Hallo Sally,
das mit der Ausnahmesituation ist wirklich war. Viele Ehen gehen kaputt aber ich konnte mir nie vorstellen wie schlimm das wirklich ist.
Liebe Sally, auch wenn dein Mann keinen Alk mehr trinkt ist das kein Garant für eine glückliche Ehe, wei die Nüchternheit nicht unbedingt die Freude bringt, die sie verspricht. Nüchternheit bedeutet keine magische Heilung von Wut und Bezierungsproblemen. Ich habe es erlebt.
Der Rückzug zu meinem Mann war aber kein Fehler, weil ich erst dadurch diese Erkenntnis gewinnen konnte.
Das duch dich so allein und so hilflos fühlst ist normal. Auch nicht Co´s geht es so nach einer Trennung. Du hast alles verloren (deine Vergangenheit, deine erträumte Zukunft) und du hast soviel Kraft in diese Ehe investiert (Liebe, Zeit, Hoffung, Energie und Vertrauen in die Zukunft).
Nun ist das alles vorbei. Ich habe mich in der letzten Zeit gefragt (tu das auch und schreibe es auf) was ich an meinem Mann "früher" liebte und es war sehr viel und dann fragte ich mich was ich heute an meinem Mann liebe. Ich fand nur eine Antwort die mich erschütterte.
Die Antwort lautete: seine Anwesenheit
Du bekommst nichts mehr auf die Reihe? Sage dir immer wieder: Ich kann ohne diesen Mann leben, ich brauche diesen Menschen nicht um glücklich zu sein. Ich brauche nicht irgendeine Person um glücklich zu sein (10 x sagen). Du hast dein Kind. Stell dir vor du hättest deinen Sohn nicht mehr. Um wieviel schlimmer würde es dir jetzt gehen. Das mit deinem Mann wirst du überstehen. Ohne dein Kind würdest du nie wieder glücklich werden. Was ist nun wichtig im Leben? Bis du ohne Mann nicht´s wert? Seh die Trennung nicht als das Ende, sondern als einen Anfang an.
Ich versuche dies auch zu tun. Aber noch bin ich ja hier und ich frage mich ob ich nach meinem Auszug noch so stark bin. Bin im Moment sehr klar. Gestern hat mein Mann eine flasche Wein und 5 Bier konsumiert. Ist aber schon um 09:00 Uhr im Bett gewesen. Das war ja wohl echte Druckbetankung (es ist WE).
Was ich in meiner Ursprungsfamilie erlebt habe, war für mich bisher nicht weiter schlimm. Ich habe wahrscheinlich vieles verdrängt, vergessen und verleugnet (Selbstschutz). Aber meine anerzogenen Verhaltesmuster habe ich mit in die Ehe genommen. Viele Jahre war ich sehr glücklich bis mein Mann mit dem Alk anfing. Ich habe das allerdings erst viel zu spät registriert. Ich habe mich in den letzten Jahren (und auch du) mit ganz wenig zufriedengegeben.
Zitat: "In meinem Umfeld gibt es Menschen, die können nicht verstehen warum es mir immer noch schlecht geht..."
Liebe Sally, wer so etwas noch nicht erlebt hat, kann das auch nicht verstehen. Vor einigen Monaten hätte ich wahrscheilich ebenso gedacht. Schließlich bis DU doch geganen also sollte es dir jetzt auch sehr schnell besser gehen. Doch du bis ja nicht freiwillig gegangen sondern aus einer unerträglichen Situation geflohen. Das ist ein großer Unterschied oder? Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo um mit dem Schmerz einer Trennung umzugehen. Diese Menschen, ob sie es nun aussprechen oder nicht, erwarten von dir, dass du dich nun endlich zusammenreißt und dich mit deiner Lage arrangierst.
Liebe Sally, ich sage dir: Mit dir ist alles in Ordnung, ich gebe dir Halt und vestehe dich. Du hast die Kontrolle über deine eigenen kleine Welt verloren und das zu verarbeiten und zu akzeptieren kann lange dauern.
ICH fühle mir zur Zeit ganz gut. Ich habe schon die erste Miete/Kaution überwiesen und mich dabei sehr gut gefühlt. Am Montag ist Schlüsselübergabe. Das Zusammenleben hier wird immer unerträglicher. Mein Mann ranzt die Kinder an und sagt böse Dinge. "Deine Mutter ist bei ihrem neuen Freund" usw. Das ist alles sehr unschön - bestätigt mich aber in meinem Handeln und bewahrt mir meine innere Klarheit.
Ich hoffe, dass meine Klarheit anhält. Ich bin dann voll Tatendrang. Sollte das nicht der Fall sein kann ich nur abwarten bis es mir endlich besser geht oder ich schreibe dir - das tut mir gut.
Ich bin in Gedanken bei dir.
Deine Klarheit
P.S: Buch kaufen: TRENNUNGSSCHMERZ von Christina Basciano