Immer mehr Erkenntnisse überkommen mich, seitdem ich mich von meinem Vater losgesagt habe. Gestern abend zum Beispiel, komme ich zusammen mit meinem Freund und Geschäftspartner von einem Geschäftsessen und der Abend war wirklich super und sehr unterhaltsam.
Was mich dennoch immer nach solchen Terminen beschäftigt, ist immer das eine "wie bin ich wohl angekommen" und "mochte man mir gerne zuhören" und "war ich denn auch unterhaltsam und charmant"?
Natürlich bin ich das, und eigentlich weiß ich das auch und die Stimmung war ja sehr ausgeglichen. Dennoch beäuge ich mein Gegenüber (auch im privaten) immer sehr nachhaltig und in meinem Gedanken spielt automatisch dieses Karusell welches ich "Selbstzweifel" und "zwanghaften Wunsch nach Lob und Anerkennung"....
Ich konnte noch nie gut mit Kritik umgehen und fühle mich sehr schnell persönlich angegriffen. Ich war nur bis jetzt immer der Meinung, das es daran lag, das die anderen einfach zu unsensibel zu mir waren.
Auch wenn ich mit meinem Freund rede und er z.B. während ich rede zum Fernsehen guckt oder einfach nur mal kurz nicht in meine Augen, bin ich schon oft völlig "ausgerastet" und habe einen großen Streit vom Zaun gebrochen...
Gestern Abend ist mir aufgefallen, nachdem ich wiedermal meinen Freund mit Fragen gelöchert habe, wie ich wohl angekommen bin beim Kunden und ob ich auch ja "charmant rüberkam" merkte, das meinem Freund sowas für sich selbst garnicht interessiert und er sich auch nicht ständig deshalb hinterfragt. So wurde mir bewußt, das es wohl mein Problem ist und das ich dieses Verhalten ebenfalls meinen kindlichen Erfahrungen durch meinen trinkenden Vater zu verdanken habe.
Ich habe niemals erlebt, das mein Vater mir zuhören WOLLTE und er mich vielleicht sogar noch etwas zu meinem Thema gefragt hat. Nie hat er echtes Interesse an meinem Leben gezeigt. Nur wenn es etwas zu meckern oder runterzumachen gab, dann war mein Vater der erste, der seine Meinung dazu äußerte.
Zum Beispiel, bin ich in der 9. Klasse aus freien Stücken vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt. Ich wollte unbedingt früher von zuhause ausziehen und eigenes Geld verdienen, um nicht mehr zuhause wohnen zu müssen. Deshalb habe ich mich für einen guten Realschulabschluss entschieden und eine tolle Lehre gemacht, die mir schon mit 16 Jahren Geld brachte, um meine eigene Wohnung in einer anderen Stadt zu finanzieren.
Aber mein Vater war nicht stolz auf mich - NEIN - ihm war es peinlich, das ich vom Gymnasium abgegangen bin - aus freien Stücken wohlgemerkt und mit festen Zukunftsplänen. ER hat damals wirklich 1 ganze Woche kein Wort mit mir gesprochen. "Es wäre ihm zu peinlich vor seinen Kollegen und so, das seine Tochter auf die Realschule geht"... das muss man sich mal reinziehen! IHM - dem Säufer - war ich PEINLICH???!!!! Idiot!!!
Auch später - als ich dann immer nur am Wochenende nach Hause kam von meiner Lehrstelle, war er dann eifersüchtig, das meine Mutter mir tatsächlich mein Lieblingsessen gekocht hat und mich liebevoll betüdelt hat!!! Und der arme Kerl wurde ja immer soooo lieblos von uns allen behandelt!!! Ist klar... was für Szenen er mir und meiner Mutter damals immer gemacht hat, weil es MEIN Lieblingsessen am Sonntag gab!! Baah...
Und so war es auch bis heute... vor 5 Jahren hörten mein Freund und ich auf zu Rauchen... wir haben viel geraucht und mein Vater damals auch.. so waren wir ja auf seiner Ebene und er nicht so alleine mit diesem Laster. Als wir dann aufhörten, hat er mind. 1 Jahr lang kaum mit uns reden wollen - was ja keinen Unterschied zu sonst machte... und war richtig zickig und fies... suchte ständig Streit... bis er dann irgendwann selbst damit aufhörte..
Oh man.. ich weiß ich SCHREIBE ZUVIEL TEXT ... ich bin auch so froh, das ich das hier mal schreiben darf ... mein Freund ist ja so lieb und hört immer zu.. aber es ist auch für ihn so belastend... das merke ich...
Liebe Grüße an Euch alle...