Beiträge von reset2011

    Immer mehr Erkenntnisse überkommen mich, seitdem ich mich von meinem Vater losgesagt habe. Gestern abend zum Beispiel, komme ich zusammen mit meinem Freund und Geschäftspartner von einem Geschäftsessen und der Abend war wirklich super und sehr unterhaltsam.

    Was mich dennoch immer nach solchen Terminen beschäftigt, ist immer das eine "wie bin ich wohl angekommen" und "mochte man mir gerne zuhören" und "war ich denn auch unterhaltsam und charmant"?

    Natürlich bin ich das, und eigentlich weiß ich das auch und die Stimmung war ja sehr ausgeglichen. Dennoch beäuge ich mein Gegenüber (auch im privaten) immer sehr nachhaltig und in meinem Gedanken spielt automatisch dieses Karusell welches ich "Selbstzweifel" und "zwanghaften Wunsch nach Lob und Anerkennung"....

    Ich konnte noch nie gut mit Kritik umgehen und fühle mich sehr schnell persönlich angegriffen. Ich war nur bis jetzt immer der Meinung, das es daran lag, das die anderen einfach zu unsensibel zu mir waren. :(

    Auch wenn ich mit meinem Freund rede und er z.B. während ich rede zum Fernsehen guckt oder einfach nur mal kurz nicht in meine Augen, bin ich schon oft völlig "ausgerastet" und habe einen großen Streit vom Zaun gebrochen... :(

    Gestern Abend ist mir aufgefallen, nachdem ich wiedermal meinen Freund mit Fragen gelöchert habe, wie ich wohl angekommen bin beim Kunden und ob ich auch ja "charmant rüberkam" merkte, das meinem Freund sowas für sich selbst garnicht interessiert und er sich auch nicht ständig deshalb hinterfragt. So wurde mir bewußt, das es wohl mein Problem ist und das ich dieses Verhalten ebenfalls meinen kindlichen Erfahrungen durch meinen trinkenden Vater zu verdanken habe.

    Ich habe niemals erlebt, das mein Vater mir zuhören WOLLTE und er mich vielleicht sogar noch etwas zu meinem Thema gefragt hat. Nie hat er echtes Interesse an meinem Leben gezeigt. Nur wenn es etwas zu meckern oder runterzumachen gab, dann war mein Vater der erste, der seine Meinung dazu äußerte.

    Zum Beispiel, bin ich in der 9. Klasse aus freien Stücken vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt. Ich wollte unbedingt früher von zuhause ausziehen und eigenes Geld verdienen, um nicht mehr zuhause wohnen zu müssen. Deshalb habe ich mich für einen guten Realschulabschluss entschieden und eine tolle Lehre gemacht, die mir schon mit 16 Jahren Geld brachte, um meine eigene Wohnung in einer anderen Stadt zu finanzieren.

    Aber mein Vater war nicht stolz auf mich - NEIN - ihm war es peinlich, das ich vom Gymnasium abgegangen bin - aus freien Stücken wohlgemerkt und mit festen Zukunftsplänen. ER hat damals wirklich 1 ganze Woche kein Wort mit mir gesprochen. "Es wäre ihm zu peinlich vor seinen Kollegen und so, das seine Tochter auf die Realschule geht"... das muss man sich mal reinziehen! IHM - dem Säufer - war ich PEINLICH???!!!! Idiot!!!

    Auch später - als ich dann immer nur am Wochenende nach Hause kam von meiner Lehrstelle, war er dann eifersüchtig, das meine Mutter mir tatsächlich mein Lieblingsessen gekocht hat und mich liebevoll betüdelt hat!!! Und der arme Kerl wurde ja immer soooo lieblos von uns allen behandelt!!! Ist klar... was für Szenen er mir und meiner Mutter damals immer gemacht hat, weil es MEIN Lieblingsessen am Sonntag gab!! Baah...

    Und so war es auch bis heute... vor 5 Jahren hörten mein Freund und ich auf zu Rauchen... wir haben viel geraucht und mein Vater damals auch.. so waren wir ja auf seiner Ebene und er nicht so alleine mit diesem Laster. Als wir dann aufhörten, hat er mind. 1 Jahr lang kaum mit uns reden wollen - was ja keinen Unterschied zu sonst machte... und war richtig zickig und fies... suchte ständig Streit... bis er dann irgendwann selbst damit aufhörte..

    Oh man.. ich weiß ich SCHREIBE ZUVIEL TEXT ... ich bin auch so froh, das ich das hier mal schreiben darf ... mein Freund ist ja so lieb und hört immer zu.. aber es ist auch für ihn so belastend... das merke ich...

    Liebe Grüße an Euch alle...

    hallo chaosbloeb,

    ich kann gut nachfühlen, wie es Dir gehen mag und ich würde Dir raten nicht wieder in den Kontakt mit Deiner Mutter zu gehen. Du sehnst Dich nach Umarmungen und lieben Worten, aber Deine Mutter ist krank. Der Alkohol ist ihr "Freund" und einziger Geliebter. Es muss schwer für Dich sein und ich glaub auch das es ein langer Weg ist, loslassen zu können.

    Bei mir ist der Vater alkoholkrank und ich habe auch erst jetzt, mit 32 Jahren geschafft mich von ihm loszusagen. Meine Mutter ist co-abhängig und ich natürlich genauso. Wir haben auch immer alles für IHN getan und ich glaubte mit besonders lieben Verhalten und Geschenken Aufmerksamkeit und Lob und Anerkennung von ihm zu bekommen. Alles habe ich in diese Richtung regelrecht übertrieben - ohne Erfolg.

    Heute habe ich es aufgegeben von ihm beachtet zu werden. Aber für mich persönlich funktioniert es auch nur so, das ich IHN nicht sehe und nicht spreche. Eine NAchricht hat er von mir erhalten, wo ich mal viele meiner Gefühle niedergeschrieben habe. Aber persönlich mit ihm reden, das mache ich nicht.
    1. würde er nicht wirklich zuhören
    2. würde er nur rumjammern und über sich selbst weinen
    3. würde er abblocken und alles wieder runterspielen
    4. würde er wieder irgendwelche Knöpfe und Schalter bei mir anschmeißen die mich wieder zur verkorksten aber "lieben und braven" Tochter machen, die schön den Mund hält und ihn huldigt...

    Bist Du in einer Therapie? Vielleicht wäre das auch ein Weg für Dich mit jemanden zu sprechen, der Dir wirklich zuhört und Dein Selbstvertrauen stärkt.

    Alles Gute für Dich...

    Danke Immergrün für Deine Erzählungen. Es ist wohl doch oft dasselbe Muster, wie es abläuft in den Familien. Einerseits finde ich das für mich "beruhigend", das ich nicht alleine so gelebt habe anderseits finde ich es sehr erschreckend, wieviele Familien, Kindern so leben und aufwachsen. Alkohol ist wirklich ein Teufelszeug. Ich trink selber mal ein Glas Wein zum Essen, aber umso mehr mir die Sucht meines Vaters und auch schon meines Opas bewußt wurde, umso weniger "schmeckt" einem das eine Glas Wein zum Essen...

    Bin auch immer schockiert, wie die Kids heutzutage sich mit den ganzen Biermischungen zukippen. Ist ja alles "so lecker" und mit lauter "gesunden Sachen" drin.. Grapefruit oder Ingwer... schon krass, wieviel der Staat letztendlich auch an der Sache mitverdient...

    Aber das ist sicher ein anderes Thema...

    Meine Mutti hat meine EMail, in der geschrieben stand, das ich nicht mehr ihre Stütze sein kann und werde, sehr gut aufgefasst. Es ist oft erstaunlich, wie sehr wir uns ähneln, wenn der eine irgendetwas auf dem Herzen hat, merkt der andere das sofort, durchs Telefon und ohne Worte... gerade deshalb fühle ich mir ihr ja auch so nah, obwohl wir uns nicht so oft sehen.

    Mein Vater hat dieses Wochenende seinen 60. Geburtstag! Super Party ist angesagt und ich habe alles schön organisiert über Monate hinweg. Nur das ich und mein Freund nicht hinfahren werden! Das brachte letztendlich auch diese ganze Sache ins Rollen. Hätte nie gedacht, das sich dadurch für mich so vieles ändert! Und die Erkenntnisse nur so auf mich einprasseln. Ich werde ihm auch nicht gratulieren, nicht anrufen, kein Geschenk! Warum auch, zu meinem 30. kamen meine Eltern auch nicht, weil mein Alter mit Mutti extra wieder Streit anfing, um zu Hause bleiben zu können zum Saufen. Das sitzt bei mir noch so tief, das ich erst nach monatelangen Geburtstagsvorbereitungen gemerkt habe, das ich IHM garnicht "HERZlich" gratulieren kann und will.

    Er ist natürlich "sehr traurig" und hat sich schon "so auf uns gefreut"... ja sicher! Das kann man immer sagen, wenn derjenige die Pistole auf die Brust gesetzt kriegt. Nur glauben kann ich es nicht mehr!

    Ich bin richtig froh, das ich nicht hin muss und mich für mein Wohlbefinden entschieden habe. Es ist sicher schade, die ganze Familie dadurch natürlich auch nicht zu sehen, aber man ist sowieso nur gegenseitig neugierig und das war es denn auch für die nächsten Jahre. Habe auch noch versucht meine Mutti und meinen Bruder dazu zu bewegen die Feier abzublasen und ihn ihm Regen stehn zu lassen. Meine Mutti ist noch nicht soweit, hat wohl Angst vor den Konsequenzen, das sie sich dann vielleicht wirklich trennen müsste, weil sie es dann wirklich kapiert. Und mein Bruder ist so gefühlsmäßig isoliert, das er überhaupt nicht meiner Meinung ist, das auch seine Kindheit nicht besonders liebevoll geprägt wurde durch unseren Vater.

    Schon komisch, wie jeder sein Päckchen zu tragen hat und am Ende, trotz vermeindlichen Familienzusammenhaltes, jeder für sich selbst klar kommen muss.

    Ich bin eben wieder die erste, die das erkennt. Das ist für mich nichts neues. In dem Sinne, hatten meine Kindheitserfahrungen auch was positives. Ich wurde schnell selbstständig, erwachsen und selbstkritisch. Diese Selbstkritik bringt einen doch manchmal weiter, wenn diese konstruktiv ist und einen nicht zermürbt. Und das ist eine Gradwanderung.

    Ich finde es sehr mutig von Dir sunwalker, das Du in das Gespräch mit Deinem Vater gehst. Ich drücke Dir hierfür alle Daumen, das es für Dich etwas bringt und Du mal die Dinge loswerden kannst die Du ihm zu sagen hast.

    Mein Vater hat von mir "nur" eine EMail bekommen, das reichte mir aber völlig aus, denn im Moment und auch für absehbare Zeit in der Zukunft möchte ich ihn garnicht persönlich sehen. Auch aus Angst, das ich wieder zu diesem "unterdrückten, demütigen Kind" welches sich wiedermal zurücknimmt oder auch aus Angst ihn überhaupt nicht ertragen zu können und völlig auszurasten, weil er überhaupt niemals zuhören wird. Und wenn, dann wird er nur dasitzen und sagen "ich weiß, ich bin ein Arschloch"... das nervt mich dann nur an, dieses Gejammer... aber er ist ja auch noch lange nicht in der Einsicht wirklich ein Alkoholproblem zu haben... sagen tut er es ... aber mehr auch nicht... Aber egal.. er soll nicht schon wieder das Thema Nummer 1 in meinem Leben werden. Das reicht mir jetzt!

    Heute habe ich erkannt, das ich mich ab heute nur noch den positiven Menschen und Dingen in meiner Umgebung widmen möchte. Also alle die mich wirklich mögen und die wirklich interessiert an mir sind, ohne das ich einen Kopfstand dafür machen muss!

    Negative Emotionen empfinde ich auch heute noch, Traurigkeit und ein wenig Kummer über meine verkorkste Kindheit... aber viel wichtiger ist, die Dinge zu erkennen und sich selbst zu verstehen... und auch einfach so sein dürfen, wie man fühlt und ist! Ohne sich ständig zurückzunehmen und zu kontrollieren! Das bringt es letztendlich am meisten.

    Ich liebe mich und bin gut so, wie ich bin! Das ist mein Motto.

    Hallo Immergrün,

    ja - das klingt genauso wie bei mir. Heute habe ich meiner Mutter auch endlich mal geschrieben, das ich es nicht mehr schaffe sie mental zu stützen und ihr zu sagen, was sie machen soll. Es macht mich echt fertig, das ich immer schon das Gefühl hatte und so auch jetzt, das ich es in der Hand habe, was aus unserem Familienleben wird. Ob das Treffen gut oder schlecht ausgeht. Je nachdem, ob ich alles runterschlucke, was mich so sehr nervt und verletzt an meinem Vater oder ob ich es rauslasse und ihn an den Kopf knalle. Aber seine dann sehr agressive Art - wenn auch "nur" verbal agressiv und mit den Türen knallen lässt einen denn doch lieber stumm bleiben, damit man seinen "Frieden" hat und auch die anderen Gäste nichts mitkriegen.... :(

    Es fällt mir schwer auch meiner Mutter zu sagen, das sie alleine damit klar kommen muss... denn ich fühle mich wirklich schuldig, wenn es ihr schlecht geht... und denke ich muss für sie jetzt stark sein... aber mich versteht eigentlich niemand aus meiner Familie.. bis auf mein Freund und mein Opa, der über meine Mutti ausrichten lies, wie stolz er auf mich ist, das ich so konsequent gegenüber meinen Vater bin. Mein Opa und auch meine Omi sind gerade die letzten Jahren immer viel interessierter an mir und meinem Leben gewesen und auch stolz - aufrichtig stolz - als mein Vater es jemals irgendwann gewesen ist. Stimmt schon mit dem "dem kranken Vater alles recht machen wollen - und immer noch fürsorglicher und liebevoller zu ihm zu sein, damit er mich mal wirklich ansieht und respektiert"...

    Neulich schrieb er über meine Mutter (er "kann" ja nicht so mit Computer) :( das er doch soooo stolz auf mich ist!!! Pahh... es ekelt mich förmlich an, wenn er sowas sagt - ich kann es kaum ertragen und hasse ihn dafür so sehr. Auch wenn ich dort zu Besuch bin (alle 6 Wochen vielleicht) umarmt er mich so innig... das mir wirklich kotzübel wird und ich am liebsten schrein möchte... "geh weg... du ekelst mich an"... es ist wirklich krass.. aber all die Jahre habe ich da mit gespielt, aus "Anstand" und weil ich ja "so gut erzogen bin"... und man ja "Respekt vor seinem Vater haben muss"...

    NEIN - vor mir hat ER keinen Respekt - nie gehabt.. im Gegenteil .. er war sogar oft eifersüchtig auf mich und meinen Freund.. wenn wir z.B. ein neues Auto hatten, oder sonstige tolle Sachen bei uns passiert sind... immer hieß es "naja.. die Farbe finde ich aber scheisse" oder "müsst ihr ja wissen" oder er sagte einfach nichts!!!

    Oh Gott... ich merke schon... das hört so schnell nicht auf.. und man kommt von einem Thema ins nächste...

    Sollte ich auf eine Therapie machen? Habe ein bischen Angst davor... und bin mir nicht sicher.. ob ich das will...

    Ich habe auch zu lange versucht es meinem Vater recht zu machen. Positiv aufzufallen und von ihm mal ein Lob und Anerkennung zu bekommen. Es wird mir nie gelingen, das habe ich jetzt erst verstanden.

    Mein Vater ist Alkoholiker seitdem ich denken kann - also mind. 32 Jahre schon. Du kannst Dich nur besser fühlen, wenn Du das einzig richtige tust: Dich abzugrenzen und den Kontakt fallen zu lassen! Ich selbst habe es gerade getan und fühle mich besser als je zuvor.

    Mein Vater versucht auch mich zu kontaktieren, aber natürlich nur 1 Mal und das auch nur wieder über meine Mutter. Also eine wirklich Kraftanstrengung steckt bei einem Alkoholiker nie dahinter. Denn seine ganze Kraft und Energie richtet sich ja auf den Alkohol und das krampfhafte Aufrechterhalten-Wollen von alten Familienmustern. Zu dem auch ich gehört habe.

    Das Lossagen von diesen Mustern und Denkweisen, wie "mein Vater tut mir leid" oder "ich hasse ihn dafür" dauert seine Zeit und ich habe selbst diesen Prozess die letzten 5 Jahre durchgemacht ohne es bewußt zu merken.

    Erst heute kann ich sagen: ER ist mir egal - ICH bin mir wichtiger! ER ist erwachsen und selbst für sein Verhalten verantwortlich und ICH bin es auch und kann mich heute entscheiden nicht mehr Kind zu sein und zu funktionieren, wie ER es will.

    Wünsche Dir alles Gute und Du wirst Deinen Weg finden, wenn Du weiterhin an Dich selbst glaubst und spürst, was wirklich wichtig ist: Die Liebe zu Dir selbst! Von ihm wirst Du diese Liebe nicht erwarten können. Er liebt den Alkohol.

    Hallo Ihr,

    das mit dem ständigen Analysieren kenne ich ebenfalls sehr gut. Bei mir geht es auch soweit, das ich meine körperlichen Befindlichkeiten überinterpretiere und mich da "gerne" reinsteigere. Vielleicht manchmal auch um mich überhaupt zu spüren und irgendeine Art Gefühl zu erleben. Manchmal auch, so dachte, um mich zu bestrafen, wenn es mir eigentlich sehr gut ging, ich also beruflich und privat Erfolg hatte und ich es mir nicht erlaube, das zu genießen.

    Für mich ein toller Weg aus dieser zu fliehen, autogenes Training und ganz aktuell auch Qi Gong. Langsam werden, zur Ruhe kommen, sich nicht mehr auf seine kreisenden Gedanken konzentrieren, mal loslassen können... sich positiv und entspannt zu fühlen und Energie zu sammeln...

    Ein anstrengender Prozess und manchmal gelingt es mir auch nicht so...

    Das Gegenteil ist dann das "einfach nur Funktionieren". Dann übertreibe ich es mit Sport und Arbeit, um so an nichts denken zu müssen. Das recht sich dann aber irgendwann und man fühlt sich auslaugter als zuvor.

    Seine Mitte finden und zur Ruhe kommen - sich akzeptieren so wie man ist...
    Ich glaube das ist für mich der richtige Weg... aber auch ein laaaaaanger...

    Hallo Herbststurm,
    auch ein schöner Nick, ich mag den Herbst. :)

    ja es ist auch ein gutes Gefühl zu wissen woher viele meiner Probleme und körperlichen Symptome kommen. Ich bin nicht verrückt oder überempfindlich, diese Erkenntnis is mir jetzt gekommen. Im Moment geht es mir wirklich besser... habe seit April Beschwerden im Mundbereich, d.h. psychosomatisch bedingtes Zungenbrennen und oft das Gefühl, das meine Zunge zu gross für meinen Mund ist. Sobald ich gestresst bin verstärkt sich das Gefühl und bei seelischer Anspannung fixiere ich mich sehr stark auf meine Zunge.

    Ich gebe zu, das ich früher immer andere Leute verhöhnt habe, die aufgrund seelischer Probleme körperlich krank wurden. Dachte immer, das bilden die sich nur ein und wollen Aufmerksamkeit. :) und heute weiß ich, das der Körper spricht, wenn die Seele nicht gehört wird. Und ja ich bekam Aufmerksamkeit, durch Ärzte und auch von meinem Freund.

    Kennt das jemand von Euch auch? Also die körperliche Reaktion aufgrund verdrängter Konflikte?

    Seit April diesen Jahres habe ich ein wirkliches Tief in meinem Leben. Zwar geht es immer wieder bergauf, aber an den meisten Tagen grübel ich viel über mich und mein Dasein nach.

    Komischerweise immer pünktlich zu meinem Geburtstag im April, bekomme ich seit Jahren eine Krise, mit großen Selbstzweifeln verbunden und nie wußte ich woher diese Krise kam. Jetzt fällt es mir mehr ein und auf, woran es liegt - an meiner Co.-Abhängigkeit zu meinem alkoholkranken Vater.

    Mir fällt es schwer, es "nur" als Krankheit zu betrachten, denn ich mache meinen Vater für meine Krisen und psychosomatischen Probleme heute verantwortlich. Ich fühlte mich nie verstanden und geliebt oder beachtet durch ihn. Meine Mutter tat und tut mir immer sehr leid. Und sehr früh hatte ich sehr viel Verantwortung zu tragen, im Sinne von "Bring mal Deinen Vater ins Bett, auf Dich hört er wenigstens" oder "Hol mal Deinen Vater aus´m Keller oder Garten, auf Dich hört er ja" ... ja irgendwie mache ich auch meiner Mutter insgeheim den Vorwurf, mich so benutzt zu haben... schon mit seeeehr jungen Jahren - vielleicht 8 oder 10 Jahre.

    Er hat uns zwar nie geschlagen, aber diese Missachtung und die fiesen Worte über meine Mutter, auch heute noch, wenn wir uns treffen heißt es meist zuerst "Deine Mutter ist nicht ganz dicht" oder "Deine Mutter spinnt schon wieder den ganzen Tag rum"... diese Last auf meinen Schultern habe ich sehr lange getragen und ertragen... ich war ja immer die "Starke" und diejenige in der Familie "bei der ja immer alles so läuft" und die immer "mit allem alleine klar kommt" - so auch oft von meiner Mutti gesagt bekommen.

    Mein Vater hat sich selbst nach meinem Zusammenbruch mit viel Geweine vor ein paar Wochen nicht ein bischen um mich gekümmert! Seine Aussage, nachdem mich mein Freund und meine Mutti getröstet und angehört haben war "dann geh mal zum Psychater"... :-((( super Vater! Und das war schon das höchste aller Gefühle, was ich von ihm überhaupt erwarten kann!

    So viel Kraft und Energie ist für IHN drauf gegangen, neben meinem Job, meinem Leben, meinen Problemen... das war ja alles nie so bedeutend, das man mir zuhören mochte... warum auch... er hatte bestimmt immer was schlimmeres erlebt an diesem Tag... na klar... kenne ich ja so...

    Selbst schon der Vater meines Vaters war Alkoholiker, seitdem ich denken kann. Er ist zum Glück vor einigen Jahren gestorben - ich war auch nicht traurig drum. Schließlich hat unser "liebe Opa" uns auch schon mit fiesen Hassthiraden bedacht und gerade die Frauen der Familie oft beleidigt und runtergemacht! Irgendwann wurde er von meiner Oma nur noch in die Ecke auf seinen Sessel verfrachtet und hat dort seinen Schnaps bekommen. Wo er dann dümmlich grinsend den ganzen Tag saß und sich ab und zu zum Klo schleppte! An meiner Jugendweihe (ich war 14 Jahre) hat mein netter Opa dann bei uns zu Hause im Suff aufs Sofa gepinkelt und blieb drauf sitzen als ob nix wäre!!! Beide - mein Opa und mein Vater waren immer gepflegt und zurecht gemacht... an der Optik erkennt man ja keinen Alkoholiker... nur am Gestank...bähh...

    Tja.. und meine Karriere war auch super - mit 14 Jahren meinen ersten Freund - der war - na klar - aus sozial schwachen Strukturen und hat gesoffen! Nach 2 Jahren war dann Schluss und meine folgenden Beziehungen bestanden auch eher aus körperlichen Zusammensein und weniger aus liebevoller Zuwendung. Das konnte ich ja gut - andere zufriedenstellen und Männer die keine emotionale Bindung wollen, gibt es ja auch genug!

    Zum Glück habe ich seit über 7 Jahren eine super Partnerschaft, mit einem stabilen Partner an meiner Seite, der mich tatsächlich so liebt wie ich bin! Und nicht den die körperlichen Aktivitäten bevorzugt. Einen tollen Hund haben wir auch und wir sind glücklich und planen eine eigene Familie. Aber erstmal möchte ich mich soweit stabilisieren, das ich wieder weiß wer ich bin.

    Oder vielleicht das erste Mal in meinem Leben, weiß WER ICH BIN! Nämlich wertvoll, liebenswert und einzigartig. Ich danke mir selbst dafür und arbeite weiter an mir...