Hallöle,
und DANKE für Eure Antworten.
Interessanterweise finde ich mich selbst irgendwie in jeder von Euren Beschreibungen ein wenig wieder. Gehts Euch auch so?
Heidi : Ja, ich kann mich in die Probleme anderer regelrecht verbeissen und dann auch sehr sehr konzentiert drüber nachdenken und auch handeln. Mittlerweile ist das so ein Punkt geworden, wo ich mir selbst innerlich mal laut STOPP zurufe und mich dann frage, von welchem persönlichen Problem ich mich eigentlich gerade ablenke. Dieses sich ablenken wollen, hab ich leider immer noch nicht ganz ausschalten können, aber ich arbeite dran. Immerhin nimmt das schon lange nicht mehr solche Ausmaße an, dass ich mir selbst schade, mich vergesse oder mich verbiege. Ich kann da halbwegs Grenzen ziehen, bin also auf dem richtigen Weg.
Melinak und Grazia: Die Nummer mit der Karte...ist mir tatsächlich auch schon passiert (inklusive: zuhause fiel mir die Nummer wieder ein). Gottseidank hab ich nach dem zweiten Versuch gemerkt, dass ich die PIN gerade beim besten Willen nicht weiß und hab mir vor dem dritten Versuch mal wieder innerlich laut: STOPP zugerufen. So konnte ich mir wenigstens die Entsperrerei sparen. Aber geärgert hab ich mich über sowas natürlich auch. Und natürlich passiert mir sowas auch genau dann, wenn ich Zeitdruck oder Stress habe. Komischerweise hab ich z.B. im Job sehr gut gelernt, mit Zeitdruck umzugehen. Für ein paar Jahre hatte ich davon eine Menge und während ich anfangs regelrecht panisch wurde und dann natürlich nen Haufen Fehler gemacht habe, war ich irgendwann soweit, dass ich bei akutem Zeitdruck eher betont immer ruhiger wurde und diese Ruhe auch noch auf meine Kollegen ausgestrahlt habe. Wie hat das funktioniert? Ich habe mir angewöhnt, auch in diesen Momenten innerlich STOPP zu rufen und mir dann sehr deutlich vor Augen zu führen, was eigentlich tatsächlich die Konsequenzen sind, wenn jetzt irgendwas schief geht. Und meine Antwort war immer: keine Katastrophe...also ist auch Panik nicht notwendig. Das hat mit der Zeit immer besser funktioniert. Wieso das im Privatleben noch nicht so klappt, ist mir gerade auch nicht ganz klar. Doch eigentlich schon: Mich selbst runterbringen, das tu ich nur dann, wenn ich die Situation als entsprechend wichtig erachte. Dann geb ich mir Mühe und dann klappt das auch. WEnn ich aber meine, hier gehts jetzt um ne "doofe Kleinigkeit", mit der ich auch so fertig werden muss, dann erachte ich das wohl nicht für nötig...ist also anscheinend abhängig von meiner eigenen Einstellung. Gut, dann weiß ich ja jetzt auch, was ich dran ändern kann und bin schon wieder nen Schritt weiter. Die Zeitpuffer bau ich mir übrigens grundsätzlich auch ganz gerne ein. Und solange ich total eigenbestimmt bin, funktioniert das auch sehr gut. Nun hab ich aber ausgerechnet einen Mann geheiratet, der echter Improvisationskünstler ist. Er braucht also selbst deutlich weniger Struktur als ich, weil er sich halt im Gegensatz zu mir voll konzentrieren kann und so stolpern wir manchmal gemeinsam recht unorganisiert durch den Tag, weil ich mit der Improvisation nicht zurechtkomme (denn bei mir rattert nebenbei häufig die Gedankenmühle und das STOPP rufen klappt da nicht immer). naja, dafür findet sich auch noch ne Lösung.
superunknown : ja to-do-Listen hab ich auch viele geschieben und mich immer gefreut, wenn was abgehakt war. Das sollte ich dann wohl auch mal wieder einführen. Warum hab ich das in letzter Zeit nicht mehr getan? Irgendwie hatte ich irgendwann wohl keine Lust mehr, mich ständig selbst zwingen oder kontrollieren zu müssen. Das mit der Motivation erst dann, wenn der Zeitdruck da ist, kenn ich übrigens auch sehr gut, nur schlug das eben dann auch immer schnell in Panik um. Aber das hatte ich ja gerade schon beschrieben. Jedenfalls hab ich mir gedacht, das muss doch irgendwie auch mal ohne gehen. Es muss doch möglich sein, dass ich die Dinge einfach mal gerne tue, ohne mich überwinden zu müssen...
Wie komm ich drauf? Und jetzt komm ich zum Kern meines Themas: Mein Mann z.B. kommt aus sehr stabilen Familienverhältnissen, musste nie irgendwas in Frage stellen oder sich nen Kopf machen und konnte sich deshalb immer auf seine eigenen Dinge konzentrieren. Was ich nun bei ihm beobachte, ist, dass er, wenn er etwas tut, dies auch mit voller Konzentration, ja regelrechter Hingabe tut. Er kann alles andere im Kopf ausschalten, wenn er z.B. irgendwas liest und nimmt dadurch natürlich auch wesentlich mehr auf und behält das. Da gibts jetzt noch viele andere Beispiele, aber unterm Strich ist da kein Überwinden nötig. Er machts entweder richtig oder gar nicht und hat dadurch echt weniger Aufwand, weil er nicht alles zweimal anpacken muss, wie ich. Und er kann sich wesentlich mehr für die Dinge begeistern, die er tut...ich hab da viel drüber nachgedacht, und wenn ich mir da so mein eigenes Verhalten anschaue, dann wird mir bewusst, dass ich wirklich so schon in der Schule getickt habe. Immer nur halb bei der Sache, weil ich mir eigentlich um andere Dinge Gedanken machte. Dadurch sowieso schon kaum Lust drauf und dann natürlich Überwindung notwendig und unterm Strich musste dann der Zeitdruck her, ums überhaupt hinzukriegen...nicht mehr ganz so extrem ist es heute, aber die richtung hat es immer noch und irgendwie muss das doch auch anders funktionieren, oder? ich will das so jedenfalls nicht mehr, weiss aber irgendwie auch noch nicht nicht, wie ich dieses Verhaltensmuster aufbrechen kann.
Keine Ahnung, ob ich rüberbringen konnte, was ich meine...
Gruß Gela