Beiträge von mezzanine44

    Guten Morgen,

    ich wollte ja heute morgen um 10 in die Sonntagsgruppe gehen. Habe einen schönen Spaziergang dahin gemacht und stehe vor verschlossener Tür. Schade.
    Morgen abend werde ich in meiner Stammgruppe mal nachfragen, ob diese Gruppe überhaupt noch existiert. Hat sich trotzdem gelohnt raus zu gehen; meine Laune ist so gut wie seit Tagen nicht mehr. Liegt wahrscheinlich nicht nur am Wetter...

    Gestern abend habe ich ziemlich kämpfen müssen. Gegen 19 Uhr sprang mich die Sucht urplötzlich an. "Jetzt ein Bier. Ist doch schließlich Samstagabend..." Das war so ein Scheissgefühl.

    Ich habe mir Tee gekocht und soviel reingeschüttet, wie nur ging.
    Habe mir einen Zettel an den Spiegel gepappt "Nur für heute!" und bin laufend hin u. hab mich selbst angeguckt; und dann wurde es besser.

    Was merkwürdig ist, um 22 Uhr war alles wieder in Ordnung. Das ist die Zeit, wo es keinen Sprit mehr gibt, weil das Kiosk an der Ecke zumacht. Ist wirklich irre, wie das Suchtgedächtnis funktioniert.

    Wahrscheinlich daher auch meine gute Stimmung. Ich habe der Sucht nicht nachgegeben, was ich eigentlich in den letzten Jahren immer getan habe. Ich habe nie gekämpft, statt dessen immer gesagt "Okay, dieses eine Mal noch. Morgen hörst Du aber auf."

    Wenn mir sowas wieder passiert, dann weiß ich, daß es vorbei geht. Daß ich es in der Hand habe.

    Euch allen einen schönen Sonntag!
    Birgit

    Guten Morgen,

    vielen lieben Dank für Eure lieben Willkommensgrüsse!

    Yvonne, Du hast recht, ich stehe noch auf recht wackligen Füssen, aber es wird mit jedem Tag besser und wenn ich, wie Du schreibst, am Ball bleibe, mich mit anderen Trockenen austausche u. regelmässig bei meiner Gruppe aufschlage, wird mein Fundament mit jedem trockenen Tag fester.

    Das was Du schreibst, lieber Zimbo ist richtig! Ich habe das auch damals in meiner LZT oft gehört. Und glatt vergessen...
    Also ich werde heute nicht "nicht trinken", sondern: Heute werde ich trocken bleiben.
    Danke Dir, daß Du mich daran erinnert hast. Ich denke, das ist wichtig, daß mein krankes Hirn die richtigen Botschaften bekommt, gerade jetzt am Anfang.

    Ein wenig Angst habe ich vor den nächsten beiden Tagen. An Wochenenden habe ich mich regelmässig abgeschossen, weil ich nichts mit mir anzufangen wußte (ich lebe alleine) und gesoffen habe um u.a. die Zeit totzuschlagen und mich selbst zu bedauern.
    Ich habe mir vorgenommen, heute mal allein einen langen Spaziergang zu machen. Das ist sowas wie ne Premiere, weil ich nie allein spazieren gehe; ich brauche immer jemanden der mitkommt. Das werde ich heute in Angriff nehmen. Klingt vielleicht lächerlich, aber ich werde mächtig stolz sein, wenn ich das geschafft habe.
    Ansonsten werde ich viel lesen u. vielleicht eine DVD ansehen. Und natürlich mich hier im Forum rumtreiben.

    Ich habe hier schon so viel für mich rausholen können und bin froh, mich hier angemeldet zu haben.

    Ein schönes Wochenende für Euch!

    Birgit (heute trocken!)

    Guten Morgen ihr alle,

    nun kann ich auch im offenen Bereich schreiben u. will mich kurz vorstellen. Ich bin 45 Jahre alt und Alkoholikerin.
    Nachdem ich sechs Jahre während meiner Ehe trocken war, baute ich nach der Scheidung einen Rückfall. Obwohl "baute" falsch ist; wenn ich heute ehrlich bin, dann wollte ich es noch mal wissen, ob ich nicht doch kontrolliert trinken kann. Ich eiere also seit 10 Jahren rum. Hier mal ne Therapie, da ein bißchen Gruppe, Monatelang trocken, Abstürze, noch ne ambulante Therapie... Immer wieder der Versuch, kontrolliert zu trinken und immer wieder auf die Schnauze fallen. Daran war nur "die Gruppe schuld; die verstehen mich nicht und so schlimm wie die bin ich doch nicht. Ich bin doch gar nicht abhängig, ich betreibe nur Missbrauch.."

    Ich habe mir nicht nur Hintertürchen offengehalten, das waren ganze Scheunentore. Mein Partner war mir in dieser Hinsicht auch eine "Hilfe", wenn er sagte "Du bist nicht abhängig, Schatz. Du trinkst nur manchmal ein bißchen viel."
    Mein krankes Hirn fand das natürlich klasse, hat in die Hände geklatscht u. gesagt "Darauf trinken wir erst mal einen.."

    Ich habe alle um mich herum belogen und betrogen. Habe meinem Freund, wenn er zu mir kam erzählt, daß das mein 1. Bier ist, was da vor mir steht, dabei standen schon 4 leere im Küchenschrank.
    Ich habe im Suff mit anderen Männern rumgemacht, war oft so voll, daß mir ganze Nächte der Erinnerung fehlen.
    Ich habe mein Handy vor mir selbst versteckt, wenn ich saufen wollte, damit ich nicht in Versuchung komme, meinen Freund anzurufen um ihm "mal richtig die Meinung zu sagen".

    Vor drei Tagen habe ich zum letzten Mal getrunken. Ich habe mir 6 Flaschen Bier geholt u. war sicher, die reichen, danach wollte ich ins Bett.
    Beim 5. wurde ich schon nervös, habe mir die Jacke angezogen und bin nachts u. im strömenden Regen zu meinem "Lieblingstürken" u. hab den aus dem Bett geklingelt, weil der schon zu hatte. Habe dann noch 3 geholt u. fand mich nur noch erbärmlich.
    Am nächsten Tag bin ich in meine Gruppe gegangen und habe zum ersten Mal ehrlich gesagt, daß ich wieder trinke. Bisher lief das so ab, wenn ich denn mal hingegangen bin, daß ich sagte "Ich bin B. ich bin Alkoholikerin und mir geht´s suuuper!"
    Ich habe dort also auch gelogen.
    An diesem Abend hab ich kapiert, daß ich mir nur selbst helfen kann, daß keine Gruppe u. keine Therapie der Welt mich trockenlegen kann.

    Tags drauf bin ich zum Arzt u. habe auch ihm erzählt, was los ist. Ich habe ein Medikament bekommen, das leicht sedierend wirkt (ohne Suchtpotential) u. heute ist mein 3. trockener Tag.
    Dieses Mal fühlt sich alles anders an. Ich bin nicht mehr so euphorisch wie all die anderen Male als ich "aufgehört habe zu trinken".
    Ich fühle mich sehr sehr klein.
    Ich habe verstanden, daß Alkoholismus eine schwere Krankheit ist, mit der man nicht rumspielen sollte. Und ich habe kapiert, daß ich mein Leben nicht mehr im Griff habe, wenn ich saufe.

    Und damit es nicht allzu schwer ist, sage ich mir "Nur heute werde ich nicht trinken." Das sage ich mir jeden Tag, bis daraus Jahre geworden sind.
    Wenn etwas sein sollte, kann ich jemanden aus der Gruppe anrufen. Und werde das auch tun. Telefonnummern habe ich jetzt genug. Die hätte ich schon früher haben können, wollte aber "niemanden belästigen". Blödsinn.

    Ich wünsche mir und euch gute 24 Stunden!