Beiträge von Lutiste

    Vielen Dank für Eure lieben Nachrichten!
    In den ersten Tagen nach seinem Tod war wahnsinnig viel zu erledigen. Man kam kaum zum nachdenken.
    Jetzt ist das "Gröbste" erledigt, die Trauerfeier ist vorbei.
    In der schlimmsten Zeit habe ich oft darüber nachgedacht, wie es ist, wenn er stirbt. Der Druck, die Sorgen, die Ängste, die Hilflosigkeit- das war so schlimm und erdrückend, das ich dachte, es muß eine Erlösung sein.
    Und jetzt, wo es so ist, ist da einfach nur Trauer! Er fehlt uns so! Die furchtbaren letzten Wochen sind weg. Ich versuche oft, mir diese Zeit ins Gedächtnis zu rufen, um die Trauer zu mildern.
    Vergleichbar ist diese Situation mit der Geburt meiner Kinder. Nie zuvor hatte ich solche Schmerzen, wie in den Wehen. Aber als meine Kinder in meinen Armen lagen, waren alle Schmerzen vergessen. Einfach vergessen.
    Wenn ich jetzt an ihn denke, springe ich automatisch 10 Jahre zurück. Sehe meinen Vater als frischgebackenen, stolzen Opa. Wie wir gemeinsam lachten, tanzten, Zeit miteinander verbrachten.

    Was mein Verhalten betrifft, erinnere ich mich leider gut an die letzte Zeit. Da kommt dann schlagartig das schlechte Gewissen. Was ich zu ihm sagte, wenn er betrunken anrief. Oder wie gnadenlos wütend ich war.

    Jetzt fangen bald die Osterferien an. Glücklicherweise geht es dann erstmal mit meiner Familie in den Urlaub. Für eine Woche weg hier. Ich glaube, das wird gut tun. Und nach langer, langer Zeit werde ich nicht ständig Sorgen haben, ob meine Mutter überfordert ist. Oder mir Sorgen machen, wie es meinem Vater geht.

    Liebe Grüße an Euch!
    Lutiste

    Nachdem sich sein Zustand gestern dramatisch verschlechtert hat, haben wir nachmittags den Notarzt informiert.
    Heute Nacht um 2 Uhr ist er dann auf der Intensivstation verstorben.
    Meine Mutter und ich konnten uns verabschieden. Als wir danach noch einmal bei ihm waren, sah er sehr ruhig und friedlich aus.

    Mein Kopf weiß, das er jetzt tot ist. Aber richtig begriffen habe ich es noch nicht.
    Auch die widersprüchlichen Gefühle müssen erst noch sortiert werden.

    Es muß so viel gemacht und erledigt, verstanden und besprochen werden...

    Ich danke Euch!

    Liebe Grüße von Lutiste

    Nein sagen ist ganz schön schwierig!
    Heute vormittag rief meine Mutter an und erzählte, das sie jetzt arbeiten gehen muß. Mein Vater läge seit gestern auf dem Fußboden und kommt nicht wieder hoch. Will aber keine Hilfe.
    Da sie erst heute abend wieder kommt, sollte ich nachmittags hinfahren um zu sehen wie es ihm geht.
    Sie weiß genau um meine Sorge wegen dem kalten Entzug und sagte wohl auch deshalb, das sie keinen Alkohol für ihn gekauft hat. So wie er jetzt da liegt kommt er also auch nicht an seinen "Stoff".
    Trotzdem sagte ich, das ich das nicht kann. Wir haben heute komplett andere Pläne- sauber machen, einkaufen, Hausaufgaben mit den Kindern. Außerdem habe ich den Kindern versprochen, ganz gemütlich das erste große Eis des Jahres in ihrer Lieblingseisdiele essen zu gehen.

    Und ich mag nicht schon wieder alles über den Haufen werfen, nur um zu sehen, wie sich mein Vater zugrunde richtet.
    Meine Laune ist danach IMMER mies, ich werde launisch und mache mir nur Sorgen. Das badet immer meine Familie aus. Ich will das heute einfach nicht!

    Meine Mutter machte mir keinerlei Vorwürfe, sagte sofort, das das okay ist. Aber da sitzt doch permanent ein kleines Stimmchen im Hinterkopf: "Unterlassene Hilfeleistung?" Packt er es 8 Stunden ohne Alkohol?

    Okay, sie hat ihm das Telefon hingelegt. Ich hoffe bloß, er ruft jetzt nicht wieder permant an. Sondern nur im Notfall.

    Hallo Yvonne!

    Auch Dir möchte ich sagen: Respekt! Aber zum besseren Verständnis: Du warst also Co und selbst Alkoholikerin? Ich wußte gar nicht, das das geht...

    Vom Ablösen bin ich wohl noch weit entfernt. Von ihm könnte ich mich jederzeit lösen, fürchte ich. So schlimm das klingt. Meine Hauptsorge ist meine Mutter. Und bis ich sie wirklich einfach machen lassen kann und mich komplett zurückziehen kann, muß wohl noch einiges passieren. Ich habe meinen Vater an diese Krankheit verloren. Meine Mutter darf nicht auch noch dabei draufgehen. Klingt das einigermaßen logisch? Oder verstricke ich mich wieder in Widersprüche? ;)

    Liebe Grüße von Lutiste

    Meinen allergrößten Respekt! Du hast es geschafft!
    Die Psychologen haben uns "durch die Blume" schon darauf vorbereitet, das mein Vater nie aufhören wird. Er hat für sich diesen Weg gewählt, quasi Selbstmord auf Raten.
    Nicht zu wissen wann, dafür aber zu wissen wie dieser Alptraum endet macht es schier unerträglich. Man kann nur zusehen.
    Das ist doch alles nicht fair...

    Danke, drybabe!

    Liebe Grüße von Lutiste

    Blümchen... Was für ein schöner Nickname! :) Hallo Du!

    Es scheint wirklich überall ähnlich zu sein.
    Ja, das schlechte Gewissen können sie gut machen. Manipulieren...
    Ich hatte noch nie soviele Selbstzweifel, wie in den letzten zwei Jahren.

    Die Kraft nehme ich gerne, dankeschön! Im Moment kommt es wieder dicke. Gut, das wenigstens das Wetter so schön ist. Das macht bei mir viel aus! ;)

    Liebe Grüße von Lutiste

    Hallo Oldie!

    Müllkübel- das trifft den Nagel auf den Kopf. So fühlt es sich tatsächlich oft an.
    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob meine Mutter dankbar ist, wenn ich meiner Wut freien Lauf lasse.
    Sie ist grundsätzlich die Böse, er beschimpft sie, macht Vorwürfe, schlägt nach ihr (bei einem Promillewert von 4,9 -ungelogen- trifft er natürlich nicht mehr...), ignoriert sie... Wenn es besonders schlimm ist, ruft sie mich an und bittet mich zu ihnen zu kommen. Weil ich die Einzige bin, die ihn ins Krankenhaus schaffen kann. Mit mir geht er mit. Und ich vermute, sie hat eher Sorge, das ich diese "Macht" verliere... Denn mittlerweile ist mindestens einmal wöchentlich ein Einsatz dieser Art nötig...
    Aber meine Schimpftirade scheint ihn kalt gelassen zu haben oder er hat sie vergessen, auch möglich. Vorgestern hat er mich wieder freudestrahlend empfangen und hat sich mitnehmen lassen...

    Aber besser ging es mir eindeutig, als ich mir endlich mal Luft gemacht habe! Und seitdem hat er auch nicht mehr angerufen... Also hat es wenigstens diesen Nutzen gehabt! :)

    Liebe Grüße von Lutiste

    Liebe Speranza!


    +++Er dröhnt sich so oder so die Birne zu ob du ihm geduldig zuhörst oder dir Luft machst. Du kannst es nicht beeinflussen er wird immer einen Grund finden zu trinken solange er von sich aus nicht einsieht dass er ein Problem hat.

    Das ist ganz bestimmt richtig... Mir spukt nur immer der Gedanke im Kopf herum: Was, wenn er jetzt durch mein Verhalten soviel trinkt, das er es nicht mehr packt? Sich quasi die Überdosis gibt? Fühle ich mich dann nicht den Rest meines Lebens schuldig? Das ist vermutlich Blödsinn...

    +++Wozu diese Rücksichtnahme? Verhält er sich auch so rücksichtsvoll dir und deiner Mutter gegenüber?

    Pfffff! Von Rücksichtnahme kann man bei ihm gar nicht mehr sprechen... Aber genau das wolltest Du hören, oder? ;) Du hast ja Recht... Aber es gibt tatsächlich einen Grund für mein "tätscheln": Wenn es wieder richtig schlimm ist, bin ich diejenige, die es schafft, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Meine Mutter ist grundsätzlich die Böse. Guter Cop, böser Cop! Mit ihr würde er niemals mitgehen, mit mir schon. Deshalb...

    +++Was deine Mutter macht oder wie sie es aushält ist auch nicht deine Sache sie ist ein erwachsener Mensch.

    Ja, und sie hat auch klar geäußert, das sie ihn NIE verlassen wird. Eben weil es ihm mittlerweile einfach so dreckig geht, das er in Nullkommanichts sterben würde. Das kann ich nicht einschätzen, dafür kenne ich mich zuwenig aus.
    Sie leidet nur so schrecklich... Diese Hilflosigkeit ist ein schlimmes Gefühl!

    +++Ich habe meinem Ex-Partner klipp und klar gesagt dass ich nichts mit ihm zu tun haben möchte wenn er trinkt. Dass es mir zuviel ist mich mit seinem Akoholproblem zu befassen und mein eigenes Leben so beeinträchtigen zu lassen.
    Ich bin total auf Distanz gegangen habe nur noch für mich gesorgt dass es mir gutgeht.

    Wie bist Du an diese Stelle gekommen? Was hat das ausgelöst? Ich wünschte, meine Mutter würde das auch tun. Letzte Woche war sie für ein Wochenende an diesem Punkt. Sie kam mit Koffer zu uns, ist bei uns eingezogen. Aber sie hat nur an ihn gedacht, hat sich Sorgen gemacht, ständig angerufen... Es ging ihr fast schlechter, als bei ihm! So wird das doch nie was!

    Wie auch immer: Danke! :)
    Liebe Grüße von Lutiste

    Hallo Lily!

    Herzlich Willkommen hier! :) Schön das Du hergefunden hast!
    Ich bin auch noch ein "Frischling" hier und mich erschrecken und erstaunen die vielen Lebensgeschichten jeden Tag aufs Neue. Jede ist auf ihre Art unterschiedlich und doch ähneln sich alle.

    Als ich Deine "Geschichte" las, habe ständig gedacht: "Jaaaa, das kenne ich!"

    Bei mir ist es mein Vater. Mit dem großen (!!!) Unterschied, das meine Mutter mit ihm zusammenlebt und ich mich nicht allein verantwortlich fühle.

    Du bist sicher nicht dafür verantwortlich, wenn sie betrunken Auto fährt. Ich habe mir damals auch die Frage gestellt, als ich mitbekommen habe, das mein Vater trotz erheblichen Alkoholkonsums Auto fährt.
    Aber ich wußte davon und konnte es einfach nicht mit mir vereinbaren. Ich hätte mich definitiv schuldig gefühlt, also habe ich, als ich wußte das er ins Auto steigt, heimlich die Polizei informiert.
    Und ganz ehrlich? Ich hatte und habe oft ein schlechtes Gewissen, aber zu dem Zeitpunkt nicht. Er hat nie erfahren, das ich es war, die ihn angeschwärzt hat.

    Die Angst und die Sorgen werden wohl irgendwie immer da sein, denke ich. Es kreist ja ständig im Kopf herum. Bei jedem Telefonklingeln erstmal der besorgte Blick aufs Display... Wer ruft an? Jedesmal beim Tür aufschließen: Wie finde ich die Person vor?

    Mir hilft es ungemein, wenn ich eine ausgiebige Runde mit dem Hund gehe. Letztens waren wir zwei Stunden im Wald- danach war der Kopf frei! Aber sowas von! :)
    Schnapp Dir Dein kleines Mäuschen und geh raus mit ihm. :)

    Es macht mich einfach traurig, wenn ich lese, das Du gerade frischgebackene Mama bist. Da möchte man die Zeit doch ganz anders nutzen. Meine Kinder sind größer, aber so ein Baby braucht viel, viel Kraft. Und davon investierst Du viel zuviel in Deine Mutter.

    Wie gesagt, ich stecke selber bis zum Hals im Mist und kann Dir nicht wirklich helfen. Aber hier sind viele, viele Andere, die das bestimmt können. :)

    Und vielleicht hilft es ja auch ein bissel, wenn ich sage: Du bist damit nicht alleine. Ich kann Deine Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen und drücke Dir feste die Daumen, das Du Dich bald besser fühlst, Lasten ablegen kannst und Dich auf Deine Familie konzentrieren kannst, wie es sein sollte!

    Ganz liebe Grüße und ein großes Kraftpaket schickt Dir Lutiste

    Ohjemine, meine Gefühle fahren Achterbahn...
    Auf der einen Seite bin ich gerade unglaublich wütend und wirklich sauer. Aber dann habe ich gleichzeitig Angst und mache mir Sorgen.
    Mein Vater rief mich eben an. Wieder sturzbetrunken. Normalerweise höre ich mir all die leeren Versprechungen, Lügen und "Liebeserklärungen" (er betont dann immer gern, wie sehr er mich doch liebt!) an, höre ihm zu, tue so, als verstünde ich ihn.
    Aber heute ist er zu weit gegangen. Er behauptete schlimme Dinge über meine Mutter. Dinge die nicht stimmen und die schlicht ein Schlag ins Gesicht sind. Meine Mutter erträgt ihn seit Jahren. Wie, ist mir ein Rätsel. Und dann solche Lügen über sie zu verbreiten ist eine Frechheit sondergleichen.
    Also schluckte ich diesmal nicht die Wahrheit runter, sondern knallte ihm die Wahrheit rücksichtslos an den Kopf.
    Zum Beispiel, das ich es widerlich finde, welche Lügen er erfindet. Das ich den Respekt vor ihm verloren habe. Das ich ihm kein Wort glaube und er anstatt zu reden einfach mal etwas tun soll. Ohne darüber zu reden. Das er sich an die eigene Nase fassen soll und er die Schuld nicht immer anderen zuschieben soll. Das ich glaube, das nicht meine Mutter und ich ihm am wichtigsten sind, wie er immer sagt. Sondern der Wodka.
    Er sagte dann nur das er später wieder anrufen würde. Er könne nicht sprechen, weil er zu verletzt sei.

    Ein klitzekleines bißchen tat es gut, das mal zu sagen und nicht immer nur zu denken... Aber was ist, wenn er sich jetzt noch mehr die Birne zudröhnt, stürzt und sich ernsthaft verletzt? Wenn er sich etwas antut, weil ich soetwas gesagt habe? Normalerweise bin ich seine Ansprechpartnerin Nr.1. Ich habe ihm immer zugehört, alles abgenickt und versucht ihn nicht zu sehr aufzuregen. Eben weil ich nicht Schuld sein wollte, das es NOCH schlimmer kommt. Und auch aus Sorge, das meine Mutter (die immerhin bei ihm wohnt) das ausbaden muß... Das war heute aber einfach zuviel.

    Vielleicht sollte ich zu ihm fahren und nochmal mit ihm sprechen... :?
    Andererseits macht es das aber vielleicht noch schlimmer...

    Wie geht Ihr mit Euren "Alkoholikern" um? Klartext? Abnicken?

    Hm... Es ist schwierig den richtigen Anfang zu finden. Und die richtigen Worte. Wo soll ich überhaupt anfangen?
    Mein Vater trinkt seit vielen Jahren. Schon ganz früher stand IMMER eine Flasche Ouzo im Kühlschrank. Jeden Tag nach der Arbeit wurde einer getrunken. Ganz früher war es wirklich nur ein Ouzo. Aber über die Jahre wurde es immer mehr und mehr.
    Seit ca. 10 Jahren (ich kann es nicht mehr genau sagen, aber so ungefähr kommt es hin...) hat er ein massives Alkoholproblem.


    Man sollte meinen, ich müßte Mitleid mit diesem Mann haben. In manchen Momenten (wenn er schlafend auf der Couch liegt...) überkommt mich tatsächlich soetwas wie Mitleid...
    Aber das ist sehr, sehr selten geworden. Ich erschrecke selber, aber meistens habe ich nur noch ein Gefühl: Wut!

    Er ist komplett uneinsichtig, redet großspurig daher, belügt seine Mitmenschen, manipuliert und zerstört.

    Und auch ich wäre gerne bereit, ihn machen zu lassen. Sie voll zu unterstützen...


    Ich mache mir solche schlimmen Sorgen um meine Mutter. Sie ist ein Wrack. Sie hält das nicht mehr lange durch.

    Ach, ich weiß doch auch nicht....
    Es ist alles so schwer! Verflixt.... :?

    Heute morgen dann wieder ein Anruf meiner Mutter. Er mußte wieder mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus. Aber diesmal kein Sturz, sondern er konnte nicht aufstehen, reagierte nicht auf sie. So genau habe ich sie wegen ihrer Aufregung nicht verstanden. Mal abwarten was da jetzt kommt.

    Viele Grüße von Lutiste