Beiträge von Jul Ja

    Hallo Matthias,

    Danke für deine Meinung … recht haste ja :lol:

    ist halt

    ... Ansichtssache,
    ... Einstellungssache,
    und letztendlich
    ... jedem seine Sache

    Für mich kann ich rückblickend sagen, dass ich mich in meiner Anfangseuphorie für „unsterblich“ und „mächtig trocken“ hielt.

    …endlich „den Absprung geschafft“ , den ersten Schritt gegangen in Richtung „nüchterne Veränderung“… diesmal mit einem anderen Gefühl im Bauch als die anderen Male.

    So oft schon versucht und jedes Mal war es die reinste Qual - aber diesmal so befreiend und so „echt“ … tolles Gefühl, keine Frage!

    „Trockenheit“ = Mein Ziel, zu dem ich mich vor kurzer Zeit auf den Weg gemacht habe. Auf diesem Weg werde ich mich verändern, mich und meine Wahrnehmung, und er wird mich mein Leben neu lernen lassen… Am Ziel bin ich noch lange nicht, aber werde ich das denn jemals sein….?!?! Vielleicht werde ich auch stolpern und von ihm abkommen... wer weiß das schon – Aber „man“ sagt ja, der Weg ist das Ziel und ich bin unterwegs. Das ist schön, auch wenn es nicht immer schön, nicht immer leicht ist.

    Euch allen eine ruhige Nacht ...
    viele liebe Grüße von der Julia

    Hallo Sunshine, Sven, Volkmar und alle anderen Mitstreiter und Mitleser,

    ja - ich redete von „Trockenheit“ und das nach so kurzer Zeit …

    Liebe Sunshine, du kamst dir „anmaßend“ dabei vor, Dich als „trocken“ zu bezeichnen. Und was soll ich sagen, ganz unabhängig von Deiner Aussage, habe ich gestern zufällig, genau dieses nochmals gehört; von einer seit 6 Jahren abstinenten Alkoholikerin!

    Schon seit Du mir am Montag geschrieben hast, denke ich immer wieder darüber nach, verstärkt natürlich seit gestern… Ich fand da nichts dabei, mich sogar schon nach 5 Tagen „trocken“ zu nennen – ich hab da einfach nicht weiter drüber nachgedacht. Dabei bin ich doch aber ein „Denker“ … warum merke ich in letzter Zeit nur immer öfters, dass ich anscheinend gar nicht so „tiefgründig“ bin, wie ich immer dachte. Nüchtern merke ich , dass ich oft Dinge einfach so daher sage, ohne drüber nachzudenken … die Worte hallen dann in mir nach und ich frage mich: „ey, was war das denn jetzt schon wieder!?!“ … das gibt mir schlimm zu denken.

    Vor allem stört nun vermehrt der Gedanke: „Bin ich vielleicht doch noch nicht so weit?“ … und schwupps … rollen schon wieder die Tränen … alles andere als trocken :cry:

    Wenn ich lese, wie clever andere Ihre ersten Schritte gingen … komme ich mir so maßlos dumm vor. Nach ein paar Wochen in den Urlaub fahren… *kopfschüttel* Ich kenn doch die Grundbausteine … und ich hab Euch… und dennoch … „ohne darüber nachzudenken…“ es wird einfach gemacht …. Peng :!:

    Die Quittung kam … ich habe mächtig gelitten … schon auf der Fahrt fing es an … Dieses Gefühl, dieser Druck … echt mies. Direkt nach Ankunft dann – Begrüßungssekt. Nein für mich nicht! Der erste Blick nach draußen – Bier trinkende Menschen, soweit das Auge reicht. Sie waren ÜBERALL, meiner Auffassung nach, hat NIEMAND dort KEIN Bier getrunken außer uns und die anwesenden Kinder. Das ging tagein, tagaus so … egal wo wir waren, am Strand, an der Promenade, im Café. Überall stank es nach Bier und ich hatte ständig das Gefühl, die Leute würden mich rufen und nett lächelnd mit der flachen Hand auf den leeren nassen Platz neben Ihnen klopfen, in Erwartung ich würde mich nun endlich dazu gesellen und eins mittrinken!

    Hab ich aber nicht :!:

    Das Alles war mehr als kräftezehrend… das hat mir so unendlich viel Energie geraubt, dass ich völlig erschöpft wieder zur Arbeit erschienen bin. Und nun merke ich, wie zerbrechlich mein ICH gerade ist. Es ist als umgibt mich eine Hülle aus hauchdünnem Glas… bei der kleinsten Erschütterung bricht die Hülle in Millionen kleine Splitter, die sich in mich bohren. Das tut weh.

    Gestern und heute bin ich auf Arbeit in Tränen ausgebrochen, wegen Nichtigkeiten … und dann tu ich mir auch noch leid. Jämmerlich!!!! Selbst Verschuldet!!! Nicht umkehrbar!!!
    Auch eine starke Unkonzentriertheit macht mir zu schaffen …

    . Volkmar
    So ein „Notfallplan“ ähnlich wie SternchenY das beschrieben hat klingt zu deinem Punkt 1) echt sinnvoll… „oberflächlich gedacht“ wollte ich erst schreiben: … warum machst Du Dir Gedanken über einen möglichen „ massiven Rückfall „ und das darauf Folgende … *kurz darüber nachgedacht und in Dich reinversetzt* … So ein „Notfallplan“, ähnlich wie SternchenY das beschrieben hat, klingt zu deinem Punkt 1) sinnvoll…
    Ich habe mir bisher keine detaillierten Gedanken zu diesem Thema gemacht … kann ich mir gerade auch nur schwer vorstellen…. einfach aus Stabilitätsgründen … Wenn ich in mich reinhorche, habe ich große Angst davor, mich damit auseinanderzusetzen :oops:

    Zu 2) … das ist ja genau „mein Thema“ :?
    … und auch wenn Du von Anfang an aufrichtig warst und Sie bereit ist, den „abstinenten“ Weg mit Dir zu gehen, mit allem was dazu und auch nicht dazu gehört, dann ist das ja nur die Theorie, die da besprochen wurde. Der Alltag, die Praxis, die zeigen dann, ob sie wirklich dazu bereit ist … Hat das etwas mit „zumuten“ zu tun?!? Immerhin hast Du diesen Weg eingeschlagen, um Dein Leben zu retten … Geht sie mit Dir, ist das toll. Sieht sie es aber als Zumutung, dann wird gemeinsam weitergehen eher schwierig … Und manchmal denkt „man“ auch nur, „man“ mute dem anderen etwas zu – dabei empfindet der Gegenüber es als etwas Schönes (aber wer ist eigentlich „man“ … :?::!::?: ) !?!).

    Schau was SternchenY berichtet: es bedeute für sie (bisher) keinerlei Einschränkung … und wie ich es herauslese, empfindet ihr Mann das ganz gegenteilig. Da ist es halt so grundlegend, offen miteinander sprechen zu können und dem auch regelmäßig „nachzugehen“ … Ich wünsche Euch von Herzen einen seeeehr langen, gemeinsamen Weg ….

    @ Sunshine
    Ich danke Dir dafür, dass Du mir hier so oft Deine Erfahrungen weitergibst und dafür, dass Du mich mit deinen klaren und klugen Hinweisen immer wieder zum Nachdenken anregst

    @ Sven
    Und Dir danke ich ebenfalls…. z.B. Für´s „anfeuern“ und „an meiner Seite sein“ …

    Euch allen eine Gute Nacht und viele Grüße von Julia

    @ Volkmar

    „Glückwunsch“ und „Respekt“ zu Deinen 10 Monaten.
    Eines schönenTages werde ich auch dort hinkommen… aber bis dahin ist noch (m)ein langer Weg zu gehen … Ich bin gespannt, durch welche Schluchten und vor allem welche himmlischen Gefilde er mich führen wird.
    :D

    Ich finde es ehrenwert, dass Du so mutig ehrlich deiner neuen Freundin gegenüber warst. Anders würde es aber auch nicht funktionieren. Wie Du schon sagst, der Partner muss „mitziehen“, sonst gefährden wir uns permanent selbst und das ist Nichts und Niemand wert! Ich muss leider gerade erfahren, dass das mit dem „mitziehen“ bei uns (noch) nicht so gut funktioniert. Mir wurde geraten, meinem Mann noch etwas Zeit zu geben, das möchte ich nun auch tun … und dabei hoffe ich von ganzem Herzen, dass sich seine Einstellung noch ändert. Ansonsten weiß ich nicht, wie und ob es mit uns weitergeht … :(

    Dass Du Dir noch keinen Urlaub zutraust, konnt´ ich, nachdem ich Deinen Thread gelesen habe, gar nicht so recht fassen … :wink:

    ... aber das ist eine definitiv kluge Entscheidung von Dir… ich kann nur sagen: mein Urlaub war ein einziges Desaster…

    Ich werde die Tage noch näher darauf eingehen, heute nur noch einige wenige Gedanken dazu:

    Wie naiv kann „man“ eigentlich sein!?!
    Meine Worte: „… ich halte mich für stabil genug“ – dass ich nicht lache! Ich hatte doch nicht die leiseste Ahnung, was auf mich zukommen wird und wie kann ich von Stabilität reden, nach noch nicht einmal zwei trockenen Monaten!?! Lächerlich Julia, einfach lächerlich!
    Nicht zu glauben, was in meinem Kopf vor sich ging und wie die Realität mir innerhalb kürzester Zeit ihre Fratze gezeigt hat!

    Dennoch bin ich konsequent meinen einsamen trockenen Weg entlang gegangen – Schritt für Schritt , ständig langsam, ständig wachsam, ständig nach links und rechts schauend (zu viel Schreckliches spielt sich da ab, überall sind sie und rufen nach mir, strecken mir ihre nass tropfenden, schlaff hängenden Arme entgegen, wollten mich packen, verführen, rufen mich, es stinkt, wollen mich von meinem Weg abbringen … ! )
    "MIT MIR NICHT MEHR!!!"

    Eine Gute Nacht an Euch Alle

    Hallo Sven,

    alles Liebe nachträglich zu Deinem Geburtstag

    Schön, dass Du trotz „Auf und Ab“ das Gefühl hast, es gehe „tendenziell leicht“ nach oben. Ich hoffe das ist kein Zweckoptimismus, denn einige Deiner Zeilen klingen schon echt bedrückt …

    Es ist toll, dass es noch einige Freunde in Deinem Leben gibt – ich hoffe ihr hattet einen gemütlichen Samstag- Abend miteinander. Ist aber schon n´ Ding, dass die alten Saufkumpanen es noch nicht einmal geschafft haben zu gratulieren.
    ... Kaum bist Du trocken, stehst Du Ihnen nur im Weg ....
    Wie es klingt, hat Dich das aber nicht traurig gemacht und das ist gut so.

    Hast Du mal überlegt, was Du alternativ zum Zeitpunkt des „Feierabendbierchens“ in Deinen Alltag einbauen könntest?
    Oder auch anders: Womit schickst Du das Teufelchen zum Teufel, wenn sich dieses miese Gedankengeschöpf mal wieder bei Dir meldet?

    Viele liebe Grüße sendet Dir
    die Julia

    Lieber Sven,

    danke, dass Du mich trotz Deiner eigenen, wie ich finde sehr traurigen Situation, mit Deinen Worten unterstützt.

    Ich hoffe, dass er im Nachhinein das Angebot der Suchtberatungsstelle annimmt und dort doch noch einmal ein Gespräch wahrnimmt. Wenn ich es ihm nicht wert bin, sich „damit auch noch zu beschäftigen“ wird es über kurz oder lang wohl keine gemeinsame Zukunft geben können. Meine Trockenheit ist mir wichtiger als alles andere! Und wie Du schon sagst: Er gefährdet mich mit diesem Verhalten. Ich hoffe, dass er einfach nur einen schlechten Tag hatte…

    Das war nur sinnbildlich gemeint ... Gewalterfahrung musste ich zwar leider schon mehrfach in meinem Leben machen, aber zum Glück nicht mit meinem jetzigen Mann. Das wäre dann auch ein sofortiger Trennungsgrund ohne Wenn und Aber. Obwohl Worte manchmal schlimmere Schmerzen verursachen, als so manch andere körperlichen "Delikte" ...

    Des Urlaubes wegen, wird es nun kein Zurück mehr geben. Ich halte mich auch für stabil genug und werde aber dennoch auf der Hut sein.

    Ich find es übrigens toll, dass Du mit den Kindern auf Entdeckungstour gegangen bist, der Beginn des neuen, tollen „Vaterseins“…. Glückwunsch
    :)

    Liebe Sunshine,

    vielen Dank auch für Deine Rückmeldung …

    Ihm Zeit geben und geduldig sein, genau das nehme ich mir vor. Deine Erfahrung, gerade auch die Sache mit dem „Geheimhalten“, zeigt ja ein ähnliches Verhalten. Und wenn ich mich in ihn hineinversetze, dann kann ich das auch „irgendwie“ nachvollziehen.
    Das Thema wird nicht ruhen (können) und ich hoffe dass nach und nach Veränderung in seiner Meinung und seinem Verhalten eintritt. Immerhin wird er auch an mir Veränderung bemerken und sehen, dass es diesmal „anders“ ist… dass ich es ernst meine! Ich hoffe, dass sich das Blatt zum Guten wendet.

    Im (Urlaubs-)Alltag wird er mich nicht mit Alk konfrontieren. Wenn er zweimal im Jahr ein Mix-Bier trinkt, ist das jede Menge und schon zu viel. Da brauche ich mir zum Glück keine Gedanken machen.

    Nochmals lieben Dank für eure Meinung.
    Ich wünsche Euch beiden und natürlich auch allen anderen hier ein schönes Wochenende …
    Viele Grüße von der Julia

    Hallo Red Phönix,

    wir beide sind in etwa gleichauf mit unseren fast vier Wochen. Ich verfolge deinen Thread von Anfang an. Wie Du Deinen Weg gehst, find ich klasse und es tut sich doch einiges!

    Aber da sind halt auch diese Tage und Momente in denen es mal nicht so läuft… Auch ich frage mich, wann ich denn endlich überzeugt davon sein werde, dass das nun MEIN WEG ist. Ich empfinde da so ein Misstrauen mir selbst gegenüber. Vielleicht ist es so ähnlich, wie du das meinst, wenn Du sagst: „…und ich frage mich, ab wann kann man das Gefühl haben, dass man sich auf einer Strecke des Weges befindet, wo man sagen kann „ es ist nicht nur eine Trinkpause oder der Beweis, dass es auch ohne Alk geht?“

    Obwohl ich tief im Inneren absolut überzeugt davon bin, dass ich den Rest meines Lebens kein Gift in Form von Alk mehr zu mir nehmen will, meldet sich das Teufelchen immer mal wieder und reißt seine dummen Sprüche, von wegen: „Ach komm schon – einmal ist keinmal…!“ - „Probiere doch nur noch einmal, Dir wird schon nichts passieren!“ … Aber hey … nach 20 versoffenen Jahren ist es wohl ganz normal, dass das nicht von heut auf morgen bzw. innerhalb von vier Wochen „wieder gut ist“.

    Für mich persönlich kann ich dieses Misstrauen in vielen gescheiterten Versuchen auf den trockenen Weg zu kommen begründen. Ich versuche mir nun Zeit zu geben und geduldig zu sein. Wie bitteschön macht "man" das nur :roll:

    Du hast so schön gesagt: „Denn eigentlich bin ich froh, dass es mir meistens so gut geht und ich wenig an Alk denke.“ Auch das kann ich unterstreichen – ich versuche dies ganz bewusst anzunehmen und nutze das zusammen mit den Grundbausteinen als Teil meines „Trockenfundamentes“

    Und mir ist noch etwas aufgefallen. Du schreibst: „Mich ärgert besonders, dass ich im Alk mit viel Lust kreative, fantasievoll und einfallsreich war.“

    Auch wenn „gute Sachen“ dabei herauskamen – Das warst nicht DU, es waren nicht DEINE „guten Sachen“… Und soll ich Dir mal was sagen…? Im Suff war ich auch so was von kreativ, gerade was das texten angeht … und nun … ich schreib hier kaum mal etwas, weil ich denke, dass das was ich Schreibe, absolut dämliches Gesülz ist … ich lese hier Texte, die mich fesseln, ich sitz dann mit weit aufgerissenen Augen davor und krieg meinen Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu … dann denk ich : Wo ist das nur hin ... dazu bin ich einfach nicht mehr in der Lage … Aber lieber nüchtern und „normal“ als falsch kreativ , falsch fantasievoll und falsch einfallsreich so wie ich es vorher war … Das bin nun ICH. Und das Gute an uns ist ja, dass wir uns ständig weiterentwickeln können, niemand bleibt stehen, wenn er das nicht möchte – und auch Kreativität und Fantasie können sich im trockenen Zustand ganz neu entwickeln, auf eine ganz eigene und echte Art und Weise.

    Freu Dich darauf und bleib auf deinem Weg. Übrigens kannst Du, wie ich auch, sehr stolz auf diese „echten“ 4 Wochen sein und wenn andere Menschen meinen, das bedeute nichts, dann gilt das nicht automatisch auch für Dich 8)

    Viele Grüße von Julia

    Liebe Mitstreiter und Mitleser …

    der Termin bei der Suchtberatungsstelle war heute wieder sehr wertvoll für mich. Allerding kam der nächste Dämpfer bereits, direkt als ich nach Hause kam und meinen Mann über den „Stand der Dinge“ informierte. Konkret hat mein Suchtberater angeboten, sich nochmal mit ihm zusammen zu setzen, um die Situation von offizieller Seite her aufzuzeigen, da er sich mehr als schwer tut, die Realität anzunehmen. Erst vor zwei Tagen meinte mein Mann zu mir: „Nicht schon wieder dieses Thema! Langsam müsstest Du doch mal da drüberstehen!“ Heute musste ich mir dann, auf das Angebot des Suchtberaters hin von ihm anhören: „Soll ich mich jetzt etwa damit auch noch beschäftigen!?!“ Das hat gesessen. Es hat so wehgetan, dass mir sofort die Tränen gekommen sind. Hätte er mir doch besser ins Gesicht schlagen sollen, das hätte weniger geschmerzt! :cry:

    Ich bin sehr enttäuscht und traurig über seine Reaktionen. Es tut weh, so allein zu sein. Und ausgerechnet morgen geht’s für 7 Tage in den Urlaub. Aber was soll´s: Näs-chen hoch, Blick nach vorn und einfach weitergehen … ich tue es immerhin für mich und niemanden sonst!

    es grüßt euch lieb
    Die Julia

    Liebe Sunshine 33,

    ganz und gar nicht habe ich es so verstanden, dass du Dich generell gegen Psychotherapie aussprichst… Ich hätte das anders formulieren sollen … das ist der Nachteil an der virtuellen Welt – geschrieben ist geschrieben … Aber ich denke, wir verstehen uns im Grunde doch ganz gut und richtig :wink:

    Dass Du Dir selbst so viele Jahre im Weg standest, ist schade, aber wohl Teil der Krankheit. Auch von Symptomen wie „Größenwahn“, „Maßlosigkeit“ und „Selbstüberschätzung“ hörte ich in diesem Zusammenhang des Öfteren ;) Umso wertvoller ist doch aber, dass Du vor so vielen Jahren die Kurve gekriegt hast. Du hast reagiert, bevor Du diese existentiell so bedeutungsvollen Dinge wie „Partner, Kind(er), Familie“ und auch „eine berufliche Aufgabe“ verloren hast… Das ist ziemlich cool und zu Recht kannst Du soo stolz auf Dich sein.

    Liebste Grüße von mir für Dich …

    Und sei es drum, dass ich nun noch gaaaaanz am Anfang stehe ... ich habe all das auch noch nicht verloren und bin sehr dankbar dafür und stolz darauf, nun auf Bewährung frei zu sein. Ich hab es selbst in der Hand :lol:

    Am Freitag habe ich den nächsten Termin bei meinem Suchtberater, ich freue mich darauf von Angesicht zu Angesicht darüber sprechen zu können, was mich derzeit beschäftigt & was mir auffällt – er ist derzeit der Einzige, mit dem das (echte) Reden „darüber“ möglich ist. Einzig mein Mann weiß noch Bescheid, aber ich traue mich schon gar nicht mehr, das Thema anzusprechen. Er hat vor einigen Tagen zu mir gesagt, dass er mich nie als Alkoholikerin gesehen hat und es ihm nicht möglich ist, diese Wahrheit anzunehmen. Zwar unterstützt er mich, aber einfach nicht so oft darüber reden… , das wäre ihm lieber.
    Auch deshalb denke ich, dass eine Therapie sehr sinnvoll ist. Und sollte dieses Thema, an das ich (noch) nicht ran möchte, zur Sprache kommen, werde ich stark genug sein, meinen Standpunkt vertreten zu können :!:

    LG von der Julia

    Liebes Forum ,

    die Geburtstagsfeier habe ich sehr gut hinter mich gebracht. Ich erinnere mich an die letzten Jahre, da habe ich bereits am Vormittag angefangen zu trinken, weil mir das immer alles „zu viel“ war. Zu viel Trubel, zu viele Erwartungen, zu viel zu tun, … Mit diesem Druck konnte und kann ich nur schwer umgehen. Nun habe ich einiges anders gemacht. Es gab zwar nach wie vor jede Menge zu tun, aber vordergründlich habe ich diesmal meine eigenen Erwartungen an mich selbst “ heruntergeschraubt“ … ich muss kein 5-Sterne-Buffet herrichten, ich muss auch nicht vier verschiedene (selbst gebackene) Kuchen anbieten, außerdem muss ich nicht alles allein machen! Und siehe da – es funktioniert dennoch – auch wenn es nicht allen gepasst hat, habe ich es geschafft, diesen Tag (für mich) so gut wie nie zuvor zu gestalten und das auch noch „stocknüchtern“!
    Meine Tochter ist gestern Abend selig kuschelnd an meiner Seite eingeschlafen, sie meinte noch: „Mama das war eine so schöne Geburtstagsfeier“ (Ich BIN stolz auf sie und mich) :D

    @ Sunshine33
    Es tut mir sehr leid für dich, dass Du Deine Mutter ebenfalls an diese „Allmacht“ verloren hast. Ja … „die Zeit …“ ! Das habe ich auch immer gehofft. Bei den meisten ist es wohl so … ich wünsch es Dir von Herzen!

    Die Sache mit dem ständigen Suchtdruck habe ich wohl etwas überzogen dargestellt. Sorry dafür … ! Ich erlebe es derzeit so, wie Du es auch beschrieben hast, ab und zu in Form von „Blitzlichtern“. Denen wende ich mich dann direkt ab, öffne mein Notfallköfferchen und nutze eines oder mehrere der wertvollen Dinge, die sich bisher darin angesammelt haben (vor allem hilft mir euer Tipp der da heißt: Trink Unmengen Wasser oder Tee … das klappt super). Mir hilft außerdem mein MP3-Player auf den ich „neue Musik“ geladen habe, wenn es die Situation erlaubt, gehe ich auch direkt hier ins Forum und lese einfach drauf los…

    Dass Du nie eine Therapie gemacht hast und wie Du das begründest, find ich so stark! Ich hatte selten so eine klare, eigene Meinung, hinter der ich auch noch stand. Ich hab mich immer anderen angepasst, hab mich selbst und meine Bedürfnisse nie so recht kennengelernt. Und nun, so Stück für Stück kämpfe ich mich hoch ans Licht und merke, wie sich alles wandelt, ich mich wandle. Ich kämpfe den Kampf gegen mich schon seit einigen Jahren und es ging immer voran, zwar sehr gemächlich, aber voran … und nun: in der kurzen Zeit meiner Abstinenz bin ich einige bedeutende und besonders große Schritte weitergekommen. Das macht mich stark und sollte ich Therapie machen, werde ich sicher in der Lage sein, mich klar zu äußern und ggf. auch Grenzen zu setzen. :!:

    @ Sven
    Schön, dass Dir Deine Therapie so gut bekommt. Wie Du Deine Situation (ich meine damit: mehr oder weniger allein zu sein) meisterst, finde ich nach wie vor mehr als bewundernswert. Da sind diese Gespräche sicher eine echte Stütze und Du hast halt die Möglichkeit, Dir Anregungen „von außen“ einzuholen Dass Du außerdem die reale Selbsthilfegruppe zum Austausch nutzt ist toll. Ich sehe das als etwas sehr Bedeutendes an. Leider kann ich aus beruflichen Gründen nicht zu einer realen SHG gehen. Das könnte mich meinen Job kosten. Daher waren auch die Suchtberatungsstelle und der Hausarzt für mich „am Anfang“ so eine überdimensionale Hürde. Ich habe mich dann aber mit deren Schweigepflicht beruhigt. Mein Suchtberater weiß, was für mich auf dem Spiel steht und rät mir ebenfalls von einem Treffen mit einer realen SHG ab.
    Deshalb bin ich mehr als dankbar, hier zu sein. Ohne dieses Forum, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin! Aber Quatsch! Klar wäre ich hier, hier in meinen vier Wänden. Allerdings in einem deutlich miserableren Zustand :oops:

    Ihr Lieben, ich wünsche nun allen eine Gute Nacht
    Viele liebe Grüße von der Julia

    Liebe Sunshine, liebe Samsara und alle anderen Mitleser und Mitstreiter …

    da wird es wohl noch viele derartige Erlebnisse geben … ich finde das, was Sunshine berichtet (auch nach einigen trockenen Jahren, plötzlich und ohne Vorankündigung Druck zu kriegen …) ziemlich beängstigend. Das bedeutet also, dass das nie aufhört. Es schlummert in uns – gestern habe ich irgendwo hier gelesen „wie ein ständig arbeitendes Hintergrundprogramm,…“ – das trifft es ziemlich genau. Das wird echt lebenslange, tägliche (Trockenheits-)Arbeit die mir da bevorsteht, halt die Freiheit auf Bewährung… Und das ist okay - ich will nicht mehr zurück! Es sind nun gerade mal 20 Tage. Ich bin so stolz auf mich, dabei ist das mehr als lächerlich … was sind schon 20 Tage!!!!!

    Heute an meinem 20. Tag hätte meine Mum Geburtstag gehabt … Die Nachricht, dass bei Ihr eine sehr aggressive Form der Leukämie diagnostiziert worden ist, wurde mir überbracht, da lag sie schon im Koma. Ich befand mich zu dieser Zeit (2004) gerade wegen schwerer Depression und einer starken Angststörung in einer Psychosomatischen Klinik. Sie war damals meine einzige „echte“ Bezugsperson draußen in der kalten Welt. Ich dachte, die wollen mich veralbern!!! Aber mit so etwas wird wohl nicht gescherzt! 14 Tage später war sie tot. Zwischendurch aufgewacht ist sie nicht mehr. Während unseres letzten Telefonates, einige Tage bevor sie es mir gesagt haben, habe ich Sie ziemlich zur Schnecke gemacht, weil wieder mal etwas nicht nach meinem Kopf lief. Sie war so oft mein „Prellbock“, dabei habe ich Sie aus tiefstem Herzen geliebt! Irgendwo habe ich mal gelesen, dass wir die, die wir am meisten lieben auch oft am meisten verletzen … Ich hätte mich dafür noch sehr gerne bei ihr entschuldigt. Sie wurde dann einfach verbrannt. Ich habe mich nicht mehr von ihr verabschieden können. An die Beerdigung kann ich mich kaum erinnern. Ich wurde in der Klinik eine lange Zeit mit kleinen blauen Pillen (Benzodiazepine) betäubt. Jetzt fällt mir gerade ein, ich hatte sogar einen Freund zu dieser Zeit. Er hat mich verlassen, kurz nachdem Sie gestorben ist. Das wurde ihm wahrscheinlich alles zu anstrengend … Das alles war vor 9 Jahren – ich habe nur selten darüber gesprochen und heulen ging auch nur, wenn ich mich fast besinnungslos gesoffen hatte. Ich habe vom ersten Tag an mit aller Macht verdrängt, jedes Mal wenn der Gedanke daran kam / kommt schreie ich innerlich dreimal ganz laut „NEIN!“ Und dann ist´s erstmal wieder weg … Nun weiß ich nicht, wie es kam … aber seit Juli diesen Jahres, hat das dreimalige „NEIN!“ nicht mehr so gut gewirkt. Um den Todestag rum (5.7.) heulte ich fast täglich - von ganz allein ist das passiert – auch tagsüber, auch nüchtern, selbst auf Arbeit und ich konnte mich nicht, wie sonst, wehren. Das waren sicherlich die ersten Anzeichen dafür, dass sich in diesem Jahr etwas verändert hat, dass ich mich verändert habe. Ich bin heute zum Grab gefahren, habe ihr Blumen und eine Kerze gebracht, aber ich konnte nicht weinen!!!! Trauer auf „Knopfdruck“ hat nicht funktioniert … wär irgendwie auch komisch! Jetzt laufen mir erst die Tränen und auch in den letzten Tagen ist mir das, auch aus anderen Gründen, immer mal wieder passiert.

    Ich wollte nächste Woche mit meinem Suchtberater besprechen, ob eine ambulante Suchtspezifische Therapie für mich in Frage kommen kann. Nun habe ich innerlich große Panik, dass , falls ich eine Therapie machen werde, da diese Geschichte bearbeitet wird und dass mich das überrollt und rückfällig werden lässt. Bewusst hatte ich definitiv nicht vor, die Geschichte aufzurollen und schon gar nicht, mich der Trauer zu stellen! Was macht das jetzt alles mit mir!?! Ich habe panische Angst davor! Soll ich nun viermal „NEIN“ schreien!?! - Bringt aber nix!

    Morgen steht der Kindergeburtstag meiner Tochter bei uns auf dem Plan, ich werde also versuchen, mich da jetzt nicht weiter reinzusteigern... Es bedeutet aber sehr viel für mich, dass ich das hier heute loswerden durfte...auch wenn es mir jetzt (noch) nicht besser dadurch geht :cry:
    Danke dass es dieses Forum gibt!

    Viele Grüße
    von Julia

    Liebe Mitleser und Mitstreiter,

    ich hatte heute meinen letzten Arbeitstag vor dem Urlaub – Zwei freie Wochen liegen nun vor mir, das erste Mal trotz Urlaub klar im Kopf , ich liebe es :) Direkt auf dem Heimweg hatte ich parallel zu diesem „Urlaubsgefühl“ ein kurzes Zusammentreffen mit meinem Suchtgedächtnis. War halt immer so… nach Hause und „rinn in kopp“ … erst recht im Urlaub ... Da ich im Auto saß, war es nicht schwer das schnell und unbeschadet zu überstehen... Viel Wasser und neue Musik (die von "früher" macht mir auch Suchtdruck ....) , dann war es schnell vergessen...

    @sunshine 33
    Das, was Du gestern noch geschrieben hast, lässt etwas Hoffnung in mir aufkommen. Ich glaube auch, dass ich irgendwann neue reale Kontakte zur trockenen Umwelt aufbauen kann. Bisher ließ meine (unter Alk hervorgerufene) soziale Inkompetenz, außer bei meinem Mann, keine Beziehung zu anderen Menschen entstehen. Aber bisher war ich auch eine Säuferin! Kein Wunder, dass ich mich nicht bemüht habe, trockene Kontakte zu knüpfen. Das hätte mir nur im Weg gestanden! Mein „Alk-Umfeld“ ist derzeit noch (neben meinem Job) meine einzige Verbindung zur Außenwelt. Leider zu einer ziemlich eingeschränkten und versoffenen Außenwelt :-O Das soll Geschichte sein – die Gewissheit, mich von den Leuten endgültig zu trennen, tut mir nicht weh oder leid … ich weiß nur noch nicht, wie ich das anstellen soll. Naja schon… immer wieder absagen halt … oder doch mit der Wahrheit auffahren … (???) Da ist sie schon wieder – diese Unsicherheit … Das betrifft wieder so „nun erzähl nich so´n Quatsch-Leute“ … Weißt Du, mit denen bin ich zusammen aufgewachsen, wir kennen uns fast ein Leben lang. In den letzten Jahren, seit ich vor ca. 5 Jahren schwanger wurde, habe ich den Kontakt schon immer mehr eingestellt. Das kam auch dadurch dass wir aufs Land gezogen sind, etwas entfernt von den anderen, die dann bisher nur äußerst selten (2 x) bereit waren, mich hier zu besuchen. Nun haben wir uns nur noch zu Geburtstags-Partys gesehen. Das wird also einer meiner nächsten Schritte sein, denn ich bin mit „Party schmeißen“ an der Reihe. Mein Geb. ist zwar schon ewig her, aber es hat nie so richtig gepasst und derzeit warten einige Leute auf die Einladung, die sie nie erreichen wird.

    Du hast außerdem geschrieben: „in unserer Sucht sind wir alle gleich“ … in einem meiner ersten Beiträge in der Vorstellung habe ich auch noch gemeint, ich wäre „anders“ – nur gut, dass mir direkt die Augen geöffnet worden (Danke an claro und Norbert) woraufhin ich ziemlich erschüttert gemerkt habe, dass dem nicht so ist. Ob ich nun selten vor 18 Uhr und weitaus nicht so viel, wie andere getrunken habe, darauf kommt´s nicht an – Sucht = Sucht ! Um jeden der das nicht begreift ist es schade, denn er oder sie wird es nicht leicht haben. Die „Alten“ wissen genau wovon sie reden – Euer Rat ist wertvoller für uns, als jede Aussage eines Arztes, nicht betroffenen Suchtberatern oder Therapeuten!!

    @ Samsara
    Das was Du schreibst, klingt logisch. Ich brauch mich nicht zu schämen!!! Danke, du Liebe

    @ Writer
    Für´s Rückgrat stärken und die aufrichtenden Worte auch an Dich ganz lieben Dank. –
    ich hoffe es geht Dir gut…?

    Viele Grüße von mir, an euch …

    Hallo meine lieben Weggefährten und „Fundamentbauhelfer“,

    ohne euch hätte ich mich wahrscheinlich ganz naiv in mein Unglück gestürzt. Ich nehme ernst was ihr sagt und ihr habt Recht, es wäre eine zu gefährliche Situation der ich mich dort stellen würde. Es ist alles noch sehr frisch und mein Fundament ist noch wackelig.

    Ich habe den ganzen Tag hin und herüberlegt… was mach ich nun, wie sage ich es, was sage ich …

    Habe dann kurzentschlossen angerufen und gesagt, dass ein wichtiger Termin dazwischen gekommen sei…. Besuch auf unbestimmte Zeit verschoben! Erbaut war er nicht gerade und auf einmal auch ziemlich kurz angebunden. Warum hab ich aber jetzt ein schlechtes Gewissen!?!!!!

    Ich sollte stolz und froh sein!

    Aber vielleicht verwechsele ich auch einfach das Gefühl. Vielleicht ist es nur die Gewissheit, dass ich den Kontakt in Zukunft meiden sollte und dann endgültig „allein“ bin, ohne „Eltern“ meine ich – sicher ist es das, was sich ungut anfühlt... Wobei er eh niemals für mich da war, also kein Verlust! Eigentlich müsste sich das doch jetzt gut anfühlen … ? mmh … das kommt bestimmt noch …

    Samsara
    danke für deinen Rat… meine Strategie wäre bestimmt „aushalten“ gewesen … , ob das mal nicht in die Hose gegangen wäre. Ich glaube (jetzt), dass ich noch zu instabil bin, um einfach die Beine in die Hand zu nehmen und wegzurennen…. Also besser der Situation gar nicht erst stellen. Nur traurig, dass ich da nicht von allein drauf gekommen bin – schäm mich etwas. Ich denke immer, dass ich schon so weit gekommen bin, aber das zeigt mir mal wieder, dass ich echt noch so was von am Anfang stehe …

    @ Frank & Pink Lady & Norbert
    … ich danke euch für eure Gedanken und das schildern eigener Erfahrungen … habt mir wohl mal wieder den A***h gerettet!!!

    @sunshine 33
    Vielen Dank für die Willkommensgrüße.
    Deine klaren Worte haben mich endgültig bei meiner Entscheidung unterstützt. Da wird wohl noch einiges auf mich zukommen („Trennung von Leuten, die der eigenen Trockenheit gefährlich sind.) … aber besser so, als irgendwann vor meinem Kind „besoffen inner Ecke zu liegen“ !!!! (DANKE !!!)

    Für heute genug…
    LG von der Julia

    Hallo nochmal liebes Forum,

    nun möchte ich mir doch noch etwas von der Seele schreiben…

    Ab nächster Woche habe ich (endlich) Urlaub. Der erste trockene Urlaub seit 20 Jahren  Ich freue mich riesig darauf, aber eines macht mir sehr zu schaffen. Es steht eine Prüfung für mich auf der Urlaubsplanung und ich hoffe, mein Fundament kommt dabei nicht straucheln. Ich habe schon jetzt Bauchschmerzen wenn ich nur daran denke…
    Ein zweitägiger Besuch bei meinem Vater steht an. Er wohnt seit einigen Jahren mit seiner „neuen Familie“ in einer anderen Stadt. Sie besitzen eine Pension mit Gastraum und natürlich Zapfhahn. Alle dort trinken täglich und finden das ziemlich normal. Genauso normal, wie ich es auch immer empfand. Nun ist meine Bindung zu diesen Leuten, einschließlich meinem Vater, nicht gerade das was man als liebevoll und innig bezeichnen würde. Es geht nicht über „Alltagsgeplänkel“ hinaus (Alles ok bei euch? Ganz schön warm heute, was? ) und dann: … ich mach mal´ n Bier für uns …

    Dem Besuch habe ich meiner Tochter zuliebe zugestimmt, sie wünscht sich so sehr das Baby zu begrüßen, was die Freundin meines Stiefbruders vor kurzem bekommen hat. Ich werde mit ihr allein dort hinfahren, da mein Mann während meiner ersten Urlaubswoche noch arbeiten muss. Ich habe also niemanden, der mich in der Situation stützen kann – doch natürlich … da ist ja mein Fundament, worauf ich vertraue! oder auch nicht? doch na klar! aber was ist, wenn……?!?

    Mit meinem Suchtberater habe ich derartige Situationen besprochen. Ich finde gut, dass er meinte, ich solle mich nicht vor jedem für mein „Nicht-Trinken“ rechtfertigen. Ein bestimmtes „Nein Danke, ich trinke nicht mehr!“ würde oft reichen. Wird das jetzt auch ausreichen? Ich sehe „diese Leute“ maximal zweimal im Jahr und bin nicht sicher, ob ich dort von meiner Sucht sprechen sollte. Denn worüber ich mir im Klaren bin ist, dass Sie das nicht akzeptieren würden. Die nehmen mich eh nicht für voll, haben keine Achtung vor mir und keine Ahnung von mir und meinem Leben. Ich glaube sogar, sie würden mich auslachen. Wenn ich andererseits sage: Nein, ich trinke nicht mehr! Werden sie mich ebenfalls auslachen. Ich stell mir folgende Erwiderung vor: „Nun erzähl nicht so´n Quatsch, trink schon!“
    Das macht mich gerade ziemlich traurig...
    :cry:

    Ich hoffe auf eure Gedanken/ Meinung / Ratschläge / Hinweise …?
    LG Julia

    Hallo Writer,

    danke für´s Willkommen heißen und Glückwunsch zu deinen nunmehr trockenen 5 Monaten.
    Das ist echt stark - vor allem wenn ich lese, was Dir in dieser Zeit alles widerfahren ist :( Meine Hochachtung dafür !

    Ich danke Dir außerdem für Deine gar nicht so "verworrenen" Gedanken und diese abgrundtiefe Ehrlichkeit, was Dein früheres Empfinden den Kindern gegenüber angeht. So krass wie sich das liest und so schlimm die Tatsache auch sein mag, aber DAS ist "Sucht" und genauso habe ich gefühlt. ich schäme mich dafür wirklich sehr.

    So nah wie ich meiner Tochter in den letzten Wochen gekommen bin, war ich ihr noch nie.

    Dein Fazit zur Frage: "Für wen eigentlich....?" finde ich sehr treffend und schlußendlich schaffen es sicher nur die, die es wirklich FÜR SICH SELBST tun und alles Gute was sich daraus auch für andere ergibt ist positiver Nebeneffekt.

    Viele Grüße an Dich und den Rest des Forums
    von der
    Julia

    Hallo Ihr Lieben,

    ich danke euch sehr für eure Rückmeldungen und euer „Willkommen“.

    Samsara

    …gewirkt hat es – das kann „man“ wohl sagen  Du machst mir Mut – und ich danke Dir dafür.

    @ garcia

    … gestern Abend, bevor ich eingeschlafen bin, habe ich über Deine Worte und mein Fundament nachgedacht. Wenn ich mir ein solches in solider und stabiler Form baue, dann mit dem Ziel dass es unzerstörbar wird. Dies bedarf einer guten Planung und ich muss mir Leute ins Boot holen, die etwas verstehen davon, die mir sagen, in welche Richtung ich gehen muss, um die notwendigen „Materialien“ für mein Fundament zu sammeln. Dabei fiel mir auf, dass ich die Planungsphase bereits ziemlich zügig hinter mich gebracht habe. Das Grundgerüst steht und scheint stabil zu sein. Das ist gut und ein toller Anfang. Ich denke dass „es“ bald den ersten Stürmen trotzen muss und deshalb bin ich froh, sogar schon Kontakt zu einigen sehr kompetenten „Bauhelfern“ gehabt zu haben, die mir wegweisende und für mein starkes Fundament unentbehrliche Hinweise gaben und weiterhin geben möchten. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich werde nun täglich, so gut es nur geht an ihm werkeln und wenn es bis in die Nacht dauert. Ich muss mich beeilen… habe ich doch so eine leise Vorahnung, dass es bereits sehr bald die ersten Böen geben wird und ob daraus nur ein leichtes Gewitter oder ein orkanartiges Unwetter hervorgeht, das ist ungewiss…
    Frank, du bist einer meiner „Bauhelfer“ und Deine Hinweise sind mir sehr wichtig - Danke für deine Gedanken.

    @Pink – Lady

    Es ist schön wieder von Dir zu lesen 
    Ich hoffe dass dieses „Hochgefühl“ noch ein wenig anhält und die stürmigen, weniger guten Tage auf sich warten lassen. Dein Ratschlag meine Zeit nun Neu und Sinnvoll zu gestalten, ist -so glaub ich- der wichtigste Teil des Fundamentes, was ich mir gerade errichte. Auch Dir, meine liebe „Bauhelferin“, ganz lieben Dank für den Rat.
    Ich habe mir schon einige Dinge überlegt – u.a. wird in der Garage bald ein Boxsack hängen, an dem ich mich jederzeit nach Lust und Laune „vergehen“ kann  Es gibt so viele Ideen, die ich nun sammeln und konstruieren werde.

    @ Norbert

    Ohne Dich, wäre ich jetzt nicht hier. Ich schätze deine Beiträge sehr und bin Dir von Herzen dankbar, dass Du mich von Anfang an begleitest und auch jetzt wieder „bei mir bist“.
    Deine Erfahrung teile ich. So oft habe ich es für meine Tochter versucht. Einen besseren Grund kann „man“ doch nicht haben! Und genau wie du es beschreibst, der Frust der dann entsteht, weil es wieder nicht funktioniert hat, nagt an einem und den anderen… In erster Linie tue ich es heute für mich und je mehr ich darüber nachdenke tue ich es natürlich untergeordnet auch für mein Umfeld, wen auch immer das alles betrifft.
    Nun stellt sich mir natürlich die Frage: Ist es ein Fehler so zu denken? Bin ich etwa doch noch nicht so weit wie ich dachte? Aber ich spüre es doch! Diesmal fühlt es sich so anders, so echt und ehrlich an.

    Ich weiß, es liegt nur an mir und ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben.

    Nun mache ich hier lieber einen Cut, möchte meine Gedanken ordnen... Ich wink mal in die Runde und sage allen Gute N8, diesmal ohne schlechtes Gewissen wegen zu viel Text. Ich habe gelernt, dass ich das hier darf und der Ordnung halber, ist es für mich einfach notwendig.

    Bis bald sagt die Julia

    Ich bin soweit und möchte mich heute vorstellen.

    Guten Abend an Alle.
    Ich bin Julia, 34 Jahre, Lebenslänglich Gefangene der Alkoholkrankheit, derzeit und hoffentlich für den Rest meines Lebens „auf Bewährung“ frei …
    Vor ca. 20 Jahren begann meine Säuferkarriere, von Anfang an habe ich fast täglich getrunken. „Dazugehören“ war damals mein Einstiegsgrund. Eine eigene Persönlichkeit bzw. Selbstbewusstsein hat sich in mir lange Zeit nicht so recht entwickeln wollen / können ... (?) „Mitläufertyp“ nennen die Menschen so etwas … keine eigene Meinung, keinen eigenen Modegeschmack, keine eigene Ausdrucksweise, alles Imitationen, jahrelang ... Familiär, in der Kindheit lief da recht viel schief, aber dazu später mehr.
    Die ganzen Jahre hat das tägliche Trinken einfach zu meinem Leben gehört, ich habe mir da komischerweise auch gar keine Gedanken drüber gemacht. 2008 habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt … ich wurde recht schnell schwanger, habe dann sofort auf eigene Faust aufgehört zu trinken (wenn ich daran denke, was da alles hätte passieren können … ) Kaum war das Baby da (stillen wollte einfach nicht funktionieren), schlichen sich die alten Trinkgewohnheiten langsam aber sicher und beständiger denn je, wieder ein. Da wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben hellhörig. Irgendwas stimmt doch hier nicht! Ach was!!? Schön, dass es Dir dann doch mal auffällt… kann ich dazu nur sagen. Seit 2010 habe ich also versucht meine Sauferei unter Kontrolle zu kriegen. Die dollsten Dinge und Strategien hab ich mir da überlegt, Bücher gelesen (im Suff … natürlich…sehr „effektiv“), Pläne geschmiedet und immer wieder alles über Bord geworfen, immer wieder bin ich gescheitert. Anfang diesen Jahres war ich ziemlich doll krank und in den ersten Tagen war trotzdem noch Bier in meiner Teetasse. Irgendwann konnte ich nicht mehr und habe aufgehört zu trinken (auch wieder einfach so und ohne ärztliche Kontrolle). Ich war so stolz und habe geschworen: „nie wieder!“ , 8 Wochen habe ich durchgehalten! Eine Geburtstagsfeier beendete diese schöne Zeit. Es war der klassische Rückfall: „Eins kannst Du doch heute ruhig mal trinken – ab morgen ist wieder Schluss!“ Wobei es über kurz oder lang so kommen musste. Ich spüre heute den Unterschied, wie ich die trockenen Tage erlebe und empfinde. Im März war es ein täglicher Kampf heute ist es so ähnlich wie „Verliebtsein“… Am Abend ist es ist das Letzte vorm Einschlafen und am Morgen … kaum habe ich die Augen aufgemacht - da spüre ich „Sie“ ganz bewusst, diese pure Nüchternheit. Das ist toll, ich liebe es. Wobei da sicher jede Menge Anfangseuphorie reinspielt ...

    Uuiih … jetzt seh´ ich gerade diesen „Roman“ – sorry dafür, habe mir vorgenommen kurz und knapp zu schreiben, jetzt seh ich, dass daraus nichts geworden ist … ich werde auch gleich zum Schluss kommen. Nur eines ist mir noch sehr wichtig zu sagen: Seit gerade mal etwas mehr als 14 Tagen bin ich hier angemeldet, was in dieser Zeit passiert ist, ist Wahnsinn ... ich kopier´das jetzt einfach mal aus meiner Vorstellungsrunde -:
    „ Mir geht es gut, dennoch bin ich hin- und hergerissen … das ging auf einmal alles so unglaublich schnell. Ich hatte mich hier angemeldet, nur um mal zu schauen. Einfach um zu sehen, ob „da draußen“ jemand ist, der versteht worum es geht … einen konkreten trockenen Plan, hatte ich beim besten Willen nicht. Das Ziel stand fest, aber WANN und WIE … das stand in den Sternen. Dann wurde ich hier sofort angenommen und aufgefangen. Das hat mich so dermaßen motiviert, dass ich (wie Angela so schön formuliert hat ;) Nägel mit Köpfen gemacht habe. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, meinem Hausarzt gegenüber auszusprechen, was mit mir los ist. Geschweige denn, einen Termin bei der Suchtberatungsstelle zu vereinbaren!?! (IST NUN ALLES PASSIERT!) Ich danke allen Beteiligten von Herzen für den „virtuellen Tritt in den A****h“ und das „Augen öffnen“ … Es fühlt sich gut und richtig an, dennoch habe ich mächtige Angst davor, es wieder einmal nicht zu schaffen. Wieder zu enttäuschen, erneut mein Gesicht zu verlieren, vor meinem Mann und der Kleinen … Wobei ich mit geradem Blick nach Vorn sagen kann, dass ich zwar mal wieder diese ersten Schrittchen gegangen bin, aber so weit wie ich bis jetzt geschafft habe, war ich NIEMALS zuvor. Das macht mir Mut und ich freue mich über jeden weiteren trockenen Tag. „

    so.... nun ist aber gut... nochmals SORRY für diesen elendig langen Text, das musste jetzt aber alles raus.

    ... Liebes Forum , ich freue hier zu sein, das Lesen und Schreiben gibt mir sehr viel Kraft und Mut …
    DANKE dafür
    sagt Julia