hallo pingi
ich kann deine bedenken durchaus verstehen, ich bin selbst betroffenener.
aus meiner erfahrung kann ich dir ein paar dinge nennen zu deinen unten aufgeführten punkten.
zu punkt 1:
Zitat
1) Man muss den alkoholkranken "fallen lassen" so dass er gezwungen ist, wieder selbst Verantwortung zu tragen.
Woanders im www steht nun wieder: "lassen sie - wenn möglich - den alkoholkranken nicht fallen.
kann ich durchaus nachvollziehen. damit ist gemeint das man den kranken nassen alkoholiker nicht noch weiter in seiner trinkerei unterstützen solle. er muss sich bewusst werden das alles was er tut auch konsequenzen mit sich trägt und er allein dafür verantwortlich ist.
nasse alkoholiker sind meister darin andere menschen zu manipulieren und anderen die schuld für etwas zuzuschieben was sie selbst verbockt haben.
das fallenlassen ist auch ein schutz für angehörige, zu leicht wird man in die rolle als co-alkoholiker gedrückt, und wenn man da einmal drin ist, ist es auch nicht so leicht da wieder rauszukommen.
es ist schon so ganz richtig den nassen alkoholiker fallen zu lassen wenn er keinerlei einsicht zeigt und nicht bereit ist etwas zu ändern.
zu punkt 2:
Zitat
2) Der alkoholkranke muss selbst zur Einsicht gelangen dass er von sich aus etwas ändern muss.
Gegenaussage: Es kommt selten vor, dass sich der Alkoholkranke selbst zu einer Behandlung entscheidet und es liegt an der Familie und den Freunden, dass es so weit kommt.
das stimmt, der alkoholiker muss selbst zur einsicht kommen und den festen willen haben etwas zu ändern. ohne diese einsicht geht es nicht.
aber es stimmt auch, das ein alkoholiker der noch trinkt sich selten in behandlung begibt. ich habe mal gelesen, das gerade mal 10% aller alkoholiker jemals in behandlung kommen wegen ihrer sucht.
familie und freunde können da leider gar nichts tun, das einzige was sie tun können ist entweder auf den betroffenden einreden oder ihn ganz fallen zu lassen. niemand kann zur trockenheit gezwungen werden.
zu punkt 3:
Zitat
3) Der Alkoholkranke muss den eigenen Willen haben, etwas gegen seine Erkrankung zu tun.
Gegenaussage: Die Krankheit nimmt ihn den freien Willen zur Abstinenz.
auch das stimmt wieder. der alkoholkranke muss selbst bereit sein etwas zu ändern. ohne diese einsicht wird er niemals trocken werden.
die gegenaussage ist so gemeint, das ein nasser alkoholiker überhaupt keine wahl mehr hat ob er trinkt oder nicht. er muss trinken, ob er will oder nicht da sich sonst heftige entzugserscheinungen einstellen.
ohne fremde hilfe wird er es aber nicht schaffen. und um fremde hilfe anzunehmen, muss er erst bereit sein sich offen einzugestehen das er dem alkohol gegenüber machtlos ist und es aus eigener kraft nicht mehr schafft sich daraus zu befreien.
zu punkt 4:
Zitat
4) Der Alkoholkranke muss erst ganz unten sein, bevor er bereit ist, sich helfen zu lassen.
Meine automatische Frage dann dazu: Warum soll er ausgerechnet jetzt noch die Motivation haben, wo doch eh alles schon weg ist?
berechtigte frage. wann ein alkoholiker ganz unten ist, ist bei jedem individuell. der eine verliert seine familie und job, der andere muss erst unter der brücke landen bevor er die einsicht hat etwas zu ändern, der andere wiederum bekommt schwierigkeiten im job usw.
zu deiner frage:
leider ist es fakt, das viele alkoholiker keinerlei motivation mehr haben etwas zu ändern. manche würden es trotzdem gerne tun, haben aber nicht mehr die kraft dazu oder sie sind so verzweifelt das sie nur noch den einen ausweg suchen, indem sie sich das leben nehmen. manche jedoch erkennen das es so in ihrem leben nicht mehr weitergehen kann, und raffen sich ein letztes mal auf und holen sich hilfe. doch leider ist der weg aus der sucht ein sehr schwerer und steiniger weg. oft geht es 2 schritte vor und 1 wieder zurück, das macht es auch noch für viele alkoholiker so schwer sich überhaupt auf den weg zu machen. man muss außerdem bereit sein sein ganzes leben zu ändern, es ist nicht damit getan einfach nichts mehr zu trinken.
wenn sich dein ex zu einer behandlung entschließt, kannst du ihn auf seinen weg unterstützen und ihm zur seite stehen wenn du das möchtest. den ersten schritt muss er allerdings selbst machen.
ich hoffe ich konnte deine fragen beantworten.
grüße
NNGNeo