Beiträge von Micha

    Hallo Blizzard,

    :!: Gute Frage :!:

    Ich sehe das ganz genau so wie du und finde die Frage sehr wichtig, sie ist für mich die Gretchenfrage schlechthin. Ich stelle sie mir in Bezug auf meine Betäubungsmittelabstinenz schon lange und dauernd neu.

    Ich habe vor 3,5 jahren mit dem Rauchen aufgehört und nach den ersten paar Monaten einen Cartoon gesehen, worin ein Rennwagen gerade von der Piste fliegt und in der Sprechblase des Rennfahrers steht: " Und ich Idiot habe mir noch das Rauchen abgewöhnt."

    Seitdem habe ich mir immer überlegt, was ich denken würde im Angesicht eines vorhersehbaren Ablebens.

    Ich bin damals wie heute zu der gleichen Einsicht wie du gelangt, dass ich definitv nicht rauchen und nicht trinken würde. Müsste ich mir ehrlicherweise diese Frage anders beantworten, wäre das für mich absolut bedenklich, denn ich wüsste, dass ich nicht den Gewinn eines nüchternen Lebens erkannt hätte, sondern die ganze Zeit auf die Betäubung nur verzichte. Und das birgt weder Zufriedenheit noch Zukunft.


    Gruß .Micha

    Hallo Lütze,

    die Ungeduld ist ein weitverbreitetes Phänomen. Im Grunde in der ganzen Gesellschaft, aber auch insbesondere bei trockenwerdenden Alkoholikern.

    Das ist für mich die allererste Übung in meiner Trockenheit: Geduld üben.

    Woher kommt die Ungeduld? Vielleicht liegt sie in der klarwerdenden Erkenntnis, dass wir eine Menge Zeit durchs Saufen vernichtet haben und sobald wir nüchtern werden, wollen wir rasch alles abarbeiten was liegengeblieben ist, wiedergutmachen was kaputtgegangen ist, nachholen was versäumt wurde.

    Aber das geht eben nicht. Die Vergangenheit ist nicht zu ändern. Wir können nur aus ihr lernen und unsere Erkenntnisse in der Gegenwart für eine besser Zukunft einsetzen. Heute.

    Ich habe noch eine gute Nachricht:
    es gibt jemand, der sich über deine Trockenheit freuen kann: er nennt sich Lütze :wink:
    Und hier in unserer virtuellen Selbsthilfegruppe können wir uns natürlich mit dir mitfreuen, da wir wissen, wie du dich fühlst.

    Gruß .Micha

    Hallo Leosaar,

    ich kenne den nicht, aber ich habe mir gerade aufgrund deiner Nachfrage dessen Homepage angesehen und würde sagen: Interessant ist das allemal für jemanden, der sich mit seinem Alkoholismus beschäftigt.

    Geh' doch mal hin und berichte uns, wie das dort war ...


    Gruß .Micha

    Hallo Blizzard,

    es ist schon erstaunlich und einfach nur schön zu sehen, wieviele Möglichkeiten dein Leben bereithält, wenn du den Blick klar hältst.

    Überlegt es euch gut und in Ruhe. Alles geht sehr schnell.

    Nur gut, dass du das Forum überall hin mitnehmen kannst ... :lol:


    Gruß .Micha

    Hallo Blizzard,

    niemand könnte Theorie und Praxis besser vereinen, als jemand der im weitesten Sinne aus dem Fach kommt und darüberhinaus aus eigener Erfahrung weiß, wovon er spricht. Du kannst bestimmt ein sehr kompetenter Ansprechpartner für Betroffene sein/werden.

    Ich finde übrigens, eine Umbenennung deines Threads ist schon überfällig. Wie wär's mit: " Mein Weg und meine Herausforderungen."... zum Beispiel :wink:

    Ich wünsch' dir ein schönes Wochenende ...


    Gruß .Micha

    Hallo Zeppeline,

    der Traum zeigt, wie sehr du dich mit dem Thema auseinandersetzt und hilft dir, dies konstruktiv zu tun.

    Ich lebte schon etliche Monate abstinent und hatte mich täglich mit meiner Krankheit beschäftigt, als ich folgenden Traum hatte:

    Ich stand in einer Schlange vor einer Bierzapfanlage an. (Ich war in nassen Zeiten ausgesprochener Biertrinker.) Stück für Stück näherte ich mich der Bierausgabe am Kopf der Schlange und überlegte, was ich tun sollte wenn ich dran wäre. Ich wusste auch im Traum, dass es für mich "das eine Bier" nicht geben würde und also der Anfang vom Ende wäre. Aber alle tranken Bier und es hätte Aufsehen erregt, wenn ich nichts genommen hätte. Um das zu vermeiden, nahm ich das Bier sogar in dem Bewusstsein, nun wieder von vorne mit meinem Trockenwerden anfangen zu müssen.

    Ich wachte dann allerdings auf, bevor ich das Bier getrunken hatte.

    Ich war absolut enttäuscht über meine Feigheit in dem Traum und haderte zuerst sehr mit mir, dachte ich hätte nichts begriffen. Dann aber fiel mir ein, dass es erstens "nur" ein Traum war und ich zweitens aufgewacht bin, bevor ich etwas trank.

    Ich denke, dass Träumen sowas wie das Weiterverarbeiten unserer Realität auf einer andern Bewusstseinsstufe ist. Tief in mir drin gab' es eben noch diese Unsicherheit, wie ich mich verhalten sollte. Ich hatte das Nichttrinken eben noch nicht so verinnerlicht, dass es selbstverständlich geworden war. Ich hatte das zwar intellektuell alles verstanden, aber es war mir noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Wie auch nach so kurzer Zeit?

    Ich war dann letztlich sehr dankbar für diesen Traum, weil er mir zeigte, wo ich stehe und mir weiterhalf, weiter an mir und meiner Trockenheit zu arbeiten. Und das nachts ... sehr praktisch ... :wink:


    Gruß .Micha

    Hallo JoeDoe,

    von derbem Unfung kann da aus meiner Sicht überhaupt keine Rede sein.

    Ich finde die Idee, dass ich mit einem Molekül gekämpft haben soll eben so amüsant, wie ich die Schlussfolgerung, dass ich letztlich den Kampf natürlich gegen mich selbst geführt habe, bestechend gut analysiert finde.

    Das ist, was man nur nüchtern schafft: die richtigen Informationen über diese "primitive chemische Verbindung" zu bekommen, ich meine, sie wirklich zu begreifen. Der Wille ist aus meiner Sicht besonders am Anfang sehr wichtig, um die Initialzündung des Trockenwerdens in Gang zu setzen. Je mehr richtige Infos und Erfahrungen ich dann im Laufe der Zeit zu trockenem Leben bekomme, umso mehr schrumpft das notwendige Maß an Willenskraft auf die Größe, die ich brauche, nicht vor einen Zug zu springen.

    Ich lese deine Text gleich nochmal ... du denkst sehr komplex , weitermachen ... :wink:


    Gruß .Micha

    Hallo savaka,

    wir können niemandem verbieten, eine unglücklich verlaufende Lebensgeschichte spannend zu finden. Aber wir werden alles Forumsmögliche dafür tun, die Zahl so motivierter Anmeldungen so gering wie möglich zu halten.

    Ich denke, Spedi hat das hier in einem Extrathread aufgemacht, um in dem Ursprungsthread keinen Nebenschauplatz zu eröffnen. Wenn sich jemand direkt angesprochen fühlt, hat er ja hier die Gelegenheit, Stellung zu beziehen.

    Gruß .Micha

    Hallo frau,

    ich bin stabil-trockenwerdender Alkoholiker (1,5 Jahre).

    Zitat

    schützen trockene alkoholiker immer noch die nassen (oder die sucht allgemein)? haben sie ein wohlwollendes suchtverständniss?


    Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck.
    Ich selbst jedenfalls bin ein ganz lausiger Co. Ich meine damit: ich bin gar keiner. Gerade weil ich weiß, dass es keinen äußeren Grund gibt zu trinken und weil ich weiß, dass mitleidmotiviertes Handeln oft nur gutgemeint, aber nicht zielführend gutgemacht ist.

    Das von Spedi angesprochene verstärkte Sendungsbewusstsein hatte ich hauptsächlich bei meinen früheren Trinkpausen. Ich glaube, dass das auch immer mit ein Grund war, warum ich nicht wirklich trocken wurde. Ich kümmerte mich zuviel um andere, doktorte lieber auf Fremdbaustellen.

    Heute bleibe ich im Kern lieber bei mir und meiner Krankheit und fahre sehr gut damit.


    Gruß .Micha

    Zitat

    Das Suchtgedächtnis bleibt aktiv, egal wie lange man trocken ist. Es wird immer aktiviert, wenn man in Kontakt mit Alk kommt. Sich unter alktrinkenden Menschen zu bewegen ist so, als würde man ständig an einem Wundschorf herumknibbeln - irgendwann geht die Wunde wieder auf. Das Perfide: Die Alkoholiker-Wunde verheilt nie, und so hat man sein ganzes Leben lang Zeit daran herum zu knibbeln.


    Hallo Plejaden,

    das mit dem Suchtgedächtnis ist ganz offensichtlich so fakt. Das ist eine ganz wichtige Grunderkenntnis für's Lernen, trocken zu leben. So weiß man, dass es nicht darum gehen kann, anzustreben gesund im Sinne von "kein Alkoholiker" zu werden, sondern mit seiner Krankheit zufrieden leben zu lernen ohne trinken zu müssen.
    Das man das sogar medizintechnisch nachweisen kann wusste ich nicht, finde ich interessant.

    Dein Bild von der Wunde gefällt mir ganz gut.
    Wenn man nämlich klug ist, knibbelt man eben nicht am Schorf rum (sprich: begibt sich nicht ohne Not in Situationen, von denen man sich ausrechnen kann, dass dort das Suchtgedächtnis anspringt). Und dann heilt die Wunde mit der Zeit auch zu.

    Mit zunehmendem Selbstvertrauen in dein Leben ohne Alkhol, vertraust du auch der Rissfestigkeit deines Schorfes immer mehr, bis du dich wieder ganz normal damit zu bewegen traust und die Wunde irgendwann nicht mehr juckt und du von ganz alleine das Knibbeln seinlässt. Du musst der Wundheilung nur eine Chance geben indem du sehr konsequent bist und viel Geduld hast.

    Um in deinem Bild zu bleiben, wirst du vermutlich bei Wetterumschwung an der alten Verletzung immer mal ein leichtes Kribbeln spüren. Und das ist auch ganz gut, denn es erinnert dich daran was passiert, wenn du dich an der gleichen Stelle wieder verletzen würdest. Die Wunde würde jedes Mal etwas schlechter heilen.


    Ich wünsch' dir noch viel Spaß mit deinem aufgemöbelten Fahrrad. Wenn du am Ball bleibst, wirst du die gleichen Strecken bald ohne Beschwerden fahren können ...

    Hast du schon deinen neuen Lenker?


    Gruß .Micha

    Hallo JoeDoe,


    'Krankheit' und 'mit dem Willen bekämpfbar' bzw. 'nicht völlig fatalistisch hinzunehmen' schließen sich für mich nicht gegenseitig aus. Ich persönlich finde den Willen zur Gesundheit auch bei einer Magenverstimmung oder einer Erkältung wichtig.

    Aber eine in unserem modernen Gesundheitssystem allgemein sehr weit verbreitete Einstellung ist ja, bei Krankheit zum Arzt oder in die Klinik zu gehen und zu sagen: "Hier habt ihr mich, nu' macht mal."

    Das entspricht im Kleinen schon nicht meiner Idee von Eigenverantwortung und bei einer Krankheit, die Körper und Geist gleichzeitig so massiv angreift wie der Alkoholismus wird deutlich, dass wirkliche Gesundung das Ziehen aller zur Verfügung stehenden Register erfordert. Für mich ist 'Trockenwerden' ganz eindeutig ein ganzheitliches Konzept, dass Körper und Geist miteinander versöhnt.


    Für mich ist das morgendliche Aufstehen ein Symbol für unterschiedliche Motivationen, etwas zu tun:

    a) Ich stehe auf, weil ich es mir gestern vorgenommen habe, peitsche mich mit dem Willen aus dem Bett (ich muss; sehe keine Alternative).
    b) Ich stehe auf, weil ich akut pinkeln muss (ich muss; ich scheue die Alternative 8) ).
    c) Ich stehe auf, weil ich mich auf den Tag freue (ich will; ich bevorzuge das Aufstehen bewusst gegenüber dem möglichen Liegenbleiben)


    Ich persönlich meide a) so gut wie es geht, nehme b) als unvermeidlich hin und arbeite an c).


    Gruß .Micha

    Zitat

    Beim Schreiben dieser Zeilen gehts mir übrigens richtig gut.

    Das kann ich mir vorstellen Blizzard. Dazu hast du auch allen Grund.

    Dieses bisweilen unreale Gefühl bei meiner Metamorphose kenne ich auch. Ich komme mir dann vor, wie einer dieser Sportler, die gerade einen großen Erfolg errungen haben und dann unmittelbar danach in die Kamera sagen: "Ich werde da wohl noch eine Weile brauchen, um zu realisieren, was da heute geschehen ist"

    Was mich zuversichtlich macht, dass sich dieses Realitätsgefühl noch häufiger und nachhaltiger einstellen wird, ist mein derzeitiges Gefühl, die Zeit diesmal auf meiner Seite zu haben. Ich erinnere mich jeden Tag daran, wie lange ich mittels Alkohol daran "gearbeitet" hatte, meine Lebensrealität wegzutäuben und dann wundert es mich nicht, dass ich nach relativ kurzer Zeit (bei mir 17 Monate) hier und da noch Erkennungsprobleme in der Wirklichkeit habe.

    Aber ich bin mir sicher: das kommt noch besser ...


    Ich wünsch' dir weiterhin alles Gute auf deinem Weg


    Gruß .Micha

    Hallo Gesine,

    zunächst meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Entschluss, dein Leben grundlegend ändern zu wollen. Ich lese aus deinen Zeilen Entschlossenheit und Einsicht heraus.

    Du hast bereits eine ganz zentrale Erkenntnis gewonnen, nämlich das es sehr wichtig ist, sich ernsthaft und vor allem kontinuierlich mit seiner Krankheit (Alkoholismus) auseinanderzusetzen.

    Zitat

    Habe auch noch keinen Kontakt zu einer SHG aufgenommen.

    Doch, das hast du. Wir verstehen uns hier als SHG. Eine Online-SHG die den Vorteil besitzt, rund um die Uhr zugänglich zu sein und einen großen Pool von Erfahrung und Wissen zu bündeln. Eine gute Anlaufstelle. Ob du zusätzlich in eine reale Gruppe gehen möchtest wirst du noch herausfinden.

    Das du noch nasse Gedanken hast, ist selbstverständlich. Das geht jedem so der lange Zeit seines Lebens getrunken hat und das noch eine lange Zeit. Man kann zunächst lernen damit umzugehen und die Gedanken zuzulassen ohne aber trinken zu müssen und man kann lernen, sich ein Leben aufzubauen, in dem Alkohol keine Rolle spielt und nasses Gedankengut immer mehr in den Hintergrund tritt.

    Hier kannst du Fragen stellen oder niederschreiben, wie es dir geht und was dich beschäftigt.


    Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg ...


    Gruß .Micha

    Hallo Scrooge,

    das mit dem Schreiben ist wirklich eine gute Hilfe. Mir hilft es dabei, meine Gedanken und Gefühle zu realisieren und sortieren. So ein Tagebuch nur für mich hat mich nie so gereizt, aber hier in berufener Gesellschaft finde ich es sehr wertvoll.

    Was dein Drückerbergertum in Sachen Steuererklärung anbelangt kann ich dir nur sagen : "Willkommen im Club". Allerdings im Resumee deines bisherigen Weges sehe ich davon nichts, sondern nur ein konsequent gefülltes, reichlich überhalbvolles Glas Wasser ...

    Freut mich, hier weiter an deinem Weg teilhaben zu können.


    Gruß .Micha

    Hallo Nina,

    das lässt sich so pauschal sicher nicht sagen und ist bestimmt bei jedem anders.

    Ich habe vor 3,5 Jahren mit dem Rauchen aufgehört und vor 15 Monaten mit dem Saufen.

    In dem Moment, wo ich mich für beides das erste Mal wirklich entschlossen hatte, empfand ich sowohl das Eine, als auch das Andere nur als Erleichterung und Verbessung und Befreiung.

    Ich denke, es hängt davon ab, dass du wirklich hinter deinem Entschluss stehst, denn dann wirst du keine Verzichtsgedanken spüren, sondern Dankbarkeit, auch diesem tötenden Kraut von der Schippe gesprungen zu sein.

    Lass' dir die Verknüpfung zwischen eventuell vorrübergehend kurzzeitigen Entzugserscheinungen durch fehlendes Nikotin mit Saufdruck gar nicht erst einreden.

    Wenn du aufhörst mit dem Rauchen schreit dein Körper nach NIKOTIN und sonst nüscht ...


    Herzliche Grüße vom Micha

    Hallo Annax,

    bedenke: die Realität deines Lebens verändert sich nicht durch deine Selbstbetäubung. Alles was dir nicht gefällt und dir Sorgen und Frustration bereitet, bleibt an exakt der gleichen Stelle stehen, bzw. verschlimmert sich noch dadurch, dass du nicht mehr handeln kannst.

    Es gibt da nur einen Weg heraus: nüchtern. Nimm' dein Leben in die Hand. Es gibt viel darin für dich zu tun, verlier' keine Zeit ...

    Du kannst mit uns zusammen lernen, deine Lebensrealität nicht nur nüchtern auszuhalten, sondern sie aktiv zu gestalten indem du dich ganz konsequent vom Alkohol weg entwickelst.


    Herzliche Grüße vom Micha

    Hallo Phoenix,

    was ist los?

    Was sagt dir, dass du einen Rückfall haben wirst?

    Ist es nicht besser da zu versuchen vorher gegenzusteuern, als sich jetzt schon zu überlegen, wie du aus einem Schlamassel wieder rauskommst, bevor du noch drinnen bist?


    Herzliche Grüße vom Micha

    Hallo liebe Leute,

    jetzt musste ich gerade schmunzeln, als ich meinen Brief an den Alkohol vom September letzten Jahres las. "Ganz schön theatralisch" dachte ich.

    Aber er spiegelt wohl immerhin meine emotionale und geistige Entschlossenheit wider, die ich hatte, als ich mich auf den Weg meiner Trockenheit begab.

    Heute vor einem Jahr am 18.07.06 wurde ich Mitglied hier im Forum. Zu diesem Zeitpunkt war ich seit 6 Wochen ohne Alkohol, wollte nie wieder trinken müssen und hatte keine Ahnung davon, wie groß der Unterschied ist zwischen einer Trinkpause - unabhängig von ihrer Länge - und dem Prozess des Trockenwerdens.

    In diesem Brief an den Alkohol, den ich dann einige Wochen später absendete, hatte ich geschrieben, dass ich den Alkohol studiert habe, um ihm begegnen zu können.
    Ja, das habe ich wohl, habe mich viel mit ihm beschäftigt, in dem ich hier im Forum den großen Pool des zusammengetragenen Wissens über ihn und den Alkoholismus anzapfte und mich mit euch austauschte.

    Ich hätte vor einem Jahr wohl kaum vermutet, auf welche Weise ich mich heute immer noch damit auseinandersetzen würde und das ich davon ausgehen würde, dass ich das für eine erfolgreiche Trockenheit mein Leben lang tun würde.

    Jetzt bin ich in einem Stadium des Trockenwerdens, wo es gilt, das Erlernte immer wieder umzusetzen und im Alltag zu verankern und nicht müde zu werden, weiter an diesem Prozess des unbetäubten Lebens, der meine Lebensphilosophie geworden ist, zu arbeiten.

    Diese "Arbeit" ist nicht so, wie ich das früher gedacht habe. Ich dachte, dass würde eine ganz unangenehme, anstrengende, lästige und humorlose Angelegeheit sein, die man lieber schnell hinter sich bringen möchte.

    Aber dem ist nicht so. Ich genieße diesen Prozess über alle Maßen und habe nicht vor, ihn jemals anhalten zu lassen. Meine tief empfundenen Veränderungen, die wirklich ins Innere vordringen, beginnen glaube ich erst langsam einzusetzen und ich freue mich zu jeder Zeit seit ich ohne Alkohol lebe, dass ich diese Schritte gehe, obwohl nicht immer alles gut war in dieser Zeit ... aber ich habe immer eine nüchterne Antwort auf alle Herrausforderungen gefunden, was mein Vertrauen - nicht zuletzt in mich selbst - und meine Zuversicht sehr gestärkt hat.

    Das Forum ist/ihr seid meine Selbsthilfegruppe, durch die ich gelernt habe, wie ich ohne Alkohol glücklich und zufrieden leben kann. Ich bin täglich froh, nicht mehr trinken zu müssen und vermisse nicht nur nichts, sondern erfahre das Trockenwerden als imense Bereicherung.

    Als lernte ich erst jetzt zu leben ...


    Herzliche Grüße vom Micha