sei, sich ein Bier zu kaufen. Einmal ausgelöst durch eine Lappalie, nämlich weil ein Ort, den er aufsuchen wollte, wider Erwarten geschlossen war. Daraus schließe ich, dass seine Toleranz nun nach knapp zwei Monaten Trockenheit ohne Hilfe sinkt, und ich frage mich, wie das gehen soll, wenn ihm tatsächlich einmal etwas richtig Belastendes widerfährt.

    Ich fühle mich gerade sehr unter Druck gesetzt, habe das Gefühl, ich solle ihm die äußeren Rahmenbedingungen so richten, dass alles passt, was es sicher nie tun wird. Dieser Erwartungshaltung verweigere ich mich ein wenig, sage immer wieder, dass er mir sehr viel bedeutet, er sich aber nur selbst retten kann, dies nicht in meiner Macht liegt, er sich mit sich auseinandersetzen und unbedingt Hilfe holen muss, weil ihm die Kraft ausgeht. Darauf reagiert er nicht besonnen und konstruktiv. Stattdessen verletzt er mich mit beinahe jedem Satz, indem er alles in Frage stellt und mir quasi den Schwarzenpeter zuschiebt.

    Wisst Ihr, ich bin manchmal unschlüssig, was alkohol- und was charakterbedingt ist. Aber ich stelle fest, dass er eine deutlich geringere Kompensationsfähigkeit besitzt als der Durchschnittserwachsene. Bei ihm wird jede Kleinigkeit dramatisch, er lässt jeden negativen Gedanken sich nach Lust und Laune ausbreiten und gibt ihn völlig ungefiltert im selben Moment an mich weiter. Manchmal denke ich, dass ihm die geistige Übung fehlt, weil er seinen Geist über Jahre mithilfe des Alkohols ausgeschaltet hat. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob jemand einfach nur zuviel Alkohol trinkt oder täglich einen Blackout hat. Letzteres war bei ihm der Fall.

    Ist das alles ein normaler Prozess? Wie soll ich mich da verhalten?

    Wieder ziemlich ratlos sende ich Euch liebe Grüße

    Susi

    Liebe Skye, liebe Doro,

    vielen Dank für Eure Antworten.

    Es ist tatsächlich alles nur schwer vorstellbar für mich, deshalb ist es gut, dass ich hier ab und zu nach einem Austausch suchen darf. Dadurch relativiert sich für mich auch so manches. Inzwischen haben wir uns ausgesprochen und sind wieder im Reinen. Nächstes Wochenende werden wir uns sehen, zum ersten Mal seit der Trockenheit.

    Liebe Grüße

    Susi

    Jetzt muss ich Euch noch einmal um Rat fragen, bevor ich mich vielleicht angesichts der Gesamtsituation etwas unverhältnismäßig verhalte.

    Ich wollte Euch ohnehin auf dem Laufenden halten, wollte mich aber eigentlich erst nach Pfingsten wieder melden. Naja, dann jetzt schon mal.

    Er ist nach wie vor trocken, macht nach wie vor keine Therapie, aber ist eigentlich ziemlich stabil. Es ist alles sehr schön, und Pfingsten wollen wir uns wieder sehen.

    Nur einen Punkt gibt es immer wieder, den ich auch hier schon einmal kurz angesprochen hatte. Ich habe selbstverständlich große Hochachtung davor, wie er die Alkoholabstinenz mit großer Entschlossenheit durchzieht, und versuche, ihn mental so gut zu unterstützen, wie es mir möglich ist, damit es ihm psychisch gut geht.

    Wenn ich aber mal etwas down bin, macht er total dicht. Sonst ist er sehr lieb und einfühlsam, aber wenn ich nicht gut drauf bin, scheint ihn das zu überfordern oder überlasten. Das gefällt mir natürlich nicht sonderlich gut. Ich habe es auch schon mehrfach thematisiert und gesagt, dass mich das verletzt, dass ich mich dann ein wenig ausgenutzt fühle. Er nimmt das zur Kenntnis, es tut ihm auch leid, er möchte das nicht, aber so richtig etwas ändern scheint er nicht zu können. Warum, konnte ich nicht herausfinden. Mir geht es ja auch nicht um sehr viel, sondern einfach nur darum, dass auch er mir in solchen Momenten signalisiert, dass er da ist, so wie ich es auch immer tue.

    Heute früh war wieder so eine Situation, obwohl wir gerade gestern ganz generell darüber gesprochen hatten. Heute habe ich meinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht und gesagt, dass ich ihm in solchen Momenten ein paar aufbauende Worte geschickt hätte. Naja, anscheinend setzt ihn das unter Druck. Vorhin schrieb er mir eine SMS, dass er sich in solchen Momenten sein altes Leben zurück wünsche. Ich bin drauf und dran zurückzuschreiben, dass ihm das jederzeit offen stehe.

    Nur angesichts der Alkoholkrankheit zögere ich und schreibe erst einmal hier. Ich weiß ja nicht, welche Auswirkungen solch ein Satz von mir hätte. Vielleicht stünde er in keinem Verhältnis zum Anlass. Aber ich weiß trotzdem nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll. Vielleicht habt Ihr einen Rat, einen Vorschlag, eine Erklärung.

    Vielen lieben Dank im Voraus.

    Susi

    Zitat von HansHa


    als ich trocken geworden bin, musste alle Energie auf die Veränderungen in meinem Leben verwenden. Eine neue Beziehung war da nicht drin.


    Das kann ich mir gut vorstellen. Denn Aufhören bedeutet ja nicht einfach, das Glas stehen zu lassen, sondern sich mit seinem Innern auseinanderzusetzen. Das ist ein sehr schmerzhafter Prozess. Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Aber nun ist die Situation so, wie sie ist. Im Wissen um diese Schwierigkeit möchte ich es trotzdem probieren. Allerdings ist das der Grund, warum ich die Aufrechterhaltung der räumlichen Distanz für wichtig halte. Auf diese Weise bleibt, denke und hoffe ich, genug Raum, das jeder seine ganz persönliche Entwicklung macht, was unumgänglich ist.

    Zitat

    Bevor ich trocken geworden bin, habe ich einige Trinkpausen gemacht, um mir und anderen zu beweisen, dass ich es kann.


    Das hat er auch mal für drei Monate gemacht. Dafür gab es einen bestimmte äußeren Auslöser. Des Unterschiedes ist er sich laut eigener Aussage bewusst, hat ihn selbst thematisiert.

    Zitat von Plejaden

    Wenn ein Alkoholiker für andere Menschen aufhört zu trinken, dann ist das keine gute Basis. Da kann dann schon eine dumme Nebensächlichkeit im Verhalten des anderen reichen, um wieder mit dem Trinken anzufangen.


    Allein für mich ist es inzwischen wohl nicht mehr, denn er fühlt sich sehr gut und gestärkt. Allerdings hofft er momentan inständig, dass nichts Schlimmes passiert, da ist er wohl doch unsicher. Angesichts der positiven Auswirkungen der Trockenheit denkt er immer mehr über therapeutische Hilfe nach. Wie ich schon schrieb, hoffentlich wird es etwas. Einen guten Therapeuten zu finden, ist halt wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen, das schreckt ab. Wobei ich den Eindruck habe, dass es im Bereich Alkoholtherapie doch deutlich mehr Profis zu geben scheint als auf anderen Gebieten.

    Zitat

    aber du solltest auf jeden Fall vorsichtig sein. Zumal ihr eine Art Fernbeziehung führt, die ist ideal um Sachen zu verschleiern.


    Das ist richtig. Wenn er es drauf anlegte, fände er Mittel und Wege. Allerdings könnte er dann nicht mehr so viel mit mir sprechen. Ich bilde mir ein, das zu merken. Die Gespräche sind nämlich mit vorher nicht vergleichbar, die Themen sind andere und insbesondere seine geistige Lebendigkeit ist deutlich gestiegen.

    Zitat

    Und jeder einzelne Rückfall frisst ein Stück Selbstbwertgefühl und Vertrauen in die eigene Trockenheitsfähigkeit. Bis nichts mehr davon übrig ist.


    Das ist ein interessanter Aspekt. Darüber habe ich noch nie in der Weise nachgedacht. Vielen Dank dafür.

    Zitat

    Wie gehe ich damit um wenn ich herausfinde, dass er nicht ehrlich ist.


    So naiv ich jetzt auch rüberkommen mag, damit kann ich überhaupt nicht umgehen, das wäre wirklich das k.o. meiner Liebe, auch wenn es krankheitsbedingt ist. Ich kann und möchte mit ihm zusammen sein, wenn er gesund werden will, dann gehe ich den Weg mit. Aber ich möchte keinen Kranken pflegen.

    Zitat

    Du hast gefragt, wie du am besten mit einem Alkoholiker umgehst. Vor allem konsequent. Keine Drohungen machen, wenn du sie nicht wahr machen kannst. Eigene Grenzen setzen und die auch für dich selbst einhalten, auch wenn es weh tut. Verständnis zeigen, aber auf dein Bauchgefühl hören - wird mein Mitgefühl und Verständnis benutzt, um mich zu manipulieren? Dann ist Feierabend mit Verständnis.


    Vielen, vielen Dank für diese klare Zusammenfassung. Das werde ich mir aufschreiben, immer wieder ins Gedächtnis rufen und mich dahingehend überprüfen.

    Zitat von elchtreiber


    Wenn Dein Partner jede Form von Hilfe ablehnt, ist das eigentlich eher ein Zeichen dafür, dass er sich nicht wirklich ändern will, sondern Dir beweisen will, dass er gar kein Alk-Problem hat.


    Hm, ich weiß nicht recht, verstehe aber sehr gut, was Du meinst. Sein Alk-Problem hat er nie beschönigt. Und klar ist auch, dass es keine Beziehung bei uns geben kann, wenn er trinkt. Das ist ganz ausgeschlossen, aber nicht nur für mich. Dennoch denke ich auch, dass er sich Hilfe suchen muss.

    Zitat

    Ich denke, für Dich selbst musst Du die Grenze ziehen.
    Und wenn die Grenze beim ersten Rückfall liegt, muss er damit klar kommen.
    Das hat nichts mit Druck aufbauen zu tun, sondern mit
    Konsequenz und Selbstschutz.


    Ich würde mit einem echten Rückfall in der Tat sehr schlecht zurecht kommen. Dafür bin ich zu uncool, wenn ich es mal so ausdrücken darf, das würde mich sehr belasten. Danke, dass Du es so schreibst, denn angesichts dessen, was ich gelesen und oben schon geschrieben hatte, war ich ganz durcheinander.
    Ich will jetzt nicht im Voraus drohend thematisieren, was ich in diesem Fall täte. Aber ich würde die Kraft für eine erneute Unterstützung ganz von vorne wohl nicht aufbringen können, würde mich als Einzelkämpferin verlassen auf weiter Flur fühlen. Das möchte ich nicht, und kann es auch nicht.

    Ihr helft mir sehr, gedankliche Klarheit für mich selbst zu bekommen. Ganz lieben Dank dafür.

    Susi

    Vielen lieben Dank für Eure Antworten Skana und Freigeist.

    Freigeist, ich habe auch ein bisschen in Deinem Thread gelesen. Das ist wirklich sehr, sehr traurig.

    Es ist gut, dass Ihr das alles noch einmal so deutlich schreibt, so dass bei mir in bestimmten Situationen hoffentlich rechtzeitig die Alarmglocken klingeln. Dennoch würde ich gerne noch einmal fragen, wie ich mich denn konkret verhalten soll. Ich habe nämlich z.B. auf der Seite von einer Alkoholklinik gelesen, dass Rückfälle zur Krankheit gehören. Zwar ziehen diese dort selbstverständlich Sanktionen nach sich, aber sind nicht das Ende der Fahnenstange. Auch wurde mir gesagt, dass Alkoholiker i.d.R. mit Druck nicht umgehen können, dass es keinen Sinn hat, ihn aufzubauen bzw. eher im Gegenteil.

    Samstagabend hatten wir ja ein bisschen Disharmonie am Telefon, weil ich enttäuscht war, dass er mich nicht auffangen konnte. Sie Stimmung zog sich noch in den Sonntag per SMS. Gestern Abend war es dann wieder ok am Telefon. Da hat er von sich aus gefragt, was ich genau mit den Sicherheitsnetzen meinte und stand therapeutischer Hilfe und einer zusätzlichen SHG gar nicht mehr so ablehnend gegenüber wie vorher. Das hat mich gefreut. Hoffentlich folgen Taten.

    Ich bin ganz und gar nicht bereit, mich aufzugeben. Aber wenn es nicht sein muss, möchte ich nicht alles falsch machen. An Pfingsten wollen wir uns wiedersehen, wenn bis dahin alles gut bleibt.

    Liebe Grüße

    Susi

    Liebe Martha,

    vielen Dank für Deine schnelle Antwort.

    Er hat einfach aufgehört zu trinken und möchte momentan keine professionelle Hilfe. Er liest viel und beschäftigt sich geistig mit neuen Dingen. Das finde ich schon mal sehr gut. Er möchte trocken bleiben, insbesondere weil er weiß, dass ich niemals mit ihm zusammen bliebe, wenn er wieder richtig anfinge. Rückfälle gehören ja wohl zum Krankheitsbild, das habe ich schon gelesen. Wenn es passieren sollte, wüsste ich aber dennoch nicht, wie damit umgehen.

    Er weiß, dass er schwerer Alkoholiker ist. Da gibt es keine Zweifel und keine Schönrederei. Er weiß auch, dass ein bisschen trinken nicht geht. In der Beziehung ist er sehr realistisch.

    Nur bei der Hilfe finde ich ihn nicht so realistisch. Ich denke, er bräuchte professionelle.

    Hallo liebes Forum,

    in der letzten Zeit habe ich mich hier hin und wieder ein wenig umgeschaut, und mir gefällt der Austausch sehr gut.

    Ich bräuchte Euren Rat, da ich vor einiger Zeit einen Alkoholiker kennen gelernt habe, den ich sehr mag und mit dem sich im Laufe von mehreren Monaten ein enger Kontakt entwickelt hat. Leider weiß ich manchmal nicht recht, wie ich mich verhalten soll, wo ich Rücksicht nehmen, wo ich etwas fordern und wo ich mich klar abgrenzen soll/darf.

    Wenn Ihr erlaubt, schildere ich kurz die Situation:
    Wir haben uns im Internet, eigentlich über Gemeinsamkeiten im Musikgeschmack kennen gelernt. Etwa drei, vier Monate war es ein eher sporadischer Kontakt, dann wurde es langsam intensiver und immer vertrauter, und seit etwa 1,5 Monaten chatten oder telefonieren wir beinahe täglich. Vor zwei Wochen haben wir uns das erste und bisher einzige Mal getroffen.

    Ich wusste schon immer, dass er schwerer Alkoholiker ist. Eine Beziehung kam für mich vor dem Hintergrund nicht in Frage (das sah er genauso), aber dass er mir nah gekommen war, konnte ich eben nicht mehr ändern. Deshalb wollte ich ihn auch gerne einmal persönlich sehen. Als wir uns trafen, war ich ziemlich schockiert von seiner Erscheinung. Es war naiv, mir darüber keine Gedanken gemacht zu haben, denn immerhin hatte er über viele, viele Jahre hinweg eine Flasche Wodka jeden Abend getrunken. In den etwa zwei Wochen vor unserem Treffen glücklicherweise meistens nur ziemlich viel Wein, weil die Blackouts mit dem Schnaps bei unseren Gesprächen zu unschön waren.

    Zwar kenne ich einige Leute, die zuviel Alkohol trinken, aber solche äußeren Auswirkungen gibt es da nicht. So etwas kannte ich bis dahin nur von den Obdachlosen auf der Straße. Es war für mich sehr schwer, das mit anzusehen. Er sah so krank aus und tat mir sehr leid. In dem Moment spielte der Gedanke an eine Beziehung erst recht keine Rolle mehr, weil er zu krank und schwach wirkte. Aber ich mag ihn und habe nach unserem Treffen auf ihn eingeredet, dass er sich Hilfe suchen solle. Ehrlich gesagt, war es mir egal, ob ich ihm auf die Nerven falle, denn nichts sagen hätte ja denselben Effekt gehabt. Meiner laienhaften Einschätzung nach würde er keine fünf Jahre mehr leben, wenn er so weitermacht.

    Bei meinem Reden dachte ich eher an eine geplante Entgiftung und Entwöhnung, wie man das eben so in den Medien liest, vorbereitet sowohl mental wie auch logistisch. Außerdem fand ich auch wichtig, dass er zunächst einen richtigen eigenen Willen entwickelt. Umso überraschter war ich, als er zwei Tage später einfach mit dem Trinken aufhörte. Ich machte mir wieder Sorgen, weil ich aus den Medien weiß, dass das sehr gefährlich werden kann. Aber stationär oder andere therapeutische Begleitung kommen für ihn momentan nicht in Frage. Da hat er mir eine sehr deutliche Abfuhr erteilt. Inzwischen trinkt er seit fast zwei Wochen nicht mehr.

    Dadurch sind wir uns noch viel näher gekommen. Vielleicht hatten wir uns vorher schon ein bisschen ineinander verliebt, aber jetzt erst können wir es uns eingestehen.

    Mir machen aber ein paar Dinge Sorgen:
    Er sagt, dass er zuerst nur für mich aufgehört habe zu trinken, es für sich nie getan hätte. Inzwischen tue er es für uns, weil er mit mir zusammen sein möchte. Ich sage in gewissen Abständen immer wieder, dass das zuviel Verantwortung für mich sei und er noch mindestens zwei Sicherheitsnetze spannen solle, vielleicht therapeutisch und etwas wie Yoga oder dergleichen. Das sieht er zwar ein, möchte es momentan aber noch nicht.
    Des Weiteren kämpft er mit Stimmungsschankungen, ist oft traurig, leidet darunter, dass wir so weit auseinander wohnen und und und. Ich bin derzeit ständig darum bemüht, ihm alle Ängste, Zweifel und die Traurigkeit zu vertreiben, ihm Kraft zu geben, damit es ihm gut geht. Das klappt auch meistens. Aber so langsam mache ich mir Gedanken, ob das nicht viel zu einseitig ist. Er gibt mir auch viel, ich fühle mich wohl und nah, aber es geht immer nur um ihn. Gestern war ich beispielsweise ziemlich niedergeschlagen, da wollte er sich schnell verabschieden und mir überhaupt nicht zur Seite stehen. Ich bin nicht der Meinung, dass man immer zum selben Zeitpunkt gleich viel geben muss. Klar, braucht er mich momentan vielleicht mehr. Aber wenn sich das so einpendelt, kann es doch keine ausgeglichene Beziehung werden. Ich möchte keinesfalls so etwas wie eine Krankenschwester sein.

    Ich habe schon gelernt, dass man vermeiden sollte, Druck auszuüben. Aber an welchem Punkt und wie kann ich liebevoll klar machen, dass ich Grenzen habe? Ab wann kann ich verlangen, dass er mehr Verantwortung übernimmt, für sich, für mich in gewisser Weise und für uns?

    Es ist alles sehr frisch, sowohl die Trockenheit als auch die Liebe. Deshalb bin ich eigentlich auch froh über die räumliche Trennung, weil ich denke, dass er, aber ich auch aus anderen Gründen, zunächst eine eigene Entwicklung machen müssen, bevor wir für einander bereit sind. Das habe ich ihm schon gesagt, aber es macht ihn sehr traurig.

    Ich hoffe, meine Schilderungen sind einigermaßen verständlich und nicht zu wirr. Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, wenn der eine oder andere von Euch dazu ein paar Gedanken niederschreiben würde. Dafür ganz lieben Dank im Voraus.

    Susi